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Anlage Jurybegründungen - RIS

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Dieses Konzept ist so spannend und überzeugend, dass gleich zwei Festivals außerhalb<br />

Münchens zugesagt haben, Folgeaufführungen zu realisieren. Die Zusammenarbeit mit<br />

renommierten Musiker/innen spricht dafür, dass eine Umsetzung des Projektes auf einem<br />

sehr hohem Niveau zu erwarten ist. Daher befürwortet die Jury die Förderung des Projekts<br />

„Sommertag" mit einem Betrag von 55.000 €.<br />

Testset GbR/Gesche Piening: „Kunst von glücklichen Künstlern"<br />

Testset, das sind die Schauspielerin und Regisseurin Gesche Piening und der Medienkünstler<br />

und Designer Ralph Drechsel. Mit ihrem einigermaßen provokanten Projekt „Kunst von<br />

glücklichen Künstlern“ möchten sie den Standortvorteil der Stadt München dadurch signifikant<br />

erhöhen, dass ihre Gruppe Testset der Stadt ihre kreativen Ressourcen zur Verfügung<br />

stellt, und zwar durch saubere, man könnte auch sagen, faire Kunst. Dabei folgen sie dem<br />

Denkansatz, dass – analog zur artgerechten Hühnerhaltung – ein glücklicher, weil von ökonomischen<br />

Zwängen befreiter Künstler, mehr oder bessere Eier legt, in diesem Fall die bessere<br />

Kunst erzeugt. Dafür benötigt er wiederum Zeit, die ihm die Stadt in Form einer Förderung<br />

schenkt.<br />

In 15 Testsets wollen sie diese Hypothese unter Beweis stellen und der Stadt eine Rendite in<br />

Form von Kunstgenuss bzw. gehobener Freizeitgestaltung auszahlen. Rendite wird in der<br />

Regel von einer Firma erwirtschaftet, also verpacken sie ihr Projekt in eine Firmengründung,<br />

die vor den Augen der Öffentlichkeit stattfinden soll, zum Beispiel in Form einer öffentlichen<br />

Bilanzierung, einer Pressekonferenz im World-Wide-Web, einem Investorenstammtisch, einem<br />

Geschäftsbericht, einer offiziellen Labeleröffnung oder einem Hörbuch. Der Projektantrag<br />

spielt intelligent mit den Stereotypen von Marketing und Verkauf, experimentiert mit der<br />

Selbstreflexion von Künstlern, stellt sie in den ihnen sonst fremden Zusammenhang mit<br />

Mehrwerterzeugung und behauptet: „Unser Ziel ist die absolute Bereicherung“. Die Jury ist<br />

neugierig auf die dramaturgische und performative Umsetzung dieses Experiments und befürwortet<br />

eine Förderung mit 30.000 €.<br />

Theater FischundPlastik/Eos Schopohl: „Wellen - eine Suche nach dem verlorenen<br />

Ich“<br />

Eos Schopohl und ihr Theater FischundPlastik erkunden seit vielen Jahren fremde Spielorte.<br />

Ihr Thema ist die kulturelle Identität von Menschen. In zahlreichen Projekten hat Eos<br />

Schopohl mit einem bewährten Team seit 1993 transnationale Projekte mit internationalen<br />

Darstellern auf die Bühne gestellt und dabei einen klugen Umgang mit literarischen und dramatischen<br />

Texten bewiesen. In ihrem neuen Projekt wird sie mit zwölf Schauspielern verschiedener<br />

Sprachen und Nationen die literarischen Figuren aus Virgina Woolfs „Wellen“ mit<br />

den Schicksalen und Identitäten von Menschen aus den Kolonien verknüpfen, die Großbritannien<br />

vor dem Zusammenbruch des britischen Empires beherrschte. Damit sollen die<br />

Spätfolgen der Kolonisation aufgezeigt werden: Viele Menschen fliehen aus diesen Gebieten,<br />

in denen heute Krieg oder Armut herrscht, in die erste Welt. Sie erleiden einen Bruch in<br />

ihrer Biografie, da sie ihren gesellschaftlichen Status verlieren und nicht mehr als Individuen<br />

wahrgenommen werden. In einer Art Überblendungstechnik legt Eos Schopohl die tatsächlichen<br />

Biografien der Darsteller über die der Romanfiguren, spiegelt das Vertraute im Fremden<br />

und betont die Schnittmengen der verschiedenen Charaktere. Mit der leerstehenden<br />

Kantine der Bayernkaserne hat die Regisseurin einen Spielort gewählt, der die gesellschaftliche<br />

Brisanz des Themas zum Tragen bringt, sind dort doch Asylbewerber untergebracht. Die<br />

Jury ist gespannt auf eine intelligente und auch literarisch anspruchsvolle Auseinanderset-

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