Hilfen für psychisch kranke Menschen in Rheinland-Pfalz
Hilfen für psychisch kranke Menschen in Rheinland-Pfalz
Hilfen für psychisch kranke Menschen in Rheinland-Pfalz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der vor etwa 15 Jahren begonnene Reformprozess hat Entwicklungen im<br />
ganzen Land Rhe<strong>in</strong>land-<strong>Pfalz</strong> angestoßen. Die strukturellen Voraussetzungen<br />
zur E<strong>in</strong>lösung der Ziele der Psychiatrie-Reform s<strong>in</strong>d gelegt. In allen rhe<strong>in</strong>landpfälzischen<br />
Landkreisen und kreisfreien Städte gibt es Personen, die mit der<br />
Koord<strong>in</strong>ation der <strong>Hilfen</strong> für <strong>psychisch</strong> <strong>kranke</strong> <strong>Menschen</strong> beauftragt s<strong>in</strong>d. Diese<br />
Psychiatrie-Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>nen und -Koord<strong>in</strong>atoren haben kommunale Psychiatrie-Beiräte<br />
etabliert. Diese Beiräte s<strong>in</strong>d der Ort, wo die Entwicklung der Psychiatrie<br />
auf kommunaler Ebene zwischen den Beteiligten verhandelt wird.<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser guten Strukturen wird es <strong>in</strong> Zukunft stärker um die<br />
Bearbeitung <strong>in</strong>haltlicher Fragen und Themen gehen.<br />
Dazu gehört auch und vor allem die Frage, wie die Geme<strong>in</strong>depsychiatrischen<br />
Verbünde ihre regionale Versorgungsverpflichtung <strong>in</strong> Gänze umsetzen können.<br />
Damit geme<strong>in</strong>t ist, dass sich alle Anbieter und Verantwortlichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region<br />
für alle <strong>psychisch</strong> <strong>kranke</strong>n <strong>Menschen</strong> dieser Region zuständig erklären und jedem<br />
e<strong>in</strong>zelnen <strong>Menschen</strong>, unabhängig von der Schwere oder Art se<strong>in</strong>er Erkrankung,<br />
e<strong>in</strong> tragfähiges Hilfeangebot machen. Hierzu zählen selbstverständlich<br />
auch aus der Forensik entlassene Patient<strong>in</strong>nen und Patienten. Ihre Wiedere<strong>in</strong>gliederung<br />
<strong>in</strong> die Gesellschaft kann nur erfolgreich se<strong>in</strong>, wenn sie auch <strong>in</strong> der<br />
Geme<strong>in</strong>depsychiatrie „ankommen“.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Herausforderung ist es, der noch immer bestehenden Stimatisierung<br />
und Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>psychisch</strong> <strong>kranke</strong>r <strong>Menschen</strong> entgegen zu wirken.<br />
Falsche Vorstellungen und negative E<strong>in</strong>stellungen gegenüber seelisch Kranken<br />
entstehen zunächst durch den Mangel an Wissen <strong>in</strong> der Bevölkerung über Ursachen,<br />
Symptome, Verlauf und Therapie <strong>psychisch</strong>er Erkrankungen. Sie entstehen<br />
auch durch e<strong>in</strong>en Mangel an persönlicher Begegnung zwischen <strong>psychisch</strong><br />
Erkrankten und „gesunden“ Personen. Aufklärung über <strong>psychisch</strong>e Erkrankungen,<br />
ihre Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten tun deshalb genauso<br />
Not wie die Förderung persönlicher Begegnungen.<br />
<strong>Menschen</strong> brauchen die Chance, ihre Potenziale zu entwickeln und entsprechend<br />
ihren Fähigkeiten tätig zu se<strong>in</strong>. Arbeit stellt auch e<strong>in</strong>e wichtige therapiesichernde<br />
Unterstützung und Rückfallprophylaxe dar, denn ohne Arbeit bzw.<br />
„Tätigse<strong>in</strong>“ werden erfolgreich durchlaufene mediz<strong>in</strong>ische und psychosoziale<br />
Maßnahmen <strong>in</strong> Frage gestellt. Dabei gilt es, den Fokus nicht alle<strong>in</strong> auf den „ersten“,<br />
„zweiten“ oder „dritten“ Arbeitsmarkt zu beschränken. Es geht letztlich<br />
darum, geme<strong>in</strong>sam mit den <strong>psychisch</strong> <strong>kranke</strong>n <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong>dividuelle Formen<br />
s<strong>in</strong>nvoller Tätigkeit aufzuspüren und sie dabei zu unterstützen.<br />
Diese und weitere Herausforderungen können nur geme<strong>in</strong>sam bewältigt werden.<br />
Geme<strong>in</strong>sam heißt im Trialog - also im Austausch auf gleicher Augenhöhe<br />
zwischen professionellen Helfern, Psychiatrie-Erfahrenen und Angehörigen.<br />
Auch wenn der Trialog <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<strong>Pfalz</strong> noch längst nicht überall selbstverständlich<br />
ist, so ist er doch weit gediehen. Das ist dem Engagement aller<br />
Akteure zu verdanken, die diesen gleichberechtigten Austausch fördern und beleben<br />
und damit die Grundlage schaffen für e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung der <strong>Hilfen</strong><br />
für <strong>psychisch</strong> <strong>kranke</strong> <strong>Menschen</strong> und ihre Angehörigen.<br />
Die Integration durch Beschäftigung und Arbeit <strong>psychisch</strong> <strong>kranke</strong>r und beh<strong>in</strong>derter<br />
<strong>Menschen</strong> ist e<strong>in</strong>e weitere, bisher nur unzureichend gelöste Aufgabe.<br />
Psychiatrie-Erfahrene kritisieren zu Recht, dass ihr Recht auf Arbeit und Beschäftigung<br />
noch längst nicht zufriedenstellend e<strong>in</strong>gelöst ist. Psychisch <strong>kranke</strong><br />
10 11