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Der grosse - Robert Kropf

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Mister Nobu<br />

zählt heute<br />

zu den erfolgreichsten<br />

Köchen der<br />

Welt. Forbes<br />

listet ihn als<br />

einen der fünf<br />

Bestverdiener<br />

seiner Branche.<br />

<strong>grosse</strong><br />

<strong>Der</strong><br />

Fisch<br />

Er betreibt 19 Lokale auf vier<br />

Kontinenten, ganz Hollywood isst<br />

bei ihm und <strong>Robert</strong> De Niro ist sein<br />

GEschäftpartner. Nobu Matsuhisa<br />

ist der erfolgreichste japanische<br />

Koch der Welt. Das Schaufenster<br />

traf den sushi-Meister zum Interview.<br />

Text: <strong>Robert</strong> <strong>Kropf</strong><br />

24 schaufenster


Fotos: NOBU/Steven Freeman, Eiichi Takahashi - ‚nobu‘ by Shibata Publishing Co. Ltd<br />

die Vorgeschichte: Vor 20 Jahren geht der<br />

Hollywood-Schauspieler <strong>Robert</strong> De Niro<br />

in das kleine Lokal „Matsuhisa“ in Los Angeles.<br />

De Niro dürften die Sashimis von Nobuyuki<br />

Matsuhisa geschmeckt haben: „Wenn du noch<br />

ein weiteres Restaurant in New York eröffnen willst, dann<br />

ruf mich an“, sagte De Niro. Er rief an. Das Ergebnis: 1994<br />

entstand „Nobu“, ein Unternehmen von <strong>Robert</strong> de Niro,<br />

Richie Notar, dem Hollywood-Produzenten Meier Teper<br />

und Nobu selbst. <strong>Der</strong>zeit betreiben die vier Herren 19<br />

Nobu-Restaurants auf vier Kontinenten, die der Sushi-<br />

Meister konsequent besucht. Das Schaufenster traf ihn<br />

auf seiner Lokal-Visite in Hongkong.<br />

Sie kommen gerade aus Japan, fliegen morgen<br />

nach Hawaii, in drei Tagen weiter nach Los Angeles.<br />

Wie geht es Ihrem Jetlag?<br />

Ich habe keinen. Erstens esse ich gesund, zweitens fliege<br />

ich immer in eine Richtung rund um den Erdball.<br />

Das hilft enorm.<br />

Wo werden Sie demnächst ein Nobu eröffnen?<br />

In Kapstadt. Dann sind wir auf allen fünf Kontinenten<br />

vertreten. Wir verhandeln intensiv mit Moskau und<br />

Mexiko City. Und mein Interesse in Berlin ist groß.<br />

Und Wien?<br />

Black Cod à la<br />

Nobu ist neben<br />

den Sashimis<br />

der Klassiker<br />

in seinen<br />

Restaurants.<br />

<strong>Der</strong> in weißem<br />

Miso marinierte<br />

Fisch wird von<br />

einer Hajikami-<br />

Soße begleitet.<br />

Wir bekommen jährlich rund 50 Anfragen von möglichen<br />

Partnern, die mit uns ein Nobu eröffnen<br />

wollen. Aus Wien hat noch keiner angefragt.<br />

Und wenn einer anruft?<br />

Bisher stand Wien noch nicht auf meiner kulinarischen<br />

Landkarte. Aber warum eigentlich nicht? Wir haben ja<br />

auch Nobus in Mailand und St. Moritz eröffnet. Die laufen<br />

übrigens ausgezeichnet.<br />

Die Globalisierung der Küchen scheint also voranzuschreiten,<br />

oder?<br />

Es gibt keine Barrieren mehr zwischen den Küchen. Japaner<br />

essen weiße Trüffel, Italiener jede Menge Sushi. Die


Mister Nobu<br />

<br />

Nobus Welt ist eine Mischung aus<br />

Dekor von David Rockwell (rechts),<br />

Hollywood-Stars und raffinierter New<br />

Style Sashimi-Küche. Sein neuester<br />

Streich: das „Wakiya“ von Yuji Wakiya<br />

im Gramercy Park Hotel in New York,<br />

das er betreibt (rechts oben).<br />

Küchen dieser Welt wachsen zusammen.<br />

Essen ist Kultur, wie die Mode.<br />

Wenn etwas Neues geschaffen wird<br />

und gut ist, dann interessiert es Menschen<br />

auf allen Kontinenten.<br />

Das freut nicht alle. Ihre Kritiker<br />

meinen, Sie und Ihre Kollegen<br />

Ducasse, Ramsay und Robuchon<br />

betreiben die McDonald’s-Ketten<br />

der Haute Cuisine.<br />

So reden Neider oder Menschen, die<br />

nichts vom Essen verstehen. Wir arbeiten<br />

in Teams, überall sind Köche,<br />

die bei mir gelernt haben. Nach drei<br />

bis fünf Jahren eröffnen meine Restaurants.<br />

Sie wissen, was Nobu ausmacht,<br />

sie kennen mich persönlich.<br />

Und alle zwei, drei Monate komme<br />

ich in den Restaurants vorbei.<br />

Also schmeckt Nobu-Essen überall<br />

gleich?<br />

Nein, das geht gar nicht. Nobu<br />

schmeckt überall ähnlich, aber es<br />

gibt kleine Unterschiede. Jedes Land<br />

hat andere Zutaten, das Wetter ist anders,<br />

die Fische sind anders. Ein Beispiel:<br />

Japanische Sojasauce schmeckt<br />

anders als chinesische, als amerikanische.<br />

Auch wenn es die gleiche Sauce<br />

vom gleichen Hersteller ist. Manche<br />

sind salziger, manche dunkler. Das verändert die<br />

Speisen. Nicht generell, aber in Nuancen.<br />

Wäre Nobu heute auch dort, wo er ist, ganz ohne<br />

Hollywood und Schauspieler?<br />

Ich würde lügen, wenn ich Ja sage. Oft stehen 20 Paparazzi<br />

vor meinem Lokal in Los Angeles, günstiger<br />

bekommt man Werbung nicht. Außerdem ist <strong>Robert</strong><br />

De Niro mein Geschäftspartner. Es hilft, ja, aber<br />

es verändert mich nicht. Ich haben meinen Kochstil<br />

entwickelt, da kannte ich noch keine Stars.<br />

Wissen Celebrities überhaupt, was Sie da auf<br />

dem Teller servieren?<br />

Haben Sie schon mal Brad Pitt mit schlechtem Essen<br />

gesehen? Oder Madonna mit Hamburger? Viele Promis<br />

haben einen sehr guten Geschmack, sie wissen viel<br />

über gesunde Ernährung. Manche haben gar keinen<br />

Geschmack. Das ist wie im wirklichen Leben.<br />

Ihre Gäste haben<br />

viel Geld. Verändern<br />

reiche Menschen den<br />

Stil des Essens in Restaurants?<br />

Ja und nein. Schauen Sie nach Las Vegas. Vor zwanzig<br />

Jahren gab es dort nur Junkfood. Heute hat jeder Top-<br />

Chef ein Restaurant dort. Es ist immer gleich: Wo viel<br />

Geld ist, gibt es gutes Essen. Das war auch schon bei den<br />

Kaisern und Königen so.<br />

Sind Ihre Gäste enttäuscht, wenn Sie nicht persönlich<br />

in Ihren Lokalen anzutreffen sind?<br />

Ich bin ja anwesend. In meiner Küche steckt „kokoro“,<br />

das heißt auf Japanisch Herz. In jedem meiner Gerichte<br />

steckt ein Teil meines Herzens. Kokoro kann man nicht<br />

am Teller sehen, kokoro fühlt man beim Essen. So bin ich<br />

jeden Tag in jedem Restaurant, wenn die Menschen meine<br />

Speisen essen. Das schätzen sie an mir. u<br />

Wo Geld ist, ist gutes Essen. Das war<br />

schon bei den Königen und Kaisern so.<br />

Start in Japan<br />

Mit 18 Jahren startete er seine sieben<br />

Jahre dauernde Lehre bei seinem Meister<br />

am Tsujiki Fish Market in Tokyo.<br />

Südamerikanische Jahre<br />

1972 zog er nach Südamerika und<br />

eröffnete ein japanisches Restaurant in<br />

Peru. Dort lernte er, die Gerichte und Gewürze,<br />

allem voran Chili und Knoblauch,<br />

mit der japanischen Küche zu verbinden.<br />

Vor allem gefiel ihm „Ceviche“, frischer<br />

Fisch mit Zitronensaft. Nach drei Jahren<br />

übersiedelte er nach Argentinien, danach<br />

ging er wieder zurück nach Japan. Dort<br />

wurde es ihm rasch zu eng.<br />

Feuer in Alaska<br />

Nobu nahm einen Kredit auf, zog<br />

mit seiner Familie nach Alaska, des<br />

frischen Fisches wegen, und eröffnete<br />

eine Sushi-Lokal in Anchorage. An seinem<br />

ersten freien Tag, als er gerade bei<br />

Freunden den Thanksgiving-Truthahn<br />

aß, brannte sein Lokal völlig ab. „Ich<br />

hatte keine Versicherung, das ganze<br />

Geld war geborgt. Wenn ich an Alaska<br />

denke, kommen mir noch immer die<br />

Tränen.“<br />

New Style<br />

Schwer verschuldet ging er nach<br />

Los Angeles, ein Freund borgte ihm<br />

1987 70.000 Dollar, um sein Lokal<br />

„Matsuhisa“ in Los Angeles zu eröffnen,<br />

um dort die Kombination aus japanisch-peruanischem<br />

Essen zu kochen.<br />

Er mischte Knoblauch, Chili und<br />

Koriander mit Soya und Ingwer, nahm<br />

neue Zutaten wie Olivenöl, Trüffel<br />

und Gänseleber dazu und erfand das<br />

„New Style Sashimi“. <strong>Der</strong> Rest der<br />

Story ist Geschichte. Nobu Matsuhisa<br />

zählt heute zu den erfolgreichsten<br />

Köchen der Welt, in der Forbes-Liste<br />

wird er als einer der fünf bestverdienenden<br />

seiner Branche gelistet.<br />

Das Sushi-Imperium<br />

Nobu betreibt 19 Restaurants,<br />

u. a. in London, Mailand, New York,<br />

Melbourne, Hawai, Hongkong.<br />

www.noburestaurants.com<br />

Fotos: The Gramercy PPark Hotel<br />

26 schaufenster

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