James Potter und die Schatzkammer der ... - Rohn Erlach AG
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PROLOG 13<br />
aber mehr brauchte ich nicht. Sie ist zu ihm gegangen, hat dort Zuflucht gesucht nach ihrer<br />
Prüfung am See. Ich konnte ihr nicht folgen, habe ihre Spur verloren, aber zwei Worte blieben,<br />
eingeprägt im Äther, wo <strong>der</strong> Baum einst stand, zwei Worte, von denen ich wusste, dass sie mich<br />
zu ihr bringen würden: <strong>James</strong> <strong>Potter</strong>. Sagen Sie mir, wo ich ihn finden kann. Sagen Sie es mir, <strong>und</strong><br />
alle können wie<strong>der</strong> glücklich werden. Vielleicht sogar Sie, mein bedauernswerter Fre<strong>und</strong>.«<br />
»Wer sind Sie?«, stöhnte Blagwell entsetzt.<br />
Ihre Stimme kam aus <strong>der</strong> Dunkelheit. Sie war bezaubernd <strong>und</strong> verstörend zugleich. Sie<br />
lächelte immer noch. »Nennen Sie mich Judith«, sagte sie, »nennen Sie mich <strong>die</strong> Herrin vom See.«<br />
Fünf Minuten später kam <strong>die</strong> Frau wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> eingefallenen Haustür. Sie lächelte<br />
zufrieden vor sich hin. Endlich hatte sie erfahren, was sie wissen wollte. Sie hatte fast zwei<br />
Monate gebraucht, zwei lange Monate <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Suche. Sie hatte leere Wohnungen<br />
gemietet, damit <strong>die</strong> Leute um sie herum keinen Verdacht schöpften. Jetzt ergab natürlich alles<br />
einen Sinn. Dies war eine seltsame, absurde Zeit, eine Zeit, in <strong>der</strong> sich <strong>die</strong> magische Welt versteckt<br />
hielt, von den stumpfsinnigen Nicht-Magischen unerkannt. Jetzt verstand sie auch, weshalb<br />
sie in <strong>die</strong>ses Zeitalter gerufen worden war, warum sie <strong>die</strong>se Gestalt angenommen hatte, <strong>und</strong> wer<br />
dafür verantwortlich war. Sie begriff, was sie zu tun hatte. Es würde eine schwierige Aufgabe werden,<br />
aber sie würde es genießen. Sie würde es ungemein genießen.<br />
Sie überquerte den Gehweg <strong>und</strong> fand neben dem Rinnstein eine große Wasserpfütze. Sie war<br />
von einem dünnen, bunt schimmernden Ölfilm überzogen. Sie sah ihr Spiegelbild im trüben<br />
Wasser, <strong>und</strong> ihr eigenes Lächeln. Es war tatsächlich ein hübsches Lächeln, eines, welches <strong>die</strong><br />
Leute inspirierte, welches sie veranlasste, ihr zu helfen. Kein W<strong>und</strong>er, dass <strong>der</strong> große Magier sich<br />
einst in es verliebt hatte. Judith erinnerte sich noch vage daran, obwohl es nicht wirklich ihre<br />
eigene Erinnerung war. Sie gehörte zu <strong>die</strong>ser Gestalt, zu <strong>der</strong> menschlichen Gestalt, <strong>die</strong> sie angenommen<br />
hatte, wie eine Notiz, <strong>die</strong> an den Kragen eines Kleides geheftet worden war. Sie war<br />
nicht <strong>die</strong> Judith, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Magier einst gekannt <strong>und</strong> geliebt hatte, <strong>und</strong> doch besaß sie nun eine <strong>der</strong><br />
Gestalten jener Judith, blickte durch ihre Augen <strong>und</strong> lächelte ihr hübsches Lächeln. Der große<br />
Magier war tatsächlich <strong>die</strong>sem Lächeln verfallen, <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Jagd danach hätte er beinahe alles<br />
verloren.<br />
Die Wahrheit war, dass <strong>die</strong>s wie<strong>der</strong> geschehen könnte.<br />
Judith ließ sich auf ein Knie herab <strong>und</strong> blickte noch immer in <strong>die</strong> Pfütze. Endlich hatte sie,<br />
was sie brauchte. So etwas Banales, <strong>und</strong> doch so schwierig zu finden, zumindest in <strong>die</strong>sem düsteren<br />
Zeitalter. Sie hielt ihre zur Faust geballte Hand über <strong>die</strong> Pfütze. Ein Dolch ragte daraus hervor,<br />
sein Griff mit Juwelen übersät <strong>und</strong> seine Klinge dunkel <strong>und</strong> feucht. Sie ließ etwas Rotes von<br />
<strong>der</strong> angelaufenen Messerspitze tropfen. Es schlug auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Pfütze auf, <strong>und</strong> kreisr<strong>und</strong>e<br />
Wellen breiteten sich über <strong>die</strong> ölig schimmernde Oberfläche aus. Daraus entstand ein Wirbel<br />
aus wolkenartigen Formen. So elementare Magie, dachte sie, <strong>und</strong> doch so selten zu finden. Für sie<br />
selbst war es natürlich fast so etwas wie ein Instinkt. Immerhin war sie auf <strong>die</strong>se Art entstanden.<br />
»Zeig es mir«, sagte sie zu <strong>der</strong> Pfütze, »zeig mir, wo sie sind. Der Junge <strong>James</strong>, sein Bru<strong>der</strong><br />
Albus, <strong>die</strong> Schlange, seine Schwester Lily, <strong>die</strong> Blume, sein Vater Harry, <strong>die</strong> Legende, seine Mutter<br />
Ginny, <strong>die</strong> Fackel. Zeige mir, wo sie sich aufhalten, damit ich sie suchen <strong>und</strong> finden kann.«<br />
Harvey Blagwells Blut breitete sich über <strong>die</strong> Pfütze aus, <strong>und</strong> <strong>der</strong> ölige Schein wurde noch<br />
stärker, intensiver, begann, ein Bild zu formen. Die Herrin vom See lehnte sich tief darüber <strong>und</strong><br />
beobachtete aufgeregt <strong>und</strong> erfreut, wie das Bild immer deutlicher wurde. Da waren Wäl<strong>der</strong>, ein<br />
See, <strong>und</strong> dann ein riesiges, verwinkeltes Schloss, gespickt mit Spitzen <strong>und</strong> Türmen <strong>und</strong> vielen glitzernden<br />
Fenstern. Das Bild verschwamm, kam näher <strong>und</strong> wurde wie<strong>der</strong> scharf. Es zeigte ihr, was<br />
sie wissen wollte.<br />
Nun war alles klar. Judith kannte ihre Aufgabe, <strong>und</strong> sie wusste, wohin sie sich begeben musste.<br />
Schon bald würde <strong>die</strong>se Welt wachgerüttelt werden, auf schreckliche Art, unumkehrbar, <strong>und</strong><br />
dann würde das Chaos folgen. Judith liebte das Chaos. Sie atmete es ein wie Luft. Sie war hungrig