PDF-Datei, 3.021 KB - Religionspädagogisches Institut Loccum
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4. Ein Steinbruch für schüleraktivierende Unterrichtsmethoden<br />
4.1 Warum „schüleraktivierende“ Methoden?<br />
Eine Antwort ist schnell gefunden. Man kann davon ausgehen, dass sich dadurch die<br />
Unterrichtsqualität und auch die Lernergebnisse erhöhen. Ich gehe also in diesem Vortrag<br />
von zwei empirisch gut bestätigten Annahmen und von einer festen bildungstheoretischen<br />
Überzeugung aus:<br />
(1) höhere Motivation: Wenn die Schüler und Schülerinnen aktiv in ihren eigenen Lernprozess<br />
verwickelt werden, sind sie auch besser motiviert. Das besagt u.a. die sogenannte<br />
„Selbstdeterminationstheorie der Motivation“ von Deci & Ryan (1998).<br />
(2) höhere Lerneffektivität: Wenn die Schülerinnen und Schüler aktiv in ihren eigenen<br />
Lernprozess verwickelt werden, sind die fachlichen, aber auch die persönlichkeitsbezogenen<br />
Lernerfolge höher, als wenn sie nur fremdbestimmt etwas eingetrichtert<br />
bekommen.<br />
(3) höhere Selbstständigkeit: Es gehört seit jeher zu den prominentesten Zielen der<br />
Schule, die Schüler zur Selbstständigkeit zu erziehen. Das ist - rein logisch betrachtet<br />
– auch unverzichtbar, weil die heranwachsende Generation ja irgendwann die<br />
Verantwortung für ihre Gemeinschaft übernehmen soll. Da wäre es reichlich unlogisch<br />
zu sagen: In der Schule wird grundsätzlich nur fremdgesteuert (durch die<br />
Lehrperson) gearbeitet. Selbstständigkeit kann man aber nicht befehlen – man kann<br />
nur lernförderliche Situationen schaffen, die zum selbstständigen Denken und Handeln<br />
ermuntern.<br />
Deshalb ist die Frage nach schüleraktivierenden Methoden für mich weit mehr als eine<br />
Frage nach der optimalen Unterrichtstechnik.<br />
These: Unterrichtsmethoden sind Zwangsjacke und Befreiungsangebot in einem.<br />
Sie enthalten das heimliche Versprechen, die Schüler und Schülerinnen von der<br />
Vormundschaft der Lehrer und Lehrerinnen zu befreien.<br />
4.2 Den toten Stoff in lebendige Handlungen übersetzen!<br />
Unterrichtsmethodik ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst, die allerdings wissenschaftliche<br />
Grundlagen hat. Die Kunst besteht – so Heinrich Roth vor 60 Jahren - darin,<br />
den toten Lehrstoff in lebendige Handlungen zurück zu übersetzen:<br />
- Erfindungen in Experimente,<br />
- Entdeckungen in Forschungsreisen,<br />
- politische Verträge in gesellschaftliche Konflikte,<br />
- selbstverständlich Gewordenes in Provokationen,<br />
- Kritik in Widerstand,<br />
- Träume in Strategien.<br />
Dabei gelten mindestens vier Gelingensbedingungen:<br />
(1) Die schüleraktivierenden Unterrichtsmethoden sollten mäßig, aber regelmäßig<br />
eingesetzt werden.