Mag. Manuel Nagl - BILDUNGaktuell
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Durch rasante Entwicklungen auf dem Gebiet<br />
der Hirnforschung können wir heute dem Gehirn<br />
beim Denken und Fühlen zuschauen. Je<br />
mehr ich darüber weiß, wie mein Gehirn tickt,<br />
desto besser kann ich das Verhalten von Menschen<br />
einschätzen. Dieses Wissen kann ich<br />
gezielt in bestimmten Situationen einsetzen,<br />
um zum Beispiel soziale Prozesse oder Veränderungen<br />
besser zu gestalten. In dem Kontext<br />
sprechen wir deshalb auch von „gehirngerechtem“<br />
Leadership.<br />
Erlebter sozialer Schmerz<br />
wirkt sich nicht nur negativ<br />
auf die Arbeitsmotivation<br />
aus, sondern genauso auf<br />
die Leistung.<br />
<strong>Mag</strong>. <strong>Manuel</strong> <strong>Nagl</strong><br />
Viele Betriebe setzen nach wie vor andere<br />
Maßstäbe. Warum sind soziale Fähigkeiten<br />
so wichtig?<br />
<strong>Mag</strong>. <strong>Manuel</strong> <strong>Nagl</strong>: Gehirnscans zeigen,<br />
dass Fairness die gleichen Belohnungszentren<br />
aktiviert wie eine Prämie oder eine Beförderung.<br />
Als Führungskraft sollte ich dieses Wissen<br />
bewusst in meine Führungspraxis miteinbeziehen.<br />
Studien belegen zudem, dass sozialer<br />
Ausschluss, Mobbing oder unfair empfundenes<br />
Verhalten im Gehirn gleich verarbeitet<br />
werden wie physisch zugefügter Schmerz. Allerdings<br />
bleibt der soziale Schmerz länger in<br />
Erinnerung. Erlebter sozialer Schmerz wirkt<br />
sich nicht nur negativ auf die Arbeitsmotivation<br />
aus, sondern genauso auf die Leistung.<br />
<strong>BILDUNGaktuell</strong> 01/2012<br />
Betriebe, in denen es eine gute Zusammenarbeit<br />
gibt, sind nachweislich erfolgreicher.<br />
Eine Führungskraft benötigt daher die entsprechende<br />
soziale Kompetenz, um einerseits<br />
Vertrauen aufzubauen und andererseits problematische<br />
Prozesse zu erkennen und intervenieren<br />
zu können.<br />
Kann ich den Umgang mit Gefühlen lernen?<br />
<strong>Mag</strong>. <strong>Manuel</strong> <strong>Nagl</strong>: Bis zu einem gewissen<br />
Grad schon, da das Gehirn extrem plastisch<br />
und ständig lernfähig ist. Gerade jetzt zum<br />
Beispiel, während dieses Interviews, finden<br />
Umbauprozesse in Ihrem und meinem Gehirn<br />
statt. Ähnlich wie Intelligenz lässt sich auch<br />
emotionale Fähigkeit messen. Dadurch kann<br />
man mögliche Stärken und Schwächen im eigenen<br />
Umgang mit Gefühlen identifizieren.<br />
Wenn ich weiß, wie meine Mitarbeiter auf<br />
Emotionen reagieren und welche Kraft Emotionen<br />
haben, kann ich diese gezielt einsetzen.<br />
Ein Chef sollte sich bewusst sein, dass positive<br />
Emotionen analytisches Denken verbessern<br />
und negative Emotionen die Fähigkeiten,<br />
Probleme zu lösen drastisch einschränken<br />
können. Die Forschung zeigt, dass sogar<br />
ein einziges positives Zeichen wie ein Lächeln<br />
seitens der Führungskraft sowohl die<br />
Arbeitsmoral als auch die Leistung der Mitarbeiter<br />
merklich anheben kann. Die Häufigkeit<br />
des Lächelns vom Vorgesetzten korreliert<br />
sogar mit der Bindung des Mitarbeiters zum<br />
Unternehmen. Hier spricht die Wissenschaft<br />
vom „emotional contagion“. Das heißt, Gefühle<br />
sind ansteckend. Sie aktivieren beim Gegenüber<br />
die gleichen Gehirnregionen wie »<br />
Bitte lächeln! Die Häufigkeit<br />
des Lächelns einer Führungskraft<br />
kann die Bindung des Mitarbeiters<br />
zum Unternehmen stärken<br />
Seite 4<br />
Foto: istockphoto