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Nemzy Povolzhja

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Geschichte des Dorfes Warenburg<br />

Eine glühende schwüle Steppe. Die Sonne scheint erbarmungslos auf die Erde.<br />

Kein einziges Lebewesen ist zu sehen. In der Stille hört man nur das Zirren der<br />

Grillen. Wir fahren einen kleinen Hügel hinauf und sehen ein schönes Bild. Das Dorf Priwolnoje.<br />

Selbst der Name spricht von Freiheit und Weite. Steppe, Felder und der breite<br />

blaue Wasserspiegel der Wolga. Unterwegs гшп Dorf, dem Weg entlang wachsen hohe<br />

Bäume, die schon über 100 Jahre alt sind. Wer hat sie gepflanzt? Und wann? Nur durch<br />

die Beschäftigung mit der Geschichte von Priwolnoje haben wir Antworten auf viele unserer<br />

Fragen bekommen. Diese Geschichte begann in der Zeit von Katharina II., als die<br />

deutsche Bevölkerung die Steppen hinter der Wolga besiedelte. Das Dorf wurde am 12.<br />

May 1767 gegründet. Die Zahl der Dorfbewohner wuchs mit den Jahren. Dazu trugen die<br />

Schifffahrt an der Wolga und der Eltonsker Trakt bei, den man für die Lieferung von<br />

Salz aus dem Elton-See in die Pokrowsker Vorstadt benutzte. Die Unternehmer begriffen<br />

sehr schnell, dass es eine reiche Region war. Man nannte das Dorf Warenburg, vielleicht<br />

deswegen, weil es am Wolgaufer zwei Anlegestellen gab, zu denen ständig Schiffe<br />

und Lastkähne kamen. Warenburg war eines der größten Kolonialzentren.<br />

Das Dorf war sauber und trocken. Das wurde mit Hilfe eines Kanalsysteme erreicht.<br />

Die Kanäle kreuzten der Straßen und flössen zur Wolga. Man konnte sie über<br />

originelle Brücken überqueren, auf deren Zustand alle Dorfbewohner aufpassten. Vor<br />

jedem Haus lagen die Straße entlang zwei Bretter, die immer sauber gefegt und bei Notwendigkeit<br />

ersetzt wurden.<br />

Von der Wolga aus konnte man das Dorf sehr gut sehen. Während der Navigaton<br />

war die Silhouette der Kirche vor dem grünen Hintergrund deutlich sichtbar. Leider<br />

blieb das erste Gebäude der Kirche nicht erhalten. Die alten Menschen erinnern sich<br />

nur daran, dass es klein und hölzern war. Um das neue Kirchengebäude herum wurde<br />

ein schöner Park angelegt. Er nahm den ganzen freien Platz bis zu den Häusern der<br />

reichen Kaufleute Miller und Hoppe und bis zur kirchlichen Schule ein. Hinter dem<br />

Park lag der Marktplatz. Er war mit Rasen bedeckt, im Zentrum stand eine Tribüne.<br />

Wochentags war es streng verboten, auf diesem Platz zu bummeln, sonst wurde man<br />

bestraft. Man benutzte spezielle Gehsteigen, um die Ecken nicht „abzuschneiden". An<br />

Feiertagen und am Wochenende kamen alle Einwohner hierher, setzten sich auf das<br />

Gras und hörten den Rednern zu.<br />

Das Dorf Warenburg spielte eine sehr große Rolle in der Geschichte der Autonomen<br />

Republik der Wolgadeutschen. Zum ersten Mal wurde gerade hier die Frage über die<br />

Einrichtung der Autonomie der deutschen Siedler an der Wolga besprochen, im Februar<br />

1918 auf dem Kongress der Kolonievertreter in Nowousenskoje. Als im Januar<br />

1919 ein Aufstand ausbrach, wurde Warenburg zum so genannten Zentrum der politischen<br />

Kräfte, die in der Opposition zu den Bolechewiki standen. Die Aufständigen<br />

konnten sich eine ganze Woche verteidigen. Leider wurde der Aufstand niedergeschlagen.<br />

Aber das war eine Art Probe der Oppositionskräfte, leider erfolglos. Das zeigte die<br />

Aussichtslosigkeit solcher Maßnahmen in jener Zeit.<br />

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