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Sektion Bern - SAC Sektion Bern und Subsektion Schwarzenburg

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Der Triftgletscher: Vergangenheit, Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft<br />

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Bizarre Eisformationen im Gletscherabbruch.<br />

durch Beschreibungen («Itinerarien»), Karten <strong>und</strong> ge-<br />

Auf der Triftalp komme ich beim Warten auf die Seil-<br />

Noch 1760 vermerkt Gottlieb Sigm<strong>und</strong> Gruner in sei-<br />

zielte Tourentätigkeit besonders gefördert werden<br />

bahn mit einer Familie ins Gespräch. Sie ist begeistert<br />

nem Werk «Die Eisgebirge des Schweizerlandes» zum<br />

sollte. Das Triftgebiet war (nach der Tödiregion)<br />

von einem Besuch in der Trifthütte. Auf meine Frage,<br />

Triftgletscher: «Dieses ungeheure Eisthal stellt eine<br />

1864/65 das zweite dieser Gebiete. Der <strong>SAC</strong> publi-<br />

was sie denn am meisten beeindruckt habe, fallen un-<br />

grausam verwildete <strong>und</strong> mit Schrecken erfüllte Gegend<br />

zierte aus diesem Anlass 1864 sogar eine eigene Karte<br />

ter anderen die Stichworte Gletscher, See, Brücke,<br />

vor.» Aber schon wenige Jahre später – 1768 – schreibt<br />

im Massstab 1:100000, welche das Einzugsgebiet von<br />

Steine <strong>und</strong> Einsamkeit.<br />

Pfarrer Johann Conrad Fäsi: «Dieser Triftgletscher ist<br />

Trift- <strong>und</strong> Rhonegletscher abdeckt. Erarbeitet <strong>und</strong> ge-<br />

Mutter: «Mir gefällt die Grosszügigkeit <strong>und</strong> die Weitläu-<br />

so schön als immer einer in dem Canton (<strong>Bern</strong>).» Dieser<br />

stochen worden ist sie vom Topografen Leuzinger,<br />

figkeit des oberen Triftgletschers <strong>und</strong> ihr Gegensatz zu<br />

Wandel im Verhältnis zur Gletscherwelt spiegelt sich<br />

Mitglied der <strong>Sektion</strong> <strong>Bern</strong>.<br />

den umgebenden schroffen Felsgipfeln. So stelle ich mir<br />

auch in den Versen des jungen Studer (Seite 42).<br />

Als Folge dieser Promotionsbemühungen <strong>und</strong> des<br />

eine Hochgebirgslandschaft vor.»<br />

Und so sieht es ein moderner Chronist: «Die Anlage des<br />

Trifthüttenbaues erfolgten in den Sechzigerjahren die<br />

Vater: «Ich komme seit Jahren in die Trift. Ich bin ge-<br />

Triftgletschers ist in ihrer Übersichtlichkeit <strong>und</strong> klaren<br />

Erstbegehungen mancher Gipfel im Triftgebiet, so<br />

schockt, wie rasch sich der Gletscher zurückzieht. Wo-<br />

Gliederung, aber auch hinsichtlich der modellhaften<br />

Diechterhorn, Tieralplistock, Eggstock, Schneestock<br />

hin führt das? Kann man wirklich nichts dagegen tun?»<br />

Ausbildung zahlreicher Gletscherphänomene in den Al-<br />

<strong>und</strong> Dammastock (alle 1864), Chilchlistock (1865)<br />

Tochter: «Der Gletscher ist schön <strong>und</strong> wild. Mir gefallen<br />

pen ohne Vorbild. Wenn das Bild vom eiserstarrten Was-<br />

<strong>und</strong> Mittler Tierberg (1866).<br />

die Farben des Eises. Ich habe aber grossen Respekt <strong>und</strong>,<br />

serfall bei einem Gletscher zutrifft, dann bei diesem.»<br />

1908 erschien unter dem Patronat der <strong>Sektion</strong> <strong>Bern</strong><br />

na ja, auch ein bisschen Angst vor den tiefen Spalten <strong>und</strong><br />

Und dann, beinahe poetisch: «Der Triftgletscher ist in<br />

das erste handliche Führerwerk, der «Hochgebirgs-<br />

dem Gletscherabbruch mit seinen gewaltigen Bächen.»<br />

seiner Einsamkeit von einer Schönheit, die einfach da ist<br />

führer durch die <strong>Bern</strong>er Alpen», Band IV («Von der<br />

Sohn: «Der Gletscher ist kein totes Gebilde. Er ist nie ru-<br />

<strong>und</strong> in sich ruht.» (Bachmann, 1978, in: «Die Gletscher<br />

Grimsel bis zum Uri-Rotstock») von H. Dübi. In den<br />

hig, das Eis knackt, <strong>und</strong> besonders nachts in der Hütte<br />

der Alpen»).<br />

Nachfolgewerken ist die Trift wie alle Gebiete östlich<br />

hört man im Gletscherbruch die Blöcke poltern. Er<br />

Die Existenz der Gletscher ist eng an das Klima, insbe-<br />

der Aare den Urner Führern angegliedert. Für viele<br />

kommt mir vor wie ein talwärts kriechendes Tier.»<br />

<strong>und</strong> Angst, sie teilt unsere Besorgnis um den raschen<br />

sondere an Temperatur <strong>und</strong> Niederschlagsmenge, ge-<br />

Auflagen dieser Führerwerke schuf Alfred Oberli (Eh-<br />

Gletscherschw<strong>und</strong>.<br />

b<strong>und</strong>en. Weil sie rasch – innert Jahren <strong>und</strong> Jahrzehn-<br />

renmitglied der <strong>Sektion</strong> <strong>Bern</strong>) mehrere seiner meis-<br />

Die Familie hat gefühlsmässig das Wesen des Glet-<br />

ten – auf Veränderungen reagieren, sind sie auch für<br />

terhaften Routenskizzen.<br />

T.L.<br />

schers erfasst. Sie spürt, dass der Gletscher das be-<br />

Vom schrecklichen Eisthal zum schönen Gletscher<br />

eine breite Öffentlichkeit die offensichtlichsten <strong>und</strong><br />

Tierberge von Südwesten. Routenskizze von Alfred Oberli,<br />

Clubführer Urner Alpen 2, 1. Auflage 1996.<br />

stimmende Landschaftselement des Triftgebiets ist,<br />

sie realisiert das Dilemma zwischen Bew<strong>und</strong>erung<br />

In der Vergangenheit dominierte Jahrh<strong>und</strong>erte lang<br />

die Furcht vor dem Phänomen Gletscher.<br />

unübersehbaren Zeugen der gegenwärtigen Klimaerwärmung<br />

geworden.

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