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CN3 2002 - SAC Sektion Pfannenstiel

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Wenn das Alpenwetter im Computer stattfindet<br />

Eugen Müller, Meteorologe und Prognostiker bei MeteoSchweiz, Zürich<br />

Heutige Wetterprognosen beruhen zu einem<br />

grossen Teil auf den Berechnungen<br />

numerischer Modelle, d.h. leistungsstarke<br />

Supercomputer berechnen mit Hilfe von<br />

mathematisch-physikalischen Gleichungen<br />

die atmosphärischen Prozesse voraus.<br />

Als Faustregel gilt: Je weiter voraus ein<br />

Meteorologe das Wetter prognostizieren<br />

will, desto mehr muss er sich auf Computermodelle<br />

abstützen. Um das Wetter für<br />

die nächsten paar Stunden oder je nach<br />

Wetterlage sogar für einen Tag vorauszusagen,<br />

sind das dichte Wetterbeobachtungsnetz<br />

sowie Radar- und Satelliteninformationen<br />

meist ausreichend (Kürzest- und<br />

Kurzfristprognose). Will man aber eine<br />

Prognose für mehrere Tage wagen (Mittelfristprognose),<br />

so bilden die Ergebnisse<br />

von Computersimulationen und zunehmend<br />

auch deren statistisch bearbeiteten<br />

Werte die Hauptbasis dazu.<br />

Die Anfänge<br />

Die ersten Ueberlegungen zur numerischen<br />

Wettervorhersage gehen bis in die<br />

1920er Jahre zurück. Aber erst mit der Entwicklung<br />

vom Computer und dem stark<br />

wachsenden Beobachtungsnetz nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg waren die Voraussetzungen<br />

gegeben, und 1950 konnte die erste<br />

numerische Wettervorhersage gemacht<br />

werden. Die weitere Entwicklung bis zu<br />

den heutigen hochaufgelösten Modellen<br />

kam Schritt um Schritt mit der rasanten<br />

Steigerung der Rechenkapazität von Supercomputern<br />

voran.<br />

Aufbau eines Modells<br />

Ein Wettervorhersagemodell ist ein sehr<br />

komplexes System. Dabei wird um die<br />

Erdkugel herum ein Gitternetz gelegt. Je<br />

engmaschiger das Gitter ist, desto realer<br />

wird die Erdoberfläche abgebildet. Je nach<br />

Modellauflösung bewegt sich der Abstand<br />

von Gitterpunkt zu Gitterpunkt zwischen 7<br />

und 60 km, so dass z.B. auch die Alpen<br />

unterschiedlich genau wiedergegeben werden.<br />

In einem grob aufgelösten Modell weisen<br />

die Alpen stark geglättete Strukturen<br />

ohne einzelne Täler und Berge sowie eine<br />

maximale Höhe von nur 2300m auf. Ein<br />

solches Modell kann daher spezifische<br />

Phänomene vor allem im inneralpinen<br />

Raum, wie zum Beispiel Föhn im Haslital,<br />

gar nicht simulieren, weil allein schon das<br />

Tal im Modell nicht vorhanden ist. Etwas<br />

anders sieht es bei Modellen mit einer höher<br />

aufgelösten Topografie aus. Im Alpen-<br />

Modell (aLMo) von MeteoSchweiz mit<br />

einem Gitterpunktabstand von 7 km sind<br />

die Alpen deutlich feiner strukturiert dargestellt<br />

und die maximale Höhe beträgt<br />

immerhin rund 3400 m. Grössere Alpentäler<br />

wie etwa das Rheintal oder das Zentralwallis<br />

sind in der Modelltopografie enthalten<br />

(Abb.1). So kommt zum Beispiel<br />

auch die räumliche Verteilung des Niederschlags<br />

schon etwas näher an die Realität<br />

heran. In der Vertikalen wird die Modellatmosphäre<br />

in 30 bis 60 Schichten unter-<br />

Abb.1 Ausschnitt der Topografie des bei Meteo-<br />

Schweiz operationell betriebenen Modells aLMo mit<br />

Gitterpunktabstand von 7 km. Grob aber gut erkennbar<br />

das Zentralwallis und das Rheintal.<br />

CN <strong>Pfannenstiel</strong> 3/<strong>2002</strong> 31

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