Islamwissenschaft, Postorientalismus und ... - Clemens Heni
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Nationalismus nur insofern, als dieser versagt habe <strong>und</strong> da die soziale Situation bzw. die<br />
Geschichte von nicht in einen homogenen arabischen Nationalismus passenden Strömungen<br />
negiert werde. Entscheidend jedoch ist Rohdes abschließender Bezug auf Edward Said <strong>und</strong><br />
der letzte Absatz der Arbeit Rohdes, wo er sich hoffnungsfroh einem Pan-Arabismus<br />
anschließt, der die Verfehlungen des irakischen Baathismus überwindet:<br />
„Echoing Sa’id’s call, the Beirut-based independently f<strong>und</strong>ed journal Zawaya provides a platform<br />
for writers from all Arab countries. It is dedicated to a pan-Arabism among whose guiding<br />
principles are ‘opposing to dogma and the hegemony of globalisation’. Hopefully, proponents of<br />
such a reconstructed pan-Arabism will succeed where Ba’thism so disastrously failed, namely in<br />
formulating a vision for physically and mentally decolonizing the Arab world, one what is aware<br />
of the pitfalls of the politics of identity and their oppressive potential, a vision that comes to terms<br />
with Arab nationalism’s own history.” 39<br />
Die Agitation gegen die böse „Hegemonie der Globalisierung” 40 geht ‚by the way‘ Hand in<br />
Hand mit einem pan-arabischen antisemitischen Kampf gegen Israel.<br />
Rohde bezieht sich nicht nur auf den trendigen Said, sondern auch andere Antizionisten wie<br />
Daniel Boyarin oder Jacqueline Rose 41 sind für ihn von großer Bedeutung. 42 Beide<br />
‚Kronzeugen‘ analysierte Alvin Rosenfeld als typische Beispiele für „progressive Juden” die<br />
jüdischen Antisemitismus vertreten. Pikant: In der gekürzten <strong>und</strong> veränderten Buch-Version<br />
von 2010 der Dissertation Rohdes (von 2006) welche sonst ideologisch den gleichen pro-<br />
Panarabismus vertritt, werden an dieser Stelle, Boyarin <strong>und</strong> Rose, Said (<strong>und</strong> andere) nicht<br />
mehr angeführt. 43 Das Zitieren von Rose oder Boyarin 44 am Ende einer umfangreichen<br />
Dissertation (die als Manuskript am Institut für <strong>Islamwissenschaft</strong> der Freien Universität<br />
Berlin im Regal steht) jedoch ist bezeichnender Ausdruck <strong>und</strong> indiziert, wie wichtig<br />
antizionistische Agitation für Rohde ist, gerade in einer Dissertation, welche sich mit<br />
Geschlechterverhältnissen, Politik <strong>und</strong> Gesellschaft im Irak befasst.<br />
Alvin Rosenfeld hat den Israelhass bei Jacqueline Rose analysiert:<br />
„Die Diskussion dreht sich nicht um Landesgrenzen, sondern um Israels Ursprung <strong>und</strong> sein<br />
Existenzrecht. Ein Merkmal des Neuen Antisemitismus ist zutiefst beunruhigend: Israel wird<br />
ausgesondert. Allein der jüdische Staat als politische Entität hat kein Recht auf Sicherheit <strong>und</strong><br />
souveräne Existenz. Wie Jacqueline Rose, die Autorin von The Question of Zion (Princeton<br />
University Press 2005), es ausdrückt: ‚Die Seele dieser Nation war vom Tag der Staatsgründung<br />
an verloren.‘“<br />
Weiter heißt es:<br />
„Rose symbolisiert ein erschütterndes Charakteristikum des Neuen Antisemitismus, <strong>und</strong> zwar die<br />
Beteiligung von Juden an diesem, insbesondere in seiner sich als Antizionismus gebärdenden<br />
Ausdrucksform. Ihr Buch ist ein erschreckend offenes Beispiel für diese Tendenz. The Question of<br />
Zion, mehr eine Anklage denn eine Untersuchung des Themas, gewidmet »der Erinnerung an<br />
Edward Said«, ist als Spiegelbild von Saids The Question of Palestine zu verstehen.“