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Islamwissenschaft, Postorientalismus und ... - Clemens Heni

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<strong>Islamwissenschaft</strong>, <strong>Postorientalismus</strong> <strong>und</strong> Antisemitismus<br />

Superhelden der Antisemitismus- <strong>und</strong> Islamforschung, Teil 2:<br />

Wolfgang Benz <strong>und</strong> Achim Rohde,<br />

Zeitschrift für Geschichtswissenschaft <strong>und</strong> Die Welt des Islams<br />

Von Dr. <strong>Clemens</strong> <strong>Heni</strong><br />

„Kein Zeitungsknabe wird uns jemals<br />

erzählen, was grad alt oder brandneu ist.<br />

Damit wird er höchstens so viel erzielen<br />

wie ein H<strong>und</strong>, der gegen Bäume pisst.“<br />

„Das Wort zum Sonntag“,<br />

DIE TOTEN HOSEN, 1986 1<br />

Ging es den Juden Ende des 19.Jh. so wie den heutigen Muslimen?<br />

Wie die amerikanische Feministin Phyllis Chesler auf einem Vortrag im Sommer 2010 sagte,<br />

ist Israel so existentiell bedroht wie wohl noch nie seit 1948. Denn der Antizionismus als neue<br />

Form des Antisemitismus 2 ist in der muslimischen Welt wie im Westen eine tödliche Gefahr<br />

für Juden. Seit dem 11. September 2001 wird nicht etwa der Jihad, der Heilige Krieg der<br />

Islamisten <strong>und</strong> die Ideologie des politischen Islam von Akademikern analysiert, vielmehr<br />

kommt es zu Attacken gegen Verteidiger_innen einer freien, westlich geprägten Welt<br />

inklusive Israels <strong>und</strong> zu Angriffen gegen im muslimischen Jargon ‚Ungläubigen‘, vielfach mit<br />

Schützenhilfe der Wissenschaften. Der Iran baut an der Atombombe <strong>und</strong> deutsche Firmen<br />

helfen dabei während deutsche Nahostforscher, <strong>Islamwissenschaft</strong>ler, Historiker <strong>und</strong><br />

Sozialwissenschaftler lieber von „Islamophobie“ reden <strong>und</strong> sich die Politik in Appeasement<br />

übt. Absurder könnte die Welt nicht sein, doch die offene wie klammheimliche, subkutane,<br />

ubiquitäre Affirmation des islamischen Jihad ist kein Zufall.<br />

Die wenigen hörbaren Kritikerinnen <strong>und</strong> Kritiker des politischen Islam werden häufig als<br />

‚islamophob‘ diffamiert, während Mörderbanden wie Hamas oder die Taliban offenbar gerade<br />

wegen deren islamistischer, antisemitischer <strong>und</strong> antiwestlicher Ideologie sowie brutalen<br />

Aktionen wie der Verstümmelung von selbstbewussten (muslimischen) Frauen 3 als<br />

‚Gesprächspartner‘ geadelt werden. 4<br />

Israel wird isoliert <strong>und</strong> die Agitation gegen den jüdischen Staat ist nicht nur eine der<br />

Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen (genannt „Israelkritik“), vielmehr Alltag in den


Medien der westlichen Welt wie in Forschungskolloquien, Publikationen, der Tagespresse, in<br />

Karikaturen, Parolen auf Demonstrationen, Dissertationen, Magisterarbeiten, Hausarbeiten,<br />

Festvorträgen, Ehrungen, der Verleihung von B<strong>und</strong>esverdienstkreuzen wie an Felicia Langer,<br />

Hetzeinträgen auf Facebook, B<strong>und</strong>estagsbeschlüssen, Reden oder auch wissenschaftlichen<br />

Beiträgen in Fachzeitschriften.<br />

Im Folgenden geht es beispielhaft <strong>und</strong> schwerpunktmäßig um Tendenzen heutiger<br />

<strong>Islamwissenschaft</strong> <strong>und</strong> Historiografie. Das obige Zitat der Punkrockband Die Toten Hosen<br />

mag verdeutlichen, dass sich auch Intellektuelle nicht von den „Zeitungsknaben“ vorschreiben<br />

lassen sollten, „was grad alt oder brandneu ist“. Geht es den Muslimen in Europa <strong>und</strong><br />

Deutschland so wie den Juden Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts? Das ist eine zentrale Frage hierbei<br />

– schon die Frage evoziert Kopfschütteln bei Gesellschaftskritikern, gleichwohl stellen sie<br />

nicht wenige Akademiker im Mainstream ungeniert <strong>und</strong> mit geschwollener Brust.<br />

Eine Kritik der Ideologie unserer heutigen Zeit, eine Decodierung <strong>und</strong> Dechiffrierung des<br />

Zeitgeistes muss sich vorrangig um den politischen Islam <strong>und</strong> zunehmend seine westlichen<br />

(bzw. im Westen lebenden) Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Helfer kümmern. Dazu möchte der folgende Artikel<br />

einen kleinen Beitrag leisten. Dabei geht es um die Zeitschrift für Geschichtswissenschaft<br />

sowie Die Welt des Islams, in beiden Fachzeitschriften publiziert der <strong>Islamwissenschaft</strong>ler<br />

Achim Rohde.<br />

In ihrer neuesten Nummer setzt die Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG), Ausgabe 7/8<br />

2010, welche von Wolfgang Benz persönlich als special editor zu verantworten ist,<br />

Antisemitismus <strong>und</strong> Islam(ismus)kritik auf eine Stufe. Das Ziel ist zu suggerieren, dass<br />

Antisemiten <strong>und</strong> sogenannte „Orientalisten“, also Forscher oder Publizisten zum Orient <strong>und</strong><br />

der islamischen Welt, auf sehr ähnliche Weise Ressentiments gegen ‚das Fremde‘ oder<br />

‚Andere‘, also sowohl gegen Juden wie gegen Araber/Muslime/Türken gegen Ende des 19.<br />

Jh./Anfang des 20. Jh. hegten bzw. bis heute <strong>und</strong> seit 9/11 wieder pflegen würden.<br />

Ein zentraler Aspekt ist hierbei folgende Passage aus dieser Nummer der ZfG:<br />

„Die aktuell zu verzeichnende gleichzeitige Zunahme antisemitischer wie auch antimuslimischer<br />

Ressentiments in Deutschland <strong>und</strong> anderswo verweist auf die strukturverwandte Funktion beider in<br />

ein <strong>und</strong> derselben ‚economy of Otherness‘.“ 5<br />

Das Zitat stammt von dem <strong>Islamwissenschaft</strong>ler Achim Rohde, einem Vertreter der jüngeren<br />

Generation von Islamforschern. Rohde ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Georg-<br />

Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig. Rohde behauptet –


<strong>und</strong> er steht damit scheinbar exemplarisch für einen Trend - Juden <strong>und</strong> Muslime würden in<br />

Deutschland gleichermaßen angefeindet. Meistens wird dabei wie erwähnt die Situation von<br />

Juden von Ende des 19.Jh. bis Anfang des 20.Jh. mit der heutiger Muslime/Araber<br />

analogisiert. Dabei sind Muslime im heutigen Deutschland gar nicht gefährdet, anders Juden<br />

<strong>und</strong> jüdische Einrichtungen: Rohde fantasiert eine „Islamophobie“ herbei, so als seien vor<br />

jeder Moschee Polizeiwachen <strong>und</strong> Betonbarrieren nötig, so wie vor jedem jüdischen<br />

Kindergarten, jeder Synagoge oder jedem jüdischen Gemeindehaus in der B<strong>und</strong>esrepublik. Es<br />

wird so getan als ob es Demonstrationen geben würde in Deutschland wo „Tod, Tod den<br />

Muslimen“ gerufen würde, analog zu den bekannten Hassparolen „Tod den Juden“ oder<br />

„Olmert ist ein H<strong>und</strong>esohn“, wie sie im Januar 2009 anlässlich des Gaza Krieges in<br />

Deutschland geschrien wurden. Es wird schließlich implizit suggeriert (denn man kennt die<br />

Geschichte des Antisemitismus von Ende des 19. bis 1945!), dass die Muslime heute so wie<br />

die Juden Ende des 19. Jh. wenige Jahrzehnte vor einem Holocaust stünden.<br />

Nur als Randbemerkung: Die Vermischung von Rassismus <strong>und</strong> Antisemitismus ist hierbei<br />

ein auffälliger Aspekt, ebenso das Herbeireden einer ‚Islamophobie‘, wo es doch eher um<br />

Rassismus <strong>und</strong> Nationalismus geht. Im Zuge der sog. Wiedervereinigung ab 1989/90<br />

wurde in den 1990er Jahren über 100 Menschen in der B<strong>und</strong>esrepublik, die erst seither<br />

‚Deutschland‘ genannt wird, von Rechtsextremisten <strong>und</strong> Neonazis ermordet. Darunter<br />

fielen Asylbewerber, Migranten, Obdachlose, Linke, Punker <strong>und</strong> alle als von den Mördern<br />

nicht-deutsch-genug für die völkische Ideologie <strong>und</strong> das neue Deutschland erachtete<br />

Menschen. Auch Juden <strong>und</strong> jüdische Einrichtungen wie Synagogen waren Angriffsziele<br />

der Stolzdeutschen. Kaum jemand wenn überhaupt irgendjemand sprach damals, Anfang<br />

der 1990er Jahre von ‚Islamophobie‘ – die Opfer wurden auch nicht als Muslime ermordet,<br />

vielmehr als von den Neonazis nicht in die neu-deutsche Volksgemeinschaft gehörende.<br />

Linke, Migranten, Schwarze <strong>und</strong> andere werden bis heute in vielen Gegenden zumal der<br />

ehemaligen DDR in den sogenannten ‚national befreiten Zonen‘ attackiert,<br />

eingeschüchtert, bedroht, geschlagen, verletzt <strong>und</strong> auch ermordet. Muslime als Muslime<br />

sind jedoch kein Ziel von Nazis. Eher gibt es ideologisch eine deutliche Verbindung von<br />

Islamisten zu Neonazis: Antisemitismus, Antiamerikanismus <strong>und</strong> die Liebe zu kultureller<br />

Identität sind hüben wie drüben basal. Dazu kommen noch die historischen Verbindungen<br />

von Deutschland <strong>und</strong> nicht zuletzt dem Nationalsozialismus zur islamischen Welt. Für den<br />

einflussreichsten Vordenker des heutigen Rechtsextremismus <strong>und</strong> der Neuen Rechten in<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik, Henning Eichberg, war schon in den 1980er Jahren der Islam <strong>und</strong>


gerade der „nativistische Islam der Moslembrüder“ ein Vorbild antiwestlichen<br />

Ressentiments. 6 Mit „Odin <strong>und</strong> Allah“ gegen Israel, die Juden <strong>und</strong> Amerika, das ist der<br />

gemeinsame Tenor vieler Neonazis <strong>und</strong> Islamisten. 7<br />

Der Islamismus ist eine große Gefahr für den Weltfrieden, <strong>und</strong> entgegen den Insinuationen<br />

zum Themenkomplex Islamismus/Terror/Jihad/Suicide<br />

bombing/Antisemitismus/Antiamerikanismus/Antiuniversalismus/Kulturrelativismus/Mens<br />

chenrechte/Genitalverstümmelung/Frauenrechte/Kinderrechte/Egalität der<br />

Geschlechter/westliche Lebensweise etc. etc., sind jene Muslime, die den politischen Islam<br />

repräsentieren, spätestens seit dem 11. September zu einer Gefahr für die politische Kultur<br />

Europas geworden sowie zu einem großen weltpolitischen Thema. Dabei handelt es sich<br />

um eine nicht klar umrissene große Gruppe von Muslimen auch in Deutschland, deren<br />

„Islamisierung“ Europas, um den <strong>Islamwissenschaft</strong>ler Ralph Ghadban 8 zu zitieren, sich in<br />

Alltagspraxen wie Verschleierung <strong>und</strong> Kopftuchtragen, Fasten, Beten, den Ramadan strikt<br />

befolgen, sowie in Demonstrationen <strong>und</strong> politischen Statements äußert. Was in jedem Falle<br />

auffällt, ist das beredte Schweigen der übergroßen Mehrheit der Muslime zu den<br />

Terrorakten der Jihadisten seit dem 11. September.<br />

Die wenigen bekannten muslimischen <strong>und</strong> andere Islamkritiker_innen werden häufig<br />

denunziert <strong>und</strong> deren Analysen abgewehrt, wie es sich beispielhaft im unter<br />

Sozialwissenschaftlern populären VS Verlag Sozialwissenschaften in dessen<br />

Agitationsband Islamfeindlichkeit zeigt 9 , wo einige bekannte Autoren 10 den politischen<br />

Islam in Schutz nehmen <strong>und</strong> die wenigen Kritiker diffamieren.<br />

Dass es weiterhin Rassisten <strong>und</strong> Nationalisten gibt, welche auch ‚den‘ Islam verteufeln,<br />

der als nicht-deutsch genug rassistisch ausgegrenzt wird, ist keine Frage. Wer jedoch Kritik<br />

am Islam als große Gefahr für Muslime in Deutschland herbei redet, verlässt die<br />

Wirklichkeit <strong>und</strong> baut Pappkameraden auf. Das ist einfach, billig <strong>und</strong> passt in die ach-sofriedliche<br />

Multikulti-phraseologie, welche de facto sich weder um ungläubige (auch Ex-)<br />

Muslime noch um säkulare, universelle Menschenrechte schert. Denn sobald Distanz zu<br />

Religion, Ethnie, Authentizität oder kultureller Identität am Horizont erscheint, werden die<br />

braven Multikulturalisten ruckartig ganz verbissen, zornig <strong>und</strong> böse. Wer sodann kritische,<br />

gleichwohl unterschiedliche Weblogs wie achgut, wadinet, de.danielpipes.org/, henrykbroder.de,<br />

lizaswelt, weaponsofmoderndemocracy, eussner.net/index.html, spiritofentebbe,<br />

www.tw24.info/ oder honestlyconcerned mit extrem rechten, nationalistischen,<br />

rechtspopulistischen bzw. super christlichen <strong>und</strong> gerade in den Kommentaren von<br />

Rassisten gern besuchte Blogs <strong>und</strong> Gruppierungen wie pro-koeln 11 oder Politically


Incorrect <strong>und</strong> anderen in einen Topf wirft <strong>und</strong> unter dem Titel „Grenzenloser Hass im<br />

Internet“ subsumiert, wie es Sabine Schiffer in dem erwähnten Band „Islamfeindlichkeit“<br />

macht, lässt jegliches Differenzierungsvermögen vermissen <strong>und</strong> betreibt gezielte,<br />

aggressive Gegenaufklärung <strong>und</strong> Propaganda gegen jede Form von Kritik am politischen<br />

Islam, ja Kritik <strong>und</strong> Ressentiment werden gleich gesetzt <strong>und</strong> erstere damit diffamiert <strong>und</strong><br />

entstellt. 12<br />

Es war schließlich kein Zufall, dass der Massenmord im World Trade Center von<br />

Islamisten in Hamburg <strong>und</strong> anderen Orten Europas maßgeblich geplant wurde. Doch genau<br />

davon soll geschwiegen werden.<br />

Darüber hinaus: Juden können nicht ohne weiteres mit einer Kippa oder mit einer<br />

Davidsternhalskette durch die Straßen Berlins laufen, das gilt auch für die meisten anderen<br />

deutschen Städte. Das liegt nicht nur an aggressiven, häufig (aber nicht immer)<br />

jugendlichen oder noch jüngeren Muslimen (<strong>und</strong> Nazis, zumal im Osten), vielmehr ist es<br />

im Mainstream, in der gesamten Gesellschaft in der BRD hinter vorgehaltener Hand aber<br />

auch durchaus expressis verbis verschrien als Jude öffentlich zu erkennen zu sein oder viel<br />

mehr ganz un-verschämt verschrien, sich offen oder auf einer privaten Feier gar als Fre<strong>und</strong><br />

des jüdischen Staates Israel zu erkennen zu geben. Wer jemals mit einer kleinen Israel-<br />

Fahne am Auto durch Berlin gefahren ist kann diesen Eindruck bestätigen.<br />

Deutsche mögen zwar tote Juden, aber mit den lebenden lebt sich‘s schwer 13 , zumal wenn<br />

sie wie die israelische Armee IDF bewaffnet den Antisemiten sich entgegen stellen. Doch<br />

das wie gesagt nur als Randbemerkung.<br />

Methodisch zeigt sich in Vergleichen <strong>und</strong> Analogien von Rassismus <strong>und</strong> Antisemitismus <strong>und</strong><br />

besonders von Antisemitismus <strong>und</strong> ‚Islamophobie‘ bzw. ‚Orientalismus‘ zunehmend die<br />

Unfähigkeit von Mainstream-Wissenschaftlern, Antisemitismus als irrationalen, genozidalen<br />

Hass zu erkennen. Dabei ist Antisemitismus „the longest hatred“ („der längste Hass“), wie es<br />

der Antisemitismusforscher Robert Wistrich schon vor Jahrzehnten sagte.<br />

Die heutige Situation analysiert Wistrich wie folgt:<br />

„Uncle Sam, so to speak, has coalesced with Shylock into a terrifying specter of globalization<br />

(‚Americanization‘) threatening to swamp the world of Islam, much as late-nineteenth-century<br />

European anti-Semites liked to depict ‚international Jewry‘ as the satanic engine of finance<br />

capitalism and supranational cosmopolitanism.“ 14


Viele Forscher hingegen setzen Antisemitismus <strong>und</strong> Rassismus gleich, oder konstruieren<br />

Kontinuitäten des Kolonialismus <strong>und</strong> auch Imperialismus hin zum Nationalsozialismus. Die<br />

Fehler solcher Vergleiche werde ich etwas ausführlicher an anderer Stelle untersuchen. Hier<br />

geht es um Benz <strong>und</strong> Rohde, zwei typische Vertreter der Antisemitismusforschung bzw. der<br />

<strong>Islamwissenschaft</strong> in Deutschland. Dass Benz Rohde in der aktuellen Ausgabe der ZfG<br />

publiziert, hat eine inhaltliche Stringenz <strong>und</strong> Logik.<br />

Die Zeitschrift für Geschichtswissenschaft<br />

Die Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG) wurde 1953 in der DDR gegründet <strong>und</strong> dann<br />

ab 1990 von Wissenschaftlern im Umfeld des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA)<br />

an der Technischen Universität Berlin übernommen. Dort wird sie bis heute federführend von<br />

Wolfgang Benz herausgegeben, Chefredakteur bzw. „verantwortlicher Redakteur“ ist<br />

Friedrich Veitl.<br />

Die ZfG ist eine Monatszeitschrift <strong>und</strong> wirbt für sich wie folgt:<br />

“Jährlich ca. 36 Aufsätze; Aktuelle Debatten; Großer Rezensionsteil; Über 1100 Seiten jährlich;<br />

Erscheint monatlich“.<br />

Bei einer Monatszeitschrift ist davon auszugehen, dass die neueste Nummer, Heft 7/8 2010<br />

(eine Doppelnummer Juli/August), im Juni 2010 hergestellt wurde <strong>und</strong> typischerweise haben<br />

Monatszeitschriften irgendwann zwischen dem 9. <strong>und</strong> 16. eines Monats Redaktionsschluss,<br />

jedenfalls kaum vor dem 1. des Vormonats.<br />

Am 31. Mai 2010 provozierten Islamisten, Rechtsextremisten, Linke <strong>und</strong> andere Teilnehmer<br />

der Gaza Flotille einen Militäreinsatz der israelischen Armee, indem diese Flotille gegen die<br />

völkerrechtlich abgesicherte Blockade des Gaza-Streifens vorging <strong>und</strong> ihre Nähe zur<br />

islamistischen <strong>und</strong> die Vernichtung Israels proklamierenden Hamas deutlich zum Ausdruck<br />

brachte. Während die Frauen auf dem „Frauendeck“ zärtlich dem Sonnenaufgang entgegen<br />

zirpten <strong>und</strong> ihren männlichen Kollegen die Daumen drückten, bewaffneten sich die Männer<br />

mit Messern, Eisenstangen, Holzlatten <strong>und</strong> ähnlichem Gerät, überrumpelten die sich<br />

abseilenden israelischen Soldaten, brachten einige in Todesgefahr, stachen mit Messern auf<br />

sie ein, verletzten <strong>und</strong> demütigten sie, was in letzter Konsequenz den Einsatz von<br />

Schusswaffen von Seiten der IDF notwendig machte. Neun türkische Angreifer starben,<br />

wobei überliefert ist, dass einige bereits beim Ablegen in der Türkei sagten, sie wollten zum<br />

Märtyrer, Shahid, werden auf dieser antisemitischen Mission.<br />

Sobald im Laufe des 31. Mai bekannt wurde, was – zumindest ungefähr – auf dem Mittelmeer<br />

passierte, rannten viele dutzend, bald h<strong>und</strong>erte <strong>und</strong> tausende zumeist deutsch-türkische


Facebook-User zu ihren Maschinen <strong>und</strong> tippten brutale, zum Mord an Juden aufrufende sowie<br />

den Holocaust preisende Parolen <strong>und</strong> Einträge ins Internet. Diese Antisemiten posteten<br />

Einträge wie die folgenden:<br />

„A.S. Juden sind Kinder des Teufels, die stehlen, morden <strong>und</strong> ihren Kindern das gleiche<br />

beibringen. (Martin Luther)“; „J.M. hitler mach dir kein kopf den rest der juden übernehmen wir<br />

türken. Danke fuer alles. Hdl adolf. via Handy-Web“; „B.K. Der Adolf Hitler war der Lösung für<br />

die Juden…fuck u Israel“; „Y.Ş. Wir sind zwar alle weder nazis oder ähnliches… aber warum ist<br />

adolf bevor er alle juden vernichtet hat bloß gestorben… Naja beten wir gemeinsam dass israel in<br />

seiner eigenen scheiße untergeht“; „V.C. ich hab bock juden abzuballern . S.A. gefällt das.“<br />

Diese unfassbaren, in der Geschichte der B<strong>und</strong>esrepublik bzw. seit 1945 wohl in ihrer Anzahl<br />

<strong>und</strong> Offenheit präzedenzlosen antisemitischen, zum Mord aufrufenden hetzerischen Einträge<br />

waren zumeist mit richtigem Namen, Bild etc. versehen <strong>und</strong> sind als offene Einträge auf<br />

Facebook auch für nicht Facebook-Mitglieder einsehbar. Bei der Polizei gingen mehrere<br />

Anzeigen gegen diese Antisemiten ein.<br />

• Wie reagierte daraufhin das Zentrum für Antisemitismusforschung?<br />

• Hat es eine Presseerklärung verfasst <strong>und</strong> den Aufruf zum Judenmord von Seiten dieser<br />

Muslime bzw. zumeist Deutsch-Türken kritisiert?<br />

• Hat es diese antisemitischen Hetzer im Kontext des heutigen, ubiquitären<br />

antizionistischen Antisemitismus analysiert?<br />

Nein, das ZfA schweigt zu diesen antisemitischen Attacken aus dem Migrantenmilieu, also<br />

von Deutschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. Vielmehr hat der Leiter des ZfA Benz jüngst selbst<br />

den Antizionismus verharmlost oder/<strong>und</strong> affirmiert <strong>und</strong> ihn ‚erstmal‘ vom bösen Verdacht<br />

antisemitisch zu sein, ‚befreit‘, siehe ein Gespräch von 3sats Kulturzeit mit Benz wo dieser<br />

eine antisemitische Plakataktion dänischer Künstler in Schutz nimmt. 15<br />

Insofern ist es eigentlich nicht verw<strong>und</strong>erlich dass Benz in der Ausgabe 7/8 2010 der ZfG,<br />

deren Editorial ziemlich sicher nach dem 31. Mai verfasst wurde, die Aggression der Gaza<br />

Flotille mit keinem Wort erwähnt. Auch die zitierten Postings auf Facebook, die offen zur<br />

Vernichtung von Juden aufrufen sowie den Holocaust preisen, finden ‚natürlich‘ keine<br />

Erwähnung, geschweige denn der Umstand, dass die Postings ganz überwiegend von<br />

Deutsch-Türken kamen.<br />

Am 4. Juni 2010 besuchte ich ein Tagesseminar im Jüdischen Museum Berlin, federführend<br />

organisiert vom „Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft“ (GDV). Es ging<br />

um die Geschichte der deutschen Versicherungswirtschaft im Nationalsozialismus. Gleich zu<br />

Beginn kamen zwei Redner auf die unglaubliche antisemitische Hetze im erwähnten Online-<br />

Portal des Web 2.0, Facebook, zu sprechen. Zuerst erwähnte Hartmut Rhein, der den


Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit vertrat, dass den „Zerrbildern“<br />

entgegen getreten werden müsse <strong>und</strong> geißelte die „Haßparolen der letzten Tage“. Im<br />

Anschluss sprach der Vorsitzende des GDV <strong>und</strong> spätere Hauptreferent des Tages, Dr. Jörg<br />

von Fürstenwerth. Schockiert zeigte er sich von jenen Kommentaren, die dazu aufriefen,<br />

„Juden zu vergasen“. Diese Reaktionen, wenige Tage nach der Aktion im Mittelmeer, zeigten<br />

deutlich, dass dieser Antisemitismus - ‚call a spade a spade!‘ - von Deutsch-Türken sehr<br />

wohl wahrgenommen <strong>und</strong> scharf kritisiert wurde <strong>und</strong> zwar zeitnah. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

dürfte man eine ähnliche Distanzierung von den erwähnten Facebook-Haßeinträgen von<br />

Seiten eines Zentrums für Antisemitismusforschung auch erwarten.<br />

Sind Antisemitismus <strong>und</strong> Orientalismus Verwandte?<br />

Unabhängig davon wann Benz sein Editorial verfasst hat - folgende Äußerungen sind für den<br />

Leiter eines Zentrums für Antisemitismusforschung beachtlich:<br />

„Die derzeit mit mehr Leidenschaft als Sachkenntnis beschworene Gefahr einer ‚Islamisierung<br />

Europas‘, ausgetragen in Kopftuchdebatten, artikuliert im Verlangen nach Minarettverboten, agiert<br />

mit hasserfüllten Tiraden in der Blogger-Szene, greift auf jahrh<strong>und</strong>ertealte Deutungsmuster zurück.<br />

Feindschaft gegen den Islam argumentiert seit dem Mittelalter mit schlichten Thesen der Abwehr,<br />

die durch Koran-Polemik Religion <strong>und</strong> Kultur des Islam als inhuman denunzieren <strong>und</strong> durch<br />

kulturrassistische Postulate den Muslimen generell negative Eigenschaften zusprechen. Der<br />

aktuelle ‚islamkritische‘ Diskurs hat erhebliche xenophobe Züge, bedient Überfremdungsängste,<br />

argumentiert durchgängig mit religiösen Vorbehalten, die seltsamerweise in den säkularisierten<br />

Gesellschaften Europas mit großem Ernst vorgetragen <strong>und</strong> nachempf<strong>und</strong>en werden. Die<br />

Vorstellungen von Despotie (beginnend in der Familie), Gewaltbereitschaft, Bildungsunlust<br />

reichen weit zurück.“ 16<br />

Es ist nicht etwa der von ideologisierten Muslimen zu verantwortende Massenmord von 9/11<br />

welcher im Fokus der <strong>Islamwissenschaft</strong>ler, Historiker <strong>und</strong> Antisemitismusforscher steht,<br />

vielmehr seien „jahrh<strong>und</strong>ertealte Deutungsmuster“ über den Islam am Werke. Aus einer<br />

politischen <strong>und</strong> philosophischen Kritik am politischen Islam bzw. Islamismus zumal seit 9/11<br />

fantasiert Benz sehr alte, fast schon europäisch-anthropologische, jedenfalls europäischessentialistische<br />

„Deutungsmuster“ gegen den Islam herbei.<br />

Bei solchem Jargon erstaunt die annähernd kollektive Ablehnung in den deutschen<br />

Wissenschaften der Studie von Martin Kramer über das Versagen der Nahostwissenschaften<br />

in den USA (die auch auf hierzulande zutrifft) nicht. Seine Analyse wird nicht als<br />

Aufforderung Antisemitismus <strong>und</strong> Islamismus zu untersuchen <strong>und</strong> zu bekämpfen gesehen,<br />

vielmehr als Hindernis, eine fröhliche <strong>und</strong> zumal deutsch-arabische/deutschtürkische/deutsch-iranische/deutsch-muslimische<br />

etc. Fre<strong>und</strong>schaft aufrecht zu erhalten.<br />

Stefan Wild (Jg. 1937), ein führender deutscher Orientalist, langjähriger Professor <strong>und</strong><br />

<strong>Islamwissenschaft</strong>ler, rezensierte 2003 das Buch von Martin Kramer Ivory Towers on Sand.


The Failure of Middle Eastern Studies in America (Elfenbeintürme auf Sand. Das Versagen<br />

der Forschung zum Mittleren Osten in Amerika) 17 für die internationale <strong>und</strong> von ihm mit<br />

herausgegebene Zeitschrift 18 Die Welt des Islams. Kramer hat mit seinem Buch eine breite<br />

Diskussion angestoßen <strong>und</strong> das anti-israelische <strong>und</strong> pro-muslimische/pro-arabische<br />

Establishment der Nahostforschung in USA herausgefordert. Damals war Kramer<br />

Herausgeber der Zeitschrift Middle East Quarterly (MEQ), dem Flaggschiff des Middle East<br />

Forums des <strong>Islamwissenschaft</strong>lers Daniel Pipes aus Philadelphia.<br />

Für den deutschen Nahostforscher Wild hingegen ist es ein „kampflustiges Buch“ <strong>und</strong> würde<br />

den Nahoststudien in USA vorwerfen, den Islamismus <strong>und</strong> Terrorismus des Islamic Jihad<br />

nicht vorher gesehen zu haben.<br />

Süffisant <strong>und</strong> mit despektierlichem Gestus (der Ton macht hier die Musik) erzählt Wild die<br />

Geschichte des Buches von Kramer:<br />

„Die Tragödie beginnt mit einem Schurkenstreich: mit Edward Said’s 1978 veröffentlichtem<br />

akademischem Bestseller Orientalism, einem Generalangriff auf die herkömmliche Orientalistik<br />

<strong>und</strong> nach Kramer ‚eine Mischung aus palästinensischer Leidenschaft <strong>und</strong> akademischer<br />

Virtuosität‘ (S. 28). Saids diskursanalytische Entlegitimierung alter akademischer Autoritäten fiel<br />

laut Kramer historisch zusammen mit dem Aufkommen einer neuen Generation arabischer oder<br />

muslimischer oder beide Eigenschaften verbindender Nachwuchswissenschaftler an den<br />

Universitäten der USA. Das akademische Establishment, verkörpert in der Middle East Studies<br />

Association (MESA), übernahm mehrheitlich die Thesen Edward Saids. Die Trias westlicher<br />

Rassismus, US-amerikanischer Imperialismus <strong>und</strong> israelischer Zionismus wurde zum<br />

Charakterzug einer orientalistischen Mentalität erklärt, die es zu bekämpfen <strong>und</strong> abzulegen galt.<br />

Fachliche Kompetenz, so folgert Kramer, wurde weniger wichtig als ethnische Herkunft. Die auf<br />

solchen F<strong>und</strong>amenten aufbauende Pseudo-Expertise profitierte von einem Gründungsrausch neuer<br />

‚Zentren‘ <strong>und</strong> der massenhaften Errichtung neuer nahostbezogener area studies. Die neuen<br />

Mandarine an der Spitze dieser Zentren übersahen laut Kramer geflissentlich das weltweite<br />

Erstarken einer bedrohlichen islamischen Bewegung <strong>und</strong> reduzierten diese, wo sie nicht mehr weg<br />

zu interpretieren war, als Reaktion auf westliches Vorurteil nach dem Muster der sich selbst<br />

erfüllenden Prophezeihung.“ 19<br />

Ganz im Sinne des Kulturrelativismus wird abschließend von Wild in den Raum geworfen,<br />

dass Kramer wohl „bestenfalls ein Vorurteil durch ein anderes ersetzen“ wolle, wenn er auf<br />

die „im wesentlichen wohltätige“ Rolle der USA verweise. So haben der nämlich nur kurz<br />

zuvor im Text von Wild erwähnte Osama bin Laden mit seinem fanatischen<br />

Antiamerikanismus <strong>und</strong> Antisemitismus die gleiche Vorurteilsstruktur, nur anders gepolt, wie<br />

der pro-amerikanische westliche Nahostforscher Kramer, so Wild. Diese Art absurder<br />

Gleichsetzung des Westens mit den Islamisten bzw. die Fantasie von den Islamisten als<br />

Opfern ist von vielen Reaktionen nach dem 11. September bekannt, man denke nur an den<br />

ARD-Tagesschau-Mann Ulrich Wickert, der Bush mit Bin Laden verglich oder an den<br />

Kabarettisten Hagen Rether, der von den beiden als „Giftmischern“ daher redete, in der<br />

ARD. 20


Ein Band, mit-herausgegeben von einem der jüngeren Islam- <strong>und</strong> Nahostwissenschaftler in<br />

Deutschland, Abbas Poya aus Freiburg, passt ebenso ins Bild heutiger <strong>Islamwissenschaft</strong>.<br />

Dort wird die <strong>Islamwissenschaft</strong> gleichsam als Opfer gesehen vom 11. September<br />

wohingegen man Worte der Trauer über dieses unfassbare Verbrechen von Jihadisten<br />

vergebens sucht, stattdessen findet man anti-israelische Invektiven des vom Fernsehen <strong>und</strong><br />

anderen Medien seit Jahrzehnten bekannten Nahostwissenschaftlers Udo Steinbach. 21<br />

Auch die Erziehungs- <strong>und</strong> Sozialwissenschaftlerin Iman Attia macht die Täter zu Opfern,<br />

wenn sie meint, der politische Islam sei schon vor 9/11 zu einem „politische[n]<br />

Schreckgespenst“ gemacht worden. 22 Die Opfer des Massenmordes vom World Trade Center<br />

sind ihr kein Wort <strong>und</strong> die antisemitische <strong>und</strong> antiwestliche/antiamerikanische Motivation der<br />

Jihadisten (lange vor dem Anschlag) ist ihr keine Analyse wert.<br />

Es sind demnach auch nicht die hetzerischen Predigten von Imamen im Nahen Osten wie in<br />

Europa oder dem Western, welche eine Kritik am Jihadismus zumindest in einigen Kreisen<br />

evoziert haben, sondern ein ‚Vorurteil‘ gegenüber ‚dem‘ Islam seit dem Mittelalter. Das ist<br />

natürlich absurd <strong>und</strong> hat mit einer wissenschaftlichen <strong>und</strong> kritischen Analyse der Geschichte<br />

des Islam sehr wenig zu tun.<br />

Aus den oben zitierten antisemitischen Hetzeinträgen oder den von Jihadisten begangenen<br />

Morden <strong>und</strong> Massakern in London, Madrid, Bali etc.etc. werden „Vorstellungen“ von<br />

„Gewaltbereitschaft“; Statistiken über den schlechten Bildungsgrad unter muslimischen<br />

oder/<strong>und</strong> arabischen Migranten 23 (verglichen z.B. mit Migranten aus Vietnam 24 ) derealisieren<br />

sie zu bloßen „Vorstellungen“ <strong>und</strong> Kritik im Internet wird diffamiert („hasserfüllten Tiraden<br />

in der Blogger-Szene“ (Benz)). Ohne ein einziges Zitat einschlägiger muslimischer<br />

Islamkritiker_innen wie Necla Kelek oder Seyran Ates – geschweige denn einer Reflexion auf<br />

die Kritik von Henryk M. Broder oder sonstigen in der Öffentlichkeit stehenden, wenigen<br />

Islamkritikern - fantasiert Benz, es würde „den“ Muslimen etwas angedichtet.<br />

De facto geht es immer um konkrete Fälle wie die oben zitierten. Und es geht um das beredte<br />

Schweigen der ach-so-Jihad-fernen muslimischen Bevölkerungen in der westlichen Welt.<br />

Benz spricht davon, dass es seit dem Mittelalter eine Kontinuität der Feindschaft gegen den<br />

Islam gegeben habe. Da Benz von Beruf Historiker ist, stellt man sich unwillkürlich die<br />

Frage, ob er nicht weiß, dass z.B. Kaiser Wilhelm II. den Jihad zusammen mit seinen


muslimischen Fre<strong>und</strong>en im Ersten Weltkrieg hat ausrufen lassen 25 <strong>und</strong> Islamisten bis heute<br />

eine sehr hohe Meinung von Wilhelm II. haben. 26 Warum schließlich hat Hitler <strong>und</strong> haben die<br />

Deutschen mit den Arabern kooperiert im Vernichtungskrieg gegen die Juden? Es ist völlig<br />

grotesk, aber man muss offenbar fragen: Ging es im Holocaust um Araberhass/Orienthass<br />

oder um Judenhass? 27<br />

Benz fährt fort <strong>und</strong> führt Achim Rohdes Beitrag in jenem Heft der ZfG folgendermaßen ein:<br />

„Die Strategie des islamfeindlichen Diskurses zielt dahin, ‚Islam‘ als Einheit erscheinen zu lassen,<br />

für die islamistischer Terror typisch ist. Dazu lassen sich die Traditionen der Wahrnehmung des<br />

Islam gut instrumentalisieren. Achim Rohde betrachtet Parallelen <strong>und</strong> Überschneidungen in der<br />

Geschichte der Orientalistik im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert einerseits <strong>und</strong> der Judaistik andererseits. Die<br />

paradigmatische Funktion der beiden Wissenschaftsdisziplinen wurde im Diskurs um die<br />

Emanzipation der Juden <strong>und</strong> um das Bild des Orients politisch. Die ‚Wissenschaft des Judentums‘<br />

trat als neue Disziplin, gefolgt von der <strong>Islamwissenschaft</strong>, auf den Plan, auch wenn sie erst im 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert akademischen Status erhielten. Im Orientalismus <strong>und</strong> Antisemitismus des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts entwickelten sich Feindbilder, die als vermeintlich dualer Gegensatz von Semiten <strong>und</strong><br />

Ariern historisch wirkungsmächtig wurden. Dem rassistischen Nationalismus der deutschen<br />

Identitätsdebatte, die im Berliner Antisemitismusstreit 1879 gipfelte, folgte der wahnhafte<br />

Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten gegen die europäische Judenheit – argumentativ<br />

begleitet von axiomatischen Ressentiments als ideologischer Begründung. Achim Rohde macht<br />

zugleich auf die Parallelen aufmerksam, die in der Bezugnahme auf einen konstruierten Orient in<br />

der Emanzipationsdebatte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts gegenüber Juden (als Fremden oder Anderen) <strong>und</strong><br />

in der Gegenwart gegenüber Muslimen bestehen.“ 28<br />

„Orientalismus“ <strong>und</strong> „Antisemitismus“ seien Verwandte, ja irgendwie Zwillinge. Er sagt, dass<br />

im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert gegen Juden als Teil eines „konstruierten Orient[s]“ genauso vorgegangen<br />

worden sei wie heute gegenüber „Muslimen“. Ohne Luft zu holen schreibt Benz dazwischen,<br />

dass jener „rassistische[] Nationalismus“ später in den „Vernichtungskrieg der<br />

Nationalsozialisten“ mündete. Damit wird ein direkter Zusammenhang von Antisemitismus,<br />

Nationalismus, Holocaust <strong>und</strong> der Situation von heutigen Muslimen in Deutschland<br />

hergestellt. Letztere befänden sich demnach, konsequent <strong>und</strong> logisch gedacht, wie die Juden<br />

im späten 19. Jh. wenige Jahrzehnte vor einem Holocaust.<br />

Gehört die Verharmlosung des Antisemitismus <strong>und</strong> der Shoah, denn dies lässt sich nicht<br />

anders nennen, wirklich zum Aufgabenbereich eines Zentrums für Antisemitismusforschung?<br />

Doch wie argumentiert der wissenschaftlicher Beiträger <strong>und</strong> Kronzeuge für diese Thesen in<br />

der ZfG, der <strong>Islamwissenschaft</strong>ler Achim Rohde? Er schreibt zu Beginn seines für die postkolonialistischen<br />

<strong>und</strong> postorientalistischen Studien paradigmatischen Artikels Unter<br />

Südländern. Zur Geschichte der Orientalistik <strong>und</strong> Judaistik in Deutschland Folgendes:<br />

„Forschungen zur Geschichte der westlichen Orientwissenschaften haben sich seit der<br />

Veröffentlichung von Edward Saids ‚Orientalism‘ unweigerlich mit dessen These


auseinanderzusetzen, dass der Orient erst durch den westlichen Blick als der defizitäre Andere<br />

konstruiert worden sei; damit geriet die akademische Orientalistik pauschal unter den Verdacht, an<br />

der Genese eines hegemonialen westlichen Diskurses im Dienste der kolonialen Interessen<br />

europäischer Mächte mitgewirkt zu haben bzw. diese auch weiterhin zu bedienen. Seit den<br />

Terroranschlägen des 11. September 2001 konstatierte Said ein erneutes Erstarken des<br />

orientalistischen Paradigmas, dessen regionale Fokussierung auf den ‚Orient‘ nun in einen<br />

analogen Fokus auf die Religion des Islam umgeschlagen sei.“ 29<br />

Natürlich werden die 3000 Opfer des islamistisch motivierten Massenmordes vom 11.<br />

September in den vier entführten Flugzeugen, im World Trade Center sowie im Pentagon<br />

(Arlington, Virginia) <strong>und</strong> in Pennsylvania 30 nicht betrauert. Vielmehr wird im gleichen Satz<br />

der 11. September erwähnt aber unter Bezugnahme auf Edward Said lamentiert, dass „ein<br />

erneutes Erstarken des orientalistischen Paradigmas“, nun gegen „die Religion des Islam“<br />

aufgekommen sei. Die Muslime also als Opfer dieses präzedenzlosen Massenmordes. Das ist<br />

eine bekannte Reaktion - Wolfgang Benz sprach wenige Tage nach dem 11. September über<br />

„Stolz <strong>und</strong> Reichtum <strong>und</strong> Arroganz“ solcher Gebäude wie dem World Trade Center 31 . Rohde<br />

wiederum suggeriert, dass Muslime bzw. der Islam heute zum Feindbild der neuen<br />

Orientalisten bzw. des Westens gemacht würden, wobei er heraushebt, dass schon Ende des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, ja im Mittelalter (!) Juden genauso wie<br />

Araber/Muslime/Der Orient zum Feindbild gemacht worden seien. Rohde schreibt:<br />

„Ein dezidiertes Feindbild Orient, innerhalb dessen Muslime die externen politischen <strong>und</strong> Juden<br />

die internen theologischen Feinde darstellten, hat sich nach Gil Anidjar im christlichen Europa erst<br />

mit den Kreuzzügen verfestigt." 32<br />

Diese Analogisierung des Antisemitismus mit dem „Feindbild Orient“ ist so haarsträubend<br />

wie wissenschaftlich falsch. Jede Spezifik des Antisemitismus wird geleugnet <strong>und</strong> Muslime<br />

werden als Opfer der Europäer dargestellt.<br />

Es mutet merkwürdig an, wenn Rohe Muslime <strong>und</strong> Juden gleichermaßen als Opfer der<br />

Christen darstellt. Er insinuiert, beide Gruppen seien als „südliche Rasse“ 33 diskriminiert<br />

worden, es hätte eine „Dichotomie zwischen arisch-germanischen <strong>und</strong> semitischen<br />

Völkern/Rassen“ 34 gegeben. Der Plural ist hier fehl am Platze. De facto ging es um die<br />

rassistische <strong>und</strong> antisemitische Gegenüberstellung von deutsch versus jüdisch. Es ist ein<br />

durchscheinender Trick, wenn Rohde wie andere Islamforscher_innen nun suggerieren,<br />

Muslime/Araber etc. seien genauso Opfer der christlich-deutschen Mehrheitsgesellschaft<br />

gewesen.<br />

Der ‚Trick‘ funktioniert über die alte Absurdität der Stilisierung von Arabern zu „Semiten“<br />

wie die Juden <strong>und</strong> geht im post-Orientalismus-Diskurs auf Edward Said zurück. In seinem


auch von dem Historiker Ulrich Sieg, der es auf die shortlist des ZfA für die Nachfolge Benz<br />

schaffte 35 , als „Meisterwerk“ 36 gepriesenen Buch heißt es:<br />

„Yet after the 1973 war the Arab appeared everywhere as something more menacing. Cartoons<br />

depicting an Arab sheik standing behind a gasoline pump turned up consistently. There Arabs,<br />

however, were clearly ‘Semitic’: their sharply hooked noses, the evil mustachioed leer on their<br />

faces, were obvious reminders (to a largely non-Semitic population) that ‘Semites’ were at the<br />

bottom of all ‘our’ troubles, which in this case was principally a gasoline shortage. The<br />

transference of a popular anti-Semitic animus from a Jewish to an Arab target was made smoothly,<br />

since the figure was essentially the same.” 37<br />

Edward Said setzt den Antisemitismus mit ‚anti-arabischen Ressentiments‘ (die, wenn es sie<br />

gab, den ‚kleinen‘ Unterschied hatten, dass die Ölkrise von 1973 Realität war <strong>und</strong> arabische<br />

Länder ihre Macht des Ölhahns spielen ließen) gleich. Wenige Jahrzehnte nach dem<br />

Holocaust, ja bevor auch nur irgendwo auf der Welt eine größere oder substantielle<br />

Erinnerung an die Shoah einsetzte, verharmloste Said die Ermordung von sechs Millionen<br />

Juden. Es ist eine Art Holocaustleugnung, welche Said hier betreibt, ganz subkutan,<br />

klammheimlich. Konflikte zwischen den Erdöl-produzierenden Staaten <strong>und</strong> den zumeist<br />

westlichen Abnehmern haben kategorial eine komplett andere Dimension wie der Hass auf<br />

Juden, nur weil sie Juden sind.<br />

Diese Derealisierung der Spezifik des Antisemitismus ist basal für die gesamte Forschung,<br />

welche sich affirmativ auf Said bezieht.<br />

Nach dem 11. September hat diese antisemitische Umkehrung von Täter <strong>und</strong> Opfer ungeahnte<br />

Dimensionen erreicht. Fast die komplette Islam- <strong>und</strong> Nahostforschung in Deutschland ist<br />

seitdem verschärft damit befasst, Araber <strong>und</strong> Muslime als Opfer zu stilisieren, wahlweise<br />

Europas, Israels oder natürlich Amerikas.<br />

Ein weiteres kleines Beispiel sei angemerkt: Die Antrittsvorlesung der Historikerin Ute<br />

Schneider an der Technischen Universität Darmstadt vom 19. Dezember 2002, mittlerweile ist<br />

sie Professorin an der Universität Duisburg/Essen. Ihr Vortrag wurde in einer überarbeiteten<br />

Fassung ebenso in der ZfG publiziert. Schneider konstruiert darin eine Analogie von<br />

Antisemitismus <strong>und</strong> Türkenfeindschaft über die Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg. 38<br />

Die Dissertation von Achim Rohde<br />

Unter Bezug auf den marokkanisch-französischen Soziologen Abdelkebir Khatibi plädiert<br />

Achim Rohde in seiner Dissertation für einen ‚selbstbewussten‘ („self-confident“) Ansatz im<br />

Nahen Osten bzw. der arabischen Welt („Arab world“). Die Dissertation wurde von Prof.<br />

Gudrun Krämer am Institut für <strong>Islamwissenschaft</strong> der Freien Universität Berlin im Jahr 2006<br />

angenommen. Rohde geht es um Geschlechterverhältnisse <strong>und</strong> das politische System im Irak<br />

unter der Herrschaft der Baathisten <strong>und</strong> Saddam Hussein. Er kritisiert darin arabischen


Nationalismus nur insofern, als dieser versagt habe <strong>und</strong> da die soziale Situation bzw. die<br />

Geschichte von nicht in einen homogenen arabischen Nationalismus passenden Strömungen<br />

negiert werde. Entscheidend jedoch ist Rohdes abschließender Bezug auf Edward Said <strong>und</strong><br />

der letzte Absatz der Arbeit Rohdes, wo er sich hoffnungsfroh einem Pan-Arabismus<br />

anschließt, der die Verfehlungen des irakischen Baathismus überwindet:<br />

„Echoing Sa’id’s call, the Beirut-based independently f<strong>und</strong>ed journal Zawaya provides a platform<br />

for writers from all Arab countries. It is dedicated to a pan-Arabism among whose guiding<br />

principles are ‘opposing to dogma and the hegemony of globalisation’. Hopefully, proponents of<br />

such a reconstructed pan-Arabism will succeed where Ba’thism so disastrously failed, namely in<br />

formulating a vision for physically and mentally decolonizing the Arab world, one what is aware<br />

of the pitfalls of the politics of identity and their oppressive potential, a vision that comes to terms<br />

with Arab nationalism’s own history.” 39<br />

Die Agitation gegen die böse „Hegemonie der Globalisierung” 40 geht ‚by the way‘ Hand in<br />

Hand mit einem pan-arabischen antisemitischen Kampf gegen Israel.<br />

Rohde bezieht sich nicht nur auf den trendigen Said, sondern auch andere Antizionisten wie<br />

Daniel Boyarin oder Jacqueline Rose 41 sind für ihn von großer Bedeutung. 42 Beide<br />

‚Kronzeugen‘ analysierte Alvin Rosenfeld als typische Beispiele für „progressive Juden” die<br />

jüdischen Antisemitismus vertreten. Pikant: In der gekürzten <strong>und</strong> veränderten Buch-Version<br />

von 2010 der Dissertation Rohdes (von 2006) welche sonst ideologisch den gleichen pro-<br />

Panarabismus vertritt, werden an dieser Stelle, Boyarin <strong>und</strong> Rose, Said (<strong>und</strong> andere) nicht<br />

mehr angeführt. 43 Das Zitieren von Rose oder Boyarin 44 am Ende einer umfangreichen<br />

Dissertation (die als Manuskript am Institut für <strong>Islamwissenschaft</strong> der Freien Universität<br />

Berlin im Regal steht) jedoch ist bezeichnender Ausdruck <strong>und</strong> indiziert, wie wichtig<br />

antizionistische Agitation für Rohde ist, gerade in einer Dissertation, welche sich mit<br />

Geschlechterverhältnissen, Politik <strong>und</strong> Gesellschaft im Irak befasst.<br />

Alvin Rosenfeld hat den Israelhass bei Jacqueline Rose analysiert:<br />

„Die Diskussion dreht sich nicht um Landesgrenzen, sondern um Israels Ursprung <strong>und</strong> sein<br />

Existenzrecht. Ein Merkmal des Neuen Antisemitismus ist zutiefst beunruhigend: Israel wird<br />

ausgesondert. Allein der jüdische Staat als politische Entität hat kein Recht auf Sicherheit <strong>und</strong><br />

souveräne Existenz. Wie Jacqueline Rose, die Autorin von The Question of Zion (Princeton<br />

University Press 2005), es ausdrückt: ‚Die Seele dieser Nation war vom Tag der Staatsgründung<br />

an verloren.‘“<br />

Weiter heißt es:<br />

„Rose symbolisiert ein erschütterndes Charakteristikum des Neuen Antisemitismus, <strong>und</strong> zwar die<br />

Beteiligung von Juden an diesem, insbesondere in seiner sich als Antizionismus gebärdenden<br />

Ausdrucksform. Ihr Buch ist ein erschreckend offenes Beispiel für diese Tendenz. The Question of<br />

Zion, mehr eine Anklage denn eine Untersuchung des Themas, gewidmet »der Erinnerung an<br />

Edward Said«, ist als Spiegelbild von Saids The Question of Palestine zu verstehen.“


Rose agitiert gegen den jüdischen Staat <strong>und</strong> fungiert als jüdische Kronzeugin für den neuen<br />

Antisemitismus, wie Rosenfeld resümiert:<br />

„Zusammengefasst sei Israel in seiner heutigen Verfasstheit ‚schlecht für die Juden‘ (S. 154) <strong>und</strong><br />

überhaupt für jeden anderen Menschen auf der Welt.“ 45<br />

Typisch für einen obsessiven Komparatismus ist nicht nur die Gleichsetzung von<br />

Antisemitismus <strong>und</strong> Rassismus, Kolonialismus oder Imperialismus 46 (oder ‚Orientalismus‘),<br />

auch Rohdes Zugang zur Kritik an Maskulinität passt in dieses Schema. Da werden dann<br />

Männlichkeitskonstruktionen <strong>und</strong> patriarchale Prägungen von Deutschen <strong>und</strong> Nazis wie<br />

selbstverständlich mit „sexual politics“ im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert in USA oder Israel (!)<br />

kurzgeschlossen 47 .<br />

Doch Rohde ist kein Holocaustleugner.<br />

Stattdessen möchte er die arabischen oder<br />

muslimischen Antizionisten ermuntern, doch den Holocaust anzuerkennen, um dann Israel<br />

besser attackieren zu können mit antizionistischen Invektiven. Dazu verweist er z.B. auf<br />

Literatur aus dem arabischen Raum, welche diese Strategie schon vor Jahren vorschlug:<br />

“Regarding the perception of the legacy of 20 th century European fascism, particularly German<br />

National Socialism, Edward Said was among the first Arab intellectuals to publicly criticize the<br />

tendency to ignore or deny the historical reality of the Holocaust, which is discernible in<br />

contemporary Middle Eastern societies. See his article ‘Usus lil Ta’ayush,’ Al-Hayat, 5 November<br />

1997, reprinted in Le Monde Diplomatique, 14 August 1998. In a similar vein, see also Hazim<br />

Saghiyeh and Saleh Bashi, ‘Universalising the Holocaust.’ Palestine-Israel Journal 5, 3-4 (1998),<br />

originally published in Al-Hayat, 18 December 1997. Both articles perceive the Holocaust as an<br />

unprecedented rupture in human civilization and an event of universal relevance.” 48<br />

In dem von Rohde angeführten Artikel von Said wendet dieser sich gegen direkte<br />

Holocaustleugnung à la Roger Garaudy, doch der Antisemitismus von Said ist ebenso<br />

deutlich, wenn er schreibt: „Und wir müssen deutlich machen, daß dem Zionismus die<br />

Apartheid zugr<strong>und</strong>e liegt.“ 49 Für Rohde ist Said ein Vorbild.<br />

Der Artikel Universalising the Holocaust von Hazim Saghiyeh and Saleh Bashi aus dem Jahr<br />

1998 auf Englisch 50 bzw. im Original von 1997 auf Arabisch würde laut Rohde also den<br />

Holocaust als „präzedenzlosen Bruch menschlicher Zivilisation” erkennen. Doch was steht in<br />

dem Artikel wirklich? Da ist zuerst der Untertitel, interessanterweise von Rohde weggelassen:<br />

„How Arabs and Palestinians relate to the Holocaust and how the Jews relate to the Palestinian<br />

victim.” 51<br />

Wer sich den Text von Saghiye <strong>und</strong> Bashi anschaut bemerkt, dass sie rein instrumentell den<br />

Holocaust benutzen, um auf palästinensische Geschichte aufmerksam zu machen. Sie wollen<br />

die Konsequenz der Weigerung der Araber, die Zweistaatenlösung der UN von 1947 zu


akzeptieren, das Verlassen des Landes („Nakba“, Katastrophe) mit dem Holocaust<br />

gleichsetzen – das ist antisemitisch <strong>und</strong> verharmlost den Holocaust:<br />

„If the event of the early forties in Europe becomes a Palestinian preoccupation, and the Jews<br />

allow that, and if the event of the end of the forties in the Middle East becomes a Jewish<br />

preoccupation, and the Arabs allow that, then the renewed universal awareness of the Holocaust<br />

will herald the disengagement between the occurrence and its Jewishness. Do we join our voices<br />

with the rest of the world? And will Israel permit us to do that, given that this entails<br />

internalizating the Palestinian moment into Israel’s consciousness?“ 52<br />

Weiter lamentieren die beiden arabischen Autoren, dass Juden den Sinn <strong>und</strong> Zweck von<br />

Auschwitz, Theresienstadt, Babi Yar, Riga oder Sobibor überhaupt nicht kapiert hätten:<br />

„The dissociation between the acknowledgment of the Holocaust and what Israel is doing should<br />

be the starting point for the development of a discourse which says that the Holocaust does not free<br />

the Jewish state or the Jews of accountability. On the contrary, the Nazi crime compo<strong>und</strong>s their<br />

moral responsibility and exposes them to greater answerability. They are the ones who have<br />

escaped the ugliest crime in history, and now they are perpetrating reprehensible deeds against<br />

another people.“ 53<br />

Auschwitz war keine Art ‘Besserungsanstalt’, auch wenn das Edward Said so sehen wollte. 54<br />

Antizionismus wird von Saghiye <strong>und</strong> Bashi mit einer anderen Form des Antisemitismus noch<br />

verstärkt, indem sie Antisemitismus mit Rassismus, Kolonialismus, Sklaverei etc.<br />

kurzschließen, auch das ist eine bekannte Masche im antiimperialistischen Lager:<br />

„Modern Jewish consciousness can no longer look at the world from the exclusive perspective of<br />

the Holocaust, in spite of the magnitude of the event and its enormity. Within these parameters, it<br />

becomes pressing to (re)present the event as a trial for human suffering more than a purely and<br />

exclusively Jewish one, especially since the Jews in recent decades have started losing their longstanding<br />

‘monopoly’ over the tragic. The Turk in Germany, the Algerian in France, and always the<br />

black in every place, head the columns of victims of racism in the world and in them, albeit in<br />

different proportions and degrees, is the continuation of the suffering of the Jews of which the<br />

Holocaust was the culmination.“ 55<br />

Munter vergleichen die Autoren die Situation von Türken in der BRD Ende der 1990er Jahre<br />

mit dem Holocaust, oder die Situation der Algerier unter französischer Kolonialherrschaft<br />

(<strong>und</strong> danach in Frankreich). Schließlich verrühren sie die gesamte Geschichte der<br />

Unterdrückung der Schwarzen <strong>und</strong> des Rassismus mit jener des Antisemitismus. Damit<br />

leugnen sie gerade den präzedenzlosen Charakter der Shoah <strong>und</strong> der Vorgeschichte des<br />

Holocaust! Rassismus, Ausbeutung, Imperialismus <strong>und</strong> selbstredend die von Marx analysierte<br />

„ursprüngliche Akkumulation“ verweisen immer auf das cui bono von Herrschaft. Nicht so<br />

der irrationale Antisemitismus.


Ein weiterer Zeuge für Rohde ist der Columbia Professor Gil Anidjar, welcher irgendwie<br />

etwas Positives sagen möchte über Juden nach dem Holocaust <strong>und</strong> dabei kommt Folgendes<br />

heraus:<br />

„Even taking into consideration the persecution of Jews in Europe and the Holocaust, I still think it<br />

is good - because it is difficult, and politically enriching - that there are Jews, and numerous other<br />

minorities, in Europe. Why should there not be? There is absolutely no reason to agree with the<br />

claim that Europe makes for itself, more or less vocally, that it should purify itself of any so-called<br />

‘foreign’ element.“ 56<br />

Neben vielen Ungeheuerlichkeiten in diesem Satz übernimmt der poststrukturalistische<br />

Theoretiker damit die deutsche (<strong>und</strong> Nazi-) Ideologie von der Fremdheit der Juden; Juden<br />

sind für Anidjar ein “fremdes Element“ in Europa. Er findet das gar nicht schlimm, aber<br />

ideologisch übernimmt er wie selbstverständlich die völkische These, Juden könnten nicht<br />

Deutsche sein oder Franzosen, Italiener, Engländer. Weiter sagt Anidjar in diesem Interview<br />

2003:<br />

„I believe I am, as one says in French, weighing my words, je pèse mes mots. The argument I want<br />

to make is that it is absolutely essential to continue to insist on the colonial dimension of Zionism,<br />

and colonial in the strict sense, absolutely. The claim that there was no colonial basis for Israel is<br />

ludicrous. People were citizens of countries and were acting on behalf of Western powers, and<br />

Western powers <strong>und</strong>erstood this very well. As did Herzl, of course, and others.<br />

So Israel is absolutely a colonial enterprise, a colonial settler state, to be precise.” 57<br />

Die jahrtausendealte Geschichte der Juden in Israel sowie die völkerrechtliche Legitimation<br />

Israels durch den UN-Beschluss von 1947 stören eine obsessive antisemitische Denkstruktur<br />

wie die von Anidjar natürlich nicht. Er agitiert gegen Juden, Israel <strong>und</strong> den Westen. Das ist<br />

der Gr<strong>und</strong> warum die Islam- <strong>und</strong> Nahostforschung hierzulande sich gerne auf Autoren wie<br />

Anidjar beziehen, möchte er doch zeigen, dass Israel nur der jüngste Beweis für den bösen<br />

„Orientalismus“ der westlichen Welt sei.<br />

Das Perfide an Achim Rohdes Arbeit ist Folgendes: er kombiniert, ganz zeitgeistig, eine<br />

Kritik am Männlichkeitswahn, an patriarchalen Normen auch in der arabischen (hier:<br />

irakischen) Welt <strong>und</strong> Geschichte mit einer nicht auf den ersten Blick erkennbaren Form von<br />

Antisemitismus. Er befasst sich gar mit Antisemitismus, allerdings rein instrumentell um<br />

darunter Juden <strong>und</strong> Araber (wie Ende des 19. Jh.) als Opfer des christlichen Europa zu<br />

subsumieren. Er suggeriert also Aufgeklärtsein <strong>und</strong> eine weltoffene, z.B. Gleichberechtigung<br />

für Frauen <strong>und</strong> zumal eine patriarchale Herrschaft hinterfragende Position zu vertreten. 58 Das<br />

jedoch geht einher mit einem Antizionismus, der den jüdischen Staat Israel zerstört wissen<br />

möchte. Wer über Jacqueline Roses Texte informiert ist, sieht das bestätigt. Nicht zufällig<br />

bezieht sich Rohde nach jahrelanger Forschung an seiner Dissertation, die u.a. vom


evangelischen Studienwerk Villigst unterstützt wurde, auf antizionistische Antisemiten, auch<br />

Agamben ist ein Referenzpunkt. 59<br />

Es ist immer wieder bemerkenswert mit welcher<br />

heuchlerischen Unverfrorenheit sich Forschende auf israelische Archive <strong>und</strong> Institute stützen<br />

aber gleichzeitig politisch für einen Kampf gegen Israel aktiv sind; Rohde beispielsweise<br />

bezieht sich auf Boyarin, Anidjar oder Rose <strong>und</strong> zugleich betont er die Wichtigkeit<br />

israelischer Archive für seine Forschung. 60<br />

In seinem Aufsatz in der islamwissenschaftlichen Zeitschrift Die Welt des Islams von 2005,<br />

ein Vorläuferartikel 61<br />

der ZfG-2010-Version, bedankt sich der Verfasser bei „Moshe<br />

Zuckermann, Omar Kamil, Ursula Wockock <strong>und</strong> Klaus Holz“ 62 , <strong>und</strong> schreibt:<br />

„Sollten sich bei dieser Darstellung Ähnlichkeiten zu heutigen Debatten um die<br />

Integration/Assimilation von muslimischen MigrantInnen in die zeitgenössische deutsche<br />

Gesellschaft ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern<br />

unvermeidlich.“ 63<br />

„Antisemitische wie orientalistische Diskurse“ zeichneten sich durch eine „auffällige<br />

Sexualisierung“ aus. Die Spezifik des Antisemitismus mit seinen ungezählten Bildern <strong>und</strong><br />

Codes wird hier nochmals entwirklicht <strong>und</strong> geleugnet.<br />

Doch was beinhaltet diese Spezifik des Antisemitismus? Juden wird im Universum der<br />

Antisemiten vorgeworfen, böse Händler zu sein, weswegen sie von Jesus aus dem Tempel<br />

geworfen wurden; sodann wird Juden unterstellt, Jesus auf seinem Weg mit dem Kreuz auf<br />

dem Rücken keine Rast gestattet zu haben <strong>und</strong> deshalb seien sie auf ewige Wanderschaft<br />

geschickt worden (Ahasver). Sodann seien sie ‚natürlich‘ für den Tod Christi verantwortlich,<br />

später für Brunnenvergiftung, Hostienschändung, Ablehnung von Christus als ‚Heiland‘,<br />

Juden wird vorgeworfen nicht-jüdische Kinder zu rituellen Zwecken zu schlachten (Blood<br />

Libel, Blutbeschuldigung). Etwas später sind die Juden sowohl für Kapitalismus (Mammon)<br />

als auch Kommunismus verantwortlich. Alles Ungeheure der Moderne wird auf Juden<br />

projiziert, was zumal im völkischen <strong>und</strong> antimodernen deutschen Antisemitismus eine große<br />

Rolle spielt. Und natürlich gibt es seit Anfang des 20. Jh. die gefälschten „Protokolle der<br />

Weisen von Zion“, welche eine jüdische Weltverschwörung behaupten. Alle diese tödlichen<br />

Ressentiments kommen sogar ohne den zusätzlichen rassistischen Antisemitismus aus, der<br />

sich im 19. Jh. heraus bildete.<br />

Keines der erwähnten tödlichen Ressentiments gegen Juden gibt es gegenüber<br />

Türken/Arabern/Orientalen/Muslimen. Keine andere Gruppe von Menschen hat jemals so<br />

viele Ressentiments <strong>und</strong> tödliche Fantasien auf sich projiziert bekommen wie Juden. Keine<br />

andere Gruppe von Menschen wird seit tausenden von Jahren von allen Seiten, von Heiden,


Christen, Muslimen <strong>und</strong> anderen attackiert, diffamiert, bedroht <strong>und</strong> bei Gelegenheit ermordet.<br />

Sowenig wie es eine gerade Linie nach Auschwitz gab, sowenig sind die Vernichtungslager<br />

<strong>und</strong> die Aktionen der Polizeibataillonsdeutschen bloßer Zufall oder das Werk Einzelner. Der<br />

Antisemitismus im Kaiserreich, die Hetze gegen Juden in allen gesellschaftlichen Klassen <strong>und</strong><br />

gerade auch an Universitäten, natürlich im Militär, der Politik, aber auch in der Musik, der<br />

Literatur <strong>und</strong> vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen, ist mit der Situation von Muslimen<br />

heutzutage nicht annähernd in Beziehung zu setzen. Wer das tut, leugnet die Vorgeschichte<br />

des Holocaust. Juden wurden aus Hass diffamiert, ausgesondert <strong>und</strong> schließlich dem ‚sozialen<br />

Tod‘ ausgeliefert (Goldhagen), bevor sie im Holocaust vernichtet wurden, von Deutschen <strong>und</strong><br />

ihren Helfern, darunter Araber <strong>und</strong> Muslime.<br />

Juden wurden von den Deutschen als DAS Gegenbild, als „die Gegenrasse“ vorgestellt <strong>und</strong><br />

zur Vernichtung bestimmt. Die deutsche Nation konstituierte sich gegen die Juden, darin liegt<br />

eine deutsche Spezifik des Antisemitismus.<br />

Rohde merkt zwar irgendwie, dass der Holocaust doch nicht unmittelbar den Muslimen<br />

bevorsteht <strong>und</strong> er klammert in seiner Analogisierung von Juden <strong>und</strong> Muslimen/Arabern die<br />

Nazi-Zeit aus, mit der Begründung, ein solcher Vergleich sei auch „politisch nicht<br />

handhabbar“ 64 , sprich: das sei ein böses Tabu. Rohde betont <strong>und</strong> erwähnt den Holocaust,<br />

damit er umso unverblümter - aber mit gutem Gewissen - gegen die lebenden Juden in Israel<br />

aktiv werden kann. Die anti-imperialistische Ideologie des Postkolonialismus <strong>und</strong> post-<br />

Orientalismus hat ihr Herzstück im obsessiven Hass auf den Zionismus:<br />

„Die hier skizzierte spiegelverkehrte Übernahme einer eurozentrischen Weltsicht <strong>und</strong> zentraler<br />

Versatzstücke des modernen Antisemitismus im Zionismus, eine Art ‚Identifikation mit dem<br />

Aggressor‘, war dabei eine der möglichen jüdischen Reaktionen auf den Antisemitismus.“ 65<br />

Die Erinnerung an den Holocaust wiederum gereicht dem <strong>Islamwissenschaft</strong>ler rein<br />

strategisch dazu, um ‚modernere‘ <strong>und</strong> aktualisierte Propaganda gegen den jüdischen Staat zu<br />

ermöglichen – sozusagen die Weiterentwicklung von Finkelstein‘s Einschätzungen:<br />

„Leider wurden der europäische Antisemitismus <strong>und</strong> insbesondere der Holocaust allzu lange von<br />

vielen arabischen/muslimischen Intellektuellen als reine Propagandawaffe der Israelis im Kontext<br />

des Nahostkonflikts abgetan <strong>und</strong> entweder ignoriert oder verleugnet. Erst vor wenigen Jahren hat<br />

Said als einer der ersten namhaften arabischen Intellektuellen eine ernsthafthafte<br />

Auseinandersetzung in der arabischen Welt mit diesem singulären Menschheitsverbrechen, seinen<br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> Folgen angemahnt, ohne die eine Kritik staatlich sanktionierter<br />

Erinnerungskultur an die Shoah in Israel im Zusammenhang des israelisch-palästinensischen<br />

Konfliktes unglaubwürdig bleibt.“ 66


Verharmlosung des Antisemitismus – Lob des Antizionismus –<br />

„Islamophobieforschung“<br />

Achim Rohde solidarisiert sich schließlich 2008 mit dem Antizionisten Ludwig Watzal, wie<br />

auf einer Unterschriftenliste im Internet deutlich wird, welche auch viele andere einschlägig<br />

bekannte Israelhasser versammelt, darunter Norman Finkelstein. 67<br />

Der Antisemitismusforscher Lars Rensmann schreibt 2006 über Watzal:<br />

„Derzeit überprüft der Arbeitgeber Watzals, die B<strong>und</strong>eszentrale, laut der ‚Welt‘, ob Watzal<br />

‚manifest antisemitisch‘ ist. Watzal, der eine ‚Israelisierung der Welt‘ befürchtet, hat 2005 in der<br />

Wochenzeitung ‚Freitag‘ das antisemitische Buch eines Neo-Nazis mit dem Pseudonym Israel<br />

Shamir, der sich ‚für die Einstaatenlösung‘ in Palästina einsetze <strong>und</strong> dessen vorgebliche religiöse<br />

Konvertierung ihm laut Watzal ‚seitens des Judentums niemals verziehen‘ würde, gepriesen <strong>und</strong><br />

den Autor als Experten für Antisemitismus-Konferenzen empfohlen: ‚Die Organisatoren der<br />

OSZE-Konferenz 2004 in Berlin hätten auch Shamir einladen sollen.‘“ 68<br />

Der <strong>Islamwissenschaft</strong>ler Achim Rohde unterstützt also Antizionisten wie Ludwig Watzal, er<br />

bezieht sich auf den amerikanischen Nahostforscher Gil Anidjar, der 2009 auf der „Israel<br />

Apartheid Week“ aufgetreten ist 69 <strong>und</strong> seinen Israelhass laut hinaus posaunte, <strong>und</strong> Rohde<br />

rekurriert am Ende seiner Dissertation auf die jüdischen Antizionisten Jacqueline Rose <strong>und</strong><br />

David Boyarin.<br />

Der Leiter des ZfA, Wolfgang Benz publiziert Rohde im Sommer 2010, offenbar um die<br />

Verharmlosung <strong>und</strong> Neujustierung des Antisemitismus auf neue Spitzen zu treiben. Juden<br />

seien wie Araber bzw. Muslime Opfer des christlichen Europa mit seinen Ressentiments seit<br />

dem Mittelalter.<br />

• Dass es Muslime waren, welche im 9. Jahrh<strong>und</strong>ert eine Kennzeichnungspflicht für<br />

Juden (<strong>und</strong> Christen) einführten ist keiner Bemerkung wert. 70<br />

• Dass Kaiser Wilhelm II. den heiligen Krieg, den Jihad, im Ersten Weltkrieg<br />

propagieren ließ <strong>und</strong> seine Liebe zum Islam demonstrierte, bleibt unerwähnt.<br />

• Dass die Araber, repräsentiert von ihrem bis heute über alles geliebten Mufti von<br />

Jerusalem, al-Husseini, Fre<strong>und</strong>e der Deutschen im Nationalsozialismus waren, ist<br />

keiner Rede wert.<br />

• Dass sich Antisemitismus von Rassismus kategorial unterscheidet – was schert das<br />

den Leiter des „Zentrums für Antisemitismusforschung“ an der TU Berlin, der<br />

mittlerweile viel lieber als Teil des „Team“s für ein „Jahrbuch für<br />

Islamophobieforschung“ 71 fungiert?


Wer etwas über den Zustand der Antisemitismusforschung wie auch der <strong>Islamwissenschaft</strong><br />

<strong>und</strong> Nahostforschung in der B<strong>und</strong>esrepublik im Jahr 2010 erfahren möchte, lese Benz <strong>und</strong><br />

Rohde. Diese beiden Superhelden der Forschung stehen exemplarisch für jene<br />

Forschungsrichtungen. Der eine geht in Rente, der andere ist am Beginn seiner Laufbahn.<br />

Deutschland hatte schon immer ein Faible für seine Vergangenheit.<br />

1 Aus dem Album der Toten Hosen „Damenwahl“ von 1986, Text auch auf<br />

http://www.dietotenhosen.de/veroeffentlichungen_songtexte.php?text=alben/bzbe/wort_zum_sonntag.php<br />

(22.07.2010). Der Text ist als Kritik an den Musikzeitschriften gemeint, trifft aber auch auf andere Mainstream-<br />

Medien <strong>und</strong> mithin akademische ‚Diskurse‘, sprich universitäre Ideologie z.B. in der Antisemitismusforschung,<br />

den Nahoststudiengängen bzw. der <strong>Islamwissenschaft</strong> zu.<br />

2 „Today, anti-Zionism is the new anti-Semitism. In 2002, when I first wrote this, my editor was alarmed. “Are<br />

you sure you want to say this? Can’t we criticize Israel without being called anti-Semites?” I assured him that<br />

what I had written was accurate. Clearly, when you criticize only Israel for crimes other countries commit, for<br />

crimes that Israel does not even commit; when you criticize and condemn only Israel in every world forum—you<br />

are looking at the “new” anti-Semitism, which is the title of my 2003 book. Zionism does not equal racism–but<br />

anti-Zionism does“ (Phyllis Chesler (2010): What Only The Jews Can Do About Anti-Semitism, in:<br />

http://pajamasmedia.com/phyllischesler/2010/08/12/what-only-the-jews-can-do-about-anti-semitism/<br />

(13.08.2010) ).<br />

3 Die fürchterliche Geschichte der jungen, 18jährigen (von der Presse so genannten) Aisha aus Afghanistan, der<br />

von den Taliban die Ohren <strong>und</strong> die Nase abgeschnitten wurden wegen ihrer Unangepasstheit an den<br />

schrecklichen, aber normalen islami(sti)schen Alltag, hat für einen kurzen Augenblick die Medien <strong>und</strong> die<br />

Öffentlichkeit aufgeschreckt. Aisha hat überlebt,<br />

http://www.time.com/time/world/article/0,8599,2007238,00.html (13.08.2010).<br />

4<br />

„Jürgen Trittin fordert mehr Macht für die Taliban. Jürgen Trittin möchte die Taliban an der Macht in<br />

Afghanistan beteiligen. Ein Kandidat: Taliban-Führer Mullah Omar“,<br />

http://www.welt.de/politik/deutschland/article8897936/Juergen-Trittin-fordert-mehr-Macht-fuer-die-<br />

Taliban.html (13.08.2010).<br />

5 Achim Rohde (2010): Unter Südländern. Zur Geschichte der Orientalistik <strong>und</strong> Judaistik in Deutschland, in:<br />

Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 58. Jg., H. 7/8, 639-652, 652.<br />

6 <strong>Clemens</strong> <strong>Heni</strong> (2007): Salonfähigkeit der Neuen Rechten. ‚Nationale Identität‘, Antisemitismus <strong>und</strong><br />

Antiamerikanismus in der politischen Kultur der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 1970 -2005: Henning Eichberg als<br />

Exempel, Marburg: Tectum Verlag, 309f.<br />

7 „Heute hat der organisierte Rechtsextremismus <strong>und</strong> Neonazismus mit Islamisten im Hass auf Israel <strong>und</strong> die<br />

USA ein gemeinsames Terrain gef<strong>und</strong>en – Odin <strong>und</strong> Allah sollen Abhilfe schaffen“ (<strong>Heni</strong> 2007, 340); das<br />

folgende Zitat ist aus dem Verfassungsschutzbericht Brandenburg aus dem Jahr 2001: „Mahler sieht gar eine<br />

gemeinsame Front von Deutschen <strong>und</strong> Palästinensern. Denn die Zerstörungswut der amerikanischen ‚Ostküste‘<br />

<strong>und</strong> Israels, so erklärte er bereits in einer Fernsehsendung vom 6. Dezember 2000, richte sich ebenso gegen das<br />

deutsche wie gegen das palästinensische Volk. Die Demonstration der JN [Junge Nationaldemokraten,<br />

Jugendorganisation der NPD, d.V.] am 14. April 2001 in Jena stand unter dem Motto: ‚Für eine Welt freier<br />

Völker – Solidarität mit Irak <strong>und</strong> Palästinensern!‘ Auf dem ‚7. Europäischen Kongress der Jugend‘, den die JN<br />

am 28. Oktober 2000 im pfälzischen Dreisen veranstalteten, trat der schon erwähnte [Ahmed, d.V.] Huber als<br />

Gastredner auf. Er beschloss seine Rede mit den Worten ‚Allah sei mit euch!‘ Der JN-Vorsitzende Sascha<br />

Roßmüller nahm diesen Gruß auf <strong>und</strong> steigerte die neue Islambegeisterung der Nationalrevolutionäre gar ins<br />

Sakrale, als er versicherte, man könne stolz darauf sein, Allah <strong>und</strong> Odin hinter sich zu wissen“ (zitiert nach <strong>Heni</strong><br />

2007, 340).<br />

8 Ralph Ghadban (2006): Tariq Ramadan <strong>und</strong> die Islamisierung Europas, Berlin: Verlag Hans Schiler. „Die<br />

Entwicklung in den neunziger Jahren nahm eine andere Wendung. Die in Europa gebürtigen Muslime wurden<br />

von den erstarkten islamistischen Organisationen ‚islamisiert‘, was an der Steigerung der religiösen Praxis –<br />

Moscheebesuche, Fasten, Beten, Kopftuch usw. – feststellbar ist. Selbst die infolge der intensiven Missionsarbeit<br />

dieser Organisationen zum Islam konvertierten Europäer, hauptsächlich Frauen, trugen zur Modernisierung des<br />

Islam wenig bei. Im Gegenteil, durch ihre Annahme eines überwiegend traditionellen bis f<strong>und</strong>amentalistischen<br />

Islam bestätigen sie die Islamisten in der Auffassung, dass die Religion des Islam in ihrer Entstehungsform<br />

allgemein gültig sei <strong>und</strong> keiner Aufklärung bedürfe. Der Islam stelle eben eine Alternative zum von der<br />

Aufklärung zerschlagenen Christentum <strong>und</strong> zur materialistischen, gottlosen <strong>und</strong> daher dekadenten Kultur des<br />

Westens dar“ (ebd., 8).


9 Vgl. z.B. den Artikel des Herausgebers, Thorsten Gerald Schneiders (2009): Die Schattenseite der Islamkritik.<br />

Darstellung <strong>und</strong> Analyse der Argumentationsstrategien von Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Necla Kelek,<br />

Alice Schwarzer <strong>und</strong> anderen, in: ders. (Hg.) (2009a), Islamfeindlichkeit. Wenn die Grenzen verschwimmen,<br />

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 403-432. Die Tagung des Zentrums für<br />

Antisemitismusforschung von Dezember 2008 „Feindbild Muslim – Feindbild Jude“ wird explizit verteidigt <strong>und</strong><br />

als wegweisend betrachtet, vgl. Thorsten Gerald Schneiders (2009b): Einleitung, in: ders. (2009a), 9-15, 9f.<br />

Desweitern fällt in der Einleitung zu diesem Band auf, dass der Massenmord vom 11. September benutzt wird,<br />

um ‚die‘ Muslime <strong>und</strong> ‚den‘ Islam als Opfer darzustellen, eine typische Täter/Opfer Umkehrung: „Diese<br />

Abneigung gegenüber dem Islam ist keine Neuerscheinung, die mit den Terroranschlägen vom 11. September<br />

2001 oder mit dem Mord an Theo van Gogh am 2. November 2004 neu entstanden ist. Islamfeindlichkeit ist ein<br />

historischer Makel, der sich seit Jahrh<strong>und</strong>erten tief in die europäische Seele eingebrannt <strong>und</strong> bis in unsere Tage<br />

sein hässliches Gesicht nie wirklich verloren hat“ (ebd., 12).<br />

10 Zu den bekannteren Autoren zu zählen wären Micha Brumlik, Navid Kermani, Birgit Rommelspacher, Y.<br />

Michal Bodemann, zudem schreiben z.B. Siegfried Jäger, Jochen Hippler, Sabine Schiffer, Kai Hafez, Dieter<br />

Oberndörfer, Heiner Bielefeldt in dem Band, selbst der ansonsten Jihad-kritische <strong>und</strong> Islamkritiker Martin<br />

Riexinger ist unter den Autoren; jeder Artikel wäre eine Replik wert, was ein Desiderat der Forschung bleiben<br />

dürfte.<br />

11 „Der Initiator der beiden Anti-Islamisierungskongresse in Köln ist Markus Beisicht, der Mitbegründer <strong>und</strong><br />

Vorsitzende von Pro Köln <strong>und</strong> Pro NRW. Er bestätigt in einem Interview mit der Jungen Freiheit zum Anti-<br />

Islamisierungskongreß, daß Islamkritik für Pro-Köln <strong>und</strong> Pro-NRW Teil eines rechten Parteiprojektes ist: Das<br />

Thema Islamisierung drückt die Menschen <strong>und</strong> es liegt uns politisch nahe, also haben wir es uns ausgesucht. Wir<br />

haben nach Inhalten Ausschau gehalten <strong>und</strong> waren anfangs selbst überrascht, welche außerordentliche Resonanz<br />

wir mit dem Thema gef<strong>und</strong>en haben. Gerade in Großstädten kann man damit punkten! Wir haben die Marktlücke<br />

besetzt, <strong>und</strong> es ist uns der Einbruch in Schichten gelungen, die wir sonst nicht erreicht hätten. (7)<br />

Beim Ausschauen nach geeigneten Themen für ein Parteiprojekt ist die Bürgerbewegung Pro-Köln auf die<br />

Islamisierung gestoßen, es hätte demnach auch ein anderes Thema sein können, wenn es den Zweck erfüllt hätte,<br />

ihrer Bewegung Zulauf zu verschaffen“ (http://www.eussner.net/artikel_2009-04-03_02-02-33.html<br />

(14.08.2010) ). Im Junge Freiheit Interview heißt es: „Pro Köln ist also keine Anti-Moscheebau-Bürgerinitiative,<br />

sondern ein rechtes Parteiprojekt, das nur in diesem Gewand daherkommt? Beisicht: So könnte man sagen. Das<br />

Thema Islamisierung drückt die Menschen <strong>und</strong> es liegt uns politisch nahe, also haben wir es uns ausgesucht“<br />

(http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display.268+M5d47de79e46.0.html?&tx_ttnews[sViewPointer]=2<br />

(14.08.2010) ).<br />

12 Sabine Schiffer (2009): Grenzenloser Hass im Internet. Wie „islamkritische“ Aktivisten in Weblogs<br />

argumentieren, in: Schneiders (Hg.) (2009a), 341-362, 341-343, die zitierten Blogs werden unter dem Titel „Die<br />

Liste der deutschsprachigen antiislamischen Websites ist lang. Sie umfasst in etwa folgende Links:“ angeführt<br />

(ebd., 341; die Liste der Blogs ebd., 341-343).<br />

13 <strong>Clemens</strong> <strong>Heni</strong> (2002): Deutsche mögen nur tote Juden, Islamisten gar keine, in: Gewerkschaftliche<br />

Monatshefte, 53. Jg., Heft 9, 555-556.<br />

14 Robert Wistrich (2010): A Lethal Obsession. Anti-Semitism from Antiquity to the Global Jihad, New York:<br />

Random House, 4.<br />

15 „Antisemitismus ist zunächst etwas Anderes als Antizionismus. Diese Plakate sind unfre<strong>und</strong>lich gegenüber<br />

Israel, deshalb müssen sie nicht antisemitisch sein, aber es ist so praktisch, alles als antisemitisch zu<br />

denunzieren, was einem nicht gefällt. Das ist das ärgste politische Schlagwort“<br />

(http://clemensheni.wordpress.com/2010/05/29/%E2%80%9Ewinkeladvokaten%E2%80%9C-<br />

%E2%80%9Etrotzkisten-aus-new-york-city%E2%80%9C-antizionismus-<strong>und</strong>-der-%E2%80%9Eewigejude%E2%80%9C/<br />

(14.07.2010)).<br />

16 Wolfgang Benz (2010): Zur Genese <strong>und</strong> Tradition des Feindbildes Islam. Einleitende Bemerkungen zum<br />

Themenheft Islambilder vom Mittelalter bis zum Ersten Weltkrieg. Traditionen der Abwehr, Romantisierung,<br />

Exotisierung, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 58. Jg., H. 7/8, 585-590, 585.<br />

17 Martin Kramer (2001): Ivory Towers on Sand. The Failure of Middle Eastern Studies in America,<br />

Washington: THE WASHINGTON INSTITUTE FOR NEAR EAST POLICY; mittlerweile ist das Buch auch kostenfrei<br />

online zum download verfügbar: http://www.washingtoninstitute.org/pubPDFs/IvoryTowers.pdf (04.08.2010).<br />

18 http://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Wild (10.08.2010).<br />

19 Stefan Wild (2003): Rezension von Martin Kramer, Ivory Towers (2001), in: Die Welt des Islams, Jg. 43, H.<br />

2, 290-292, 290f.<br />

20 <strong>Clemens</strong> <strong>Heni</strong> (2008): „Giftmischer von Bush bis Bin Laden“. Die Muslime sind die Juden von heute, sagt der<br />

Scheibenwischer Hagen Rether in der ARD, http://www.wadinet.de/blog/?p=685 (13.08.2010).<br />

21 Siehe Abbas Poya (2008): Ist das Tor des ‚Igtihad‘ in der <strong>Islamwissenschaft</strong> geschlossen?, in: ders./Maurus<br />

Reinkowski (Hg.), Das Unbehagen in der <strong>Islamwissenschaft</strong>. Ein klassisches Fach im Scheinwerferlicht der<br />

Politik <strong>und</strong> der Medien, Bielefeld: transcript, 243-262, 258f. Bezeichnend ist der Antizionismus von Udo


Steinbach. Im Rahmen einer Abwehr der Analysen <strong>und</strong> Thesen von Mallmann/Cüppers schreibt er: „Mit dieser<br />

‚universalistischen‘ Position ziehen sich die beiden Autoren jedoch auf einen Punkt zurück, der der zionistischen<br />

Bewegung eine nicht mehr zu hinterfragende Rechtfertigung verleiht <strong>und</strong> ignoriert, dass durch sie die<br />

Lebensrechte palästinensischer Araber einseitig in Frage gestellt wurden“ (Udo Steinbach (2008): Die Täter zu<br />

Opfern, die Opfer zu Tätern machen – Räume <strong>und</strong> Grenzen islamwissenschaftlicher Politikdeutung, in:<br />

Poya/Reinkowski (Hg.), 223-239, 228).<br />

22 Iman Attia (2007): Kulturrassismus <strong>und</strong> Gesellschaftskritik, in: dies. (Hg.) (2007a): Orient- <strong>und</strong> IslamBilder.<br />

Interdiszipliniäre Beiträge zu Orientalismus <strong>und</strong> antimuslimischem Rassismus, Münster: Unrast Verlag, 5-28, 9.<br />

23 Vgl. z.B. die Studie von Manuel Siegert (2008): Schulische Bildung von Migranten in Deutschland,<br />

veröffentlicht vom B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge,<br />

http://www.bamf.de/nn_442016/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/WorkingPapers/w<br />

p13-schulische-bildung,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/wp13-schulische-bildung.pdf<br />

(15.08.2010).<br />

24 Martin Spiewak (2009): Das vietnamesische W<strong>und</strong>er. Die Kinder von Einwanderern aus Vietnam fallen durch<br />

glänzende Schulnoten auf. Ihr Erfolg straft Klischees der Integrationsdebatte Lügen, in: Die Zeit, 22.01.2009,<br />

http://www.zeit.de/2009/05/B-Vietnamesen?page=all (15.08.2010).<br />

25 Wolfgang G. Schwanitz (2004): Paschas, Politiker <strong>und</strong> Paradigmen: Deutsche Politik im Nahen <strong>und</strong> Mittleren<br />

Orient 1871-1945, in: ders. (Hg.), Deutschland <strong>und</strong> der Mittlere Osten, Leipzig: Leipziger Universitätsverlag,<br />

zugleich Comparativ, Jg. 14, H.1, 22-45; Sean McMeekin (2010): The Berlin-Baghdad express. The Ottoman<br />

Empire and Germany’s bid for World Power 1989-1918, London: Allen Lane (für August 2010 angekündigt);<br />

Brendan Simms (2010): Besprechung von McMeekin 2010, The Berlin-Baghdad express, in: independent, 25.<br />

Juni 2010, http://www.independent.co.uk/arts-entertainment/books/reviews/the-berlinbaghdad-express-by-seanmcmeekin-2009614.html<br />

(23.07.2010).<br />

26 Heutige Islamisten wissen sehr wohl, was sie an Wihelm II. zu schätzen haben, wenn die islamische Zeitung<br />

bezüglich der Orient-Reise des Kaisers im Jahr 1898 schreibt: „In Jerusalem weihte der Kaiser eine<br />

protestantische, sowie eine katholische Kirche ein, die jeweils auf einem Stück Land standen, das dem Kaiser zu<br />

diesem Zweck vom Kalifen des Osmanischen Reiches geschenkt worden war. Wenig später reiste das Kaiserpaar<br />

nach Damaskus weiter. Dort sagte Kaiser Wilhelm am Grab des aus der Zeit der Kreuzzüge legendären Sultan<br />

Salahuddin (Saladin) am 8.11.1898: ‚Möge der Sultan <strong>und</strong> mögen die 300 Millionen Mohammedaner, die, auf<br />

der Erde zerstreut lebend, in ihm ihren Kalifen verehren, dessen versichert sein, dass zu allen Zeiten der deutsche<br />

Kaiser ihr Fre<strong>und</strong> sein wird.‘ Dieser Satz wurde vom Deutschen Reich in hoher Auflage als zweisprachige<br />

deutsch-osmanische Postkarte verbreitet, um die Fre<strong>und</strong>schaft der Deutschen mit der Ummah der Muslime zu<br />

unterstreichen. Das in Damaskus anwesende Haupt der Ulema der damaligen islamischen Welt, Schaikh<br />

Abdullah Effendi, sprach ein begeistertes Dua (Bittgebet), in dem er ‚namens der Welt des Islam den Segen<br />

Allahs auf den Kaiser, das Deutsche Reich <strong>und</strong> alle Deutschen herabrief. ...‘“ (Ahmad Gross (o.J.): Kaiser<br />

Wilhelm II. - Deutschland <strong>und</strong> der Islam, in: Islamische Zeitung, zitiert nach http://www.enfal.de/gr<strong>und</strong>44.htm<br />

(21.07.2010) ). Ahmad Gross ist ein Islamist, siehe: „Die Keimzelle der deutschen Murabitun liegt allerdings in<br />

Süddeutschland. In Freiburg begannen Vadillo <strong>und</strong> Dallas, die Personen um sich zu scharen, die dann Mitte der<br />

neunziger Jahre in Richtung Osten zogen. Zum Freiburger Kreis gehören der Vorsitzende des Weimar Instituts<br />

<strong>und</strong> Herausgeber der Islamischen Zeitung Andreas Abu Bakr Rieger, der Geschäftsführer Fritz Ahmad Gross<br />

sowie Tilo Mujahid Hirsch, auf dessen Internetfirma das gesamte Online-Netzwerk der Gemeinschaft<br />

angemeldet ist“ (http://www.klick-nach-rechts.de/gegen-rechts/2001/04/holocaustleugner.htm (21.07.2010).<br />

27 Klaus-Michael Mallmann/Martin Cüppers (2006): Halbmond <strong>und</strong> Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber<br />

<strong>und</strong> Palästina, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft; Matthias Küntzel (2002): Jihad <strong>und</strong> Judenhass.<br />

Über den neuen antisemitischen Krieg, Freiburg: ça ira; Jeffrey Herf (2010): Nazi Propaganda for the Arab<br />

world, New Haven: Yale University Press; Munir Hamida (2007): Amin al-Husayni in der deutschen<br />

Kriegspropaganda des Zweiten Weltkrieges – eine Studie zur arabischsprachigen Zeitschrift Bari das-Sarq,<br />

unveröffentlichte Magisterarbeit, Institut für <strong>Islamwissenschaft</strong>, FU Berlin.<br />

28 Benz 2010, 586.<br />

29 Rohde 2010, 639.<br />

30 Häufig wird Washington D.C. als Anschlagsort genannt, obwohl das Pentagon in Virginia steht,<br />

http://en.wikipedia.org/wiki/September_11_attacks (23.07.2010).<br />

31 „Kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001—es stand noch kein einziger amerikanischer Soldat in<br />

Kabul, <strong>und</strong> auch im Irak war unter Saddam Hussein die Welt noch völlig in Ordnung—sagte Wolfgang Benz,<br />

der Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung, bei einer Podiumsdiskussion folgendes:<br />

(Die Zwillingstürme von Manhattan) ‚… sind Symbole von Stolz <strong>und</strong> Reichtum <strong>und</strong> Arroganz. Solche Gebäude<br />

aufzurichten, das ist die äußerste Arroganz, <strong>und</strong> die Verletzlichkeit ist damit mit eingebaut. Und die Attacke<br />

gegen diese Gebäude, mit dieser Attacke kann man eigene Ohnmachtsgefühle <strong>und</strong> eigene Demütigungen<br />

auslöschen <strong>und</strong> in die Ohnmacht <strong>und</strong> Demütigung des Gegners verwandeln… Und das provoziert die drastischen<br />

<strong>und</strong> dramatischen Reaktionen <strong>und</strong> die martialischen Reaktionen, <strong>und</strong> das macht es so gefährlich <strong>und</strong> so


verheerend, gerade diese Symbole anzugreifen <strong>und</strong> zu zerstören‘ (Quelle: Henryk Broders Buch ‚Kein Krieg,<br />

nirgends‘, S. 39—ja, ich habe meine Bibliothek wieder!) Jemand, der nach dem Massaker von Manhattan auf<br />

diese Weise als Architekturkritiker aufgefallen ist, ist natürlich genau der Richtige, um heute die Muslime in<br />

aller Welt gegen die Islamophobie in Schutz zu nehmen“ (Hannes Stein (2008): „Symbole von Stolz <strong>und</strong><br />

Reichtum <strong>und</strong> Arroganz“, in:<br />

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/symbole_von_stolz_<strong>und</strong>_reichtum_<strong>und</strong>_arroganz/ ,<br />

24.11.2008 (21.07.2010)).<br />

32 Rohde 2010: 645.<br />

33 Rohde 2010: 647.<br />

34 Rohde 2010: 649.<br />

35 <strong>Clemens</strong> <strong>Heni</strong> (2010): „Bio-Politik“, Antizionismus oder doch Antisemitismusforschung? Die Nachfolge am<br />

ZfA gestaltet sich schwierig, http://clemensheni.wordpress.com/2010/05/09/%E2%80%9Ebiopolitik%E2%80%9C-antizionismus-oder-doch-antisemitismusforschung-die-nachfolge-am-zfa-gestaltet-sichschwierig/<br />

(04.08.2010).<br />

36 Ulrich Sieg (2006): Rezension von Ian Buruma, Avishai Margali, Okzidentalismus. Der Westen in den Augen<br />

seiner Feinde, in: WerkstattGeschichte 43. 15. Jg., Dezember 2006, 137-139, 137: „Seit Edward Saids<br />

Meisterwerk aus dem Jahre 1978 ist eine breite Literatur entstanden, die sich mit den ästhetischen,<br />

kolonialistischen, rassistischen <strong>und</strong> religiösen Motiven des Orientalismus auseinandersetzt, der im Europa des<br />

ausgehenden 19. Jahrh<strong>und</strong>ert eine weltanschauliche Großmacht wurde.“<br />

37 Edward Said (1978)/1979: Orientalism, New York: Vintage Books, 285f.<br />

38 Ute Schneider (2002)/2004: Von Juden <strong>und</strong> Türken. Zum gegenwärtigen Diskurs über Religion, kollektive<br />

Identität <strong>und</strong> Modernisierung, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 52. Jg., H. 5, 426-440.<br />

39 Achim Rohde (2006): Facing Dictatorship. State-Society Relations in Ba’Thist Iraq. Zur Erlangung des<br />

Doktorgrades eingereicht am Fachbereich Geschichts- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin<br />

im April 2006, Manuskript, FU Berlin, Institut für <strong>Islamwissenschaft</strong>, 425.<br />

40 Rohde 2006, 425.<br />

41 Siehe Fußnote 12 zu den „Conclusions“, Rohde 2006, 428: „Edward Said, Freud and the Non-European<br />

(London: Verso, 2003), 49, 53/54. See also Stephen Sheehi, ‘Failure, Modernity, and the Works of Hisham<br />

Sharabi: Towards a Post-Colonial Critique of Arab Subjectivity,’ Critique 10 (1997): 39-54; Daniel Boyarin,<br />

‘The Colonial Drag: Zionism, Gender, and Mimikry,’ in the Pre-Occupation of Post-Colonial Studies, eds.<br />

Fawzia Afzal-Khan and Kalpana Seshadri-Crooks (Durham/London: Duke Univ. Press, 2000), 234-265;<br />

Jacqueline Rose, The Question of Zion (Princeton: Princeton Univ. Press, 2005)”.<br />

42 Alvin H. Rosenfeld (2006)/2007: »Fortschrittliches« jüdisches Denken <strong>und</strong> der Neue Antisemitismus<br />

mit einem Vorwort von Leon de Winter, http://henryk-broder.de/r2/content/startseite/images/rosenfeld.pdf<br />

(04.08.2010). Das Original erschien als Broschüre des American Jewish Committee.<br />

43 Achim Rohde (2010a): State-Society Relations in Ba’Thist Iraq Facing Dictatorship, London/New York:<br />

Routledge, 161.<br />

44 Der Text auf den sich Rohde bezieht, zeigt schon in der Widmung an, wohin die judenfeindliche Reise geht:<br />

„To Michel Warschawsky and Tikva Parnas, tireless fighters against the Zionist occupation in all Palestine“,<br />

(Boyarin 2000, 234). „I wish to express gratitude to Homi K. Bhabha, who read a much earlier and a very recent<br />

version of this essay and whose influence is felt on every page, even where I have not been able to assimilate it<br />

completely” (ebd., 259, Vorbemerkung zu den Anmerkungen). Bhabha ist einer der wichtigsten Theoretiker des<br />

sogenannten Postkolonialismus.<br />

45 Alle Zitate aus Rosenfeld 2007.<br />

46 Vgl. die Kurzschlüsse bei Achim Rohde (2005): Der Innere Orient. Orientalismus, Antisemitismus <strong>und</strong><br />

Geschlecht im Deutschland des 18. bis 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, in: Die Welt des Islams, 45. Jg, H. 2, 370-411, 389,<br />

Anm. 40, der Bezug zu Zimmerer.<br />

47 Rohde 2010a, 209, Anm. 84. „Constructions of masculinity in societies which place great emphasis on gender<br />

difference and segregation between the sexes usually revolve aro<strong>und</strong> notions of autonomous male subjects<br />

carrying a heroic component, which lies in their ability to stand up to countless challenges, to face enemies in a<br />

disciplined and self-confident way and to protect ‚their‘ womenfolk. Iraq has been no exception to this rule. The<br />

semantic shift from nationalist to romantic love and the sexualized imagery which comes along with it in the<br />

Iraqi war literature, have been noted also in other war related contexts” (ebd., 143). Er bezieht sich u.a. auf Klaus<br />

Theweleit <strong>und</strong> Ulrike Brunotte.<br />

48 Rohde 2010a, 213, Anm. 4.<br />

49 Edward Said (1998): Der dritte Weg führt weiter. An die arabischen Unterstützer von Roger Garaudy, in: Le<br />

Monde Diplomatique, deutsche Version online: http://www.mondediplomatique.de/pm/1998/08/14/a0226.text.name,askOg6bPY.n,36<br />

(04.08.2010).


50<br />

Hazem Saghiyeh and Saleh Bashir (1997)/1998: Universalizing the Holocaust. How Arabs and Palestinians<br />

relate to the Holocaust and how the Jews relate to the Palestinian victim, in: Palestine-Israel Journal, Vol.5, Nos.<br />

3 & 4 1998, online: http://www.pij.org/details.php?id=382 (04.08.1020).<br />

51 Saghiyeh/Bashir 1998.<br />

52 Saghiyeh/Bashir 1998.<br />

53 Saghiyeh/Bashir 1998.<br />

54 In einem Interview aus dem Jahre 1987, wieder publiziert 2010, heißt es: „[Frage] Given the history of the<br />

Jews and the creation of the Israeli state, because of their historical experience with persecution and suffering<br />

and holocaust [kleines ‘h’ im Original!, d.V.] and death camps, should one feel that Israelis and Jews in general<br />

should be more sensitive, should be more compassionate? Is that racist? [Said] No, I don’t think it’s racist. As a<br />

Palestinian I keep telling myself that if I were in a position one day to gain political restitution for all the<br />

suffering of my people, I would, I think, be extraordinarily sensitive to the possibility that I might in the process<br />

be injuring another people” (Edward Said (1987)/2010: The Pen and the Sword. Conversations with Edward<br />

Said. David Barsamian, introductions by Eqbal Ahmad and Nubar Hovsepian, Chicago: Haymarket Books, 42).<br />

55 Saghiyeh/Bashir 1998.<br />

56<br />

Gil Anidjar (2003), Interview, Januar 2003, in: http://asiasociety.org/policy-politics/international-relations/usasia/the-jew-arab-an-interview-gil-anidjar<br />

(30.07.2010). Der Interviewer war Nermeen Shaikh von der Asia<br />

Society.<br />

57 Anidjar 2003.<br />

58 Siehe auch seine Magisterarbeit: „Rohde, Achim, Gender and Nationalism. Discourses on Women and<br />

Femininity in the Iraqi Press 1969-98 (Unpublished MA-dissertation, Hamburg University, 1999)”, Rohde 2006,<br />

453.<br />

59 Agamben wird mit dessen „Ausnahmezustand“-Konzept, welches der italienische Autor von Carl Schmitt<br />

übernimmt, rezipiert, vgl. Rohde 2006, 427, Anm. 7, ebenso rezipiert Rohde Agambens „Homo Sacer“, ebd., 41,<br />

Anm. 80.<br />

60 In einer Zusammenfassung seiner englischsprachigen Dissertation steht: „Im Zweiten Teil werden<br />

Teilbereiche des öffentlichen Diskurses in Irak über die gesamte Zeit der Ba’th-Herrschaft untersucht, mit Blick<br />

auf die irakische Frauenbewegung unter dem Regime, soziale wie politische Normen <strong>und</strong> die Künste. Dieser Teil<br />

basiert weitgehend auf Recherchen im Pressearchiv des Moshe Dayan Centers an der Universität Tel Aviv sowie<br />

am Deutschen Orient Institut in Beirut. Darüber hinaus stammt das hier verwendete Material aus den<br />

Bibliotheken der Universitäten Haifa <strong>und</strong> Hamburg sowie der Londoner SOAS“ (Rohde 2006, 464f.). Rohde<br />

reichte die Arbeit wie zitiert in Berlin an der FU ein, Erstgutachterin war Prof. Dr. Gudrun Krämer, 2. Gutachter<br />

war Prof. Dr. Amatzia Baram, Haifa University, Rohde 2006, III. Sein Dank liest sich so: „Thank you! I would<br />

like to thank Rema Hammami who introduced me to Middle East Gender Studies, Amatzia Baram who taught<br />

me how to read Iraq, Gudrun Krämer for comments and criticism, Anat Frumkin for being there through the<br />

years, her ideas and graphic talents have helped to shape this thesis. I thank Noga Efrati, Martina Kamp, and<br />

Ronit Lentin for advice and criticism on various parts of the study. My research further benefited from the<br />

insight offered by the Colloquium at the Free University’s Institut für <strong>Islamwissenschaft</strong> in June 2004 and by a<br />

forum of scholars on Iraq at the Harry S. Truman Research Institute for the Advancement of Peace at the Hebrew<br />

University of Jerusalem in March 2005. Last not least, I thank Georg Felix Harsch for correcting my English,<br />

and the Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst for f<strong>und</strong>ing and inspiration” (ebd., V).<br />

61 Rohde 2005. Eine gekürzte englische Version ist Achim Rohde (2009): The Orient Within. Orientalism, Anti-<br />

Semitism and Gender in 18th to early 20th Century Germany, in: Benjamin Jokisch/Ulrich Rebstock/Lawrence I.<br />

Conrad (Hg.), Fremde, Feinde <strong>und</strong> Kurioses. Innen- <strong>und</strong> Außenansichten unseres muslimischen Nachbarn,<br />

Berlin/New York: Walter de Gruyter, 147-165.<br />

62 Rohde 2005, 370, Anm. 1.<br />

63 Rohde 2005, 409.<br />

64 Rohde 2005, 409.<br />

65 Rohde 2005, 410.<br />

66 Rohde 2005, 411.<br />

67 Einen kritischen Bericht über diese Solidaritätsaktion hat der Weblog LizasWelt Ende 2008 publiziert<br />

http://lizaswelt.net/2008/11/08/aufstand-in-der-reha-klinik/ (04.08.2010). Rohde taucht als Unterstützer des<br />

Solidaritätsbriefes hier auf: http://www.arendtart.de/deutsch/palestina/Honestly_Concerned/watzal_ludwig_aktion.htm<br />

: „307 Dr. Achim Rohde D Hamburg<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter, Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung“ (10.08.2010).<br />

68 Lars Rensmann (2006): Parameter einer selbstreflexiven Antisemitismusforschung, in:<br />

Sozialwissenschaftliche Literatur R<strong>und</strong>schau – Heft 1/2006 (Nr. 52), 63-79, 75,<br />

http://brandenburg.de/media_fast/5791/SLR_Rensmann.pdf (04.08.2010).<br />

69 Die AntiDefamationLeague berichtet in einem Update vom 10. März 2010 über die IsraelApartheidWeek<br />

(IAW) 2010 wie auch über jene von 2009, zu letzterer heißt es: „At Columbia University (CU), a recently


formed group called the Columbia Palestine Forum (CPF) hosted a teach-in on March 4 that featured CU<br />

professors and students that are members of CPF, a group advocating for the university to divest from Israel.<br />

Speakers compared the Israeli-Palestinian conflict to apartheid in South Africa and one professor, Gil Anidjar, an<br />

Assistant Professor in the Middle East and Asian Languages and Cultures (MEALAC) department, advocated for<br />

a boycott as an ‘exercise of freedom‘“ (http://www.adl.org/NR/exeres/2F101AAE-F472-450F-8C13-<br />

53825A79D075,DB7611A2-02CD-43AF-8147-649E26813571,frameless.htm (04.08.2010) ).<br />

70 Vgl. dazu die Studie des <strong>Islamwissenschaft</strong>lers Jens J. Scheiner (2004): Vom Gelben Flicken zum Judenstern?<br />

Genese <strong>und</strong> Applikation von Judenabzeichen im Islam <strong>und</strong> christlichen Europa (849-1941), Frankfurt am Main<br />

u.a.: Peter Lang. „Die islamischen Erlasse sprachen – falls eine Begründung genannt wurde – durchweg von der<br />

Notwendigkeit, Juden am Äußeren erkennen zu müssen. Da dies letztlich keine tiefgründige Aussage ist, muss<br />

unterstellt werden, dass Muslime zum einen die nach der islamischen Lehre untergeordnete Stellung der Ahl ad-<br />

Dimma ‚veranschaulichen‘ wollten <strong>und</strong> zum anderen ein mögliches Fehlverhalten im Kontakt mit Juden<br />

ihrerseits vermeiden wollten“ (ebd., 141).<br />

71 „Team, Herausgeber: Dr. Farid Hafez, Politikwissenschafter, Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Wolfgang Benz<br />

(Deutschland), Prof. Fritz Hausjell (Österreich), Prof. Damir Skenderovic (Schweiz)“ (http://jahrbuchislamophobie.de/team/<br />

(04.08.2010) ). „Seit vielen Jahren ist die Islamophobie keine Randerscheinung mehr,<br />

sondern hat vielmehr Eingang in etablierte Institutionen wie Medien <strong>und</strong> Politik gef<strong>und</strong>en. Der Islamophobie<br />

bedienen sich verschiedene AkteurInnen für das politische Geschäft ebenso wie für Schlagzeilen. Deswegen<br />

erschien die Publikation eines Jahrbuchs für Islamophobieforschung – JfI –, das sich nicht politisch, sondern<br />

wissenschaftlich mit diesem wachsenden Phänomen auseinandersetzt, von Bedeutung“ (http://jahrbuchislamophobie.de/<br />

(04.08.2010) ).

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