Umgang mit Tau- und Drahtwerk Knoten - Spleißen - Belegen ...
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Schulschiff RHEIN<br />
Peter Haas<br />
Kapitän<br />
<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Tau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drahtwerk</strong><br />
<strong>Knoten</strong> - Spleißen - <strong>Belegen</strong><br />
=================================================
- 2 -<br />
Inhalte<br />
Gr<strong>und</strong>sätzliches 1<br />
Kleine Materialk<strong>und</strong>e 1 - 7<br />
Behandlung <strong>und</strong> Pflege von <strong>Tau</strong>werk 7<br />
Besetzen (Takling) 8<br />
<strong>Knoten</strong> <strong>und</strong> Steke 9 - 12<br />
Spleißen (<strong>Tau</strong>werk) 13 - 14<br />
Hahnepoot (spanischer Takling) 15<br />
Spleißen (Squareline) 16 - 18<br />
Drahttauwerk (Gr<strong>und</strong>sätzliches) 19<br />
Spleißen (Draht) 20 - 23<br />
Festmachen (Meeren) 24 - 27<br />
- 3 -
<strong>Tau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drahtwerk</strong> kommt in der Binnenschifffahrt zu unterschiedlicher Anwendung:<br />
<br />
<br />
- 3 -<br />
als „stehendes Gut“ : z.B. Spanten <strong>und</strong> Stagen von Masten oder Verspannungen<br />
von Schwenkbäumen, Davids u.ä.<br />
als „laufendes Gut“ : geschoren durch Taljen oder Blöcke (z.B. Flaggenleinen)<br />
als „loses Gut“ : zum Meeren (Festmachen) oder als Gebrauchstauwerk<br />
für Bändsel <strong>und</strong> Leinen (z.B. Wurfleine)<br />
Die Arbeit <strong>und</strong> der <strong>Umgang</strong> sind Bestandteil des Berufsbildes Binnenschifferin / Binnenschiffer<br />
<strong>und</strong> Gegenstand der Abschlussprüfung. Zwar spielt der <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Tau</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Drahtwerk</strong> in der Binnenschifffahrt nicht mehr die große Bedeutung wie zur Zeit der<br />
Schleppschifffahrt. Trotzdem gehört der <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Tau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drahtwerk</strong> z.B. beim Meeren<br />
noch zur täglichen Arbeit; da<strong>mit</strong> hat auch das Spleißen nach wie vor eine große Bedeutung.<br />
Das Erstellen von Gebrauchsknoten ist auf einige wenige beschränkt.<br />
Die sichere Arbeit <strong>und</strong> der <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Tau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drahtwerk</strong> gehört <strong>mit</strong> zu den vornehmsten<br />
Aufgaben des Schiffsjungen / Schiffsmädchens.<br />
Kleine Materialk<strong>und</strong>e<br />
Bei <strong>Tau</strong>werk unterscheidet man gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen Natur- <strong>und</strong> Kunstfasertauwerk.<br />
Beim Aufdröseln einer Schnur aus Naturfasermaterial wird es kaum jemand aufgefallen<br />
sein, dass er ein Miniaturseil in Händen<br />
hält. Bei näherer Betrachtung hätte<br />
er feststellen können, was die Seilerei<br />
gemacht hat, um eine ununterbrochene<br />
Schnur zu erhalten. Dazu<br />
werden zunächst einmal die Fasern<br />
zu Kabelgarnen zusammengedreht,<br />
<strong>und</strong> zwar rechtsherum. Die Kabelgarne<br />
werden dann linksherum, also in<br />
entgegengesetzter Richtung, zu Kardeelen<br />
geschlagen.<br />
- 4 -
- 4 -<br />
Linksgeschlagenes <strong>Tau</strong>werk wird wie rechtsgeschlagenes hergestellt, die Drehrichtung<br />
ist sinngemäß entgegengesetzt.<br />
Um bei <strong>Tau</strong>werk aus der Anordnung der Kardeelen zwischen Rechts- <strong>und</strong> Linksschlag zu<br />
unterscheiden, sind auch die bildlich zu verstehenden Bezeichnungen<br />
„ Z- Schlag“ ( rechts ) <strong>und</strong> „ S- Schlag“ ( links ) gebräuchlich.<br />
Würde man die Kardeele (wie eine Anzahl<br />
zusammengedrehter Garne heißt)<br />
in derselben Richtung wie die Kabelgarne,<br />
also rechtsherum, schlagen,<br />
würden sie beim geringsten Zug zerreißen.<br />
Man hat aber gelernt, dass ein festes,<br />
haltbares <strong>Tau</strong>werk durch die Reibung<br />
seiner einzelnen Teile dann entsteht,<br />
wenn die Kardeele in entgegengesetzter<br />
Richtung zusammengedreht<br />
werden. Um zwei Enden von diesem<br />
<strong>Tau</strong>werk zu verbinden, braucht man einen<br />
<strong>Knoten</strong>, einen Stek oder Spleiß.<br />
Dasselbe Prinzip wendet man bei dem<br />
heute überwiegend gebrauchten Kunstfasertauwerk<br />
an; die Kunstfasern werden gewöhnlich zunächst als endlose Fäden aus<br />
Nylon, Terylene, Polypropylen oder Polyäthylen durch Düsen gepresst <strong>und</strong> dann auf die<br />
gewünschte Länge geschnitten.<br />
Die ursprünglich von Naturvölkern gebrauchten Tierfasern, Lederriemen oder geflochtenen<br />
Därme wurden schnell von den Pflanzenfasern auf Gr<strong>und</strong> ihrer Festigkeit <strong>und</strong> Sicherheit<br />
verdrängt. Hanf, Flachs, Kokosfasern <strong>und</strong> Baumwolle waren einst in alltäglichem<br />
Gebrauch.<br />
Hanf:<br />
Es ist eine einjährige Pflanze, die vor allem in Südeuropa, Kleinasien <strong>und</strong><br />
Nordafrika wächst. Die fasern gewinnt man aus den Stengeln, die bis zu 3<br />
m lang werden können. Hanf war früher das am häufigsten benutzte Material.<br />
Es wurde in der Regel geteert geliefert, weil es gegenüber Feuchtigkeit<br />
nicht widerstandsfähig ist.<br />
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- 5 -<br />
Manila:<br />
Sisal:<br />
Kokos:<br />
Auch Manilahanf oder Abaca genannt, wird aus den Fasern der Blattscheide<br />
einer Bananenart, die auf den Philippinen beheimatet ist, hergestellt.<br />
Die harten, glatten <strong>und</strong> hellbraunen Fasern können 3 m lang werden.<br />
Das <strong>Tau</strong>werk läuft im nassen Zustand ein <strong>und</strong> dehnt sich beim<br />
Trocknen wieder. Manila ist verhältnismäßig kräftig <strong>und</strong> geschmeidig.<br />
Der Sisalhanf wird aus den fleischigen Blättern verschiedener Aloe- <strong>und</strong><br />
Agavenarten gewonnen. Die Fasern sind viel heller <strong>und</strong> glatter als Manila.<br />
Sisaltauwerk hat eine geringere Bruch- <strong>und</strong> Verschleißfestigkeit als Manila,<br />
ist aber preiswerter.<br />
Kokostauwerk wird aus den bastähnlichen Fasern der Kosnussschale gewonnen.<br />
Kokostauwerk hat eine geringe Bruch- <strong>und</strong> Verschleißfestigkeit<br />
<strong>und</strong> wir durch starkes Austrocknen zerstört. Andererseits ist es aber leicht<br />
<strong>und</strong> elastisch sowie beständig gegen Nässe.<br />
Baumwolle: Die 20-55 mm langen Samenhaare der Baumwolle werden zu Garnen gesponnen.<br />
<strong>Tau</strong>werk aus Baumwolle ist wenig reißfest <strong>und</strong> findet in der gewerblichen<br />
Schifffahrt kaum noch Verwendung.<br />
Jute:<br />
Dies ist eine Bastfaser einer bengalischen Buschart. Aus Jute stellt man<br />
vorwiegend Sackleinen her. Darüber hinaus wird sie auch als Seele in<br />
Stahltauen gebraucht. Jute hat eine geringe Bruchlast.<br />
Die Kunstfaser hat fast vollständig die Naturprodukte verdrängt, weil sie relativ stärker,<br />
billiger <strong>und</strong> leichter zu handhaben ist.<br />
Etwa ab 1940 gab es Lieferschwierigkeiten bei der Naturfaser, so dass die Kunstfaser<br />
um so schnelleren Eingang fand, zumal ihre Überlegenheit bald evident wurde. Ganz<br />
grob gesagt leiten sich die Kunstfasern von zwei Ursprungsstoffen ab: Nylon von Kohle<br />
<strong>und</strong> die verschiedenen Polyester-, Polyäthylen- <strong>und</strong> Polypropylenverbindungen vom Erdöl.<br />
Nylon hat mehr Reck (Dehnfähigkeit) als die Kunstfasern aus Erdölprodukten.<br />
Gebrauchstauwerk wird heute in gleichbleibender Qualität aus Polyesterverbindungen<br />
hergestellt, in Großbritannien unter dem Warenzeichen Terylene, in anderen Ländern unter<br />
den Warenzeichen Trevira, Tergal, Dacron u. a.<br />
In gewissen Kunststoffen haben die Moleküle (die kleinsten Einheiten, in denen ein Stoff<br />
frei vorkommen kann) besondere Fähigkeiten, sich zu langen Ketten zusammenzuhaken.<br />
Dieser Prozess, bei dem Kettenmoleküle gebildet werden, wird Polymerisation genannt.<br />
Daher beginnen die Bezeichnungen der Gr<strong>und</strong>materialien in der Regel <strong>mit</strong> Poly...<br />
Bei der Herstellung wird das Rohmaterial geschmolzen <strong>und</strong> durch verschieden große<br />
Düsen gepresst. Es erstarrt sofort in unterschiedlichen Fadentypen die in nachfolgenden<br />
Arbeitsvorgängen erwärmt <strong>und</strong> gedehnt werden bevor man sie zusammen dreht.<br />
Monofilament<br />
Multifilament<br />
bedeutet eine einzelne Faser. Diese Bezeichnung wird bei Fasern angewendet<br />
deren Dicke mehr als 0,1 mm beträgt. <strong>Tau</strong>werk aus Monofilament<br />
ist in der Regel verhältnismäßig steif <strong>und</strong> hat eine glatte Oberfläche.<br />
bedeutet viele Fasern. Der Ausdruck wird für Fasern <strong>mit</strong> einem Durchmesser<br />
unter 0,1 mm gebraucht. <strong>Tau</strong>werk aus feinen Multifilamenten<br />
fühlt sich geschmeidig, fast seidig, an.<br />
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- 6 -<br />
Polyamid:<br />
Polyester:<br />
Polyäthylen:<br />
Das erste synthetische Fasermaterial, 1930 von einem Amerikaner entdeckt<br />
<strong>und</strong> wird seit 1937 hergestellt. Es gibt verschiedene Polyamid-<br />
Typen <strong>mit</strong> Namen wie z.B. Perlon, Nylon, Grilon <strong>und</strong> Enkalon.<br />
Nylon findet man meistens als feines, seidenartiges Multifilament <strong>und</strong> ist<br />
in dieser Form sehr elastisch. Es besitzt die zweieinhalbfache Reißfestigkeit<br />
von Manila. Nylon wird von starken Säuren bestimmten Bleich<strong>mit</strong>teln<br />
<strong>und</strong> von starker Sonnenstrahlung angegriffen. (Schmelzpunkt 215°)<br />
Das Rohmaterial wird aus Rohöl gewonnen. Die bekanntesten Handelsnamen<br />
sind Terylen, Dacron, Trevira <strong>und</strong> Tetoron.<br />
Dieses Material kommt nur als Multifilament vor <strong>und</strong> besitzt viele guten<br />
Eigenschaften, ist aber teurer. Polyester ist etwas leichter als Manila, a-<br />
ber doppelt so reißfest. Es ist weniger elastisch als Nylon <strong>und</strong> wird gerade<br />
wegen dieser Eigenschaft verwendet.<br />
Polyester wird von bestimmten Laugen, aber nicht von anderen Chemikalien<br />
angegriffen. Es ist gegen Sonneneinstrahlung beständiger als die<br />
übrigen Kunststoffe. (Schmelzpunkt 260°)<br />
Das Rohmaterial wird aus dem Gas Äthylen gewonnen <strong>und</strong> ist unter den<br />
Firmennamen Nymplex, Courlene <strong>und</strong> Marlex im Handel.<br />
Polyäthylen wird nur als Monofilament hergestellt, wirkt glatt <strong>und</strong> ziemlich<br />
steif <strong>und</strong> ist so leicht, dass es auf dem Wasser schwimmt. Seine Festigkeit<br />
beträgt nur das ca. 1,4-fache von Manila. Polyäthylen widerstandsfähig<br />
gegen alle Chemikalien. (Schmelzpunkt 130°)<br />
Polypropylen: Es ist das jüngste in der Reihe der synthetischen Materialien <strong>und</strong> wird<br />
aus dem Gas Propylen hergestellt. Am bekanntesten sind die Handelsnamen<br />
P.P .- <strong>Tau</strong>werk (Monofilament), Toplon (Multifilament) bekannt.<br />
Die Bruchfestigkeit von Polypropylen ist 1,7 bis 2 mal so hoch wie von<br />
Manila, es schwimmt auf dem Wasser, ist ziemlich verschleißfest, weich<br />
<strong>und</strong> angenehm in der Handhabung.<br />
Säuren <strong>und</strong> Basen greifen Polypropylen nicht an, jedoch muss man <strong>mit</strong><br />
Bleich- <strong>und</strong> Lösungs<strong>mit</strong>teln vorsichtig sein. Polypropylen verwittert durch<br />
Sonneneinstrahlung, daher werden ihm besondere Farbstoffe (UV-<br />
Absorber) zum Schutz gegen die Ultravioletten Strahlen zugesetzt.<br />
Die Entwicklung von geflochtenem <strong>Tau</strong>werk- eine geflochtene Seele in einer geflochtenen<br />
Hülle wurde erst durch die Kunstfasern möglich. Es ist mehr als zweimal fester als<br />
entsprechendes Manilatauwerk.<br />
Manilatauwerk<br />
verliert dazu noch 30%<br />
seiner Festigkeit, wenn es<br />
nass wird. Synthetisches<br />
<strong>Tau</strong>werk verändert sich<br />
dagegen nicht; es bleibt kinkenfrei, ist flexibel, weich in der Hand, greift gut an der<br />
Winsch <strong>und</strong> lässt sich leicht spleißen.<br />
Geflochtenes Polyestertauwerk ist außergewöhnlich fest, zeigt kaum Reck <strong>und</strong> ist gut für<br />
Schoten <strong>und</strong> Fallen. Verglichen <strong>mit</strong> Manilatauwerk entsprechenden Durchmessers ist geflochtenes<br />
Polyestertauwerk mehr als anderthalbmal stärker, geflochtenes Nylontauwerk<br />
mehr als zweieinhalbmal.<br />
Aus Polyester <strong>und</strong> Nylon gibt es außer geflochtenem <strong>Tau</strong>werk dreikardeeliges <strong>Tau</strong>werk<br />
<strong>und</strong> zwar im Trossenschlag, das normalerweise rechtsgeschlagen ist.<br />
- 7 -
- 7 -<br />
<strong>Tau</strong>werk aus Kunstfasern ist sehr unterschiedlich, abhängig vom Rohmaterial, der Art<br />
der Faser <strong>und</strong> der Verarbeitung. Als Hauptregel gibt es jedoch gewisse gemeinsame Eigenschaften.<br />
Vorteile<br />
: Leichter als <strong>Tau</strong>werk aus Naturfaser, höhere Bruchfestigkeit <strong>und</strong> größere<br />
Geschmeidigkeit. Es wird nicht von Fäulnisbakterien oder Wasser angegriffen<br />
<strong>und</strong> kann deshalb in feuchtem Zustand gelagert werden. Es nimmt nur<br />
sehr wenig oder gar kein Wasser auf <strong>und</strong> wird nicht steif oder unhandlich<br />
bei Vereisung. Die meisten Produkte sind elastischer als Naturfasern <strong>und</strong><br />
können daher ruckartigen Belastungen besser widerstehen.<br />
Nachteile : Geringere Widerstandsfähigkeit gegen Reibung über scharfe Kanten. Durch<br />
oberflächliches Schmelzen bei Reibung können auch innere Schäden entstehen.<br />
Das Unfallrisiko ist wegen der höheren Elastizität größer als bei Naturtauwerk,<br />
vor allem bei Bruch.<br />
Einige Typen von Kunstfasern werden relativ schnell durch Sonnenlicht<br />
zerstört, wenn sie nicht durch besondere Art gegen ultraviolette Strahlung<br />
geschützt sind.<br />
Die Behandlung <strong>und</strong> Pflege des <strong>Tau</strong>werks<br />
<strong>Tau</strong>werk, besonders Naturtauwerk. unterliegt großem Verschleiß. Durch sachgemäße<br />
Behandlung kann dieser Verschleiß erheblich verringert werden.<br />
Das <strong>Tau</strong>werk ist, soweit dies irgend möglich ist, vor Nässe zu schützen, da es sonst vorzeitig<br />
verrottet. Jedes lose Ende <strong>und</strong> jeder Tampen<br />
eines belegten Endes) sauber aufzuschießen.<br />
Rechts geschlagenes <strong>Tau</strong>werk ist rechts herum<br />
aufzuschießen. Links geschlagenes <strong>Tau</strong>werk ist<br />
links herum aufzuschießen <strong>und</strong> zu scheren.<br />
Wird trockenes <strong>Tau</strong>werk nass, so quellen seine<br />
Kabelgarne auf. Da sowohl die Kabelgarne als<br />
auch die Kardeele spiralisch verlaufen, ergibt die<br />
Verdickung des Endes eine Verkürzung. Diese<br />
Verkürzung ist sehr erheblich (bis zu 10 %).<br />
T a m p e n sind durch aufgesetzte T a k l i n g e gegen Aufdröseln zu sichern (Besetzen).<br />
Die Kardeele eines aufgedröselten Tampens verlieren ihren Törn <strong>und</strong> werden<br />
weich, so dass sie sich nicht mehr zusammenfügen lassen. Aufgedröseltes <strong>Tau</strong>werk ist<br />
nicht mehr zu retten.<br />
Eine erste Sicherung eines aufgedröselten Endes kann ein <strong>Knoten</strong> oder eine Sicherung<br />
<strong>mit</strong> Klebeband sein. Für eine dauerhafte Sicherung muss aber ein richtiger B e s a t z<br />
angebracht werden.<br />
Durch Taklinge ( Besatz ) wird das Aufdrehen der Kardeelen an den Tampen verhindert.<br />
Die Breite des Taklings wird allgemein <strong>mit</strong> dem Querschnitt des zu besetzenden Trossenumfangs<br />
gewählt.<br />
- 8 -
Einfacher Takling:<br />
- 8 -<br />
Er wird zum Sichern von Vorratstauwerk <strong>und</strong> als vorübergehende Hilfsmaßnahme beim<br />
Spleißen von <strong>Tau</strong>werk benötigt.<br />
Zunächst wird eine Bucht aus Takelgarn ( Besetzgarn ) über den Tampen des <strong>Tau</strong>endes<br />
gelegt. (a) Darauf wird das Takelgarn Törn für Törn bis zur gewünschten Länge aufgebracht.<br />
Das Ende des Takelgarns wird anschließend von unten durch die Bucht gesteckt.<br />
(b) Das andere Ende des Takelgarns wird nun so weit durchgeholt, dass die Bucht bis<br />
etwa zur Mitte in das Innere des Taklings hineingezogen wird.<br />
Bei einem weiteren Durchholen besteht die Gefahr, dass sich der Takling löst. Nach dem<br />
Festziehen wird das überstehende Takelgarn scharf am Takling abgeschnitten.<br />
Aufwendiger, aber auch haltbarer ist ein sogenannter „aufgenähter“ Takling.<br />
- 9 -
- 9 -<br />
Die gebräuchlichsten <strong>Knoten</strong> <strong>und</strong> Steke in der<br />
Binnenschifffahrt<br />
Das sichere Beherrschen von <strong>Knoten</strong> <strong>und</strong> Steken ist eine der vornehmsten Fertigkeiten<br />
des Binnenschiffers.<br />
Immer noch werden bestimmte <strong>Knoten</strong>/Steke täglich gebraucht <strong>und</strong> angewendet. Es ist<br />
oft von entscheidender Wichtigkeit, ob ein <strong>Knoten</strong> gut hält <strong>und</strong> auch wieder schnell gelöst<br />
werden kann. Nicht zuletzt ist der <strong>Umgang</strong> <strong>und</strong> das praxisgerechte Anwenden der verschiedenen<br />
<strong>Tau</strong>werksarten zu den unterschiedlichsten Verrichtungen von großer Wichtigkeit.<br />
Es gibt ausgezeichnete Fachbücher <strong>mit</strong> umfangreichen Abhandlungen über die Behandlung<br />
von <strong>und</strong> die Arbeit <strong>mit</strong> <strong>Tau</strong>werk, über die unterschiedlichsten <strong>Knoten</strong> <strong>und</strong> Steke.<br />
Die meisten <strong>Knoten</strong> werden durch eine Kombination von Buchten, Augen <strong>und</strong> R<strong>und</strong>törns<br />
gebildet.<br />
Aus der riesigen Anzahl von Gebrauchs- <strong>und</strong> Zierknoten sind heute in der Binnenschifffahrt<br />
nur noch einige von Bedeutung. Viele Spezialknoten sind auch Abwandlungen von<br />
bestimmten Gr<strong>und</strong>knoten <strong>und</strong> Steken.<br />
Bevor wir <strong>mit</strong> der eigentlichen Arbeit (<strong>Knoten</strong> <strong>und</strong> Spleißen) beginnen, einige Begriffsklärungen<br />
<strong>und</strong> Hinweise auf benötigtes Werkzeug für <strong>Tau</strong>werksarbeiten:<br />
Tampen<br />
<strong>Tau</strong>werk, Leinen, Garn (kurze Stücke oder auch Endstück eines <strong>Tau</strong>werks).<br />
Part<br />
Wir unterscheiden zwischen fester (stehender Part) <strong>und</strong> laufender Part (Arbeitsende).<br />
Törns<br />
Man sagt: „Lege zwei Törns" auf eine Trosse oder mache „fünf Törns" (zur Vervielfältigung<br />
eines <strong>Knoten</strong>s). Oder auch Umdrehung (R<strong>und</strong>törn).<br />
Trosse<br />
Aufgeschossenes <strong>Tau</strong>- oder <strong>Drahtwerk</strong>, z.B. auf einer Spule.<br />
Bucht<br />
Ein im Bogen gelegtes Ende, dessen Parten sich nicht überkreuzen.<br />
Auge<br />
Etwa kreisförmig gelegtes <strong>Tau</strong>werk <strong>mit</strong> sich überkreuzenden Parten (da<strong>mit</strong> fängt jeder<br />
<strong>Knoten</strong> an).<br />
Kardeele<br />
Man unterscheidet zwei-, drei- oder vierkardeeligen Tampen. Ein Kardeel ist eine Verbindung<br />
zusammengedrehter <strong>Tau</strong>fasern, die wiederum entgegengesetzt zueinander zusammengedreht<br />
sind.<br />
Takeling<br />
Es ist eine Umwicklung, bestehend aus einem dünnen Tampen (Besetzgarn), um das<br />
Ende eines jeweiligen dickeren Tampens, da<strong>mit</strong> ein Ausfransen oder auch ein sich Auflösen<br />
des dickeren Tampens ausgeschlossen wird.<br />
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- 10 -<br />
Als Handwerkszeug benötigt man ein Takelmesser (Taschenmesser <strong>mit</strong> arretierbarer<br />
Klinge <strong>und</strong> evtl. einem Spleißdorn <strong>und</strong> einen Marlspieker (Fitt oder Prieker).<br />
<strong>Knoten</strong> <strong>und</strong> Steke<br />
Bei der Lehrabschlussprüfung wird die Beherrschung nachfolgend aufgeführter <strong>Knoten</strong><br />
<strong>und</strong> Steke erwartet:<br />
Achtknoten<br />
Mastwurf<br />
(Webeleinenstek)<br />
Einfacher Schotstek<br />
(Flaggenknoten)<br />
Kreuzknoten<br />
(Platter <strong>Knoten</strong>)<br />
Stopperknoten<br />
Einfacher Palstek<br />
Kettenknoten<br />
(Verkürzungsstek)<br />
Achtknoten<br />
Dient zur Sicherung an einem losen Ende<br />
vor dem Durchrauschen. Kann auch als<br />
schneller Behelfstakling verwandt werden.<br />
Kreuzknoten (Platter <strong>Knoten</strong>)<br />
Besteht aus zwei Überhandknoten <strong>und</strong><br />
dient zum Verbinden gleich starker Tampen,<br />
hält aber nicht bei Tampen verschiedener<br />
Stärke. Stark belastete oder nass<br />
gewordene Kreuzknoten lassen sich nur<br />
schwer lösen.<br />
- 11 -
- 11 -<br />
Mastwurf (Webeleinenstek)<br />
Er wird vor allem zum Festmachen von<br />
Tampen an R<strong>und</strong>hölzern, an Pollern von<br />
kleineren Fahrzeugen usw. verwendet Zur<br />
Sicherung können ein oder zwei halbe<br />
Schläge davor gesetzt werden.<br />
Stopperstek<br />
Eine Abwandlung des Mastwurfes. Dient zur<br />
Befestigung einer Leine an einem Rohr<br />
(Reeling) oder Draht.<br />
Vorsicht: Ist nur in Zugrichtung zu belasten.<br />
Einfacher Schotstek (Flaggenknoten)<br />
Dient zur Verbindung von Tampen ungleicher<br />
Art <strong>und</strong> Stärke sowie zum Festmachen<br />
an vorhandenen Augen. Er hält jedoch nur,<br />
solange auf beiden Enden Zug steht.<br />
- 12 -
- 12 -<br />
Einfacher Palstek<br />
Sehr brauchbarer <strong>und</strong> vielseitig verwendbarer<br />
<strong>Knoten</strong>. Er hält das Auge in der geschlagenen<br />
Größe <strong>und</strong> zieht sich nicht zu.<br />
Kette<br />
(Verkürzungsknoten)<br />
Dient zur Verkürzung einer Leine, z.B. an der<br />
Schlagpütz.<br />
- 13 -
- 13 -<br />
Spleißen von <strong>Tau</strong>werk.<br />
Wir unterscheiden zwischen Augspleiß, Rückspleiß, Zusammenspleiß (Kurzspleiß).<br />
Der Augspleiß<br />
Verwendet wird dieser Spleiß immer dort, wo im <strong>Tau</strong>werk ein Auge benötigt wird. Das<br />
<strong>Tau</strong>werk wieder ca. 6 Törns aufgedreht <strong>und</strong> der Tampen sowie die Kardeelen wie beim<br />
Kurzspleiß besetzt.<br />
Das Auge wird nun in der gewünschten Größe gebildet <strong>und</strong> zur weiteren Bearbeitung<br />
hochkant gestellt. Die obenliegende Kardeele 1 ( a ) wird gegen den Schlag unter eine<br />
feste Kardeele des <strong>Tau</strong>endes gesteckt.<br />
Jetzt wird der Spleiß in der Längsachse etwas gedreht <strong>und</strong> die Kardeele 2 ( b ) unter der<br />
zugehörigen festen Kardeele durchgesteckt.<br />
Es folgt nach weiterer Drehung die Kardeele 3 ( c ).<br />
Aus jeder Keepe des <strong>Tau</strong>werks muss nun symmetrisch eine Kardeele herauskommen.<br />
Nach dem vorsichtigen durchholen ( festziehen ) der drei Kardeelen kann der Behelfstakling<br />
entfernt <strong>und</strong> <strong>mit</strong> dem weiteren Verspleißen fortgefahren werden. Ein dreimaliges<br />
durchstecken der Tampen genügt auch hier. Der fertige Spleiß wird zum Erreichen<br />
einer höheren Festigkeit allseitig beklopft <strong>und</strong> die aus dem Material herausstehenden<br />
Kardeelen wie beim Kurzspleiß abgeschnitten.<br />
<br />
-<br />
14 -
- 14 -<br />
Der Kurzspleiß<br />
Die zu verspleißenden Tampen werden etwa 6 Törns aufgedreht <strong>und</strong> gegen weiteres<br />
Aufdrehen durch Behelfstaklinge gesichert.<br />
Die jetzt freiliegenden Kardeele müssen ihre Drehung behalten. Die Kardeele beider<br />
<strong>Tau</strong>enden werden nun ineinander gesteckt, so dass je ein Kardeel des einen <strong>Tau</strong>es zwischen<br />
zwei des anderen <strong>Tau</strong>es zu liegen kommt.<br />
Jetzt beginnt der eigentliche Spleißvorgang, wobei die Kardeele 1 gegen den Schlag <strong>mit</strong><br />
jeder der gegenüberliegenden Kardeelen durch Über - <strong>und</strong> Unterfahren ( Überhandknoten<br />
) verb<strong>und</strong>en wird.<br />
Die Kardeele 2 <strong>und</strong> 3 folgen sinngemäß. Ein dreimaliges durchstecken der Kardeele ist<br />
ausreichend.<br />
Die Behelfstaklinge können nun entfernt werden.<br />
Der fertige Kurzspleiß wird durch allseitiges beklopfen gefestigt <strong>und</strong> die aus dem Material<br />
herausstehenden Kardeele, werden in geringem Abstand vom <strong>Tau</strong> abgeschnitten.<br />
-15 –
- 15 -<br />
Zusammenhängend <strong>mit</strong> dem Spleißen kann man auch das Herstellen der Hahnepoot<br />
(Spanischer Takling) nach Unten oder Oben, <strong>mit</strong> oder ohne Rückspleiß nennen.<br />
Eine Hahnepoot kann man auch zur Sicherung eines Tampenendes (Besatz) nutzen.<br />
- 16 -
- 16 -<br />
Spleißen von Squareline<br />
(Quadratgeflechte z. B. Festmacher aus Polyamid, Geolon, Polyester)<br />
Diese Art <strong>Tau</strong>werk findet in der Binnenschifffahrt immer häufiger Anwendung als<br />
Festmachertaue.<br />
Konstruktion<br />
Zwei Paare rechtsgedrehter <strong>und</strong> zwei Paare linksgedrehter Litzen werden regelmäßig so<br />
verflochten, dass sich ihre Bahnen immer in der Seil<strong>mit</strong>te treffen. Dadurch entsteht ein<br />
Quadratgeflecht, so genannt, weil das Seil im Querschnitt nicht r<strong>und</strong>, sondern quadratisch<br />
ist. Man spricht auch von einem 8-er Quadrat. Quadratgeflechte haben sich in der<br />
Berufsschifffahrt als Festmacher bewährt, da sie drehungsneutral sind <strong>und</strong> nicht kinken.<br />
Sie eignen sich gut auf Winschen, haben eine konstruktionsbedingt hohe Dehnung - <strong>und</strong><br />
die Spleißtechnik lässt sich sehr gut erlernen.<br />
Augspleiß<br />
Quadratgeflechte werden aus 4 Litzenpaaren geflochten. Die Litzen sind entweder im<br />
Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Man nennt das auch Z- <strong>und</strong> S-<br />
Schlag. Die Skizze verdeutlicht, wie man die Schlagrichtung einfach erkennen kann. Die<br />
Spleißtechnik besteht darin, Z-Litzen nur unter Z-Litzen zu verspleißen, S-Litzen nur unter<br />
S-Litzen.<br />
Wir haben auch das Gegenteil getestet: Z-Litzen unter S-Litzen - <strong>und</strong> umgekehrt. Die<br />
Reißergebnisse sind gleich, die erste Methode entspricht mehr der „Seillogik": Beim gedrehten<br />
Seil wird auch nur eine gleichgedrehte Litze unter einer gleichgedrehten verspleißt.<br />
Spleißwerkzeuge: Marlspieker <strong>und</strong> Tape<br />
- 17 -
- 17 -<br />
Abmessung des „Spleißverlustes" <strong>und</strong> des Spleißauges<br />
Das Seilende wird zurückgespleißt.<br />
Diese Länge geht verloren.<br />
Sie ist also bei der Endlänge<br />
des Seils zu berücksichtigen. Entferne<br />
das Tape vom Seilende -<br />
oder schneide ggf. die abgeschmolzene<br />
Stelle am Seilende<br />
ab. Verklebe jedes Litzenende <strong>mit</strong><br />
einer Lage Tape <strong>und</strong> verklebe<br />
dann <strong>mit</strong> einer dünnen Lage die<br />
jeweiligen Litzenpaare.<br />
Das Seil auf einer Länge von 9 Schlägen aufflechten, bei der 10. Lage eine Lage Tape<br />
um das Geflecht kleben, um das Seil am Aufdrehen zu hindern. Lege jetzt die Größe des<br />
Auges fest.<br />
Die ersten vier Durchstiche<br />
Wir legen uns die Spleißstelle so hin, dass zwei Litzenpaare „oben" liegen, 2 unterhalb<br />
des Seils. Die oberen Litzenpaare sind Z- beziehungsweise S- gedreht. Beginne <strong>mit</strong> dem<br />
Z-Litzenpaar. Es wird - wie es die<br />
Zeichnung verdeutlicht -unter einem Z-<br />
Litzenpaar hindurchgespleißt. Vorteilhaft<br />
formt dabei der Marlspieker (wie<br />
auch in allen anderen Schritten) die<br />
Öffnung unter den Litzen. Nehme<br />
nunmehr das S-Litzenpaar <strong>und</strong> spleiße<br />
es unter dem benachbarten S-<br />
Litzenpaar hindurch<br />
Die Spleißstelle wird um 180° gedreht. Verfahre<br />
nunmehr in gleicher Weise wie bei den ersten<br />
beiden Durchstichen. Ziehe alle Durchstiche<br />
gleichmäßig fest - aber nicht so stark, dass sich<br />
der Augenbereich aufbauscht.<br />
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Die folgenden fünf Durchstiche<br />
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Dieser Schritt beschreibt, was <strong>mit</strong> einem -bereits durchgesteckten - Z-Litzenpaar passiert,<br />
um den Spleiß abzuschließen. Mit den verbliebenen 3 Paaren wird später genauso<br />
verfahren, also erübrigt sich die Beschreibung. Entferne das Tape vom Ende des Litzenpaares.<br />
Die beiden Litzen liegen nunmehr<br />
gegeneinander. Neben dem festen Litzenpaar<br />
des Seiles, das im ersten Schritt „unterspleißt"<br />
wurde, liegt ein weiteres festes<br />
Z-Litzenpaar. Dieses wird nun „einzeln" unterspleißt:<br />
Eine Litze des geöffneten Litzenpaares<br />
wird unter einer festen Litze<br />
verspleißt, die andere Litze geht über diese<br />
„unterspleißte" Litze hinweg <strong>und</strong> geht<br />
unter der zweiten festen Litze hindurch.<br />
Der gleiche Vorgang wird weitere 4 mal<br />
wiederholt.<br />
Nunmehr verfährt man <strong>mit</strong> dem benachbarten<br />
S-Litzenpaar in analoger Weise,<br />
dann <strong>mit</strong> den beiden verbliebenen Litzenpaaren.<br />
Am Ende muss der Spleiß so aussehen,<br />
wie es die Skizze zeigt.<br />
Spleißabschluss<br />
Die noch herausstehenden Litzen-Enden werden - nachdem die Litzen gleichmäßig<br />
strammgezogen wurden - glatt abgeschweißt oder die Enden der Paare <strong>mit</strong> einem Tape<br />
abgeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dann verschweißt. Die am besten aussehende Methode ist es, die Litzen-Enden<br />
knapp abzuschweißen <strong>und</strong> dann einen guten vernähten Takling auf diese<br />
Stelle zu setzen.<br />
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DRAHTTAUWERK<br />
Genauso wie geschlagenes Fasertauwerk ist Drahttauwerk durch Zusammendrehen von<br />
kleinen Dimensionen, die wiederum zu größeren zusammengedreht werden, aufgebaut.<br />
Die kleinsten Einheiten, in diesem Falle Stahldraht, sind <strong>mit</strong> dem Kabelgarn des Fasertauwerks<br />
zu vergleichen. Es gibt so viele verschiedene Methoden in der Kombination von<br />
Stahldraht, dass wir uns auf die Beschreibung des Drahttauwerks beschränken müssen,<br />
welches am häufigsten auf See verwendet wird.<br />
Es ist meistens „rechts-kreuz geschlagen". Dies bedeutet, dass eine Stahltrosse rechtsoder<br />
Z-geschlagen ist aus einer Anzahl Kardeele um ein Herz herum. Das einzelne Kardeel<br />
ist links- oder S-geschlagen um eine „Seele" herum. Auf Schiffen wird normalerweise<br />
Drahttauwerk benutzt, das aus 6 Kardeelen geschlagen ist. Die Garnzahl in einem<br />
Kardeel ist üblicherweise durch 6 teilbar; dazu kommt die Seele des Kardeels, die aus<br />
Stahldraht oder Hanf bestehen kann.<br />
Für stehendes Gut wird am häufigsten galvanisierter Draht verwendet, Die Kardeele, aus<br />
7 Drähten zusammengedreht, bei größeren Dimensionen aus 19 Drähten - werden um<br />
eine Seele aus Hanf herumgedreht. Stehendes Gut kann auch aus Draht hergestellt sein,<br />
der <strong>mit</strong> einem Kunststoffmaterial überzogen ist, oder aus rostfreiem Stahl <strong>mit</strong> massiven<br />
Kardeelen, die um eine Seele aus dem gleichen Material geschlagen sind<br />
Bei Drahttauwerk gibt es eine Konstruktionsbezeichnung:<br />
z.B.<br />
6 x 19 = 144 x 0,20 + 1S<br />
das bedeutet:<br />
6 Kardeelen <strong>mit</strong> 19 Einzeldrähten, insgesamt 114 Einzeldrähten.<br />
Der Durchmesser des Einzeldrahtes ist 0,20 plus 1 Seele.<br />
Herkulestau (Taifunwire)<br />
Es besteht aus 4 oder 6 Stahlkardeelen, die um eine Hanfseele herum liegen. Die Kardeele<br />
sind ganz <strong>mit</strong> Hanfgarn umhüllt, so dass der Stahl nicht zu sehen ist.<br />
Herkulestau ist wegen des schwierigen Trocknens stark dem Rosten <strong>und</strong> der Abnutzung<br />
ausgesetzt, <strong>und</strong> in nassem Zustand ziemlich empfindlich gegen Kinken.<br />
Die Bedeutung der Hanfseele<br />
Im Drahttauwerk dient die Hanfseele nicht nur zum Ausfüllen der Lücke <strong>und</strong> zum federnden<br />
Spiel der Kardeele. Sie ist <strong>mit</strong> einem schützenden Fett getränkt, das teils den Hanf<br />
imprägniert, teils die inneren Oberflächen der Stahldrähte schützt.<br />
Das Spleißen von Drahttauwerk hat in der Binnenschifffahrt noch eine große Bedeutung.<br />
Dies findet auch in der Lehrabschlussprüfung ihren Niederschlag.<br />
Dort wird von dem angehenden Binnenschiffer erwartet, dass er einen Augspleiß aus einem<br />
10 mm starken Draht herstellt.<br />
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- 20 -<br />
Augspleiß in Drahttauwerk<br />
Zuerst werden die einzelnen Kardeele des Drahtes <strong>mit</strong> einem Behelfsbesatz (Klebeband)<br />
vor dem aufspringen gesichert.<br />
Dan wird in etwa 15 – 20 cm Entfernung vom Ende des Drahtes ein fester Takling aus<br />
Besetzdraht aufgebracht. Dieser Takling soll durch einmaliges durchstecken durch den<br />
Draht gegen verrutschen gesichert sein. Der Takling hat für das gute Gelingen des<br />
Spleißes eine große Bedeutung.<br />
Nun können wir den Draht aufdrehen <strong>und</strong> haben 6 Kardeele <strong>und</strong> in der Mitte eine Hanfseele<br />
vor uns. Diese wird <strong>mit</strong> einem scharfen Messer kurz über dem Besatz weggeschnitten.<br />
Hierbei ist darauf zu achten, dass die Kardeele nicht zu weit auseinander geknickt werden.<br />
Der natürliche Drall des Drahtes soll in den Kardeelen noch erkennbar sein. Sie<br />
schmiegen sich bei dem folgenden Spleißvorgang dann besser ein.<br />
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- 21 -<br />
Nun legen wir den Draht vor uns auf das rechte Knie. das zu bildende Auge nach rechts.<br />
Drei Kardeele nach unten <strong>und</strong> drei nach oben. Hierbei achten wir darauf, dass die Kardeele<br />
dem natürlichen Drall des Drahtes folgen.<br />
Im Gegensatz zum Spleißen <strong>mit</strong> <strong>Tau</strong>werk, wird bei Draht parallel <strong>mit</strong> dem Drall gespleißt.<br />
Um uns die Arbeit zu erleichtern, können wir das Ende des Auges gegen zu starkes aufspringen<br />
kurz knicken.<br />
Zum Spleißen benötigen wir einen Spleißnagel. Vorsicht bei der Arbeit. Den Spleißnagel<br />
immer so einstecken, dass er bei einem eventuellen abrutschen über das Knie weggleitet.<br />
Nun wird der Spleißnagel unter drei Kardeele, die Seele bleibt unten, in den Draht eingestochen.<br />
Darauf achten, dass der Spleißnagel nicht zu weit eingeführt wird, da<strong>mit</strong> der<br />
Draht nicht unnötig aufgebrochen wird.<br />
Den Spleißnagel jetzt drehen <strong>und</strong> die drei oberen Kardeele anheben.<br />
Das erste Kardeel <strong>mit</strong> dem Schlag unter 3 Kardeele ziehen. Nun den Spleißnagel etwas<br />
zurücknehmen, wieder unter 2 Kardeele stecken, aufdrehen. Das zweite Kardeel durchziehen.<br />
Jetzt den Spleißnagel wieder etwas zurücknehmen, sodass er nur noch ein Kardeel<br />
anhebt <strong>und</strong> das dritte Kardeel durchziehen.<br />
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- 22 -<br />
Nun wird der Draht um eine halbe R<strong>und</strong>e gedreht. Dann schiebt man den Spleißnagel<br />
unter das nächste Kardeel, hebt es an <strong>und</strong> zieht die vierte Litze durch. Jetzt den Spleißnagel<br />
wieder herausziehen. Das 5. Kardeel anheben <strong>und</strong> die fünfte Litze durchziehen.<br />
Jetzt das gleiche noch einmal <strong>mit</strong> Kardeel <strong>und</strong> Litze Nr. 6. Der Anfang ist gemacht.<br />
Jetzt werden alle sechs Kardeele kräftig zum Besatz hin festgezogen. Darauf achten,<br />
dass die Kardeele nicht geknickt werden. Der erste Gang ist fertig.<br />
Beim 2. Durchgang ist darauf zu achten, dass das Kardeel welches beim 1. Gang als<br />
erstes genommen wurde, wieder als erstes Kardeel genommen wird.<br />
Nun gilt der gleiche Vorgang wie beim <strong>Tau</strong>spleißen - über einen / unter einen -, aber <strong>mit</strong><br />
dem Drall des Drahtes.<br />
Dieser Vorgang wird nun noch viermal wiederholt. Nach jedem Spleißgang sind die einzelnen<br />
Kardeele gut durchzuholen (festziehen). Zur Hilfe kann der Spleiß <strong>mit</strong> einem<br />
Hammer auf einer Holzunterlage vom Auge weg beklopft (gebügelt) werden. Nach jedem<br />
Klopfen muss immer wieder gut durchgeholt werden.<br />
Zum Schluss werden die noch überstehenden Enden der Kardeele an dem Draht festgeb<strong>und</strong>en<br />
bis der Draht mehrfach benutzt (gereckt) wurde. Erst danach werden die Kardeele<br />
<strong>mit</strong> einer Zange abgekniffen.<br />
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- 23 -<br />
- 24 -
- 24 -<br />
Festmachen (Meeren)<br />
Alle in der Binnenschifffahrt verwandten Drähte <strong>und</strong> <strong>Tau</strong>e sind in der Regel RECHTS<br />
geschlagen, gedreht oder geflochten.<br />
Um eine lange Haltbarkeit zu erlangen, müssen sie daher auch beim Festmachen immer<br />
-RECHTS herum- belegt werden. Außerdem wird da<strong>mit</strong> die Kinkenbildung verhindert.<br />
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Wenn man einen Einzelpoller <strong>mit</strong> Draht oder <strong>Tau</strong> belegen will,<br />
muss die Stärke des Drahtes oder <strong>Tau</strong>es dem Umfang des Pollers<br />
angemessen sein.<br />
Die R<strong>und</strong>schläge müssen ordentlich übereinander liegen <strong>und</strong><br />
sich nicht gegenseitig beklemmen.<br />
Bei der Benutzung von Drähten muss der Poller leicht gefettet<br />
sein, um ein fachmännisches Handling zu garantieren.<br />
Für eine gute Haltbarkeit reichen 4-5 R<strong>und</strong>schläge, 1 Klemmschlag<br />
(Kopfschlag) <strong>und</strong> darüber ein lose gelegter R<strong>und</strong>schlag<br />
aus<br />
Sind zwei Poller vorhanden, sind Achterschläge angebracht. Sie<br />
schonen Draht- <strong>und</strong> <strong>Tau</strong>werk.<br />
Wird ein Draht auf Strom an einem Ring festgemacht, muss<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich ein Fretter (Schäkel, Kuhmaul) benutzt werden.<br />
Haken finden nur in stehenden Gewässern Anwendung.<br />
Ein Schiff auf Strom wird mindestens <strong>mit</strong> einem Vorausdraht, einem<br />
Laufdraht <strong>und</strong> einem achteren Beidraht gemeert<br />
In Seehäfen <strong>mit</strong> Tideeinfluß muss darauf geachtet werden, dass<br />
die Meerdrähte oder –<strong>Tau</strong>e besonders lang ausgelegt sind.<br />
Bei der Arbeit am Poller<br />
müssen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
Fausthandschuhe getragen<br />
werden. Besonders ist<br />
darauf zu achten, dass<br />
man immer außerhalb der<br />
an Deck liegenden Buchten<br />
steht.<br />
Auf die Füße achten, wenn <strong>mit</strong> Drahttauwerk gearbeitet wird<br />
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- 25 -<br />
BELEGEN auf Einzelpoller<br />
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Wichtiger Gr<strong>und</strong>satz:<br />
Immer Rechtsherum <br />
1. R<strong>und</strong>schlag:<br />
Das abstehende Gut (Draht- oder<br />
<strong>Tau</strong>werk) darf sich auf dem Poller<br />
nicht beklemmen.<br />
Wenn der Poller 2 Gruppen von Pollerpinnen<br />
hat, sollte der 1 R<strong>und</strong>schlag<br />
unter den unteren Pinnen liegen.<br />
Folgende R<strong>und</strong>schläge:<br />
Die R<strong>und</strong>törns müssen auf dem<br />
Poller ordentlich übereinander<br />
liegen.<br />
Klemmschlag:<br />
Der Klemmschlag bildet den Abschluss.<br />
Da<strong>mit</strong> er sich nicht von<br />
selbst löst, legt man obenauf noch<br />
einmal einen losen R<strong>und</strong>schlag.<br />
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- 26 -<br />
BELEGEN auf Doppel- <strong>und</strong> Kreuzpollern<br />
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Mit <strong>Tau</strong>werk bieten sich für das <strong>Belegen</strong> von Einzel- <strong>und</strong> Kreuzpollern<br />
oft noch die nachfolgenden Variationen an.<br />
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- 27 -<br />
BELEGEN auf Klampen<br />
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© Schulschiff RHEIN<br />
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Peter Haas