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rgb 069 - Die Schriftleitung

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Der Hohenstoffel<br />

– der Berg<br />

des Anstoßes<br />

Der Hohenstoffeln im Hegau war zuerst ein Sehnsuchtsort der Romantiker und<br />

später Kampfplatz von aggressiven Nazi-Ideologen<br />

Offenkundig hat der Hegau das Zeug zum Mythos. Ludwig Finckh etwa,<br />

einer der rührigsten Propagandisten dieser Landschaft, verraunte sie zur<br />

„deutschen Heldenlandschaft“. Mit Held war weder Kaiser noch lockende<br />

Nymphe gemeint, sondern die Erde selbst. Jeder Stein, so der Arzt und Dichter<br />

Finckh, künde im Hegau vom „Urwerden“ der Erde. Dabei bezeugte er<br />

eigentlich nur ein längst vergangenes Naturgeschehen: Während der Auffaltung<br />

der Alpen taten sich im Vorland Risse auf, durch die Magma austrat. Vulkane<br />

entstanden, die Gas und Asche ausstießen. In der Eiszeit drängte der<br />

Rheingletscher heran und hobelte sie zurecht. Was an ihnen Tuff war, hielt<br />

nicht stand; übrig blieben nicht die weicheren Vulkanschlote, sondern die harten<br />

Magmapfropfen im Inneren.<br />

Sie ragen heute noch aus der sanft gewellten Hegau-Senke und erinnern an<br />

Riesenfäuste oder Titanenköpfe. Je länger man sie anschaut, desto unwirklicher<br />

werden sie: in der östlichen Reihe die Phonolitkegel Hohenkrähen,<br />

Mägdeberg und Hohentwiel, in der westlichen die Basaltberge Hohenstoffeln,<br />

Hohenhewen und Neuhewen; diese sechs bilden das Herzland des<br />

Hegau und sind zwischen 643 und 846 Meter hoch.<br />

Der Feierton vom „geheiligten Land“ schwoll an, als das Industriezeitalter<br />

nach dem Hegau-Basalt griff: Basalt ergibt Schotter, und Schotter wurde für<br />

den Straßen- und Gleisbau benötigt, besonders wenn Räder rollen sollten für<br />

den Krieg. 1912 gingen die Sprengmeister an der Nordspitze des Hohenstoffeln<br />

ans Werk. In der Umgebung kam es zu Bürgerprotesten, die bald<br />

Zulauf aus ganz Deutschland erhielten. Der trotzdem mehr als zwei Jahrzehnte<br />

schwer geschundene, am Ende doch noch gerettete Berg – er verlor zwei<br />

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