rgb 069 - Die Schriftleitung
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Beleidigung zu einer Geldstrafe verurteilt, die er aber nicht bezahlen konnte.<br />
Das Urteil erregte in ganz Deutschland Aufsehen. Von überallher liefen Spenden<br />
ein – die Strafe konnte beglichen werden. Was übrigblieb, wurde zum<br />
Startkapital der ersten deutschen Bürgerinitiative. Deren Mitglieder nannten<br />
sich „Stoffler“, ihr Schlachtruf lautete „Stofflio!“ Auf den Plakaten, mit denen<br />
sie agitierten, war der Hohenstoffeln mit einem Messer im Rücken abgebildet.<br />
Tausende reisten hin, um den stumm Leidenden aus der Nähe zu bedauern.<br />
<strong>Die</strong> Hegau-Romantik trat in ihre Kampfphase ein.<br />
Waren die „Stoffler“ im Kaiserreich noch eine Protestbewegung, so wurden<br />
sie in der Weimarer Republik ein Teil der Opposition von rechts. „Es ging um<br />
die deutsche Seele“, erklärte Finckh später: der Hohenstoffeln als Symbol<br />
eines wiederzuerlangenden Nationalbewusstseins. Dazu musste der Berg, so<br />
die Tageslosung, dem gierigen Liberalkapitalismus entrissen werden; Shylock<br />
grüßt vom Vorstandssessel. Wem sollte das gelingen, wenn nicht einem selbstlosen<br />
Alchimisten aus deutschen Märchenlanden namens Dr. Faust? Mit ihm<br />
identifizierte sich Finckh noch in seinem Buch „Der Goldmacher“ (1953), das<br />
lange als „Roman des deutschen Naturschutzes“ galt.<br />
Als 1935 das erste deutsche Naturschutzgesetz – auch lex Hohenstoffeln<br />
genannt – erging und der Berg vier Jahre danach endgültig unter Naturschutz<br />
gestellt wurde, erklärte Finckh beides zum Erfolg der Stoffler-Bewegung. <strong>Die</strong><br />
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