DOWN - SYNDROM TIROL - Selbsthilfe Tirol
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FREIZEIT<br />
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TEXT: MICHAELA HILGNER<br />
Das Gardaland in Castelnuovo dei Garda am Gardasee ist mit 2,9 Millionen Besuchern<br />
im Jahr 2009 der größte Freizeitpark in Italien. Der Park wurde 1975 eröffnet und besitzt<br />
heute über 38 Attraktionen, vier themenbezogene Dörfer und verschiedene Shows auf<br />
zirka 26 Hektar. Hauptanziehungspunkte im Park sind neben den Achterbahnen die<br />
Wasserattraktionen, Themenfahrten und Italiens größtes Delfinarium mit einer dazugehörigen<br />
Delfin- und Seehundshow.<br />
n letzter Zeit haben uns mehrere Zuschriften<br />
erreicht, in denen davon berichtet<br />
wurde, dass Kinder und Jugendliche<br />
mit Down-Syndrom im Gardaland von der<br />
Nutzung bestimmter Fahrgeschäfte ausgeschlossen<br />
wurden. Die Empörung der Eltern,<br />
die sicherlich an einigen Stellen sehr<br />
wohl angebracht ist, ist verständlich. Gerade<br />
in den Fällen, in denen die Kinder nicht<br />
einmal Kinderattraktionen nutzen durften,<br />
ist die Frustration natürlich groß. Das<br />
können wir gut verstehen und empfinden<br />
diese Einschränkungen an manchen Stellen<br />
ebenfalls als zu hart.<br />
Wir wollen jedoch auf einige Punkte<br />
hinweisen, die Eltern aus unserer Sicht auf<br />
jeden Fall beachten und vor einer Fahrt mit<br />
ihrem Kind bedenken sollten.<br />
Wichtige Kräfte, die bei einer<br />
Achterbahnfahrt wirken<br />
Bei einer Achterbahnfahrt kann kurzzeitig<br />
das Vier- bis Fünffache der normalen Belastung<br />
auf einen Körper einwirken. Wirken<br />
z.B. 5 g (der g-Paktor bezeichnet die Belastung<br />
eines Körpers durch Beschleunigung.<br />
1 g entspricht der normalen Erdbeschleunigung),<br />
wiegt ein 50 kg schwerer Mensch<br />
250 kg. Manche Attraktionen werben sogar<br />
mit 6 g.<br />
Wirkt diese g-Kraft positiv (Gefühl, dass<br />
man in den Sitz hineingedrückt wird), besteht<br />
die Gefahr, dass das Blut in die Beine<br />
versackt. Halten diese Kräfte länger an,<br />
kann dies durchaus eine Ohnmacht bewirken.<br />
Noch belastender<br />
für den menschlichen<br />
Organismus sind jedoch Außenloopings<br />
(negative g-Kraft).<br />
Hier hat man das Gefühl,<br />
man wird aus dem Sitz herausgehoben.<br />
Das<br />
Blut wird in Richtung Kopf gedrückt. Hält<br />
dieser Zustand nur wenige Sekunden mit<br />
unter -1 g an, kann das Blut nicht mehr zurückgepumpt<br />
werden, Kapillare beginnen<br />
zu platzen, es gibt stechendes Kopfweh und<br />
die Gefahr einer Ohnmacht.<br />
Schäden<br />
an der Halswirbelsäule<br />
Durch Querbeschleunigungen und rasche<br />
Richtungswechsel<br />
wird vor allem die Halswirbelsäule<br />
sehr stark belastet. Schleudertraumen<br />
und Schlüsselbeinbrüche sind hier<br />
die Gefahr.<br />
In der Ausgabe 61 (Mai 2009) von Leben<br />
mit Down-Syndrom haben wir von Mike<br />
aus den Niederlanden berichtet. Aufgrund<br />
einer Atlanto-axialen Instabilität, die bei<br />
Menschen mit Down-Syndrom mit einer<br />
Häufigkeit von 10 bis 15 % vorkommt, hatte<br />
sich Mikes Kopf ausgerenkt,<br />
die Halswirbel<br />
waren geprellt<br />
und er hatte eine inkomplette<br />
Querschnittslähmung. Auch nach<br />
drei Jahren hatte er nur 55 % seiner vorherigen<br />
Fähigkeiten wieder erlangt.<br />
Nur 1 bis 2 % der Betroffenen haben behandlungsbedürftige<br />
Beschwerden. Bei vielen<br />
Menschen mit Down-Syndrom ist es<br />
daher jedoch unklar, ob eine Atlanto-axiale<br />
Instabilität vorliegt. Sollten Sie sich nicht sicher<br />
sein, ob bei Ihrem Kind eine Instabilität<br />
vorliegt, sollten Sie genau überlegen,<br />
welche Fahrgeschäfte Sie nutzen können!<br />
56 Leben mit Down-Syndrom Nr. 66 I Jan.2011