DOWN - SYNDROM TIROL Selbsthilfegruppe für ... - Selbsthilfe Tirol
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MUS<br />
I K<br />
•<br />
as r e er<br />
Elementares Musizieren<br />
mit beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen<br />
I1<br />
typische Bewegungen und motorische Abanz<br />
TEXT:<br />
ANGELIKA JEKIC<br />
Kennen Sie das Trommeltier?<br />
Es huscht über die Trommel,<br />
es klopft<br />
an den Trommelrand, es tanzt um die<br />
Trommel herum und am Abend singt<br />
das Trommeltier ein leises Lied mit<br />
Trommelbegleitung.<br />
Im Nu beginnen wir, gemeinsam unsere<br />
Trommeltiergeschichte auf den<br />
Trommeln<br />
zu spielen. Kleine und etwas<br />
größere Hände und Finger wischen,<br />
trommeln und klopfen auf und an der<br />
Trommel.<br />
Es ist Donnerstag und unsere Musikstunde<br />
hat begonnen. Im Raum sitzen<br />
Kinder im Alter zwischen drei und fünf<br />
Jahren - mit und ohne Down-Syndrom<br />
- und alle trommeln und spielen gemeinsam.<br />
Die Wirkung<br />
von Musik wurde wissenschaftlich<br />
bereits in allen Facetten untersucht<br />
und definiert. Therapien mit<br />
Musik wirken heilend und Menschenmassen<br />
mit großen Emotionen stimmen<br />
nicht selten ein Lied an.<br />
Musik ist für jede Person eine individuelle<br />
Wahrnehmung. Lieder werden mit<br />
persönlichen Erinnerungen in Verbindung<br />
gebracht oder man findet an einer<br />
Melodie Gefallen und summt oder<br />
trällert<br />
spontan mit.<br />
Und das Trommeltier<br />
seine Trommel<br />
zückt bei Gefallen<br />
und spielt einfach mit.<br />
Wie lernt also ein Mensch Musik?<br />
Zunächst steht die auditive Wahrnehmung<br />
im Vordergrund.<br />
Bereits im Mutterleib<br />
nimmt ein Ungeborenes Stimmen und<br />
Klänge wahr. Nach der Geburt erkennt das<br />
Baby Stimmen und Geräusche. Spontane<br />
Bewegungen sind mit einem Hörimpuls<br />
verbunden und eine Vertrautheit beim Hören<br />
wird von einem entspannten Gesichtsausdruck<br />
begleitet.<br />
Gekoppelt an den Gleichgewichtssinn<br />
lernt ein Mensch Musik über die Bewegung.<br />
Spontanes Klatschen, das Mitwippen<br />
im Takt oder das freie Tanzen zur Musik<br />
sind Handlungen, die mit einem Bewegungsimpuls<br />
verbunden sind.<br />
Es kann nur mit Hilfe von Bewegung<br />
musiziert werden, jedes Instrument setzt<br />
läufe voraus. Elementares Musizieren geht<br />
über das Körperempfinden<br />
und über spontane<br />
Bewegungen der Kinder und Jugendlichen.<br />
Besonders Kinder mit Down-<br />
Syndrom empfinden viel Freude an den<br />
musikalischen<br />
Bewegungsideen.<br />
Eine Wahrnehmungsebene möchte ich<br />
an dieser Stelle noch ergänzen: Lernen<br />
über Nachahmung. Kinder sind von Natur<br />
aus neugierig. Sie entdecken die Welt<br />
mit spielerischen Handlungen, bringen Instrumente<br />
mit einer Aktion zum Tönen<br />
und Klingen. Über die Nachahmung lernen<br />
wir Menschen Sprache und Handlungen<br />
im täglichen<br />
Leben. Im Beisammensein<br />
mit anderen Menschen fühlen wir uns damit<br />
in eine gesellschaftliche Struktur eingegliedert.<br />
Mit den drei erwähnten Punkten musiziert<br />
ein Mensch elementar. An dieser Stelle<br />
sei bemerkt, dass elementares Musizieren<br />
nicht gleichzusetzen mit simplen Handlungen<br />
ist. Elementares Musizieren greift die<br />
natürlichen Fähigkeiten eines Menschen<br />
auf. Jeder musiziert<br />
auf seine Weise.<br />
Kinder mit Down -Syndrom können die<br />
oben beschriebenen Wahrnehmungsebenen<br />
ebenfalls einsetzen, wenn auch in eingeschränkter<br />
Form, dafür jedoch mit viel<br />
Freude. Emotion ist ein großer Motivationsfaktor,<br />
der beim Musizieren nicht unterschätzt<br />
werden darf.<br />
Jeder Mensch ist musikalisch - auf seine<br />
Weise!<br />
Sophia, ein Mädchen im Alter von vier<br />
Jahren mit Down-Syndrom, liebt das Tanzen<br />
und Bewegen. Sie dreht sich im Kreis,<br />
schaut dabei ihrem bunten Kleid zu und<br />
tanzt mit leuchtenden Augen mit den bunten<br />
Tüchern<br />
zum Käfertanz.<br />
Sophia beobachtet neue Handlungen zunächst<br />
lange, bevor sie in die Aktion mit<br />
einsteigt. Nach dieser intensiven Beobachtungsphase<br />
beginnt Sophia mit prägnanten<br />
Bewegungen, die meine Handlungen oder<br />
die Handlungen ihrer Mitmusikanten detailliert<br />
widerspiegeln. Sie freut sich sichtlich<br />
an ihrem Tun und in der Gruppe ist<br />
förmlich "diese Freude spürbar".<br />
Tom, sechs Jahre alt, hört liebend gerne<br />
verschiedenen Instrumenten zu. Er spielt<br />
auf den Instrumenten die kleinsten Bewegungen<br />
nach und freut sich über die unterschiedlichen<br />
Klänge. Seine Großbewegung<br />
ist ungeschickt, er kann räumliche Abstände<br />
schlecht einschätzen. Tom ist kein Kind<br />
mit Down-Syndrom. Er kann über die Musik<br />
intensivere Körpererfahrungen sammeln.<br />
Lucca, 18 Jahre alt, spielt sehr gerne Klavier.<br />
Er bewegt seine Finger rhythmisch im<br />
Grundschlag und kann diese Bewegungen<br />
auch auf die Trommel übertragen. Luccas<br />
musikalisches Gehör wird zunehmend bes-<br />
44 Leben mit Down-Syndrom Nr. 68 I Sept. 2011