Eingliederungsbericht Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Eingliederungsbericht Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Eingliederungsbericht Landkreis Hersfeld-Rotenburg
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<strong>Eingliederungsbericht</strong><br />
2012<br />
der<br />
Kommunalen Vermittlung in Arbeit<br />
(KViA)<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
<strong>Eingliederungsbericht</strong> gemäß §4 der Verwaltungsvereinbarung mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />
Erstellt durch den FD Arbeit<br />
29.05.13
1. Kurzporträt des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
1.1.0. Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes<br />
Der nordhessische <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> liegt seit der Wiedervereinigung zentral in der<br />
geografischen Mitte Deutschlands. Auch durch die vorhandenen guten Autobahnanbindungen hat<br />
sich der <strong>Landkreis</strong> seit dem Wegfall der innerdeutschen Grenze zu einem Drehkreuz für Logistikunternehmen<br />
entwickelt: Durch das Kreisgebiet führen die Bundesautobahnen 7 (Würzburg–<br />
Kassel), 5 (Frankfurt–Hattenbacher Dreieck (Ende der A 5)) und 4 (Kirchheimer Dreieck–Erfurt).<br />
Ferner erschließen mehrere Bundesstraßen und Kreisstraßen das Kreisgebiet, darunter die B 27,<br />
die B 62 und die B 83.<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> ist mit einer Einwohnerzahl von knapp 122.000 in 20 Städten<br />
und Gemeinden und einer Fläche von 1.097,09 km 2 ein eher ländlich geprägter Flächenlandkreis.<br />
Zu den Zentren Frankfurt und Kassel bestehen gute Zuganbindungen, die einen täglichen Berufspendelverkehr<br />
ermöglichen. Dennoch spielt gerade in den kleinen <strong>Landkreis</strong>gemeinden die Mobilität<br />
mit Führerschein und PKW eine große Rolle bei der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit - innerhalb<br />
oder außerhalb des Kreisgebietes.<br />
Die Arbeitslosenquote für den Teilbezirk <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> im Agenturbezirk Bad <strong>Hersfeld</strong> lag im<br />
Jahr 2012 bei 5,2 % (gesamt; SGB II 3,2%) – unter dem Hessenschnitt mit 5,7%.<br />
Wie im Jahr zuvor erfolgten die Vermittlungen, bedingt durch die gute Lage des <strong>Landkreis</strong>es und<br />
dem damit verbundenen Standortvorteil, wieder in hohem Maße im Bereich der Logistik. Der prozentuale<br />
Anteil hat sich im Verhältnis zu 2010 jedoch um mehr als halbiert. Die Vermittlung in<br />
Zeitarbeit spielt daneben eine gewichtige Rolle.<br />
Den prozentual stärksten Zuwachs von Vermittlungen gab es in der Transportbranche, wobei der<br />
Vermittlungsanteil von insgesamt 3,2% neben Industrie nur eine geringe Bedeutung spielte.<br />
Dienstleistungssektor, Handel, Handwerk und haben ihre ebenfalls tragende Rolle für den lokalen<br />
Arbeitsmarkt in etwa gehalten, wobei die Vermittlung in Handwerksberufe zugenommen hat.
<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
45,0%<br />
Vermittlungen nach Branchen<br />
40,0%<br />
38,4%<br />
35,0%<br />
30,0%<br />
25,0%<br />
24%<br />
20,0%<br />
15,0%<br />
10,0%<br />
5,0%<br />
14,5%<br />
13%<br />
10,8%<br />
7,7%<br />
7%<br />
5,2%<br />
6,9%<br />
6%<br />
4,5%<br />
9,1% 9,6%<br />
9%<br />
8,3%<br />
8%<br />
7,0%<br />
3,5%<br />
3%<br />
2,0%<br />
17,4%<br />
5%<br />
6,3%<br />
4,4% 5%<br />
2,8% 3,3%<br />
3%<br />
1,9% 2,8%<br />
13,6%<br />
17%<br />
20,2%<br />
2010<br />
2011<br />
2012<br />
0,0%<br />
Ziel aller Anstrengungen am Arbeitsmarkt war und wird es auch künftig sein, die weitere Absenkung<br />
der Arbeitslosigkeit nachhaltig zu betreiben, um möglichst vielen Menschen im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> ein Leben ohne staatliche Transferleistungen zu ermöglichen.<br />
1.1.1. Zielsteuerungsprozess §48b SGB II<br />
Neben den verwaltungsinternen operativen Produktzielen rücken externe Zielvorgaben mehr und<br />
mehr in den Fordergrund. Seit 2011 werden auf Grundlage des § 48b SGB II zwischen Bund und<br />
Land zum Einen und zwischen Land und kommunalen Träger der Grundsicherung für Arbeitsuchende<br />
im Weiteren Vereinbarungen zum Erreichen der Ziele des SGB II abgeschlossen, die über<br />
ein umfangreiches Kennzahlensystem messbar gemacht werden.<br />
Folgende Ziele standen dabei im Jahr 2012 im Fokus:<br />
• Verringerung der Hilfebedürftigkeit<br />
• Verbesserung der Integration in Erwerbsfähigkeit<br />
• Vermeidung von langfristigen Leistungsbezug<br />
• Integration Alleinerziehender<br />
Nachdem das Jahr 2011 als Erprobungsjahr galt, wurden für 2012 erstmals „harte“ Ziele mit festen<br />
Zielvorgaben in Form von festen Zielquoten vereinbart.<br />
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Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
So wurde für die Verbesserung der Integration in Erwerbsfähigkeit eine Integrationsquote von<br />
32,4%, bei der Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug eine Senkung des Bestandes an<br />
Langzeitleistungsbezieher 1 um 3% festgelegt.<br />
Die Verringerung der Hilfebedürftigkeit sollte beobachtet, die Integration von Alleinerziehenden der<br />
allgemeinen Integrationsquote angenähert werden.<br />
Verringerung der Hilfebedürftigkeit<br />
Träger der Grundsicherung für Arbeitsuchende sind nach § 6 SGB II Bund und Kommunen. Finanziell<br />
obliegt den Kommunen insbesondere die Finanzierung der Kosten der Unterkunft für die Leistungsbezieher<br />
der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Der Bund erstattet gem. § 46 SGB II hiervon<br />
wechselnde festgelegte Anteile. Seit 2011 beträgt der Anteil 30,4% 2 (2010: 23%, 2009: 25,4,<br />
2008: 28,6%, 2007:31,2%, 2006:29,1%, 2005: 29,1%).<br />
Beide Leistungsarten, Leistungen zum Lebensunterhalt und die Kosten der Unterkunft, erhöhten<br />
sich 2012 jeweils um 0,34%. Die Hilfebedürftigkeit konnte im Jahr 2012 somit trotz abschwächender<br />
Konjunkturentwicklung und Regelsatzerhöhung in beiden Bereichen annähernd auf dem Vorjahresniveau<br />
gehalten werden.<br />
Erfreulich ist, dass die Zahl der Bedarfsgemeinschaften, daher die Haushalte, die auf finanzielle<br />
Unterstützung durch die Kommunale Vermittlung in Arbeit (KViA) angewiesen sind, zwar in den<br />
letzten Monaten des Jahres 2012 über den Vorjahreswerten lag, im Jahresdurchschnitt weiter reduziert<br />
werden konnte.<br />
Entwicklung der Zahl der Bedarfsgemeinschaften<br />
4.100<br />
3.900<br />
3.700<br />
3.500<br />
3.300<br />
3.100<br />
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />
BdG 2012 3.045 3.187 3.200 3.218 3.254 3.263 3.283 3.212 3.193 3.176 3.138 3.096<br />
BdG 2011 3.185 3.139 3.338 3.308 3.298 3.265 3.252 3.245 3.181 3.112 3.076 3.027<br />
BdG 2010 3.764 3.931 3.944 3.917 3.881 3.856 3.761 3.620 3.481 3.368 3.319 3.189<br />
2.900<br />
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die Verwendung der weiblichen Form verzichtet<br />
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Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Ähnlich der Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften stellt sich die Situation bei der Zahl der zu<br />
betreuenden erwerbsfähigen Leistungsberechtigten dar.<br />
Auch hier konnte nach einen anfänglichen saisonbedingten Zwischenhoch Ende des ersten, Anfang<br />
des zweiten Quartals des Jahres 2012, zum Jahresende wiederum eine Reduzierung erreicht<br />
werden, knapp unter dem Vorjahresniveau. Die Zielvorgaben aus dem Zielsteuerungsprozess<br />
konnten somit erfüllt werden.<br />
Festzuhalten ist, dass der Anteil der Kunden mit multiplen Vermittlungshemmnissen weiterhin stetig<br />
steigt und der Anteil der arbeitsmarktnahen Kunden dementsprechend sinkt. Eine direkte Vermittlung<br />
und Integration erfordert daher bei vielen Kunden oftmals einen kleinschrittigen, längerfristigen<br />
Prozess zur Heranführung an den allgemeinen Arbeitsmarkt und setzt eine noch qualitativere<br />
und quantitativere Betreuung voraus. Zudem verlief die Nachfrage nach Arbeitskräften ab Mitte<br />
des Jahres rückläufig. Die Reduzierung der Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten konnte<br />
daher nicht mehr auf dem Niveau der Vorjahre gehalten werden.<br />
Vermehrt Kunden mit multiplen Vermittlungshemmnissen und gekürzte Eingliederungsleistungen<br />
stellen zukünftig eine besondere Herausforderung für die Kommunale Vermittlung in Arbeit dar.<br />
Entwicklung der Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigt<br />
5.600<br />
5.400<br />
5.200<br />
5.000<br />
4.800<br />
4.600<br />
4.400<br />
4.200<br />
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />
eLb 2012 4.138 4.356 4.380 4.393 4.438 4.434 4.465 4.336 4.304 4.258 4.216 4.125<br />
eLb 2011 4.290 4.299 4.617 4.599 4.594 4.531 4.509 4.491 4.392 4.280 4.202 4.142<br />
eLb 2010 5.146 5.408 5.430 5.407 5.343 5.302 5.152 4.941 4.714 4.544 4.491 4.289<br />
4.000<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Verbesserung der Integration in Erwerbsfähigkeit<br />
Die Verbesserung der Integration in Erwerbsfähigkeit wird durch die sogenannte „Integrationsquote“<br />
abgebildet, die sich aus der Summe der Vermittlungen in eine sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigung, Ausbildung oder selbständige Tätigkeit (Integrationen) und dem durchschnittlichen<br />
Bestand an erwerbsfähigen Leistungsberechtigten der letzten zwölf Monate errechnet.<br />
Die Kommunale Vermittlung in Arbeit konnte hier die fixierten Ziele für 2012 voll erreichen, übertraf<br />
bereits im November die festgelegten Zielvorgaben und belegt am Jahresende unter allen hessischen<br />
Jobcentern den ersten Rang.<br />
Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug<br />
Besonders erfreulich gestaltete sich in 2012 auch die Entwicklung der Zahl der Langzeitleistungsbezieher.<br />
Hierunter fallen Personen, die in den letzten 24 Monaten mindestens 21 Monate im Leistungsbezug<br />
standen. Mittlerweile liegt der Anteil dieser Kundengruppe bei ca. 64% (Hessenweit<br />
65%). In 2011 betrug der Anteil ca. 69% (Hessenweit 67%).<br />
Die Kommunale Vermittlung in Arbeit belegt hier den vierten Platz unter allen hessischen Jobcentern<br />
und lag mit einem Rückgang von 7,2% weit über den formulierten Zielen (3%).<br />
1.2. Organisation der Kommunalen Vermittlung in Arbeit<br />
Fallmanagement aus einer Hand, Regionalisierung und enge fachliche und auch räumliche Zusammenarbeit<br />
der Bereiche Arbeit, Jugend und Soziales - das stellt die organisatorische Basis<br />
der Kommunalen Vermittlung in Arbeit dar. Der Grundgedanke des SGB II, Fördern und Fordern,<br />
wird durch den Einsatz eines beschäftigungsorientierten Fallmanagements im <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<br />
<strong>Rotenburg</strong> optimal umgesetzt.<br />
Diese enge Vernetzung von Ressourcen und Stärken spiegelt sich auch im Aufbau der Angebote<br />
wieder: Grundlegende Angebote für die Kunden der Zielgruppen U 25 und Ü 25 sind Eignungsabklärung<br />
und Profiling. Hierdurch sollen frühzeitig Beschäftigungsmöglichkeiten und auch Risiken<br />
festgestellt werden. Darauf aufbauend bietet der <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> entsprechende<br />
berufliche Qualifizierungsmodule an, die den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarkts entsprechen.<br />
Ein enger Kontakt zu den in der Region ansässigen Firmen durch den Arbeitgeberservice<br />
aber auch durch das Fallmanagement garantiert einen immer aktuellen Kenntnisstand der Anforderungen<br />
des Arbeitsmarktes an den Kunden.<br />
Dies gilt ebenso für die Zielgruppen Langzeitarbeitslose, Projektteilnehmer 50plus, Klienten mit<br />
Migrationshintergrund, Klienten mit Behinderung und/oder Reha-Bedarf und Alleinerziehende, die<br />
besondere, individuell auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmte und teilweise langfristigere Qualifizierungen<br />
erfahren und erfahren müssen.<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Ziel des obligatorischen Erstgespräches des Fallmanagers „vom Dienst“ mit dem hilfesuchenden<br />
Kunden ist das Aufzeigen eines (ersten) möglichen Weges für einen Eingliederungserfolg in den<br />
ersten Arbeitsmarkt durch die Unterbreitung eines Sofortangebotes gemäß § 15a SGB II (z.B.<br />
Werkakademie, KAviAR).<br />
Neben dieser ersten Hilfestellung hinsichtlich beruflicher Eingliederung wird der Kunden über seine<br />
Rechte und Pflichten ausführlich informiert und aufgeklärt.<br />
Vertiefend erfährt dies der Kunde in den Modulen der Eignungsfeststellung, die inhaltlich und methodisch<br />
speziell auf die Zielgruppen der U 25/ Ü 25 bis 50/ Ü 50/ Menschen mit Migrationshintergrund/<br />
Menschen mit Behinderungen ausgerichtet ist. Ein hoher Praxisanteil (Assessment)<br />
zeichnet dieses probate Mittel aus.<br />
Die Entwicklung eines dezidierten Berichtswesens garantiert den wichtigen Informationsfluss. Ablaufpläne<br />
zu Beginn machen das, „was da mit dem Kunden passiert“, für alle Beteiligten transparent<br />
und zielorientiert. Dem Teilnehmer muss klar sein, warum er an dieser bestimmten Maßnahme<br />
teilnimmt - erst dann ist eine kooperative und erfolgreiche Zusammenarbeit möglich.<br />
Örtlicher Beirat gemäß §18d SGB II<br />
Mit der Fortführung des Fachbeirats „Eingliederung in Arbeit“ als Örtlicher Beirat berät und unterstützt<br />
ein unabhängiges Gremium die Kommunale Vermittlung in Arbeit / KViA. Mitglieder des Beirats<br />
sind Vertreter der Arbeitsagentur Bad <strong>Hersfeld</strong>-Fulda, der Gemeinden und Städte, der Träger<br />
der freien Wohlfahrtspflege, der Kreishandwerkerschaft, der Wirtschaftsförderung des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong>, der Strukturentwicklungsgesellschaft, der IHK, des DGB, des Staatlichen<br />
Schulamtes, des Jugendhilfeausschusses, des Frauenbüros, des Zweckverband für Diakonie sowie<br />
die Beauftragte für Chancengleichheit (BCA) der KViA. In 2012 wurde im Rahmen einer Sitzung<br />
des örtlichen Beirates eine Unterarbeitsgruppe gegründet, die das Prüfverfahren für die Bewilligung<br />
von Arbeitsgelegenheiten begleitet (DGB, Kreishandwerkerschaft, IHK, LIGA).<br />
Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) gemäß §18e SGB II<br />
Ab September 2011 hat die Kommunale Vermittlung in Arbeit des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
die Position einer BCA gemäß §18e SGB II eingerichtet. Hierarchisch ist die Funktion der BCA<br />
direkt der Leitung der KViA unterstellt. Eine intensive und inhaltlich abgestimmte Zusammenarbeit<br />
mit dem Frauenbüro des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> ist garantiert. Ebenso findet ein Austausch<br />
mit der BCA der örtlichen Arbeitsagentur statt.<br />
Auch in 2012 fand ein regelmäßiger Austausch (Regelkommunikation) mit dem Leiter der Kommunalen<br />
Vermittlung in Arbeit sowie der Fachdienstleitung des Fachdienstes Arbeit statt. Hier können<br />
von Seiten der BCA Ideen/Themen zur Erarbeitung des örtlichen Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramms<br />
eingebracht und gemeinsam statistische Erhebungen analysiert werden. Die Teilnah-<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
me der BCA an geplanten Veranstaltungen bezüglich Chancengleichheit wird abgestimmt. Es findet<br />
regelmäßig ein zeitnaher Austausch bezüglich der Thematik Chancengleichheit statt.<br />
Die BCA vertritt den <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> regelmäßig bei der UAG BCA der Arbeitsgruppe<br />
Kommunale Jobcenter des HStT/HLT. Dort werden der Austausch und die Vernetzung der<br />
BCAs der Kommunalen Jobcenter vorangetrieben. Notwendige Statistikdaten und Fortbildungsbedarfe<br />
werden ermittelt und die Arbeit zur Erstellung eines Konzeptes zur Steigerung der Integration<br />
von Frauen in Arbeit aufgenommen.<br />
Im Weiteren beteiligt sich die BCA aktiv im regionalen Projekt „Netzwerk Offene Türen für Alleinerziehende“<br />
und nimmt an der der Regionalkonferenz „Frau und Beruf“ (Netzwerk der ost- und nordhessischen<br />
BCAs beider Rechtskreise sowie der Frauenbüros) teil.<br />
Werkakademie<br />
Seit 2008 wird ein Konzept nach niederländischem Vorbild, die sogenannte „Werkakademie“, erprobt<br />
und kontinuierlich analog der geänderten Bedarfe im SGB II Bereich<br />
weiterentwickelt.<br />
Die Idee, die zur Einrichtung des Moduls „Werkakademie“ führte, wurde von<br />
zwei Grundfaktoren getragen:<br />
Zum einen wurden neue Wege und Ideen zur Betreuung und Unterstützung<br />
von Hilfebedürftigen durch die Schulungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum<br />
zertifizierten Vermittlungscoach (IHK) vorangetrieben und in der Theorie entwickelt.<br />
Zum anderen trat die Hessenagentur zusammen mit dem holländischen Arbeitsmarktberater Herrn<br />
Dick Vink auf die Optionskommunen in Hessen zu, um die Idee der Werkakademie, die auf dem<br />
Ansatz „Team-based Fallmanagement“ basiert, zu implementieren. Beide Ansätze nutzen die<br />
Gruppendynamik und ermöglichen es dem Kunden durch Eigeninitiative und Entwicklung von eigenen<br />
Ideen den individuellen Weg aus der Hilfebedürftigkeit zu finden. Der Leitgedanke für alle<br />
Teilnehmer der Maßnahme ist: „Es ist ihr Job, eine Arbeit zu finden!“. Die Teilnehmer planen die<br />
Inhalte innerhalb der Maßnahme selbst, hierdurch wird der Gedanke „Fordern und Fördern“ auf<br />
pragmatische Weise umgesetzt. Die Maßnahmedurchführung ist nicht „verschult“ und gibt den<br />
Teilnehmern die Möglichkeit, die Abläufe gemäß dem Ziel „Finde Deine Arbeit!“ mit zu gestalten<br />
und zu modifizieren. Durch den Einbezug der Teilnehmer in die Planung der Abläufe erfährt jeder<br />
Teilnehmer Respekt und Wertschätzung. Hierdurch wird die Eigenmotivation erheblich gesteigert.<br />
Strukturell handelt es sich um eine Gruppenmaßnahme mit einer Verweildauer von maximal 8 Wochen<br />
netto. Die Durchführung erfolgt auf Grundlage des §16,1 SGB II in Verbindung mit §45 SGB<br />
III. Im Einzelfall ist die Aufnahme eines Praktikums im gesetzlich vorgegebenen Rahmen möglich.<br />
Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> wurden gemäß des Optionskonzepts („Regionalisierung“) zwei<br />
regionale Standorte für die Einrichtung dieser Gruppenmaßnahmen herangezogen. Zielgruppe der<br />
Maßnahme sind zu allererst Neuantragsteller der Altersgruppe über 25 Jahre. Inzwischen wurde<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
das Angebot analog der gegebenen Bedarfe auf die Zielgruppe der Bestandskunden ausgeweitet.<br />
Einzelne (Teil-) Projekte mit dem Ziel, bestimmte Kundengruppen konzentriert zu aktivieren, konnten<br />
und können mit dem Instrument „Werkakademie“ schnell und unbürokratisch implementiert und<br />
ergebnisorientiert umgesetzt werden. So wurden beispielsweise in 2012 die Teilprojekte für die<br />
Zielgruppen „Ausbildungssuchende U25“, „Alleinerziehende“ und „Erwerbsaufstocker“ mit sehr<br />
gutem Erfolg durchgeführt werden.<br />
Die Bilanz des Jahres 2012:<br />
Fast 51 % der Teilnehmer der Werkakademie konnten eine Arbeit oder Ausbildung aufnehmen,<br />
dies sind 236 von 462 Teilnehmenden. Von diesen 236 in Arbeit oder Ausbildung vermittelten<br />
Klienten mündeten 67,4 % (159 TN) in eine sozialversicherungspflichtige Vollbeschäftigung ein, 18<br />
% in eine sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung, 2 % nahmen eine selbständige Tätigkeit,<br />
8,9 % eine geringfügige Beschäftigung, 3,7 % eine Ausbildung, ein Studium oder Schulausbildung<br />
auf.<br />
Regelhafte Treffen der Mitarbeiter hessischer Werkakademien sowohl auf operativer als auch strategischer<br />
Ebene sorgen für einen ständigen Ideenaustausch und eine Weiterentwicklung des erfolgreichen<br />
Modells, das je nach regionaler Aufstellung des Grundsicherungsträgers einen anderen<br />
Handlungs- und Durchführungsschwerpunkt hat.<br />
Der Erfolg dieser Maßnahme lässt sich sicher auch durch die zahlreichen bundesweiten Anfragen<br />
von Seiten von kommunalen Jobcentern und auch gemeinsamen Einrichtungen auf Hospitation<br />
und Erfahrungsaustausch ablesen. So überzeugten sich im 2012 vier Kommunen (Göttingen, Cuxhaven,<br />
Braunschweig und Höxter), die die Idee einer eigenen Werkakademie umsetzen möchten,<br />
über die Durchführungs- und Ergebnisqualität der Maßnahme des Kommunalen Jobcenters im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong>. Im April 2012 informierte sich Michael Roth, MdB, über Konzept<br />
und Abläufe, im ebenfalls im April besuchte Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für<br />
Arbeit, die Werkakademie des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong>.<br />
Arbeitsgelegenheiten<br />
Das niederschwelligste Angebot als „ultima ratio“ für die erwerbsfähigen Leistungebrechtigten stellte<br />
auch im Jahr 2012 das Modul „Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandentschädigung“ (AGH<br />
MAE gemäß § 16d SGB II) dar. Durch die Ankündigung des Gesetzgebers mit dem „Gesetz zur<br />
Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitmarkt“ im April 2012 allerdings, die Kriterien<br />
an die Durchführung einer Arbeitsgelegenheit zu verschärfen, wurden die Einsatzstellen von Arbeitsgelegenheiten<br />
ohne Qualifizierung, mit denen das Ziel verfolgt wurde, Tagesstruktur und/oder<br />
Beschäftigungsfähigkeit herzustellen bzw. zu stabilisieren, bereits in 2011 drastisch reduziert und<br />
ab April 2012 eingestellt. Betroffen vom Rückgang dieses Instruments als Beschäftigung mit Realitätsbezug<br />
(sinnvolle Aktivierung) sind die Langzeitleistungsbezieher mit eingeschränkter Arbeitsfä-<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
higkeit. Lediglich Arbeitsgelegenheiten mit sozialpädagogischer Betreuung sowie Qualifizierungsanteil<br />
(gemäß §16d SGB II und §16,1 SGB II i.V.m. §45 SGB III unter Anwendung des Vergaberechts)<br />
konnte den Bedarfen der Zielgruppe gerecht werden.<br />
Generell besteht weiterhin die Möglichkeit, einen Antrag auf Einrichtung an einer Einsatzstelle für<br />
Arbeitsgelegenheiten zu stellen, allerdings sind die Maßstäbe an die Prüfung der rechtmäßigen<br />
Einhaltung der Kriterien „Zusätzlichkeit“ „öffentliches Interesse“ und „Wettbewerbsneutraliät“ äußerst<br />
streng. Es wurden entsprechende Richtlinien aufgestellt und mit dem Örtlichen Beirat abgestimmt.<br />
Beim Bewilligungs- bzw. Ablehnungsverfahren ist zwingend der Örtliche Beirat (§18d SGB<br />
II) mit zu beteiligen.<br />
Bedarfsfeststellung<br />
Hauptaugenmerk liegt weiterhin auf den Ergebnissen der Eignungsanalysen: Welche Bedarfe wurden<br />
festgestellt, wobei muss der Kunde unterstützt werden, um eine Wiedereingliederung in den<br />
ersten Arbeitmarkt langfristig zu gewährleisten? Dort setzt die Arbeit des Fallmanagements an.<br />
Zusammen mit den Kunden werden die nächsten Schritte festgelegt, um das zentrale Ziel erster<br />
Arbeitsmarkt und damit Unabhängigkeit von Transferleistungen der Sozialsysteme zu erreichen.<br />
Hierbei ist die Erstellung und Fortschreibung eines individuellen Förderplanes ein wichtiges Instrument.<br />
Das Fallmanagement entscheidet gemeinsam mit dem Kunden, welche Möglichkeiten<br />
zur Eingliederung in Arbeit genutzt und welches Eingliederungsinstrument am sinnvollsten ist, um<br />
mit der dem Kunden den größten Erfolg bei der Eingliederung in den Arbeitsprozess zu erreichen.<br />
Innerhalb der Organisation der Kommunalen Vermittlung in Arbeit sind neben den Kollegen, die für<br />
das Fallmanagement zuständig sind, auch Vermittler eingesetzt. Diese Funktionsstellen bilden die<br />
Schnittstelle zwischen dem Fallmanagement (Kundensicht) und dem Arbeitgeberservice (Arbeitgebersicht).<br />
Von den Vermittlern werden insbesondere die sogenannten „TOP-Kunden“ (Personen<br />
mit Vermittlungshemmnissen, die relativ zeitnah abzubauen sind) betreut. In enger Zusammenarbeit<br />
zwischen Vermittlern und Kunden wird eine passgenaue Stelle gesucht bzw. auch für eine<br />
Stelle der passgenaue Kunde vorgeschlagen.<br />
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Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
2. Kernaussagen zur Eingliederungsstrategie<br />
2.1. Zielgruppen<br />
Im Jahr 2012 standen insgesamt fünf Zielgruppen im Fokus, für die jeweils passgenaue Angebote<br />
zur Eingliederung vorgehalten werden:<br />
• Unter 25-Jährige (spezielles Team U 25)<br />
• 25- bis 50-Jährige (hier in 2012 besonderer Fokus auf Alleinerziehende)<br />
• Über 50-Jährige (Perspektive 50plus)<br />
• Menschen mit Migrationshintergrund (Fachdienst Migration)<br />
• Menschen mit Behinderung (Bereich Rehabilitation und Schwerbehinderung)<br />
2.1.1. Unter 25-Jährige (U 25)<br />
Gemäß den Anforderungen des SGB II (§ 3 Abs. 2) liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der<br />
Gruppe der U 25-Jährigen. Betreuung und individuelle Beratung jedes Einzelnen dieser Gruppe<br />
wird gewährleistet durch ein auf diese Personengruppe speziell ausgerichtetes Fallmanagement.<br />
Dieses kann auf gut aufeinander abgestimmte Netzwerkstrukturen zurückgreifen. Neben der Nutzung<br />
der flankierenden Hilfen wie psychosoziale Betreuung, der Schuldnerberatung und der<br />
Suchtberatungsstelle gibt es speziell auf diese Kundschaft konzipierte Qualifizierungs- bzw. Aktivierungsangebote<br />
(beispielsweise Assessment und Coaching durchgeführt durch Mitarbeiter, die<br />
durch START und IMBSE geschult sind; externe Angebote wie QuABB, Teilnehmerplätze Berufsvorbereitenden<br />
Bildungsmaßnahme gemäß §51 SGB III der Arbeitsagentur werden genutzt).<br />
Diese Zielgruppe ist häufig mit multiplen Vermittlungshemmnissen behaftet:<br />
Fehlender oder sehr schlechter Schulabschluss, Sucht- oder Schuldenproblematik, schwieriges<br />
soziales Umfeld bzw. Jugendhilfehintergrund. Sozialpädagogische Betreuung ist bei dieser Zielgruppe<br />
unabdingbar. Es besteht ein erhöhter Bedarf an Unterstützung hinsichtlich Beratung,<br />
Betreuung sowie Angeboten zur Hinführung an die Integration in den 1. Arbeitsmarkt. Intensive<br />
und vernetzte Betreuung von allen Akteuren (z.B. Beteiligung an OloV, Konferenz „Ausbildung und<br />
Qualifizierung“ zusammen mit der Arbeitsagentur, Übergangsmanagementsysteme, Jobcoaches,<br />
etc.) erfordert neben hohem fachlichem Wissen auch einen hohen zeitlichen Aufwand.<br />
Von der anziehenden Arbeitsmarktkonjunktur und dem relativen guten Angebot an Ausbildungsstellen<br />
profitierten lediglich Jugendliche ohne bzw. mit zeitnah abzubauenden Vermittlungshemmnissen.<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
BaE (außerbetriebliche Berufsausbildung)<br />
Notwendige Plätze für Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (gemäß § 16, 1 SGB<br />
II i.V.m. § 76 SGB III) wurden auch im Jahr 2012 bereitgehalten:<br />
Kooperative Plätze in den Berufsfeldern Verkauf, Maschinen- und Anlagenführer, Koch / Köchin,<br />
Fachkraft im Gastgewerbe wurden den jungen Menschen angeboten. Die Finanzierung erfolgte<br />
zum Teil aus den Mitteln des durch das Land Hessen bereitgestellten Ausbildungsbudgets.<br />
Einstiegsqualifizierung<br />
Das Instrument der Einstiegsqualifizierung (EQ) gemäß § 54a SGB III entwickelt sich nicht zuletzt<br />
durch die gute Zusammenarbeit des Fallmanagementteams U 25, dem eigenen Arbeitgeberservice,<br />
den Verantwortlichen bei der IHK und der Handwerkskammer sowie den einheimischen Betrieben<br />
positiv.<br />
Ziel aller eingesetzten Instrumente ist es, den unterschiedlichsten Problemstellungen der Jugendlichen<br />
gerecht zu werden und durch entsprechende Angebote den Weg zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt<br />
zu ermöglichen. Dabei steht letztendlich eine nachhaltige Integration ins Erwerbsleben<br />
im Fokus.<br />
2.1.2. Zielgruppe 25- bis 50-jährige<br />
Hilfen aus einer Hand („Integratives Fallmanagement“) – Leistungsgewährung und Vermittlung<br />
durch einen zuständigen Fallmanager, der auch als persönlicher Ansprechpartner gilt, das ist der<br />
Grundsatz der Betreuung von in der Regel langzeitarbeitslosen Personen im <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<br />
<strong>Rotenburg</strong>.<br />
Fallmanagement bedeutet hier einen auf den Kunden individuell ausgerichteten Prozess, der das<br />
Ziel einer Integration bzw. Heranführung in den ersten Arbeitsmarkt hat. Es gilt vorhandene individuelle<br />
Stärken und Ressourcen zu erfassen und (meist multiple) Vermittlungshemmnisse zu reduzieren,<br />
um diesem Ziel schrittweise näher zu kommen. Es steht den Kunden eine Vielzahl an Angeboten<br />
zur Verfügung, die durch die Beratungsgespräche des zuständigen Fallmanagers zur<br />
Überwindung der Vermittlungshemmnisse (zentrales Ziel) im Förderplan gemeinsam festgelegt<br />
werden und in der Eingliederungsvereinbarung einvernehmlich im Rahmen des geschaffenen „Arbeitsbündnisses“<br />
dokumentiert werden; sind weitere hilfebedürftige Personen der Bedarfsgemeinschaft<br />
von diesen Vereinbarungen unmittelbar betroffen bzw. müssen diese daran mitarbeiten,<br />
werden sie in den Beratungsprozess miteinbezogen und ggf. separate Eingliederungsvereinbarungen<br />
mit ihnen formuliert.<br />
In den Fokus rückte in 2012 die Zielgruppe der Alleinerziehenden. Nicht zuletzt durch die Beteiligung<br />
der Kommunalen Vermittlung in Arbeit am ESF-Bundesprojekt „Netzwerke wirksame Hilfen<br />
für Alleinerziehende“ (Laufzeit 01.07.2011 bis 30.06.2013). Beteiligt am Projekt mit dem Namen<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
„Offene Türen für Alleinerziehende“ sind neben der Kommunalen Vermittlung in Arbeit des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong>, der BCA (gemäß §18e SGB II), das Frauenbüro und das Jugendamt<br />
des <strong>Landkreis</strong>es, die Bundesagentur für Arbeit (BCA), die Stadt Bad <strong>Hersfeld</strong>, die IHK, die Kreishandwerkerschaft<br />
und der Zweckverband für Diakonie, wo das Projekt auch verortet ist. Zielsetzung<br />
hierbei ist zum Einen die Strukturverbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie<br />
die Förderung der Integration in den Arbeitsmarkt, d.h. in eine Existenz sichernde Beschäftigung.<br />
Durch die konzentrierte Betreuung der Zielgruppe Alleinerziehende im SGB II Bezug durch<br />
zwei Vermittlerinnen der KViA sowie unter Einbezug des gesamten zur Verfügung stehenden Maßnahmeinstrumentarium<br />
der KViA und des flankierenden Helfernetzwerkes konnte eine Steigerung<br />
der Vermittlungszahlen im SGB II Bereich in 2012 zu 2011 erfolgen. So liegt die Integrationsquote<br />
in 2012 weit aus über dem Bundes- und Hessenschnitt (siehe auch Kennzahl K2E4).<br />
2.1.3. Zielgruppe Über 50-jährige<br />
50plus - Bundesprogramm „Perspektive 50plus“<br />
Die Zielgruppe der über 50-jährigen Leistungsempfänger nach dem SGB II ist seit Aufgabenübernahme<br />
der Grundsicherung für Arbeitsuchende im besonderen Fokus der Bemühungen. Aus diesem<br />
Grund hat sich die KViA des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> im Pakt des Bundesprogramms<br />
„Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ gemeinsam mit dem Vogelsbergkreis<br />
und dem <strong>Landkreis</strong> Fulda zusammengeschlossen. Hinzukamen noch der Main-<br />
Taunus-Kreis und der Odenwaldkreis und komplettieren den Beschäftigungsverbund.<br />
Durch speziell auf die Personengruppe ausgerichtete Maßnahmen wird die Eingliederung über 50-<br />
jähriger Personen im <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> unterstützt. Hier ist insbesondere die Einrichtung<br />
der „KAviAr“ (Kommunale Aktivierung in Arbeit) - eine an das Konzept der niederländischen<br />
Werkakademien angelehnte Aktivierungsmaßnahme - zu erwähnen. Durch enge Betreuung der<br />
Kunden durch speziell geschulte Coaches werden gruppendynamische Prozesse angestoßen,<br />
begleitet und unterstützt.<br />
In 2012 wurde das in der KAviAr erfolgreich umgesetzte Gesundheitskonzept erweitert, das in Theorie-<br />
und Praxisteile gegliedert ist und durch externe Dritte durchgeführt wird.<br />
Die Kommunale Vermittlung in Arbeit nimmt auch am Projekt „Finanzierungsmodell C“ teil. Zielgruppe<br />
dieses Projektes sind hier sehr arbeitsmarkferne Kunden mit multiplen Vermittlungshemmnissen.<br />
Das Projekt wird ausschließlich durch Mitarbeiter der Kommunalen Vermittlung in Arbeit<br />
umgesetzt. Das Zur-Verfügung-Stellen der zeitlichen Ressourcen, der Büro- und Arbeitsräume zur<br />
inhaltlichen, konzeptionellen Vorbereitung für die Durchführung von Seminaren und Gruppenveranstaltungen<br />
ist ein wichtiger Schlüsselfaktor bei der zu unterstützenden Zielgruppe. Bezüglich des<br />
Aspekts der zeitlichen Ressourcen ist auch der Betreuungsschlüssel von 1:30 nicht zu überschreiten.<br />
Im Rahmen der Netzwerkarbeit sind diverse Partner involviert.<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit für das Bundesprogramm Perspektive 50plus wurde im Jahr<br />
2012 folgende Veranstaltungen organisiert und durchgeführt: Unternehmen mit Weitblick, Aktionstag<br />
50plus, Bundeskonferenz Perspektive 50plus.<br />
2.1.4. Migrantinnen und Migranten<br />
Bundesprogramm XENOS<br />
Unter dem Projektnamen „Interkulturelles Qualifizierungsmanagement im <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<br />
<strong>Rotenburg</strong>“ beteiligt sich der <strong>Landkreis</strong> in Trägerkooperation am Bleiberechtsprogramm (ESF Bundesprogramm<br />
Xenos). Bis Ende der Projektlaufzeit 2013 sollen 525 Bleibeberechtigte und Flüchtlinge<br />
erreicht und nach einer bedarfsorientierten Qualifizierung in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt<br />
werden. Im Jahr 2012 wurden 155 neue Projektteilnehmer aufgenommen. Die Vermittlung in<br />
den ersten Arbeitsmarkt betrug 29,9 %.<br />
In diesem Bereich wurde die Win-Win-Situation für Kommune und Teilnehmer durch die Vermittlung<br />
von Flüchtlingen in Arbeit und die damit einhergehende Einsparung kommunaler Mittel als<br />
Inputreferat den politischen Gremien dargestellt. Von Seiten des Bundesministeriums für Arbeit<br />
wurde die Kommunale Vermittlung in Arbeit, Fachdienst Migration, in die Steuerungsgruppe des<br />
Bundesprogramms berufen.<br />
Weitere Schwerpunkte der Projektarbeit sind der Aufbau von Netzwerken und die Schulung von<br />
Multiplikatoren.<br />
Im Rahmen der ersten Förderperiode erschien das Buch „Arbeitshilfe für die Verwaltungspraxis“<br />
mit bundesweit einer Auflage von 3000 Exemplaren (als E-Book unter www.basix-hef-rof.de). Zurzeit<br />
wird eine zweite Auflage überarbeitet.<br />
ESF-BAMF Programm „Berufsbezogene Sprachförderung für Personen mit Migrationshintergrund“<br />
Nach erfolgreicher Antragstellung für die zweite Förderperiode vom 01.04.2012 bis 31.12.2013 ist<br />
der <strong>Landkreis</strong> als Zuwendungsempfänger des Arbeitskreis Sprache (AKS), einer Trägergemeinschaft<br />
bestehend aus dem <strong>Landkreis</strong> und sechs Sprachkursträgern, mit der Planung und Durchführung<br />
von Kursen berufsbezogener Sprachförderung in den <strong>Landkreis</strong>en <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong>,<br />
Werra-Meißner und Schwalm-Eder (Fördergebiet 3601) beauftragt.<br />
Personen mit Migrationshintergrund werden sprachlich und fachlich berufsbezogen qualifiziert.<br />
Durch Qualifizierungsmodule und Praktika wird Fachsprache in der Praxis vermittelt. Ziel ist die<br />
Integration in den ersten Arbeitsmarkt.<br />
Durch eine Zielgruppenerweiterung des Programms für Teilnehmer aus den Bleiberechtsprojekten<br />
(auch Leistungsbezieher aus dem Asylbewerberleistungsgesetz) können ab 01.01.2012 auch<br />
Flüchtlinge mit nachrangigem Zugang zum Arbeitsmarkt an den Kursen teilnehmen.<br />
Am 20.02.2012 startete der bundesweit erste Kurs mit teilnehmenden Flüchtlingen in Bad <strong>Hersfeld</strong>.<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Dadurch ist eine enge Koppelung des ESF-BAMF-Programms und des Bleiberechtsprojektes möglich<br />
und eine umfassende Integrationsarbeit mit Flüchtlingen im <strong>Landkreis</strong> möglich. Durch diese<br />
Zielgruppenerweiterung können vermehrt Kurse angeboten werden.<br />
In 2012 wurden mit diesem Programm 9 Sprachkursen rund 190 Personen erreicht.<br />
Es fanden 4 Kurse in Bad <strong>Hersfeld</strong> statt. Von insgesamt 87 Teilnehmern nahmen 50 Personen aus<br />
dem Bleiberechtsprogramm, davon 32 Asylbewerber, teil.<br />
2.1.5. Zielgruppe Menschen mit Behinderungen<br />
Die Betreuung und Vermittlung von Menschen mit Behinderung wird im <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<br />
<strong>Rotenburg</strong> zentral von zwei Mitarbeitern (1 VZ, 1 TZ Stelle) gesteuert. Als Zielgruppe definiert sind<br />
Personen mit einem Grad der Behinderung (GdB) von 50 bis 100, Menschen mit Gleichstellung<br />
(GdB von 30 bis 40) und Rehabilitanden, deren Aussichten wieder am Erwerbsleben teilhaben zu<br />
können auf Grund gesundheitlicher Einschränkungen wesentlich gemindert sind.<br />
Auf Grund der besonderen multiplen Problemlagen, die im regelhaften Fallmanagement nicht bearbeitet<br />
werden können, ist es sinnvoll, diese Menschen in die „Hand“ von Experten zu geben, die<br />
fachdienstübergreifend arbeiten.<br />
Im Jahr 2012 wurden so 195 Kunden betreut. Bei 60 Personen konnte die Hilfebedürftigkeit im<br />
Sinne des zweiten Sozialgesetzbuchs durch intensive Betreuung und fachliche Unterstützung beseitigt<br />
werden; 27 Personen konnten in den 1. Arbeitsmarkt vermittelt werden, darunter 2 Person<br />
mit einem Grad der Behinderung (GdB) von 100 und 3 Personen mit einem GdB von 80.<br />
18 Personen konnte aufgrund der gesundheitlichen Einschränkungen Rente wegen verminderter<br />
Erwerbsfähigkeit durch die Rentenversicherungsträger oder Grundsicherung bewilligt werden<br />
8 Personen konnten zu Lasten der zuständigen Rehabilitationsträger die Bewilligung für eine Reintegrationsmaßnahme<br />
als Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben erhalten<br />
3 Personen konnten im Rahmen von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben eine Umschulung<br />
durch den zuständigen Reha-Träger beginnen.<br />
Wichtig bei der Betreuung dieser Zielgruppe ist neben dem hohem Fachwissen und der hohen<br />
Kontaktdichte mit den Betroffenen, ein gut aufeinander abgestimmtes Netzwerk. Im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Hersfeld</strong> <strong>Rotenburg</strong> arbeitet die Kommunale Vermittlung in Arbeit eng mit der Arbeitsagentur Bad<br />
<strong>Hersfeld</strong>-Fulda sowie den Reha-Trägern zusammen. Je nach individueller Fallkonstellation werden<br />
das Wissen und die Möglichkeiten geeigneter Bildungsträger vor Ort oder bundesweit in Anspruch<br />
genommen. Wichtiger Erfahrungsaustausch der Experten findet auch in den durch die Hessischen<br />
Optionskommunen initiierten „Austauschtreffen Berufliche Teilhabe“ statt.<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Zudem beteiligt sich der <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> am Förderprogramm „Initiative Inklusion“<br />
zur Verbesserung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben auf dem allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt im Handlungsfeld II und III („Neue Ausbildungsplätze für schwerbehinderte junge<br />
Menschen“ und „Neue Arbeitsplätze für ältere schwerbehinderte Menschen“) durch den Beitritt zur<br />
Kooperationsvereinbarung mit dem Hessischen Sozialministerium.<br />
2.2. Arbeitsmarktpolitische Strategie<br />
Ziel aller Aktivitäten der Kommunalen Vermittlung in Arbeit ist die Eingliederung der von Arbeitslosigkeit<br />
betroffenen Menschen in den allgemeinen Arbeitsmarkt und damit die Ermöglichung einer<br />
selbstständigen Sicherstellung des eigenen Lebensunterhaltes, unabhängig von staatlichen Transferleistungen.<br />
Dieses Ziel kann strategisch nur erreicht werden, wenn zum Einen die betroffenen Menschen hinsichtlich<br />
einer Arbeitsaufnahme qualifiziert sind und zum Anderen auch der – günstigstenfalls regionale<br />
- Arbeitsmarkt entsprechende Angebote bietet.<br />
Nach unserer Philosophie ist zur passgenauen Qualifizierung ein ganzheitlicher Betreuungsansatz<br />
notwendig. Ein wichtiger strategischer Gesichtspunkt der Kommunalen Vermittlung in Arbeit ist<br />
dementsprechend das ganzheitliche - integrierte - Fallmanagement.<br />
a) Integriertes Fallmanagement<br />
Die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt erfordert in der Regel eine<br />
vorgeschaltete intensive Analyse der Fähigkeiten und Fertigkeiten der zu vermittelnden Person<br />
sowie eine nachfolgende zielgerichtete Qualifizierung und Mobilisierung. Flankierend sind zum Teil<br />
intensive Beratung und Betreuung notwendig.<br />
Der strukturelle Aufbau der Kommunalen Vermittlung in Arbeit ist hier insbesondere auf diese intensive<br />
Beratungs- und Betreuungsarbeit nahe am Kunden ausgerichtet. Zum einen wird durch die<br />
Regionalisierung bereits eine räumliche Kundennähe erreicht. Darüber hinaus trägt auch die tatsächliche<br />
„Hilfeleistung aus einer Hand“ mit einem vollumfänglich zuständigen Fallmanagement zu<br />
einem individuellen Betreuungsverhältnis bei. Das Fallmanagement ist für die wirtschaftlichen Hilfen,<br />
für den Abbau von Vermittlungshemmnissen, für die Vermittlung in Qualifizierungsmaßnahmen<br />
sowie (auch) für die Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt (Ausbildung und Arbeit) durchgängig<br />
zuständig. Das Fallmanagement wird dabei in ihrer Arbeit durch den Fachdienst Arbeit, die<br />
Vermittler sowie den Arbeitgeberservice aktiv unterstützt.<br />
Des Weiteren wird das im Fallmanagement eingesetzte Personal intensiv und kontinuierlich sowohl<br />
im Leistungsrecht wie auch im Vermittlungsbereich (z. B. Gesprächsführung, Abschluss von<br />
Eingliederungsvereinbarungen, Umgang mit schwierigen Kunden, bewerberorientierte Vermittlung,<br />
SGB II + III usw.) geschult. Zudem ist der Bedarf des Fallmanagements an Schulungen zu psy-<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
chosozialen Themen sowie zu professionellen Reflexionen (Supervisionen) gestiegen. Auch der<br />
Bereich der Mitarbeitersicherheit spielt eine immer größere Rolle. Verschiedene Fortbildungen zu<br />
diesen Themen werden angeboten. Eine interne Arbeitsgruppe hat sich gegründet, um das Thema<br />
„Sicherheit“ innerhalb der Einrichtung zu bearbeiten.<br />
b) Passgenaue Maßnahmeangebote<br />
Der Fachdienst Arbeit eruiert, plant und steuert das Maßnahmeangebot zur Aktivierung bzw. Qualifizierung<br />
der Kunden. Oberste Maxime und strategische Anforderung ist hier die Passgenauigkeit<br />
der Maßnahmeangebote. Die Mitarbeiter des Fachdienstes Arbeit nehmen an den regelmäßig<br />
stattfindenden Dienstbesprechungen der jeweiligen regionalen Fachdienste teil, um vor Ort im Gespräch<br />
mit dem Fallmanagement die Maßnahmebedarfe zu ermitteln.<br />
Gleichzeitig bestehen zu den durchführenden Maßnahmeträgern enge Kontakte, so dass im Rahmen<br />
der Durchführungs- und Ergebnisqualität sichergestellt wird, dass z.B. die Maßnahmen adäquat<br />
besetzt sind und die Umsetzung der Leistung in den Maßnahmen den geforderten Qualitätsstandards<br />
entsprechen. Jede Maßnahme wird begleitend hinsichtlich Qualität und Passgenauigkeit<br />
evaluiert.<br />
Das Maßnahmeangebot zur Eingliederung in Arbeit ist aufeinander aufbauend. Die Kunden besuchen<br />
je nach Arbeitsmarktnähe und individuellem Bedarf verschiedenartig ausgerichtete Maßnahmen.<br />
Diese reichen von der Herstellung einer Tagesstruktur bis zu konkreten beruflichen Qualifizierungen.<br />
Die Maßnahmeplanung erfolgt jedoch nicht allein auf Basis der Bedarfe des Kunden. Ein weiterer<br />
bedeutender Faktor sind die Perspektiven der Maßnahmeteilnehmer nach Beendigung der Maßnahmen<br />
(Absolventenamanagement). Es ist für den langzeitarbeitslosen Personenkreis wichtig,<br />
dass sich nach entsprechender Qualifizierung auch ein Erfolg in Form einer realen Chance auf<br />
dem ersten Arbeitsmarkt einstellt.<br />
c) Erster Arbeitsmarkt<br />
Bei der Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt wird das Fallmanagement durch den Arbeitgeberservice<br />
unterstützt. Von diesem werden Stellen speziell für den Kundenkreis SGB II akquiriert (bewerberorientiert).<br />
Bei der Auswahl der Mitarbeiter des Arbeitgeberservice wurde ein hohes Augenmerk<br />
darauf gelegt, das die eingesetzten Akquisiteure selbst über ein breites Spektrum beruflicher<br />
Qualifikationen verfügen. Es werden neben den „großen“ Arbeitgebern der Region auch und<br />
vor allem kleine und mittelständische Betriebe angesprochen. An der Schnittstelle zum Arbeitsmarkt<br />
wird reflektiert, welche Förderungen von den Arbeitgebern zum „Wagnis“ Einstellung eines<br />
weiteren Mitarbeiters benötigt werden. Potenzial liegt im hiesigen <strong>Landkreis</strong> vor allem bei den kleinen<br />
Betrieben, die häufig von der Einstellung eines weiteren Mitarbeiters aus Unkenntnis der Einstellungsbedingungen<br />
und Fördermöglichkeiten absehen. Hier können mit Beratung sowie flexib-<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
len und individuellen Unterstützungs- und Förderangeboten auch niedrigschwellige Arbeitsplätze<br />
für gering Qualifizierte akquiriert werden.<br />
d) Regionaler Arbeitsmarkt<br />
Weiterhin verfolgt die Kommunale Vermittlung in Arbeit strategisch die Weiterentwicklung des regionalen<br />
Arbeitsmarktes. Die zentrale Lage des <strong>Landkreis</strong>es soll auch durch die Kommunale Vermittlung<br />
in Arbeit weiter herausgestellt und durch die Ausbildung von gut qualifiziertem Personal<br />
weiter gestärkt werden.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, wird insbesondere die Gremien- und Öffentlichkeitsarbeit als wichtiges<br />
Instrument gesehen.<br />
Die Kommunale Vermittlung in Arbeit arbeitet diesbezüglich mit der beim <strong>Landkreis</strong> angesiedelten<br />
Wirtschaftsförderung zusammen. In verschiedensten Gremien erfolgt ein regelmäßiger Austausch.<br />
Des Weiteren werden regelmäßig sog. „Zukunftskonferenzen“ durchgeführt. Hier treffen Vertreter<br />
der Kommunalen Vermittlung in Arbeit mit Vertretern der Maßnahmeträger, Vertretern der Kammern<br />
(IHK und Handwerkskammer) sowie auch Vertretern aus den Reihen der Arbeitgeber zusammen,<br />
um über zukünftige Bedarfe und Angebote zu diskutieren. Diese Zukunftskonferenzen<br />
werden durch in Kleingruppen organisierte Workshops ergebnisorientiert gestaltet. Als ein Beispiel<br />
ist hier das regelmäßige Treffen aller Akteure im <strong>Landkreis</strong>, die mit dem Arbeitsbereich Pflege zu<br />
tun haben (Pflegeeinrichtungen, Bildungsträger, Altenpflegeschulen etc.), nämlich zur Kommunalkonferenz<br />
„Pflege aktuell und in naher Zukunft“, zu nennen. Um dem bestehenden Fachkräftemangel<br />
in dieser Branche entgegen zu arbeiten, wurde unter der Leitung des <strong>Landkreis</strong>es diese<br />
Konferenz einberufen. Daraus hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich intensiv mit dem Thema<br />
auseinandersetzt, um gemeinsam praktikable Lösungsansätze für den <strong>Landkreis</strong> zu erarbeiten:<br />
Von den Forderungen an die Politik, über das Bewerben des Berufszweigs bis hin zum individuellen<br />
- auf die jeweilige Region herunter gebrochenen – Qualifizierungsbedarf.<br />
Weiterhin ist die Teilnahme an regionalen Messen (Ausbildungsmessen, regionale Anbietermessen)<br />
sowie die Durchführung eigener fachlicher „Börsen“ (z. B. Tag der Zeitarbeit, Tag der Logistik)<br />
eine Selbstverständlichkeit.<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
3. Darstellung der Eingliederungsmaßnahmen<br />
Für das Jahr 2012 wurden neben den bereits erwähnten Angeboten vor allem auf die individuellen<br />
Bedarfe des Hilfesuchenden ausgerichtete Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung<br />
und beruflichen Weiterbildung implementiert. Maßnahmen mit den jeweiligen berufsspezifischen<br />
Schwerpunkten und den jeweiligen Zielgruppen werden in der nachfolgenden Aufzählung<br />
nur exemplarisch dargestellt.<br />
3.1. Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung<br />
gemäß § 16, 1 SGB II i.V.m. § 45 SGB III<br />
Bereich Lager / Logistik<br />
Die Maßnahme Qualifizierung „Lager / Logistik“ nach § 16 Abs 1 SGB II in Verbindung mit § 45<br />
Abs. 1 Nr. 1-3 SGB III (nach Ausschreibung gemäß VOL/A) wurde im Jahr 2012 als Standardangebot<br />
- wie bereits in den Jahren zuvor - angeboten. Dies ist nicht zuletzt dem Logistik-<br />
Standort Bad <strong>Hersfeld</strong> mit seinen Logistikfirmen amazon, Libri, GLS, DHL, Hermes, TNT etc. zu<br />
verdanken. Als besonders effektiv hat sich hierbei die enge Zusammenarbeit mit der Firma amazon<br />
herausgestellt. Innerhalb der Maßnahme „Lager / Logistik“ wurden Qualifizierungselemente in<br />
Zusammenarbeit mit der Firma direkt auf den Bedarf von amazon konzipiert und den Kunden<br />
„amazon-fit“ gemacht: Alle Arbeitsgänge, die für die Beschäftigung bei amazon notwendig sind,<br />
werden mit den Leistungsschwächeren realitätsnah trainiert.<br />
Berufliche Eignungsabklärung und Gesundheitsprävention (§ 16 Abs 1 SGB II in Verbindung mit §<br />
45SGB III)<br />
In verschiedenen Berufsfeldern (Metall, Elektro, Bau, Maler/ Lackierer sowie Hauswirtschaft, Pflege,<br />
Kaufmännischer Bereich, Verkauf) werden hierbei die Fähigkeiten und Kenntnisse der Kunden<br />
erprobt sowie Aussagen über deren Schlüsselkompetenzen getroffen. Entsprechende Handlungsempfehlungen<br />
und fundierte Weiterbildungsvorschläge werden mit dem Fallmanagement besprochen<br />
und fließen in den Förderplan ein.<br />
Zwei weitere Aspekte, die sich bei der Bedarfsermittlung der Kunden zunehmend herauskristallisiert<br />
haben, wurden mit in die Konzepte bzw. Leistungsbeschreibung der Maßnahmen aufgenommen:<br />
So besteht generell die Möglichkeit, die Maßnahme in Teilzeit zu besuchen bzw. Beginnzeiten<br />
so flexibel zu vereinbaren, dass eine Teilnahme – unabhängig der „Verpflichtungen“ des Teilnehmers<br />
immer möglich ist. Hierdurch soll gewährleistet sein, dass auch Personen mit Betreuungsbedarf<br />
und Personen, die einer geringfügigen Tätigkeit nachgehen, das Angebot nutzen können.<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Zum Anderen wurde das Modul „Gesundheitsprävention/Förderung von Gesundheitskompetenz“<br />
als fester Bestandteil der Maßnahme implementiert und spiegelt damit eine wesentliche Problematik<br />
der Zielgruppe wieder: Immer mehr Kunden geben gesundheitliche Einschränkungen an, die<br />
eine Arbeitsausnahme mittelbar auf den ersten Arbeitsmarkt unrealistisch erscheinen lassen. Aber<br />
nicht jede dieser eher subjektiv empfundenen gesundheitlichen „Einschränkungen“ beruht auf tatsächlich<br />
diagnostizierbaren Tatsachen, sondern ist Ergebnis der Langzeitarbeitslosigkeit, die Isolation,<br />
Mangel an Selbstwertgefühl, Mangel an sozialen Kontakten und Unterstützung, geringe Motivation,<br />
etc. mit sich bringt. Wesentlich ist hierbei der präventive Ansatz, die Förderung der<br />
Gesundheitskompetenz der Teilnehmer, um eine gesunde Lebensführung herzustellen bzw. zu<br />
verbessern. Die Beschäftigungs- und Leistungsfähigkeit der Teilnehmer soll dadurch erhalten und<br />
gesteigert werden, damit sich die Eingliederungsfähigkeit erhöht. Die Teilnehmer sollen ihre<br />
körperlichen Einschränkungen und Perspektiven überblicken können und das eigene Verhalten<br />
und Handeln entsprechend anpassen. Die vorranigen Aufgaben der Krankenkassen nach § 20<br />
SGB V sowie der kommunalen Eingliederungsleistungen nach § 16a SGB II (psychosoziale<br />
Betreuung, Suchtberatung) werden durch dieses Modul nicht ersetzt.<br />
3.2. Förderung der beruflichen Weiterbildung<br />
Neben den Maßnahmen zur Eignungsfeststellung, den Praktika (Maßnahme zur Aktivierung und<br />
beruflichen Eingliederung - hier: Maßnahme bei einem Arbeitgeber - gemäß § 16,1 SGB II in Verbindung<br />
mit § 45 SGB III) bieten vor allem individuelle Qualifizierungen für langzeitarbeitslose<br />
Männer und Frauen nach § 16, 1 SGB II in Verbindung mit § 81 SGB III die Chance auf eine nachhaltige<br />
Eingliederung in Arbeit. Häufig sind die beruflichen Kenntnisse der Langzeitarbeitslosen<br />
entweder veraltet, gar nicht mehr vorhanden oder nicht arbeitsmarktrelevant. Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
arbeitet hier eng mit Partnern des regionalen Arbeitsmarktes zusammen. Im Vorfeld<br />
werden die Teilnehmer der individuellen Qualifizierung auf die berufliche Eignung hin überprüft.<br />
Hierdurch kann im Vorfeld das Risiko eines Abbruchs minimiert werden. Hervorzuheben bei<br />
der Umsetzung der beruflichen Weiterbildungen für das Jahr 2012 waren unter anderem Qualifizierungen<br />
in den Bereichen Kraftfahrer, Sicherheitskräfte für Objekte und Bahn, Pflege / Betreuungskräfte<br />
sowie Umschulungen mit Abschluss in einer anerkannten Berufsausbildung (für die Zielgruppe<br />
Ü25 bis U36). Durch engen Kontakt zu den Wirtschaftsbetrieben werden die Maßnahmeinhalte<br />
auf die Bedürfnisse des Marktes abgestellt.<br />
Als positiv hat sich hierbei grundsätzlich die gute Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur gezeigt.<br />
Die Zielgruppe in diesem Bereich sind überwiegend die Ü 25–Jährigen unter Berücksichtigung der<br />
Kriterien / Voraussetzungen gemäß § 81 SGB III an die Arbeitsuchenden.<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Zusätzliche Betreuungskräfte in Pflegeeinrichtungen<br />
Wie bereits in den Jahren zuvor wurden im Jahr 2012 Weiterbildungen (nach § 16, 1 SGB II in Verbindung<br />
mit § 81 SGB III) „Zusätzliche Betreuungskräfte in Pflegeeinrichtungen“ angeboten. Auf<br />
Grundlage der Richtlinien nach § 87 SGB XI wurde es den Altenpflegeinrichtungen finanziell ermöglicht,<br />
zur Betreuung der demenzerkrankten Patienten entsprechendes Personal zu finanzieren.<br />
Um schnell auf diesen Bedarf reagieren zu können wurden die potentiellen Teilnehmerinnen durch<br />
Vorpraktika in den Heimen auf ihre Eignung hin „getestet“. Die Umsetzung der Maßnahme erfolgte<br />
auf Basis des Bildungsgutscheins. Entsprechende Arbeitsplätze im Anschluss wurden durch den<br />
Arbeitgeberservice akquiriert.<br />
Dieses Angebot richtete sich in erster Linie an Frauen. Für viele Frauen aus dem Rechtskreis SGB<br />
II bietet der Arbeitsbereich „Pflege“ eine Möglichkeit, im Berufsleben wieder oder überhaupt Fuß zu<br />
fassen.<br />
Pflegeassistenz<br />
Im Rahmen der Arbeitsgruppe „Pflege“ (siehe Gliederungspunkt „Arbeitsmarktpolitische Strategie“),<br />
die sich aus Akteuren am Arbeitsmarkt aus dem Bereich „Pflege“ zusammensetzt, können<br />
immer wieder Bedarfe benannt werden bzw. bestehende Angebote auf die Ansprüche des Arbeitsmarktes<br />
abgeändert werden. So wurde beispielsweise das berufliche Weiterbildungsangebot<br />
„Pflegeassistenz“ (gemäß §16,1 SGB II i.V.m. §81 SGB III) gemeinsam mit der Arbeitsagentur und<br />
der Kommunalen Vermittlung in Arbeit aufgelegt. Eine Wiederholung wird von allen Akteuren für<br />
das Jahr 2013 geplant.<br />
3.3 Flankierende Eingliederungsleistungen nach § 16a SGB II<br />
3.3.1. Sozialintegrative Maßnahmen<br />
Probleme wie mangelnde soziale Stabilität, nicht vorhandene Kinderbetreuung und Schulden- und<br />
Suchtproblematik stellen nach wie vor bei SGB II Beziehern die Hemmnisse dar, die einer Arbeitsaufnahme<br />
zur Reduzierung der Hilfebedürftigkeit am Häufigsten im Wege stehen. Erst durch<br />
die Beseitigung dieser Hemmnisse ist an eine Heranführung an den Arbeitsmarkt durch Weiterbildung<br />
und Praktika zu denken. Ein engmaschiges Netzwerk an Hilfsangeboten gemäß § 16a SGB<br />
II steht dem Fallmanagement und damit den Kunden zur Verfügung.<br />
3.3.2. Kinderbetreuung<br />
Durch Bereitstellung eines flexiblen Tagesbetreuungsangebotes durch Tagespflegepersonen in<br />
Ergänzung zu Tageseinrichtungen und familiären Betreuungslösungen wird allen Eltern von jüngeren<br />
Kindern im <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong>, die dies wünschen und ein Stellenangebot haben,<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
die Erwerbstätigkeit ermöglicht. Generell soll ein flächendeckendes Angebot an stabilen und qualifizierten<br />
Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren dazu beitragen, dass Mütter und Väter<br />
Aufgaben in der Familie und Erwerbstätigkeit besser vereinbaren können und gleichzeitig ihre Kinder<br />
gut betreut wissen.<br />
Im Regelfall erfolgt die Einleitung einer Kindertagesbetreuung von der Beantragung bis zum Beginn<br />
zeitnah. Tagesbetreuung durch Kindertagespflege findet in einer Form statt, die die Wahrung<br />
des Kindeswohls gewährleistet, dem Kind längerfristig eine verlässliche und vertrauensvolle Bezugsperson<br />
zur Seite stellt und dem Bildungsauftrag an Kindertagesbetreuungsangebote gerecht<br />
wird.<br />
Tagespflegepersonen leisten einen kompetenten Beitrag zur Kinderbetreuung, der neben der Beaufsichtigung,<br />
Betreuung und Pflege auch den gesetzlichen Auftrag zur Erziehung, Bildung und<br />
Förderung der ihnen anvertrauten Kinder umfasst. Grundsätzlich können sich alle an Kindertagespflege<br />
Interessierten mit der Tagespflegebörse in Verbindung setzen. Die Eignung von Interessenten,<br />
ihre persönlichen Kompetenzen, ihre Grundhaltung und ihre erzieherischen Fähigkeiten werden<br />
zunächst in Gesprächen überprüft. Mit Hilfe eines Familienbogens und Lebenslaufes werden<br />
die notwendigen persönlichen Daten der Bewerber zusammengetragen. Das Qualifizierungskonzept<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> setzt sich aus Modulen zusammen. Diese Module sollen<br />
auch dazu beitragen, die Qualität und die Kontinuität der Betreuung im Bereich Kindertagespflege<br />
zu sichern.<br />
Das gesamte Qualifizierungskonzept bietet ein vielfältiges, differenziertes Angebot und orientiert<br />
sich an den Lernbedürfnissen und Erfahrungen der Tagespflegepersonen. Eine Vermittlung mit<br />
vielfältigen Möglichkeiten der Selbsterfahrung (Erfahrungslernen) und ein auf die jeweilige Situation<br />
zugeschnittenes Angebot stehen im Mittelpunkt der Ausbildung. Personen, die sich für eine<br />
Tätigkeit in der Kindertagespflege interessieren, verpflichten sich, an dem Qualifizierungsprogramm<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> teilzunehmen und alle Module zu besuchen.<br />
Im Bereich „Qualifizierung für Tagespflegepersonen“ fanden 2012 regelmäßige Tagesmütter/Tagesväter<br />
Treffs in Kooperation mit drei Kindertagesstätten im <strong>Landkreis</strong> statt. Ein weiteres<br />
Treffen wurde in Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern der Fachschule für Sozialpädagogik<br />
in Heimboldshausen eingerichtet. Eigene Fortbildungen sowie Angebote der Volkshochschule<br />
und Fortbildungen aus der Kinder-, Jugend- und Familienförderung rundeten das Qualifizierungsangebot<br />
für die Tagespflegepersonen ab.<br />
Im Jahr 2012 wurden 15 Personen in zwei Grundkursen auf ihre verantwortungsvolle Aufgabe als<br />
Tagesmutter vorbereitet. Derzeit betreuen 121 Tagespflegepersonen die Tageskinder. Davon haben<br />
111 eine Qualifizierung abgeschlossen. Ingesamt werden von den Tagespflegepersonen 321<br />
Betreuungsplätze angeboten, davon 191 Plätze für Kinder unter drei Jahren. Weiterhin besteht das<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Angebot von betrieblichen Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren an der Obersbergschule<br />
in Bad <strong>Hersfeld</strong>, der Jakob-Grimm-Schule in <strong>Rotenburg</strong> und am Klinikum Bad <strong>Hersfeld</strong>.<br />
Im Laufe des Jahres 2012 wurden 585 Tageskinder statistisch erfasst, davon waren 199 Kinder<br />
unter 3 Jahre alt, 174 Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren, 188 Kinder im Grundschulalter und 24<br />
Kinder im Alter von 12 bis 14 Jahren.<br />
3.3.3. Schuldnerberatung<br />
Neben der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreisverband <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> führt der Verein Cretio -<br />
Schuldnerhilfe e.V. die Beratung für das Verbraucherinsolvenzverfahren im Sinne von § 305 Insolvenzordnung<br />
i.V.m. § 3 Hessisches Ausführungsgesetz zur Insolvenzordnung (HAGInsO) im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> durch.<br />
Das Betreuungskonzept von Arbeitsuchenden des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong> als Träger der<br />
Grundsicherung nach dem SGB II charakterisiert sich neben Hilfe aus einer Hand auch durch seine<br />
Regionalisierung. Aus diesem Grund ist die Schuldnerberatung dezentral (Bad <strong>Hersfeld</strong> und<br />
Bebra) verortet, um so die Wege für die Kunden „kurz“ zu halten, Erreichbarkeit und damit optimale<br />
Beratung zu garantieren. Auch werden in Einzelfällen Beratungstermine in den ländlichen Gemeinden<br />
durchgeführt. Selbst die Erreichbarkeit am Wochenende für die Kunden wird garantiert.<br />
Die Zuweisung der Kunden erfolgt über das Fallmanagement durch Festlegung in der gemeinsamen<br />
Eingliederungsvereinbarung. Entweder wird dem Kunden ein Zeitraum zur Terminwahrnehmung<br />
gestellt oder aber der Termin wird telefonisch sogleich vereinbart und definitiv in der Eingliederungsvereinbarung<br />
als messbares Ziel dokumentiert und auf entsprechende Sanktionen bei<br />
Nichteinhaltung hingewiesen. Die Terminvergabe erfolgt zügig, in der Regel ergibt sich eine Wartezeit<br />
die nicht länger als 2-3 Wochen.<br />
Im Rahmen der Einzelfallhilfe werden dem Kunden durch Beratung und Unterstützung ein Ausweg<br />
und eine Perspektive aufgezeigt sowie durch weitere Begleitung die Überwindung der akuten Notsituation<br />
ermöglicht. Insbesondere wird die Vermittlungsfähigkeit in den ersten Arbeitsmarkt durch<br />
den Abbau des Hemmnisses „Überschuldung“ erhöht. Durch die enge Vernetzung insbesondere<br />
mit den regionalen Fachdiensten der Kommunalen Vermittlung in Arbeit sowie sonstigen Dritten ist<br />
eine effektive und zielorientierte Lösung der häufig komplexen Problemlagen gegeben.<br />
Auffällig ist, dass beide Anlaufstellen davon berichten, dass häufig Frauen in Trennungs- und<br />
Scheidungsphasen überproportional von einer Schuldenproblematik betroffen sind. Dies liegt zum<br />
einen daran, dass sie in wirtschaftlicher Abhängigkeit vom Partner leben bzw. Verträge für den<br />
bereits verschuldeten Partner unterschreiben. So geht die Unterstützung der Schuldnerberatungsstellen<br />
noch weiter – der Weg beispielsweise zu familientherapeutische Hilfen wird aufgezeigt.<br />
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3.3.4. Psychosoziale Betreuung<br />
<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Im Bereich der Hilfen für Menschen mit seelischer Beeinträchtigung, Erkrankung und/oder Behinderung<br />
arbeitet die kommunale Vermittlung in Arbeit eng mit dem Verein für Psychosoziale Hilfen<br />
„Die Brücke e. V.“ zusammen.<br />
Ausgangspunkt für ein gemeinsames Handeln ist der Tatbestand der „Erwerbslosigkeit“ im Zusammenhang<br />
mit einem besonderen Betreuungsbedarf des anzusprechenden Personenkreises.<br />
Dabei ist es das vorrangige Ziel, durch qualifizierte Beratung die mit einer seelischen Beeinträchtigung,<br />
Erkrankung und/oder Behinderung spezifisch verbundenen Vermittlungshemmnisse abzubauen<br />
und so eine Integration der Menschen in das Arbeitsleben zu ermöglichen.<br />
Die Beratungsstelle verpflichtet sich, mit der Maxime „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu betreuen.<br />
Die Zuweisung erfolgt mittels Eingliederungsvereinbarung und Auftragsformulierung (Beratungsschein)<br />
an den Träger sowie mit der Hilfe (falls notwendig) der Sozialbetreuer bzw. Bildungsbegleiter.<br />
Vorausgegangen ist eine Begutachtung oder zumindest Beratung durch den Fachdienst Gesundheit<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong>. Erstmalige Terminvergabe erfolgt telefonisch verbindlich<br />
durch den Fallmanager im Beisein des Klienten.<br />
Nach jedem Leistungsmodul wird eine schriftliche Dokumentation in Form eines Rückmeldebogens<br />
erstellt, aus der insbesondere die durchgeführten Maßnahmen sowie die empfohlenen weiterführend<br />
unterstützenden Angebote hervorgehen. Nach Beendigung der Beratung erfolgt eine Abschlussbeurteilung.<br />
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Menschen – gerade im U25 Bereich - mit der Diagnose<br />
„Borderline“ erheblich zugenommen. Aus diesem Grund wird durch den Träger „Die Brücke<br />
e.V.“ das Trainingsprogramm STEPPS angeboten. STEPPS steht für „Systematic Training for<br />
Emotional Predictability & Problem Solving“ – es versteht sich als ergänzendes Training im Kontext<br />
von psychosozialer Versorgung oder Psychotherapie und soll das Bindeglied zwischen Bewältigungsmöglichkeiten,<br />
Selbsthilfe und Koordination der Hilfeangebote darstellen.<br />
3.3.5. Suchtberatung<br />
Durch qualifizierte Beratung in der Suchtberatungsstelle werden suchtspezifische Vermittlungshemmnisse<br />
abgebaut oder sogar beseitigt, um so eine Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.<br />
Die Zuweisung der Kunden erfolgt durch das Fallmanagement. Hier wird im Gespräch die Notwendigkeit<br />
zur Beratung in der Einrichtung „bbz“ thematisiert und verbindlich in der Eingliederungsvereinbarung<br />
festgelegt. Falls notwendig wird der Kunde zur amtsärztlichen Exploration verpflichtet.<br />
Eine Terminvergabe muss in den folgenden drei Wochen erfolgen, dies ist verbindlich mit der Beratungsstelle<br />
festgelegt.<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Auch hier findet sich der Gedanke der Regionalisierung wieder:<br />
Die Suchtberatung verfügt über eine Nebenstelle in <strong>Rotenburg</strong> a. d. Fulda. So wird auch hier wieder<br />
ein optimaler regionalisierter Zugang der Kunden sichergestellt. Zunächst erfolgt in der Beratungsstelle<br />
ein Informationsgespräch, die Terminabsprache zu Einzelgesprächen erfolgt im Anschluss.<br />
Der Kunde muss sich die Teilnahme bestätigen lassen und dem Fallmanagement unaufgefordert<br />
vorlegen. Eine engmaschige Betreuung und Zusammenarbeit seitens des Fallmanagements<br />
und den Mitarbeitern der Beratungsstelle ist daher notwendig und eingespielt.<br />
Ein qualifiziertes Rückmeldeverfahren an das Fallmanagement durch die Beratungsstelle ist festgelegt.<br />
Auch hier sind Hilfekonferenzen aller Beteiligten vorgesehen, um gemeinsam die Hilfeplanung<br />
„fortzuschreiben“.<br />
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4. Bewertung<br />
<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Nach acht Jahren Umsetzung der Grundsicherung für Arbeitsuchende ist weiterhin zu bestätigen,<br />
dass für den Integrationserfolg der Zielgruppe Langzeitarbeitsloser ein möglichst flexibler Umgang<br />
mit Eingliederungsleistungen ein zentrales Schlüsselelement ist. Gerade für den Personenkreis<br />
des SGB II bedarf es flexibler Instrumente, die für die Zielgruppe regionale und einzelfallbezogene<br />
Eingliederungsansätze ermöglichen.<br />
Dass wir als Kommunales Jobcenter auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten bestehen konnten, gibt<br />
uns die Motivation für die Zukunft. Schwerpunkte unserer Arbeit zur Integration Langzeitarbeitsloser<br />
werden auch in Zukunft die Ausbildung junger Menschen und die Arbeit für ältere Arbeitslose<br />
neben besonderen Personengruppen wie Alleinerziehende bilden.<br />
Der Saldo der Zu- und Abgänge der Langzeitleistungsbezieher zeigt aber auch, dass eine bestimmte<br />
Qualität dieser Zielgruppe, nämlich derjenigen mit einer bestimmten Arbeitsmarktnähe,<br />
zwischenzeitlich so gut wie aufgebraucht ist. Und es zeigt sich, dass eine Vielzahl des noch vorhandenen<br />
Klientel der Langzeitleistungsbezieher nicht mehr die notwendigen Qualitäten vorweist,<br />
um erfolgreich und nachhaltig eine Integration in den Ersten Arbeitsmarkt zu erfahren.<br />
Ein Hinweis darauf, dass u. a. eine Nachhaltigkeit bei den vermittelten Langzeitleistungsbeziehern<br />
nicht mehr gegeben ist - sie kommen in das Leistungssystem zurück.<br />
Daraus ergibt sich, dass der vorhandene langzeitarbeitslose Kundenkreis erhebliche Defizite und<br />
Hemmnisse hat, die nicht kurzfristig abgebaut werden können.<br />
Wir erachten die Arbeitsmotivation neben einschlägigen berufsfachlichen Fertigkeiten als besonders<br />
erheblich für eine dauerhafte Integration in den Arbeitsmarkt. Gerade auch dann, wenn es bei<br />
der ersten Vermittlung oder dem ersten Arbeitgeber nicht gleich erfolgreich ist.<br />
Insofern bedarf es einer sorgfältigen Heranführung des einzelnen Klienten an den Arbeitsmarkt.<br />
Erhebliche oder mehrfache Hemmnisse bedürfen zudem erheblicher Ressourcen, um diese abzubauen.<br />
Insbesondere die Ressourcen „Zeit“ und „Geld“.<br />
Langzeitleistungsbezieher sind natürlich auch „lange Zeit“ aus dem Beruf, bedürfen daher mehr<br />
wie einer „Auffrischung“ ihrer Kenntnisse und Fertigkeiten, so wie es das SGB III vorsieht.<br />
Entscheidender ist jedoch das, durch längere Arbeitslosigkeit bzw. Verweilen im Sozialsystem entstandene,<br />
persönliche „Abfinden“ und „Einrichten“ in dieser (außergewöhnlichen) Lebenssituation.<br />
Antrieb und Motivation nehmen mit größer werdendem Abstand zu einem festen Job oder auch der<br />
Häufigkeit erfolgloser Bewerbungen ab.<br />
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<strong>Eingliederungsbericht</strong> 2012<br />
Kommunale Vermittlung in Arbeit, <strong>Landkreis</strong> <strong>Hersfeld</strong>-<strong>Rotenburg</strong><br />
Anzudenken zum weiteren Abbau dieser doch erheblich gehandicapten Langzeitleistungsempfänger<br />
sind:<br />
• eine enge persönliche Betreuung (z. B. Fallmanagement, Social Coach)<br />
• besondere Motivation fördernde und Selbstbewusstsein aufbauende Maßnahmen (wie z.<br />
B. eine Weiterentwicklung der Werkakademie)<br />
• geduldiger Aufbau bisheriger oder neuer beruflicher Fertigkeiten<br />
• abschließend intensive bewerberorientierte Vermittlung mit begleitender Nachbetreuung<br />
Zwischen diesen vier Bausteinen werden künftig Innovationen installiert werden müssen. Dazu ist<br />
in besonderer Weise eine adäquate und kompetente Personalausstattung notwendig. Quantität<br />
und Qualität dieses Betreuungspersonals der Kommunalen Vermittlung in Arbeit wird aber einen<br />
erheblichen finanziellen Einsatz erfordern, ebenso wie die notwendigen, auf enger Betreuung der<br />
Kunden aufgebauten Maßnahmen.<br />
Kürzung der Eingliederungs- und Verwaltungskostenpauschale durch den Bund wäre hierbei aber<br />
kontraproduktiv.<br />
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