FRANKFURT RHEIN MAIN - BDB direkt
FRANKFURT RHEIN MAIN - BDB direkt
FRANKFURT RHEIN MAIN - BDB direkt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
fert wird (insgesamt etwa 75.000 t/a). Zu<br />
den Aufbereitungsschritten des EBS gehören<br />
die Vorsortierung, Grobzerkleinerung,<br />
Siebklassierung, Windsichtung, Metallabscheidung<br />
und Trocknung. Neben emissionsrelevanten<br />
Parametern sind Anforderungen<br />
an den Heizwert und Glührückstand<br />
einzuhalten. Obwohl ihn das deutlich<br />
vom „Input“ der Müllverbrennungsanlagen<br />
unterscheidet, braucht der Betreiber<br />
nichts für den EBS bezahlen. Im<br />
Gegenteil, er erhält für die umweltfreundliche<br />
Beseitigung eines Schadstoffpotentials<br />
über eine Rauchgasreinigung ein Entgelt.<br />
Sowohl von den Lieferanten als auch<br />
vom Betreiber wird die Qualität des EBS<br />
vor seiner Eingabe in den Brennstoffbunker<br />
überwacht.<br />
Der Weg des Brennstoffs<br />
Etwa 12 LKW-Ladungen zu rd. 25 t<br />
werden täglich geliefert und gelangen<br />
videoüberwacht in den doppelwandigen<br />
Vorlagebunker. Von dort fördert ein<br />
Krangreifer vollautomatisch den Brennstoff<br />
in den Brennstoffbunker, der 1000 t<br />
aufnehmen kann, was für 4 Tage Kesselbetrieb<br />
ausreicht. Er verfügt zur<br />
Sicherheit über eine Branderkennung<br />
und eine Feuerlöschanlage. Etwa alle<br />
halbe Stunde „füttert“ der Krangreifer<br />
den Aufgabetrichter des EBS-Kessels mit<br />
5 t Ersatzbrennstoff. Von hier gelangt er<br />
auf den Vorschubrost, der ihn automatisch<br />
durch den Feuerungsraum transportiert.<br />
Durch von unten eingeblasene<br />
Luft steigt die Verbrennungstemperatur<br />
bis 1.200° C. Nach etwa 2 Stunden ist<br />
das Ende des Brennraums erreicht und<br />
das Material vollständig verbrannt. Die<br />
übrigbleibende Schlacke fällt vom Rost<br />
in ein Wasserbad. Von dort wird sie nach<br />
außerhalb zum Rostaschelager gefördert<br />
und anschließend zu einer Aschenverwertung<br />
gebracht, wo sie zu einem Deponiebaustoff<br />
verarbeitet wird. Der<br />
Aschengehalt des Brennstoffs beträgt ca.<br />
25%.<br />
Die Energiegewinnung<br />
Die bis 25 m hochragenden Rauchgaszüge<br />
des EBS-Kessels bestehen aus<br />
Steg-Rohr-Wänden, in denen das durchströmende<br />
Wasser unter 30 bar Druck<br />
erhitzt und in 320°C heißen Dampf umgewandelt<br />
wird. Der größte Teil wird als<br />
Prozessdampf in einer isolierten Leitung<br />
DN 250 der Conti zugeleitet. Aus Überschussdampf<br />
wird in einer Turbine mit<br />
Generator Strom erzeugt, max. 4,1 MW.<br />
Danach hat der Dampf nur noch 70°C<br />
und einen Druck von 0,3 bar. In einem<br />
anschließenden Vakuum-Kondensator<br />
wird er wieder zu Wasser und ebenso<br />
wie das Kondensat von der Conti in den<br />
Kreislauf zurück geführt. Das spart Kosten<br />
für die relativ aufwändige Wasseraufbereitung,<br />
in der dank der Kreislaufführung<br />
nur noch etwa 50.000 m3 Brunnenwasser<br />
jährlich entsalzt werden müssen.<br />
Die Rauchgasreinigung<br />
Die Rauchgasreinigung erfolgt nach<br />
dem Prinzip der Trockenadsorption: Dem<br />
bei der Dampferzeugung im EBS-Kessel<br />
auf etwa 180°C abgekühlten Abgas werden<br />
pulverförmige Substanzen in einem<br />
Wirbelreaktor beigemengt, die unerwünschte<br />
Schadstoffe chemisch umwandeln.<br />
Das Rauchgas wird anschließend<br />
gefiltert und verlässt als Reingas mit einem<br />
Staubgehalt unter 1 mg/m³ über einen<br />
63 m hohen Schornstein die Anlage.<br />
Die Filterstäube werden in einem Silo<br />
gesammelt und 2x wöchentlich von<br />
einem Silofahrzeug zum Ascheverwerter<br />
gebracht, der diese zu einem Bergbauwerkstoff<br />
verarbeitet. Über kontinuierlich<br />
registrierende Messungen wird die Ein-<br />
Bad Arolsen<br />
haltung der strengen Schadstoffgrenzwerte<br />
überwacht. Die Messwerte stehen<br />
der Aufsichtsbehörde jederzeit zur Einsicht<br />
zur Verfügung. Das Kraftwerk schöpft die<br />
meisten Grenzwerte nur zum Bruchteil<br />
aus. Die 7 wichtigsten Tagesmittelwerte<br />
werden im Internet veröffentlicht.<br />
Besonderheiten<br />
Damit auch bei abgeschaltetem EBS-<br />
Kessel der Dampfbedarf der Conti<br />
voll gedeckt werden kann, stehen<br />
zwei gasgefeuerte Hilfskessel, davon<br />
einer wahlweise auch mit Öl beheizbar,<br />
zur Verfügung.<br />
Der EBS-Kessel ist aufgehängt, so<br />
dass die Wärmedehnung von ca. 7<br />
cm beim Aufheizen frei nach unten<br />
erfolgen kann.<br />
Für eine Brandbekämpfung steht ein<br />
250 m3 fassender Wasserbehälter zur<br />
Verfügung. In der Löschzentrale kann<br />
aus Wasser und einem Zusatzmittel<br />
Feuerlöschschaum erzeugt und zu allen<br />
wichtigen Betriebsteilen gefördert<br />
werden. Löschwasser, das mit EBS in<br />
Verbindung gekommen ist, wird aufgefangen<br />
und gesondert entsorgt.<br />
Die Leitwarte des Kraftwerks ist ständig<br />
besetzt, es sind jeweils zwei Mitarbeiter<br />
auf einer Schicht.<br />
Insgesamt sind auf der Anlage 15<br />
Personen beschäftigt. Alle wichtigen<br />
Anlageteile sind videoüberwacht.<br />
Aus dem Brennstoffbunker wird ständig<br />
Luft abgesaugt, um Geruchsbelästigungen<br />
auszuschließen.<br />
Wir möchten uns auch auf diesem<br />
Wege ganz herzlich beim Geschäftsführer<br />
Martin Teckentrup sowie beim Betriebsleiter<br />
Andreas Schuldt-Gerold für<br />
die interessante Führung und die Geduld<br />
bei der Beantwortung unserer vielen Fragen<br />
und die abschließende Bewirtung<br />
bedanken.<br />
Hermann Thomas<br />
<strong>BDB</strong> <strong>direkt</strong> Hessen/Thüringen 13