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Intergruppenkontakt - Sozialpsychologie

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<strong>Intergruppenkontakt</strong><br />

Fabian Holz, Hannah Scotti, Magdalena Feldmann<br />

PsyBSc 6 – <strong>Sozialpsychologie</strong><br />

Dozentin: Dipl.Psych. Hernandez Bark<br />

22.11.2012


Führt Kontakt zwischen Mitgliedern<br />

unterschiedlicher ethnischer, religiöser oder<br />

anderweitig definierter Gruppen zum Abbau<br />

bestehender Vorurteile?


(Video:<br />

Protest in Leipzig gegen Asylbewerberheim in<br />

Wohngebiet)


Würden durch den Einzug der Asylbewerber die<br />

Vorurteile der Anwohner abgebaut werden?


Führt Kontakt zwischen Mitgliedern<br />

unterschiedlicher ethnischer, religiöser oder<br />

anderweitig definierter Gruppen zum Abbau<br />

bestehender Vorurteile?<br />

Welche Bedingungen gibt<br />

es für den Kontakt bzw.<br />

wie muss er gestaltet sein?


Inhalt<br />

• Kontakthypothese<br />

• Kategorisierung<br />

• Kontaktbedingungen<br />

• 4 vermittelnde Prozesse<br />

• Zeitphasen<br />

• Beispielstudie<br />

• Meta-Analyse von Pettigrew<br />

• „Irony of Harmony“ – Studie<br />

• Gruppenarbeit


Geschichte der Kontakthypothese<br />

• Überwindung der Rassentrennung<br />

• Anfangs: Widersprüchliche Erkenntnisse<br />

a) Abbau von Vorurteilen<br />

b) Intensivierung von Vorurteilen<br />

notwendige Kontaktbedingungen nach Allport


Kategorisierung<br />

• Vorurteile basieren auf sozialer Kategorisierung<br />

• Eigengruppe „wir“<br />

• Fremdgruppe „die“<br />

• sozialer Kontakt bestimmt Kategoriegrenzen<br />

• Veränderung der Sicht auf Eigen- und Fremdgruppe soll zum<br />

Abbau von Vorurteilen und Diskriminierung führen<br />

• Bereitschaft beider Seiten<br />

• Akzeptanz von Minder- und Mehrheit


Kontaktbedingungen<br />

1. gemeinsame Ziele<br />

2. intergruppaler Kontakt<br />

3. gleicher Status<br />

4. Unterstützung durch Autorität<br />

( 5. Möglichkeit zur Gruppenübergreifenden Freundschaft)


4 vermittelnde Prozesse<br />

1. Wissenserwerb<br />

2. Bereitschaft zur Verhaltensänderung<br />

3. Bindungsaufbau<br />

4. Neubewertung der Eigengruppe


Zeitphasen (Pettigrew 1998)<br />

• Initialer Kontakt:<br />

Dekategorisierung / Personalisierung<br />

- Gruppenzugehörigkeit tritt in den Hintergrund<br />

- der Mensch als Individuum ist wichtig<br />

• Etablierter Kontakt:<br />

wechselseitige Differenzierung<br />

- positive Einzelerfahrungen werden auf die Gruppe<br />

übertragen<br />

- Erwerb & Wissen über Unterschiede in Gebräuchen,<br />

Sitten und Verhaltensweisen<br />

• Gemeinsame Gruppe:<br />

Rekategorisierung<br />

- veränderte Sicht auf die Fremdgruppe<br />

- Wahrnehmen der Gemeinsamkeiten<br />

- Fremdgruppe soll Teil der Eigengruppe werden


Studie (Gaertner, Mann, Murrel & Dovido, 1989)<br />

• 6 Personen zwei Gruppen a 3 Personen, Bearbeitung<br />

Aufgabenstellung<br />

• Zusammenführung<br />

a) Gruppe sitzt geschlossen, behalten Gruppennamen bei<br />

b) Abwechselnd sitzen, neuer gemeinsamer Gruppenname<br />

c) abgetrennt sitzen, Spitzname für jede Person<br />

• Bewertung der Eigen- und der Fremdgruppe


Studie (Gaertner, Mann, Murrel & Dovido, 1989)<br />

• Rekategorisierung: + Eigengruppe + Fremdgruppe<br />

• Zwei Gruppen: + Eigengruppe – Fremdgruppe<br />

• Dekategorisierung: - Eigengruppe - Fremdgruppe


Recent Advances in Intergroup Contact<br />

Theory<br />

Meta-Analyse<br />

Thomas Pettigrew (2011)


Meta-Analyse<br />

Kontakt zwischen Gruppen<br />

?<br />

Reduktion von Vorurteilen


Meta-Analyse<br />

Merkmale vergangener Analysen:<br />

• Ungenügende Datenbasis<br />

• Mangelhafte Definition von „Kontakt“<br />

• Subjektive Beurteilung von Effekten<br />

Abweichende Ergebnisse


Meta-Analyse<br />

Daten<br />

• 515 Studien<br />

• 713 Stichproben aus 38 Ländern<br />

• Über 250.000 Versuchspersonen


Meta-Analyse<br />

Kontakt zwischen Gruppen<br />

!<br />

Reduktion von Vorurteilen


Meta-Analyse<br />

Korrelation zw. Kontakt und Vorurteilen: -.21<br />

• Mehrheiten: -.227<br />

• Minderheiten: -.175<br />

Kontakt<br />

Vorurteile<br />

Universal geltend


Meta-Analyse<br />

Validitäts-Prüfung mit alternativen Erklärungen<br />

• Participant Selection Problem<br />

• Publication Bias Problem<br />

• Quality of Research<br />

Stützung der Ergebnisse


Meta-Analyse<br />

Einfluss von Allports Kriterien<br />

-.29<br />

-.20<br />

Optimal<br />

Nicht optimal<br />

nicht maßgebend


Meta-Analyse<br />

Einfluss auf abhängige Variablen<br />

Empathie<br />

Vertrauen<br />

Wissen<br />

Vergeben<br />

Perspektivwechsel<br />

Furcht<br />

Misstrauen<br />

Identifikation<br />

Unbehagen<br />

Kognitiv<br />

Affektiv


Meta-Analyse<br />

Exposure Effect<br />

Exposure<br />

Gruppe A<br />

Liking<br />

Gruppe A<br />

Liking<br />

Gruppe X<br />

Auch bei stigmatisierten Gruppen<br />

(Deprovincialization)


Meta-Analyse<br />

Kontakt zwischen Gruppen<br />

?!<br />

Reduktion von Vorurteilen


Meta-Analyse<br />

Faktoren für erfolgreichen Kontakt<br />

• Allports Kriterien als Moderator<br />

• Kontakt nicht oberflächlich<br />

• Kontakt ohne Furcht<br />

• Kontakt freiwillig


Meta-Analyse<br />

Implikationen<br />

• Vermeiden von Gruppen-Trennung<br />

• Kontakt durch Gleichstellung<br />

• <strong>Intergruppenkontakt</strong> kein Allheilmittel


„The Irony of Harmony“ (Saguy et al. 2009)<br />

Intergroup Contact Can Produce False Expectations for Equality


Hypothese<br />

• Harmonie zwischen zwei Gruppen kann einen negativen<br />

Effekt auf die Wahrnehmung der benachteiligten Gruppe<br />

haben, bezüglich der Fairness und Gerechtigkeit der<br />

„stärkeren“Gruppe<br />

führt dazu, dass die benachteiligte Gruppe weniger<br />

Unterstützung für soziale Maßnahmen im Sinne der<br />

Gleichberechtigung zeigt


Methode Study 1<br />

• 210 Studenten (126 Frauen, 84 Männer)<br />

• In 6er Gruppen aufgeteilt (jeweils 2 3er Gruppen)<br />

• 2 Gruppen: high & low power (Research Credit/Murmeln)<br />

• 2 Bedingungen: Diskussion über Gemeinsam-keiten bzw.<br />

Unterschiede der Gruppen


Methode Study 1<br />

• Fragebogen:<br />

• Gruppenidentität erkannt?<br />

• Einstellung zur anderen Gruppe<br />

• Aufmerksamkeit auf Ungleichheit der Gruppen<br />

• Fairness-Erwartungen<br />

• Verteilen der Credits / der Murmeln


Ergebnisse Study 1<br />

• Gruppenidentität erkannt?<br />

richtig erkannt<br />

• Einstellung zur anderen Gruppe<br />

positiver bei Diskussion über Gemeinsamkeiten, negativer bei<br />

Diskussion über Unterschiede<br />

• Aufmerksamkeit auf Ungleichheit der Gruppen<br />

Nach Gemeinsamkeiten: weniger Aufmerksamkeit darauf<br />

• Fairness-Erwartungen<br />

Low power: erwarten mehr nach Gemeinsamkeiten, aber abhängig von<br />

Einstellung und Aufmerksamkeit


Ergebnisse Study 1<br />

• Verteilen der Credits / der Murmeln:<br />

kein Diskussions-Typ hatte Einfluss auf die Verteilung, auch Einstellung und<br />

Aufmerksamkeit nicht<br />

bei beiden Typen wurden weniger Credits abgegeben (Murmeln genauso)<br />

nach Unterschiedsdiskussion stimmen Erwartungen und tatsächliche<br />

Verteilung der Credits aber eher überein<br />

nach Gemeinsamkeiten höhere Erwartung als tatsächlich abgegeben wurde<br />

unrealistische Erwartungen der benachteiligten Gruppe nach<br />

positivem Kontakt !


Methode Study 2<br />

• Testen der Hypothese in natürlichem Kontext<br />

• 175 Araber in Israel (108 Frauen, 66 Männer)<br />

• Fragebogen:<br />

• Freundschaften zu Juden<br />

• Einstellung gegenüber den Juden<br />

• Aufmerksamkeit auf Ungleichheit<br />

• Wahrnehmung von fairer Behandlung durch Juden<br />

• Unterstützung von Maßnahmen für sozialen Wandel


Ergebnisse Study 2<br />

• Ähnlich wie die von Study 1<br />

Araber mit mehr jüdischen Freunden und positiver<br />

Einstellung zu diesen sehen weniger Ungleichheit bzw.<br />

Ungerechtigkeit und fordern dementsprechend auch weniger<br />

sozialen Wandel


„Wir wollen natürlich mit unterschiedlichen flankierenden<br />

Maßnahmen, wie sozialer Betreuung, Patenschaftsmodellen oder<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten Sorge tragen, dass diese Menschen sich<br />

in unserer Stadt wohlfühlen.“<br />

- Leiterin Sozialamt Leipzig<br />

Erarbeitet Ideen für Projekte oder Maßnahmen, die zum<br />

Abbau der Vorurteile führen können.<br />

Berücksichtigt dabei die im Referat vorgestellten<br />

Bedingungen für den Kontakt zwischen den beiden<br />

Gruppen!


Ergebnisse der Gruppenarbeit:


Quellen<br />

• Otten & Matschke (2008). Dekatergorisierung,<br />

Rekategorisierung und das Modell wechselseitiger<br />

Differenzierung.<br />

• Pettigrew (1998). Intergroup Contact Theory, Annual<br />

Review Psychology, 49, 65-85<br />

• Pettigrew, Tropp, Wagner & Christ (2011). Recent advances<br />

in intergroup theory.<br />

• Saguy, Tausch, Dovidio & Pratto (2009). The Irony of<br />

Harmony, Psychological Science<br />

• Stürmer, Die Kontakthypothese

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