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Lebensfreude Urlaub! Franziskushaus feiert ... - Contilia Gruppe

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06 Senioren.Service<br />

Eine ganz besondere Form der Demenz<br />

4. Berger Runde - Fachtagung des Seniorenstifts Haus Berge<br />

Prof. Dr. Hans Georg Nehen im Gespräch mit der Ehefrau eines FTD-Patienten.<br />

Die Frontotemporale Demenz,<br />

kurz FTD ist eine spezielle Form<br />

der Demenz, die häufig nicht<br />

oder erst spät erkannt wird. Sie<br />

hat einen ganz anderen Verlauf<br />

und andere Symptome als eine<br />

Alzheimer- Demenz oder eine<br />

vaskuläre Demenz.<br />

Die Angehörigen erkennen ihr<br />

vertrautes Familienmitglied oft<br />

nicht wieder, es entstehen Konflikte,<br />

die oftmals nicht nur verbal<br />

bleiben. Der Betroffene leidet<br />

zu Beginn nicht an Vergesslichkeit<br />

oder Wortfindungsstörungen,<br />

sondern seine Persönlichkeit<br />

verändert sich stark. Er kann in<br />

Apathie verfallen, sich aggressiv<br />

verhalten, entwickelt beispielsweise<br />

eine ausgeprägte Eifersucht.<br />

Diese besondere Form der Demenz<br />

war das Thema der 4. Berger<br />

Runde, der Essener Demenz-<br />

Fachtagung des Seniorenstifts<br />

Haus Berge am 7. November<br />

2011. Rund 120 Teilnehmer aus<br />

Altenpflegeinrichtungen, Krankenhäusern<br />

und Ambulanten<br />

Diensten aus dem Ruhrgebiet<br />

fanden sich zur Tagung ein.<br />

Dr. Janine Diehl-Schmid stellte<br />

den medizinischen Part von Di-<br />

agnostik und Symptomatik dar.<br />

Ein spannender Aspekt war hier,<br />

dass die betroffene Region im<br />

Hirn tatsächlich eine ganz andere<br />

ist als die, die bei den „üblichen“<br />

Formen der Demenz betroffen<br />

sind - eben die frontale.<br />

Prof. Dr. Nehen interviewte eine<br />

Angehörige, deren Mann an FTD<br />

erkrankt war. Diese schilderte den<br />

Teilnehmern offen, wie sich die<br />

Beziehungen ihres Mannes zu ihr,<br />

zu den Kindern und dem Freundeskreis<br />

im Laufe der Krankheit<br />

verändert hat. Herausragende<br />

Erkenntnis des Gesprächs: seit<br />

sie die Diagnose kannte, war der<br />

Umgang mit ihrem Mann für sie<br />

deutlich besser zu verstehen. Sie<br />

konnte zum Beispiel seine starke<br />

Eifersucht, sein aggressives Verhalten<br />

als Krankheitssymptome<br />

erkennen und von sich abgrenzen.<br />

Auch Christian Müller-Hergl widmete<br />

sich in seinem Vortrag dem<br />

Thema „Pflege und Betreuung<br />

von Menschen mit FTD“ und gab<br />

wichtige Denkanstöße zum Umgang<br />

und zur Aufklärung dieser<br />

speziellen Form der Demenz.<br />

Letztlich machte die Fachtagung<br />

eines ganz deutlich: die Wichtigkeit<br />

einer genauen Diagnostik, da<br />

die FTD oftmals verkannt wird.<br />

07<br />

Pflegekrankheit<br />

Die Lebenserwartung in Deutschland<br />

steigt stetig weiter an. Daher<br />

sind Familien mit vier oder<br />

fünf Generationen keine Seltenheit<br />

mehr. Immer noch wird der<br />

größte Teil der älteren Menschen<br />

bei Gebrechlichkeit oder<br />

Demenz durch die Familie versorgt.<br />

Hierbei tragen Töchter und<br />

Schwiegertöchter zu 80 % die<br />

Verantwortung. In diesem Zusammenhang<br />

sprechen wir von<br />

der so genannten „Sandwich-<br />

Situation“. Hiermit sind Frauen<br />

gemeint, die einerseits die Eltern<br />

und evtl. die Großeltern betreuen,<br />

gleichzeitig ihre eigenen Kinder<br />

und evtl. auch schon Enkelkinder<br />

mit versorgen. Diese Frauen<br />

stehen in einer ungeheuer großen<br />

Belastung. Im Vergleich mit<br />

Frauen, die nicht in einer solchen<br />

Pflegesituation stehen, fanden<br />

wir bei eigenen Untersuchungen<br />

71 % mehr Depressionen, 52 %<br />

mehr psychosomatische Erkrankungen<br />

und einen um 43 %<br />

höheren Medikamentenkonsum.<br />

Dies führte uns zur Definition der<br />

„Pflegekrankheit“. Es handelt sich<br />

hierbei um Pflegepersonen, die<br />

die sog. filiale Reife nicht erreicht<br />

haben und sich auch im Alter von<br />

50 oder 60 weiterhin abhängig<br />

fühlen von 80 oder 90 Jahre alten<br />

Eltern. Sie haben im Prozess<br />

der Pflege ihre eigene Autonomie<br />

verloren und sind nicht mehr in<br />

der Lage, Grenzen zu setzen bzw.<br />

ihr eigenes Leben zu gestalten.<br />

Gleichzeitig haben sie das Gefühl,<br />

nicht genug getan zu haben für<br />

die gepflegten Eltern oder für ihre<br />

Kinder und ihren Partner; sie leiden<br />

unter latenten Schuldgefühlen<br />

und sind unfähig, die Situation<br />

zu ändern. Dabei verdrängen

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