Grieskurier 49 Jg Nr 1,März 2013 - Juli 201 - SW ... - St. Andrä Graz
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Was glauben Sie eigentlich?<br />
Wir befinden uns im internationalen „Jahr des Glaubens“. Ich habe zu<br />
Beginn des Jahres mehrere Leute gebeten mir ihre persönlichen Geschichten<br />
des Glaubens aufzuschreiben. Einige haben zugestimmt, dass<br />
ich ihre bewegenden Rückmeldungen hier veröffentlichen darf. Obwohl<br />
ich weiß, dass jeder Mensch sein direktes Verhältnis mit Gott hat, ist es<br />
für mich als Priester wichtig, gelegentlich ein feedback dieser Art zu bekommen.<br />
Wir gehören als Menschen und Glaubende zusammen und<br />
haben den Auftrag, einander zu stärken. Bitte profitieren Sie jetzt davon<br />
und wenn Sie möchten, lassen Sie mir auch Ihre persönliche Erfahrung<br />
zukommen. Pfarrer Hermann Glettler<br />
Der Glaube prägt uns als<br />
Familie<br />
Die Basis für meinen Glauben legte<br />
meine Mama. Die Erinnerungen an<br />
die Volksschulzeit waren geprägt<br />
von einem Priester, der uns durch<br />
sein Tun begeisterte. Andere Kinder<br />
jammerten, dass sie in die Kirche<br />
gehen mussten, wir besuchten gerne<br />
den Gottesdienst. Als ich 10 war, ist<br />
meine Familie in einen anderen<br />
<strong>St</strong>adtteil übersiedelt. Dort wurde<br />
alles, was Kirche betrifft, mühsam<br />
und langweilig. Und irgendwann in<br />
der Pubertät war es natürlich auch<br />
eher uncool zum Glauben zu stehen.<br />
Mein Glaube an Gott lebte jedoch im<br />
Geheimen weiter. Es waren dann<br />
viele scheinbare Zufälle, dass ich bei<br />
einem Besuch in <strong>Graz</strong> meinen jetzigen<br />
Mann kennen lernte. 2008 kam<br />
unsere Tochter unter schwierigsten<br />
und gefährlichen Umständen zur<br />
Welt. Die erste Zeit des Bangens<br />
war geprägt von intensiven Gebeten.<br />
Als ich allmählich realisierte, welches<br />
unbeschreibliche Glück wir<br />
beide am Ende der Schwangerschaft<br />
gehabt haben – dass wir überhaupt<br />
beide noch am Leben sind – erfüllte<br />
mich unendliche Dankbarkeit. Gott<br />
war bei uns und hat uns beschützt!<br />
Die Heilige Messe am Sonntag ist<br />
ein wichtiger Bestandteil für unser<br />
Familienleben. Die Predigten am<br />
Sonntag, Gebete und Erfahrungsaustausch<br />
in der Pfarrzelle, das gegenseitige<br />
Unterstützen in der Pfarre,<br />
Kontakte mit verschiedenen Nationalitäten,<br />
all das trägt und erfüllt<br />
mein Leben.<br />
Verena Königshofer<br />
Ich glaube an den lebendigen<br />
Christus<br />
In meiner Familie wurde regelmäßig<br />
gebetet, wir versuchten respektvoll<br />
miteinander umzugehen und wurden<br />
angehalten, nicht nur für uns selber<br />
zu leben. Ein einschneidendes Glaubenserlebnis<br />
war eine Heimstunde<br />
der Katholischen Jugend, in der uns<br />
eine ältere Frau über das allmähliche<br />
<strong>St</strong>erben erzählte. Sie sprach über die<br />
kleinen Tode, die sie im Alltag erlebt,<br />
wie das Verlieren von Haaren<br />
und anderes. In einen Kontrast dazu<br />
stellte sie den ewig lebendigen<br />
Christus. Von da an versuchte auch<br />
ich, mehr Kontakt zu diesem Christus<br />
zu halten. Entscheidend prägte<br />
mich auch unser ausgezeichneter<br />
Religionsprofessor, der uns das Wirken<br />
Gottes in einer großartigen Welt<br />
vermittelte. Er führte unsere kritische<br />
Einstellung zur Kirche hin zum<br />
Lesen der Bibel, wo sich die echten<br />
Vorbilder befinden. Später in meinem<br />
Berufsleben hatte ich eine<br />
Glaubenskrise. Ein Gespräch mit<br />
einem Kollegen half mir weiter, der<br />
mit „Zeiten der Dürre“ bewusst<br />
machte und die Treue zu Gott betonte.<br />
Ich habe nie ein spektakuläres<br />
Gotteserlebnis gehabt, aber im Laufe<br />
der vielen Lebensjahre wurde mir<br />
meine Beziehung zu Christus nicht<br />
nur wichtiger, sie wurde auch spürbar<br />
intensiver. In einer schweren<br />
Krankheit merkte ich, wie verlassen<br />
und einsam man sich fühlen kann.<br />
Selbst das Beten gelingt dann nicht.<br />
Während der Genesung erlebte ich,<br />
wie mir der lebendige Christus in<br />
allen (!) Situationen nahe ist.<br />
Dr. Irmtraud Letzner<br />
- 6 -<br />
Erfahrungsberichte zum Jahr des Glaubens<br />
Die besonderen 3 Damen auf der Welschen Kirche am Griesplatz<br />
Wer hat die drei weiblichen Figuren auf der Barockfassade schon wahrgenommen? Joseph<br />
Schokotnigg schuf 1750 diese allegorischen Sandsteinfiguren, die Glaube, Hoffnung<br />
und Liebe darstellen. Die Hoffnung ist mit einem Anker gekennzeichnet, die Liebe<br />
– auf dem Giebelturm – hat ein Kind an der Brust und eines an der Hand. Der Glaube<br />
hält das Kreuz, das auf den Ursprung unseres Glaubens durch den Kreuzestod Jesu verweist,<br />
und den Kelch, der an die Heilige Messe erinnert. Auf dem Kopf trägt der/die<br />
Glaube eine kleine Feuerflamme. Ohne Heiligen Geist geht nichts. Er ist es, der den<br />
Glauben aufweckt und uns in allen Lebenslagen inspiriert.<br />
Durch Glauben habe ich<br />
überlebt<br />
1994 verstarb mein Mann Franz an<br />
einem Herzinfarkt. Ich weiß nicht,<br />
wie ich und auch meine Kinder diesen<br />
Schicksalsschlag überstanden<br />
hätten, wären wir nicht so liebevoll<br />
vom damaligen Pfarrer Franz Wonisch<br />
und der ganzen Gemeinde von<br />
<strong>St</strong>. Andrä aufgefangen worden.<br />
Glaube und Versöhnung<br />
Diese Zeit war von Schmerz, Trauer,<br />
Angst und Einsamkeit geprägt und<br />
ich habe mich praktisch an Christus<br />
geklammert, hab ihm alles hingelegt,<br />
ständig mit ihm gesprochen. Ich<br />
glaube, so hart diese Zeit war, bin<br />
ich doch daran gewachsen und stärker<br />
geworden. Ich bin mit Christus<br />
„im Gespräch“ geblieben. Er bestimmt<br />
bis heute mein Leben.<br />
Renate Marschnig<br />
Mein Glaube an eine nie<br />
versagende Liebe<br />
In meiner Familie gab es keinen Bezug<br />
zum Glauben. Allerdings verdanke<br />
ich meinen Eltern Freundlichkeit,<br />
einfache Lebensweisheiten,<br />
auch Voraussetzungen für den Glauben<br />
wie Zuhören können und Offenheit.<br />
Mit 14 Jahren hörte ich zum ersten<br />
Mal jemand voll Begeisterung über<br />
den Glauben an Gott sprechen. Ich<br />
wurde von einer Freundin zu einem<br />
Glaubensseminar eingeladen. Kurz<br />
zuvor war mein Onkel beim Drachenfliegen<br />
am Schöckl tödlich verunglückt.<br />
Ich war sehr aufgerüttelt<br />
und suchend. Die erste Nacht war<br />
schlaflos – es gibt Gott? Der mich<br />
liebt? Der ewiges Leben schenkt?<br />
Das hat mich herausgefordert. Durch<br />
diese neuen Gedanken habe ich besser<br />
verstanden, wer Jesus ist. An ihn<br />
auch glauben zu können, wurde mir<br />
etwas später geschenkt. In der Kapelle<br />
fiel mein Blick auf dieses kleine<br />
<strong>St</strong>ück weißes Brot. „Entweder das<br />
bist Du, Gott, und ich kann mit Dir<br />
leben, oder nicht.“ Das war mein<br />
erstes Gebet vor der Eucharistie. Ich<br />
setzte mich und wartete. Zwei <strong>St</strong>unden,<br />
einige Tränen lang. Gott kam.<br />
Ohne grelles Licht und <strong>St</strong>urz vom<br />
Pferd ist in mir eine Bekehrung geschehen.<br />
Von diesem Moment an<br />
hatte ich Mut, Verlust und Traurigkeit<br />
zu überwinden und ich fand Interesse<br />
an der Bibel und am Beten.<br />
Mit 14 Jahren also habe ich meine<br />
Lebens-Entscheidung getroffen:<br />
„Jesus, ich gebe Dir, was ich dir geben<br />
kann, mein Leben!“ Damals habe<br />
ich begonnen, jeden Sonntag in<br />
die Messe zu gehen. Das ist aufgefallen<br />
und ich war voll von dieser<br />
intensiven Erfahrung..<br />
Wenn ich nun Jahrzehnte später auf<br />
meinen Glaubensweg zurückschaue,<br />
ragt immer diese erste Begegnung<br />
mit Gott hervor. Auch wenn ich<br />
fremdes und eigenes Leid, manchen<br />
Bruch im Leben und in Beziehungen,<br />
Unverständnis und Einsamkeit<br />
nicht wegradieren kann, so weiß ich<br />
dennoch tief in meinem Innersten<br />
um eine nie versagende Liebe.<br />
N. N.<br />
- 7 -<br />
Versöhnung<br />
„Kommt alle zu mir, die ihr euch<br />
plagt und schwere Lasten zu tragen<br />
habt. Ich werde euch Ruhe<br />
verschaffen.“ (Mt 11,28)<br />
Mit diesen Worten lädt Jesus uns<br />
ein, bei IHM „anzukommen“ und<br />
sich ihm anzuvertrauen. Der „Tag<br />
der Versöhnung“ wird am Freitag<br />
vor dem Palmsonntag in fast allen<br />
<strong>Graz</strong>er Kirchen begangen. Bitte<br />
nützen auch Sie diese Chance. Zur<br />
Vorbereitung machen Sie bitte einen<br />
persönlichen „Check“: Welche<br />
„Früchte“ gibt es in meinem Leben?<br />
Gute oder schlechte? Güte,<br />
Sanftmut, Ausgeglichenheit, Aufmerksamkeit<br />
für andere, … oder<br />
eher Neid, Eifersucht, Jähzorn, Gerede<br />
und Anklage, … ?<br />
Do., 21. März, Karlau<br />
von 16 bis 20 Uhr<br />
„offene Kirche für Alle“<br />
Empfang, Gebet, <strong>St</strong>ille, Einladung<br />
zur Beichte und Aussprache<br />
Fr., 22. März, <strong>St</strong>. Andrä<br />
von 17 bis 20 Uhr<br />
„offene Kirche für Alle“<br />
Empfang, Gebet, <strong>St</strong>ille, Einladung<br />
zur Beichte und Aussprache