PDF herunterladen - DB Schenker
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Fußball-WM 2010: Ein Arbeiter im Soweto-Stadion<br />
in Soweto. Unten: Die großen Entfernungen in Afrika<br />
machen aber den Logistikern zu schaffen<br />
zerrüttet. Deshalb wird massiv investiert in Tausende von<br />
Straßen- und Bahnkilometern, außerdem in den Wiederaufbau<br />
oder Neubau von Brücken. Der Staatshaushalt 2008<br />
sieht dafür 7,6 Milliarden Euro vor.<br />
Trotzdem bleibt Südafrika das Powerhouse des südlichen<br />
Afrikas. Das Bruttoinlandsprodukt lag 2007 bei 283 Milliarden<br />
US-Dollar und damit höher als das BIP der übrigen<br />
13 südlichen Länder zusammen. An Wohl und Wehe des<br />
16 | Logistics<br />
{ Analyst Moeletsi Mbeki }<br />
»Rohstoffe<br />
gegen Industriegüter:<br />
Die alte<br />
Geschichte.«<br />
Kapstaats hängt die gesamte Region, auch weil die Nachbarländer<br />
Namibia, Botswana, Swasiland und Lesotho ihre<br />
Währungen an den Rand als Leitwährung gekoppelt haben.<br />
Umso wichtiger ist es, dass Waren aus und nach Südafrika<br />
effizient transportiert werden. Die Bahn mit ihrem 22 000<br />
Kilometer umspannenden Schienennetz spielt dabei derzeit<br />
bestenfalls eine Nebenrolle. Nur wenige Strecken in<br />
Südafrika sind in einem guten Zustand. Das sind Strecken<br />
für den Kohle- bzw. Eisenerztransport, zum Beispiel von<br />
Sishen nach Saldanha Bay oder von Ermelo nach Richards<br />
Bay. Sie sind eine der Haupteinnahmequellen für die staatliche<br />
Transportgesellschaft Transnet und werden entsprechend<br />
gut instand gehalten. Experten zufolge haben sie<br />
sogar „Weltklasse-Niveau“.<br />
handelsmetropole: Ein Arbeiter auf einer Baustelle in Kapstadt. Die dynamische Stadt<br />
lebt von Tourismus, der Textilindustrie und Dienstleistungen<br />
Ganz anders sieht es auf den übrigen Strecken aus. Während<br />
bis Mitte der 90er Jahre knapp zwei Drittel der Gütertransporte<br />
über die Schiene rollten, sind es heute weniger<br />
als 30 Prozent. Mangelhafte Wartung und fehlende Investitionen<br />
haben die Bahn zu einem Schreckgespenst der<br />
Transportbranche gemacht. Das sollen nun Investitionen<br />
in Höhe von 38 Milliarden Rand bis zum Jahr 2012 ändern.<br />
Bei Kapitalanlagen will sich Transnet auf wenige „Schlüsselkorridore“<br />
konzentrieren, darunter etwa die Strecke von<br />
der Provinz Gauteng (mit Johannesburg) zum Hafen von<br />
Durban. Hierher liefert die Bahn bisher nur rund ein Viertel<br />
der Fracht, der Rest kommt über die Straße.<br />
Über den Ausbau dieser Strecke dürften sich auch die<br />
Autohersteller in der Provinz Gauteng freuen. Denn Ford,<br />
BMW und Toyota transportieren ihre Neuwagen mit der<br />
Bahn nach Durban, doch die veralteten Waggons und die<br />
niedrige Geschwindigkeit der Züge geben zu oft Dieben<br />
Gelegenheit, sich bei der Fracht zu bedienen.<br />
Die Autoindustrie ist, nach Bergbau und Finanzdienstleistungen,<br />
der drittgrößte Wirtschaftssektor Südafrikas.<br />
Da überrascht es nicht, dass Tony Pheiffer, CEO der südafrikanischen<br />
<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Landesgesellschaft, sagt: „Die<br />
Autoindustrie ist ein wichtiger Faktor unseres Geschäfts.“<br />
Die Wagen gehen vor allem nach Australien, Europa, Japan,<br />
aber auch in andere afrikanische Länder.<br />
Überhaupt, der zunehmende Handel zwischen den Ländern<br />
Afrikas wird häufig unterschätzt. „Unsere Wachstumsrate<br />
in diesem Bereich ist massiv, 175 Prozent zum Vorjahr“,<br />
sagt etwa Tony Pheiffer. Trotzdem gelte für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />
und andere Spediteure: „Das größte Wachstum haben wir<br />
im Handel mit China.“ In den Außenhandelsbeziehungen<br />
Südafrikas ist Deutschland mit 12,6 Prozent am Gesamtvolumen<br />
wichtigster Partner, gefolgt von China, den USA und<br />
Japan. Noch vor zwei Jahren lag China mit an sechster Stelle.<br />
Fotos: The NewYorkTimes/Redux/laif, O. Oberholzer/Bilderberg, Christoph Goedan/laif<br />
Experten sagen den Häfen im südlichen Afrika<br />
Wachstumsraten von 14 Prozent voraus. Jährlich<br />
Pheiffers Aussage können Volkswirte im südlichen Afrika<br />
nur zustimmen. China ist bereits zum zweitwichtigsten<br />
Handelspartner von Angola aufgestiegen, das Land exportiert<br />
ein Viertel seines Öls dorthin. Der politische Analyst<br />
Moeletsi Mbeki sieht das nicht positiv: „Es ist die alte Geschichte<br />
– wir verkaufen ihnen Rohstoffe und sie verkaufen<br />
uns Industriegüter. Das vorhersehbare Ergebnis: eine<br />
schlechte Handelsbilanz.“<br />
Neben China gewinnen Brasilien und besonders Indien<br />
als Handelspartner an Bedeutung. „Indien holt signifikant<br />
auf“, so ein Spediteur zum Importgeschäft. „Neben Autos<br />
und Autozubehör beziehen unsere Kunden auch zunehmend<br />
Produkte aus dem indischen Pharmabereich.“<br />
Ein Großteil der Fracht wird in den südafrikanischen<br />
Häfen umgeschlagen, allen voran Durban, der größte Hafen<br />
Afrikas. Doch ähnlich wie die Straßen des Landes ächzen<br />
Durban und die übrigen Häfen unter dem wachsenden<br />
Frachtaufkommen. Und das wird weiter steigen: Bis 2014 lege<br />
der Containerumschlag jedes Jahr um 15 Prozent zu, sagt<br />
die staatliche Transnet voraus. Die Transportbranche kritisiert<br />
seit Jahren zu lange Wartezeiten und fordert schnellere<br />
Investitionen in die Hinterlandanbindung. Ein zweiter<br />
Stein des Anstoßes: Die Häfen sind die zweitteuersten der<br />
Welt. Nur in den USA sind die Gebühren noch höher, so die<br />
Spediteure.<br />
Auch Südafrikas nördliche Anrainer Namibia und<br />
Mosambik schlafen nicht, sondern wittern in den Logistikengpässen<br />
ihre Chance. Mosambik baut den Hafen von<br />
Maputo aus: Experten sehen in den nächsten Jahren eine<br />
Steigerung des Frachtaufkommens von derzeit zwei Millionen<br />
Tonnen auf mehr als 13 Millionen voraus. Die Namibier<br />
wollen den Hafen Walvis Bay erweitern und für Schiffe mit<br />
einem Tiefgang von 15 Metern ausbaggern.<br />
Daher will der südafrikanische Monopolist Transnet tatsächlich<br />
rund 28 Milliarden Rand bis 2012 investieren, um<br />
die Häfen für die Verkehre der Zukunft zu rüsten. Ein gänzlich<br />
neuer Containerterminal ist geplant, dessen Fassungsvermögen<br />
den Hafen in Durban mit seinen 2,5 Millionen<br />
TEU-Standardcontainern pro Jahr weit übertrifft. Weil aber<br />
noch nicht feststeht, wo dieser Hafen gebaut werden soll,<br />
streiten sich die exportierenden Konzerne: Die Autobauer<br />
in der Provinz Gauteng favorisieren den Hafen in Durban,<br />
Volkswagen dagegen produziert in der Hafenstadt Port Elizabeth,<br />
Daimler in East London, ebenfalls am Meer gelegen.<br />
Ein Ereignis von wirklich globaler Bedeutung treibt Südafrika<br />
an: Neben den Baukränen rund um die Fußballstadien<br />
kündigen vor allem die Baustellen an den großen Flughäfen<br />
die Fußball-WM 2010 an. Wegen dieses Großereignisses haben<br />
Investitionen im Personenflugverkehr zurzeit deutlich<br />
Vorrang vor dem Frachttransport. Bis 2012 sollen mehr als<br />
20 Milliarden Rand in den Ausbau der Flughäfen gesteckt<br />
werden, die Hälfte davon geht allein nach Johannesburg.<br />
Das Land will protzen. Transportminister Jeffrey Radebe<br />
lehnte sich weit aus dem Fenster, als er kürzlich sagte, die<br />
ERBE DER APARThEID<br />
Gezielte Förderung<br />
mit Rückschritten<br />
Power<br />
Weltmeisterschaft sei „der entscheidende Moment, der ein<br />
für alle Mal beweisen wird, dass Südafrika ein hervorragendes<br />
Transportsystem und eine hervorragende Infrastruktur<br />
für 2010 und darüber hinaus liefern kann“. Es wird erwartet,<br />
dass die jährliche Zahl der Flugpassagiere an südafrikanischen<br />
Flughäfen von derzeit knapp mehr als 30 Millionen<br />
auf 40 Millionen im Jahr 2010 ansteigt.<br />
Eine Menge Menschen also, die schon in eineinhalb Jahren<br />
die Worte des Ministers an ihren eigenen Erfahrungen<br />
messen können.<br />
■ „Black Economic Empowerment“ (BEE) – unter diesem<br />
Schlagwort versucht die südafrikanische Regierung seit Mitte<br />
der 90er Jahre, die schwarze Mehrheit am wirtschaftlichen<br />
Leben teilhaben zu lassen. Das Ziel ist, die Armut zu überwinden,<br />
die häufig zu Spannungen und Gewalt führt. Konkret<br />
bedeutet dies unter anderem: Führungspositionen und<br />
andere Stellen in der Verwaltung und in Industriekonzernen<br />
müssen mit Schwarzen besetzt werden, bis 2014 müssen Unternehmen<br />
ein Viertel ihrer Anteile an schwarze Eigentümer<br />
abgeben, zum Beispiel durch Zusammenschlüsse oder Beteiligungen<br />
von Firmen Schwarzer. Zusätzlich gibt es Quoten für<br />
die Weiterbildung – während der Apartheid war die schwarze<br />
Bevölkerung von diesen Angeboten nahezu ausgeschlossen.<br />
■ Verpflichtend sind die BEE-Regelungen für Firmen, die<br />
mit der Regierung oder mit Regierungsorganisationen zusammenarbeiten<br />
wollen. Wer sie nicht befolgt, erhält keine<br />
Aufträge mehr von staatlichen Stellen. Für Unternehmen<br />
anderer Branchen hat die Nichtbeachtung keine unmittelbaren<br />
Folgen. Aber auch sie spüren zunehmend den Druck, die<br />
Bestimmungen umsetzen zu müssen. Wer sich in Südafrika<br />
engagieren und Handel treiben will, für den ist die Politik des<br />
„Black Economic Empowerment“ von enormer Bedeutung.<br />
■ Die Regelungen haben allerdings zu einer Verunsicherung<br />
der in- und ausländischen Unternehmer und Manager<br />
geführt. Ungelernte Kräfte wurden auf Positionen gesetzt,<br />
die sie überforderten – die Hautfarbe allein rechtfertigte diese<br />
Maßnahmen. Eine der Folgen: Südafrika droht der Verlust<br />
von qualifizierten Arbeitern und Akademikern. Sie befürchten,<br />
dass die BEE-Gesetze ihrer Karriere im Weg stehen und<br />
wandern aus. Seit 1994 haben eine Million gut ausgebildete<br />
Weiße das Land verlassen, unter anderem in Richtung USA<br />
und Australien.<br />
www.southafrica.info<br />
><br />
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