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Iran Info 33_2.PMD

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IRAN<br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

1<br />

Das Mausoleum von Imam Reza<br />

Arisman<br />

Nr. <strong>33</strong> September 2007<br />

Die Naturgeographie<br />

des <strong>Iran</strong>s<br />

Die kulturellen<br />

Beziehungen zwischen<br />

dem KHM und Persien<br />

Jesus und Muhammad<br />

- Retter der<br />

Menschheit<br />

Gerechtigkeit aus der<br />

Sicht des Korans<br />

DIE SELDSCHUKENDYNASTIE


2 Nr. <strong>33</strong><br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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Inhalt<br />

inhalt<br />

4....... Editorial<br />

5....... Nachrichten<br />

<strong>Iran</strong>istik<br />

8 ........Arisman - das erste metallurgische<br />

Zentrum der Welt<br />

Tourismus<br />

11..... Die Naturgeographie des <strong>Iran</strong>s<br />

17..... Das Mausoleum von Imam Reza,<br />

Maschhad, 3. Teil<br />

Dialog der Zivilisationen<br />

23 .... Rückblick und Ausblick;über die<br />

kulturellen Beziehungen zwischen dem<br />

Kunsthistorischen Museum und Persien;<br />

Prof. Dr. Wilfried Seipel<br />

24..... Jesus und Muhammad - Retter der<br />

Menschheit auch in der heutigen Zeit!<br />

27.....Gerechtigkeit aus der Sicht des Korans<br />

und des Propheten Muhammads (as)<br />

Geschichte<br />

31.......Die Seldschukendynastie<br />

Hinweis: (s. a. s.) bedeutet „Friede sei mit ihm und seinen Nachkommen“ und (a. s.) bedeutet<br />

„Friede sei mit ihm“.<br />

Umschlag: Allahverdichan-Kuppelgewölbe beim Eingang des Haram in Maschhad<br />

Umschlagsinnenseite: Innenansicht eines Eingangs zum Haram<br />

Hintere Umschlagsinnenseite: Insel Kisch, Sabalanberge<br />

Hintere Umschlagsseite: Sanddünen in der Nähe von Kaschan<br />

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Impressum<br />

Zeitschrift für Kultur, Kunst und Geschichte<br />

Heft <strong>33</strong>, 16. Jahrgang, September 2007<br />

Herausgeber: Kulturabteilung der Botschaft der Islamischen Republik <strong>Iran</strong> in Österreich<br />

Redaktion: Mohammad Keiarishi, Hassan Djavaher, Ali Mohammadi und<br />

Mitarbeiter<br />

Redaktionsanschrift: Schottenfeldgasse 8, 1070 Wien<br />

Tel.: 523 12 44<br />

Fax: 523 12 44/35<br />

eMail:<br />

vienna@icro.ir<br />

Homepage: http://vienna.icro.ir<br />

Abonnement: Die Zeitschrift wird Interessenten kostenlos zugeschickt.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Namentlich gezeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

3


editorial<br />

Editorial<br />

Im Namen Gottes, der bei der Schreibfeder und dem, was aus ihr fließt, schwört.<br />

Wieder haben wir die Gelegenheit, verehrte Leserinnen und Leser, Sie zu begrüßen und Ihnen für<br />

Ihre Aufmerksamkeit, Ihr Interesse und Ihre Zuneigung zur „<strong>Iran</strong> <strong>Info</strong>rmation“ zu danken. Wie die<br />

Freunde der iranischen Kunst und Kultur wissen, befinden wir uns im Jahr der 800. Wiederkehr der<br />

Geburt von Dschalala-d-Din Muhammad Balchi, dem berühmten persischsprachigen Dichter und<br />

Denker, auch Maulana oder Maulawi genannt, der im Westen als Rumi bekannt ist. Die UNICEF hat<br />

2007 nach ihm benannt und festgestellt, dass er ein großer Philosoph und Autor von mystischen<br />

islamischen Gedichten war. Er konnte Menschen verschiedener religiöser Überzeugungen mit seiner<br />

Botschaft einer universellen Menschlichkeit erreichen. Dschalala-d-Din Maulawi muss man zu den<br />

seltenen außergewöhnlichen Persönlichkeiten der Geschichte der Menschheit zählen.<br />

Die Schriften von Maulawi gehören zu den Meisterwerken der persischen Literatur und ihre Wichtigkeit<br />

liegt darin, dass sie für die orientierungslose Menschheit in der heutigen Zeit eine Botschaft der<br />

Freiheit und Menschlichkeit enthalten. Eines seiner Werke, der Masnawi Ma‘nawi, kann als ein<br />

mystisches Epos bezeichnet werden. Es ist ein Schatz voll von Liebe, spirituellen Gefühlen, poetischen<br />

und literarischen Geheimnissen, Eloquenz und gleichzeitig doch ganz einfach. Der Masnawi ist wie<br />

eine schwimmende und glänzende Perle. Er ist nicht nur ein Licht am Himmel der persischen Literatur,<br />

sondern erhellt wie eine Sonne die ganze Welt. Das Buch Masnawi Ma’nawi wurde bis jetzt vom<br />

Persischen in zig Sprachen übersetzt.<br />

Nach der Aussage von Coleman Barks, einem bekannten amerikanischen Schriftsteller und Übersetzer,<br />

der den Masnawi Ma’nawi von Persisch auf Englisch übersetzt hat, ist dieses Buch die Antwort auf<br />

die geistigen und spirituellen Bedürfnisse der Amerikaner. Deshalb lieben und schätzen sie dieses<br />

Werk. Wie die Statistiken zeigen, wurden in den letzten zehn Jahren die Gedichte von Maulana mehr<br />

als alle anderen in den USA verkauft, allein in einem Jahr über 500 000 Exemplare. Barks sagte<br />

weiter, dass die Gedichte eine Brücke zwischen den Muslimen und den Amerikanern seien: „Wir<br />

Amerikaner haben nicht genug Kenntnisse über die islamische Welt. Deswegen können wir den<br />

Schönheitssinn und die Tiefe der Gedichte von Maulawi nicht verstehen. Wenn Maulawi in seinem<br />

Gedicht die Frage stellt, ‚woher komme ich und wozu lebe ich‘, dann stellt er damit mit den Leuten<br />

eine Verbindung her, die starke spirituelle Gefühle haben.“ Maulawi schafft eine Brücke zwischen<br />

den Menschen im Westen und den Muslimen. Viele stimmen mit der Aussage von Hanns Meinke,<br />

einem deutschen Dichter, überein, der sagt, dass die Gedichte von Rumi das einzige Hoffnungsfenster<br />

sind, das in der schwarzen und finsteren Welt für die Menschheit offen ist. Die Botschaft von Maulana<br />

ebnet ohne Vorbedingungen den Weg zu Frieden, Freundschaft und Liebe.<br />

In einer der letzten Nummern war ein Abonnementformular beigelegt, mit dem wir unsere Leser auch<br />

nach ihrem Interesse für verschiedene Themenbereiche befragten. Das Ergebnis war folgendermaßen<br />

(in Klammer steht die Anzahl der Nennungen): 1. Geschichte (77) 2. Orientalistik/<strong>Iran</strong>istik (69) 3.<br />

Kunst (68) 4. Tourismus (68) 5. Nachrichten (65) 6. Natur (65) 7. Religionen im <strong>Iran</strong> (61) 8. Der<br />

(schiitische) Islam (59) 9. Dialog der Zivilisationen (51) 10. Persönlichkeiten (48) 11. Sonstige (10)<br />

Wir werden versuchen Ihre Wünsche in Zukunft noch besser zu berücksichtigen. Als eine Auswirkung<br />

dieser Ergebnisse umfasst der Artikel über Geschichte diesmal eine Seite mehr. Wir danken allen<br />

Lesern, die sich an der Befragung beteiligt haben, sehr herzlich!<br />

Wir möchten Sie auch wieder einladen an den Kursen für persische Sprache und Kunst teilzunehmen,<br />

die ab Oktober in der Kulturabteilung stattfinden.<br />

4 Nr. <strong>33</strong><br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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Nachrichten<br />

iraner im ausland<br />

Minu Tizabi – eine Vierzehnjährige absolvierte das Abitur mit der Note 1<br />

nachrichten<br />

Wie zahlreiche deutsche Medien berichteten, absolvierte Minu Dietlinde Tizabi aus Birkenfeld bei Pforzheim<br />

ihr Abitur heuer mit nur vierzehn Jahren. Ihr Vater Djamshid Tizabi stammt aus dem <strong>Iran</strong> und war für das<br />

Studium nach Deutschland gekommen. Er förderte sie bereits als Kleinkind, nachdem die Mutter einen<br />

Monat nach der Geburt verstorben war. Das Mädchen konnte bereits mit drei Jahren lesen und ihr Vater<br />

schenkte ihr ein Kinderlexikon. Mit sechs Jahren kam sie nach einem Intelligenztest gleich in die dritte<br />

Klasse. Obwohl sie um einige Jahre jünger war als ihre Klassenkollegen, hatte sie nie Probleme mit ihren<br />

Mitschülern und Lehrern. Sie sieht sich selbst nicht als besonders schlau. In ihrer Freizeit spielt sie Tischtennis,<br />

fotografiert und liest Bücher in Englisch und Deutsch. Sie verfasst selbst Abenteuergeschichten und arbeitet<br />

an einem Buch über Hochbegabung. Da sie die Zusammenhänge des Lebens interessieren, möchte sie jetzt<br />

Medizin studieren.<br />

archäologie<br />

Die älteste Animation der Welt<br />

Sie wurde 1983 durch einen italienischen Archäologen in Schahre-Suchte in einem 5000 Jahre alten Grab<br />

gefunden: Auf einer Schale wurden eine Ziege und ein Baum mehrmals dargestellt. Durch archäologische<br />

Forschungen stellte man fest, dass die fünf Wiederholungen verschiedene Momente zeigen, bei denen sich<br />

das Tier zum Baum bewegt und von seinen Blättern frisst. Daher wurde dieses Tongefäß von den Archäologen<br />

die erste Animation der Welt genannt. Nach den Aussagen von Sarlak, dem Leiter der prähistorischen<br />

Abteilung des Nationalmuseums in Teheran, zeigen die Bilder – wenn man genau beobachtet - wie die<br />

Ziege ängstlich auf der Flucht ist.<br />

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Entdeckung eines 5000 Jahre alten künstlichen Auges<br />

Ein italienisch-iranisches Archäologenteam, das seit einigen Jahren in Sistano-Belutschistan arbeitet,<br />

entdeckte vor einiger Zeit in Schahre-Suchte (engl. Schreibweise shahr-e sukhte) die Überreste der Leiche<br />

einer Frau, die vor 5000 Jahren lebte, die zu überraschenden Ergebnissen führte. Lorenzo Costantini, der<br />

Leiter der Gruppe, der seit 30 Jahren in diesem Gebiet Ausgrabungen durchführt, sagte, dass diese Frau 25-<br />

30 Jahre alt und 1,80 m groß war. Sie hatte auf der linken Seite ein vergoldetes, künstliches Auge. Sonst ist<br />

der Körper unversehrt. Es wurde festgestellt, dass das künstliche Auge nicht erst nach dem Tod der Frau<br />

eingesetzt wurde, da an der Hinterseite der Augenmuschel helle Spuren festgestellt werden konnten, die<br />

vom langen Kontakt mit dem vergoldetenAuge stammen. Diese Entdeckung ist ein weiterer Beweis für das<br />

handwerkliche Können in Schahre-Suchte in der damaligen Zeit. Die Ruinen dieser Stadt liegen in der<br />

Nähe der Stadt Zabol. Dort wurden in den letzten Jahrzehnten reichhaltige archäologische Funde gemacht,<br />

die aus vier verschiedenen Schichten stammen, deren unterste bis zu 5000 Jahre alt ist.<br />

film<br />

Wiedergeburt von Rostam<br />

Im iranischen Nationalheldenepos Schahname von Ferdousi spielen die Helden Rostam und sein Sohn<br />

Sohrab eine bedeutende Rolle. Ein iranischer Regisseur in England, Said Ghahhari, hat deren Geschichte in<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

5


nachrichten<br />

einem fünfzig Minuten langen Animationsfilm dargestellt. Die Musik dazu komponierte ein italienischer<br />

Komponist. Der Film wurde aus Kostengründen in Bollywood produziert. Der Film kann im Internet bestellt<br />

werden. (www.dreamor.com)<br />

wissenschaft<br />

Buchpräsentation der Faksimileausgabe von Chatm al-Ghara’ib<br />

In der österreichischen Nationalbibliothek gibt es zahlreiche arabische, persische und türkische Handschriften.<br />

Die früheren Erwerbungen wurden von Gustav Flügel von 1865-1867 katalogisiert. Erst 1970 wurden die<br />

arabischen und später auch die türkischen Neuanschaffungen getrennt erfasst. Für die persischen Exemplare<br />

wurde der iranische Altmeister der Handschriftenkunde Prof. Iraj Afshar auf Initiative der damaligen<br />

Kommission für <strong>Iran</strong>istik nach Wien eingeladen. Im Jahre 2003 wurde sein Katalog der Erwerbungen ab<br />

1867 der Öffentlichkeit vorgelegt.<br />

Dabei wurde auch ein sensationeller Fund identifiziert: Eine Handschrift des Werkes „Chatm ul-ghara’ib“,<br />

das als „Tuhfat al-´iraqain“ des klassischen persischen Dichters Khaqani-ye Shirvani (ca. 1126-1199) bekannt<br />

ist. Die vorliegende Abschrift ist auf 1196 datiert und könnte noch vom Dichter selbst gesehen worden sein!<br />

Ihr Wert ist unschätzbar, denn der älteste bisher bekannte Fund des Werkes ist um etwa zweihundert Jahre<br />

jünger. Der Dichter Khaqani ist einer der frühen Klassiker der iranischen Dichtung und beschreibt in diesem<br />

Werk seine Pilgerfahrt nach Mekka und die Rückkehr.<br />

In Koproduktion der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und des Teheraner Verlages Miras-e<br />

Maktoob“ wurde eine Faksimileausgabe der Handschrift veröffentlicht und im Jänner in Wien vom Institut<br />

für <strong>Iran</strong>istik vorgestellt.Auch im <strong>Iran</strong> wurde das Werk in Anwesenheit von Prof. Bert Fragner der Öffentlichkeit<br />

präsentiert.<br />

Islam-Enzyklopädie auf Deutsch<br />

Die erste Enzyklopädie des Islam auf Deutsch wurde von Yavus Özoguz im Internet eingerichtet. Dieses<br />

Projekt dient dazu, um sachliche und wissenschaftlich abgesicherte <strong>Info</strong>rmationen über den Islam zur<br />

Verfügung zu stellen und so Vorurteilen, Gerüchten und Missverständnissen vorzubeugen. Nach jahrelanger<br />

Arbeit von Dr. Yavus Özoguz wurde diese Enzyklopädie erstellt. Der erste Teil ist unter der Adresse http://<br />

eslam.de veröffentlicht worden. Das Vokabular ist aus tausenden religiösen Wörtern ausgewählt worden.<br />

Islamische Architektur zeigt hohe Entwicklung der Geometrie<br />

In der Zeitschrift Science wurden erstaunliche Ergebnisse von der<br />

Anwendung der Mathematik in der islamischen Architektur<br />

veröffentlicht. Die neuesten Untersuchungen in diesem Bereich<br />

unter anderem über die Imam-Moschee in Isfahan und die Kuppel<br />

von Maraghe in der Provinz Ostaserbaidschan im <strong>Iran</strong> zeigen, dass<br />

die Mathematik in diesem Gebiet wesentlich fortgeschrittener war,<br />

als man bisher annahm. Peter J. Lu von der Universität Harvard,<br />

der diese Ergebnisse veröffentlichte, sagte. „Die erstaunlichen<br />

geometrischen Figuren auf den Fliesen in den islamischen<br />

Gebäuden zeigen, dass die Konstrukteure den Europäern<br />

fünfhundert Jahre voraus waren. Die Muster sind so verwirrend,<br />

dass man sie bis vor zwanzig oder dreißig Jahren nicht verstehen<br />

konnte.“ Peter J. Lu und Paul J. Steinhardt sagten, dass besonders<br />

die Entwürfe und vorhandenen Figuren am Eingang der Imam-<br />

Moschee in Isfahan (1453) die besten Beispiele für die fortgeschrittene angewandte Mathematik in der<br />

islamischen Kunst und Architektur seien, die man präsentieren kann. Im Jahre 1974 wurde von Penrose,<br />

einem englischen Mathematiker, erstmals eine solche Methode zur Herstellung von aperiodischen Kachel-<br />

Mustern (Penrose Parkettierung) vorgeschlagen.<br />

6 Nr. <strong>33</strong><br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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<strong>Iran</strong> in der Nano-Technologie an erster Stelle in der islamischen Welt, weltweit auf Platz 32<br />

Der Direktor für das Humankapital im Komitee der Nano-Technologie sagte, dass der <strong>Iran</strong> in der Nano-<br />

Technologie unter den islamischen Ländern an erster Stelle stehe. Said Sarkar sagte bei der siebenten<br />

Konferenz für Medizin-Physik in Ahwaz am 14. Februar: „Weltweit steht der <strong>Iran</strong> in der Nano-Technologie<br />

auf dem 32. Platz. Die Zahl iranischer Artikel in angesehenen internationalen Zeitschriften betrug 2006<br />

250 Titel. Wenn dieser Trend anhält, wird der <strong>Iran</strong> auf Platz 24 oder 25 aufsteigen, da der Fortschritt in<br />

einigen Ländern ausgeblieben ist.“<br />

nachrichten<br />

Unterzeichnung eines iranisch-österreichischenAbkommens über eine Spezialsoftware für die Museen<br />

im <strong>Iran</strong><br />

Die iranische Organisation für das Kulturerbe, die für alle historischen Denkmäler, archäologischen<br />

Angelegenheiten und Museen im <strong>Iran</strong> verantwortlich ist, und das österreichische Forschungszentrum<br />

Joanneum Research unterzeichneten einen Vertrag für eine Software für die iranischen Museen. Demnach<br />

soll die Datenbanklösung IMDAS-Pro, die als ein Standard in vielen Museen in Europa verwendet wird,<br />

für den <strong>Iran</strong> adaptiert werden. Der erste Abschnitt des gemeinsamen Projektes dauert 4 bis 6 Monate und<br />

die eigentliche Herstellung der Software voraussichtlich 15 Monate. Diese soll überdies auch für den<br />

Einsatz in arabischen Ländern geeignet sein.<br />

dialog der zivilisationen<br />

Maulana-Gedenkzeremonie bei der UNO und Druck einer Marke in den<br />

USA<br />

Zum 800. Geburtstag von Maulana Dschalalu-d-Din Muhammad Balchi fand<br />

bei den Vereinten Nationen am 26. Juni 2007 eine Gedenkfeier statt und in den<br />

USA wurde eine Briefmarke dazu gedruckt. Darauf befindet sich ein Bild des<br />

Dichters von Meister Behzad, einem großen iranischen Maler. Daneben steht<br />

auf Englisch und Persisch das Gedicht „Im Herzen einig zu sein ist besser<br />

als mit der Zunge (allein)“.<br />

Die Gedenkzeremonie bei den Vereinten Nationen wurde durch<br />

Afghanistan, die Türkei und den <strong>Iran</strong> gemeinsam veranstaltet und bestand<br />

aus einem wissenschaftlichen und einem kulturellen Teil. UN-<br />

Generalsekretär Ban Ki-moon sagte bei der Zeremonie, dass Rumi Prinzipien wie Toleranz, Verständnis<br />

und Mitgefühl gelehrt hätte. Zur Überwindung der steigenden Intoleranz und interkulturellen Spannungen<br />

müsste man, wie Maulana lehrte, die anderen als Menschen und Gottes Geschöpfe lieben. Bei einer<br />

Podiumsdiskussion sprachen bekannte Wissenschaftler über die Persönlichkeit und die Mystik von Maulana.<br />

Ein Gedicht wurde in Persisch und Englisch vorgetragen und ein Sema-Tanz durch Derwische vorgeführt.<br />

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ausstellung<br />

In Japan wurde Tachte Dschamschid aus Eis nachgebildet<br />

Zum ersten Mal wurde ein Teil der Achaimenidenpaläste von Persepolis (Tachte Dschamschid) neben<br />

anderen Sehenswürdigkeiten aus aller Welt mit Eis und Schnee beim Sapporo Schnee Festival nachgebildet.<br />

Muhammad Reza Kargar, der Direktor des iranischen Nationalmuseums, der zur Eröffnung der dritten<br />

Ausstellung über die altiranische Kultur nach Sapporo gereist war, stellte fest, dass der Zeitpunkt dafür<br />

sehr gut sei, da zur gleichen Zeit das Sapporo Schnee Festival stattfände, bei dem Millionen Besucher<br />

kämen.<br />

Heuer fand die Veranstaltung zum 58. Mal Anfang Februar statt. Dabei werden hunderte Schneestatuen<br />

und Eisskulpturen gezeigt.<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

7


iranistik<br />

ARISMAN – DAS ERSTE<br />

METALLURGISCHE ZENTRUM DER WELT<br />

„Welcome to Arisman, the first metallurgical<br />

center of the world.“ So steht es auf dem<br />

Heldenfriedhof des Dorfes Arisman, 35 km östlich<br />

der Stadt Natanz. Im Jahr 1996 entdeckte der<br />

Dorfschullehrer von Arisman und Hobbygeologe,<br />

Davoud Hasanalian, als er wieder einmal die weite<br />

Ebene am Fuße des Karkas-Gebirge) der Karkas<br />

Gipfel mit 3956m liegt am westlichen Rand von<br />

Natanz) durchstreifte, Scherben, die mit<br />

schwarzen Linien kunstvoll verziert waren. Diese<br />

Scherben waren es, die die Welt auf Arisman<br />

aufmerksam werden ließen. Hunderttausende<br />

bedecken eine Fläche von über 200 000<br />

Quadratmetern.<br />

Dieser Fund lockte die Archäologen in diese<br />

Region, da es sich nicht nur um einfache Scherben<br />

handelte:Aufgrund von ebenfals dort gefundener<br />

Schlacke, die älter als 5000 Jahre sein dürfte,<br />

vermutete man die Überreste eines<br />

Verhüttungsvorgangs. Doch Arisman schien so<br />

fernab der bekannten Metropolen seiner Zeit zu<br />

liegen, in einer kahlen, unwirtlichen Landschaft.<br />

Wasser fließt nur spärlich von den Bergen in die<br />

im Sommer glühende Ebene.<br />

Ein Jahr nach dem rätselhaften Fund von Arisman<br />

fand in Teheran ein internationales Symposium<br />

zur Archäometallurgie West- und Zentralasiens<br />

statt. Das riesige weitgehend unerforschte Gebiet<br />

zwischen den uralten Hochkulturen in<br />

Mesopotamien und am Indus veranlasste trotzdem<br />

Professor Hermann Parzinger, vom deutschen<br />

Archäologischen Institut (DAI), einen der besten<br />

Archäologen Deutschlands, daran teilzunehmen.<br />

Trotz der bürokratischen Schwierigkeiten ein<br />

internationales Projekt in <strong>Iran</strong> durchzuführen,<br />

gelang es schließlich den Archäologen Parzinger,<br />

Naser Chegini und Rasool Vatandoust die<br />

Erlaubnis für ein Forschungsprojekt zu<br />

bekommen.<br />

Der <strong>Iran</strong> ist reich an Bodenschätzen und Kupfer<br />

ist beinahe im Überfluss in den kargen<br />

Gebirgszügen zu finden. Den Archäologen war<br />

es bis jetzt noch nicht gelungen herauszufinden,<br />

wo die Massenproduktion von Kupfer begann. Die<br />

ersten Hochkulturen, nämlich die in Ägypten, in<br />

8 Nr. <strong>33</strong><br />

Metallurgischer Ofen,Sialk IV-Periode<br />

Mesopotamien und am Indus, verwendeten Kupfer<br />

und Kupferlegierungen bereits sehr früh für viele<br />

Gebrauchsgegenstände. Doch in all diesen<br />

Regionen birgt der Boden kein Kupfererz.<br />

Deswegen musste für das Arisman-Projekt ein<br />

hochkarätiges Team von Spezialisten her, deren<br />

Fachwissen weit über die reine Archäologie<br />

hinausreichte. Neben Hermann Parzinger und<br />

Naser Chegini arbeiteten noch der Geologe und<br />

Mineraloge Morteza Momenzadeh, der<br />

Montanarchäologe Thomas Stöllner und Gerd<br />

Weisgeber daran. Rasool Vatandoust ist leitender<br />

Mitarbeiter der iranischen Kulturbehörde. Dem<br />

Fingerabdruck des alten Kupfers hingegen war<br />

Ernst Pernicka auf der Spur. Er ist der Vertreter<br />

des Zweigs der Archäologie, der hauptsächlich<br />

mit naturwissenschaftlichen Methoden arbeitet.<br />

So begann die gemeinsame deutsch-iranische<br />

Forschungsarbeit.<br />

Die Erforschung eines prähistorischen<br />

Fundplatzes von der Bedeutung Arismans wirft<br />

sehr komplexe Fragen auf. Die Archäologen<br />

mussten sich zuerst in so ein Gebiet einfühlen,<br />

um den Lebenslauf des Kupfers kennenzulernen.<br />

Erst wird das Kupfer – die Erzausgüsse sind im<br />

Gebirge sichtbar – als bunter Stein, als Malachit<br />

betrachtet. Man hämmert und bohrt ihn,<br />

besonders oft werden Perlen daraus gemacht.<br />

Dann beginnt man, den Stein zu erhitzen, damit<br />

er besser formbar ist. Wieder wird gehämmert,<br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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doch von Metallurgie kann man hier noch nicht<br />

sprechen. Der Entwicklungssprung vollzieht sich,<br />

als der Mensch schließlich erkennt, dass er das<br />

Erz wirklich schmelzen und das so entstandene<br />

Kupfer bei entsprechend hohen Temperaturen<br />

über 1000 °C in Formen gießen kann, die dann<br />

im erkalteten Zustand eine relativ große Härte<br />

aufweisen. Und irgendwann führt dann der<br />

experimentelle Weg zur Massenproduktion des<br />

begehrten Metalls.<br />

Neben den Ausgrabungsarbeiten lernten die<br />

deutschen Archäologen viel über die Kultur des<br />

unbekannten <strong>Iran</strong>s. Nach mehreren Wochen<br />

Arbeit können die Arisman-Ausgräber im Großen<br />

und Ganzen zwei Keramikarten unterscheiden.<br />

Da sind die älteren, gelbbraunen Sialk III-<br />

Keramiken aus dem späten fünften und frühen<br />

vierten vorchristlichen Jahrtausend, kunstvoll<br />

geformte Gefäße mit wunderschönen Ornamenten<br />

und kunstvollen Tierdarstellungen.<br />

Die Scherben der zweiten Gruppe, Sialk IV,<br />

stammen vom Ende des vierten Jahrtausends, sind<br />

rötlich und weitaus weniger kunstfertig gearbeitet.<br />

Hier steht die Funktionalität der Gefäße im<br />

Vordergrund und ist ein Beweis, dass das<br />

Töpferhandwerk zur Industrie wird. So markiert<br />

der Übergang von Sialk III nach Sialk IV in<br />

Arisman den Wandel von einer Ackerbau- zu einer<br />

Industriegesellschaft.<br />

Der Tepe Sialk bei Kashan ist ein künstlicher<br />

Hügel, der sich 20 Meter hoch über eine<br />

fruchtbare Ebene erhebt. In den Dreißigerjahren<br />

grub dort der Franzose Roman Girshman und<br />

stieß auf vier verschiedene Siedlungsschichten,<br />

die er von unten nach oben, von alt nach jung<br />

Töpferofen, Sialk III-Periode<br />

Keramik der Sialk IV-Periode<br />

Sialk I - IV nannte. Die von ihm bestimmte<br />

Keramik ist heute noch das wichtigste Hilfsmittel<br />

zur Datierung von Funden im Kulturkreis des<br />

Tepe Sialk.<br />

Man fand 34 Hochofen aus der Bronzezeit und<br />

stellte fest, dass damals durch natürliche und<br />

technische Hilfe Kupfer, als wertvolles<br />

Handelsgut, bei einer Temperatur von 1083°<br />

geschmolzen wurde. Daneben wurden auch<br />

Gussformen für Barren gefunden. Ein eindeutiger<br />

Beleg für industrielle Fertigung und<br />

Kupferverarbeitung in sehr früher Zeit sind auch<br />

die Tiegel, in denen das geschmolzene Kupfer<br />

aus den Öfen aufgefangen wurde.<br />

Die Geophysiker Jörg Fassbinder und Helmut<br />

Becker untersuchten mit ihren Cäsium-<br />

Magnetometern die gesamte Siedlungsfläche von<br />

Arisman. Mit ihrem selbstgebauten Gerät<br />

konnten sie einen unterirdischen „Stadtplan“ von<br />

diesem Hochland erstellen. Die Grundrisse<br />

deuten auf äußerst flüchtig erstellte Nutzbauten,<br />

wie Werkstätten und Hütten, hin.<br />

Die Männer des deutsch-iranischen<br />

Archäologieprojekts sind auch den alten<br />

Bergwerken in der Gegend Veshnoveh auf der<br />

Spur, welches nur 100 Kilometer Luftlinie von<br />

Arisman entfernt liegt. Dort in den Gruben und<br />

Stollen, die anscheinend seit der Zeit der<br />

Ausbeutung vor ein paar tausend Jahren nicht<br />

mehr betreten worden waren, lagen die durch den<br />

Abbau gewonnenen Platten mit Vererzung noch<br />

an Ort und Stelle, ebenso schimmerten die grünen<br />

Kupferadern. Die Archäologen bargen auch<br />

Gefäße in großer Anzahl, viele waren sehr viel<br />

jünger als die für den Bergbau wahrscheinliche<br />

Zeit. Der Bergbau musste für die Menschen<br />

iranistik<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

9


iranistik<br />

damals sehr bedeutend gewesen sein, sonst hätten<br />

sie sich nicht den Strapazen unterzogen, in dieser<br />

öden und abgeschiedenen Gegend in den Berg<br />

einzufahren. Außerdem konnte man sehen, dass<br />

die wichtigsten Lagerstätten mit dem reinsten Erz<br />

ausgebeutet worden waren. Der Kupferabbau in<br />

der Gegend von Veshnoveh wurde mit großer<br />

Sicherheit über mehrere Jahrhunderte betrieben<br />

und möglicherweise lieferte er das Kupfererz für<br />

Arisman.<br />

Auch eine andere Region könnte ein Lieferant des<br />

Kupfererzes für Arisman sein und zwar Nakhlak.<br />

Hier untersuchte der gebürtige Österreicher Ernst<br />

Pernicke, Professor für Archäometrie, die Gebirge<br />

mit einem hochmodernen Massenspektrometer. Er<br />

verglich den chemischen Fingerabdruck des Erzes,<br />

der Schlacke und des Kupfergegenstandes und<br />

konnte wesentliche Hinweise über ihre Herkunft<br />

erhalten.<br />

Bemalte Keramik der Sialk III-Periode<br />

Nachdem die Archäologen bei den Ausgrabungen<br />

ein Tongefäß aus der Spät-Uruk-Zeit fanden, war<br />

das ein eindeutiger Beweis für kulturelle<br />

Beziehungen zum Zweistromland. Es gab also<br />

Handelswege zwischen dem <strong>Iran</strong>ischen Hochland<br />

und den anderen Hochkulturen.<br />

Um diese Handelswege des Kupfers festzustellen,<br />

erkunden die Archäologen auch den Namak-<br />

Salzsee und die umliegenden Karawansereien.<br />

Dort finden sie jede Menge Keramik aus<br />

verschiedenen Epochen. Der wichtigste Fund ist<br />

ein 6000 Jahre altes Werkzeug, welches ein Indiz<br />

dafür ist, dass der Karawanenweg schon in der<br />

Zeit des Tepe Sialk bekannt war, und ebenso von<br />

den Kupferleuten von Arisman.<br />

Ein neben der Siedlung verlaufender<br />

ausgetrockneter Bach, ist ein Beleg dafür, dass es<br />

damals sicher nicht so aussah wie heute. Wasser<br />

10 Nr. <strong>33</strong><br />

war für die Werkstätten, den Menschen und die<br />

Tiere unerlässlich. AuchWälder wird es gegeben<br />

haben, denn die Energiequelle für die Gewinnung<br />

des Kupfererzes war Holz.<br />

Arisman war der Kupferlieferant für die<br />

Hochkulturen in Mesopotamien und sogar bis hin<br />

zum weiten Indus. Sicher ist, dass Arisman, das<br />

„Ruhrgebiet der Bronzezeit“, Kupfererz zu<br />

Kupfer verhüttete und dass es Werkstätten zur<br />

Weiterverarbeitung des Rohmaterials zu<br />

Schmuck, Waffen und Geräten gab. Sicher ist,<br />

dass damals eine staatliche Organisation dahinter<br />

steckte, ein mächtiges Reich, von dem die<br />

Archäologen bis heute nichts wissen, nicht einmal<br />

seinen Namen kennen. Eine wichtige<br />

Voraussetzung für eine Hochkultur ist<br />

archäologisch bereits nachgewiesen: die Schrift.<br />

Das Hochland von <strong>Iran</strong> musste eine wichtige<br />

Rohstoffquelle für die Mesopotamische<br />

Hochkultur gewesen sein. Möglicherweise<br />

entstanden die babylonischen Statuen und viele<br />

andere Schätze aus den Museen der Welt aus dem<br />

Kupfer des iranischen Hochlandes.<br />

Die Forschung, ob im iranischen Hochland mit<br />

seiner alten Industriesiedlung Arisman wirklich<br />

der erste Schmelztiegel der Menschheit glühte,<br />

steht aber erst am Anfang. Den Archäologen<br />

stehen noch mindestens 10 bis 20 Jahre intensive<br />

Arbeit bevor. Doch die vorläufigen Ergebnisse<br />

waren so spektakulär und vielversprechend, dass<br />

es die Mühe wert war. Am Ende könnte die<br />

Entdeckung einer bisher gänzlich unbekannten<br />

Hochkultur stehen, die der Menschheit Kupfer<br />

und Bronze schenkte und die einen bedeutenden<br />

Wendepunkt der Geschichte der Menschheit<br />

markierte.<br />

Aufstieg und Untergang der namenlosen<br />

Kupferleute sind zurzeit die wohl spannendsten<br />

Kapitel der Weltarchäologie. Vor diesem<br />

Hintergrund ist es Aufbruch und Chance zugleich,<br />

dass deutsche und iranische Wissenschaftler<br />

partnerschaftlich an der Entschlüsselung dieses<br />

großen Rätsels der Menschheit zusammenarbeiten.<br />

Bis dahin jedoch wird Arisman von<br />

vielen Professoren aus Teheran und sogar aus<br />

Deutschland bereist, um diese Region zu<br />

bewundern.<br />

Die Bilder in diesem Artikel sind von der<br />

Internetseite des Deutschen Archäologischen<br />

Instituts:<br />

http://www.dainst.org/index_558_de.html<br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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Die Naturgeographie des<br />

<strong>Iran</strong>s<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

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tourismus<br />

Mit einer Fläche von 1.623.780 km² ist der <strong>Iran</strong><br />

das siebzehngrößte Land der Welt. Er liegt<br />

zwischen dem Kaspischen Meer mit einer<br />

gemäßigten Temperatur und den warmen<br />

Gewässern des Persischen Golfs und des Golfs<br />

von Oman. Der Großteil des Landes wird durch<br />

das Hochland von <strong>Iran</strong> gebildet. Es gibt<br />

ausgedehnte Wälder, Berge, Seen, Wüsten und<br />

Steppen. Das Klima in den verschiedenen<br />

Landesteilen ist sehr differenziert: In den<br />

Gebieten am Persischen Golf erreicht die Luft<br />

eine Temperatur von 52°C und im Nordwesten<br />

sinkt sie bis auf Minus 40°C. Die Meereshöhe<br />

am Rand des Kaspischen Meers beträgt -25 m<br />

und die höchste Erhebung ist der Damavand mit<br />

5671 m.<br />

erstreckt sich vom Nordwesten des Landes und<br />

reicht über die nördlichen Landesteile bis zu den<br />

Gebirgen in Afghanistan und Zentralasien. Diese<br />

zwei Gebirgsketten teilen den <strong>Iran</strong> topographisch<br />

in vier Teile: 1. Die Küstengebiete am Kaspischen<br />

Meer, die durch den Elburs vom Zentraliran<br />

getrennt werden. 2. Chusestan und die<br />

Wüstengebiete an der Küste vom Persischen Golf<br />

und Meer von Oman. 3. Die Gebirgsregionen,<br />

die zu den beiden Ketten gehören. 4. Die zentrale<br />

Hochebene mit den beiden großen Wüsten<br />

Daschte-Kavir und Kavire-Lut mit ihren<br />

Salzseen.<br />

Die geologische Geschichte des iranischen<br />

Hochlands<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Das iranische Hochplateu ist ein Teil des<br />

alpidischen Gürtels der sich von den Alpen bis<br />

zum Himalaja erstreckt. Im <strong>Iran</strong> verzweigt er sich<br />

in die Elburs- und Zagrosgebirgskette. Der<br />

Zagros, das südliche Randgebirge reicht an die<br />

Küste des Persischen Golfes, und erreicht im<br />

Südosten den Makran in Pakistan. Der Elburs<br />

Das iranische Hochland reicht vom Osten der<br />

Türkei und Aserbaidschans über Teile des Iraks,<br />

den <strong>Iran</strong> bis nach Zentralasien, Afghanistan und<br />

Pakistan. Man nimmt heute an, dass es ein Teil<br />

des südlichen Großkontinents Gondwana war,<br />

sich dann davon vor ungefähr 150 Millionen<br />

Jahren trennte und nach zig Millionen Jahren im<br />

Tethysmeer an die südliche Seite des<br />

eurasiatischen Kontinents stieß. Durch die<br />

Vorige Seite: Evansee, Alamut, Qaswin Firuskuh, Masanderan<br />

12 Nr. <strong>33</strong><br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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Dena-Gipfel, Semiron<br />

Annäherung Afrikas sowie Indiens und den<br />

gegenseitigen Druck der Platten kam es zur<br />

Auffaltung der Kettengebirge Alpen, Elburs,<br />

Himalaja und Hindukusch. Die jüngsten<br />

Bewegungen führten dazu, dass sich die arabische<br />

Halbinsel von Afrika trennte, wodurch das Rote<br />

Meer entstand, und sich Richtung Norden an das<br />

iranische Hochland annäherte. Der dadurch<br />

entstandene Druck führte zur Entstehung des<br />

jüngsten Kettengebirges, des Zagros.<br />

Berge<br />

Im Gegensatz zur weit verbreiteten Vorstellung,<br />

dass der <strong>Iran</strong> ein wüstenhaftes Land ist, gehören<br />

55% des Landes zu Gebirgen. Die restlichen 45%<br />

sind Täler, (Salz-)Wüsten, Seen und<br />

Steppengebiete. Die Gebirge umfassen vier Teile:<br />

Die nördliche Kette, der Elburs, mit einer Länge<br />

von 950km, hat eine Fläche von 51 500 km², das<br />

sind 3% des Landes. Sie beginnt im Westen in<br />

der Provinz Ardebil, geht südlich am Kaspischen<br />

Meer vorbei und schließt im Osten an die Berge<br />

in Nordchorasan an. Die wichtigsten Gipfel sind<br />

der Damavand (5671 m), Alamkuh (4850 m) und<br />

Sabalan (4811 m).<br />

Die westliche und südwestliche Bergkette, das<br />

Zagrosgebirge, reicht von Westaserbaidschan über<br />

Kurdestan, Hamedan, Kermanschah, Ilam, und<br />

Lorestan bis zur nördlichen Seite der Straße von<br />

Hormos. Dort schließt sie an die östlichen Gebirge<br />

an. Diese Bergkette ist 1400 km lang und 100 bis<br />

300 km breit. Sie bedeckt eine Fläche von 323<br />

000 km², das sind 20% der Landesfläche. Der<br />

höchste Gipfel ist der Dena (4 409 m).<br />

Als Zentralgebirge wird jene Gebirgskette<br />

bezeichnet, die von Ostaserbaidschan bis zu den<br />

Bergen in Sistano-Belutschistan parallel zum<br />

Zagros weiter östlich verläuft. Ihre Länge ist 1460<br />

km und die Breite durchschnittlich 80 km. Sie<br />

bedeckt eine Fläche von 143 000 km², 9% des<br />

<strong>Iran</strong>s. Die höchste Erhebung ist Kuhe-Hesar (4<br />

465 m). Der Teil davon, der sich von Qum in<br />

südöstlicher Richtung bis zur Grenze der Provinz<br />

Lorestan erstreckt, wird auch als Kuhrud-Gebirge<br />

bezeichnet. Bei der Stadt Kerman teilt es sich in<br />

zwei Gebirgszüge.<br />

Die östlichen Berge erstrecken sich von<br />

Nordchorasan bis Sistano-Belutschistan, sind aber<br />

nicht durchgehend. Darüber hinaus gibt es im<br />

ganzen Land noch andere Berge, z. B. jene, die<br />

die Wüste Lut von Daschte-Kavir trennen. Deren<br />

höchste Erhebung ist der Nayband (3009 m).<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

13


tourismus<br />

Eine der Öffnungen des Taftan-Vulkans im Frühjahr, Chasch<br />

Vulkane<br />

Der Damavand, 80 km nördlich von Teheran, ist<br />

der bekannteste Vulkan des <strong>Iran</strong>s, der aber<br />

inzwischen - mit Ausnahme von kleinen<br />

Ausbrüchen - erloschen ist und der vor etwa 10<br />

000 Jahren im Holozän entstand. In seinem Krater<br />

befindet sich ein See mit einem Durchmesser von<br />

300 m. An seiner südöstlichen Seite sind<br />

Kalkschichten aus der Jurazeit bis zu einer Höhe<br />

von 3 500 m sichtbar.<br />

Der Taftan (4110 m) liegt südöstlich von Sahedan<br />

im Südosten des Landes. Noch immer steigt aus<br />

seinem Inneren weißer Rauch auf, der noch aus<br />

einer Entfernung von 100 km gesehen werden<br />

kann. Der Basman (3 503 m) befindet sich<br />

ebenfalls im Südosten des Landes. Er besteht vor<br />

allem aus Basalten. Der Krater hat einen<br />

Durchmesser von 500 m. In seiner Nähe befinden<br />

sich Thermalquellen mit einer Wassertemperatur<br />

von 36°C, die zeigen, dass der Vulkan noch<br />

teilweise tätig ist.<br />

Der Sahand liegt 40 km südlich von Tabris und<br />

ist mit den kleinen Vulkanen nordöstlich des<br />

Urumijesees, denen in Armenien und dem Gebirge<br />

des Ararat in Verbindung. Aus den Gesteinen am<br />

14 Nr. <strong>33</strong><br />

Krater kann man schließen, dass der Vulkan 12<br />

bis 14 Millionen Jahre alt ist. Der Sabalan liegt<br />

östlich von Tabris. An seiner Südseite befinden<br />

sich mehrere Thermalquellen mit<br />

schwefelhaltigem, 40°C warmem Wasser.<br />

Gletscher<br />

Im <strong>Iran</strong> gibt es keine alten Gletscher. Nur beim<br />

Alamkuh auf einer Höhe von 3400m und im<br />

Krater des Sabalan, sowie beim Sahand auf einer<br />

Höhe von <strong>33</strong>00 m bis 3400 m gibt es dauerhaft<br />

Eis.<br />

Höhlen<br />

Es wird geschätzt, dass es im <strong>Iran</strong> ungefähr 1200<br />

kleine und große Höhlen gibt. Die längste ist<br />

Ghouri-Ghal’e mit 3140m. Sie liegt 88 km von<br />

Kermanschah entfernt und ist auch die längste<br />

Höhle mit Wasser in Asien. Danach kommen<br />

Katle-Chur in Sandschan (2200 m) und Peru<br />

(1300 m) bei Kermanschah. Die geräumigste<br />

Höhle liegt in Firuskuh östlich von Teheran und<br />

heißt Rudafschan. Die Länge der Eingangshalle<br />

beträgt 168 m, die Breite 94 m und die Höhe bis<br />

zu 40 m. Sie wurde unter Beteiligung des Vereins<br />

für Höhlenkunde von Obersteier von 2003-2005<br />

vermessen.<br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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Die Ali Sadr-Grotte in Hamedan, die mit Booten<br />

befahren werden kann, ist sehr bekannt und viele<br />

Touristen besuchen sie jedes Jahr.<br />

Die Wüsten<br />

Ein großer Teil des Landes umfasst Wüstengebiete,<br />

in denen es auch Pflanzen und Tieren gibt, und<br />

auch Menschen leben dort. Die Hauptregionen<br />

werden in Daschte-Kavir und Kavire-Lut<br />

unterteilt. Die Wüste Lut liegt im südöstlichen Teil<br />

des Landes mit 80 000 km² (nach anderen Angaben<br />

166 000 km²) In diesem Gebiet gibt es nur einen<br />

Fluss, der das ganze Jahr Wasser führt: Rude-Schur<br />

(der „salzige Fluss“) in Birdschand. Manche<br />

Forscher sagen, dass Kavire-Schahdad in dieser<br />

Wüste die heißeste Region der Erde ist, obwohl<br />

die Temperatur in den<br />

Nächten bis auf -15°C fallen<br />

kann!<br />

Daschte-Kavir, die auch<br />

Kavire-Namak (d. h.<br />

Salzwüste) genannt wird,<br />

liegt an der südlichen Seite<br />

des Elbursgebirges und<br />

erstreckt sich von Chorasan<br />

im Osten bis nach Sistan im<br />

Süden und Qum, Kaschan<br />

und Jazd im Westen. Die<br />

Länge von Osten nach<br />

Westen beträgt 600 km und<br />

die Breite von Norden nach<br />

Süden 100-300 km.<br />

Das Küstengebiet<br />

Die Region am Kaspischen<br />

Meer umfasst einen schmalen<br />

Streifen von etwa 20 km<br />

Breite mit einer Länge von<br />

ungefähr 600 km, der von<br />

Astara im Nordwesten<br />

anfängt und beim<br />

Gorganfluss im Osten endet.<br />

Dieses Gebiet hat die<br />

niedrigste Seehöhe des <strong>Iran</strong>s<br />

und ist in<br />

landwirtschaftlicher Hinsicht<br />

sehr bedeutend.<br />

Die Küstengebiete am<br />

Persischen Golf und Meer<br />

Ali Sadr-Grotte, Hamedan<br />

von Oman haben eine Länge von 2530 km und<br />

reichen von der Mündung des Arwandflusses bis<br />

zum Minabfluss und von dort bis zur<br />

pakistanischen Grenze. Die Luftfeuchtigkeit ist<br />

dort sehr hoch und die Temperatur erreicht im<br />

Sommer in Chusestan bis zu 50°C!<br />

Unterirdische und oberirdische Gewässer<br />

Schon seit dem Altertum vor 5000 Jahren wurden<br />

wegen der geringen oberirdischen Vorkommen<br />

die unterirdischen Wasservorräte im <strong>Iran</strong> mit der<br />

Hilfe von Brunnen und Qanaten (siehe <strong>Iran</strong> <strong>Info</strong><br />

27, September 2003) nutzbar gemacht. Wie<br />

bereits bei den Vulkanen erwähnt, gibt es<br />

zahlreiche Thermalquellen, deren bekannteste,<br />

außer den oben genannten, die von Mahallat, die<br />

tourismus<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

15


tourismus<br />

von Ganu, 30km nördlich von Bandar Abbas, und<br />

die Schwefelquellen von Ramsar im Nordiran sind.<br />

Die Flüsse im <strong>Iran</strong> werden in fünf Gruppen<br />

eingeteilt: Die Flüsse, die in das Kaspische Meer<br />

münden, wie der Aras, der Sefidrud, Heras und<br />

der Atrak. In den Persischen Golf und das Meer<br />

von Oman münden Karun, Karche, Sarbas und<br />

andere. Die dritte Gruppe fließt in den Urumijesee:<br />

Zarinehrud, Siminehrud und Talchehrud. Im<br />

Zentrum des <strong>Iran</strong>s gibt es weitere Flüsse, die<br />

teilweise nur zu bestimmten Jahreszeiten Wasser<br />

führen: Sajanderud, Qumrud, Kor und Halilrud.<br />

Die letzte Gruppe ist im Osten des <strong>Iran</strong>s: Hirmand,<br />

Kaschfrud und Harirrud.<br />

Die Seen im <strong>Iran</strong>: Das Kaspische Meer liegt<br />

nördlich des <strong>Iran</strong>s. Der Urumijesee (6 000 km²,<br />

durchschnittlicheTiefe 6m, Salzgehalt 220-280g/<br />

l) befindet sich in Westaserbaidschan. Darjatsche<br />

Namak(2 400 km²) in Daschte-Kavir wird im<br />

Sommer wegen der Verdunstung von einer dicken<br />

Salzschicht bedeckt. House-Soltan (<strong>33</strong>0 km²) liegt<br />

ebenfalls in der Nähe von Qum. Der Hamounsee<br />

(1 800 km², mittlere Tiefe 5m) befindet sich im<br />

Osten in Sistan. Der Dschasmuriansee (3 300<br />

km²) liegt im Süden der Provinz Kerman. Kleiner,<br />

aber ebenso bekannt, sind der Parischan-, der<br />

Moharlou-, der Sariwar- und der Bachtegansee.<br />

<strong>Iran</strong> grenzt im Süden an den Persischen Golf und<br />

den Golf von Oman. Die wichtigsten Inseln dort<br />

sind Chark, Kisch, Qeschm, Siri und Lawan.<br />

(Siehe <strong>Iran</strong> <strong>Info</strong> 29, März 2005)<br />

Das Klima im <strong>Iran</strong><br />

Der <strong>Iran</strong> liegt im Bereich des trockenen und des<br />

gemäßigten Klimas. Im trockenen (ariden)<br />

Klima, das in zwei Drittel, v. a. im zentralen und<br />

östlichen Teil, des Landes herrscht, ist die<br />

Verdunstung höher als der Niederschlag. Die<br />

Fläche mit gemäßigtem Klima beträgt ungefähr<br />

400 000 km² und umfasst Aserbaidschan,<br />

Kurdestan, Kermanschah, die Südküste des<br />

Kaspischen Meers und Teile des Zagrosgebirges.<br />

Sajanderud<br />

16 Nr. <strong>33</strong><br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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Das Mausoleum von<br />

Imam Reza (a. s.)<br />

Maschhad, 3. Teil<br />

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17


tourismus<br />

In der vorletzten Nummer (<strong>Iran</strong> <strong>Info</strong>rmation Nr.<br />

31) beschrieben wir die Provinz Chorasan, die<br />

Stadt Maschhad und ihre Geschichte, die Museen<br />

der Stadt und einige Sehenswürdigkeiten. In der<br />

letzten Nummer (<strong>Iran</strong> <strong>Info</strong>rmation Nr. 32) gingen<br />

wir genauer auf den heiligen Bezirk von Imam<br />

Reza, den Gebäudekomplex um das Grab des<br />

Imams, ein. Im folgenden Artikel sollen nun die<br />

Person des Imams, das eigentliche Grabmal, die<br />

Astane Quds-Stiftung und einige andere<br />

Persönlichkeiten beschrieben werden, die dort<br />

begraben wurden.<br />

Der achte Imam<br />

Imam Reza war der achte schiitische Imam aus<br />

der Familie des Propheten Muhammad. Er wurde<br />

am 29. Dezember des Jahres 765 in Medina im<br />

heutigen Saudi Arabien geboren. Es war die<br />

Regierungszeit von Harun ar-Raschid, der in<br />

Bagdad residierte, der ein Unterdrücker der<br />

Schiiten war und viele von ihnen umbringen lies.<br />

Am Ende seines Lebens gab es viele Unruhen<br />

besonders in Chorasan, für deren<br />

Niederschlagung der Kalif dorthin reiste und<br />

schließlich starb er auch dort. Sein Sohn Ma’mun<br />

bestieg den Thron nachdem er seinen Bruder<br />

umgebracht hatte. Da der Imam beim Volk sehr<br />

beliebt war, lud er ihn ein, um ihn als seinen<br />

Nachfolger zu präsentieren und damit einem<br />

Volksaufstand vorzubeugen.<br />

Das Volk von Chorasan begrüßte den Imam mit<br />

großer Begeisterung. Als der Kalif bemerkte, dass<br />

dessen Anhängerschaft sich von Tag zu Tag<br />

vergrößerte, bekam er Angst. Er lud den beliebten<br />

Führer schließlich zu einem Festmahl und tötete<br />

ihn mit vergiftetenTrauben. Imam Reza starb am<br />

letzten Tag des arabischen Monats Safar, dem 9.<br />

September des Jahres 818 und wurde an einem<br />

Ort begraben, den man später Maschhad ur-Ridha,<br />

Ort des Martyriums von Reza, nannte. An dieser<br />

Stelle entwickelte sich im Lauf der Zeit eine<br />

Großstadt, die heute mehr als 1 Million<br />

Einwohner hat.<br />

Da der Imam bei den Schiiten als Nachfolger des<br />

Propheten besonders große Verehrung genießt,<br />

besuchen sie sein Grabmal, wenn es ihnen<br />

möglich ist. Auch viele Schwerkranke pilgern<br />

dorthin, in der Hoffnung Heilung zu finden. Es<br />

gibt zahlreiche Berichte von Genesungen bei<br />

Vorige Seite: Der Eingang zum Grabmal<br />

18 Nr. <strong>33</strong><br />

Fällen, in denen die Ärzte bereits die Hoffnung<br />

aufgegeben hatten. Durch die Spenden der Pilger<br />

konnte das Grab bis heute zu einem großen<br />

Komplex erweitert werden. Die Organisation<br />

Astane Quds Razawi, die den Komplex verwaltet,<br />

führt vielfältige soziale Aktivitäten und<br />

Bildungstätigkeiten durch.<br />

Ein kurzer Überblick über die Geschichte des<br />

Mausoleums (Haram)<br />

Der Imam wurde von Ma’mun, der ihn umbringen<br />

lies, beim Grabmal seines Vaters Harun ar-<br />

Raschid begraben. Im Jahre 997 lies Sabuktakin,<br />

ein Herrscher der Qaznawidendynastie, das<br />

Grabmal zerstören und verbot die Pilgerfahrten.<br />

Später lies Beihaqi, ein bekannter<br />

Geschichtsschreiber, das Grabmal renovieren. Im<br />

Jahre 1010 lies Sultan Mahmud Qasnawi Mauern<br />

errichten und schuf somit die Grundlage für den<br />

weiteren Ausbau des Haram. 1153 wurde das<br />

Grab nochmals beim Angriff der kriegerischen<br />

Qazhaq aus Zentralasien zerstört.<br />

Im Jahre 1117 wurde von Sultan Sandschar<br />

Saldschuqi zum ersten Mal eine Kuppel über dem<br />

Grab erbaut. 1162 lies Prinzessin Tschatrkan das<br />

Innere des Gebäudes mit sechs- und achteckigen<br />

Fliesen verzieren, was aus einer Inschrift<br />

hervorgeht.<br />

1221 griff der Sohn von Dschingis Chan an und<br />

zerstörte das Grabmal, das erst im Jahre 1<strong>33</strong>4 von<br />

Sultan Muhammad Chodabande Ultschaito<br />

wiedererrichtet wurde.<br />

Im Jahre 1418 wurde die erste Freitagsmoschee,<br />

die Goharschadmoschee, neben dem Haram<br />

errichtet. 1506 wurde mit der Unterstützung des<br />

Gouverneurs der Stadt,Amir Ali Schirnawai, der<br />

erste vergoldete Iwan gebaut.<br />

Zur Zeit der Safawiden, die die erste schiitische<br />

Herrscherdynastie im ganzen <strong>Iran</strong> waren, wurde<br />

der Haram stark erweitert. Der Höhepunkt war<br />

in der Zeit von Schah Tahmasp: Er lies die Kuppel<br />

vergolden. Allerdings wurde das Gold bei einem<br />

Angriff der Usbeken unter Abdul-Mumin Chan<br />

gestohlen, was die Safawiden nicht verhindern<br />

konnten, da ihre Hauptstadt weiter westlich war:<br />

Sie befand sich unter Tahmasp in Qazwin und<br />

wurde unter Schah Abbas nach Isfahan verlegt.<br />

Dieser lies im Jahre 1601 das Gebäude<br />

wiedererrichten. Ali Reza Safawi, ein bekannter<br />

Maler, schuf einzigartige, verzierte Inschriften.<br />

Unter den nachfolgenden Dynastien der<br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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Afschariten, Zands, Qadscharen und Pahlawis<br />

wurden die Gebäude um einige Höfe erweitert<br />

und noch reichhaltiger verziert. Der Afscharite<br />

Nader Schah(1730-47), der aus Chorasan<br />

stammte, machte Maschhad für kurze Zeit zu<br />

seiner Hauptstadt.<br />

Zur Zeit des ersten Weltkriegs wurde der<br />

Komplex beim Angriff der russischen Truppen<br />

stark beschädigt. Im Jahre 1928 wurden<br />

Grünflächen um den Haram angelegt, ein<br />

Museum, ein Konferenzraum und eine Bibliothek<br />

erbaut. Seit der Islamischen Revolution wurde der<br />

Komplex stark erweitert und erhielt seine heutige<br />

Gestalt mit zahlreichen neuen Höfen. In den<br />

letzten zwanzig Jahren wurden umfangreiche<br />

Bemühungen für die Verbesserung der Nutzung,<br />

der von den Gläubigen gestifteten Gründe,<br />

Immobilien, finanziellen Mitteln und sonstigen<br />

Güter, wie Teppichen und Gold, unternommen:<br />

Es wurden die Gebäude erweitert, die sanitären<br />

Einrichtungen und die öffentlichen Speisesäle<br />

verbessert, eine Klinik und eine theologische<br />

Universität gegründet. Der gesamte Komplex<br />

umfasst heute eine Fläche von ca. 300000m² für<br />

die gottesdienstlichen, kulturellen und sozialen<br />

Aktivitäten und wird laufend ergänzt. In der Zeit<br />

der Islamischen Republik wurde die über dem<br />

Grab befindliche Einfassung komplett erneuert,<br />

versilbert und vergoldet.<br />

Die Geschichte der Einfassungen des heiligen<br />

Schreins, der „Sarih“<br />

Bis heute gab es fünf verschiedene Sarih, deren<br />

Errichtung jeweils durch Schäden am älteren<br />

notwendig wurde. Über dem Grab wurde aus<br />

Steinen eine sarkophargartige Einfassung<br />

errichtet, wodurch dessen Position besser<br />

erkennbar wird. Bei besonderen Persönlichkeiten<br />

wird als Ehrenbezeugung und zum Schutz des<br />

Heiligtums darum ein kleiner Raum aus verzierten<br />

Gittern mit einer Decke errichtet.<br />

Der älteste Sarih war aus Holzstäben, die mit<br />

vergoldeten oder versilberten metallischen<br />

Bändern verbunden wurden. Er wurde im Jahre<br />

1550 unter Schah Tahmasp Safawi erbaut. Im<br />

tourismus<br />

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Alte Ansicht vom Haram<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

19


tourismus<br />

Jahre 1893 wurde er entfernt.<br />

Der zweite Sarih aus Stahl wurde 1747 im Auftrag<br />

eines Enkels von Nader Schah errichtet. Er hatte<br />

keine Decke und die umgebenden Gitter mit ihren<br />

Fenstern wurden mit ungefähr 2000 Smaragden<br />

und Rubinen verziert.<br />

In der Zeit von Fath Ali Schah Qadschar wurde<br />

ein einfacher Sarih aus Stahl mit eine Länge von<br />

4 m, einer Breite von 3 m und eine Höhe von 2 m<br />

um den bestehenden herum gebaut.<br />

Die vierte, vergoldete und versilberte, Einfassung<br />

wurde im Jahre 1959 an Stelle der dritten errichtet.<br />

Sie hatte 4 m Länge, 3 m Breite und 3,9 m Höhe.<br />

Der fünfte Sarih wurde 1993 vom bekannten<br />

iranischen Künstler Prof. Farschtschian<br />

entworfen. Die Anfertigung erfolgte durch Prof.<br />

Chodadadzadeh Isfahani und seine Mitarbeiter. Er<br />

hat ein Gewicht von<br />

12 Tonnen, wurde mit<br />

Gold und Silber<br />

beschichtet und ist 4,8<br />

m lang, 3,7 m breit<br />

und 4 m hoch. Er<br />

wurde mit<br />

verschiedenen<br />

Quranversen und<br />

besonderen iranischen<br />

Mustern verziert.<br />

Nur bei wenigen<br />

Anlässen dürfen<br />

ausgewählte<br />

Persönlichkeiten in<br />

diesen Sarih eintreten,<br />

z. B. für dessen<br />

Reinigung, was eine<br />

große Ehre ist. Es ist<br />

auch üblich, dass<br />

Pilger durch die Gitter<br />

Geld stecken, wenn<br />

sie um die Fürsprache<br />

des Imams bei Gott für<br />

die Erfüllung ihrer<br />

Wünsche bitten.<br />

Die Geschichte der<br />

Kuppel über dem<br />

Grab<br />

Das am weitesten<br />

Der heilige Sarih<br />

20 Nr. <strong>33</strong><br />

sichtbare und auffälligste Zeichen des<br />

Mausoleums des Imams ist die vergoldete<br />

Kuppel. Im Jahre 1117 wurde vom Seldschuken<br />

Sultan Sandschar zum ersten Mal eine Kuppel<br />

über dem Grab erbaut.<br />

Heute gibt es eine zweite, die zur Zeit von Schah<br />

Abbas II. über der ersten errichtet und als<br />

Sonnenkuppel bekannt wurde. Die Höhe vom<br />

Boden bis zur Spitze beträgt 31 m. Auf den<br />

umgebenden Gebäuden gibt es acht Minarette,<br />

zwei davon sind vergoldet.<br />

Gräber bekannter Gelehrter beim Mausoleum<br />

Scheich Bahai<br />

Scheich Bahai wurde im Jahre 1529 im Libanon<br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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tourismus<br />

Minarett und Teil der Fliesendekoration des Portals<br />

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geboren. In der Zeit von Schah Abbas kam er in<br />

den <strong>Iran</strong> und wurde bei Hof zu einer bedeutenden<br />

Persönlichkeit. Er war Richter, Philosoph und<br />

befasste sich mit den islamischen Wissenschaften.<br />

Als Dichter hinterließ er 380 Verse. Darüber<br />

hinaus war er ein Mathematiker und plante das<br />

bekannte, nach ihm benannte, Bad in Isfahan.<br />

Dessen Besonderheit bestand darin, dass es durch<br />

eine kleine Flamme das ganze Jahr über gewärmt<br />

wurde. Diese wurde durch Gase, die aus den<br />

Abwasserkanälen der Stadt stammten, gespeist,<br />

was in der damaligen Zeit eine einmalige Methode<br />

war. Er verstarb im Jahre 1621 in Isfahan und<br />

wurde entsprechend seines testamentarischen<br />

Willens in Maschhad bestattet.<br />

Scheich Hurr Ameli<br />

Er wurde im Jahre 1624 in Dschabal Amel im<br />

Libanon geboren. Später ging er nach Syrien, wo<br />

er bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr weilte.<br />

Nach einer Hadsch begab er sich nach Chorasan,<br />

wo er auch blieb. Der Grund dafür war<br />

möglicherweise die Unterstützung für Schiiten<br />

im safawidischen <strong>Iran</strong> zur Zeit von Schah Abbas<br />

II. Er verfasste viele Bücher, aber sein<br />

bedeutendstesWerk ist „Wasail usch-schi’i“, das<br />

dreißig Bände umfasst und an dem er zwanzig<br />

Jahre arbeite. Es ist eine umfangreiche Sammlung<br />

von Überlieferungen und bis heute ein<br />

Standardreferenzwerk der schiitischen<br />

Theologen. Er war auch ein Mathematiker und<br />

Dichter und verfasste ungefähr 20000 Verse. Er<br />

verstarb im Jahre 1693.<br />

Scheich Tabarsi<br />

Auch er war einer von den bedeutendsten<br />

islamischen Gelehrten und wurde in der Nähe von<br />

Maschhad im Jahre 1077 in der Zeit der<br />

Seldschuken geboren. Sein bekanntestes Werk ist<br />

die Quraninterpretation Madschama’ul-bajan, an<br />

deren Fertigstellung er sechs Jahre arbeitete. Er<br />

war auch ein bedeutender Mathematiker<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

21


tourismus<br />

besonders in der<br />

Algebra. Im Jahre 1991<br />

wurde im Zuge von<br />

Straßenerweiterungen<br />

sein gesamtes Grab in<br />

den Riswan-Garten<br />

verlegt.<br />

Die Einrichtungen und<br />

Aktivitäten der<br />

„Astane Quds<br />

Razawi“-Stiftung<br />

Diese Stiftung wurde<br />

gegründet, um das<br />

Bargeld, Gold, die<br />

Grundstücke und andere<br />

wertvolle Dinge, die<br />

dem Imam gespendet<br />

wurden, optimal zu<br />

nutzen. Viele iranische<br />

Sportler schenken ihre<br />

Medaillen von<br />

internationalen<br />

Wettbewerben an diese<br />

Organisation. Mit<br />

diesem „Vermögen von<br />

Imam Reza“ werden<br />

Aktivitäten im gesundheitlichen, kulturellen,<br />

industriellen, landwirtschaftlichen und religiösen<br />

Bereich durchgeführt. Dadurch erhielten tausende<br />

LeuteArbeit und außerdem werden unentgeltliche<br />

Sozialleistungen, z. B. im Gesundheitsbereich,<br />

durchgeführt. So wurden Kliniken und Spitäler<br />

in verschiedenen Städten gegründet, in denen pro<br />

Jahr mehr als 500 000 Patienten großteils<br />

unentgeltlich betreut werden. Auch nach dem Irak-<br />

<strong>Iran</strong>-Krieg beteiligte sich die Stiftung am<br />

Wiederaufbau in den südlichen Landesteilen und<br />

ebenso nach den Erdbebenkatastrophen in Tabas<br />

und Bam.<br />

Die Stiftung gründete drei Zuckerwerke, mehrere<br />

Anlagen für die Natursteinverarbeitung, Teppichund<br />

Textilfabriken, technische Beratungsfirmen,<br />

mehrere Großbäckereien sowie andere Betriebe<br />

der Lebensmittelindustrie und investierte auch in<br />

andere Projekte und Beteiligungen. Der Zuwachs<br />

im Umfang der Tätigkeiten betrug seit der<br />

Revolution 1979 ca. 500%. Außerdem wurden im<br />

ganzen <strong>Iran</strong> ungefähr 40 öffentliche Bibliotheken<br />

22 Nr. <strong>33</strong><br />

Eine Werkstatt für handgeknüpfte Teppiche<br />

der Astane Quds<br />

gegründet. In der Provinz Chorasan und den<br />

Erdbebengebieten konnten mehr als 100 Schulen<br />

aufgebaut werden und mehr als 500 Grundstücke<br />

wurden dem Bildungsministerium für weitere<br />

Neubauten gratis zur Verfügung gestellt. Wie<br />

bereits in der letzten Nummer (<strong>Iran</strong> <strong>Info</strong>rmation<br />

32) erwähnt, werden täglich einige tausend<br />

Gratisportionen Essen bei einem Restaurant beim<br />

Haram ausgegeben. Über die Museen, die von<br />

der Stiftung im Haramkomplex betreut werden,<br />

berichteten wir in <strong>Iran</strong> <strong>Info</strong> 31.<br />

Unter folgenden Internetadressen gibt es<br />

<strong>Info</strong>rmationen in englischer und persischer<br />

Sprache sowie Bilder über den Haram und<br />

Maschhad:<br />

www.imamreza.net<br />

www.aqrazavi.org<br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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Rückblick und Ausblick<br />

Über die kulturellen Beziehungen zwischen dem Kunsthistorischen<br />

Museum und Persien<br />

von Hofrat Prof. Dr. Wilfried Seipel<br />

Die kulturellen Beziehungen zwischen Österreich und dem <strong>Iran</strong> hatten im Jahre<br />

2001 seinen besonderen Höhepunkt erreicht. Nach einem Besuch des<br />

österreichischen Bundespräsidenten Dr. Thomas Klestil im Jahr 2000 und<br />

mehreren Verhandlungsgesprächen des Generaldirektors des Kunsthistorischen<br />

Museums in Teheran, konnte am 21. November 2000 eine Ausstellung über<br />

„7000 Jahre Persische Kunst“ mit Meisterwerken aus dem iranischen<br />

Nationalmuseum in Teheran eröffnet werden. Ganz abgesehen davon, dass es<br />

seit vielen Jahrzehnten die erste kunstgeschichtlich, archäologisch bedeutsame<br />

Ausstellung Persiens im Ausland gewesen ist, die allein in Österreich von über<br />

200.000 Besuchern gesehen wurde, so sollte die Ausstellung in den darauf<br />

folgenden Jahren gleichsam eine Europareise absolvieren, die sie in weitere 7<br />

bedeutende Städte führen sollte. Nach Wien wurden die Meisterwerke der<br />

iranischen Vergangenheit in Rom, Bonn, Gent, Basel, Valencia, Sevilla, Zaragoza<br />

und schließlich aus in Lissabon gezeigt und von weit über 1 Million Besuchern bewundert. Erst im Herbst 2005<br />

waren alle Objekte wieder sicher im Nationalmuseum in Teheran gelandet und sollten von nun an wieder die<br />

Besucher dieses Museums erfreuen. Die im Zusammenhang mit dieser archäologischen Ausstellung, deren<br />

zeitlicher Rahmen von der Vorgeschichte bis ins 10. Jahrhundert reichte, geplante Fortsetzung bis in die islamische<br />

Zeit, ist zwar bis jetzt noch nicht realisiert, sollte aber nicht in Vergessenheit geraten. Von Seiten des<br />

Kunsthistorischen Museums besteht nach wie vor die Bereitschaft, in Zusammenarbeit mit den Kollegen in<br />

Persien, dieses auch in einer schriftlichen Vereinbarung mit den verantwortlichen Stellen in Teheran festgehaltene<br />

Projekt umzusetzen. Ein dafür vorgesehenes und in Aussicht gestelltes wissenschaftliches Konzept konnte<br />

allerdings bis jetzt noch nicht erarbeitet werden. Die Beziehungen zu Persien auf kultureller Ebene würden es<br />

jedenfalls verdienen, in der vor einigen Jahren begonnenen intensiven Form weitergeführt zu werden, um auf<br />

diese Weise auf die großartigen Leistungen des <strong>Iran</strong> auf kunstgeschichtlichen und historischen Gebiet<br />

hinzuweisen. Von österreichischer Seite besteht jedenfalls die Bereitschaft, die kulturellen Aktivitäten in Teheran<br />

zu unterstützen, sei es in Form von Ausstellungen, Ausstellungsbeteiligungen oder in der Beratung bei<br />

museumsspezifischen Sachfragen. Die augenblickliche politische Diskussion um den Stellenwert Persiens im<br />

internationalen Staatengeflecht sollte vielleicht stärker<br />

auch kulturelle Beziehungen nutzen, um einseitige<br />

Sichtweisen zu vermeiden. Der von einem österreichischen<br />

Architektenteam gewonnene Wettbewerb für<br />

die Neueinrichtung eines besucherfreundlichen<br />

Eingangsbereichs in Persepolis sollte auch in diesem<br />

Zusammenhang erwähnt werden, da gerade diese so<br />

bedeutende Kulturstätte des <strong>Iran</strong> ein faszinierender<br />

Austragungsort kultureller Beziehungen sein könnte. So<br />

ist es mir ein ganz besonderes Anliegen, vor allem auch<br />

auf Grund der positiven Erfahrungen im Umgang mit den<br />

kulturellen Institutionen in der Vergangenheit, auch in<br />

Zukunft die Bereitschaft beider Seiten die kulturellen<br />

Beziehungen zu verstärken wieder aufzunehmen und in<br />

neuen Projekten umzusetzen.<br />

Wir danken Hofrat Prof. Dr. Seipel für diesen Beitrag!<br />

dialog der zivilisationen<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

23


dialog der zivilisationen<br />

Jesus und Muhammad – Retter der<br />

Menschheit auch in der heutigen Zeit!<br />

Bericht von einer interreligiösen Veranstaltung<br />

Am 10. November 2006 lud die Kulturvertretung<br />

der Islamischen Republik <strong>Iran</strong> in Kooperation mit<br />

dem Islamischen Bildungs- und Kulturzentrum<br />

IBIKUZ Vertreter und Gelehrte verschiedener<br />

Religionen und Konfessionen ein, um der<br />

Verantwortung der Muslime in Europa<br />

nachzukommen und einen weiteren Anstoß zum<br />

Dialog der Zivilisationen zu geben. Das Thema<br />

der Referate und der anschließenden<br />

Podiumsdiskussion war die Rolle von Jesus und<br />

Muhammad als Retter für die Menschheit auch<br />

in der heutigen Zeit. Die dabei ausgetauschten<br />

Gedanken sollen als Basis für einen weiteren<br />

Dialog und ein fruchtbares Zusammenwirken der<br />

religiösen Kräfte in Österreich dienen.<br />

Die Veranstaltung mit einem Publikum von über<br />

100 Besuchern begann mit der Rezitation des<br />

Koran und dem Vortrag einer deutschen<br />

Übersetzung.<br />

Der Obmann des IBIKUZ, Mag. Muhammad<br />

Lanzl, leitete den mittlerweile traditionsreichen<br />

Diskussionsabend in Anlehnung an die<br />

habsburgerische Diplomatie und Heiratspolitik<br />

mit folgendem Spruch ein: „Mögen andere<br />

aufeinander losgehen, sich die Köpfe einschlagen<br />

und sogar Kriege führen, du glückliches<br />

Österreich setze auf den Dialog, lade zum<br />

Gespräch ein.“ Allerdings wies Mag. Lanzl auch<br />

darauf hin, dass der Dialog drei Bedingungen<br />

aufweisen sollte: Nämlich Orientierung an der<br />

Vernunft, Ehrlichkeit und Unerschrockenheit<br />

gegenüber den Mächtigen der Welt, wer immer<br />

diese zu unterschiedlichen Zeiten auch sein<br />

mögen.<br />

Es folgten die Begrüßungsworte des<br />

Kulturattachés der Botschaft der Islamischen<br />

Republik <strong>Iran</strong>, Mohammad Reza Nezamdoust, in<br />

persischer Sprache, die in deutscher Übersetzung<br />

vorgetragen wurde. Dabei warf Hr. Nezamdoust<br />

etliche Fragen über den Wert von Gerechtigkeit<br />

und göttlichen Offenbarungen in der heutigen<br />

Zeit auf. Er wies mit einem Zitat des Koranverses<br />

3: 64 darauf hin, dass es die gemeinsame Pflicht<br />

24 Nr. <strong>33</strong><br />

aller abrahamitischen Religionen sei, die mehr als<br />

die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen,<br />

miteinander in Dialog zu treten, um die<br />

gemeinsamen Werte zu beschützen. Sie müssten<br />

den geschichtlichen Staub von ihnen entfernen,<br />

auch auf die Gefahr hin, dass sie als rückschrittlich<br />

oder fundamentalistisch bezeichnet würden, damit<br />

die Welt nicht länger zu sehen müsste, wenn im<br />

Namen der Menschenrechte Bomben abgeworfen<br />

würden.<br />

Das erste Referat wurde von dem iranischen<br />

Gelehrten Hodschatulislam Reza Ramezani,<br />

dem Leiter des Imam Ali Zentrums in Wien, in<br />

persischer Sprache vorgetragen. Eine deutsche<br />

Übersetzung seines Vortrages wurde verteilt und<br />

konnte von dem Publikum mitgelesen werden.<br />

(Eine gekürzte Version davon finden Sie im<br />

Anschluss an diesen Artikel.) Hodschatulislam<br />

Ramezani hob vor allem die Bedeutung der<br />

Gerechtigkeit als Basis und Fundament der ganzen<br />

Existenz und Schöpfung hervor und definierte<br />

diesen oftmals missbrauchten Begriff im<br />

islamischen Sinne.<br />

Sein Hauptargument war, dass Freiheit, Frieden,<br />

Menschenwürde, Entfaltung, Barmherzigkeit und<br />

Liebe als Grundsätze und gleichzeitig als<br />

Konsequenzen von Gerechtigkeit im<br />

prophetischen Sinne zu verstehen sind. Gott hat<br />

dieWelt auf der Basis von Gerechtigkeit und dem<br />

rechten Maße erschaffen und zahlreiche Propheten<br />

entsandt, um die Grundsätze dieser Gerechtigkeit<br />

zu lehren und in der Gesellschaft<br />

wiederherzustellen, nachdem sich die Menschen<br />

ihrer selbst beraubt haben, indem sie der<br />

Unmäßigkeit und Selbstsucht gefolgt sind. Nur<br />

durch Gerechtigkeit erhält alles seinen<br />

rechtmäßigen Platz, Sinn und seine wahre<br />

Existenz. Jedes lebende Geschöpf strebt seine ihm<br />

eigeneVollkommenheit an und diese kann nur auf<br />

Basis von Gerechtigkeit erreicht werden. Jedes<br />

geschaffene Wesen und Ding ist mit besonderen<br />

Rechten ausgestattet, nur wenn diese respektiert<br />

und geschützt werden, kann Harmonie entstehen<br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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dialog der zivilisationen<br />

Von links nach rechts: Msgr. Petrus Bsteh, Hodschatolislam Reza Ramezani, Mag. Erwin<br />

Neumann, Mag. Amir Zaidan<br />

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als Vorrausetzung für die Entfaltung aller<br />

Geschöpfe.Aus diesem Grund stellt Gerechtigkeit<br />

aus der Sicht des Propheten Muhammads (sas)<br />

die Richtlinie aller individuellen, spirituellen,<br />

sowie gesellschaftlichen Angelegenheiten dar.<br />

Gerechtigkeit sollte als Richtlinie für alle<br />

Bereiche des menschlichen Lebens dienen sowohl<br />

im körperlichen, geistigen und seelischen wie<br />

auch im politischen und wirtschaftlichen Sinn.<br />

Bedingungen für diese Gerechtigkeit stellen die<br />

Grundsätze der gesellschaftlichen und geistigen<br />

Freiheit des Menschen, Brüderlichkeit,<br />

Gleichheit, Barmherzigkeit und Liebe dar.<br />

Nach den prophetischen Anweisungen muss die<br />

Basis der Gerechtigkeit also auf allen Ebenen<br />

geschaffen werden, damit Niemandem Unrecht<br />

widerfährt und die menschliche Gesellschaft ihre<br />

vollen Rechte beanspruchen kann. Diese<br />

Anweisungen der Propheten Gottes beinhalten<br />

zweiAspekte: Einerseits die Einhaltung göttlicher<br />

Gesetze und andererseits den verpflichtenden<br />

Kampf gegen jede Form von Unrecht.<br />

Sowohl Muhammad als auch Jesus (der Friede<br />

sei mit ihnen) führten diesen Kampf, lehrten ihre<br />

Anhänger sich bedingungslos für die Entrechteten<br />

und Unterdrückten ihrer Zeit einzusetzen und<br />

gegen die Mächtigen und die Unterdrücker<br />

aufzulehnen.<br />

Der nächste Vortragende war Msgr. Petrus<br />

Bsteh, der Leiter der Kontaktstelle für<br />

Weltreligionen (KWR) und Vertreter des<br />

katholischen Christentums.<br />

Msgr. Bsteh rückte die allesverzeihende Liebe<br />

Gottes in das Zentrum seines Vortrages. Diese<br />

vermag nur, wenn sie aufrichtig erfahren wird,<br />

die Menschheit zu transformieren.<br />

Msgr. Bsteh nahm in seinem Vortrag in Bezug<br />

auf die Gerechtigkeit in der Gesellschaft und die<br />

göttlichen Gesetze eine andere Position als sein<br />

Vorredner ein. Er verortete einen Unterschied<br />

zwischen Glaubens- und Gesetzesgemeinschaft<br />

und empfand einen säkularen Staat, der die<br />

Menschenrechte unabhängig von göttlichen<br />

Offenbarungen schützen solle, als bessere Basis<br />

für die freie Religionsausübung und die<br />

Verwirklichung der prophetischen Botschaften<br />

als einen theokratischen Gottesstaat.<br />

Die Gesetze und Rechte Gottes sind im<br />

historischen Wandel auf eine entsprechende<br />

Übersetzung und Interpretation angewiesen, die<br />

gemäß der Vielfalt der Menschen unterschiedlich<br />

erfolgen kann und stellen in ihrer wörtlichen<br />

Überlieferung keine geeignete Basis für eine<br />

demokratische Ordnung dar. Eine vereinfachte<br />

Weltordnung bzw. ein gleichgeschaltetes<br />

Weltethos schaffen Missverständnisse, die für<br />

manche Ideologen Vorteile und für andere<br />

Menschen Nachteile bringen. Das wäre eine<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

25


dialog der zivilisationen<br />

Entstellung der Heilsordnung Gottes, die der<br />

umfassenden Größe des Schöpfers nicht gerecht<br />

werden kann.<br />

Msgr. Bsteh sah die Hauptaufgabe von Jesus, als<br />

von Gott berufenem Verkünder, darin, die<br />

Menschheit über Ursprung, Ordnung und Ziel der<br />

Schöpfung aufzuklären. Das Herzstück seiner<br />

Botschaft ist aber die Liebe und Barmherzigkeit<br />

Gottes nicht die Gerechtigkeit und Strafe. Diese<br />

Liebe wird durch Jesus verkörpert und drückt sich<br />

so radikal aus, dass der Mensch sogar seine Feinde<br />

lieben soll.<br />

Msgr. Bsteh betonte also vor allem die<br />

Notwendigkeit des Respekts vor der Vielfalt und<br />

die allen Propheten innewohnende Botschaft<br />

radikaler Liebe. Abschließend rief er dazu auf,<br />

dass die großen monotheistischen Religionen die<br />

Macht ihrer Propheten nie wieder gegeneinander<br />

richten mögen, sondern sich gemeinsam in den<br />

Dienst der Welt von heute stellen sollten.<br />

Danach erhielt Mag. Amir Zaidan, Direktor der<br />

Religionspädagogischen Akademie in Wien<br />

(IRPA), das Wort. Als zentrale Botschaft des<br />

Propheten Muhammad (sas) betonte er vor allem<br />

denAspekt der Freiheit und des respektvollen und<br />

geschwisterlichen Umganges aller Menschen<br />

untereinander.<br />

Muhammad wurde nicht entsandt außer als Gnade<br />

für alle Geschöpfe. Und er wurde gesandt, um die<br />

moralischen Werte und das Verhalten der<br />

Menschen zu vervollkommnen.<br />

Wir sollten begreifen, dass alle Menschen<br />

Geschwister sind und wir sollten für andere nur<br />

das wünschen, was wir für uns selbst wünschen,<br />

anstatt uns gegenseitig zu richten.<br />

Da Islam alleinige Hingabe an den Schöpfer der<br />

Welten bedeutet, ist die Konsequenz daraus<br />

Freiheit zu erlangen, sich aus der Dienerschaft der<br />

Geschöpfe, aus deren Abhängigkeit oder<br />

Erpressungsversuchen zu befreien. Aber nur wer<br />

diese Hingabe verinnerlicht hat, wird frei. Diese<br />

Verinnerlichung bedeutet „Iman“ (Glaube), aber<br />

dieser Glaube im islamischen Sinn hat als Basis<br />

Wissen, Meinungsfreiheit und sogar<br />

Religionsfreiheit, die dem Islam inhärent ist. Amir<br />

Zaidan zitierte den Propheten des Islam, dass die<br />

beste Art von Dschihad ein wahres Wort gegen<br />

einen ungerechten Herrscher sei. Der Wert der<br />

Freiheit im Islam ist so hoch, dass nach der<br />

26 Nr. <strong>33</strong><br />

Eroberung Mekkas Muhammad sogar den<br />

schlimmsten Feinden die Freiheit schenkte und<br />

sie auch nicht zwang die Religion anzunehmen.<br />

Mag. Zaidan betonte, dass die Muslime heute<br />

leider vielfach dem Vorbild des Propheten nicht<br />

folgen würden, dass aber seine Botschaft ein<br />

Angebot an alle Menschen sei und er nur gesandt<br />

worden wäre, um sie von der Knechtschaft anderer<br />

Menschen zu befreien.<br />

Anschließend referierte Mag. Erwin Neumann,<br />

Pfarrer der Gustav-Adolf-Kirche, als Vertreter der<br />

evangelischen Konfession des Christentums über<br />

seine Sicht der Rolle der großen Propheten für<br />

die heutige Zeit.<br />

Neumann sah in der Angst des Menschen und in<br />

einer Atmosphäre der andauernden<br />

Unterdrückung das größte Hindernis für die<br />

Verwirklichung der Botschaft Jesu. Denn wenn<br />

die Menschen durch Angst leben und nicht durch<br />

die Liebe und die Aufrichtigkeit Befreiung<br />

erfahren haben, sind sie mit den Geboten der<br />

Fremden- und Nächstenliebe hoffnungslos<br />

überfordert. Mag. Neumann sieht in der<br />

Vergesetzlichung der Evangelien durch die<br />

verstaatlichte römische Kirche eine erneute<br />

Unterdrückung der Menschen und nicht die von<br />

Jesus versprochene Erlösung durch die<br />

grenzenlose Liebe Gottes. Indem sich die<br />

römischen Imperatoren als Vollstrecker der<br />

Gesetze Gottes aufspielten, ging die Wahrheit<br />

Gottes, die sich nur durch Liebe offenbart,<br />

zunehmend verloren und die Menschen wurden<br />

abhängig von religiösen Institutionen, die wie<br />

schon in der Zeit vor Jesus Unterdrückung und<br />

Macht ausübten, anstatt die Menschheit zu<br />

befreien und ihre Rechte und Freiheit zu schützen.<br />

Pfarrer Neumann sieht in der Botschaft<br />

Muhammads eine Reformbewegung der einen<br />

Religion Gottes, die wichtige verloren gegangene<br />

Wahrheiten der Botschaft Jesu wiederherstellen<br />

sollte, und somit auch den Christen von heute eine<br />

Möglichkeit gibt, sich neu auf das Wesentliche<br />

der Botschaft von Jesus von Nazareth zu besinnen.<br />

Im Anschluss an die Vorträge folgte eine<br />

Podiumsdiskussion, bei der das Publikum die<br />

Möglichkeit erhielt, sich aktiv in den Dialog<br />

einzubringen. Abschließend gab es bei einem<br />

multikulturellen Buffet weitere persönliche und<br />

vertiefende Gespräche.<br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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GERECHTIGKEIT AUS DER SICHT DES KORANS<br />

UND DES PROPHETEN MOHAMMAD (S. A. S.)<br />

von Hodschatulislam Reza Ramezani<br />

Gerechtigkeit ist wohl einer der schönsten<br />

Begriffe, die der Mensch kennt und verwendet.<br />

Zugleich ist diesem Begriff aber auch wie keinem<br />

anderen Unrecht widerfahren, denn alle<br />

Menschen sprechen von Gerechtigkeit, doch bei<br />

deren Verwirklichung scheint es, als ob eine<br />

Gruppe sich dem Kampf gegen die Gerechtigkeit<br />

gewidmet hätte. Aus diesem Grund war die<br />

Verwirklichung von Gerechtigkeit, Frieden und<br />

Freundschaft unter den Menschen auch die<br />

wichtigste gesellschaftliche Aufgabe der<br />

Propheten. Zu diesen Propheten zählen unter<br />

anderem die großen Propheten Moses, Jesus und<br />

Muhammad (Friede sei mit ihnen allen!).<br />

Der heilige Koran, als heilige Schrift der Muslime<br />

und als ewiges Wunder des heiligen Propheten,<br />

führt die Gerechtigkeit als eine der wichtigsten<br />

Angelegenheiten der menschlichen Gesellschaft<br />

an. Der heilige Koran verwendet für die<br />

Gerechtigkeit die beiden Begriffe „Adl“ und<br />

„Qist“.<br />

Diese beiden Begriffe finden dabei in<br />

verschiedenen Bedeutungen Verwendung. Diese<br />

umfassen:<br />

1. Gesetzliche Gerechtigkeit<br />

2. Gerechte Aufteilung<br />

3. Gerechter Teil<br />

4. Anstand<br />

5. Maßhalten<br />

6. Ausgewogenheit<br />

7. Einer Sache gerecht zu werden<br />

8. Gleichen Teil gewähren<br />

9. Recht<br />

10. Wahrheit<br />

11. Aufrichtigkeit<br />

12. Einen Mittelweg halten<br />

13. Mitte<br />

14. Absicht<br />

15. Die Welt<br />

16. Gerechtigkeit walten lassen<br />

17. Einer der Namen Gottes<br />

Als Definition der Gerechtigkeit finden wir unter<br />

anderem folgende Erläuterung: „Die<br />

Gerechtigkeit ist das, was in der Ansicht der<br />

Menschen von Beständigkeit und Wahrheit ist.“<br />

Gerechtigkeit kann als „Aufrichtigkeit“,<br />

„Beständigkeit“ und „gerader Weg“ gedeutet<br />

werden.<br />

Das Bestreben nach Gerechtigkeit entspringt der<br />

inneren Veranlagung des Menschen, basiert aber<br />

gleichzeitig auch auf seiner Vernunft und gibt<br />

dem menschlichen Dasein erst seine wahre<br />

Bedeutung.<br />

Die Gerechtigkeit ist eine Gunst, durch welche<br />

die menschliche Gesellschaft, wenn sie davon<br />

Gebrauch macht, Beständigkeit, Gleichstellung,<br />

Ausgewogenheit und Freiheit erreicht. Wenn die<br />

Gesellschaft davon aber keinen Gebrauch macht,<br />

machen sich Ungleichheit, Ungerechtigkeit,<br />

Verdorbenheit, Unfrieden und Feindschaft breit.<br />

Das Errichten von Gerechtigkeit, Frieden und<br />

Freundschaft stellt einen der wichtigsten<br />

gesellschaftlichen Aufträge der göttlichen<br />

Propheten dar. Aus diesem Grund heißt es im<br />

heiligen Koran: „Wahrlich, wir haben unsere<br />

Gesandten mit den klaren Beweisen gesandt und<br />

mit ihnen die Schrift und die Waage (die<br />

Richtlinie) herabkommen lassen, damit die<br />

Menschen für Gerechtigkeit sorgen würden…“<br />

(Surah Al-Hadid (57), Vers 25)<br />

Somit stellt die Verwirklichung der Gerechtigkeit<br />

sowohl in der menschlichen Gesellschaft als auch<br />

in den Menschen selbst eines der höchsten Ziele<br />

der göttlichen Religionen dar.<br />

Gerechtigkeit umfasst alle Bereiche des<br />

menschlichen Lebens vom Denken und der Moral<br />

bis hin zur Kultur, Wirtschaft, Politik und der<br />

Gesellschaft.<br />

Wir finden im heiligen Koran nicht nur zahlreiche<br />

Beispiele für die Bedeutung und den Wert von<br />

Gerechtigkeit in verschiedensten Bereichen des<br />

menschlichen Lebens, sondern der heilige Koran<br />

gibt auch konkrete Anweisungen dazu, wie die<br />

Gerechtigkeit in die Tat umgesetzt werden kann.<br />

Es handelt sich bei den Aussagen des heiligen<br />

Korans also nicht nur um Aussagen, in denen die<br />

Gerechtigkeit gelobt und gutgeheißen wird,<br />

sondern jeder Einzelne ist dazu aufgerufen, zur<br />

Verwirklichung der Gerechtigkeit in ihrer wahren<br />

Bedeutung und in den verschiedenen Bereichen<br />

beizutragen.<br />

N <strong>Info</strong>rmation 27<br />

dialog der zivilisationen<br />

Nr. <strong>33</strong>


dialog der zivilisationen<br />

Die Gerechtigkeit aus der Sicht des Propheten<br />

Muhammad (sas)<br />

Wir sind der Überzeugung, dass der heilige<br />

Prophet (sas) die Gerechtigkeit in Person ist.<br />

Gemäß seiner Ansicht stellt die Gerechtigkeit das<br />

Fundament der Existenz dar, indem die Schöpfung<br />

der Himmel und der Erde auf ihrer Basis<br />

stattgefunden hat. In einer Aussage von<br />

Muhammad heißt es dazu: Durch die<br />

Gerechtigkeit bestehen die Himmel und die Erde.<br />

(Al-Faiz Al-Kaschani, Muhsin; Tafsir Al-Safi. B.<br />

5, S. 107)<br />

Gemäß dieser Aussage stellt die Gerechtigkeit die<br />

Basis zur Schöpfung aller Existenz dar. Durch die<br />

Gerechtigkeit bekommt alles Sinn und Existenz.<br />

Jedes lebende Geschöpf ist auf der Basis der<br />

Gerechtigkeit erschaffen und strebt daher seine<br />

ihm eigene Vollkommenheit an. Auf der Basis der<br />

Gerechtigkeit leitet Gott alle Dinge im<br />

existenziellen Bereich seinen ihm eigenen Weg.<br />

So heißt es im heiligen Koran: [Gott ist es,] der<br />

geschaffen und wohl geformt hat, und der ein Maß<br />

gesetzt und rechtgeleitet hat. (Surah Al-A’la (87),<br />

Vers 2-3)<br />

Aus diesem Grund nennt der heilige Prophet (sas)<br />

die Gerechtigkeit als Richtlinie Gottes auf Erden<br />

und ihre Einhaltung als Faktor zur Errettung der<br />

Menschen: Die Gerechtigkeit ist die Richtlinie<br />

Gottes auf Erden. Wer sie akzeptiert, den leitet Er<br />

[oder auch sie, die Gerechtigkeit]ins Paradies,<br />

und wer sie nicht akzeptiert, den leitet Er [oder<br />

auch sie, die Gerechtigkeit] ins Feuer. (Al-<br />

Muhaddis An-Nuriy, Mustadrak-ul-Wasa’il, B. 11,<br />

S. 318)<br />

Aus diesem Grund stellt die Gerechtigkeit aus der<br />

Sicht des heiligen Propheten (sas) die Richtlinie<br />

aller individuellen sowie gesellschaftlichen<br />

Angelegenheiten dar. Sie ist Richtlinie für alles<br />

Materielle, Geistige, Körperliche, Psychische,<br />

Politische, Wirtschaftliche… Sie muss sich in den<br />

Gefühlen, den Gedanken, in den Aussagen, im<br />

Handeln, im Benehmen der Menschen<br />

widerspiegeln. Der Mensch und auch die<br />

Gesellschaft müssen gerecht empfinden, gerecht<br />

denken, gerecht sprechen, sich gerecht<br />

verhalten… Kurz gesagt, die Gerechtigkeit muss<br />

in allen Angelegenheiten des menschlichen<br />

Lebens regieren. Aus diesem Grund sagt Gott:<br />

„…und wenn ihr zwischen den Menschen richtet,<br />

dass ihr in Gerechtigkeit richtet…“ (Surah An-<br />

Nisa’ (4), Vers 58)<br />

28 Nr. <strong>33</strong><br />

Aus diesem Grund sind die Menschen dazu<br />

verpflichtet, sich die Gerechtigkeit unter allen<br />

geistigen sowie körperlichen Zuständen zur<br />

Richtlinie zu machen, sie in allen Bereichen des<br />

menschlichen Lebens zu befolgen und keinen<br />

Augenblick von ihr abzugehen.<br />

Die Grundsätze der Gerechtigkeit aus der<br />

Sicht des heiligen Propheten (sas)<br />

Aus verschiedenen Aussagen des Propheten<br />

Muhammad (sas) lassen sich Grundsätze<br />

erkennen, die zur Verwirklichung der<br />

Gerechtigkeit notwendig sind. In diesem<br />

Abschnitt gehen wir auf einige dieser Grundsätze<br />

ein.<br />

1. Gleichheit und Gleichstellung aller<br />

Menschen in ihrer Schöpfung und Existenz<br />

Der heilige Prophet (sas) weist darauf hin, dass<br />

alle Menschen, gleich von welcher Rasse sie sind,<br />

im Ursprung ihrer Schöpfung gleichgestellt sind<br />

und sich nicht unterscheiden. Die Menschen<br />

unterscheiden sich also durch nichts außer durch<br />

die Gottesfurcht. Auf diese Tatsache weist der<br />

heilige Prophet (sas) in der Abschiedswallfahrt<br />

kurz vor seinem Tod hin, indem er sagt: „Ihr<br />

Leute! Euer Herr ist einer und euer Stammvater<br />

ist einer. Ihr alle seid alle von Adam und Adam<br />

ist aus Erde. Der edelste von euch ist der<br />

Gottesfürchtigste von euch. Es gibt keine<br />

Auszeichnung für die Araber vor den<br />

Nichtarabern, außer durch die Gottesfurcht.“<br />

(Al-Harati, Abu Muhammad Hassan Ibn Ali;<br />

Tuhaf-ul-Uqul. S. <strong>33</strong>)<br />

In einer anderen Überlieferung sagt der heilige<br />

Prophet (sas): „Die Menschen sind [einander]<br />

gleich wie die Zähne des Kammes“ (Asch-<br />

Scheich As-Saduq, Muhammad ibn-u Ali Al-<br />

Qommi, man la yahdhuru-hu-l-Faqih, B. 4, S.<br />

379)<br />

Aus diesem Grund sind alle Menschen aus der<br />

Sicht der Religion in ihrer Verbindung zu Gott<br />

als seine Diener gleichgestellt, da alle Seine<br />

Geschöpfe sind. In einer weiteren Überlieferung<br />

des heiligen Propheten (sas) heißt es: „Die<br />

Geschöpfe sind alle die ‚Angehörigen’ Gottes,<br />

der beliebteste bei Gott ist also der, der seinen<br />

Angehörigen am meisten nützt.“ (Al-Hurr Al-<br />

Ameli, Muhammad ibn Al-Hassan, Wasa’il-usch-<br />

Schi’ah, B. 16, S. 344)<br />

<strong>Info</strong>rmation<br />

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Natürlich unterliegt der Glaube gewissen Kriterien.<br />

Jeder Mensch besitzt gewisse Fähigkeiten und<br />

Grenzen. Wer nun von seinen Fähigkeiten, zu<br />

glauben bzw. gottesfürchtig zu sein, Gebrauch<br />

macht, der empfindet die Anwesenheit Gottes viel<br />

stärker als jemand, der davon keinen Gebrauch<br />

macht.<br />

Es kann und darf also niemand behaupten, dass<br />

er aufgrund seiner Rasse besser sei als die anderen.<br />

2. Der Grundsatz der Freiheit<br />

Ein weiterer Grundsatz der Gerechtigkeit ist die<br />

Freiheit. Ein großartiges Geschenk, das allen<br />

Menschen zuteil geworden ist. Alle Menschen<br />

haben also das Recht, bei der Veränderung bzw.<br />

Bestimmung ihres Schicksaals mitzuwirken. Hier<br />

darf den Menschen nichts aufgezwungen werden.<br />

Kein Mensch darf seiner Freiheit beraubt und als<br />

Sklave eines anderen betrachtet werden. Der<br />

heilige Prophet (sas) weist in einer sehr schönen<br />

Aussage auf den Grundsatz der Freiheit hin. Er<br />

weist darauf hin, dass niemand auf dem Weg zu<br />

seiner Vollkommenheit durch innerliche oder<br />

äußerliche Hindernisse eingeschränkt bzw.<br />

behindert werden darf, sondern er muss gegen<br />

diese Hindernisse ankämpfen, damit er in den<br />

Genuss der gesellschaftlichen und geistigen<br />

Freiheit gelangt.<br />

3. Brüderlichkeit unter den Menschen<br />

Ein weiterer Grundsatz der Gerechtigkeit ist die<br />

Brüderlichkeit der Menschen untereinander. Da<br />

die Menschen alle von einer unendlichen,<br />

existenzgebenden Quelle abhängen, muss<br />

zwischen ihnen eine göttliche Verbindung<br />

herrschen. Die Menschen müssen sich dieser<br />

nahen Verbindung zueinander bewusst sein. Die<br />

Menschen müssen darauf achten, dass auf dem<br />

Weg zur Vollkommenheit Frieden und Ruhe<br />

vorherrschen. Sie müssen gegen jene, die andere<br />

am Erreichen der Vollkommenheit behindern,<br />

ankämpfen, weil diese versuchen diese göttliche<br />

Verbindung zu stören. Sie dürfen nicht erlauben,<br />

dass Frieden und Freundschaft aus der Beziehung<br />

der Menschen untereinander verschwindet.<br />

Natürlich gibt es leider eine Gruppe von<br />

selbstherrlichen Regenten, die aufgrund ihres<br />

ausbeuterischen Machtstrebens fortwährend<br />

versucht unter den Menschen Zwietracht zu stiften<br />

und sie gegeneinander aufzustacheln. Die<br />

Menschen aber müssen sich in jeder Situation<br />

dessen bewusst sein, dass sie zueinander Brüder<br />

und füreinander verantwortlich sind. Der heilige<br />

Prophet (sas) sagt in diesem Zusammenhang:<br />

„Hilf deinem Bruder, ob er Unrecht tut oder ihm<br />

Unrecht widerfährt. Wenn er Unrecht tut, dann<br />

halt ihn davon ab, Unrecht zu tun. Wenn ihm<br />

Unrecht widerfährt, dann unterstütze ihn.“ (Nahjul-Fasahah;<br />

S. 265-266, Überlieferung Nr. 561)<br />

4. Die Menschen beachten, um sie bemüht sein<br />

und das Augenmerk auf die Allgemeinheit<br />

legen<br />

Eine weitere Grundlage der Gerechtigkeit ist es,<br />

um die anderen bemüht zu sein. Der Mensch muss<br />

danach streben, dieses Empfinden in sich zum<br />

Leben zu erwecken. Das spiegelt sich darin<br />

wieder, dass der Mensch das, was er für sich selbst<br />

will, auch für die anderen möchte und dass er das,<br />

was er für sich selbst nicht will, auch für die<br />

anderen nicht will.<br />

Wenn sich alle Menschen dieses Grundsatzes<br />

bewusst sind, wird sicherlich kein Problem mehr<br />

die Gesellschaft bedrohen. Unter diesem Umstand<br />

werden die Menschen niemals gegeneinander<br />

Intrigen schmieden, ja nicht einmal daran denken,<br />

Intrigen zu schmieden. Dass einige Menschen<br />

sich dazu verleiten lassen, Intrigen gegen andere<br />

auszuhecken, liegt daran, dass sie sich von der<br />

Bahn der Gerechtigkeit und Menschlichkeit<br />

entfernt haben. Dabei kann es natürlich sein, dass<br />

einige Personen zwar mit dem Mund nach<br />

Gerechtigkeit rufen, sich aber kein bisschen für<br />

deren Verwirklichung einsetzen. Der heilige<br />

Prophet (sas), als Erretter der Menschheit, sagt<br />

in diesem Zusammenhang: „Der gerechteste<br />

Mensch ist jener, der für die Menschen das will,<br />

was er für sich selbst will, und der für die<br />

Menschen das meidet, was er für sich selbst<br />

meidet.“ (Madschlisi, Muhammad Baqir; Biharul-Anwar,<br />

B. 77, S. 114)<br />

5. Barmherzigkeit und Liebe zu den Menschen<br />

Ein weiterer Grundsatz der Gerechtigkeit, auf den<br />

der heilige Prophet (sas) mit Nachdruck<br />

hingewiesen hat, ist die Barmherzigkeit und Liebe<br />

zu den Menschen sowie das wohltätige Verhalten<br />

den Wohltätern und Nichtwohltätern gegenüber.<br />

dialog der zivilisationen<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

29


dialog der zivilisationen<br />

Das stellt sogar nach dem Glauben an Gott die<br />

Basis der Vernunft dar.(Nahj-ul-Fasahah; S. 496-<br />

497, Überlieferung Nr. 1636) Dabei sind die<br />

schlechtesten Menschen jene, die gegen die<br />

Menschen Feindschaft hegen. (Nahj-ul-Fasahah;<br />

S. 535, Überlieferung Nr. 1796)<br />

Zusammenfassung<br />

Kurz gesagt, die Respektierung von<br />

Gerechtigkeit,<br />

Frieden und Freundschaft unter den Menschen<br />

sind ernsthafte Anweisungen des heiligen<br />

Propheten (sas). In verschiedenen Ansprachen<br />

wies er auf diese Punkte hin und betonte, dass<br />

die menschliche Gesellschaft ohne Gerechtigkeit<br />

ihre wirklichen Rechte nicht erreichen kann. Die<br />

Basis der Gerechtigkeit muss also auf allen<br />

Ebenen geschaffen werden, damit niemandem<br />

Unrecht widerfährt. Dabei geht der heilige<br />

Prophet (sas) soweit, dass er sogar jene, die<br />

jemanden, der Unrecht tut, in seinem Unrecht<br />

unterstützen oder auch nur das, was er gegen die<br />

Gerechtigkeit unternimmt, unterstützen oder<br />

darüber schweigen, als Übeltäter bezeichnet. Der<br />

heilige Prophet (sas) weist alle Regenten an, den<br />

Menschen niemals Unrecht zu tun. Die Regenten<br />

sollen sogar in ihren Aussagen nichts weiter als<br />

die Wahrheit sprechen und ihre Versprechen<br />

einhalten.<br />

(Al-Harati, Abu Muhammad Hassan Ibn Ali;<br />

Tuhaf-ul-Uqul. S. 56)<br />

Die Gerechtigkeit bedeutet beim heiligen<br />

Propheten (sas), dass jedes Ding an jenen Ort<br />

gelang, der ihm gebührt. Wir sind dazu<br />

aufgerufen, die Menschen als gleichwertig bzw.<br />

gleichgestellt zu betrachten und uns in keinem<br />

Maß besser als die anderen zu betrachten. Diese<br />

Ansicht muss zu unserer inneren Überzeugung<br />

werden, damit wir darauf basierend in unserem<br />

persönlichen wie gesellschaftlichen Benehmen<br />

für die anderen das wollen, was wir auch für uns<br />

selber wollen und für sie das meiden, was wir<br />

auch für uns meiden.<br />

Gemäß unserer Überzeugung hat Jesus (sas) zur<br />

Verwirklichung der Gerechtigkeit sowohl die<br />

Menschheit zu diesem Grundrecht aufgerufen als<br />

auch jene, die gegen Gerechtigkeit gestanden sind<br />

und den Menschen Unrecht zugefügt haben,<br />

30 Nr. <strong>33</strong><br />

bekämpft. Mit Sicherheit ist jene Ansicht, die<br />

einige wenige Personen Jesus zuschrieben, dass<br />

er sich nicht besonders gegen das Unrecht<br />

eingesetzt habe, falsch. Aus diesem Grund setzen<br />

sich sicherlich auch die Anhänger Jesus und die<br />

Führer des Christentums so wie wir Muslime für<br />

die Verwirklichung der Gerechtigkeit ein. Auch<br />

sie verurteilen wie wir Muslime jegliches Unrecht<br />

und Unterdrückung und treten dem entgegen. In<br />

der heutigen Welt sind gläubige Menschen, ob<br />

Christen oder Muslime, aufgerufen, sich gegen<br />

Unrecht und Unterdrückung unschuldiger<br />

Menschen zu stellen, sie zu verurteilen und den<br />

Unterdrückten zu Hilfe zu eilen. Dass<br />

Gerechtigkeit zu unserem Grundprinzip gemacht<br />

werden soll, ist für jeden logisch denkenden<br />

Menschen zu begreifen und bedarf sicherlich<br />

keiner hochtrabenden Argumentation. Auf dieser<br />

Grundlage kann Frieden und Freundschaft<br />

basierend auf Gerechtigkeit unter den<br />

Gesellschaften der Welt zu neuem Leben erweckt<br />

werden. Frieden zu schaffen und ihn zu erhalten<br />

kann sicherlich nicht mit Schweigen gegenüber<br />

Unrecht und Unterdrückung einhergehen. In der<br />

heutigen Welt ist es mehr als zu jeder anderen<br />

Zeit notwendig, die Menschen, besonders die<br />

unterdrückten Völker der Welt, auf ihre<br />

Grundrechte aufmerksam zu machen, damit sie<br />

bei der Bestimmung und Veränderung ihres<br />

eigenen Schicksals mitwirken und durch das<br />

Abhalten freier Wahlen die Verwaltung der<br />

Angelegenheiten ihres Landes geeigneten,<br />

zuverlässigen und verantwortungsbewussten<br />

Personen übertragen.<br />

Gebe Gott, dass die menschlichen Gesellschaften<br />

versuchen, sich an das Benehmen und Verhalten<br />

der göttlichen Propheten, wie Noah, Abraham,<br />

Moses, Jesus und Muhammad (Friede sei mit<br />

ihnen allen!) anzunähern, damit die<br />

Voraussetzung zur Verwirklichung von<br />

Gerechtigkeit, Gleichheit und Freundschaft in<br />

ihren wahren Bedeutungen geschaffen werden<br />

kann. Gebe Allah, dass die gesamte Menschheit<br />

in den Genuss der Gerechtigkeit und ihrer<br />

Wirkungen gelangt, Unrecht und Unterdrückung<br />

in der ganzen Welt ausgemerzt werden und alle<br />

Völker ihre Grundrechte erlangen.<br />

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Die Seldschukendynastie im <strong>Iran</strong><br />

Die Seldschuken regierten im <strong>Iran</strong> vom Jahre<br />

1039 (430hq) bis 1194 (590hq). Diese Dynastie<br />

wurde durch die Turkmenen Togrol Beig und<br />

seinen Bruder Tschogri Beig nach dem Sieg über<br />

Masud, den letzten Ghasnawiden, gegründet. Die<br />

Seldschukenarmee bestand vor allem aus<br />

Turkmenen und Angehörigen der Turkvölkern,<br />

ihre Beamten waren aber mehrheitlich Perser. Die<br />

turkmenischen Seldschuken waren schon seit<br />

mehreren Generationen Muslime. Trotz ihrer<br />

Beziehungen mit der Herrschaft der Samaniden<br />

und Ghaznawiden erhielten sie ihren<br />

ursprünglichen Charakter eines<br />

wilden Hirtenvolkes, die<br />

Raubzüge in benachbarte<br />

Städte und Länder<br />

unternahmen. Nach 50 Jahren<br />

der Regierung von Togrol in<br />

Chorasan eroberten seine<br />

Nachfolger die Gebiete vom<br />

Dscheihun in Zentralasien bis<br />

zum Euphrat im Irak, Syrien<br />

und Anatolien und schufen<br />

damit 400 Jahre nach den<br />

Sassaniden ein ebenso großes<br />

Reich. Sie verbreiteten ihr Erbe<br />

und die iranische Kultur in<br />

diesem Gebiet.<br />

Bagdad und dessen Umgebung beschränkt und sie<br />

waren nur für den religionsrechtlichen Bereich<br />

verantwortlich.<br />

Nach der Festigung der Macht in Chorasan<br />

eroberte Togrol Gorgan und Tabarestan und griff<br />

dann andere Teile im nördlichen <strong>Iran</strong> an, bis er<br />

im Jahre 1054 (446 hq) auch Aserbaidschan<br />

eroberte. Im Jahre 1056 (448 hq) nahm er Bagdad<br />

ein, besiegte Malik Rahim Deilami, vor dem der<br />

Kalif geflüchtet war und brachte diesen in Ehren<br />

1060 (452 hq) zurück. Er heiratete außerdem<br />

geschichte<br />

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Gegenüber<br />

den<br />

Abassidenkalifen, die dem<br />

Namen nach die Herrscher<br />

waren, zeigten sie sich<br />

unterwürfig, solange sie ihre<br />

Bestätigung benötigten, doch<br />

als sie genug Macht hatten,<br />

führten sie sogar Kriege gegen<br />

sie. Ihr Verhalten war ein<br />

Mittelweg zwischen dem der<br />

Bujiden, die die Kalifen<br />

verachteten, und den<br />

Saminiden und Ghaznawiden,<br />

die den Herrschern in Bagdad<br />

vollständig gehorsam waren.<br />

Zumeist war die Herrschaft der<br />

Abassiden in der<br />

Seldschukenzeit aber auf<br />

Togrol-Turm, Rey<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

31


geschichte<br />

Karadsch tötete er ihn und<br />

vergrößerte dann mit der<br />

Unterstützung seines<br />

iranischen Beraters und<br />

Wezirs Chadsche Nezam ul-<br />

Mulk sein Reich. Dieser war<br />

bereits unter Alb Arslan der<br />

Gouverneur von Chorasan<br />

gewesen. Nachdem Malek<br />

Schah den Thron bestieg,<br />

kontrollierte Nezam ul-<br />

Mulk, d. h. der „Ordner des<br />

Staates“, den Herrscher und<br />

die Verwaltung. Er ist eine<br />

der bedeutendsten<br />

Persönlichkeiten der<br />

iranischen Geschichte.<br />

(siehe auch unten)<br />

Dschame‘ Moschee Isfahan<br />

seine Tochter und wurde zum Sultan ernannt. Er<br />

starb 1063 (455 hq) im Alter von 75 Jahren in der<br />

Stadt Rey. Nach ihm gelangte der Sohn seines<br />

Bruders Alb Arslan an die Regierung. Er schlug<br />

Aufstände nieder und zog gegen Georgien und<br />

Armenien. Im Jahre 1071 (463 hq) besiegte er den<br />

byzantinischen Herrscher Romanus Diogenes IV.<br />

und nahm ihn gefangen. 1073 (465 hq) überquerte<br />

AlbArsalan den Dscheihun-Fluss (Amu Darja) in<br />

Zentralasien mit 200 000 Reitern um Samarkand<br />

anzugreifen. Doch er wurde unterwegs in einer<br />

Festung von Jusuf Kutwal ermordet und ebenso<br />

wie sein Vater in Marw in Turkmenistan begraben.<br />

Nach ihm wurde sein Sohn Malek Schah gekrönt.<br />

Am Beginn seiner Herrschaft war er mit dem<br />

Widerstand seines Onkels, der Gouverneur von<br />

Kerman war, konfrontiert. In einem Krieg bei<br />

32 Nr. <strong>33</strong><br />

Malek Schah eroberte<br />

Syrien von den Fatimiden<br />

und verheiratete seine<br />

Tochter in Bagdad mit dem<br />

Kalifen Al-Muqtadi im<br />

Jahre 1087 (480 hq). Auf<br />

Einladung islamischer<br />

Rechtsgelehrter in<br />

Samarkand zog er nach<br />

Zentralasien und eroberte<br />

die Stadt. Er bestrafte den<br />

Gouverneur der Stadt, der<br />

die Bauern unterdrückt hatte<br />

und verpflichtete ihn, deren Rechte zu<br />

respektieren. Malek selbst war der Jagd und den<br />

Vergnügungen zugeneigt, während das Land<br />

wurde durch Nezam ul-Mulk regiert wurde. Der<br />

Herrscher reiste im Land umher, um sich selbst<br />

ein Bild von den Zuständen zu machen und lies<br />

Festungen und Brücken bauen. Er liebte die<br />

persische Poesie und verfasste auch selbst einige<br />

Gedichte.Am Ende seiner Herrschaft war er über<br />

die große Macht von Nezam ul-Mulk beunruhigt<br />

und als dieser auf dem Weg von Isfahan nach<br />

Bagdad im Jahre 1092 (485 hq) wahrscheinlich<br />

von einem Assassinen getötet wurde, bedauerte<br />

er es nicht. Er selbst starb kurze Zeit darauf,<br />

nachdem er bei der Jagd erkrankte.<br />

Nach ihm wurde sein Sohn Barkijarog zum<br />

Herrscher. Zu Beginn kämpfte dieser mit seinem<br />

Onkel Tutusch, den er in einer Schlacht bei Rey<br />

besiegte und umbrachte 1095 (488 hq). Barkijarog<br />

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verdankt seine Macht seiner Klugheit und der<br />

Unterstützung der Söhne von Nezam ul-Mulk.<br />

Doch es kam zu Streit mit einigen von ihnen,<br />

weshalb einer der Söhne Muajad ul-Mulk wegen<br />

seiner Unzufriedenheit zum Bruder von<br />

Barkijarog Muhammad überlief und diesen<br />

gegen ihn aufstachelte. Zwischen den beiden<br />

Geschwistern kam es innerhalb von drei Jahren<br />

zu fünf Kriegen. Doch schließlich schlossen sie<br />

1103 (496 hq) einen Friedensvertrag, in dem das<br />

Seldschukenreich geteilt wurde. Darin wurde<br />

bestimmt, dass Aserbaidschan, Aran und<br />

Armenien unter die Regierung von Muhammad<br />

kamen und Irak, Isfahan und der Norden von<br />

Persien unter die Herrschaft von Barkijarog.<br />

Doch schon nach zwölf Jahren seiner Regierung<br />

starb er 27-jährig 1105 (498 hq) an Tuberkulose.<br />

Sein vierjähriger Sohn sollte sein Nachfolger<br />

werden, doch Muhammad eroberte das ganze<br />

Land und krönte sich im gleichen Jahre zum<br />

Sultan. Er bestimmte seinen elfjährigen Bruder<br />

Ahmad Sandschar, der die gleichen Eltern hatte,<br />

zum Herrscher in Chorasan und schlug den<br />

Aufstand der Assassaniden in Isfahan nieder.<br />

Eine lange Belagerung ihrer Festung in Alamut<br />

blieb jedoch erfolglos und wurde abgebrochen.<br />

Am Ende seines Lebens griff Muhammad im<br />

Jahre 1115 (509 hq) Syrien an und kämpfte<br />

gegen die Kreuzfahrer, doch<br />

er erlitt eine Niederlage und<br />

zog sich nach Isfahan zurück.<br />

1117 (511 hq) starb er im<br />

Alter von 37 Jahren.<br />

Nach ihm wurde sein Bruder<br />

SultanAhmad Sandschar der<br />

Seldschukenherrscher, aber<br />

die Gebiete in Irak und<br />

Aserbaidschan, die<br />

Muhammad gehört hatten,<br />

erhielt sein Sohn Mahmud.<br />

Dieser erhob sich zuerst<br />

gegen seinen Onkel, doch<br />

schließlich unterwarf er sich<br />

ihm. Der Herrscher verzieh<br />

ihm, bestimmte ihn zu seinem<br />

Nachfolger und setzte ihn in<br />

den Gebieten im Irak wieder<br />

als Gouverneur ein. Ahmad<br />

Tschehel-dochteran-Turm,<br />

Imamsadeh Dschafar,<br />

Damghan<br />

Sandschar war mit verschiedenen Aufständen<br />

konfrontiert, so kam es im Jahre 1153 (548 hq)<br />

zur Erhebung der Ghazen, die später die Charasm-<br />

Schahian-Dynastie begründeten. Der Sultan erlitt<br />

eine Niederlage und geriet für die Dauer von drei<br />

Jahren in Gefangenschaft. In dieser Zeit regierten<br />

sie in seinem Namen und ganz Chorasan wurde<br />

von ihnen mit Raub und Mord überzogen. Nach<br />

seiner Freilassung kehrte er nach Marv auf den<br />

Thron zurück, aber nach kurzer Zeit starb er im<br />

Jahre 1157 (552 hq) an den Auswirkungen seiner<br />

Depressionen.<br />

Nach ihm geriet Chorasan immer mehr unter den<br />

Einfluss anderer Volksgruppen. Diese waren, wie<br />

auch die Seldschuken ursprünglich, kriegerische<br />

Reitervölker, die die zivilisierteren und reicheren<br />

Städte in dem damaligen Land, zu dem Buchara,<br />

Samarkand, Herat und Neischabur gehörten,<br />

angriffen und unter ihre Kontrolle brachten. Die<br />

Nachfahren von Muhammad, die als die<br />

irakischen Seldschuken bezeichnet wurden,<br />

konnten die verlorenen Gebiete in Chorasan auch<br />

nicht wieder gewinnen. Die Generäle von Sultan<br />

Sandschar bekriegten sich gegenseitig und der<br />

Einfluss der Charasm-Schahian wurde immer<br />

größer. Im Jahre 1194 (590 hq) wurde der letzte<br />

Seldschukenherrscher, der den Namen Togrol trug,<br />

geschichte<br />

N <strong>Info</strong>rmation Nr. <strong>33</strong><br />

<strong>33</strong>


geschichte<br />

in einem Krieg mit Takesch Charasm-Schah,<br />

getötet und damit endete ihre Dynastie in <strong>Iran</strong>.<br />

Die Assassaniden<br />

Die turkstämmigen Seldschuken waren Sunniten,<br />

obwohl ein Teil der iranischen Bevölkerung<br />

ismaelitische Schiiten waren. Eine Gruppe spaltete<br />

sich unter der Führung von Hassan Sabbah ab,<br />

die die Sunniten als Ungläubige ansah und einen<br />

Kampf gegen die Seldschuken begann. Im Jahre<br />

1090 (483 hq) errichteten sie nördlich von Qazwin<br />

am Fuße des Elbursgebirges eine Burg, die heute<br />

als Alamut-Bergfestung bekannt ist. Ihre<br />

Herrschaft als eine lokale Dynastie dauerte 160<br />

Jahre und sie ermordeten einige wichtige<br />

Persönlichkeiten der damaligen Zeit. Sie<br />

bezeichneten sich als Fadajin, d. h.<br />

Selbstopfernde.<br />

Bedeutende Persönlichkeiten in der Zeit der<br />

Seldschuken<br />

In der Regierungszeit dieser Dynastie gab es zwei<br />

wichtige Persönlichkeiten, die eine entscheidende<br />

Rolle für das Aufblühen von Kunst und<br />

Wissenschaft spielten. Der erste war der<br />

Großwezir von Malek-Schah, Nezam ul-Mulk,<br />

und der andere Imam Muhammad al-Ghazzali. In<br />

dieser Zeit entwickelten sich die persische und<br />

arabische Literatur sehr stark. Besonders bekannt<br />

unter den persischsprachigen Dichtern dieser Zeit<br />

ist Omar Chajjam, aber auch Anwari, Sanai,<br />

Nezami und auch al-Ghazzali sind bedeutend.<br />

Omar Chajjam war nicht nur ein Dichter sondern<br />

auch ein Astronom und Mathematiker. Seine<br />

Bücher wurden ins Englische, Französische und<br />

Deutsche übersetzt. Die Gedichte dieses Gelehrten<br />

waren in England im 19. Jahrhundert nach der<br />

Bibel das meistverkaufte Buch. Georg Sarton<br />

widmete in seiner „Einführung in die Geschichte<br />

der Wissenschaft“ alle 50 Jahre einem<br />

bedeutenden Forscher und die zweite Hälfte des<br />

11. Jahrhunderts benannte er nach ihm. Chajjam<br />

war einer der größten Mathematiker des<br />

Mittelalters. Er löste Gleichungen ersten, zweiten<br />

und dritten Grades. Er verfasste ein Buch<br />

„Algebra“, bekannt wurde auch sein Werk<br />

„Probleme der Mathematik“. Nach der Eroberung<br />

Persiens durch die Araber wurde der islamische<br />

Mondkalender verwendet. Malek Schah<br />

beauftragte den Gelehrten einen islamischen<br />

34 Nr. <strong>33</strong><br />

Sonnenkalender zu berechnen. Er wird seither im<br />

<strong>Iran</strong> verwendet und das neue Jahr fängt mit dem<br />

Frühlingsbeginn, Nouruz, an.<br />

Chadsche Nezam ul-Mulk, der der islamischen<br />

Rechtsschule der Schafiiten angehörte, wurde im<br />

Jahre 1018 (408 hq) bei Tus in der Nähe von<br />

Maschhad geboren. Er gründete in verschiedenen<br />

großen Städten wie Bagdad, Basra, Neischabur,<br />

Balch, Isfahan und Herat Schulen und große<br />

Bibliotheken, die nach ihm benannt wurden. In<br />

ihnen wurden die islamischen Wissenschaften<br />

unterrichtet, die damals unter der Bevölkerung<br />

sehr beliebt waren. Die berühmtesten Schulen<br />

befanden sich in Neischabur und besonders in<br />

Bagdad, wo 6000 Schüler unterrichtet wurden,<br />

die auch dort lebten. Die Finanzierung erfolgte<br />

durch eine Stiftung, die über Badehäuser, Bazare<br />

und Geschäfte verfügte. Nezam ul-Mulk verfasste<br />

auch einen berühmten Ratgeber für Herrscher<br />

über Politik, das Siasatnameh. Er wurde im Alter<br />

von 77 Jahren ermordet, sein Grab befindet sich<br />

in Isfahan im Ahmadabadviertel, wo auch acht<br />

Seldschukenkönige begraben wurden.<br />

Imam Muhammad Ghazzali, wurde im Jahre 1058<br />

(450 hq) oder 1059 (451 hq) ebenfalls in Tus<br />

geboren. Er war auch ein Schafiite und ein großer<br />

islamischerTheologe und Philosoph. Im Alter von<br />

28 Jahren wurde er bereits zum Professor. Er<br />

beherrschte die verschiedenen Wissenschaften<br />

seiner Zeit und unterrichtete in der Nezamije in<br />

Neischabur. Danach lebte er in Bagdad. In Syrien<br />

machte er im Altern von 39 Jahren eine geistige<br />

Revolution durch: Soziale Unterdrückung und die<br />

Ungerechtigkeit der Herrscher waren die Gründe,<br />

dass er sich von der Gesellschaft zurückzog und<br />

dem Sufismus zu wand. Er spendete sein<br />

Vermögen den Bedürftigen und reiste auch nach<br />

Jerusalem und Ägypten, um die Gräber heiliger<br />

Persönlichkeiten zu besuchen. Er verfasste<br />

zahlreiche Bücher. Später kehrte er nach Tus<br />

zurück, wo er 1111 (505 hq) im Alter von 55<br />

Jahren starb.<br />

Die Zeit der Seldschuken war eine Periode des<br />

Aufblühens des islamischen Sufismus. Unter den<br />

bekanntesten Meistern der damaligen Zeit waren<br />

außer al-Ghazzali Chadsche AbdullahAnsari, und<br />

Abu Said Abul-Chair. Wegen ihrer teilweise<br />

extremenAnsichten wurden einige Sufis von den<br />

Muftis der damaligen Zeit zum Tode verurteilt.<br />

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