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Albmagazin - Ausgabe Heidengraben 2/2014

Regionales Albmagazin auf der Schwäbischen Alb für die Region Heidengraben, Grabenstetten, Hülben, Erkenbrechtsweiler, Hochwang und Böhringen

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125 Jahre Kindergarten Böhringen<br />

Alb-Magazin <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2014</strong><br />

„Kindergartenzeit prägt menschliche Entwicklung maßgeblich“<br />

Ganz groß wurde die Tage in Römersteins Teilort Böhringen gefeiert. Zum 125. Geburtstag des Kindergartens strömten die<br />

Gäste nur so in die Festhalle. So ging genaugenommen dabei auch die Begrüßung durch Bürgermeister Matthias Winter in<br />

die Geschichte ein. „Heute ist ein historischer Tag“, grüßte er von der Bühne herunter. „Unser Kindergarten feiert heute sein<br />

125-Jahr-Jubiläum und Deutschland wird Weltmeister“. Wurde in Römerstein auf der Alb einen Nachmittag lang gefeiert,<br />

feierte Deutschland am besagten Sonntag als Fußballweltmeister die ganze Nacht. Der Schultes behielt Recht.<br />

Auch die Zeit für ein neues Kindergarten-Gebäude ist gekommen. Wurde im Februar dieses Jahres mit den Abbrucharbeiten begonnen, soll der neue Kindergarten auf<br />

historischem Boden – derzeit zu bestaunen als Holzmodell –, noch in diesem Jahr eingeweiht werden<br />

So manches Kind war sichtlich am Grübeln,<br />

bevor die große Geburtstagsfeier seiner<br />

geliebten Einrichtung losging: „Passen<br />

die auch alle in die Halle rein?“, fragten einige<br />

Kindergartenkinder beim großen Jubiläum<br />

am Sonntag im Juli, als sie die vielen<br />

Menschen strömen sahen.<br />

Passen auch alle in die Halle rein?<br />

Gefeiert wurde in Böhringen ganz groß<br />

und bunt – nämlich der 125. Geburtstag,<br />

der zweitältesten Kindergarteneinrichtung<br />

(nach Hülben), im Landkreis Reutlingen.<br />

Wertschätzung und großen Respekt<br />

brachte Bürgermeister Matthias Winter vor<br />

allem den engagierten Erzieherinnen mit.<br />

„Sie haben eine hohe Aufgabe. Ihre Arbeit<br />

ist eine wichtige, verantwortungsvolle und<br />

mitunter schwierige“, wie er betonte. So<br />

präge die Kindergartenzeit die mensch-<br />

liche Entwicklung maßgeblich, ist der<br />

Schultes überzeugt.<br />

Gesunder Grundstock für das Leben<br />

„Die Erzieherinnen sind wichtige Bezugspersonen<br />

in den ersten Jahren. Die Kinder lieben<br />

und haben Sie in Ihr Herz geschlossen.<br />

Ein gesunder Grundstock für das Leben“,<br />

wie er glaubt. Gerne hätte Winter schon<br />

„das große Geschenk“ mitgebracht, wie er<br />

sagt. Doch das, ein moderner, großer Kindergarten-Neubau<br />

an historischer Stelle, sei<br />

noch nicht fertig. Wurde kürzlich erst Richtfest<br />

gefeiert, so soll der neue Kindergarten<br />

aber aller Voraussicht nach noch in diesem<br />

Jahr eröffnet werden, wie Winter verriet. Mit<br />

Freuden nahm die Einrichtung derweil die<br />

500 Euro entgegen, die der Bürgermeister<br />

zum Geburtstag für „eine Neuanschaffung<br />

nach Wunsch“ mitbrachte. Er schloss mit<br />

einem Gedicht von Dante Alighieri: „Drei<br />

Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben:<br />

die Sterne der Nacht, die Blumen des<br />

Tages und die Augen der Kinder“. Deshalb:<br />

„Versuchen Sie die Welt einmal mit den Augen<br />

der Kinder zu sehen“, empfahl er den<br />

großen Gästen zum Schluss. Dass so viele<br />

gekommen waren, wertete Kindergartenleiterin<br />

Sieglinde Müller so: "Es ist ein Zeichen,<br />

dass unser Kindergarten fester Bestandteil<br />

des Dorfes ist“.<br />

In Böhringen wurde der 125. Geburtstag mit einem bunten Fest und vielen Besuchern gefeiert. Dafür mächtig ins Zeug gelegt hatten sich vor allem die Kinder. Einen teils<br />

humorigen Rückblick in die Historie des Kindergartens gab Leiterin Sieglinde Müller<br />

12 bis 15 Kinder waren früher keine Seltenheit<br />

„Mutige Vorfahren“ seien es gewesen, die<br />

1889 den Kindergarten gegründet hätten.<br />

„Und Gemeinderäte hört her: Sie haben<br />

keine Schulden gescheut und einen Kindergarten<br />

mitten im Ort gebaut“, unterstrich<br />

sie weiter. Seien 12 bis 15 Kinder<br />

pro Familie früher keine Seltenheit gewesen,<br />

so könne heute nicht davon gesprochen<br />

werden, dass der Platz für die Kinder<br />

nicht ausreiche, warf sie in die Runde.<br />

„Eine einzige Schwester mit Häuble war<br />

für 85 Kinder verantwortlich“, erinnert<br />

Müller an frühere Zeiten, in der manches<br />

wohl nicht gar so eng gesehen wurde. Das<br />

„brave Laufen am Schnürle in Reih´ und<br />

Glied“ wurde von den Kindern im Blitzlichtgewitter<br />

der Eltern für das Programm<br />

sogleich fröhlich demonstriert. „Frei herumspringen“<br />

sei ihnen sonst aber schon<br />

lieber, wie sie ihrer Leiterin leise verrieten.<br />

Schwester Marieluise Renz, die fast 40<br />

Jahre im Kindergarten ihren Dienst verrichtete,<br />

wurde von Müller besonders unter<br />

den Besuchern willkommen geheißen.<br />

Wahrlich „keinen Dornröschenschlaf“ hätte<br />

die Einrichtung seither gehalten. „Viel<br />

hat sich verändert, man hat immer mehr<br />

Wert auf Bildung gelegt“. Der Garten, die<br />

Turnhalle, das Beten, Basteln und Singen,<br />

der Morgenkreis – all´ das zähle zum täglichen,<br />

wichtigen Ritual der Kinder.<br />

Keinen Dornröschenschlaf gehalten<br />

Als man 1992 mit der Kleinkindergruppe<br />

ab drei Jahren an den Start gezogen sei,<br />

seien die Kindergartenzahlen gar „explosionsartig<br />

angestiegen“, wie Müller berichtet.<br />

Ein „Provisorium“ musste gefunden<br />

werden. „Seit 1996 hat sich das Provisorium<br />

dann gehalten“, erinnert sie im gleichen<br />

Zug. Zahlreiche Rückblicke amüsierten<br />

die Festgäste. So erfuhren sie unter<br />

anderem, dass schon manch´ nachhaltiger<br />

Heiratsantrag im Gehrock und Kindergarten<br />

über die Bühne ging. Auch dass die<br />

Leiterin selbst, ihrem heutigen Gatten vor<br />

Jahrzehnten schon im Sandkasten und in<br />

der Puppenecke des Kindergartens ihr Ja-<br />

Wort gab, bevor es Jahre später „in echt“<br />

vor den Traualtar ging. Zum großen Geburtstag<br />

brachte Irmgard Naumann dem<br />

Kindergarten die „Felix-Plakette“ mit dem<br />

zwitschernden Spatz mit, der nur an musikgeprüfte<br />

Kindergärten vergeben wird.<br />

In Böhringen zum zweiten Mal. „Singen<br />

ist schön, singen ist wichtig und ein hohes<br />

Kulturgut“, wie die Ehrenpräsidentin des<br />

Chorverbands Ludwig Uhland am Rednerpult<br />

unterstreicht. Um den Worten Nachdruck<br />

zu verleihen, wurden die Besucher<br />

sogleich in drei Chöre eingeteilt, um unter<br />

Naumanns Regie im Kanon zu singen.<br />

Text: Patricia Kozjek<br />

Fotografie: Gemeinde Römerstein (6),<br />

Patricia Kozjek (4)<br />

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