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Wissenswertes über das charakteristische Polynom

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<strong>Wissenswertes</strong> über <strong>das</strong> <strong>charakteristische</strong><br />

<strong>Polynom</strong><br />

Zunächst einmal wollen wir die Frage klären, was man überhaupt unter einem <strong>Polynom</strong><br />

(bzw. unter einer <strong>Polynom</strong>funktion) versteht:<br />

Definition eines <strong>Polynom</strong>s:<br />

Sei K ein Körper. Ein (formales) <strong>Polynom</strong> über K ist ein Ausdruck der Form<br />

n<br />

n−1<br />

f ( x) = anx + an−<br />

1x + ... + a0<br />

für a0,..., an− 1,<br />

an<br />

∈ K und x eine Unbestimmte ist.<br />

Die Zahlen a0,..., an− 1,<br />

an<br />

∈ K heißen die Koeffizienten des <strong>Polynom</strong>s f.<br />

Der Grad eines <strong>Polynom</strong>s ist definiert als<br />

deg( ) : = max( ∈ N | = 0) .<br />

f i<br />

0<br />

a i<br />

n<br />

K[ x]: = { f = a x + a x + ... + a | f ist <strong>Polynom</strong>} ist die Menge aller <strong>Polynom</strong>e über dem<br />

n<br />

n−1<br />

n−1 0<br />

Körper K.<br />

0<br />

Ein <strong>Polynom</strong> f ∈ K[ x]<br />

ist also gegeben durch eine abbrechende Folge ( a , a , a ,...) ∈ K<br />

N .<br />

0 1 2<br />

• Die Menge der <strong>Polynom</strong>funktion K[ x ] ist daher ein Untervektorraum des Vektorraums<br />

0<br />

K N der Folgen mit Einträgen im Körper K.<br />

Dabei ist die Addition komponentenweise definiert:<br />

+ : K[ x] × K[ x] → K[ x], ( f , g)<br />

֏ f + g<br />

(Addition der Koeffizienten von f und g)<br />

Die Skalarmultiplikation ist wie folgt definiert:<br />

• : K × K[ x] → K[ x], ( λ, f ) ֏ λ f<br />

(Multiplikation aller Koeffizienten von f mit λ )<br />

Eine <strong>Polynom</strong>funktion ist also <strong>das</strong>selbe wie eine Linearkombination von 1, x, x², x ³,... .<br />

Folglich ist B = (1, x, x², x³,...)<br />

(Monome) eine abzählbar unendliche Basis vom Vektorraum<br />

K[ x ] .<br />

• Die Menge der <strong>Polynom</strong>funktion K[ x ] bildet mit einer zusätzlich definierten<br />

Multiplikation einen kommutativen und nullteilerfreien Ring<br />

Die Multiplikation ist mit • : K[ x] × K[ x] → K[ x], ( f , g)<br />

֏ fg definiert.<br />

Um dies entsprechend auszurechnen, wendet man <strong>das</strong> Cauchyprodukt an:<br />

n n 2n k<br />

i j k<br />

∑ i ∑ j ∑ k k ∑ i k i<br />

i= 0 j= 0 k = 0 i=<br />

0<br />

fg = ( a x ) • ( b x ) = c x mit c : = a b −<br />

Das Nullelement ist <strong>das</strong> Nullpolynom ( 0 = 0 • 1+ 0 • x + ... ).<br />

Das Einselement lautet 1 = 1• 1+ 0 • x + ... .


Definition des <strong>charakteristische</strong>n <strong>Polynom</strong>s:<br />

Sei A = ( a ) ∈ M<br />

,<br />

( K)<br />

eine quadratische Matrix mit Einträgen im Körper K. Dann heißt<br />

ij<br />

n n<br />

P : = det( A − x • E ) =<br />

A<br />

n<br />

a − x a … a<br />

1,1 1,2 1, n<br />

⋮<br />

a − x … a<br />

2,2 2, n<br />

⋮ … … ⋮<br />

a … … a − x<br />

n,1 n,<br />

n<br />

<strong>das</strong> <strong>charakteristische</strong> <strong>Polynom</strong> von A.<br />

Die Nullstellen des <strong>charakteristische</strong>n <strong>Polynom</strong>s sind die Eigenwerte der Matrix A.<br />

Definition der Ähnlichkeit von zwei Matrizen:<br />

Zwei Matrizen A, B ∈ M<br />

n,<br />

n( K ) heißen ähnlich, wenn es eine invertierbare Matrix S ∈ GLn<br />

gibt mit<br />

−1<br />

B S AS<br />

= .<br />

Insbesondere ist eine quadratische Matrix diagonalisierbar genau dann, wenn sie ähnlich zu<br />

einer Diagonalmatrix ist.<br />

Ähnliche Matrizen haben <strong>das</strong>selbe <strong>charakteristische</strong> <strong>Polynom</strong> und insbesondere dieselbe<br />

Determinante!<br />

Wenn wir die Frage beantworten sollen, ob ein Endomorphismus diagonalisierbar ist, es<br />

aber keine darstellende Matrix gegeben ist, dann wählt man sich einfach eine bekannte<br />

B<br />

Basis B des Vektorraums und berechnet die darstellende Matrix A: = M ( ϕ)<br />

und<br />

diagonalisiert dann. Es ist dabei egal, welche Basis wir wählen. Es gilt:<br />

P = P = det( A − ϕ<br />

x • E )<br />

A<br />

n<br />

B


Der Satz von Cayley-Hamilton:<br />

Um diesen Satz einzuführen, benötigen wir etwas Vorarbeit:<br />

Im Folgenden betrachten wir, für einen festen K-Vektorraum, die Menge R : = End ( V ) aller<br />

K-linearen Endomorphismen von V. Ist V endlich-dimensional, so können wir V nach Wahl<br />

n<br />

einer Basis mit dem Standardvektorraum K und R mit dem Matrizenring M<br />

,<br />

( K )<br />

identifizieren.<br />

Sind ϕ,<br />

φ ∈ R , so ist die Summe und <strong>das</strong> Produkt folgendermaßen definiert:<br />

( ϕ + φ)( v) : = ϕ( v) + φ( v),( ϕ φ)( v) : = ϕ( φ( v))<br />

Der schöne und erstaunliche Satz von Cayley-Hamilton:<br />

Sei V ein endlich-dimensionaler K-Vektorraum, ϕ ∈ End ( V ) und P ϕ<br />

<strong>das</strong> <strong>charakteristische</strong><br />

<strong>Polynom</strong>. Dann gilt P ϕ<br />

( ϕ ) = 0 .<br />

Beispiele:<br />

K<br />

n n<br />

K<br />

Beispiel 1:<br />

⎛1 −1⎞<br />

Sei A = ⎜ ⎟<br />

⎝1 1 ⎠<br />

die darstellende Matrix. Dann gilt P = x² − 2x<br />

+ 2 .<br />

A<br />

Wir überprüfen dies:<br />

⎛1 −1⎞⎛1 −1⎞ ⎛1 −1⎞ ⎛1 0⎞<br />

PA<br />

( A) = A² − 2A + 2En<br />

= ⎜ 2 2<br />

1 1<br />

⎟⎜<br />

1 1<br />

⎟ − ⎜<br />

1 1<br />

⎟ + ⎜<br />

0 1<br />

⎟<br />

⎝ ⎠⎝ ⎠ ⎝ ⎠ ⎝ ⎠<br />

⎛ 0 −2⎞ ⎛ 2 −2⎞ ⎛ 2 0⎞ ⎛0 0⎞<br />

= ⎜ ⎟ − ⎜ ⎟ + ⎜ ⎟ = ⎜ ⎟ = 0<br />

⎝ 2 0 ⎠ ⎝ 2 2 ⎠ ⎝ 0 2⎠ ⎝0 0⎠


Beispiel 2:<br />

Sei x = c1 x<br />

1<br />

+ ... + c x , ∀ n > k (*) eine rekursiv definierte Folge und<br />

n n−<br />

k n−k<br />

V = {( x , x ,...) ∈ K<br />

N | (*)} .<br />

1 2<br />

ϕ : V →V ,( x , x ,...) ֏ ( x , x ,...) der Verschiebeendomorphismus.<br />

Sei<br />

1 2 2 3<br />

( i) ( i) ( i)<br />

⎧1,<br />

j = i<br />

Wir wählen die Basis B = ( v1 , v2,..., vk ), vi ∈ ( x1 , x2<br />

,...), x<br />

j<br />

= ⎨ .<br />

⎩0,<br />

j ≠ i<br />

B<br />

Berechne die darstellende Matrix A: = M ( ϕ)<br />

.<br />

ϕ( v1) = ϕ(1,0,0,..., c ,...) = (0,0,..., c ,...) = c v<br />

<br />

<br />

k + 1<br />

ϕ( v2) = ϕ(0,1,0,..., c ,...) = (1,0,..., c ,...) = v<br />

<br />

<br />

1<br />

+ c<br />

−1v<br />

...<br />

k + 1<br />

ϕ( v ) = ... = v + c v<br />

k k −1 0 k<br />

k k k k<br />

⎛ 0 1 ... 0 0⎞<br />

⎜<br />

⎟<br />

0 ... 1 0 0<br />

B<br />

⇒ A: = M<br />

B<br />

( ϕ)<br />

= ⎜<br />

⎟<br />

⎜ ... 0 0 1 0 ⎟<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝ ck<br />

ck<br />

−1<br />

... ... 1⎠<br />

Lemma:<br />

k k k −1<br />

Pϕ<br />

= PA<br />

= ( −1) ( x − c1x −... − ck<br />

)<br />

<br />

P ( ϕ) = P ( A) = 0 ⇔ (*)<br />

ϕ<br />

A<br />

k<br />

k k k k<br />

<strong>charakteristische</strong>s <strong>Polynom</strong> von (*)<br />

P ϕ<br />

( ϕ ) ist ein Endomorphismus ψ , also<br />

Wenn v = ( x1 , x2,...)<br />

, dann gilt:<br />

k<br />

B<br />

ψ = − ϕ − ϕ − − − ∈ .<br />

k k k 1<br />

( 1) ( c1<br />

... ck<br />

) EndK<br />

( V )<br />

ϕ( v) = ( x , x ,...), i = 0,1, 2,...<br />

i+ 1 i+<br />

2<br />

ψ ( v) = (( −1) ( x − c x −... − c x ),...)<br />

k<br />

k + 1 1 k k 1<br />

<br />

1. Eintrag<br />

= 0<br />

Analog folgt für die anderen Einträge auch, <strong>das</strong>s sie Null sind.<br />

⇒ ψ ( v) = (0,0,...)

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