Aktuelle Ausgabe komplett als PDF - Studi38
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Campus<br />
Studium<br />
offline<br />
Internet und Co. sind aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken.<br />
Doch wie lässt es sich ohne Internet und andere elektronische Begleiter<br />
studieren? Wir haben es ausprobiert.<br />
Von Marina Müller & Christina Zais<br />
Marina hat einen Tag auf Handy, PC und<br />
Fernseher verzichtet.<br />
Das erste Problem habe ich schon morgens<br />
beim Aufstehen. Was tun, wenn<br />
der Wecker mein Handy ist?! Richtig<br />
– ausschlafen! Statt meinen restlichen<br />
(späten) Morgen mit Kaffee und Internetsurfen<br />
zu verschwenden, mache ich<br />
tatsächlich was für die Uni. Dabei fällt<br />
mir die bedrückende Ruhe in der Wohnung<br />
auf. Ohne Laptop und Fernseher<br />
wird der heutige Tag ein sehr leiser werden.<br />
Auf dem Weg zur Uni verpasse ich<br />
kurzerhand meinen Bus. Hätte ich mein<br />
Handy nutzen dürfen, wäre mir das sicherlich<br />
nicht passiert.<br />
Vorlesungszeit: Während die anderen<br />
mit ihrem Handy beschäftigt sind,<br />
starre ich abwechselnd die Präsentation<br />
und mein vollgekritzeltes Blatt an. Da<br />
ich heute nur mit Büchern lernen kann,<br />
begebe ich mich anschließend in die Bibliothek.<br />
Das erste Buch habe ich recht<br />
schnell in der Lehrbuchsammlung gefunden.<br />
Mein nächstes Ziel ist ein Englisch-Wörterbuch,<br />
nach dem ich vergeblich<br />
suche. Jetzt weiß ich, warum ich<br />
mir Bücher sonst online vormerke und<br />
abhole. Der weitere Nachmittag vergeht<br />
ohne Probleme. Wieder zu Hause beschäftige<br />
ich mich mit dem Lesen meiner<br />
Lektüre. Während ich anfangs noch<br />
englische Begriffe nachschlage, wird es<br />
mir nach einiger Zeit zu mühselig und<br />
ich blicke verstohlen auf meinen Laptop,<br />
der mir in Sekunden die Wörter<br />
übersetzen könnte.<br />
Resümee:<br />
Das Lernen geht einfach langsamer voran.<br />
Auch zum Zeitvertreib sind Laptop<br />
und Co. ständige Begleiter, auf die man<br />
ungern verzichtet.<br />
Christina lernte 3 Tage ohne Internet:<br />
Tag 1: Als um 9 Uhr der Wecker klingelt,<br />
scheint die Welt noch normal.<br />
Beim Frühstück informiert mich die<br />
Zeitung über das aktuelle Tagesgeschehen.<br />
Mein Blick schweift durch die Küche<br />
und ich bleibe neben dem Modem<br />
stehen. Ein gelber Post-it „Finger weg!<br />
Alice ist im Urlaub!“ klebt an der verstaubten<br />
weißen Box und erinnert mich<br />
an mein Vorhaben. Ich fahre meinen<br />
Computer hoch. Eine Erinnerung poppt<br />
auf. „Bücher verlängern!“ Normalerweise<br />
wirkt ein Mausklick Mahnungen<br />
entgegen. Nicht heute. Mir bleibt <strong>als</strong>o<br />
nichts anderes übrig, <strong>als</strong> meine Bücher<br />
persönlich zu verlängern. In der Bibliothek<br />
treffe ich einen Kommilitonen,<br />
der mir erzählt, dass Klausurergebnisse<br />
online sind. Was sich normalerweise<br />
<strong>als</strong> praktisch und unkompliziert erweist,<br />
entpuppt sich <strong>als</strong> Albtraum. Die<br />
altbekannten Aushängetafeln haben<br />
schließlich längst ausgedient. Als wäre<br />
das nicht schlimm genug, fällt mir ein,<br />
dass heute im stud.ip die Kursanmeldung<br />
für das nächste Semester ansteht.<br />
Es überkommt mich Panik, dass ich keinen<br />
Platz bekomme, wenn ich nicht um<br />
PUNKT 15 Uhr vor dem Bildschirm sitze<br />
und im Eiltempo auf „Anmelden“ klicke.<br />
Aus der Not heraus bitte ich meine<br />
Freundin dies für mich zu tun.<br />
Tag 2: Lerntreffzeit! Zu dritt machen<br />
wir uns über unsere Skripte her. Dass<br />
gestern bereits Probeklausuren ins Netz<br />
gestellt wurden, bemerke ich erst, <strong>als</strong><br />
eine Freundin ihren frisch gedruckten<br />
Papierstapel auspackt – na toll!<br />
Tag 3: Ich bin nicht die erste, die auf die<br />
Idee kam, ohne Internet zu leben. Buchautor<br />
Christoph Koch machte das Experiment<br />
ganze 40 Tage lang und verspürte<br />
„ein ständiges Phantomvibrieren“. So<br />
geht es mir nach 48 Stunden zwar nicht,<br />
dennoch hat sich der Gedanke von der<br />
Außenwelt abgeschottet zu sein schon<br />
fest in mir verhakt. Um mich abzulenken<br />
lese ich, telefoniere, versuche produktiv<br />
zu sein. Von guter Laune kann<br />
nicht mehr die Rede sein.<br />
Tag 4 (endlich!): Alice ist wieder da,<br />
und das ist gut so!<br />
Resümee:<br />
Ist das Internet da, fühlen wir uns abgelenkt.<br />
Ist es aber weg, scheint das Studium<br />
gefährdet. Recht machen kann es<br />
uns das Internet <strong>als</strong>o nicht! Dennoch:<br />
Die Möglichkeit auf einen unbegrenzten<br />
Zugang ist nicht nur Luxus, sondern für<br />
das Studium überlebensnotwendig. #<br />
Foto: Bibliotheek Krtrijik<br />
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