Aktuelle Ausgabe komplett als PDF - Studi38
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Campus<br />
uns immer ein Alarmsignal“, kommentiert<br />
Henne das gelungene Eingreifen<br />
der Polizisten, die bereits mit einer Aktion<br />
rechneten und die Gruppe rechtzeitig<br />
abfing. „Die Ideologie werden wir<br />
aber auch durch beherzteres Eingreifen<br />
nicht aus den Köpfen der Leute bekommen“,<br />
fügt er hinzu.<br />
Auch die vom umtriebigen Hildesheimer<br />
Neonazi Dieter<br />
Riefling angemeldete<br />
Großveranstaltung „Tag<br />
der Deutschen Zukunft“<br />
am 1. Juni in Wolfsburg<br />
kann jetzt auf ein verstärktes<br />
Engagement<br />
der regionalen rechten<br />
Szene hoffen. Viele<br />
Braunschweiger dürften<br />
sich noch gut an die von rund 600<br />
Neonazis besuchte Kundgebung am<br />
Bahnhofsplatz vor zwei Jahren erinnern.<br />
Der Aufmarsch in Wolfsburg ist<br />
jetzt schon der fünfte „Tag der Deutschen<br />
Zukunft“ in Folge und gilt für die<br />
norddeutsche rechte Szene mittlerweile<br />
<strong>als</strong> eines der wichtigsten Treffen im<br />
Jahr. Als Bindeglied zwischen Subkulturen<br />
wie den Skinheads und den Hooligans,<br />
der Rechtsrockszene, den politischen<br />
Aktivisten und den Parteien hat<br />
das „Aktionsbündnis 38“ eine nicht zu<br />
unterschätzende Funktion. Sie kann aus<br />
jungen Mitläufern schnell politisch aktive<br />
Extremisten machen.<br />
Gerade deshalb ist es wichtig, dass die<br />
Gesinnung einiger Fans und Ordner von<br />
Eintracht Braunschweig seit letztem<br />
Oktober genauer geprüft wird. Mit einer<br />
80-seitigen Broschüre legte die »Initiative<br />
gegen rechte (Hooligan)-Strukturen«<br />
Identität und politische Haltung<br />
mehrerer Fans und Ordner offen. Die<br />
detailreichen Auflistungen rechter Hooligans,<br />
wie zum Beispiel der „Die fetten<br />
Schweine/ Hungerhaken Braunschweig“<br />
oder der „Nord Power Dogs“, ergänzt<br />
durch eine Auflistung rechtsorientierter<br />
Gewalttaten durch Fussballfans seit<br />
2007, erlangte großes mediales Aufsehen<br />
in ganz Deutschland. Unter anderem<br />
die taz, die Zeit und der Spiegel berichteten.<br />
Bei der Veröffentlichung der<br />
Broschüre präsentierte sich die linke<br />
„Es wird versucht<br />
jeglichen Imageschaden<br />
abzuwenden,<br />
indem<br />
man Diskussionen<br />
unterdrückt.“<br />
David Janzen, ARUG<br />
Fangruppierung UB01 nach über vier<br />
Jahren Abstinenz mit Anhängern aus<br />
Bremen und Hamburg wieder im eigenen<br />
Stadion und musste aufgrund der<br />
aufgeheizten Stimmung mit Hilfe eines<br />
massiven Polizeiaufgebots über den<br />
Gästeblock hinausbegleitet werden. Der<br />
langen Abwesenheitsphase von UB01<br />
gingen bereits Auseinandersetzungen<br />
mit anderen Fangruppierungen<br />
voraus, in<br />
dessen Folge die Fangemeinschaft<br />
von der Vereinsführung<br />
mit einem<br />
zweijährigen Stadionverbot<br />
geahndet wurde.<br />
„Ihr kommt hier nicht lebend<br />
raus!“, haben nach<br />
Angaben eines UB01-Anhängers<br />
nicht nur Fans der extrem rechten<br />
Gruppierungen gebrüllt. Die Gegenwehr<br />
bei den unpolitischen Fans, die<br />
in der Broschüre einen Angriff auf den<br />
Verein und den Versuch sahen, das Stadion<br />
<strong>als</strong> linksextreme Bühne zu missbrauchen,<br />
ist laut Janzen eine gängige<br />
Reaktion: „Es wird versucht jeglichen<br />
Imageschaden abzuwenden,<br />
indem man Diskussionen<br />
unterdrückt.“ Doch Diskussionsbedarf<br />
gibt es genug, wie<br />
die jüngsten Gewaltexzesse<br />
von rund 320 Hooligans nach<br />
dem letzten Saisonspiel der<br />
Eintracht in der Braunschweiger<br />
Innenstadt zeigen. Bei den Randalen vor<br />
dem Lokal „Movies“ in der neuen Straße<br />
wurden nach Polizeiangaben 20 Beamte<br />
durch herumfliegende Tische und<br />
Stühle verletzt. Wie Martin Schmidt,<br />
der (fiktive) Gründer der »Initiative gegen<br />
rechte (Hooligan)-Strukturen« gegenüber<br />
der taz erklärt, sollen bei den<br />
Ausschreitungen augenscheinlich Personen<br />
der rechten Hooliganszene mitgemischt<br />
haben. „Wir verurteilen diese<br />
gewalttätigen Übergriffe in aller Deutlichkeit,<br />
sie sind grundsätzlich nicht zu<br />
tolerieren. [...] Sobald die Täter identifiziert<br />
sind und feststeht, dass sie mit<br />
Eintracht Braunschweig in Verbindung<br />
stehen, werden auch wir entsprechend<br />
drastische Strafen verhängen“, lässt Eintracht-Geschäftsführer<br />
Soeren Oliver<br />
Voigt in einer Pressemitteilung verlautbaren.<br />
Auch zu den Vorwürfen es seien<br />
Hooligans aus der rechten Szene beteiligt<br />
gewesen, äußerten sich die Verantwortlichen:<br />
„Eintracht Braunschweig<br />
ist fest entschlossen, alle Möglichkeiten<br />
auszuschöpfen, um jede Äußerung<br />
von rechtem Gedankengut im Zusammenhang<br />
mit Eintracht Braunschweig<br />
zu unterbinden.“ Dass dies keine leeren<br />
Versprechen sind, macht zum Beispiel<br />
das jüngst ausgesprochene Stadionverbot<br />
für den NPD-Bundesvorsitzenden<br />
Holger Apfel deutlich. Dieser ist bekennender<br />
Eintracht-Fan und hat zum Beispiel<br />
das letzte Saisonspiel im Stadion<br />
verfolgt. Die erschreckend naiven Äußerungen<br />
des Vorsängers Thilo Götz<br />
gegenüber dem Fussballmagazin „11<br />
Freunde“, in denen er behauptet Nazis<br />
seien im Stadion geduldet, solange<br />
sie nicht auffällig werden würden, sollten<br />
wohl nun an der Vergangenheit angehören.<br />
Am Ende liegt die Verantwortung<br />
zu allererst bei uns selbst, rechte<br />
Tendenzen in unserer direkten Umgebung<br />
zu erkennen<br />
und<br />
sich ihnen<br />
entgegen zu<br />
stellen. #<br />
Foto: Zeitfixierer<br />
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