W IR SIND GENU SS · Sü d land KÃCH E · - Die Köche
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Bruno Fies I Restaurant Ferdinand I Offenburg-Bohlsbach<br />
Der Aromen-Purist<br />
Restaurant Ferdinand<br />
Gastgeber Brigitte und Bruno Fies<br />
Küchenchef Bruno Fies<br />
Festhallenstraße 16<br />
D-77652 Offenburg /Bohlsbach<br />
+49 (0)781 / 72951<br />
www.restaurant-ferdinand.de<br />
Küchen-Öffnungszeiten<br />
täglich ab 18 Uhr, Sonn- und Feiertag zusätzlich 12 bis 14.30 Uhr;<br />
Ruhetag Montag<br />
Haus, Hof und Garten<br />
<strong>Die</strong> Adresse Festhallenstraße stimmt, auch wenn es nach Wohngebiet aussieht. Dafür<br />
sitzt man im „Ferdinand“ auch tatsächlich wie zu Hause im eigenen Wohnzimmer. Das<br />
Restaurant strahlt eine heimelige und stilvolle Atmosphäre aus.<br />
Auch auf der Terrasse sitzt man wie in einem schön gepflegten Vorgarten mit regensicherem<br />
Vordach.<br />
Weniger ist meist mehr – diese Philosophie des Stararchitekten<br />
Mies van der Rohe gilt auch für Küchenchef Bruno Fies. „Ich will<br />
eindeutige Aromen auf dem Teller schmecken, kein Mischmasch<br />
und schon gar nicht zu viel des Guten.“ Dafür vom Guten nur<br />
das Beste! Nur dies zählt für Bruno Fies. Das Beste möchte er am<br />
liebsten belassen, wie es schmeckt. Salz, Pfeffer und Kräuter sollen<br />
den Urgeschmack heben, nicht verfälschen. <strong>Die</strong> Lebensmittel<br />
müssen absolut frisch, auf den Punkt geerntet sein. Dafür geht er<br />
tatsächlich noch täglich einkaufen. Alles frisch und angerichtet<br />
mit ebenso frisch geernteten Kräutern, im Sommer am liebsten<br />
aus seinem eigenen Garten.<br />
Ab 18 Uhr ist das Restaurant geöffnet, doch Bruno Fies steht fast täglich<br />
schon ab 11 Uhr in seiner Küche. Zuvor war er schon einkaufen und ließ<br />
sich dabei für seine Karte inspirieren. Fies kocht im Rhythmus der Ernten<br />
der Bauern, deren Produkte er am liebsten mit seinen im eigenen Garten<br />
gleichzeitig blühenden Kräutern verfeinert. „Das hat die Natur wohl so<br />
vorgegeben“, hat er schmackhaft erkannt, „dass die aktuellen Kräuter<br />
auch parallel immer gerade die erntezeitlichen Früchte krönen.“ Und tatsächlich:<br />
Kaum reifen die ersten Erdbeeren auf den Feldern der Ortenau,<br />
steht in seinem Garten das Maikraut ebenfalls erntereif da, ebenso die<br />
Holunderblüten oder die ersten grünen Minzeblätter. Mit diesen heimischen<br />
Kräutern kreiert Fies jährlich seine Erdbeerdesserts.<br />
Fies ist ein wahrer Kräuterhexer. In seinem eigenen Garten wachsen Estragon,<br />
Zigeunerlauch, Salbei, Eisenkraut, Bohnenkraut, Ysop, Oregano,<br />
Maikraut, Minze, Melisse, wilder Sauerampfer, Spitzwegerich, Liebstöckel<br />
und viele grüne Kollegen mehr. „Ohne Kräuter könnte ich gar nicht<br />
kochen“, sagt er und spitzt schließlich zu: „Ich würze mit den Kräutern<br />
meine Gerichte.“ Semantisch würden ihm jetzt die Germanisten sicherlich<br />
widersprechen wollen. Doch Fies winkt ab und spricht von Würzkräutern,<br />
wie Stevia, der Zucker ersetzt, oder Zitronenthymian, mit denen<br />
er Fisch säuert, mit Basilikum würzt er herzhaft seine Nudeln. Dafür<br />
verwendet er ausschließlich Basilikumblätter, verzichtet auf Pinienkerne<br />
und Parmesankäse. „Ich will den puren Basilikumgeschmack, die über-<br />
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zeugende Würzkraft steckt in den frischen Blättern“, schmunzelt er und<br />
setzt das Basilikum nur mit etwas Salz und Olivenöl zur Paste an. „Ich<br />
bin halt ein Aromen-Purist“, sagt er ernst, „ich mag keine rätselhaften<br />
Mixturen, die man am Gaumen nicht klar differenzieren kann.“<br />
Frühling und Herbst sind für den Küchenmeister die kreativsten Zeiten.<br />
Kaum grünt die Natur, ist er auf den Wiesen und sammelt seine Kräuter.<br />
„Wenn der Löwenzahn blüht, bin ich nach der Ernte gelb wie ein<br />
Chinese“, lacht er. In der Küche setzt er dann den eigenen Löwenzahnblütenessig<br />
an und macht daraus sogar einen Balsamico. „Löwenzahn-<br />
Balsamico zum frischen Kopfsalat, das ist der Hammer!“ Oder er serviert<br />
Löwenzahnblütensorbet mit Vanille, oder Schlüsselblümchenrahmeis<br />
mit einem Hauch Zitrone und Orange-Geschmack oder Panna cotta von<br />
Maikraut.<br />
Speisekarte<br />
Fies ist in seiner Küche ein leidenschaftlicher Spieler. Was ihm schmeckt<br />
führt er unkonventionell zusammen. Er ist immer auf der Suche nach<br />
neuen Geschmacksaromen und bleibt trotzdem seinem minimalistischem<br />
Anspruch treu. Drei verschiedene Menüs stehen täglich zur Auswahl.<br />
Dabei beweist er auch ein schmackhaftes Händchen im Umgang<br />
mit besonderen Gewürzen: Den Kalbsrücken verfeinert er mit Garam<br />
Masala, einer raffinierten Mischung aus Kardamom, Gewürznelken,<br />
Pfeffer und Kreuzkümmel; Spargel auch mal mit Jaipur-Curry, darin enthalten<br />
sind Bockshornkleesaat, Korianderkörner, Kurkuma, Kreuzkümmel,<br />
Chilis, Zitronengras, Ingwer, Fenchelsaat, braune Senfsaat, schwarzer<br />
Pfeffer, Kardamomsaat, Knoblauch, Macis, Galgant und Zimtblüten.<br />
Mit dem neuen fermentierten In-Gewürz Vadouvan serviert Fies gerne<br />
sein geschmortes Lamm.<br />
In den Wintermonaten beweist der Maître seine Gewürzkunst mit den<br />
exotischen Zutaten. In den Sommermonaten aber greift er lieber in das<br />
volle Grün: Mit Ysop, auch Bienenkraut genannt, reichert er seine frischen<br />
Salate an, mit Sauerampfer die Jakobsmuscheln oder mit Hopfen<br />
aus dem eigenen Garten zaubert er gar ein Sorbet vom Radlerschaum.