Bibelsaat 108 (pdf - ca. 1 MB) - Diözese Linz
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Bibel lesen - aber wie? <strong>Linz</strong>er <strong>Bibelsaat</strong> Nr. <strong>108</strong>/März 2009<br />
„So etwas<br />
tut man nicht in Israel“<br />
(2 Sam 13,12)<br />
Wie jede andere Gesellschaft kennt auch<br />
das Israel des Alten Testaments verschiedene<br />
schändliche Haltungen und Taten,<br />
die man unbedingt vermeiden soll, weil<br />
man damit nicht nur sich selbst, sondern<br />
oft auch die ganze Gemeinschaft in Verruf<br />
bringt – als Beispiel lese man nur die Geschichte,<br />
aus der das oben angeführte<br />
Zitat stammt. Darüber hinaus ist zu bedenken,<br />
dass alle Regeln des Verhaltens als<br />
Gebote Gottes gelten, so dass ein Verstoß<br />
gegen sie auch Gott selbst betrifft.<br />
Die Frage nach dem Hauptgebot<br />
Deutlich sichtbar wird dieser Doppelaspekt<br />
in den zehn Geboten vom Sinai, von denen<br />
die ersten drei unmittelbar Gott selbst,<br />
die anderen sieben aber die Mitmenschen<br />
betreffen. Mit Recht findet man sie daher<br />
(z. B. auch in unserer Pfarrkirche) auf<br />
den Tafeln des Gesetzes in dieser Weise<br />
aufgeteilt; sie stellen nach christlichem<br />
Verständnis die Grundregeln dar, welche<br />
Jesus bei der Frage nach dem Hauptgebot<br />
so zusammenfasst: „Du sollst den Herrn,<br />
deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit<br />
ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.<br />
Das ist das wichtigste und erste Gebot.<br />
Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen<br />
Nächsten lieben wie dich selbst“ (vgl.<br />
Mt 22,3440). Was das konkret bedeutet,<br />
hat Jesus in der Bergpredigt ausführlich<br />
dargelegt, wobei als Grundmaß (– wie<br />
schon im Alten Testament –) gilt: „Ihr sollt<br />
vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer<br />
Vater ist.“ (Mt 5,48; vgl. Lev 19,2)<br />
Nachahmung Gottes<br />
Paulus hat die geforderte Nachahmung<br />
Gottes im Hinblick auf Christus erweitert,<br />
SS<br />
Sonnenaufgang am Moseberg<br />
indem er sagt: „Ihr seid mit Christus auferweckt;<br />
darum strebt nach dem, was im<br />
Himmel ist …“ (Kol 3,1). Daher mahnt er,<br />
den üblichen irdischen Lebensstil abzulegen<br />
– „die Unzucht, die Schamlosigkeit, die<br />
Leidenschaft, die bösen Begierden und die<br />
Habsucht, die ein Götzendienst ist“ (3,5) –<br />
und an Stelle dessen sich zu bekleiden „mit<br />
aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut,<br />
Milde, Geduld“, denn „ihr seid von Gott<br />
geliebt, seid seine auserwählten Heiligen<br />
… vor allem aber liebt einander, denn die<br />
Liebe ist das Band, das alles zusammenhält<br />
und vollkommen macht.“ (3,12.14)<br />
Franz D. Hubmann<br />
Zur Person:<br />
Univ.-Prof. Dr. Franz D. Hubmann<br />
lehrt an der Kath.-Theol.<br />
Privatuniversität <strong>Linz</strong> Altes Testament<br />
und arbeitet ehrenamtlich<br />
im <strong>Linz</strong>er Bibelteam mit.<br />
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