Marketing-experte bert Moore s. 24 Der ... - Deutsche Bahn AG
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interview<br />
<strong>Marketing</strong>-<strong>experte</strong><br />
<strong>bert</strong> <strong>Moore</strong> s. <strong>24</strong><br />
Dow<br />
<strong>Der</strong> Chemiegigant<br />
aus den UsA setzt<br />
auf die schiene s. 32<br />
oktoberfest<br />
nachschub auf der<br />
Mega-Party s. 42
Yes.<br />
Wie man die Umwelt schützen kann:<br />
ein Thema der neuen DB Schenker-Kampagne.
Liebe Geschäftspartner und<br />
Freunde von Db Schenker,<br />
grün reden oder<br />
nachhaltig handeln? Sie<br />
können sich vorstellen, dass<br />
wir uns dieses spannende<br />
Thema nicht entgehen lassen.<br />
Ab Seite 12 zeigen wir,<br />
warum nachhaltige Logistik<br />
und umweltfreundliche<br />
Verkehrsnetze für DB Schenker schon lange<br />
strategische Themen sind.<br />
Strategisch neu ausgerichtet haben wir<br />
uns ja erst kürzlich, als wir unsere Leistungen<br />
und Angebote unter der Marke DB Schenker<br />
vereinheitlicht haben. Diese Neuausrichtung<br />
verdeutlichen wir jetzt mit einer weltweiten<br />
Kampagne. Ab Seite <strong>24</strong> erklärt Bert <strong>Moore</strong>,<br />
strategischer Kopf der internationalen<br />
Agentur Lowe Worldwide, die Bedeutung<br />
von Marken im globalen Wettbewerb.<br />
Integrierte Services für die Industrie<br />
sind weiterhin ein Standbein in unserem<br />
Geschäft. Am Beispiel Dow wollen wir Ihnen<br />
ab Seite 32 zeigen, wie einer der größten<br />
Chemiekonzerne der Welt seine Logistik<br />
aufbaut. Und natürlich, welche Rolle DB<br />
Schenker auf dem sichersten Transportweg –<br />
der Schiene – bei den Dow-Supply-Chains<br />
übernimmt.<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />
Vielleicht freut es Sie so wie uns, dass unser<br />
Magazin „logistics“ die Silbermedaille beim<br />
internationalen Astrid-Award, der von einer<br />
renommierten Designjury vergeben wird,<br />
gewonnen hat.<br />
Ihre<br />
Dr. Antje Lüssenhop<br />
Leiterin Kommunikation<br />
DB Schenker<br />
Fotos: Titel/S.2/3: Kai Uwe Gundlach, Scholz & Friends S. 4/5: M. Lautenschläger, Lowe Worldwide Grafik: KircherBurkhardt Infografik (2)<br />
{ Bert <strong>Moore</strong>, Lowe Worldwide }<br />
»Als Marke<br />
glaubwürdig<br />
wahrgenommen<br />
zu werden,<br />
schafft einen<br />
unglaublichen<br />
Wert.« <strong>24</strong><br />
Vision<br />
38 Kampagne<br />
Wie entsteht weltweites<br />
<strong>Marketing</strong>?<br />
Hintergründe zur<br />
neuen DB Schenker-<br />
Kampagne<br />
Wie funktioniert …<br />
der Aufzug ins All? 10<br />
Nachhaltigkeit<br />
Inhalt September 2008<br />
Grüne Logistik in Trend: Viele Unternehmen<br />
kompensieren nur den Schadstoffausstoß ihrer<br />
transportketten. Db Schenker kann jedoch<br />
auf die umweltfreundliche bahn verweisen 12<br />
solution<br />
32 Dow<br />
Wie einer der größten<br />
Chemiekonzerne der<br />
Welt bei der Logistik<br />
auf die <strong>Bahn</strong> setzt<br />
42 Oktoberfest<br />
Sechs Millionen Menschen<br />
feiern in München.<br />
Ein paar sorgen<br />
für den Nachschub<br />
48 Rumänien<br />
DB Schenker zeigt in<br />
ganz Südosteuropa bis<br />
zum Schwarzen Meer<br />
Präsenz<br />
News<br />
Aktuelle Informationen 6<br />
Wie funktioniert ...<br />
… der Aufzug ins All? 10<br />
People<br />
mitarbeiter weltweit 28<br />
Update<br />
Fakten, trends und News 46<br />
Globetrotter<br />
Dr. Nor<strong>bert</strong> bensel unterwegs<br />
auf den märkten der Zukunft 50<br />
Impressum 47<br />
Sie suchen einen Ansprechpartner?<br />
Unsere Adressen finden<br />
Sie auf Seite 49<br />
4 | Logistics Logistics | 5
News<br />
Route Dubai–Hahn–Toledo gestärkt<br />
■ Das Angebot liegt im Trend: DB Schenker<br />
verdoppelt die Kapazitäten auf der<br />
Strecke zwischen Dubai, Frankfurt/<br />
Hahn und Toledo, Ohio/USA. Zehn Monate<br />
nach Start des Rundfluges bietet<br />
DB Schenker nun einen zweiten Flug<br />
an. Grund: die große Nachfrage.<br />
„Die Erfahrungen der letzten Monate<br />
haben gezeigt, dass unser Angebot eine<br />
interessante Lösung für die Lieferketten<br />
der Branchen Elektronik, Automotive,<br />
Maschinenbau sowie Bekleidung<br />
Luftfracht: Auf dem Flughafen<br />
Toledo wird eine Maschine für den<br />
Flug nach Europa beladen<br />
6 | Logistics<br />
ist“, sagt Dr. Thomas C. Lieb, Vorstandsvorsitzender<br />
der Schenker <strong>AG</strong>.<br />
Nun fliegt jeden Samstag und Mittwoch<br />
je eine Maschine von Dubai über Frankfurt/Hahn<br />
nach Toledo und zurück.<br />
Seit Juni vergangenen Jahres verbindet<br />
DB Schenker mit diesem regelmäßigen<br />
Rundflug die Märkte in Asien, Europa<br />
und USA aus einer Hand. Über den Zwischenstopp<br />
in Frankfurt/Hahn können<br />
Waren direkt in das europäische<br />
Verkehrsnetz von DB Schenker einge-<br />
bunden werden. Umgekehrt gelangen<br />
Güter aus dem europäischen Netz rasch<br />
in die USA. Toledo ist einer der zentralen<br />
DB Schenker-Knotenpunkte für<br />
das US-Verkehrsnetz. <strong>Der</strong> Luftfrachtservice<br />
ist eng mit einem intermodalen<br />
Logistikangebot auf den Hauptstrecken<br />
von Asien nach Europa verbunden:<br />
DB SCHENKER skybridge kombiniert<br />
günstige Seefrachtkosten und niedrige<br />
CO₂-Emissionswerte mit dem Tempo<br />
der Luftfracht.<br />
Fotos: W.Burgess/AP, Pixar, DB <strong>AG</strong> (3)<br />
Shanghai: Blick auf Chinas Boomtown. Hier präsentiert sich auf der Expo 2010 die Welt<br />
Sydney: <strong>Der</strong> Papst im Papamobil. DB<br />
Schenker hat den Transport organisiert<br />
Come together<br />
„down under“<br />
■ <strong>Der</strong> Papst lud ein – und die Jugend<br />
der Welt traf sich in Australien. Seit<br />
1984 von der katholischen Kirche<br />
organisiert, ist der World Youth Day<br />
das weltweit größte Jugendevent. In<br />
Sydney versammelten sich im Juli<br />
rund 230 000 Menschen, um Papst<br />
Benedikt XVI. live zu erleben. Eine<br />
Herausforderung für DB Schenker, offizieller<br />
Logistiker des Events. Neben<br />
275 000 Rucksäcken und Millionen<br />
von Lunchpaketen gehörte auch das<br />
Papamobil zu den Transportgütern<br />
von Schenker Australia Pty Ltd.<br />
Planung für<br />
Expo 2010<br />
■ Schenker China Ltd. ist für die Weltausstellung<br />
Expo 2010 in Shanghai<br />
als Logistikdienstleistungspartner<br />
ausgewählt worden. „Die Zusammenarbeit<br />
von den Organisatoren<br />
der Expo 2010 und Schenker China<br />
Ltd. ist großartig“, sagt Karl-Heinz<br />
Emberger, Geschäftsführer von DB<br />
Schenker in Zentral- und Nordchina:<br />
„Wir werden mit unseren Dienstleistungen<br />
für eine erfolgreiche<br />
Weltausstellung in China sorgen.“<br />
Motto der Expo von Mai bis Oktober<br />
2010 ist „Better City, Better Life“.<br />
www.expo2010china.com<br />
„<strong>Der</strong> Letzte räumt die Erde auf“<br />
■ WALLΑE steht für Waste Allocation<br />
Load Lifter Earth Class und ist für<br />
Logistiker ein elektronischer Kollege<br />
aus der Entsorgungsbranche.<br />
Gleichzeitig ist wallΑe ein Ani-<br />
Kollege WALLΑE entwickelt in<br />
der Entsorgungsbranche Gefühle<br />
Shootingstar: WALLΑE<br />
und das DB Schenker<br />
Management in Mexiko<br />
mationsfilm aus dem Hause Pixar,<br />
in dem der kleine Roboter die unbewohnbare<br />
Erde aufräumt, Gefühle<br />
entwickelt und sich in ein fremdes<br />
Wesen verliebt. Mit mehr als 62,5<br />
Millionen US-Dollar Einnahmen am<br />
Eröffnungswochenende wurde der<br />
Film Spitzenreiter der US-Kinocharts.<br />
Für die Walt Disney Imagineering<br />
brachte DB Schenker den OriginalwallΑe<br />
per Luftfracht von Kalifornien<br />
zur Promotiontour nach Mexiko<br />
und anschließend wieder zurück.<br />
Logistics | 7
Staatsakt: <strong>Der</strong> deutsche Bundespräsident Horst Köhler (m.) mit Peter Tamm (l.) und<br />
Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole von Beust bei der Eröffnung des Museums<br />
Maritimes Hamburg<br />
■ <strong>Der</strong> Umzug der weltweit größten<br />
privaten Sammlung zur Schifffahrtsgeschichte<br />
in das neue Museumsgebäude<br />
ist vollbracht. Über zehn<br />
Monate zogen sich die Transporte<br />
hin, nun stehen die mehr als eine<br />
Million Sammlerstücke – darunter<br />
1 000 Schiffsmodelle, 5 000 Gemälde<br />
und Grafiken sowie 120 000 Bücher –<br />
im Hamburger Kaispeicher B. „<strong>Der</strong><br />
Museumsumzug war der Höhepunkt<br />
unserer langjährigen Arbeit für die<br />
Sammlung von Herrn Tamm“, so<br />
Schwertransporte: Brücken und<br />
Straßen mussten speziell für den<br />
Transport neu gebaut werden<br />
8 | Logistics<br />
Dr. Nor<strong>bert</strong> Bensel, Chef von DB<br />
Schenker. Mehr als vier Jahre haben<br />
die Fachleute denUmzug vorbereitet<br />
(siehe auch Logistics 4-2007). Erstmals<br />
setzte DB Schenker bei einem<br />
Projekt dieser Art Funk-Chips (RFID)<br />
ein, um die Objekte lückenlos überwachen<br />
zu können. Stiftungsgründer<br />
Peter Tamm: „Unsere langjährigen<br />
Erfahrungen mit DB Schenker haben<br />
sich hier aufs Beste bewährt.“<br />
www.internationalesmaritimes-<br />
museum.de<br />
Perus größtes Gas-Projekt<br />
■ <strong>Der</strong> Rohstoffboom ist für manche<br />
Staaten ein großer Segen. <strong>Der</strong>zeit baut<br />
der US-Anlagenbauer CB&I für das<br />
Konsortium Peru LNG die landesweit<br />
größte Gasverflüssigungsanlage in<br />
Pampa Melchorita, etwa 170 km südlich<br />
von Lima. DB Schenker Global<br />
Projects ist für die Transporte der vielen<br />
Industriegüter verantwortlich,<br />
die für den Bau dieser komplexen<br />
Anlage erforderlich sind. Das Projekt<br />
umfasst den Transport von 230 000<br />
Frachttonnen überdimensional großer<br />
Schwerlastgüter wie z. B. Wärmeaustauscher,<br />
Druckluftbehälter,<br />
aber auch Rohre und Ventile. Eine<br />
ganz besondere Herausforderung für<br />
den Schwerlastverkehr ist bei dem<br />
Spektakel<br />
der Macht<br />
■ Krönungen und Kniefälle, Küsse<br />
und Handschläge: Rituale und symbolische<br />
Handlungen prägen unsere<br />
Gesellschaft und sind über die Medien<br />
täglich präsent. Welchen enormen<br />
Stellenwert öffentliche Machtgesten<br />
schon in der Vergangenheit hatten,<br />
zeigt bis Anfang Januar 2009 das<br />
Kulturhistorische Museum in Magdeburg.<br />
Für die Ausstellung transportierten<br />
die Museumslogistiker<br />
von DB Schenker kostbare Exponate<br />
aus zahlreichen europäischen Sammlungen<br />
nach Ostdeutschland.<br />
www.spektakeldermacht.de<br />
Bamberg: Papst Benedikt VIII. krönt Heinrich II.<br />
zum Kaiser. Gemälde aus dem 15. Jh.<br />
Projekt der Bau von Umgehungsstraßen<br />
über Flüsse, deren Brücken<br />
dem Gewicht der Ladung nicht<br />
standhalten, sowie die Einholung<br />
der Erlaubnis zur vorübergehenden<br />
Sperrung wichtiger Landesstraßen<br />
wie beispielsweise der Transamericana.<br />
Bei DB Schenker garantieren<br />
die verantwortlichen Teams in Lima,<br />
Houston und London die optimale<br />
Logistik rund um das Großprojekt.<br />
www.perulng.com<br />
Fotos: Marcus Brandt/dpa, Kulturhistorisches Museum Magdeburg, DB <strong>AG</strong> (2)<br />
Strom von der Sonne: Die Mechatroniker aus Europa nach vollbrachter Arbeit. Nun können die<br />
Lehrer auch abends korrigieren und lesen<br />
Solarenergie hilft Burkina Faso<br />
■ Hier ist jede Hilfe willkommen: Das<br />
westafrikanische Burkina Faso gehört<br />
zu den ärmsten Ländern der Welt.<br />
Dort hat DB Schenker-Mitarbeiter<br />
und BA-Student Julian Wallach mit<br />
zwölf weiteren angehenden Mechatronikern<br />
der Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
im Februar diesen Jahres<br />
dafür gesorgt, dass in zwei Orten nun<br />
auch abends das Licht angeht. Die<br />
Schulen von Minissia und La-Toden<br />
erhalten nun endlich Strom – über<br />
Solaralagen. „Vorher mussten die<br />
Lehrer abends mit Kerzen arbeiten“,<br />
sagt Wallach. Solarenergie dient in<br />
Afrika häufig zur Stromversorgung<br />
von Krankenhäusern oder Schulen.<br />
„Zwei Monate haben wir das Projekt<br />
vorbereitet“, sagt Wallach. Initiiert<br />
und logistisch unterstützt wurde das<br />
Projekt von der französischen Hilfsorganisation<br />
„Alsace Burkina Faso“<br />
(AlFa). Allein zwei Wochen dauerte<br />
die Anreise aus dem Elsass über Spanien,<br />
Marokko, Mauretanien, Mali<br />
nach Burkina Faso. 6 800 Kilometer<br />
legte die Gruppe mit drei Autos und<br />
zwei Kleinlastern zurück. „So konnten<br />
wir viel mehr Material mitnehmen“,<br />
erklärt Wallach. Innerhalb von vier<br />
Tagen waren die Anlagen montiert.<br />
„Wir haben außerdem in den Lehrerzimmern<br />
Computer eingerichtet“, so<br />
Wallach. „Während der Einführung<br />
hingen Schüler und Lehrer an den Lippen<br />
unseres IT-Spezialisten.“ Retour<br />
ging es mit dem Flugzeug nach Basel.<br />
www.burkina08.eu<br />
Nachgehakt<br />
Truckerpleiten<br />
in<br />
den USA<br />
Die hohen Dieselpreise<br />
bereinigen den Markt – mit<br />
schwerwiegenden Folgen<br />
■ Als wir im vergangenen Jahr Bill Graves,<br />
den Präsident der American Trucking<br />
Associations, interviewten, da<br />
waren seine Probleme relativ einfach:<br />
zu wenig Fahrer. Damals aber zahlten<br />
Trucker 2,75 US-Dollar pro Gallone<br />
(3,8 l) Diesel. Ein Jahr später zahlten sie<br />
schon 4,00 US-Dollar und Graves bat<br />
US-Präsident George W. Bush schriftlich,<br />
Treibstoff aus der 700 Millionen<br />
Gallonen umfassenden strategischen<br />
Reserve (SPR) auf den Markt zu bringen:<br />
„Bitte helfen Sie den Truckern und<br />
der gesamten Wirtschaft, die Blase auf<br />
dem Rohölmarkt zu überstehen.“<br />
Zwei Monate später entschied der US-<br />
Kongress, tägliche Lieferungen über<br />
70 000 Barrel (159 l) für die SPR auf<br />
den Markt zu lenken, um die Preise zu<br />
stabilisieren. Das war nicht genau das,<br />
was Graves erwartet hatte. Aber die<br />
Idee war richtig – obwohl wirkungslos.<br />
Denn im Juli sprangen die Spritpreise<br />
auf mehr als 4,85 US-Dollar und drückten<br />
damit die Gewinne der Trucker auf<br />
Null. Tausende kleiner Spediteure gingen<br />
Pleite. Fast eintausend mittelständische<br />
Firmen mussten in den ersten<br />
vier Monaten des Jahres 2008 schließen.<br />
Und noch immer will die Regierung<br />
keinen Treibstoff aus der SPR auf<br />
den Markt bringen.<br />
Experten sagen daher voraus, dass drei<br />
Prozent der amerikanischen Lkw-Flotte,<br />
also rund 45 000 Fahrzeuge, in einem<br />
Jahr verschwunden sein werden.<br />
Viele dieser gebrauchten Trucks werden<br />
an die jungen Volkswirtschaften<br />
in Osteuropa und Russland verkauft.<br />
Das bedeutet aber auch, dass weniger<br />
Trucks zur Verfügung stehen, wenn<br />
die US-Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt.<br />
Für Graves zeichnet sich daher<br />
das nächste Problem ab: „Wir stecken<br />
wirklich in einem Teufelskreis.“<br />
Logistics | 9
Wie funktioniert ...<br />
... der Aufzug ins All?<br />
Die Idee ist so einfach wie faszinierend: Ein Fahrstuhl<br />
bringt für einen Bruchteil der derzeitigen Kosten und<br />
Risiken Güter ins Weltall. Physiker, Ingenieure und<br />
Visionäre in der ganzen Welt arbeiten derzeit an<br />
dem spektakulären Vorhaben, einen Fahrstuhl<br />
ins All zu entwickeln, der die Logistik von<br />
Weltraumflügen revolutionieren könnte. Was ist<br />
dran am Konzept dieses kosmischen Lifts?<br />
1. Basisstation<br />
Die meisten Planungen gehen von einer Basisstation aus, die für<br />
die Verladung von Gütern in den Lift und als Ankerplatz dient. Die<br />
Station kann fest verankert auf einem Berg stehen oder sich mobil<br />
wie ein großes Seeschiff bewegen. Aus Sicherheitsgründen wird die<br />
Basisstation vermutlich an einem eher isolierten Ort stehen: zum<br />
Beispiel auf einem Berg oder einer Insel.<br />
2. Kraft- und Leitstrahl<br />
Riesige Laserstrahler an der Basisstation sind<br />
auf die Photozellen an der Aufzugplattform<br />
gerichtet. Die Photozellen liefern den Elektromotoren<br />
des Aufzugs genügend Energie,<br />
um am Leitkabel emporzuklettern. <strong>Der</strong>zeit<br />
forschen Wissenschaftler noch an anderen<br />
Energiequellen: Solarenergie und Kernkraft.<br />
Solarpaneele<br />
Höhe<br />
100.000 km<br />
36.000 km<br />
500 km<br />
30 km<br />
3 km<br />
Seildehnung<br />
Laufkralle<br />
4. Aufzug<br />
2010<br />
Ladungen bis zu 13 Tonnen Gewicht<br />
können über den automatischen Aufzug<br />
ins All gebracht werden. <strong>Der</strong> Aufzug wird<br />
von einem Leitkabel geführt, an dem er<br />
mit Tempo 320 km/h emporsaust.<br />
2015 2020 2025 2030<br />
Jahr<br />
2035<br />
3. Nano-Kohlenstoff-Röhren<br />
5. Gegengewicht<br />
Mit der Entwicklung von nanoskaligen Kohlenstoff<br />
Röhren in den 1990erJahren rückte das Konzept erstmals<br />
in den Bereich des Möglichen. Die mikroskopisch<br />
feinen Röhren aus Kohlenstoff sind aufgrund ihrer<br />
Struktur 100mal zugfester als Stahl und gleichzeitig so<br />
flexibel wie Kunststoff.<br />
In 100 000 Kilometer Höhe sorgt ein Gegengewicht (z.B. eine andere<br />
träge Masse) dafür, dass das Kabel straff gespannt ist. Hat der Aufzug<br />
einmal den Gravitationsumkehrpunkt in 36 000 Kilometer Höhe<br />
überschritten, wird er durch die Fliehkraft der Erde am Kabel entlang<br />
angetrieben. Die Grundlagen des Aufzugs sind bekannt und getes tet.<br />
Manche Fachleute sehen ihn daher schon in 22 Jahren in Betrieb.<br />
Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
Gegengewicht<br />
rund 100000 km<br />
Kabel<br />
Erde<br />
Bodenstation<br />
Stationärer Lift ins All<br />
Lifter<br />
36000 km<br />
Logistics | 11
Power<br />
Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
ModAl Split<br />
Wettlauf um Effizienz<br />
■ Auf der Suche nach nachhaltiger Logistik spielen<br />
die Verkehrsträger eine wichtige Rolle. Sie sind<br />
mitverantwortlich für den Ausstoß von klimaschädlichen<br />
Gasen. <strong>Der</strong> geschickte Mix von Transportmitteln<br />
könnte die CO₂-Emissionen verringern.<br />
■ Bei internationalen Transporten zwischen Kontinenten<br />
ist das Schiff dem Flugzeug bei Weitem überlegen,<br />
wenn es um den Ausstoß von klimaschädlichen<br />
Gasen geht.<br />
■ im landverkehr liegt die Eisenbahn vor Lastwagen<br />
und weit vor dem Flugzeug. Viele Güter müssen<br />
mit dem Lastwagen zum Endkunden gebracht werden.<br />
Doch auf langen Strecken könnte die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Bahn</strong> ihre ökologischen Vorteile voll ausspielen.<br />
12 | Logistics<br />
Wie Wird die<br />
logistik grün?<br />
Das Schlagwort von der nachhaltigen logistik treibt<br />
die Branche weltweit um. Ein „Weiter so“ ist wirtschaftlich<br />
und ökologisch nicht mehr zu halten<br />
[ Text ] Axel Novak<br />
Power<br />
Schadstoffausstoß: Im<br />
Rennen um den niedrigsten<br />
CO₂-Emissionswert liegt das<br />
Seeschiff vorn, gefolgt von<br />
der <strong>Bahn</strong> und dem Lkw. Die<br />
Zukunft liegt in der intelligenten<br />
Vernetzung aller<br />
Verkehrsträger
Power<br />
der Handel ist nah am Endkunden und will mit<br />
nachhaltiger logistik die Umsätze retten<br />
VortEil ScHiENE<br />
<strong>Bahn</strong> führt im Vergleich zu<br />
anderen Verkehrsmitteln<br />
■ die dB hat schon vor Jahrzehnten begonnen, den Ausstoß<br />
von klimaschädlichen Gasen zu verringern. Zwischen 1990<br />
und 2002 hat sie den spezifischen CO₂-Ausstoß im Schienenverkehr<br />
um mehr als ein Viertel gesenkt. Das aktuelle Klimaschutzprogramm<br />
strebt eine weitere Minderung bis zum Jahr<br />
2020 an und umfasst den gesamten Konzern.<br />
■ dieses Ziel will die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> mit verschiedenen<br />
Maßnahmen erreichen. Zum Beispiel durch den Ausbau des<br />
Schienennetzes und der Angebote. Dazu gehören auch Investitionen<br />
in neue Loks und Waggons. Zentraler Erfolgsfaktor ist<br />
die flächendeckende Vernetzung der Verkehrsmittel.<br />
■ Schon heute kann jeder Interessierte über das Internet-Tool<br />
EcoTransIT Entscheidungshilfe bei der Wahl der Transportmittel<br />
erfahren, indem er seinen CO₂-Footprint ermittelt. Eco-<br />
TransIT ist ein unabhängiges Tool und wird gemeinschaftlich<br />
von fünf europäischen <strong>Bahn</strong>en entwickelt. Für Fernreisende<br />
bietet der Umweltmobilcheck die gleichen Möglichkeiten.<br />
Eine Faustregel ist – ob im Güter- oder im Personenverkehr:<br />
Jede auf die Schiene verlegte Reise oder Lieferung spart bis zu<br />
75 Prozent CO₂ gegenüber Straße oder Luft.<br />
www.ecotransit.org<br />
www.bahn.de/umweltmobilcheck<br />
Energie: Bei jeder auf die Schiene verlegten Reise oder Lieferung<br />
wird weniger CO₂ ausgestoßen<br />
14 | Logistics<br />
In aufgeräumten Supermärkten, blitzblanken Lagerhallen<br />
und schmucklosen Büros weltweit herrscht<br />
Goldgräberstimmung. Die Manager schmieden an<br />
der Logistik von morgen. Sie suchen nach Transportlösungen,<br />
die Spritkosten senken, umweltfreundlich<br />
sind und trotzdem dem Zeitdiktat der<br />
globalisierten Weltwirtschaft gehorchen. „Im Augenblick<br />
herrscht bei den ,Green Labels‘ Wild-West. Nichts<br />
steht wirklich fest“, sagt Edgar E. Blanco von der US-Denkschmiede<br />
Massachusetts Institute of Technology (MIT).<br />
„Die Messmethoden sind verschieden, unterschiedliche<br />
Faktoren und Einsatzgebiete werden berücksichtigt, Standards<br />
fehlen.“ Blanco und sein Team am MIT entwickeln<br />
daher seit geraumer Zeit Standards für ein „Green Label“,<br />
ein Zertifikat für nachhaltige Logistik. Wie viele andere Institute,<br />
Wissenschaftler, Firmen, Logistikdienstleister und<br />
Manager auf der ganzen Welt. Es geht darum, zuerst auf<br />
dem Markt für ökologisch unbedenkliche Produkte zu sein.<br />
Denn seitdem die Welt sich bewusst geworden ist, dass<br />
Ressourcen nicht mehr unbegrenzt verfügbar sind, dass der<br />
Klimawandel nicht nur Szenario ist, sondern tatsächlich<br />
stattfindet, und seitdem Energiepreise in ungeahnte Höhen<br />
schießen, entdecken Wirtschaftsführer und Unternehmer<br />
ihre grüne Ader. Vom größten Weltkonzern bis zum kleinen<br />
Mittelständler. Auch die Logistik lebt im grünen Aufbruch.<br />
Das Wort von der „grünen Supply Chain“, von nachhaltigen<br />
Lieferketten also, macht die Runde. Vor allem geringerer<br />
CO₂-Ausstoß soll den Ruf der energieintensiven Branche<br />
verbessern. Zertifikate auf Produkten sollen es dem Kunden<br />
ermöglichen, eine Ware danach auszuwählen, ob bei<br />
ihrer Herstellung und bei ihrem Transport viel oder wenig<br />
des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid in die Atmosphäre<br />
geblasen wurde. Ein solches Zertifikat nennt sich möglicherweise<br />
„Green Label“ oder „Carbon Print“ und soll dem<br />
Käufer die Lust am nachhaltigen Konsum guten Gewissens<br />
zurückgeben.<br />
dabei ist alles andere als klar, was diese Logistik ausmacht:<br />
„Grüne Logistik ist nachhaltige Logistik mit einem Schwerpunkt<br />
auf der Ökologie“, sagt zum Beispiel Frank Steinwender,<br />
Projektleiter am deutschen IMF Fraunhofer Institut<br />
in Dortmund. <strong>Der</strong> Begriff reicht von der Reduzierung von<br />
Kohlendioxidemissionen, über den Verbrauch von Flächen<br />
und Wasser und anderen Ressourcen bis zu kompletten<br />
Ökobilanzen. Er kann also sämtliche Aspekte wirtschaftlichen<br />
Handels umfassen, die mit Transport und Logistik<br />
zu tun haben. Und das macht es schwierig, Standards für<br />
Vergleichs- und Messwerte festzulegen. Andererseits macht<br />
es das so leicht, mit dem Label „grün“ zu werben. <strong>Der</strong> Einzelhandel<br />
zum Beispiel will grüner Trendsetter sein. Kunden<br />
und Kosten drängen. In Großbritannien hat daher der<br />
Foto: DB <strong>AG</strong> Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
größte britische Einzelhändler Tesco seit Mai einige Produkte<br />
mit einem „Carbon Print“ ausgezeichnet. Sie tragen<br />
nun die in England üblichen ampelfarbigen Informationen<br />
über Fett-, Zucker- und Salzgehalt. Und daneben einen stilisierten<br />
Fußabdruck mit der Angabe, wie viel CO₂-Gas bei<br />
Transport und Herstellung freigesetzt wurde. 70 Gramm<br />
sind es zum Beispiel bei einer Tüte Chips, bei einem T-Shirt<br />
sechs Kilogramm, das 20-fache seines Gewichts.<br />
„ich möchte, dass wir ein klares label einführen, damit der<br />
Kunde in naher Zukunft den CO₂-Ausstoß von Produkten<br />
so einfach vergleichen kann“, sagte Tesco-Chef Sir<br />
Terry Leahy vor anderthalb Jahren auf einer Klimaschutz-<br />
Veranstaltung in London. „Wenn Millionen Kunden diese<br />
KUNdE<br />
Wille und tat<br />
■ der Kunde ist ein widersprüchliches<br />
Wesen. Er weiß nicht genau, was er tut,<br />
aber was er will: ökologisch unbedenkliche<br />
Waren für einen günstigen Preis.<br />
■ Klare Signale für ein nachhaltig<br />
produziertes und transportiertes<br />
Produkt könnten ihn möglicherweise<br />
vom Kauf dieses Produktes<br />
überzeugen, auch<br />
wenn es teurer ist – sagen<br />
Handelsstrategen.<br />
■ Nicht berücksichtigt<br />
in den<br />
meisten Berechnungen<br />
sind indes die<br />
Emissionen, die<br />
der Kunde verursacht,<br />
um<br />
ein Produkt zu<br />
kaufen.<br />
><br />
lABEl<br />
runter mit<br />
Emissionen<br />
■ Ein Zertifikat auf dem Produkt<br />
könnte den Kunden überTransportwege<br />
informieren.<br />
■ derzeit arbeiten Experten in der<br />
ganzen Welt an diesem Label. Wer sich mit seinen<br />
Standards und Messmethoden am Markt durchsetzt,<br />
ist beim Kunden einen großen Schritt voraus.<br />
■ in deutschland sehen Experten statt eines Labels<br />
eher einen erweiterten Blauen Engel, den das Umweltbundesamt<br />
vergibt. Oder eine schlichte Ampel,<br />
wie sie in Großbritannien für Inhaltsstoffe von<br />
Lebensmitteln üblich ist.
Power<br />
der co₂-Fußabdruck kann dem Kunden helfen,<br />
sich für ein bestimmtes produkt zu entscheiden<br />
Information haben und so eine grüne Auswahl treffen, dann<br />
wird das ein sehr starkes wirtschaftliches Signal durch die<br />
Supply Chains schicken. Diese Schockwellen werden das<br />
Verhalten ändern.“<br />
Auch der US-Einzelhandelsgigant Wal-Mart will seine<br />
Marktmacht nutzen, um grüne, oder besser: nachhaltige<br />
Lieferkonzepte durchzusetzen: „Wir wollen mit unseren<br />
Lieferanten zusammenarbeiten, um die energieeffizientesten<br />
Produkte in unseren Geschäften zu haben. In den nächsten<br />
drei Jahren werden wir so unsere Energieeffizienz um<br />
25 Prozent steigern“, versprach Wal-Mart Chef Lee Scott im<br />
Januar 2008 beim jährlichen Kick-off-Meeting des Unternehmens.<br />
Wal-Mart will nicht nur die Welt verbessern, sondern<br />
hat handfeste wirtschaftliche Interessen: „So können<br />
sich die Kunden besser entscheiden. Und deshalb fühlen sie<br />
sich wohl, wenn sie bei uns einkaufen.“<br />
<strong>Der</strong> Goldrausch im angelsächsischen Raum ist in<br />
Deutschland noch nicht ausgebrochen. Die Handelskonzerne<br />
wollen erst ermitteln, was sie an klimarelevanten Gasen<br />
ausstoßen, bevor sie dem Endkunden neben dem Preis ein<br />
weiteres Kaufkriterium zumuten. Schon im Oktober 2007<br />
16 | Logistics<br />
{ Edgar E. Blanco, Mit }<br />
»Bei ›Green<br />
Labels‹ herrscht<br />
derzeit Wild<br />
West.«<br />
ließ Tengelmann, Deutschlands Nummer Acht im Handel,<br />
eine Emissionsbilanz der Zentrale und seiner vier Geschäftsfelder<br />
Plus, Kaiser’s, Obi und Kik aufstellen. Fast anderthalb<br />
Millionen Tonnen des Klimagases verursachten die Aktivitäten<br />
des Unternehmens. Rund ein Fünftel davon ging bei<br />
den Transporten von Waren in die Luft. Auch die Metro legte<br />
im Juni diesen Jahres ihre Bilanz vor: 4,15 Millionen Tonnen<br />
C0₂-Äquivalente habe die Metro Group 2006 emittiert,<br />
heißt es. Doch ob diese schier ungeheuren Mengen viel oder<br />
wenig im Vergleich zu denen sind, die andere Unternehmen<br />
ausstoßen, das bleibt dem Leser solcher Berichte überlassen.<br />
Standardisierte Rechnungen könnten ihm helfen, wie<br />
zum Beispiel: Eine Million Tonnen Kohlendioxid entspricht<br />
einer halben Milliarde Kubikmeter des Gases.<br />
Einen Schritt weiter ist man bei Tchibo. Das Unternehmen<br />
versteht sich als nachhaltiger Logistiker und lässt zum<br />
Beispiel Container auf Schiffen transportieren, die langsamer<br />
fahren und weniger Sprit verbrauchen. Gleichzeitig<br />
drängt Tchibo seine Lieferanten zu mehr Umweltbewusstsein.<br />
„Wir steuern unsere Logistik selber bis zum Verbraucher<br />
und wissen deshalb genau, welche Emissionen wir entlang<br />
der Supply Chain verursachen“, sagt Kay Middendorf,<br />
Leiter der Tchibo Logistik GmbH, die mehr als tausend<br />
Niederlassungen in Europa beliefert. Diese durchgängige<br />
Datensicherheit gelte zwar nicht für das traditionellste Handelsgut<br />
von Tchibo: „Kaffee wächst ab 1500 Höhenmeter.<br />
Wie das Produkt aber hinunter in den Hafen gelangt, das ist<br />
bisher nicht erfasst“, so Middendorf. Doch aus genau diesem<br />
Grund hat sich Tchibo mit weiteren Unternehmen und<br />
Instituten vor wenigen Monaten einem Pilotprojekt angeschlossen.<br />
Das soll für ausgewählte Produkte Treibhausgas-<br />
Emissionen ermitteln und gleichzeitig an internationalen<br />
Standards für diese Ermittlung arbeiten. Denn für Middendorf<br />
ist die ganze Datenerheberei ohne genaue Zahlen rund<br />
um ein Produkt überflüssig. „Sie müssen verbindliche Daten<br />
bekommen, sonst macht das ja keinen Sinn mehr.“<br />
Tatsächlich ist es vor allem eine Kostenfrage, die Transportdaten<br />
für die einzelnen Produkte zu ermitteln, denn<br />
die Tagessätze der entsprechenden Beratungsinstitute sind<br />
hoch. „Man muss sehr viel Geld in die Hand nehmen, um<br />
seine Produktdaten zu prüfen“, sagt Andrea Schön, die in<br />
Essen beim Umweltteam des Logistikdienstleisters DB<br />
Schenker tätig ist. Bei Handelswaren mit einfach nachvollziehbaren<br />
Lieferketten kann das bis zu 70 000 Euro kosten.<br />
Sehr komplexe Produkte, zum Beispiel ein Auto mit seinen<br />
vielen tausend Bauteilen und Komponenten, erfordern vermutlich<br />
sehr viel mehr Geld.<br />
dreh- und Angelpunkt aller Initiativen für nachhaltige Logistik<br />
ist dabei der Ausstoß von Gasen, die den Treibhauseffekt<br />
verstärken und so für den Klimawandel verantwortlich<br />
gemacht werden. Immerhin 13 Prozent der<br />
klimarelevanten Gase entstehen weltweit dadurch, dass<br />
Autos und Schiffe fahren, Züge rollen und Flugzeuge fliegen,<br />
durch Verkehrsleistungen also. Wer es daher schafft,<br />
diese Transportleistungen möglichst emissionsarm zu<br />
gestalten, ist gegenüber den Konkurrenten auf dem Weg<br />
zur Nachhaltigkeit einen messbaren Schritt vorwärts<br />
gekommen. Deshalb reichen die großen Konzerne den<br />
Druck weiter an ihre Zulieferer und Subunternehmer.<br />
Foto: MIT Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
><br />
MoBilität<br />
Beim co₂-Ausstoß steht der Verkehr an fünfter Stelle<br />
■ Klimawandel: Die Erwärmung der<br />
Erdoberfläche verändert das Klima: Die<br />
Durchschnittstemperaturen und der<br />
weltweite Meeresspiegel steigen.<br />
■ Verkehr: Menschliche Aktivitäten<br />
führen zu mehr Treibhausgasen, die die<br />
Erwärmung beschleunigen. <strong>Der</strong> Verkehr<br />
trägt mit mehr als 13 Prozent dazu bei.<br />
■ logistik: Die Branche steht unter<br />
doppeltem Druck, zum einen den Ausstoß<br />
von Klimagasen zu senken, zum<br />
anderen weiterhin globale Lieferketten<br />
zu ermöglichen.<br />
Wie schätzen Sie die Maßnahmen zur CO 2 -Reduktion<br />
im Güterverkehrsbereich ein?<br />
3<br />
Maßnahmen<br />
gehen heute<br />
schon zu weit<br />
16<br />
Maßnahmen<br />
reichen aus<br />
Quelle: BME/BA Lörrach<br />
Quelle: IMF-Fraunhofer<br />
Entkernung<br />
800 g<br />
81<br />
Zusätzliche<br />
Maßnahmen<br />
sind notwendig<br />
Woher kommen die meisten Treibhausgase?<br />
Angaben nach Branchen<br />
2,8<br />
Entsorgung<br />
7,9<br />
Immobilien<br />
13,1<br />
Transport<br />
17,4<br />
Landwirtschaft<br />
17,4<br />
Forstwirtschaft<br />
WAS TUT DIE INDUSTRIE FÜR MEHR NACHHALTIGKEIT?<br />
Wir würden für umweltfreundlichere<br />
Transporte mehr zahlen.<br />
% %<br />
TRANSPORTE SORGEN FÜR EIN VIERTEL DER EMISSIONEN<br />
Bei der Herstellung eines T-Shirts fallen rund sechs Kilogramm Kohlendioxid an<br />
Anbau<br />
195 g<br />
Spinnerei<br />
613 g<br />
WELTWEITE BELASTUNG GERINGER AUSSTOSS<br />
%<br />
Quelle: IPCC<br />
34 23<br />
vielleicht ja<br />
Weberei<br />
91 g<br />
Färberei<br />
2.570 g<br />
25,9<br />
Energiegewinnung<br />
19,4<br />
Industrie<br />
43<br />
nein<br />
Quelle: TU Berlin<br />
Co 2 -Emissionen beim Transport von 1000 Tonnen<br />
zwischen Bremerhaven und München, in Tonnen<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Massengut Volumengut<br />
Zug<br />
HOHE ANSPRÜCHE<br />
Lkw 40 t Zug<br />
Erwartung der Industrie, Angaben in Prozent<br />
Heute 2015<br />
Umwelt-Audits der Zulieferer<br />
Umweltfreundliche Verpackung<br />
61<br />
mehr intermodale Transporte<br />
63<br />
Analyse der logistischen Prozesse<br />
35 33<br />
Transport<br />
1.450 g<br />
49<br />
63 g<br />
Lkw 40 t<br />
Quelle: Ecotransit<br />
29<br />
19<br />
30<br />
Quelle: TU Berlin<br />
Konfektion<br />
Power
Power<br />
Die sollen ihre Logistikketten nachhaltig umstrukturieren<br />
oder darüber zumindest genau berichten können. Diese<br />
Botschaft ist bei den Logistikern angekommen. So rechnen<br />
zum Beispiel viele deutsche Unternehmen aus der Branche<br />
damit, dass sie in den kommenden Jahren handfeste wirtschaftliche<br />
Nachteile haben, wenn sie ihre Supply Chains<br />
nicht nachhaltiger ausrichten. Sie haben daher teils recht<br />
umfangreiche Programme aufgelegt, um interessierten<br />
Branchen Lieferketten anbieten zu können, die in die Nach-<br />
haltigkeitsstrategie der Unternehmen passen. Neue überarbeitete<br />
Routenpläne, die Verwendung von Biosprit oder<br />
Photovoltaikanlagen auf den Logistikimmobilien: All das<br />
sind Standards für die Unternehmen geworden, die grün<br />
agieren – und nebenbei Kosten senken wollen.<br />
Auch bei den Transportmitteln tut sich etwas: Die Airlines<br />
– Luftfracht verursacht fast zehnmal so viel Klimagase<br />
wie der Lastwagen – lassen ihre Maschinen schon auf den<br />
Rollfeldern Sprit sparen, senken die Motorleistung beim<br />
Landeanflug oder suchen nach alternativen Treibstoffen.<br />
Bei der Seefracht bieten DB Schenker und die Reederei<br />
18 | Logistics<br />
SloW doWN<br />
optimierte luftfracht<br />
■ Flugzeuge verursachen die meisten Emissionen. Deshalb planen<br />
Airlines effizientere Einsätze ihrer Maschinen sowie die Produktion neuer<br />
Modelle.<br />
■ die Maschinen fliegen langsamer zur Landung ein, auf dem Flugfeld<br />
laufen nicht mehr alle Motoren, Flugrouten können zudem nach dem<br />
Wetter günstiger gestaltet werden: Das spart bis zu 20 Prozent Treibstoff.<br />
{ lee Scott, cEo Wal-Mart }<br />
»Wir steigern<br />
die Energie-<br />
effizienz um<br />
25 Prozent.«<br />
Hapag-Lloyd mit dem „Speed Reduction Program“ Unternehmen<br />
die Möglichkeit, Containerschiffe mit gedrosseltem<br />
Tempo auf dem Europa-Asien-Loop zu buchen. Sieben<br />
Tage länger dauert die gesamte Schleife von Europa nach<br />
Asien und wieder zurück. Es spart aber bis zu dreißig Prozent<br />
Treibstoff, wenn die Schiffe statt mit 23 Knoten nur<br />
mit 20 Knoten – immerhin 37 Stundenkilometern – über die<br />
Ozeane rauschen. Auch SkySails, große Drachensegel, die<br />
Wind in Zugkraft für Frachtschiffe umwandeln (siehe Logistics<br />
2-2008), stoßen bei Reedereien auf Interesse.<br />
Im Landverkehr sorgt ein intensives Fahrertraining<br />
dafür, dass Lastwagen nicht mehr Diesel verschlingend mit<br />
Höchsttempo über die Autobahnen fahren. Erfahrungen<br />
von der niederländischen DB Schenker-Landesgesellschaft<br />
haben gezeigt, dass bei der richtigen Aus- und Weiterbildung<br />
die Fahrer bis zu 22 Prozent weniger Diesel/Sprit<br />
verbrauchen.<br />
Viele Logistikkonzerne legen Umweltprogramme auf,<br />
messen CO₂-Emissionen oder setzen Carbon-Accounting-<br />
Systeme auf. Doch weil sie an der Emission der Fahrzeuge,<br />
die in ihrem Auftrag fahren, kaum etwas ändern können,<br />
bieten sie Kompensationen an, zum Beispiel Engagement<br />
für den Regenwald als Ausgleich für Transportleistungen.<br />
dB Schenker hat demgegenüber einen gewaltigen Vorteil:<br />
<strong>Der</strong> Logistiker kann sein gesamtes, weltweites Netzwerk<br />
voll ausspielen. Denn als Marktführer bei der Verknüpfung<br />
von Transportketten kann DB Schenker auf systematische<br />
Vorteile verweisen. Während andere Unternehmen planerisch<br />
an den Rädern drehen, bietet die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> mit<br />
ihrem europaweiten Schienennetzwerk und der internati-<br />
onalen Erfahrung die Möglichkeit,<br />
den CO₂-Aspekt der<br />
Transport kette nachhaltig zu<br />
senken. Im Verkehrsmix hat die Eisenbahn große<br />
Vorteile. Gemessen am Schadstoffausstoß des Lasters<br />
hinterlässt sie nur ein Drittel des Treibhausgases. Noch<br />
günstiger ist der Vergleich mit dem Flugzeug. Teure und<br />
schnelle Luftfrachttransporte lassen den CO₂-Ausstoß von<br />
Produkten in die Höhe schnellen. <strong>Der</strong> langsamere Schienentransport<br />
kann also auch auf längeren Entfernungen die<br />
Supply Chain eines Unternehmens allein durch Transportverlagerung<br />
in den nachhaltigen Bereich drücken.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> ist aufgrund ihrer Größe schon<br />
längst zum ökologischen Marktführer in Europa geworden.<br />
Für sie ist das Thema nicht nur eine Gelegenheit, durch<br />
einen vielfältigen Mix von Maßnahmen die Nachhaltigkeit<br />
ihrer Transportmittel unter Beweis zu stellen.<br />
Das fängt schon beim Strom an. <strong>Der</strong>zeit stammen über 13<br />
Prozent des deutschen <strong>Bahn</strong>stroms, der sogenannten Trak-<br />
Power<br />
tionsenergie, aus erneuerbaren Quellen. <strong>Der</strong> Anteil soll in<br />
den kommenden Jahren größer werden. Auch Strom aus<br />
Erdwärme könnte eine Option sein: Kilometertiefe Schächte<br />
könnten Energie aus dem heißen Erdinnern an die Oberfläche<br />
bringen und ins <strong>Bahn</strong>netz einspeisen. Schon jetzt<br />
nutzt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> die umweltfreundliche Geothermie,<br />
um im Winter <strong>Bahn</strong>steige und Weichen zu heizen.<br />
im Schienengüterverkehr hat es die DB schon in den vergangenen<br />
18 Jahren geschafft, ihren spezifischen Ausstoß von<br />
Kohlendioxid um 44 Prozent zu senken, bei wachsender<br />
Verkehrsleistung. In den kommenden zwölf Jahren soll es<br />
noch weniger werden – im gesamten Konzern, also inklusive<br />
der Logistiksparte. „Um 20 Prozent weniger CO₂ je<br />
Verkehrsleistung bis 2020 zu erreichen, treiben wir sowohl<br />
die Effizienz aller Verkehrsmittel als auch ihre Vernetzung<br />
voran“, sagt Joachim Kettner, Leiter des DB<br />
Umweltzentrums. Und in der Logistiksparte hat<br />
DB Schenker weltweit seine eigenen Prozesse<br />
analysiert und daraus konkrete Prozesse<br />
entwickelt. „Man holt mit vielen<br />
kleineren Maßnahmen teils mehr<br />
raus als mit einer technischen<br />
Weiterentwicklung“, sagt<br />
Ulrich Pütz, Leiter des<br />
die Verknüpfung von transportketten senkt<br />
den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen ><br />
Foto: Wal-Mart Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
trAiNiNG<br />
Geschickte planung<br />
■ transporte kosten Geld, aber durch die geschickte Planung von Routen<br />
können viele Fahrten mit anderen Lieferungen gekoppelt, verringert oder gar<br />
gespart werden. Auch der Wechsel von Verkehrsmitteln an Umschlagpunkten<br />
hilft, um Transportketten ökologischer zu gestalten.<br />
■ Aber schon beim Fahrer eines Fahrzeugs fängt die<br />
Kette an: Ist er gut ausgebildet, dann fährt er vorsichtiger<br />
und verbraucht weniger Treibstoff.<br />
■ deshalb schulen viele Unternehmen ihre<br />
Fahrer – die DB sogar ihre Lokführer – für<br />
den ökologischen Umgang mit ihren tonnenschweren<br />
Fahrzeugen. Das senkt Emissionen<br />
und die Unfallstatistik.<br />
Logistics | 19
Interview Power<br />
»Unsere<br />
Zahlen<br />
stimmen«<br />
Ulrich Pütz vom DB Schenker<br />
Logistics-Umweltteam nimmt zu<br />
nachhaltiger Logistik Stellung<br />
[ Interview ] Axel Novak [ Foto ] Andreas Buck<br />
Herr pütz, Sie sind bei dB Schenker logistics für das<br />
thema Umwelt und Nachhaltigkeit zuständig. Vor<br />
Kurzem hat das Unternehmen seinen weltweiten<br />
Kohlendioxidausstoß ermittelt. laufen Sie damit<br />
einem grünen trend hinterher?<br />
Nein, denn es ist ja nicht so, dass wir das Thema Umwelt<br />
erst im vergangenen Jahr entdeckt haben. Schon vorher gab<br />
es eine anerkannte Abteilung bei DB Schenker Logistics in<br />
Göteborg in Schweden. Dort sind bislang alle Kundenanfragen<br />
zu nachhaltigen Logistikketten eingelaufen. Wir haben<br />
diese Abteilung dann im vergangenen Jahr nach Essen ins<br />
Head Office in Deutschland verlegt, um von hier aus sowohl<br />
Kundenanfragen als auch unsere Umweltaktivitäten zentral<br />
zu koordinieren.<br />
Nun greifen dB Schenker-Konkurrenten das thema schon seit<br />
geraumer Zeit medienwirksam auf ...<br />
Die Konkurrenz ist da manchmal vielleicht aktiver, aber<br />
Medienwirksamkeit ist nicht immer ein Indikator für<br />
Qualität. Speziell den diesjährigen Schwerpunkt CO₂-<br />
Ermittlung – und hier die präzise Ermittlung unserer<br />
Emissionen nach Verkehrsträger – halte ich für ein besonderes<br />
Qualitätsmerkmal. Solch einen umfassenden Bericht,<br />
wie wir ihn vor wenigen Wochen vorgelegt haben, hat kaum<br />
ein anderer Logistikdienstleister. Das ist wirklich ein Quantensprung.<br />
Stellen Sie denn im operativen Geschäft fest, dass nachhaltige<br />
logistik zu einem wichtigen Element in den liefer- und transportketten<br />
geworden ist?<br />
Das Thema ist wirklich seit geraumer Zeit in aller Munde.<br />
Seit Beginn des Jahres fragen die Kunden immer stärker<br />
an: Was für einen Schadstoffausstoß haben wir, wenn wir<br />
mit DB Schenker transportieren? Wir können darauf eine<br />
klare Antwort geben und unseren Kunden weltweit nach<br />
gewähltem Verkehrsträger die entsprechende Ökobilanz<br />
aufzeigen.<br />
Wer trägt die Kosten für solche neuen, nachhaltigen Ketten?<br />
Ökologie und Ökonomie widersprechen sich nicht unbedingt.<br />
Schauen Sie sich zum Beispiel unser Hubsystem im<br />
Landverkehr und den schon weit verbreiteten Einsatz von<br />
Großraum-Equipment an: Damit fahren wir seit Jahren effizient<br />
und günstig – und schonen durch gut organisierte und<br />
hoch ausgelastete Verkehre Umwelt und Budget.<br />
Was neue Strukturen betrifft: Meiner Erfahrung nach sind<br />
die Kunden noch nicht bereit, für nachhaltige Logistikketten<br />
mehr zu bezahlen. Bei der Entscheidung gilt immer<br />
noch, dass Preis, Leistung und Qualität stimmen müssen.<br />
Danach kommt aber die Umweltfreundlichkeit der angebotenen<br />
Transportlösung.<br />
ist die Verlagerung von transporten auf die Schiene ein richtiger<br />
Schritt in richtung Nachhaltigkeit?<br />
Das ist sicherlich eine Möglichkeit. Interessant ist, dass<br />
die Hälfte der CO₂-Emissionen im Landverkehr auf den<br />
Nahverkehr – die Zustellung und Abholung von Gütern –<br />
entfallen. Dort ist eine Verlagerung kaum möglich. Den größeren<br />
Hebel haben wir im Fernverkehr mit rund 57 Prozent<br />
der CO₂-Emissionen. Da ist die Verlagerung sicherlich ein<br />
Thema. Aktuell sind wir in der Phase der Analyse möglicher<br />
CO₂-Reduktionspotenziale, und dazu gehören natürlich<br />
auch alle Möglichkeiten modaler Kombinationen.<br />
Was macht dB Schenker logistics konkret?<br />
In Europa sind 30 von 35 Landesgesellschaften nach ISO<br />
14001 zertifiziert. Das ist schon herausragend. Wir haben<br />
aber bisher keine weltweiten Programme aufgelegt, die in<br />
allen Ländern gleich umgesetzt werden. Unser Vorteil ist<br />
die dezentrale Organisation – auch beim Thema Nachhaltigkeit.<br />
Das heißt, wir werden unterstützt durch viele qua-<br />
lifizierte Mitarbeiter in den Regionen und Ländern, wo sich<br />
zusätzlich zu zentral initiierten Projekten viele regionale<br />
Umweltmaßnahmen in der Umsetzung befinden.<br />
Es gibt eine Fülle von Projekten, die bereits erfolgreich<br />
umgesetzt wurden oder sich in der Vorbereitung befinden,<br />
wie zum Beispiel das Speed Reduction Program mit der<br />
Reederei Hapag Lloyd zwischen Asien und Europa, bei<br />
dem die Schiffe langsamer fahren und dafür weniger Treibstoff<br />
verbrauchen und natürlich entsprechend weniger an<br />
Klimagasen ausstoßen. Dazu gehören natürlich der neu<br />
aufgelegte Danube-Nordic-Shuttle mit einer regelmäßigen<br />
Verbindung auf der Schiene zwischen Wels/Österreich<br />
und Rostock/Deutschland und weiter in alle skandinavischen<br />
Länder.<br />
Die geplante Eisenbahnverbindung zwischen Asien und<br />
Europa zum Beispiel ist gegenüber dem Flugzeug eindeutig<br />
umweltfreundlicher und schneller als das Seeschiff. Auf<br />
einer anderen Idee basiert zum Beispiel unser Skybridge-<br />
Konzept: Schnelle Transporte zwischen Europa, Asien und<br />
Nordamerika werden als kombinierte See- und Luftfracht<br />
abgewickelt: Das heißt eine ökologisch sinnvolle Kombination<br />
aus attraktiven Laufzeiten und günstigen Frachtraten.<br />
Welche Auswirkung hat die debatte denn insgesamt auf den<br />
Markt?<br />
<strong>Der</strong>zeit ist der Markt im Umbruch. Durch die Diskussion<br />
um die Nachhaltigkeit und natürlich aufgrund der hohen<br />
Energiekosten wächst der Druck auf dem Markt. Hinzu<br />
kommen Engpässe in der Infrastruktur, vor allem angesichts<br />
des prognostizierten Wachstums auf der Straße. Da<br />
fragen sich unsere Kunden: Wie kann ich meine Strukturen<br />
umstellen? Unser Vorteil ist, dass wir unseren Kunden<br />
nicht nur alle Verkehrsträger aus einer Hand anbieten,<br />
sondern noch dazu ihn beraten können, wie er seine Lieferketten<br />
besser und ökologischer gestaltet.<br />
Dazu kommt ein weiterer Trend: Wir gehen eventuell auf<br />
eine stärkere Regionalisierung zu, die Produkte könnten<br />
wieder näher am Markt gefertigt werden. Auch das hätte<br />
für uns als Logistikdienstleister konzeptionelle Auswirkungen.<br />
Am Geschäft selber ändert sich für uns aber vermutlich<br />
kaum etwas: Güter müssen schließlich immer transportiert<br />
werden.<br />
environmental@dbschenker.com<br />
VitA<br />
Starkes Umweltteam<br />
■ Ulrich pütz steht seit vergangenem Jahr an der Spitze des<br />
DB Schenker Logistics-Umweltteams. <strong>Der</strong> 52-Jährige ist als<br />
Senior Vice President bei der Schenker <strong>AG</strong> in Essen für den<br />
Bereich Landverkehr/Network Operations zuständig. Pütz,<br />
ausgebildeter Speditionskaufmann, ist seit 1995 bei Schenker.<br />
■ das Umweltteam in Essen baut auf den Erfahrungen der<br />
schwedischen DB Schenker-Kollegen auf, die sich zuvor um<br />
das Thema kümmerten. Heute bilden neben Ulrich Pütz Dr.<br />
Nor<strong>bert</strong> Müller, Ernst-Otto Rau und Andrea Schön das Team.<br />
Essener Umweltteams bei DB Schenker. Das führt vom Hybrid-Truck<br />
in Schweden über Papierrecycling-Programme<br />
in Indonesien bis zur Teilnahme am ehrgeizigen SmartWay-<br />
Programm der US-Umweltschutzbehörde EPA.<br />
planung und Umsetzung nachhaltiger Logistikketten<br />
können langfristig Ausgaben senken, kosten aber anfangs<br />
Geld. <strong>Der</strong> Industrie und ihren Subunternehmen,<br />
die derzeit an solchen Transportlösungen basteln, stellt<br />
sich daher die entscheidende Frage: Wer zahlt für den<br />
Aufwand?<br />
Im Einzelhandel hat der Kunde am Ladentisch und im<br />
Supermarkt längst an Macht gewonnen. Er will sein gutes<br />
Gewissen zurück, sonst droht er mit Kaufzurückhaltung. Er<br />
will dazu beitragen, dass die Welt besser wird, sonst wandert<br />
er zur Konkurrenz. Er möchte seiner Kauflust frönen, ohne<br />
ständig mit Wirbelstürmen, Dürren und Überschwemmungen<br />
als Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert zu<br />
werden. Das zumindest suggerieren einige Umfragen. Andererseits<br />
gibt es viele Trends, die der Handel vorweggenommen<br />
hat und die der Kunde dann nicht akzeptiert hat:<br />
Das bekannteste Beispiel in Deutschland ist in diesem Zusammenhang<br />
wohl das Dreiliter-Auto, dessen Produktion<br />
eingestellt wurde, weil es niemand kaufen wollte, obwohl es<br />
doch so umweltfreundlich war.<br />
Doch noch spekulieren die Unternehmen, ob Kunden<br />
Zertifikate oder Label tatsächlich wollen und bereit sind,<br />
dafür höhere Preise zu akzeptieren. „Es ist unklar, ob der<br />
Endkunde bereit ist mehr zu bezahlen“, sagt MIT-Forscher<br />
Blanco. „Eine Handvoll Unternehmen wetten darauf, aber<br />
im Augenblick versuchen sie herauszukriegen, wie viel und<br />
{ Joachim Kettner, deutsche <strong>Bahn</strong> }<br />
»Wir treiben<br />
die Effizienz<br />
der Verkehrsmittel<br />
voran.«<br />
wie lange.“ Sie hoffen, es reiche aus, Informationen über die<br />
Lieferbedingungen von Waren für viel Geld zu ermitteln,<br />
diese Informationen dann auf die Waren zu kleben und zu<br />
hoffen, dass der Kunde mit gutem Gefühl das möglicherweise<br />
teurere, aber grüne Produkt kauft.<br />
Ein Carbon-Label, in Deutschland ein erweiterter, neu<br />
zertifzierter Blauer Engel oder eine Ampel – wie in Großbritannien<br />
für Lebensmittelinhalte üblich – könnten eine<br />
Entscheidungshilfe für ein teureres, aber nachhaltiges Produkt<br />
sein. „<strong>Der</strong> Footprint ist ein Instrument, um aus dem<br />
Zustand der gesellschaftlichen Schizophrenie zu einem<br />
Zustand des verantwortungsvollen Handelns zu kommen“,<br />
so Tchibo-Logistiker Kay Middendorf. Für ihn wäre ein wie<br />
auch immer geartetes Label die Möglichkeit, den Wunsch<br />
nach Nachhaltigkeit zu kombinieren mit der Möglichkeit,<br />
sich auch entscheiden zu können.<br />
Einige Untersuchungen sprechen zwar von zehn Prozent<br />
Preisaufschlag, den der Verbraucher als Mehrpreis für ein<br />
20 | Logistics Logistics | 21<br />
Foto: DB <strong>AG</strong><br />
>
Power<br />
Noch ist unklar, ob Kunden bereit sind, mehr<br />
für die nachhaltigen produkte zu bezahlen<br />
Produkt mit besserer Umweltbilanz akzeptieren würde.<br />
Andere Forscher wiederum stellen nüchtern fest, dass die<br />
Verbraucher zwar solche Produkte wünschen, aber eigentlich<br />
nichts dafür bezahlen wollen.<br />
da hat es die deutsche <strong>Bahn</strong> gerade im Personenverkehr<br />
leichter: Viele Kunden wissen gar nicht, wie nachhaltig<br />
das Transportmittel ist, das sie nutzen. Sie wählen die Eisenbahn<br />
nicht deswegen, weil sie nachhaltig ist, sondern<br />
aus vielen anderen Gründen. Die Studie „European Travel<br />
Insight 2008“ belegt, dass die Umweltfreundlichkeit eines<br />
Verkehrsmittels bei Reisenden als Auswahlkriterium erst an<br />
19. Stelle erschien, weit abgeschlagen hinter Tempo, Preis,<br />
direkter Verbindung.<br />
Daher will die DB ihre Kunden darüber informieren,<br />
dass sie tatsächlich umweltfreundlich fahren: Mit einem<br />
Aufdruck, einer Art „Öko-Siegel“ zum Beispiel, das<br />
bereits auf dem Fahrschein signalisiert,<br />
wie viel Kohlendioxid durch<br />
die <strong>Bahn</strong>fahrt im Vergleich zum<br />
Auto und zum Flugzeug eingespart<br />
wurde. Das könnte dem Reisenden<br />
Mehrwert bringen, ohne dass<br />
er dafür mehr bezahlen müsste.<br />
Von solch einer Chance können<br />
andere Industriekonzerne nur träumen.<br />
Daher zeigen sie sich spendabler als die<br />
Endkunden im Supermarkt. Immerhin<br />
23 Prozent der Unternehmen wären<br />
heute bereit, ihrem Lieferanten zukünftig<br />
mehr zu zahlen, wenn er auf<br />
nachhaltige Lieferketten umstellt,<br />
22 | Logistics<br />
ergab eine Studie, die das Innovationszentrum Logistik und<br />
Verkehr an der TU Berlin und die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> kürzlich<br />
vorstellten. Für sie gilt, was Wal-Mart-Chef Lee Scott seinen<br />
Mitarbeitern mitgab: „Manchmal müssen wir mehr zahlen.<br />
Wenn wir aber kurzfristig mehr zahlen, um bessere Qualität<br />
zu erhalten, dann zahlt sich das langfristig für unser Unternehmen<br />
aus.“ Fast die Hälfte der Unternehmen schaut<br />
bei der Auswahl eines Dienstleisters auch auf die Umweltverträglichkeit<br />
seiner Services. Schwieriger allerdings<br />
wird es, von den Zulieferern die Einhaltung bestimmter<br />
Grenzwerte tatsächlich zu verlangen, denn noch ist Nachhaltigkeit<br />
nur ein Zusatzkriterium, das allein bei gleichem<br />
Preis und gleicher Qualität des Services ausschlaggebend<br />
sein kann.<br />
GloBAl/rEGioNAl<br />
Virtuelles reisefieber<br />
■ Videokonferenzen können einen Teil der weltweiten<br />
Geschäftsreisen ersetzen – und damit entsprechende<br />
CO₂-Emissionen verhindern. Anders sieht es beim<br />
Gütertransport aus. Noch lässt sich kein Joghurt in<br />
den Supermarkt beamen.<br />
■ doch gilt die Regionalisierung vielen als Mittel,<br />
um Transporte einzuschränken. So sehen Experten<br />
den Trend, dass zum Beispiel regionale oder kontinentale<br />
Verteilerzentren den Transport regionalisieren<br />
und so weltweite Just-in-Time-Verkehre ersetzen.<br />
Gerade in der Lebensmittelindustrie bevorzugen die<br />
Verbraucher regionale Produkte.<br />
Fotos: Tchibo, DB <strong>AG</strong> Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
Doch möglichweise ändert sich das: Wal-Mart will von seinen<br />
Lieferanten präzise CO₂-Daten. Tchibo will mit einem<br />
Programm namens Lotos allein in diesem Jahr die Emissionen<br />
mit den Zulieferern um sieben Prozent senken.<br />
Diese Entwicklung könnte schon rasch auf andere Branchen<br />
überspringen. „<strong>Der</strong> Einzelhandel ist sehr nahe am Verbraucher<br />
und recht aggressiv, wenn es darum geht, einen<br />
Trend aufzugreifen“, sagt Blanco. „Weil die Handelskonzer-<br />
ne in ihren Supply Chains strukturkonservativ sind, wird<br />
deren Initiative rasch kaskadenartig auf andere Branchen<br />
übergreifen.“<br />
Noch allerdings wirkt nachhaltige Logistik eher als Schlagwort,<br />
um Logistikketten zu analysieren und auf ihre Energieeffizienz<br />
hin zu prüfen. Dabei ist die Umstellung auf<br />
nachhaltiges Verhalten heute schon rasch machbar: zum<br />
Beispiel bei Dienstreisen. Auch sie gehören in die Klimabilanz<br />
der Unternehmen – und beinhalten viel Einspar-<br />
potenzial. Allein in Deutschland sind die Menschen<br />
jedes Jahr 150 Millionen Kilometer mit dem Auto, der<br />
<strong>Bahn</strong> oder dem Flieger geschäftlich unterwegs, hat die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> festgestellt.<br />
Wer viel unterwegs ist, mag über den Sinn oder Unsinn<br />
von Dienstreisen streiten, doch die Klimadebatte hat einen<br />
neuen Aspekt hinzugefügt: Mittlerweile steuern viele<br />
Firmen aus Umweltschutzgründen um. Die <strong>Bahn</strong> ersetzt<br />
den Flieger oder die teure Fahrzeugflotte; Videokonferenzen<br />
könnten das Reisen sogar noch weiter einschränken.<br />
Konferenzsystem-Anbieter Cisco zum Beispiel hat dank<br />
seines eigenen Systems im vergangenen Jahr die Zahl der<br />
Dienstreisen um rund 20 Prozent drücken können.<br />
Den wirklichen Trend in Sachen Dienstreisen hat aber der<br />
britische Thronfolger Prinz Charles erkannt. Anfang 2008<br />
wurde er heftig kritisiert, weil er samt mehrköpfiger Entourage<br />
nach New York flog, um dort eine Ehrung von Ex-US-<br />
Vize-Präsident Al Gore entgegenzunehmen. Nun zeigte er<br />
angesichts seiner vielen Flugmeilen Reue. Bei der nächsten<br />
Konferenz, zu der er geladen wurde, trat er nicht mehr<br />
physisch in Erscheinung, sondern ließ sich per Hologramm<br />
nach Dubai bea men. 20 Tonnen Kohlendioxid blieben der<br />
Atmosphäre erspart. Dem Eindruck auf die Delegierten habe<br />
die virtuelle Präsenz des Prinzen, so hieß es, keinen Abbruch<br />
getan. ■<br />
www.db.de/umwelt<br />
{ Kay Middendorf, tchibo }<br />
»Unverbindliche<br />
Daten<br />
machen<br />
keinen Sinn.«<br />
ZErtiFiZiErUNG<br />
Weltweites Netzwerk<br />
gegen den Klimawandel<br />
Power<br />
■ dB Schenker ist seit Kurzem weltweit nach der Norm ISO<br />
14064-1 zertifiziert. Diese Norm regelt, wie Unternehmen<br />
Treibhausgasemissionen messen und berichten können.<br />
Bei DB Schenker ist das Zertifikat von der Deloitte Cert<br />
Umweltgutachter GmbH in Düsseldorf ausgestellt worden.<br />
Doch neben der Zertifizierung haben die DB Schenker-Landesgesellschaften<br />
eine Reihe von Initiativen in den jeweiligen<br />
Ländern gestartet.<br />
■ So bildet dB Schenker in den Niederlanden seit geraumer<br />
Zeit mit einem Key Driving Diagnosis System Fahrer weiter.<br />
Schon ein eintägiges Fahrertraining führt zu spektakulären<br />
Ergebnissen: Die Fahrer bremsen halb so viel wie früher, senken<br />
die benötigte Fahrtzeit um sieben Prozent, verbrauchen<br />
13 Prozent weniger Treibstoff, die Fahrzeuge emittieren 12,8<br />
Prozent weniger Kohlendioxid.<br />
■ in Belgien ist DB Schenker mit dem Warehouse Willebroeck<br />
für Kunden aus der Konsumgüterbranche aktiv.<br />
Ein Teil der Anlage ist für temperaturgeführte Güter vorgesehen,<br />
wobei die Temperaturen je nach Raum bei 18 °C und<br />
bei konstant 15 °C gehalten werden müssen. Um diese Temperaturen<br />
auch im Hochsommer energieeffizient erreichen<br />
zu können, hat DB Schenker eine besondere Belüftung ins<br />
Dach eingebaut. So können niedrige Außentemperaturen in<br />
der Nacht dazu genutzt werden, die gesamte Anlage auch<br />
tagsüber kühl zu halten.<br />
■ das thema Nachhaltigkeit ist nicht nur in den USA und<br />
in Europa virulent. Auch in Indonesien zum Beispiel hat DB<br />
Schenker erst vor Kurzem ein Programm gestartet, um Ressourcen<br />
zu schonen und Energie besser einzusetzen.<br />
Skandinavien: DB Schenker in Schweden gilt anderen<br />
Landesgesellschaften häufig als Vorbild<br />
Logistics | 23
Interview<br />
»Sie müssen an Ihre<br />
Marke glauben«<br />
Bert <strong>Moore</strong> ist globaler Chefstratege der New Yorker Werbeagentur<br />
Lowe Worldwide. Er erklärt, warum nur authentische Kampagnen bei<br />
internationalen Kunden ankommen<br />
Mister <strong>Moore</strong>, gibt es eigentlich einen Unterschied<br />
zwischen der Art und Weise, die Marke von Konsumgütern<br />
– zum Beispiel eines Shampoos – zu<br />
entwickeln und die Marke von zum Beispiel logistischen<br />
Services?<br />
Nein. Es ist immer dasselbe Verfahren. Man identifiziert<br />
die zentralen Werte der Marke, versucht, ihren Charakter<br />
und ihre Stärke herauszuarbeiten und die Eigenheiten des<br />
Markts einzubeziehen. Und schließlich vermitteln Sie das<br />
Ergebnis, um zu einem bestimmten Ziel zu gelangen. Die<br />
Markenbildung bleibt dieselbe. Nur die Parameter der Marke<br />
sind jeweils anders.<br />
Zum Beispiel die Zielgruppe ...<br />
Bei einer Verbraucherkampagne geht es darum, auf den<br />
Verbraucher zuzugehen. Bei einer Business-to-Business-<br />
Kampagne (B2B) hingegen kommuniziert man mit mehreren<br />
Zielgruppen, sie alle müssen angesprochen werden –<br />
vom Mitarbeiter der Belegschaft bis<br />
zum kommunalen oder nationalen<br />
Entscheidungsträger in seiner Nische.<br />
Kampagnen für B2B-Unternehmen<br />
wenden sich an ein äußerst vielschichtiges<br />
Publikum. Das kann bedeuten,<br />
dass eine Idee in verschiedenen Ausführungen<br />
vorliegen muss.<br />
Warum ist Werbung für Logistiker wichtig?<br />
Reicht die Qualität der Dienstleistung<br />
nicht aus?<br />
In einer Welt, in der es zunehmend<br />
schwieriger wird, Wirkungen auszuüben<br />
und zu steuern, muss Werbung<br />
Botschaften klar vermitteln. Eine<br />
glaubwürdige Marke besitzt großen<br />
Wert: Vertrauen, Komfort, höchste<br />
[ Interview ] Kevin Cote<br />
VitA<br />
Bert <strong>Moore</strong><br />
■ Erfahrung: Karrierestart in der<br />
Unternehmensberatung, tätig für den<br />
globalen Werbe- und Medienkonzern<br />
WPP. Später übernahm er die Markenwerbung<br />
bei dem PR-Unternehmen<br />
Burson-Marsteller.<br />
■ tätigkeit: <strong>Moore</strong> hat für eine Vielzahl<br />
internationaler Marken gearbeitet,<br />
vor allem im Getränkesektor. Heute ist<br />
er Chefstratege von Lowe Worldwide.<br />
Sicherheit oder pünktliche Lieferung. Wenn Sie an die Botschaft<br />
der Marke glauben und sie authentisch kommunizieren,<br />
kommt Ihre Botschaft an.<br />
Kunden begreifen, dass sie für die Markenentwicklung zahlen,<br />
und wenden sich daher eventuell günstigeren markenlosen Artikeln<br />
zu. Gilt das auch für B2BDienstleister?<br />
Zwei McKinsey-Autoren haben bereits vor Jahren ein interessantes<br />
Phänomen beobachtet, das Trading Up: Den Kunden<br />
ist bewusst, dass drei T-Shirts für 10 Dollar von Wal-Mart<br />
ein Schnäppchen sind. Sie stufen funktionale Produkte –<br />
Socken, weiße T-Shirts – in ihrer Bedeutung für ihr Leben<br />
herunter, um das Geld für einmalige Ausgaben anzusparen,<br />
zum Beispiel für die Gucci-Lederjacke. Ganz gleich, ob Sie<br />
Zahnpasta oder einen Fünf-Jahres-Vertrag von einem Logistik-Unternehmen<br />
kaufen, in Ihrer Entscheidung stecken immer<br />
rationale und emotionale Elemente. Das Trading Up bei<br />
den Waren, zu denen man eine starke emotionale Bindung<br />
hat, entspricht dem Trading Down<br />
bei funktionalen Produkten. Marken<br />
und Kommunikation haben in den<br />
beiden Kategorien jeweils andere Aufgaben.<br />
Aber ich glaube nicht, dass das<br />
Phänomen bei B2B-Dienstleistungen<br />
genauso vorherrscht. Dort werden<br />
Entscheidungen doch sehr rational<br />
und langfristig getroffen.<br />
Wenn die Geschäftsbeziehungen aber<br />
so langfristig sind, warum sind dann<br />
Werbung und Markenbildung für Dienstleister<br />
überhaupt so wichtig?<br />
Diese Frage lässt sich mit einem Wort<br />
beantworten: Virgin. Diese Marke<br />
hat es geschafft, eine unglaublich große<br />
Schlagkraft zu erlangen. Zuerst<br />
><br />
»Nichts steht<br />
einer Marke<br />
besser als<br />
jemand, der<br />
B sagt, nachdem<br />
er A<br />
gesagt hat.«<br />
Bert <strong>Moore</strong> ist<br />
Spezialist für<br />
„ganzheitliche“<br />
Markenbildung<br />
<strong>24</strong> | Logistics Logistics | 25
Interview<br />
»Wir haben zwar<br />
einen globalen Blick<br />
auf eine High-Value-<br />
Idee, sie muss aber kulturell<br />
formbar sein.«<br />
wurde sie von ihrem Eigentümer Richard Branson verkörpert,<br />
doch mittlerweile steht sie für eine ganze Reihe von<br />
Werten, unter anderem für eine rebellische Haltung, günstige<br />
Qualität. Die Marke hat all diese Werte in den Jahren des<br />
wirtschaftlichen Erfolgs erhalten. Damit hatte Branson immer<br />
sofort einen Aktivposten, wenn er neue Märkte betrat.<br />
Aber wie lässt sich dies auf Unternehmen anwenden, die keinen<br />
Richard Branson an der Spitze haben?<br />
Nichts repräsentiert eine Marke besser als jemand, der B<br />
sagt, nachdem er A gesagt hat. Ein lebendes Denkmal seines<br />
Unternehmens – jedes Unternehmens. Aber nichts ist auch<br />
mit einem so hohen Risiko verbunden. Wenn ich gegen ein<br />
B2B-Unternehmen um einen Kunden konkurrieren und<br />
die Person, die für die Kundenbeziehung verantwortlich<br />
ist, kennen würde, dann würde ich ihr Gehalt verdoppeln,<br />
sie in meiner Firma anstellen und der Vertrag würde ihr<br />
hoffentlich folgen. Ein Unternehmen, dessen Fundament<br />
sein Ruf bei den Kunden ist, muss diesen personalen Aspekt<br />
ausgleichen, indem es ihm etwas zur Seite stellt, das es<br />
wirklich unter Kontrolle hat. Zum Risikomanagement einer<br />
Geschäftsbeziehung gehört es, dass die Marke dem Kunden<br />
von möglichst vielen verschiedenen Ansprechpartnern vorgelebt<br />
wird.<br />
Wie sieht es auf dem globalen Markt aus? Etliche Kampagnen<br />
funktionieren nicht, weil sie sich nicht von einem Markt zum anderen<br />
ü<strong>bert</strong>ragen lassen.<br />
Eine „signalhafte“ Markenbildung gehört zweifellos der<br />
Vergangenheit an. Alles rot anstreichen und aufpassen, dass<br />
alles das richtige Logo trägt, ist ein ehrenvoller erster Schritt,<br />
der für das einheitliche Erscheinungsbild eines Unternehmens<br />
sicher nötig ist. Aber das ist nur der erste Schritt. Kommunikation<br />
mit hoher Rendite erfordert andere, anspruchsvollere<br />
Ideen. Ein Wert, für den beispielsweise ein Logistiker<br />
bekannt sein möchte, ist die pünktliche Lieferung zum<br />
vorgesehenen Preis. Diesen Wert in verschiedene Kulturen<br />
zu ü<strong>bert</strong>ragen, ist die Kunst moderner Kommunikation.<br />
Zum Beispiel?<br />
Im Konsumgüterbereich haben wir eine weltweite Kampagne<br />
für OMO-Waschmittel geführt. Sie hieß „dirt is good“ –<br />
Schmutz ist gut. Die Kampagne beruhte auf der Idee, dass<br />
konzerne entstehen. Sie werden sich durch Übernahmen<br />
und aggressive <strong>Marketing</strong>strategien flexibel zwischen der<br />
Business-to-Business-Welt und der Verbraucherwelt hin<br />
und her bewegen.<br />
Was ist mit Ländern wie China und seinen wachstumsstarken<br />
Märkten. Wie funktioniert eine globale Markenkampagne dort?<br />
In China leben eine Milliarde Menschen, aber die Menschen<br />
an der Küste sind von denen im Landesinneren sehr verschieden.<br />
Wenn man einfach Waren mit Werbung aus New<br />
York an Land wirft und ohne Rücksicht auf eine 5000-jährige<br />
Kultur erwartet, dass sie gekauft wird, ist das finanzieller<br />
Selbstmord. Aber natürlich lässt sich auf diesem Markt<br />
kommunizieren.<br />
Das Hauptproblem in China ist die Lieferkette. Wo stelle<br />
ich meine Waren her und wie vertreibe ich sie? Wenn die<br />
Produkte einer milliardenstarken Zielgruppe bewegt und<br />
verkauft werden sollen, bestimmt letztlich die Kosten-Nutzen-Analyse<br />
der Lieferkette den Preis, anders ausgedrückt:<br />
die Kosten des Logistikers. Alle Werbung der Welt ist limitiert,<br />
wenn nur 40 Prozent der Bevölkerung die Produkte<br />
kaufen können.<br />
Für Logistik-Unternehmen ist deswegen die Zeit gekommen,<br />
sich auf China zu konzentrieren und das Land wirklich<br />
verstehen zu lernen. Es wird dort ungeheuer viel in die Infrastruktur<br />
investiert. Die bessere Lieferung von Markenartikeln<br />
über den Einzelhandel an den chinesischen Verbraucher<br />
ist eine komplizierte logistische Gleichung, bei deren<br />
Lösung viele Unternehmen Hilfe brauchen. Also – auf nach<br />
China!<br />
www.loweworldwide.com<br />
26 | Logistics Logistics | 27<br />
Fotos: Lowe Worldwide, Scholz & Friends<br />
Zielgruppe:<br />
Die türkische<br />
Omo-<br />
Kampagne<br />
von Lowe<br />
Worldwide<br />
wandte sich<br />
an Familien<br />
DB Schenker<br />
richtet sich<br />
dagegen<br />
an die Entscheider<br />
und<br />
Einkäufer in<br />
Industrie und<br />
Handel<br />
Kinder lernen, wenn sie sich schmutzig machen. Eine Mutter<br />
muss sich keine Sorgen um die Kleidung machen, weil<br />
sie mit OMO wieder sauber wird. Aber die Bedeutung von<br />
„dirt is good“ ist in Indien völlig anders als in Brasilien, wo<br />
Kreativität und Entdeckungslust am Strand im Mittelpunkt<br />
stehen. In Indien geht es um die Erlernung von Familienwerten.<br />
In der Türkei wiederum um die Fähigkeit, auf den<br />
eigenen zwei Beinen zu stehen. Wir betrachten eine so genannte<br />
high-value idea, eine Qualitätsidee, zwar von unserem<br />
Elfenbeinturm aus – aber trotzdem muss sie kulturell<br />
formbar sein.<br />
Welche B2BDienstleistungen setzen im globalen <strong>Marketing</strong><br />
Standards?<br />
Dazu fällt mir Reuters ein. Egal ob Nachrichten oder Aktienkurse,<br />
Reuters ü<strong>bert</strong>rägt Daten. Die Lieferkette, die Tom<br />
Glocer bei Reuters eingeführt hat, hat die von alten Journalisten<br />
geführte Organisation in ein überaus modernes globales<br />
Unternehmen verwandelt. Er war einer der ersten, der<br />
die Inhalte einer Nachrichtenagentur in Teamwork erzeugen<br />
ließ, und er führte echtes wirtschaftliches Denken in<br />
einem zuvor recht traditionellen Unternehmen ein.<br />
Wohin geht die Reise der B2BWerbung in den kommenden fünf<br />
Jahren?<br />
<strong>Der</strong> Markt wird sich polarisieren. Präzise definierte Spezialmarken,<br />
E-Commerce und Langzeitdenken werden die<br />
Unternehmen dazu bringen, ein konkretes Nischenprodukt<br />
zu produzieren und auf der ganzen Welt zu verkaufen. Und<br />
Logistik-Unternehmen werden diese Spezialisierung überhaupt<br />
erst ermöglichen, indem sie die Liefermechanismen<br />
bereitstellen. Auf der anderen Seite werden globale Marken-<br />
Interview
28 | Logistics<br />
Geschäft mit<br />
Luftfracht: Das DB<br />
Schenker-Team für<br />
Alenia in Peschiera<br />
Borromeo bei Mailand<br />
besteht aus Claudio<br />
Modica, Paola Bollani,<br />
Ilaria Mapelli, Ro<strong>bert</strong>a<br />
Bertoletti, Paola<br />
Rivoltella (v.l.n.r.)<br />
Foto: Jonage<br />
People<br />
Italiens<br />
schnellste<br />
Importeure<br />
AleniA AeronAuticA ist<br />
ein anspruchsvoller Kunde.<br />
Entsprechend rasant ist<br />
das DB Schenker-Airfreight-<br />
Import-Team in Italien<br />
■ Es ist ein täglicher Kampf gegen die<br />
Stoppuhr: „Wir haben eine sehr schnelle<br />
Supply Chain zwischen den USA und<br />
Italien etabliert“, sagt Paola Bollani,<br />
die bei DB Schenker in Italien für den<br />
Kunden Finmeccanica/Alenia zuständig<br />
ist. Das Team, fünf DB Schenker-<br />
Mitarbeiter in Peschiera Borromeo, die<br />
sich mit zwei weiteren Kollegen um die<br />
Luftfracht des italienischen Flugzeugzulieferers<br />
Alenia kümmern, organisieren<br />
mit weiteren Kollegen in den USA<br />
Material in Werken der USA, prüfen<br />
die Dokumente mithilfe des firmeneigenen<br />
Bax Argus Systems und schicken<br />
die Teile per Flugzeug nach Italien.<br />
Dort fertigt Alenia, ein Luft- und<br />
Raumfahrtunternehmen des italienischenTechnikkonzerns<br />
Finmeccanica,<br />
an verschiedenen Standorten Komponenten<br />
für die Flugzeughersteller. Am<br />
Dreamliner-Projekt zum Beispiel, mit<br />
dem Boeing den Markt für mittelgroße<br />
Langstreckenflugzeuge erobern will,<br />
hat Alenia einen Produktionsanteil von<br />
14 Prozent. „Gerade weil unser Service<br />
für Alenia mit den strengen Indices<br />
bei ihrem Boeing-Geschäft übereinstimmt,<br />
ist der Kunde sehr zufrieden“,<br />
sagt Bollani. Standardsendungen sind<br />
innerhalb von acht Tagen bei Alenia.<br />
Dringende Sendungen, zum Beispiel in<br />
Trockeneis bei –18° Celsius temperaturgeführt,<br />
treffen in vier Tagen in den<br />
italienischen Werken ein.<br />
Im vergangenen Jahr hat DB Schenker<br />
für den Alenia Mutterkonzern Finmeccanica<br />
mehr als 10 000 Sendungen<br />
organisiert.<br />
www.alenia-aeronautica.it.<br />
Logistics | 29
Trine Schmidt: Die 20-Jährige ist eine der stärksten dänischen Radlerinnen<br />
Dänemark-China und Retour<br />
■ Trine Schmidt war eine der dänischen<br />
Favoriten bei den Olympischen Spielen<br />
in Peking. Gemeinsam mit ihren<br />
13 Kollegen aus dem Radfahrteam war<br />
sie die Hoffnung auf eine der sieben<br />
Medaillen, die Dänemark als Ziel in<br />
Peking hatte – bei den letzten Spielen<br />
in Athen hatte es für zwei Gold- und<br />
sechs Bronzemedaillen gereicht. Für<br />
den Transport der Ausrüstung war die<br />
dänische Schenker-Landesgesellschaft<br />
als exklusiver Logistik-Partner des Dä-<br />
30 | Logistics<br />
nischen Sportverbands DIF zuständig.<br />
„Wir haben bis auf die Pferde den ganzen<br />
Transport organisiert“, sagt Finn<br />
Petersen, Department Manager bei<br />
Schenker A/S im dänischen Aalborg.<br />
Auch für das dänische Fernsehen gingen<br />
Container aus Kopenhagen und<br />
Odense nach Peking. Nach Ablauf<br />
der Spiele im September gelangt das<br />
Material wieder zurück nach Dänemark.<br />
Per Flugzeug oder als Seefracht.<br />
www.ol.dk<br />
3 FrAgen An DETTHoLD ADEn<br />
Schaffen die<br />
Häfen mehr<br />
Volumen?<br />
Detthold Aden plädiert auf<br />
der 3. nordhafenkonferenz<br />
für mehr Leistungsfähigkeit<br />
1<br />
Herr Aden, was bringen solche Treffen<br />
wie das kürzlich in Potsdam?<br />
Solche Konferenzen bringen<br />
die Fachwelt auf den aktuellen<br />
Stand der Entwicklung und tragen<br />
dazu bei, die wichtigen Themen<br />
Logistik und Transport ins öffentliche<br />
Bewusstsein zu rücken.<br />
2<br />
Wo sind denn Deutschlands größte<br />
Baustellen für diese europäischen<br />
Hafenhinterlandverkehre?<br />
In den Häfen sind das Bremerhaven<br />
mit dem Containerterminal 4 und<br />
Wilhelmshaven mit dem Bau des<br />
Terminals JadeWeserPort. Auch<br />
Hamburg baut die Kapazitäten für<br />
den stark wachsenden Containerumschlag<br />
aus. Für Straße und Schiene<br />
wünsche ich mir große Baustellen –<br />
zum Beispiel an der A1 zwischen<br />
Bremen und Hamburg und an der<br />
A22 sowie bei der Y-Trasse der <strong>Bahn</strong><br />
für bessere Verbindungen zwischen<br />
Bremen/Bremerhaven und Hamburg.<br />
3<br />
Was wird derzeit getan?<br />
In den Häfen ist der Zeitrahmen<br />
eng, aber zu bewältigen. Aber der<br />
Ausbau von Straße, Schiene und Wasserwegen<br />
dauert in Deutschland viel<br />
zu lange. <strong>Der</strong> Güterverkehrs-Masterplan<br />
der deutschen Regierung ist ein<br />
wichtiger Schritt. Er muss aber solide<br />
finanziert und beschleunigt werden.<br />
Detthold Aden<br />
ist Präsident des<br />
Zentralverbands<br />
der deutschen<br />
Seehafenbetriebe<br />
e.V., Hamburg, und<br />
Vorsitzender des<br />
Vorstands der BLG<br />
Logistics Group in<br />
Bremen.<br />
Fotos: Das Büro, BLG, DB Schenker (2)<br />
Auf und Ab der Luftfracht<br />
■ Nur für Außenstehende gibt es große<br />
Unterschiede zwischen Estland<br />
und Finnland – Insider wiederum<br />
schätzen die Ähnlichkeiten. „Weil<br />
es nur wenig kulturelle Unterschiede<br />
zwischen beiden Ländern gibt,<br />
ist die Sprache für mich eher eine<br />
Herausforderung“, sagt Valter<br />
Veedler, Airfreight Product Manager<br />
bei DB Schenker in Finnland.<br />
Vor wenigen Monaten ist der<br />
gebürtige Este nach Helsinki gezogen,<br />
um sich dort um die regionale<br />
Luftfracht zu kümmern. „Hier in<br />
Helsinki ist das Geschäft natürlich<br />
viel größer als in Estland“, sagt<br />
Veedler. Er war zuvor sechs Jahre<br />
lang bei DB Schenker in der estnischen<br />
Hauptstadt Tallinn tätig. DB<br />
Schenker ist mit rund 2 400 Mitarbeitern<br />
Marktführer in Finnland<br />
und auch im Luftfrachtgeschäft ist<br />
DB Schenker engagiert: gerade angesichts<br />
der starken Schwankungen<br />
im regionalen Geschäft eine Herausforderung.<br />
<strong>Der</strong>zeit verbessert<br />
Veedler sein Finnisch: „Ich arbeite<br />
dran“, sagt er. Ihm kommt entgegen,<br />
dass das Luftfrachtgeschäft<br />
in großen Teilen englischsprachig<br />
ist. Nur am Wochenende kehrt er<br />
zurück ins heimische Tallinn: Bis<br />
zu seiner Freundin sind es rund<br />
80 Kilometer – über die See.<br />
Nächtliche Lieferketten<br />
■ Peking im Olympiafieber: Strenge<br />
Umweltauflagen schränkten die Wirtschaft<br />
in der Hauptstadtregion ein. Vor<br />
allem der Luftverschmutzung sollte<br />
dadurch beigekommen werden, indem<br />
Firmen ihre Werke schließen sollten.<br />
Vielen Unternehmen aus dem In- und<br />
Ausland drohten Milliardenausfälle.<br />
Angesichts der starken Umweltvorschriften<br />
musste auch DB Schenker<br />
seine eigenen Lieferketten ständig<br />
neu ausrichten. Verzweifelte<br />
Firmen wandten sich kurz vor<br />
den Spielen an DB Schenker<br />
mit der Bitte, als offizieller<br />
Logistikdienstleister für die<br />
Olympischen Spiele ihren<br />
Nachschub zu übernehmen.<br />
„Das ist für uns natürlich<br />
eine Riesenchance“, sagt<br />
Thomas Hauck, Regionalleiter<br />
Nordchina von<br />
DB Schenker. Für einen<br />
Autozulieferer zum Beispiel<br />
hat DB Schenker<br />
alle Lieferungen in einem<br />
Lager außerhalb Pekings<br />
gebündelt und zwischen<br />
Neugierig: Jeder Tag<br />
bringt neue Erfahrungen,<br />
sagt Thomas Hauck,<br />
Regionalleiter nordchina<br />
People<br />
Luftfracht ist ein<br />
schwieriges Geschäft,<br />
weiß Valter Veedler<br />
Mitternacht und fünf Uhr morgens mit<br />
speziellen Lastwagen, welche die strengen<br />
Auflagen der Behörden erfüllen,<br />
in die Stadt gebracht. Auch für andere<br />
Unternehmen konnte DB Schenker eine<br />
Lösung ausarbeiten, die flexibel auf<br />
die Vorgaben der Chinesen reagierte.<br />
Improvisation sei die wichtigste<br />
Voraussetzung, so Hauck, der vor<br />
zweieinhalb Jahren mit seiner Familie<br />
nach China gezogen ist. Er<br />
hat sogar Chinesisch gelernt: „Es<br />
reicht, um einen Tee zu bestellen.“<br />
Hauck ist immer noch fasziniert von<br />
den Erfahrungen, die er täglich<br />
macht. „China bietet immer noch unwahrscheinliche<br />
Chancen“, sagt der<br />
35-Jährige. „Es ist unglaublich, wie sich<br />
zum Beispiel Peking in den letzten<br />
anderthalb Jahren verändert hat.“ Seit<br />
seiner Ankunft vor zweieinhalb Jahren<br />
hat sich nicht nur das Umfeld in China<br />
rasant entwickelt, sondern auch DB<br />
Schenker an Stärke gewonnen. Heute<br />
sind 450 Mitarbeiter allein in der Geschäftsstelle<br />
Peking für DB Schenker<br />
tätig – als Hauck anfing, waren es noch<br />
50. Im gleichen Zeitraum hat sich der<br />
Umsatz verzehnfacht. Für Hauck ist<br />
kein Ende des Erfolgs in Sicht:„Hier in<br />
China habe ich den Eindruck, zur richtigen<br />
Zeit am richtigen Platz zu sein.“<br />
Logistics | 31
Solution<br />
Dows Diskrete<br />
Logistik<br />
Einer der größten Chemiekonzerne der Welt würde auf Transporte<br />
am liebsten verzichten. Wenn’s sein muss, darf aber die <strong>Bahn</strong> ran<br />
[ Text ] Axel Novak [ Fotos ] Max Lautenschläger<br />
32 | Logistics<br />
Kostbare Fracht:<br />
An den Ladestationen<br />
herrscht<br />
höchste Sicherheit
Komplexe Technik: Frank Pfeifer belädt in Schkopau einen Waggon. Am Ladearm sorgen Sonden für den exakten Füllstand im Kessel<br />
In fast jedem Produkt unserer Zivilisation steckt<br />
heute ein Bestandteil aus einer Fabrik von Dow<br />
Die Ära des Kunststoffs dauert schon mehr<br />
als ein Jahrhundert. Und wenn es nach<br />
den Erben von Her<strong>bert</strong> Henry Dow geht,<br />
dann ist sie noch lange nicht zu Ende.<br />
Denn sein Erbe, der US-Konzern Dow, will<br />
weiter wachsen und sieht gute Bedingungen<br />
dafür. Dow ist heute einer der größten<br />
Kunststoffhersteller der Welt. In jedem Ding, das unsere Zivilisation<br />
ausmacht, steckt ein Teil Chemie – ob im Handy<br />
oder im Turnschuh, ob im ICE oder Auto,<br />
die Produkte des Chemiekonzerns sind<br />
längst zum unsichtbaren Bestandteil der<br />
Plastik-Ära geworden.<br />
Das ist ein rasanter Aufstieg für ein<br />
Unternehmen, das 1897 als Produzent<br />
von Brom-Produkten und Bleichmitteln<br />
auf den Markt trat. Dreißig Jahre später<br />
schon war Dow einer der größten Chemikalienhersteller<br />
in den USA und startete<br />
mit der Produktion von Kunststoffen.<br />
Heute erwirtschaften 46 000 Mitarbeiter<br />
weltweit einen Umsatz von 54 Milliarden<br />
US-Dollar. Im Firmengeflecht aus Töchtern<br />
und Beteiligungen nimmt Europa<br />
eine besondere Stellung ein.In Deutsch-<br />
34 | Logistics<br />
NIEDER-<br />
LANDE<br />
Terneuzen<br />
land befinden sich mit die größten Dow-Werke des alten<br />
Kontinents, neben den Standorten in Spanien und den<br />
Niederlanden – ein leistungsfähiger europäischer Werkverbund.<br />
Fast die Hälfte der 14 000 europäischen Dow-Mitarbeiter<br />
ist in Deutschland beschäftigt.<br />
Dow bietet heute nicht nur Chemikern, Verfahrenstechnikern<br />
und Ingenieuren ein spannendes Arbeitsfeld, sondern<br />
auch Logistikern. Denn zum einen sind die Werke miteinander<br />
durch eine komplexe Infrastruktur verbunden.<br />
Zum anderen sind viele der Rohstoffe nur<br />
mit größter Sorgfalt zu behandeln.<br />
Stade<br />
Schkopau<br />
Leuna Leuna<br />
Böhlen<br />
Teutschenthal<br />
DEUTSCHLAND<br />
Rheinmünster<br />
Rostock-<br />
Hafen<br />
Daher lautet der erste und vielleicht wichtigste<br />
strategische Grundsatz von Dow: so<br />
wenig Transporte wie möglich. Trotz großer<br />
Mengen, die bewegt werden müssen,<br />
will Dow die Umwelt nicht mehr als nötig<br />
beim Transport belasten. Wenn also nicht<br />
die Pipeline, dann ist das Schiff und danach<br />
die <strong>Bahn</strong> das Transportmittel der Wahl.<br />
Lastkraftwagen sind derzeit die letzte Option,<br />
weil sie viele Schadstoffe ausstoßen.<br />
Dow, das ist vor allem eine Geschichte<br />
von Pipelines, die die Werke untereinander<br />
verbinden: 980 Kilometer in<br />
Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
{ Dr. Mathias Schönburg, Dow Stade }<br />
»Für uns zählen<br />
vor allem<br />
Sicherheitsleistungen.«<br />
Deutschland. So versorgt eine 430 Kilometer lange Röhre<br />
ab dem ostdeutschen Hafen Rostock das Werk Böhlen mit<br />
Naphta, dem wichtigsten Rohstoff der Kunststoffindustrie.<br />
Eine zweite Pipeline verbindet Dow in Stade mit dem<br />
Werk in Teutschenthal. <strong>Der</strong> Grundstoff Ethylen gelangt so<br />
nach Mitteldeutschland mit den vier Werken Schkopau,<br />
Teutschenthal, Leuna und Böhlen. Andere Pipelines bringen<br />
hoch angereicherte Salzlösung aus den Salzstöcken in<br />
die Dow-Werke. Dort entstehen aus der sogenannten Sole<br />
wichtige Ausgangsstoffe für die Produktion. „Das sind alles<br />
hochintegrierte Werke“, sagt Peter Schröder, Leiter Logistik<br />
im Werk Stade. Ein Produkt gelangt durch Stahlleitungen<br />
direkt in die nächste Fertigungsanlage, ohne je den geschlossenen<br />
Kreislauf des Werkes zu verlassen. Hunderte<br />
Kilometer von Pipelines mäandern durch die Fabriken und<br />
ihre Produktionskomplexe.<br />
Doch neben und über den Röhren aus Edelstahl rollt die <strong>Bahn</strong>.<br />
Denn der Dow-Grundsatz für Überlandverkehr lautet: so<br />
viel Schiene wie möglich. Was nicht durch die Pipeline<br />
passt, wird verpackt und verschickt, zumeist mit der <strong>Bahn</strong><br />
und, falls kein Gleisanschluss vorhanden, mit dem Lkw.<br />
Natronlauge für Papierhersteller, Granulate für die Kunststoffindustrie<br />
oder hochkomplexe Klebstoffe für Europas<br />
Autobauer: Den überwiegenden Teil bringen Züge und Laster<br />
zu den Kunden. Rund 100 Speditionen arbeiten in ganz<br />
Deutschland mit Dow zusammen. Ab einer Entfernung von<br />
400 Kilometern aber, so eine Faustregel, sind <strong>Bahn</strong>transporte<br />
günstiger als Lastwagen.<br />
Bei den Verkehren mit der Eisenbahn ist vor allem<br />
DB Schenker Rail wichtigster Partner. „Dow ist der größte<br />
Chemiekunde des Geschäftsfelds DB Schenker Rail.<br />
■ Die 1,7 Millionen Tonnen Fracht, die<br />
DB Schenker alljährlich für Dow in Europa<br />
fährt, erfordern ein hohes Maß an Sorgfalt.<br />
Daher sind die Mitarbeiter von der<br />
<strong>Bahn</strong> für den Umgang mit diesen Gütern<br />
besonders geschult, auch wenn sie nicht<br />
direkt an der Be- und Entladung von Waren<br />
beteiligt sind.<br />
■ Falls es einmal zu einem Unfall kommt,<br />
kann die DB über die DB Netz <strong>AG</strong> auf ein<br />
><br />
umfangreiches Notfallsystem zurückgreifen.<br />
DB Schenker Rail hat ein eigenes,<br />
paralleles System für Notfallmanagement<br />
aufgebaut. Rund um die Uhr sind acht<br />
Notfallmanager erreichbar, die in kürzester<br />
Zeit ein Notfallteam zusammenstellen<br />
und in maximal 30 Minuten an jedem<br />
Ort der Republik sein können. Mehrere<br />
hundert Mitarbeiter stehen nach 40<br />
verschiedenen Regionen gegliedert zur<br />
Verfügung, um rasch einzugreifen.<br />
Solution<br />
Gut gelüftet: Sicherheitsstiefel der Mitarbeiter werden nach der<br />
Schicht auf einen Lüfter gehängt. Eines der schlichten Endprodukte<br />
in Stade: millimeterlange Kunststoffpellets aus Polycarbonat<br />
SAFeTy FirST<br />
Prävention und Management von Notfällen<br />
■ Außerdem bietet DB Schenker der<br />
Industrie sogenannte Safety-Days-<br />
Schulungen an. Dabei wird in Zusammenarbeit<br />
mit der Werksfeuerwehr an einem<br />
„Ausbildungszug“ der Einsatz unter<br />
(fast) echten Bedingungen geprobt. Ziel<br />
ist es, präventive Maßnahmen zur Notfallabwehr<br />
mit den Kunden gemeinsam<br />
durchzuführen. Schließlich müssen sich<br />
im Ernstfall alle Beteiligten aufeinander<br />
verlassen können.<br />
Logistics | 35
Solution<br />
Griffbereit: Werkzeug an den<br />
Arbeitsstationen<br />
Kontrolle: In der Messwarte überwachen Dow-Mitarbeiter rund um die Uhr die komplexen Prozesse in der<br />
Produktionsanlage<br />
Jährlich fahren wir für Dow mehr als 1,7 Millionen Tonnen<br />
in ganz Europa“, sagt Jan Elfenhorst, Key Account<br />
Manager bei der DB Schenker-Tochter BTT <strong>Bahn</strong>Tank<br />
Transport GmbH. Bis zu 150 Transportaufträge laufen<br />
täglich im DB Schenker-KundenServiceZentrum in Duisburg<br />
ein, im EDI-Datenformat, das den direkten elek-<br />
tronischen Austausch zwischen den Dow-Rechnern und denen<br />
des KundenServiceZentrums ermöglicht.<br />
Gleichzeitig verbinden Ganzzüge die einzelnen Dow-<br />
Werke in Europa untereinander: Täglich zum Beispiel trifft<br />
der Anilin-Zug aus dem Werk Böhlen in Stade ein, bis zu<br />
23 Waggons bringen Rohstoff für die Polyurethan-Produktion<br />
an die Küste.<br />
Ein weiterer Ganzzug pendelt Tag für Tag als gigantisches<br />
Shuttle zwischen Dow Mitteldeutschland und den Niederlanden.<br />
„Damit verbinden wir Schkopau und Terneuzen<br />
in 20 Stunden“, sagt Peter Heinke, Mode Leader Rail Operations<br />
Europe der Dow. Bis zu 2 300 Tonnen Material tauschen<br />
die beiden Werke jeden Tag auf der Schiene aus. Geschickte<br />
Planung führt dazu, dass Loks und Personal auf der<br />
langen Strecke nur einmal gewechselt werden müssen.<br />
„Safety First“ ist wohl das wichtigste Motto von Dow und<br />
wird konsequent angemahnt. So erscheint manches auch in<br />
den deutschen Werken sehr amerikanisch: In Stade erfahren<br />
die Mitarbeiter bei jedem Gang in den Waschraum, auf<br />
welche Art und Weise sie sich die Hände waschen sollen.<br />
An jeder Treppe weisen Schilder darauf hin, den Handlauf<br />
zu benutzen. Diese Aufmerksamkeit gilt auch bei Transportkonzepten:<br />
„Wir haben bei Dow globale Sicherheitsan-<br />
{ Peter Heinke, Dow Schkopau }<br />
»Unsere<br />
Planer sitzen<br />
in ganz Europa<br />
verteilt.«<br />
forderungen, die über die gesetzlichen Anforderungen in<br />
den jeweiligen Ländern hinausgehen“, so der Stader Eisenbahnbetriebsleiter<br />
für Dow, Dr. Mathias Schönburg.<br />
Die Beladung der Waggons erfordert viel Technik und<br />
höchste Sensibilität im Umgang mit den chemischen<br />
Stoffen. „PO“ zum Beispiel bezeichnet den Stoff Propylenoxid,<br />
der in der Kunststoffindustrie Verwendung findet. Die<br />
farblose Flüssigkeit gilt als leicht entflammbar. Das Werk<br />
Stade verlässt der Rohstoff daher nur in stählernen Kesselwaggons.<br />
Sechs bis acht Waggons werden jeden Tag im zentralen<br />
Verladebereich PO – jede Produktgruppe hat ihre eigene Ladestation<br />
– mit der Flüssigkeit befüllt. Tagsüber werden die<br />
Waggons von DB Schenker an die Verladestation geschoben.<br />
Anschließend werden sie von Dow-Mitarbeitern in kleinen<br />
Unimogs auf Schienen bewegt. Während des Ladevorgangs<br />
überwacht eine zentrale Messwarte die ganze Station, sie<br />
steht mit den Anlagenfahrern in Schutzkleidung in ständigem<br />
Kontakt. Ladearme mit integrierter Absaugung und<br />
Überfüllungssonden ermöglichen anschließend eine gleichmäßige<br />
Beladung. Fast 60 Tonnen PO, rund 64 Kubikmeter<br />
Flüssigkeit, nimmt jeder Waggon auf. Für jeden einzelnen<br />
Wagen berechnen die Computer an der Station und in der<br />
Messwarte anhand der Fahrzeugnummer die Ladung auf<br />
den Zentiliter genau. Je nach Jahreszeit sinkt oder steigt der<br />
Level in den Fässern auf Rädern. Vor der Station verhindert<br />
eine sogenannte Gleiswegesicherung, dass andere Lokomotiven<br />
oder Waggons in den <strong>Bahn</strong>hof rauschen.<br />
„Beladen wird meist nachts, weil die Anlagenfahrer<br />
tagsüber vor allem Tanklastwagen an den Verladestellen<br />
abfertigen“, sagt Horst-Jürgen Tofern, Verladeleiter Schiene-<br />
Straße. „Dann haben wir Zeit für die Waggons.“<br />
Insgesamt sind knapp einhundert Mitarbeiter allein in<br />
Stade damit beschäftigt, Waggons und Lastwagen zu be-<br />
und entladen. Weitere fünfzehn Mitarbeiter organisieren<br />
Transporte, weitere 25 Dow-Mitarbeiter sind mit Logistik<br />
und Produktplanung befasst. Hinzu kommen vier Mitarbeiter<br />
von DB Schenker. Das Unternehmen hat vor Jahren<br />
den Werksrangierdienst übernommen, gerade erst ist der<br />
Vertrag verlängert worden. „Wir im Werk wollen die Geschäftsbereiche<br />
zu weniger Transporten auf der Straße<br />
Überblick: In Stade nördlich von Hamburg treffen viele günstige Standortfaktoren zusammen. Im Hintergrund das Tanklager an der Elbe<br />
Bei Dow entscheiden die Supply-Chain-Manager<br />
der Geschäftsbereiche über die Transporte<br />
treiben“, sagt Peter Schröder. „Daher screenen wir die<br />
Produkte kontinuierlich auf Verlagerung auf die Schiene.“<br />
„Wirtschaftlichkeit, Transportsicherheit und Zuverlässigkeit<br />
sind die zentralen Anliegen von Dow“, sagt Schröder.<br />
Dazu gehört allerdings auch der Blick in die Zukunft: „Im<br />
Hafenhinterlandverkehr kommt es zu gravierenden Zuwächsen<br />
auf der Schiene. Wenn das alles auf die Strecke kommt,<br />
droht der Kollaps“, sagt Schröder: „Wir sehen mit Sorge, dass<br />
die Netze nicht so ausgebaut werden, wie sie müssten.“<br />
Wie welche Produkte transportiert werden, entscheiden nicht<br />
die Werke vor Ort. Sondern bei Dow – wie bei vielen international<br />
agierenden Unternehmen – steuern die sogenannten<br />
Geschäftsbereiche, die Units nach Chemieprodukten<br />
und Verfahren, von ihren Hauptquartieren aus zentral die<br />
Logistik. Die Chefs und ihre Supply-Chain-Manager hingegen<br />
sitzen in der Dow-Zentrale in Midland in den USA. Die<br />
Planer für die europäischen Verkehre sind über ganz Europa<br />
verteilt. Bei den Schienentransporten zum Beispiel umfasst<br />
das Team Rail Operations, dem Peter Heinke in Schkopau<br />
vorsteht, elf Mitarbeiter, die an vier europäischen Standorten<br />
Verkehre durch ganz Europa planen.<br />
Um auf die Anforderungen von Dow weltweit reagieren<br />
zu können, hat DB Schenker das Unternehmen zum Innovative<br />
Partner gekürt. Dabei soll ein globales Corporate<br />
Account Management gemeinsam mit Dow weltweit multimodale<br />
Lösungen entwickeln.<br />
Doch eines der wichtigsten Entscheidungskriterien von<br />
Dow ist einfach: „Wichtig sind die Sicherheitsleistungen“,<br />
so Schönburg. Und das ist der größte Trumpf von DB Schenker.<br />
Die <strong>Bahn</strong> hat neben den klassischen Sicherheitselementen<br />
für Gefahrguttransporte eine umfassende Notfallorganisation<br />
aufgebaut. Mit rund 1000 Mitarbeitern, die eigens<br />
für das Thema Sicherheit und Notfallmanagement geschult<br />
wurden, kann DB Schenker in einer halben Stunde an jedem<br />
Ort Deutschlands präsent sein, sagt Dieter Baierle, der bei<br />
DB Schenker das Security-Management aufgebaut hat. ■<br />
www.dow.com<br />
www. railion.com<br />
36 | Logistics Logistics | 37
Big Apple: Blick auf die<br />
wohl bekannteste Skyline<br />
der Welt. New York ist Teil<br />
der DB Schenker-Kampagne<br />
{ Paul Fleig, Creative Director, Scholz & Friends }<br />
»DB Schenker hat<br />
einen Spirit von ›Wir<br />
packens‹, wir hatten<br />
den Eindruck, wenn<br />
es einer kann, dann<br />
DB Schenker.«<br />
38 | Logistics<br />
Shooting im<br />
Morgengrauen:<br />
Fotograf Kai-Uwe<br />
Gundlach auf der<br />
Hebebühne<br />
Können wir in drei<br />
Wochen ein weltweites<br />
Netzwerk shooten? YES.<br />
Eine neue Kampagne zeigt, was DB Schenker als Global Player<br />
leistet – und war selbst eine logistische Herausforderung: Zwei<br />
Kamera-Teams reisten in nur zwanzig Tagen rund um die Welt<br />
W<br />
enn es dämmert<br />
über Queens, stehen<br />
die Anwohner des<br />
Ozone-Parks auf, gehen<br />
mit ihrem Hund<br />
spazieren, trinken ihren Morgenkaffee<br />
und laufen zum Bus. Kaum jemand<br />
nimmt wahr, dass heute etwas auf dem<br />
Boulevard anders ist: ein Fototeam,<br />
das den nahen Highway fotografiert.<br />
Ein paar Passanten fragen kurz, was da<br />
passiert. <strong>Der</strong> Rest geht weiter. Schließlich<br />
ist das New York City: Irgendetwas<br />
passiert immer.<br />
[ Text ] Nicholas Levis [ Fotos ] Charly Kurz<br />
Das fünfköpfige Fototeam der<br />
Agentur Scholz & Friends ist heute<br />
morgen um halb fünf Uhr aufgebrochen,<br />
um den zweiten Tag zu shooten.<br />
Gestern noch, nach einem langen Flug<br />
aus Hongkong, stieg das Team an der<br />
Wall Street mit dem Helikopter über<br />
der Staten-Island-Bay auf, um den<br />
besten Blick auf eine Skyline zu bekommen,<br />
die fast jeder Mensch auf der<br />
Erde kennt. In den vergangenen zehn<br />
Tagen ist das Team in Hamburg, Barcelona<br />
und Bari gewesen. Dann folgen<br />
Norwegen und Dubai, bevor es nach<br />
Vision<br />
Deutschland zurück geht. In zwanzig<br />
Tagen einmal um die ganze Welt.<br />
Jetzt aber, kurz vor sechs Uhr Ortszeit,<br />
fährt das Fototeam mit einer Hebebühne<br />
den Highway entlang. Zwei<br />
Menschen klettern in den Korb der<br />
Hebebühne, eine von ihnen ist Claudia<br />
Eschborn, eine außergewöhnliche<br />
Fotoassistentin, die nun mit viel Erfahrung<br />
die Hydraulik in Bewegung<br />
setzt, bis sich der Bühnenkorb in die<br />
Höhe hebt. Vorsichtig manövriert sie<br />
das Gefährt um eine Straßenlampe<br />
herum und läßt den Teleskop-Arm<br />
><br />
Logistics | 39
Das nächste Shooting mit Lkws. Anschließend prüft<br />
das Team die Bilder, die nachts nach Deutschland zur<br />
Bearbeitung geschickt werden<br />
Kooperation ist alles: Nachts müssen riesige<br />
Datenmengen nach Deutschland geschickt werden<br />
auf volle 13 Meter Länge ausfahren.<br />
Neben ihr steht Kai-Uwe Gundlach,<br />
der Rock-Star der Auto- und Landschaftsfotografen,<br />
der erst vor Kurzem<br />
mit einer spektakulären Kampagne<br />
für den neuen 7er BMW in Erscheinung<br />
trat. Er hebt seine Kamera und<br />
fixiert das erste Licht eines wunderschönen<br />
Tages. Dann beginnt er zu<br />
fotografieren.<br />
Auf dem Bürgersteig, weit unterhalb,<br />
die übrigen Mitglieder des<br />
Teams: Paul Fleig ist seit zwei Jahren<br />
Creative Director bei Scholz &<br />
Friends und kann auf zwölf Jahre<br />
Erfahrung in der Werbung zurückblicken.<br />
Er erzählt, wie dieses jüngste<br />
Abenteuer vor wenigen Monaten<br />
begann, als die DB Schenker-Manager<br />
die Berliner Werbeagentur erstmals<br />
mit der Idee einer Kampagne<br />
in vierzig Ländern konfrontierten.<br />
DB Schenker wollte, dass die neue<br />
Kampagne ein deutliches Signal<br />
setzt: <strong>Der</strong> Global Player bietet seinen<br />
Kunden rund um die Welt viele maß-<br />
40 | Logistics<br />
geschneiderte, multi-modale End-to-<br />
End-Logistiklösungen an.<br />
„DB Schenker hat einen Spirit von<br />
‚Wir packens’“, sagt Fleig. „Die Mitarbeiter,<br />
mit denen wir gesprochen haben,<br />
haben uns alle den Eindruck vermittelt:<br />
Wenn es einer kann, dann DB<br />
Schenker.“ So suchten die Mitarbeiter<br />
von Scholz & Friends bei den ersten<br />
Brainstormings für die Kampagne<br />
noch nach Inhalten und fragten DB<br />
Schenker Sachen wie: „Kann ich Sie<br />
heute anrufen, um 20 000 Handys aus<br />
Deutschland bis morgen Abend nach<br />
Saudi-Arabien zu bekommen?“ Die<br />
Antwort war immer gleich, selbst auf<br />
die spielerischsten und exotischsten<br />
Fragen wie: „Könnten Sie auch ein Auto<br />
zusammenbauen?“ „Yes.“ Da plötzlich<br />
war die Idee geboren. Das sollte<br />
die Kampagne werden: Yes.<br />
15 Mitarbeiter von Scholz&Friends<br />
arbeiteten intensiv an der Kampagne,<br />
die in enger Zusammenarbeit<br />
zwischen den internationalen<br />
Kommunikatoren und Marketiers und<br />
dem Headquarter in Berlin entstanden<br />
ist und nun die verschiedenen Weltstädte<br />
und ihre DB Schenker-Niederlassungen<br />
mit 15 doppelseitigen Anzeigen<br />
und einer Reihe von großen und<br />
kleinen Imagebroschüren abdeckt.<br />
Drei Wochen vor Produktionsbeginn<br />
gab es grünes Licht für das Shooting.<br />
Zwölf Tage blieben, um den dreiwöchigen<br />
Trip durch die Mega-Cities zu<br />
organisieren. „Aber es geht gut“, sagt<br />
Paul Fleig schnell. „So etwas machen<br />
wir oft.“<br />
Keiner kann es sich leisten, auch<br />
nur einen Euro oder eine Minute bei<br />
diesem Projekt zu verschwenden.<br />
„Normalerweise haben wir sechs oder<br />
sieben Wochen Zeit für so ein Projekt,<br />
wenn wir mit einem großen Team zu<br />
zwei Locations gehen. Aber nach dem<br />
Go von DB Schenker mussten wir 15<br />
verschiedene Locations innerhalb von<br />
zwei Wochen planen – und das Ganze<br />
dann in drei Wochen mit einem fünfköpfigen<br />
Team umsetzen“, sagt Fleig.<br />
Hunderte von Bildern<br />
und Motiven werden immer<br />
wieder angeschaut<br />
und auf Qualität geprüft<br />
DB Schenkers ausgezeichnete Kontakte<br />
waren natürlich nützlich. „So konnten<br />
wir in den Hafen von Hongkong<br />
kommen, das ist normalerweise eine<br />
schwierige Sache.“ Ein zweites Shooting-Team<br />
um den erfahrenen Fotografen<br />
Rüdiger Nehmzow ist zeitgleich<br />
unterwegs. Das Team ist genauso beschäftigt,<br />
hat aber einen nicht ganz so<br />
spektakulären Trip vor sich, es fotografiert<br />
die DB Schenker-Locations in<br />
Mitteleuropa: in Warschau, Hamburg-<br />
Maschen, Frankfurt-Hahn, Friedewald,<br />
Köln-Eiffeltor, in den Häfen von<br />
Rostock und Emden und in der österreichischen<br />
Stadt Wels.<br />
Kai-Uwe Gundlach ist einer der<br />
begehrtesten Fotografen Europas.<br />
„Wir wollen das weltweite Netzwerk<br />
von DB Schenker so faszinierend<br />
zeigen, wie es ist“, so Fleig. „Riesige<br />
Meere, große Häfen und Flughäfen,<br />
Trucks die quer durch Europa und<br />
die USA fahren und natürlich das<br />
gigantische europäische Schienennetz,<br />
in dem DB Schenker Marktführer<br />
ist. Dafür ist Kai-Uwe Gundlach<br />
genau der Richtige.“<br />
<strong>Der</strong> Besitzer des Hauses, vor dem<br />
der Kran steht, taucht auf und fragt,<br />
ob die Hebebühne bewegt werden<br />
könnte, damit er seinen SUV heraus-<br />
Vision<br />
{ Christian Severin, Studio gundlach }<br />
»Wir sind keine Krisenmanager.<br />
Wir planen vorab, damit es<br />
keine Krise gibt.«<br />
fahren kann. Claudia Eschborn richtet<br />
das Fahrzeug vorsichtig neu aus<br />
und schafft so einen neuen Winkel<br />
für Gundlach. Christof Plümacher,<br />
Co-Producer beim Studio Gundlach,<br />
filmt derweil die Szene vom Bürgersteig<br />
aus.<br />
Das Fototeam ist mobil und kompetent,<br />
aber muss bei einem so engen<br />
Zeitplan eine Menge Probleme gemeistert<br />
haben. Wie geht das Team mit Krisen<br />
um? Christian Severin, ebenfalls<br />
Co-Producer beim Studio Gundlach,<br />
weist die Frage zurück: „Wir sind keine<br />
Krisenmanager. Wir planen vorher,<br />
damit es nicht zu Krisen kommt.“<br />
„Du brauchst die Location, Zeit, das<br />
richtige Wetter und viele Transporte<br />
für den Job“, sagt Fleig. „Wir haben<br />
keine Zeit, um Regentage einzuplanen.<br />
Aber wir haben Glück, es wird heute<br />
ein sonniger Tag. Wenn wir eine weitere<br />
Hebebühne brauchen, dann bestellen<br />
wir eine. In 40 Minuten ist sie da.“<br />
Zwanzig Minuten später senkt sich<br />
der Korb der Hebebühne zur Erde.<br />
Claudia und Kai-Uwe steigen aus. Er<br />
hat seine Bilder, aber: „Wir gehen gegen<br />
sieben noch einmal hoch, um ein<br />
anderes Licht zu testen.“ <strong>Der</strong> Fotograf<br />
erklärt: „Christian und Christof kümmern<br />
sich um Recherche, Planung und<br />
Logistik. Sie finden die Locations und<br />
planen alles vorab, sodass Claudia und<br />
ich frei sind beim Shooting.“<br />
Auch das gestrige Shooting begann um<br />
halb fünf in der Früh. Noch vor dem<br />
Heli-Rundflug fotografierte das Team<br />
Locations von Containerschiffen im<br />
Hafen. „Wir haben da 12 Gigabytes Bilddaten<br />
gemacht, die in der Nacht nach<br />
Deutschland mussten. Zum Glück<br />
konnten wir die Server unserer<br />
Post-Production-<br />
Partner in New York<br />
nutzen. So komplexe<br />
Operationen kann<br />
man nur machen,<br />
wenn man die richtigen<br />
Partner hat“,<br />
sagt Fleig. „Wir möch-<br />
ten DB Schenker genau so zeigen, wie<br />
das Unternehmen ist: Überall präsent<br />
und immer in Bewegung, um Kundenwünsche<br />
zu erfüllen.“ In einer Stunde<br />
sind sie schon unterwegs zur nächsten<br />
Location, dann folgt ein weiteres Shooting,<br />
bevor es nach Trondheim geht.<br />
„Das ist ansteckend“, so Fleig. „Wenn<br />
DB Schenker sagt, dass sie’s machen<br />
können, dann finden auch wir einen<br />
Weg, um unser Teil wie auch immer<br />
dazu beizutragen.“ ■<br />
www.dbschenker.com/yes<br />
www.s-f.com<br />
www.studiogundlach.de<br />
MitArBEitEr SAgEN „YES.“!<br />
Welcome-Kits sind<br />
‚Motivation pur‘<br />
■ Um die mehr als 88 000 Mitarbeiter<br />
in 130 Ländern dieser Erde über die<br />
DB Schenker-„Yes.“-Kampagne zu informieren<br />
und aktiv einzubinden, bedurfte<br />
es einer umfangreichen Logistik. Dazu<br />
greift DB Schenker auf das routinierte<br />
Globalsportsevents-Team zurück, das sich<br />
mit umfangreichen Logistiklösungen für<br />
Sportevents weltweit einen ausgezeichneten<br />
Namen gemacht hat.<br />
■ Zum 1.9. mussten fast 100 000 Kits auf<br />
den Weg gebracht werden: Denn jeder<br />
Mitarbeiter erhielt kurz vor Start der<br />
Kampagne ein Welcome-Kit, bestehend<br />
aus Baseball-Cap und Schlüsselband in<br />
einem praktischen Stoffbeutel. Zusätzlich<br />
dazu mussten noch rund 5 000 Informationsmappen<br />
für die Vertriebsmanager<br />
versendet werden.<br />
■ Eine besondere Herausforderung<br />
war es, die Kits zusammenzustellen<br />
und zu versenden – und<br />
das zeitgleich zu den Olympischen<br />
Spielen, die von dem<br />
GSE-Team betreut werden.<br />
Logistics | 41
Frisch wie der Morgen: Ein Brauereilaster liefert<br />
in aller Früh Bier auf die Festwiese<br />
einkaufsliste: Die BreznFrau<br />
instruiert den Lieferanten<br />
Zulieferer: Fahrer Mirko<br />
Filifovic am großen Biertank<br />
Schwund: 200 000 Maßkrüge werden jährlich<br />
gestohlen oder zerdeppert<br />
Nasser Nachschub: Kellnern ist die schwere<br />
Kunst, ein Maximum an Bierkrügen zu schleppen<br />
Schweinsbraten im anmarsch: Aus dem nahen<br />
Schlachthof wird Frischfleisch gebracht<br />
Hygiene: Wenn 10 000 Menschen im Festzelt<br />
Hunger haben, muss alles gut vorbereitet sein<br />
Rekorde: Das Zelt vom „Schottenhamel“ ist das<br />
größte auf dem Oktoberfest<br />
O’zapft is –<br />
Nachschub am Limit<br />
Millionen Menschen strömen alljährlich nach München zum<br />
Oktoberfest. Für die Logistiker keine ganz leichte Herausforderung<br />
[ Text ] Diemuth Schmidt [ Fotos ] Christian Hacker<br />
Fünf Uhr morgens auf der<br />
Theresienwiese im Westen<br />
Münchens: Es ist Oktoberfest<br />
und Mirko Filifovic<br />
kniet vor einem Biercontainer<br />
und schraubt den Schlauch ab,<br />
der zu seinem Laster vor dem Festzelt<br />
„Schottenhamel“ führt. Gerade hat<br />
er damit einen 7 000 Liter-Tank mit<br />
Wiesn-Bier befüllt – 100 Liter schossen<br />
pro Minute hindurch. „<strong>Der</strong> Druck<br />
muss stimmen, damit die Kohlensäure<br />
drin bleibt. Das Bier soll ja nicht schal<br />
schmecken!“ Filifovic kennt jeden<br />
Handgriff. Er arbeitet seit 20 Jahren<br />
für die Münchner Spaten Brauerei.<br />
Sein Fahrzeug verfügt über Kontrollinstrumente,<br />
mit denen er auch Behälter<br />
befüllen kann, in denen sich noch Bierreste<br />
befinden. Bei leeren Tanks kommen<br />
Filifovics Kollegen mit größeren<br />
Lkw ohne Zähler und füllen bis zum<br />
Anschlag auf. Eine Liste, wie viel wo<br />
hinein muss, erstellt jeden Abend um<br />
22 Uhr ein Braumeister von Spaten.<br />
In dem nach oben offenen Verschlag,<br />
in dem die Biercontainer im<br />
Außenbereich des „Schottenhamel“<br />
stehen, ist es eng. Über eine schmale<br />
Leiter gelangt der Brauerei-Mitarbeiter<br />
zum letzten Tank für heute. Noch die<br />
Zapfanlage anschließen, kontrollieren,<br />
dass der Hahn dicht ist und die Anzeige<br />
auf 0,8 bar steht, dann hat Filifovic<br />
seine Arbeit hier erledigt. Zumindest,<br />
wenn nicht wieder, wie am letzten<br />
Oktoberfest-Samstag, der Ansturm<br />
durstiger Besucher dafür sorgt, dass<br />
in einer Schenke des „Schottenhamel“<br />
der Gerstensaft auszugehen droht. <strong>Der</strong><br />
Wiesn-Wirt schlug rechtzeitig Alarm.<br />
Vergleichswerte aus den Vorjahren<br />
zeigten ihm, dass Nachschub geordert<br />
werden musste. Ein Einsatz für den<br />
Bereitschaftsdienst der Brauerei. Und<br />
so rückte Mirko Filifovic zum zweiten<br />
Mal am Tag an. Und das um 18 Uhr,<br />
einer Zeit, in der gut gelaunte Wiesnbesucher<br />
in Massen den Weg zum<br />
Festzelt versperren.<br />
Das Oktoberfest, seit 1810 auf der Theresienwiese<br />
beheimatet und daher<br />
im Volksmund Wiesn genannt, ist<br />
eine Traditionssache. Nicht nur sind<br />
die Bierbrauer dem Spektakel seit<br />
Jahrzehnten verbunden. Auch Aus-<br />
{ Michael Schottenhamel, Wiesn-Wirt }<br />
»Das Bier kommt<br />
immer im optimalen<br />
Zustand ins Glas.«<br />
stellerplätze und Festzelte wie das<br />
„Schottenhamel“-Zelt sind seit Langem<br />
in der Hand von Familien. Und:<br />
Die Wiesn ist nicht nur Touristenattraktion,<br />
sondern zieht Familien aus<br />
ganz Bayern an. Rekordverdächtige<br />
6,7 Millionen Maß Bier wurden 2007<br />
ausgeschenkt. Bis auf zwei Ausnahmen<br />
– Zelte mit Augustiner-Bier –<br />
stehen heute in den großen Festhallen<br />
Biercontainer, das urige Holzfass<br />
><br />
Solution<br />
SupeRlative<br />
104 Ochsen und<br />
6,7 Millionen Maß<br />
■ Die Wiesn verzeichnet durchschnittlich<br />
6,5 Millionen Besucher. Sie wird vom<br />
Veranstalter, dem städtischen Tourismusamt<br />
von München, als größtes Volksfest<br />
der Welt bezeichnet.<br />
■ <strong>Der</strong> Run auf das Fest ist nicht nur bei<br />
Touristen groß. Im vergangenen Jahr gab<br />
es 1374 Bewerber für die Verkaufsstände.<br />
Mehr als 600 wurden nach einem festgesetzten<br />
Schlüssel zugelassen, darunter<br />
315 Marktkaufleute, 229 Schausteller, 77<br />
Gastronomiebetriebe und 14 Großzelte.<br />
■ Die Wiesn erfordert einiges an Vorbereitung.<br />
Für die Festhallen beträgt die<br />
Aufbauzeit rund zehn Wochen, abgebaut<br />
wird in fünf. <strong>Der</strong> Wirtschaftswert des<br />
Oktoberfestes beläuft sich auf knapp 954<br />
Millionen Euro.<br />
■ 2007 wurden 104 Ochsen verspeist und<br />
6,7 Millionen Maß Bier eingeschenkt – beides<br />
neue Rekorde. Mit 2,7 Millionen Kilowattstunden<br />
nahm der Stromverbrauch im<br />
Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent zu.<br />
61 Prozent der Kunden haben Ökostrom<br />
geordert. Mit 105 000 Kubikmeter stieg<br />
der Wasserverbrauch im Vergleich zum<br />
Vorjahr um circa 25 Prozent.<br />
■ Bei den auf der Wiesn verkauften<br />
Souvenirs kamen die Lieferanten mit dem<br />
Nachschub nicht mehr nach. Vor allem<br />
so richtig original Bayerisches geht gut:<br />
Gläser, TShirts und Taschen waren gegen<br />
Ende weitgehend ausverkauft.<br />
Logistics | 43
Solution<br />
Die Abläufe im Festzelt haben sich über Jahrzehnte<br />
entwickelt – und werden ständig verbessert<br />
Mardi gras: New Orleans war für die Feiern<br />
berühmt – bis zum Wirbelsturm Katrina<br />
glOBal FuN<br />
Die größten<br />
parties der Welt<br />
■ Deutschland ist ein Land der Feste,<br />
Partys und Feiern: Allein 10 000 traditionelle<br />
Volks und Schützenfeste gibt es,<br />
die von mehr als 200 Millionen Besuchern<br />
pro Jahr besucht werden. Nach Besucherzahlen<br />
ist das Münchner Oktoberfest das<br />
größte Volksfest der Welt, nach Anzahl der<br />
Fahrgeschäfte ist es der Cannstatter Wasen,<br />
der alljährlich in Stuttgart stattfindet.<br />
■ Weltweit sind vor allem die christlichen<br />
Feste Anziehungspunkt für Millionen Feierlustige.<br />
Mardi Gras, der Tag vor Aschermittwoch<br />
und der 40tägigen Fastenzeit,<br />
hat in New Orleans vor dem Wirbelsturm<br />
Katrina für eine Million Besucher gesorgt.<br />
Heute findet die Party verstärkt in anderen<br />
Städten an der Ostküste statt.<br />
■ in Brasilien feierten 2008 allein in der<br />
Provinzhauptstadt Recife mehr als 1,5<br />
Millionen Menschen. <strong>Der</strong> Umzug „Galo da<br />
Madrugada“ (Hahn der Morgenfrühe) gilt<br />
als größtes Karnevalsfest der Welt. In Rio<br />
de Janeiro nahmen in diesem Jahr 750 000<br />
Touristen teil. Bei den Karnevalsveranstaltungen<br />
zwischen Niederrhein und Main<br />
säumen jedes Jahr Millionen Besucher die<br />
Straßen.<br />
44 | Logistics<br />
dient nur noch als Attrappe in den<br />
Schenken. „Das Bier kommt so immer<br />
im optimalen Zustand ins Glas“, sagt<br />
Michael Schottenhamel. Er stammt<br />
aus der gleichnamigen alteingesessenen<br />
Münchner Gastwirtdynastie,<br />
die 1867 das Bierzelt auf der Wiesn<br />
„erfand“. Das lebendige Produkt wird<br />
täglich frisch und ohne allzu großes<br />
Schütteln in Spezialfahrzeugen direkt<br />
aus der Brauerei geliefert. Durch moderne<br />
Zapfanlagen bleibt es auch auf<br />
seinem Weg bis in den Maßkrug optimal<br />
gekühlt. Nur beim berühmten<br />
„O’zapfen“, wenn das erste Fass per<br />
Hammerschlag angestochen und das<br />
Fest so eröffnet wird, kommen noch<br />
die „Hirschen“, traditionelle 200-Liter-Holzfässer,<br />
zum Einsatz.<br />
leistungen ganz anderer art vollbringen<br />
die 351 Mitarbeiter im „Schottenhamel“<br />
hinter den Kulissen. Um<br />
6 Uhr öffnet Margot Qatuny die Hintertür<br />
zu den Lagerräumen neben<br />
der Küche. Schon kommen die ersten<br />
Lieferanten und bringen eimerweise<br />
Kraut, Kartoffelsalat und die bayerische<br />
Käsespezialität „Obazdn“. „Mal<br />
schauen, was heute vergessen wurde.“<br />
Küchenleiterin Qatuny kontrolliert<br />
{ Margot Qatuny }<br />
»Bier-Hendl-Brezn reicht<br />
heute nicht mehr. Es<br />
hat sich viel verändert.«<br />
die Lieferungen und weiß, bei wem sie<br />
genau hinschauen muss. Schon hält<br />
der nächste Wagen vor der Tür und der<br />
Bäckerei-Mitarbeiter trägt frische Semmeln<br />
und Knödelbrot herein. Es folgen<br />
Milchprodukte, Würste, Fleisch, Teigwaren,<br />
Salat und Gemüse und vieles<br />
mehr – so geht das täglich bis etwa 10<br />
Uhr. Jeder weiß, was er zu tun hat. Das<br />
einzige Problem sind am Wochenende<br />
die frühen Wiesnbesucher, die schon<br />
ab 7 Uhr auf die Öffnung des Festzelts<br />
lauern und die Lieferanten behindern.<br />
Die „Schottenhamel“-Wirte Peter und<br />
Christian verlassen sich auf Mitarbeiter<br />
wie Margot Qatuny, die seit <strong>24</strong> Jahren<br />
auch im größten Stress den Überblick<br />
bewahrt.<br />
Sie wiederum baut auf Stammpersonal<br />
in der Küche und setzt auf<br />
langfristige Zusammenarbeit mit den<br />
Lieferanten: „Ein gutes Verhältnis zu<br />
ihnen ist wichtig. Da kommt man sich<br />
bei vielem entgegen.“ Für das Fleisch<br />
sorgt seit Jahren der gleiche Metzger<br />
vom nahe gelegenen Schlachthof, der<br />
mit großem Hallo begrüßt wird. Er<br />
betritt mit einem Jungschwein auf der<br />
Schulter die Küche. Margot Qatuny<br />
tauft das Tier, von dem im „Schottenhamel“<br />
heute der Schweinsbraten<br />
vom Grill kommen wird, „Eulalia“.<br />
Die Grillhähnchen, echte Mais-Hendl,<br />
frisch geschlachtet und eben aus Österreich<br />
angeliefert, bleiben namenlos –<br />
es sind einfach zu viele.<br />
Die Abläufe im Festzelt haben sich<br />
über Jahrzehnte entwickelt und werden<br />
immer wieder verbessert. 10 000<br />
Menschen finden im „Schottenhamel“<br />
gleichzeitig Platz. Verköstigt werden<br />
sie aus einer für die Besucher offen<br />
einsehbaren, schmalen Küche, die<br />
kaum größer ist als die eines normalen<br />
Gasthauses. „Ein Grund, weshalb tra-<br />
ditionell viel Hendl geboten wird: Sie<br />
lassen sich platzsparend zubereiten“,<br />
sagt Michael Schottenhamel.<br />
Doch der Schmankerl-Dreiklang<br />
„Bier-Hendl-Brezn“ reicht heute nicht<br />
mehr. „Es hat sich viel verändert in<br />
den letzten 20 Jahren“, sagt Margot<br />
Qatuny. „Früher war das Hendl die<br />
Hauptattraktion.“ Wurden 1991 noch<br />
über 800 000 verspeist, sind es heute<br />
unter 500 000. Und so überlegt sie<br />
schon im Mai mit dem Küchenchef,<br />
was man in diesem Jahr auf der 36 Gerichte<br />
umfassenden Speisekarte bieten<br />
Fotos: Gardel Bertrand/Hemispheres/laif<br />
könnte. Die neuen Anforderungen lassen<br />
sich von den 56 Mitarbeitern in der<br />
Küche dank der täglich frisch angelieferten,<br />
zum Teil schon geputzten und<br />
geschnittenen Zutaten bewältigen.<br />
Zwei Personen kümmern sich rund um<br />
die Uhr um den Wiesn-Renner: Kässpatzn<br />
mit Röstzwiebeln. Trotz jahrelanger<br />
Erfahrung kann niemand genau<br />
sagen, ob die Gäste an einem Tag mehr<br />
„Ganze Putenkeule vom Rost mit Kartoffel-Gurken-Salat“<br />
bestellen werden<br />
oder sich für „Hirschedelgulasch mit<br />
Preiselbeerbirne“ begeistern. Qatuny:<br />
„Bei uns geht selten etwas aus. Wir<br />
planen großzügig.“ Sollte doch einmal<br />
etwas Wichtiges fehlen, dann gibt es<br />
immer noch die „Bräurosl“ nebenan.<br />
„Wir helfen uns gegenseitig – und das<br />
ohne Konkurrenzgedanken.“<br />
im Wiesn-Zelt sind die Aufgaben<br />
genau verteilt. Neben<br />
den fünf Familienmitgliedern<br />
gibt es in jedem Bereich weisungsbefugte<br />
Mitarbeiter wie<br />
die 1er-Bedienung oder den<br />
Küchenchef. Das Putzteam<br />
säu<strong>bert</strong> die Festhalle direkt<br />
nach der Zeltschließung gegen<br />
Mitternacht. In den frühen<br />
Morgenstunden kontrolliert<br />
ein Schreiner, ob<br />
die Tische und Bänke noch<br />
fest stehen. Was sich durch<br />
wildes Feiern gelockert hat,<br />
wird festgenagelt. Und ab<br />
8 Uhr wischen die Bedienungen<br />
noch einmal drüber,<br />
damit auch kein Gast<br />
an den Resten des Vortags<br />
kleben bleibt. Kurz vor Zeltöffnung<br />
kommen die Brezn-Verkäuferinnen<br />
mit ihren großen Umhängekörben. Sie<br />
gehören zu einer Münchner Großbäckerei,<br />
die hier ihre Waren verkaufen<br />
darf. Aus einer Backstation auf der<br />
Wiesn erhalten sie während des Tages<br />
ihren Nachschub.<br />
Große Bedeutung kommt den 80 Sicherheitsmitarbeitern<br />
zu. Sie kontrollieren<br />
nicht nur den Einlass, sondern<br />
versuchen, den Besuchern ihre „Souvenirs“,<br />
die Maßkrüge, abzunehmen.<br />
200 000 konnten im letzten Jahr an den<br />
Türen einkassiert werden. Abgesehen<br />
von den Kosten muss man sich um den<br />
Nachschub keine Gedanken machen.<br />
Die Gläser werden palettenweise in den<br />
frühen Morgenstunden zur Münchner<br />
Theresienwiese angeliefert. ■<br />
tempo ii: Gäste unter Druck.<br />
Um elf ist das Fest vorbei<br />
aufgespießt: GrillHähnchen, hier Hendl<br />
genannt, sind ein Renner<br />
Nach der party: In wenigen Stunden räumen<br />
Reinigungsbetriebe die Wiesn auf<br />
tempo i: Wenn die Stimmung steigt, kommen<br />
Kellner und Zapfer ins Schwitzen<br />
Reverse logistic: Geduldig sammeln die Kellner<br />
leere Maßkrüge zusammen
Update<br />
Trauerfeier: Chinesische Schulkinder mit Kerzen trauern um die mehr als 60 000 Menschen, die beim Erdbeben im Frühjahr starben<br />
Grenzenlos: DB Schenker<br />
aktiv rund um den Erdball<br />
46 | Logistics<br />
INTERNATIoNAL<br />
Spende für China<br />
n <strong>Der</strong> Vorstandsvorsitzende der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Bahn</strong> <strong>AG</strong>, Hartmut Mehdorn,<br />
hat Ende Juni dem Botschafter der<br />
Volksrepublik China in Berlin eine<br />
Spende über 90 000 Euro für Hilfe<br />
in der Provinz Sichuan übergeben.<br />
Die Region ist im Frühjahr von einem<br />
verheerenden Erdbeben erschüttert<br />
worden. Rund 60 000 Menschen starben.<br />
„Unsere Mitarbeiter empfinden<br />
tiefes Mitgefühl für die Opfer dieser<br />
Naturkatastrophe“, sagte Mehdorn.<br />
Unmittelbar nach dem Erdbeben<br />
hatten Mitarbeiter von DB Schenker<br />
in China gesammelt und gemeinsam<br />
mit lokalen Tochtergesellschaften<br />
ebenfalls Spenden in Höhe von<br />
rund 90 000 Euro aufgebracht.<br />
Schnellere Verkehre<br />
n Ende April ist in Moskau die Aktiengesellschaft<br />
Eurasia Rail Logistics<br />
(ZAO ERL) gegründet worden.<br />
ERL ist ein Joint Venture der Güterbahn<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bahn</strong> (Railion<br />
Deutschland <strong>AG</strong>) mit den Eisenbahngesellschaften<br />
RZD (Russland),<br />
PKP Cargo S.A. (Polen) sowie den<br />
Eisenbahnen Weißrusslands. Das Unternehmen<br />
soll Angebote und Preise<br />
bei Transporten zwischen Deutschland<br />
und Russland verbessern.<br />
Auszeichnung in Malaysia<br />
n DB Schenker ist von der Infi -<br />
neon Technologies (Malaysia)<br />
als Bester Dienstleister ausgezeichnet<br />
worden. DB Schenker<br />
liefert über die Einrichtung in<br />
Malacca maßgeschneiderte Logistiklösungen<br />
für Infineon.<br />
Ausbau Hightech-Geschäft<br />
n Die Schenker <strong>AG</strong> wird vollständiger<br />
Eigentümer der Schenker Industrial<br />
Logistics GmbH. Rückwirkend zum<br />
1. Januar 2007 erwirbt DB Schenker<br />
von der Siemens <strong>AG</strong> noch ausstehende<br />
49 Prozent am gemeinsamen<br />
Unternehmen, das 2003 als Joint Venture<br />
gegründet wurde. Die Schenker<br />
Industrial Logistics GmbH hat sich<br />
auf kontraktlogistische Lösungen für<br />
Industriekunden im Hightech- und<br />
Technologiesektor spezialisiert.<br />
EURopA<br />
Durchfahrt ohne Lokwechsel<br />
n Neue Ära im Schienengüterverkehr<br />
zwischen Deutschland und Polen:<br />
DB Schenker und die polnische PKP<br />
Cargo fahren 44 Züge wöchentlich<br />
ohne Lokwechsel zwischen Poznan<br />
und der Zugbildungsanlage Seddin<br />
in Brandenburg. <strong>Der</strong> bisherige Lok-<br />
Foto: xinhua/action press<br />
wechsel in Frankfurt/Oder entfällt.<br />
„Wir erwarten eine deutliche Verbesserung<br />
in der Qualität und Pünktlichkeit“,<br />
so Eckart Fricke, Vorstand<br />
Produktion Einzelwagenverkehr<br />
der Railion Deutschland <strong>AG</strong>. Zukünftig<br />
sollen auch Lokführer grenzüberschreitend<br />
eingesetzt werden.<br />
Start für Viking Rail<br />
n In diesem Herbst will DB Schenker<br />
wöchentlich fünf Züge mit Autoteilen<br />
von Kornwestheim und Hannover<br />
zum Volvo-Werk im schwedischen<br />
Göteborg schicken. Fünf weitere<br />
Züge verkehren in Gegenrichtung.<br />
Später soll das Zugsystem mit dem<br />
Namen „Viking Rail“ auch Wuppertal,<br />
Frankfurt/Main und Ingolstadt<br />
anbinden. „Wir freuen uns, dass wir<br />
unseren Kunden diese intermodale<br />
Lösung anbieten können“, sagte Åke<br />
Niklasson, Vorstandsvorsitzender<br />
von Volvo Logistics Corporation.<br />
Danube-Zug nach Wels<br />
n Mitte Juni ist der erste DB Schenker-<br />
Kombizug in Zusammenarbeit mit<br />
DB Intermodal vom Überseehafen<br />
Rostock nach Wels in Oberösterreich<br />
abgefahren. <strong>Der</strong> Zug, der unter dem<br />
Namen „Danube Nordic Shuttle“<br />
zwischen Nordkap und Südosteuropa<br />
vermarktet wird, verkehrt zweimal<br />
wöchentlich. Pro Fahrt befördert<br />
der Zug 32 voll beladene Trailer.<br />
Auszeichnung für ATG<br />
n Die DB-Tochter ATG Autotransportlogistic<br />
GmbH ist für ihre gute<br />
Performance bei schienengebundenen<br />
Fahrzeugtransporten mit dem Toyota<br />
Vehicle Logistics Award 2008<br />
ausgezeichnet worden. Nach Ansicht<br />
der Jury hat sich die ATG die Auszeichnung<br />
durch gute Leistungen<br />
insbesondere auf Verkehren zwischen<br />
Kolin und Zeebrügge verdient.<br />
Kooperativer Alpentransit<br />
n DB Schenker und die BLS Cargo <strong>AG</strong><br />
setzen die 2002 begonnene Zusammenarbeit<br />
im Alpentransit wie bisher<br />
fort. Das vereinbarten die beiden<br />
Unternehmen Ende Juni. Gleichzeitig<br />
erhöht die Schienengütersparte<br />
von DB Schenker ihren Anteil an der<br />
BLS Cargo von 20 auf 45 Prozent.<br />
Die BLS Cargo <strong>AG</strong> erbringt rund 96<br />
Prozent ihrer Leistungen im Transitverkehr<br />
durch die Schweiz. Ihr<br />
Marktanteil beträgt 40 Prozent.<br />
DEUTSCHLAND<br />
Hansjörg Rodi führt<br />
Schenker Deutschland <strong>AG</strong><br />
n Dr. Hansjörg Rodi hat am 1. September<br />
den Vorstandsvorsitz der Schenker<br />
Deutschland <strong>AG</strong> übernommen. Er<br />
folgt auf Hans-Jörg Hager, der das Unternehmen<br />
auf eigenen Wunsch Ende<br />
Juni verlassen hat. Rodi übernimmt<br />
auch die Leitung der Region Europe<br />
Central bei der Schenker Deutschland<br />
<strong>AG</strong>. Zuvor war er Chief Financial<br />
Officer bei der Schenker S.A., Paris.<br />
Werner folgt auf Dr. Jürgens<br />
n Hans-Georg Werner wird zum<br />
1. Oktober Leiter des Geschäftsfeldes<br />
DB Intermodal und Mitglied des<br />
Vorstands der Railion Deutschland<br />
<strong>AG</strong>. Werner war vorher Marktbereichsleiter<br />
bei dem Geschäftsfeld<br />
DB Schenker Rail sowie Sprecher der<br />
Geschäftsführung der DB Schenker-<br />
Tochter BTT <strong>Bahn</strong>Tank Transport<br />
GmbH. Dr. Sebastian Jürgens, der das<br />
Geschäftsfeld seit 2005 leitete, wechselt<br />
in den Vorstand der Hamburger<br />
Hafen und Logistik <strong>AG</strong> (HHLA).<br />
Gebündelter Vertrieb<br />
n Seit 15. Juli ist Karsten Sachsenröder<br />
neuer Vorstand Vertrieb bei<br />
der Railion Deutschland <strong>AG</strong>. Seine<br />
Aufgaben als Leiter des Marktbereichs<br />
Baustoffe, Industrie und<br />
Konsumgüter behält er bei.<br />
DB Intermodal Services<br />
n Die DB Intermodal Tochter BTS Kombiwaggon<br />
Service GmbH, ein Dienstleister<br />
im Kombinierten Verkehr, ist<br />
zum 1. Mai 2008 in DB Intermodal Services<br />
GmbH umbenannt worden. „So<br />
kommt besser zum Ausdruck, dass<br />
wir Teil der DB-Familie sind und sich<br />
unsere Dienstleistungspalette bestens<br />
mit der von DB Intermodal ergänzt“,<br />
sagte Michael Heinemann, Geschäftsführer<br />
der DB Intermodal Services.<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
DB Schenker<br />
Dr. Antje Lüssenhop (V.i.S.d.P.)<br />
DB Mobility Logistics <strong>AG</strong><br />
Leipziger Platz 9<br />
10117 Berlin<br />
Projektleitung<br />
Michael Schmidt<br />
Redaktion, Gestaltung und Produktion<br />
Kircher Burkhardt Editorial & Corporate<br />
Communication GmbH<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Christian Becker, Nick Levis, Dr. Peter Sauer,<br />
Diemuth Schmidt<br />
Infografik<br />
Kircher Burkhardt Infografik<br />
Druckvorstufe<br />
Kircher Burkhardt GmbH<br />
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aktuelle Ausgabe finden Sie im Internet unter:<br />
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Kircher Burkhardt Editorial & Corporate<br />
Communication GmbH<br />
Oranienburger Str. 66<br />
10117 Berlin<br />
Tel.: 030/44032-0<br />
Fax: 030/44032-20<br />
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logistics erscheint bei der Kircher Burkhardt<br />
Editorial & Corporate Communication GmbH,<br />
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Geschäftsführung: Rainer Burkhardt,<br />
Lukas Kircher<br />
logistics erscheint viermal jährlich in einer<br />
Gesamtauflage von 30 000 Exemplaren in<br />
deutscher und englischer Sprache. Für<br />
unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Fotos übernimmt Kircher Burkhardt Editorial<br />
& Corporate Communication GmbH keine<br />
Haftung. Alle Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Nachdruck, Aufnahme in Online-<br />
Dienste und Internet und Vervielfältigung auf<br />
Datenträgern wie CD-ROM, DVD-ROM etc. nur<br />
nach vorheriger schriftlicher Zustimmung.<br />
Logistics | 47
Standort: Rumänien<br />
Nachholbedarf: Das Land modernisiert<br />
seine komplette Infrastruktur<br />
48 | Logistics<br />
Constanta: <strong>Der</strong> rumänische Hafen ist der<br />
größte am Schwarzen Meer<br />
Wachsende Konkurrenz<br />
Immer mehr ausländische Firmen investieren in Rumänien und der<br />
Logistiksektor profitiert vom wachsenden Transportvolumen<br />
Region im Wandel: Wohl<br />
kaum ein Wirtschaftsraum<br />
in Europa macht derzeit<br />
einen so deutlichen Wandel<br />
durch wie Südosteuropa.<br />
Mit teils zweistelligen Wachstumsraten<br />
erleben die südosteuropäischen<br />
Staaten zwischen Alpen und<br />
Schwarzem Meer einen rasanten Aufschwung.<br />
In Mittel- und Osteuropa –<br />
insbesondere in den gerade erst beigetretenen<br />
EU-Mitgliedsstaaten – sind<br />
neue industrielle Produktionszentren<br />
entstanden. Beispiel Autoindustrie:<br />
Bereits 27 Prozent der weltweiten Kfz-<br />
Herstellung stammen aus der Region.<br />
Staaten wie Rumänien gewinnen in<br />
den Produktionsplänen der weltweit<br />
agierenden Unternehmen immer mehr<br />
an Bedeutung. Kaum eine Schlüsselindustrie<br />
lässt das Land heute links liegen.<br />
Die industrielle Erfolgsgeschichte<br />
in Mitteleuropa scheint sich nun in<br />
Rumänien fortzusetzen, so die Wissenschaftler<br />
von der deutschen Bundesagentur<br />
für Außenwirtschaft.<br />
Auch 2008 startete Rumäniens Wirtschaft<br />
äußerst dynamisch und zog ausländische<br />
Investoren an. „Aufgrund<br />
der Attraktivität des rumänischen<br />
Marktes investierten immer mehr Firmen<br />
im Land, natürlich auch im Logistiksektor“,<br />
sagt Albin Budinsky, Chef<br />
von DB Schenker in Rumänien. Das<br />
hat für Logistiker Konsequenzen: Bei<br />
wachsender Konkurrenz sinken die<br />
Margen. Hinzu kommt, dass es immer<br />
schwieriger wird, geeignetes Personal<br />
zu finden. Gleichzeitig steigen Löhne<br />
und Gehälter sehr schnell.<br />
Problematisch ist die Infrastruktur,<br />
obwohl der rumänische Staat massiv<br />
in Autobahnen, Schienenwege und<br />
Wasserstraßen investiert.<br />
Durch den Beitritt 2007 zur EU hat<br />
sich der Markt für Logistikdienstleister<br />
geändert. <strong>Der</strong> Anteil des Zollgeschäfts,<br />
der bislang rund 20 Prozent<br />
des Umsatzes ausmacht, ist gegen<br />
Null gegangen. Diese Verluste aber<br />
würden durch ein deutlich gestiegenes<br />
Sendungsvolumen wettgemacht, so<br />
Budinsky. ■<br />
Fotos: G.Wrona/alamy, A,Bastian/caro, DB <strong>AG</strong> Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
SLOWAKEI<br />
UNGARN<br />
SLOWAKEI<br />
UNGARN<br />
■ Aufholjagd Rumäniens<br />
Wirtschaft startet 2008<br />
dynamisch: Gut 6,5 ProzentWirtschaftswachstum<br />
sagen Experten dem<br />
Land voraus. Hauptstützen<br />
des rumänischen<br />
Wirtschaftswachstums<br />
waren 2007 die Baubranche<br />
und der Dienstleistungssektor.<br />
Auch im<br />
Außenhandel konnte das<br />
Land kräftig zulegen.<br />
■ Services DB Schenker<br />
SRL WACHSTUM bietet in Rumänien<br />
die ganze Palette der Lo<br />
BIP in Prozent, * Prognose<br />
10<br />
8 WACHSTUM<br />
POLEN<br />
SERBIEN<br />
POLEN<br />
SERBIEN<br />
NEtzwERK<br />
Arad<br />
Arad<br />
6 BIP 7,9 in Prozent, * Prognose<br />
4 10<br />
2<br />
8<br />
6,1<br />
0<br />
6 7,9<br />
42006<br />
2007 2008* 2009*<br />
2<br />
Quelle: Comisia Nationale de Prognoza (CNP)<br />
0<br />
HAUPTLIEFERLÄNDER<br />
2006 2007 2008* 2009*<br />
Quelle: Comisia Nationale de Prognoza (CNP)<br />
Exporte 2007, in Mrd. Euro<br />
HAUPTLIEFERLÄNDER<br />
Deutschland<br />
8,8<br />
Exporte 2007, Italien in Mrd. Euro<br />
Cluj<br />
6,1<br />
Deutschland 6,5 Ungarn<br />
8,8<br />
Russland<br />
Italien<br />
3,5 3,2 VR China<br />
6,5 Ungarn<br />
1,6<br />
Russland<br />
Quelle: Bundesagentur 3,5 für Außenwirtschaft 3,2 VR China (bfai)<br />
1,6<br />
Quelle: Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai)<br />
UKRAINE<br />
RUMÄNIEN<br />
Cluj<br />
UKRAINE<br />
Bukarest<br />
RUMÄNIEN<br />
BULGARIEN Bukarest<br />
Maschinen<br />
19,4<br />
IMPORTE NACH WARENGRUPPEN<br />
Vorerzeugnisse<br />
11,8<br />
in Mio. Euro, 2007<br />
Fahrzeuge<br />
6,4<br />
chem. Erzeugnisse<br />
Maschinen<br />
5,2<br />
19,4<br />
Vorerzeugnisse<br />
Fertigerzeugnisse 4,4<br />
11,8<br />
Fahrzeuge<br />
Nahrungsmittel<br />
6,4<br />
2,7<br />
chem. Erzeugnisse<br />
5,2 Quelle: Eurostat<br />
Fertigerzeugnisse 4,4<br />
EXPORTE Nahrungsmittel NACH WARENGRUPPEN<br />
2,7<br />
in Mio. Euro, 2007<br />
EXPORTE<br />
Maschinen<br />
NACH WARENGRUPPEN<br />
10,0<br />
in Fertigerzeugnisse<br />
Mio. Euro, 2007<br />
Vorerzeugnisse<br />
Maschinen<br />
Fertigerzeugnisse<br />
Bekleidung<br />
Vorerzeugnisse<br />
Erdölerzeugnisse<br />
Bekleidung<br />
Erdölerzeugnisse<br />
MOLDAWIEN<br />
MOLDAWIEN<br />
Constanta<br />
Constanta<br />
2,0<br />
2,0<br />
50 km<br />
Schwarzes<br />
Meer<br />
Hauptstadt<br />
3,2<br />
EUROPA<br />
Schwarzes<br />
Meer<br />
N<br />
DB Schenker<br />
N<br />
Geschäftsstellen<br />
50 km<br />
3,2<br />
EUROPA<br />
BULGARIEN<br />
Hauptstadt<br />
DB Schenker profitiert vom Boom<br />
DB Schenker<br />
Geschäftsstellen<br />
gistikdienstleistungen an.<br />
Besonderer Trumpf: das<br />
umfangreiche Netzwerk<br />
aus landesweiten Regelverkehren.<br />
■ DB Schenker In Rumänien<br />
beschäftigt DB<br />
Schenker insgesamt 130 Albin Budinsky, Geschäfts<br />
Mitarbeiter in 4 Filialen: führer in Rumänien<br />
Bukarest, Cluj, Arad,<br />
Constanta. Organisa SCHENKER S.R.L.<br />
torisch berichtet die Soseaua de Centura Nr. 13<br />
rumänische Landesge ROChiajna/Bucharest<br />
sellschaft an das Regional Tel. +40214087600<br />
Head Office für Südosteu IMPORTE NACH Fax +40214087621<br />
WARENGRUPPEN<br />
ropa in Wien.<br />
www.schenker.ro<br />
in Mio. Euro, 2007<br />
Quelle: Eurostat<br />
6,5<br />
6,4<br />
10,0<br />
6,5<br />
6,4<br />
Quelle: Eurostat<br />
Quelle: Eurostat<br />
■ DB Schenker<br />
Leipziger Platz 9, 10117 Berlin<br />
Tel +49 30 2970<br />
info@dbschenker.com<br />
www.dbschenker.com<br />
■ DB Intermodal<br />
Das Geschäftsfeld ist auf den<br />
Kombinierten Verkehr fokussiert.<br />
Leipziger Platz 9, 10117 Berlin<br />
Tel +49 30 2970<br />
info@dbintermodal.com<br />
www.dbintermodal.com<br />
■ Railion Deutschland <strong>AG</strong><br />
Schienengüterverkehr, Vertrieb<br />
und Produktion spezialisierter<br />
Branchenprodukte.<br />
Rheinstraße 2, 55116 Mainz<br />
Tel +49 6131 159<br />
kommunikation@railion.com<br />
www.railion.com<br />
■ KundenServicezentrum<br />
Masurenallee 13, 47055 Duisburg<br />
Tel +49 1805 331 050<br />
neukundenservice@railion.com<br />
Adressen<br />
Standort: Die DB Schenker Zentrale am<br />
Leipziger Platz in Berlin<br />
DB moBILIty LoGIStICS <strong>AG</strong><br />
Ansprechpartner<br />
■ Schenker <strong>AG</strong><br />
Spedition und Logistik mit den<br />
Geschäftsfeldern Landverkehr, Luft<br />
und Seefracht sowie Kontraktlogistik/<br />
Supply Chain Management.<br />
Alfredstraße 81, 45130 Essen oder<br />
Postfach 10 34 44, 45034 Essen<br />
Tel +49 201 87810<br />
■ Alle 1 500 Schenker-Anschriften<br />
http://webathos4.schenker.com<br />
info@schenker.com<br />
www.dbschenker.com<br />
Logistics | 49
Globetrotter UnTerweGS miT Dr. norberT benSeL, CHeF Von Db SCHenker<br />
+++ Schwellenländer wollen Energieeffizienz bis 2010 um 20 Prozent steigern<br />
+++ G8 bestätigt ehrgeiziges Klimaschutzziel bis 2050 +++ DB-Konzern<br />
plant bis 2020 CO₂-Emissionen um weitere 20 Prozent zu reduzieren +++<br />
Die tun was …<br />
es ist einfach, einen Buhmann zu identifizieren, der stellvertretend<br />
für die eigene Verantwortung in die Pflicht genommen<br />
werden kann. Gern machen wir das vor der eigenen<br />
Haustür, gern aber auch auf internationalem Parkett. Und<br />
am liebsten dann, wenn es um ein Thema geht, das zwar<br />
jeden betrifft, mit dem man sich über Jahre jedoch ungern<br />
beschäftigt hat: mit unserer Umwelt.<br />
Die globalen Sünder scheinen schnell identifiziert: China<br />
und die anderen Schwellenländer. Und in der Tat: China ist<br />
zweitgrößter Emittent von Treibhausgasen, Indien folgt. Zu<br />
ihrer Verteidigung bringen die ausgemachten Täter gern vor,<br />
dass man die wirtschaftliche Weltbühne doch gerade erst betreten<br />
hätte und damit kein Verursacher des Problems sein<br />
könne. Um das Image des Buhmanns wieder loszuwerden,<br />
haben sie sich jedoch Beachtenswertes vorgenommen: Bis<br />
2010, so die Pläne, soll die Energieeffizienz um 20 Prozent<br />
gesteigert werden. Auch die etablierten Indus trienationen<br />
haben beim kürzlich stattgefundenen G8-Gipfel in Japan<br />
nachgelegt und ihr langfristiges Klimaschutzziel minus<br />
50 Prozent bis 2050 bestätigt.<br />
Wer die größten Umweltsünder sucht, übersieht, dass die weltweiten<br />
Klima-Täter nicht nur vor unserer eigenen Haustür<br />
sitzen, sondern vielmehr neben uns am Tisch: Sind es doch<br />
wir alle, die sich den beklagenswerten Zustand unserer Umwelt,<br />
unseres Klimas auf die Fahnen schreiben müssen. „Es<br />
wird“, so Prof. Dr. Joseph Alcamo, einer der maßgeblichen<br />
Koordinatoren und Autoren des Umweltberichtes der UN,<br />
„einer der größten Wettläufe mit der Zeit werden, den die<br />
Menschheit je zu bestehen hatte.“<br />
Gerade der Logistik als einer der Schlüsselbranchen für die gesamte<br />
volkswirtschaftliche Entwicklung in einer globalisierten<br />
Welt kommt in diesem Rennen eine Favoriten-Rolle zu.<br />
Dabei befinden wir uns – ebenso wie unsere Wettbewerber<br />
und andere Schlüsselindustrien übrigens – in einem Grund-<br />
Dilemma: Gilt es doch auf der einen Seite im Sinne unserer<br />
Shareholder und Kunden, vernünftig und effizient zu wachsen<br />
und in die Zukunft, sprich: neue Technologien und das<br />
Schienennetz, zu investieren. Also all das zu tun, was ein<br />
gesundes Unternehmen am Leben und wettbewerbsfähig<br />
hält. Und auf der anderen Seite: alles zu vermeiden, was unsere<br />
Umwelt in irgendeiner Weise noch weiter schädigt. Ein<br />
Weiteres kommt erschwerend hinzu: Zunehmend verlangen<br />
unsere Kunden den Nachweis darüber, dass wir es mit dem<br />
Umweltbewusstsein auch wirklich ernst meinen. So stellt<br />
eine aktuelle Studie des Logistik-Bereichs des Instituts für<br />
Technologie und Management der TU Berlin fest, dass bis<br />
2015 neben Flexibilität, Widerstandsfähigkeit und globaler<br />
Präsenz vor allem die Nachhaltigkeit in Sachen Umwelt zu<br />
einem entscheidenden Wettbewerbs- und Qualitätsfaktor<br />
für unsere Kunden werden wird. 45 Prozent der Befragten geben<br />
sogar an, dass die Umweltorientierung bei der Auswahl<br />
des Logistikers eine herausragende Rolle spielen wird. Dafür<br />
würde man zukünftig auch Mehrkosten in Kauf nehmen –<br />
sagen heute immerhin schon 25 Prozent der Befragten.<br />
Als Konzern sind wir auf dem richtigen Weg: 2007 haben wir<br />
uns das Ziel gesetzt, unsere spezifischen CO₂-Emissionen<br />
von 2006 bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent zu reduzieren.<br />
Bereits von 1990 bis 2006 wurde ein Drittel der Emissionen<br />
im Schienengüterverkehr eingespart.<br />
Ökologie und Ökonomie sind für uns kein Widerspruch:<br />
Wir wollen sowohl den wirtschaftlichen Anforderungen<br />
unserer Kunden als auch unserem eigenen Anspruch an die<br />
Umwelt gerecht werden. Aufgrund der allgegenwärtigen<br />
Verknappung von Rohstoffen und steigender Benzinpreise<br />
wird eine sinnvolle Verlagerung von Transporten auf optimale<br />
Verkehrsträger angestrebt. Ein gutes Beispiel ist die<br />
DB SCHENKER skybridge, die eine nachhaltige Verbindung<br />
von Luft- und Seefracht darstellt. Dabei halbieren sich<br />
die CO₂-Emissionen im Vergleich zur reinen Luftfracht.<br />
Auch im Landtransport verbessern wir unsere CO₂-<br />
Bilanz durch Maßnahmen wie Auslastungsoptimierung,<br />
Fahrschulungen und technische Innovationen. Traditionell<br />
ist der Schienengüterverkehr besonders umweltfreundlich:<br />
Hier sparen wir jährlich im Vergleich zu Lkw-Fahrten über<br />
vier Millionen Tonnen CO₂.<br />
Fakt ist: Wer morgen noch erfolgreich agieren will, muss, um<br />
das auch tatsächlich zu können, den Umwelt-Worten auch<br />
echte Taten folgen lassen. Frei nach dem Motto: Die tun<br />
was … und reden nicht nur.<br />
In diesem Sinne<br />
Ihr Nor<strong>bert</strong> Bensel<br />
Fotos: Siemens, De Lance/Le Figaro Magazine/laif, istockphoto, Dunkin Donuts Illustration: Nina Simon<br />
Vorschau Dezember 2008<br />
{ Medizintechnik }<br />
Technik in Krankenhäusern ist extrem empfindlich.<br />
Logistische Prozesse verlangen daher höchste Sensibilität<br />
{ Afrika }<br />
<strong>Der</strong> Kontinent rückt ins rampenlicht: er bietet Logistikern<br />
nicht nur wegen des rohstoffbooms große Chancen<br />
{ Filmstars }<br />
Hollywood, Bollywood oder babels-<br />
berg: Hinter den Filmen stehen Teams,<br />
die dafür sorgen, dass nichts schief-<br />
gehen kann: Logistiker<br />
Immer noch im Geschäft: Das weltweit erste<br />
Dunkin’-Donuts-restaurant in Quincy, USA<br />
On THe ROAD<br />
<strong>Der</strong> erste Donut<br />
<strong>Der</strong> Laden sieht aus wie irgendein Restaurant<br />
der mehr als 5 000 Dunkin’ Donuts,<br />
die kreuz und quer durch Amerika Straßen<br />
und Shoppingmalls säumen. Aber in<br />
diesem Restaurant in Quincy in Massachusetts,<br />
wenige Kilometer südlich von<br />
Boston, bezeugt nur eine schlichte Plakette,<br />
dass dieses Geschäft ganz am Anfang<br />
von Dunkin’ Donuts stand. 1950 von William<br />
Rosenberg eröffnet, der als Einwanderersohn<br />
und Unternehmer die nicht ungewöhnliche<br />
Idee hatte, den Arbeitern der<br />
nahen Werft Mittagessen zu verkaufen.<br />
Irgendwann stellte Rosenberg fest, dass er<br />
den meisten Umsatz mit Kaffee und mit<br />
handtellergroßen Krapfen, sogenannten<br />
Donuts, machte. Also beschränkte er sich<br />
in seinem Geschäft auf frischen Kaffee<br />
und frische Donuts und machte schon<br />
bald 5 000 Dollar Umsatz in der Woche.<br />
Viele weitere Läden folgten in den kommenden<br />
Jahren, 1955 schon machten die<br />
ersten Franchise-Restaurants auf. Wie<br />
andere amerikanische Restaurantketten<br />
wuchs Dunkin’ Donuts mit der Mobilität<br />
der Menschen. Heute gibt es mehr als<br />
7 000 Geschäfte unter diesem Namen in<br />
der ganzen Welt. Den Erfolg erlebte Gründer<br />
Rosenberg noch mit: Er starb 2002.<br />
Dunkin’ Donuts<br />
543 Southern Artery,<br />
Quincy, Massachusetts<br />
Tel. ++1-617-472-9505<br />
■ Was ist Ihr Lieblingsort unterwegs?<br />
Ein <strong>Bahn</strong>hofscafé oder eine schrammelige<br />
Hafenbar? Schicken Sie Vorschläge an:<br />
redaktion.logistics@kircher-burkhardt.com<br />
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