01.11.2012 Aufrufe

Marketing-experte bert Moore s. 24 Der ... - Deutsche Bahn AG

Marketing-experte bert Moore s. 24 Der ... - Deutsche Bahn AG

Marketing-experte bert Moore s. 24 Der ... - Deutsche Bahn AG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

interview<br />

<strong>Marketing</strong>-<strong>experte</strong><br />

<strong>bert</strong> <strong>Moore</strong> s. <strong>24</strong><br />

Dow<br />

<strong>Der</strong> Chemiegigant<br />

aus den UsA setzt<br />

auf die schiene s. 32<br />

oktoberfest<br />

nachschub auf der<br />

Mega-Party s. 42


Yes.<br />

Wie man die Umwelt schützen kann:<br />

ein Thema der neuen DB Schenker-Kampagne.


Liebe Geschäftspartner und<br />

Freunde von Db Schenker,<br />

grün reden oder<br />

nachhaltig handeln? Sie<br />

können sich vorstellen, dass<br />

wir uns dieses spannende<br />

Thema nicht entgehen lassen.<br />

Ab Seite 12 zeigen wir,<br />

warum nachhaltige Logistik<br />

und umweltfreundliche<br />

Verkehrsnetze für DB Schenker schon lange<br />

strategische Themen sind.<br />

Strategisch neu ausgerichtet haben wir<br />

uns ja erst kürzlich, als wir unsere Leistungen<br />

und Angebote unter der Marke DB Schenker<br />

vereinheitlicht haben. Diese Neuausrichtung<br />

verdeutlichen wir jetzt mit einer weltweiten<br />

Kampagne. Ab Seite <strong>24</strong> erklärt Bert <strong>Moore</strong>,<br />

strategischer Kopf der internationalen<br />

Agentur Lowe Worldwide, die Bedeutung<br />

von Marken im globalen Wettbewerb.<br />

Integrierte Services für die Industrie<br />

sind weiterhin ein Standbein in unserem<br />

Geschäft. Am Beispiel Dow wollen wir Ihnen<br />

ab Seite 32 zeigen, wie einer der größten<br />

Chemiekonzerne der Welt seine Logistik<br />

aufbaut. Und natürlich, welche Rolle DB<br />

Schenker auf dem sichersten Transportweg –<br />

der Schiene – bei den Dow-Supply-Chains<br />

übernimmt.<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />

Vielleicht freut es Sie so wie uns, dass unser<br />

Magazin „logistics“ die Silbermedaille beim<br />

internationalen Astrid-Award, der von einer<br />

renommierten Designjury vergeben wird,<br />

gewonnen hat.<br />

Ihre<br />

Dr. Antje Lüssenhop<br />

Leiterin Kommunikation<br />

DB Schenker<br />

Fotos: Titel/S.2/3: Kai Uwe Gundlach, Scholz & Friends S. 4/5: M. Lautenschläger, Lowe Worldwide Grafik: KircherBurkhardt Infografik (2)<br />

{ Bert <strong>Moore</strong>, Lowe Worldwide }<br />

»Als Marke<br />

glaubwürdig<br />

wahrgenommen<br />

zu werden,<br />

schafft einen<br />

unglaublichen<br />

Wert.« <strong>24</strong><br />

Vision<br />

38 Kampagne<br />

Wie entsteht weltweites<br />

<strong>Marketing</strong>?<br />

Hintergründe zur<br />

neuen DB Schenker-<br />

Kampagne<br />

Wie funktioniert …<br />

der Aufzug ins All? 10<br />

Nachhaltigkeit<br />

Inhalt September 2008<br />

Grüne Logistik in Trend: Viele Unternehmen<br />

kompensieren nur den Schadstoffausstoß ihrer<br />

transportketten. Db Schenker kann jedoch<br />

auf die umweltfreundliche bahn verweisen 12<br />

solution<br />

32 Dow<br />

Wie einer der größten<br />

Chemiekonzerne der<br />

Welt bei der Logistik<br />

auf die <strong>Bahn</strong> setzt<br />

42 Oktoberfest<br />

Sechs Millionen Menschen<br />

feiern in München.<br />

Ein paar sorgen<br />

für den Nachschub<br />

48 Rumänien<br />

DB Schenker zeigt in<br />

ganz Südosteuropa bis<br />

zum Schwarzen Meer<br />

Präsenz<br />

News<br />

Aktuelle Informationen 6<br />

Wie funktioniert ...<br />

… der Aufzug ins All? 10<br />

People<br />

mitarbeiter weltweit 28<br />

Update<br />

Fakten, trends und News 46<br />

Globetrotter<br />

Dr. Nor<strong>bert</strong> bensel unterwegs<br />

auf den märkten der Zukunft 50<br />

Impressum 47<br />

Sie suchen einen Ansprechpartner?<br />

Unsere Adressen finden<br />

Sie auf Seite 49<br />

4 | Logistics Logistics | 5


News<br />

Route Dubai–Hahn–Toledo gestärkt<br />

■ Das Angebot liegt im Trend: DB Schenker<br />

verdoppelt die Kapazitäten auf der<br />

Strecke zwischen Dubai, Frankfurt/<br />

Hahn und Toledo, Ohio/USA. Zehn Monate<br />

nach Start des Rundfluges bietet<br />

DB Schenker nun einen zweiten Flug<br />

an. Grund: die große Nachfrage.<br />

„Die Erfahrungen der letzten Monate<br />

haben gezeigt, dass unser Angebot eine<br />

interessante Lösung für die Lieferketten<br />

der Branchen Elektronik, Automotive,<br />

Maschinenbau sowie Bekleidung<br />

Luftfracht: Auf dem Flughafen<br />

Toledo wird eine Maschine für den<br />

Flug nach Europa beladen<br />

6 | Logistics<br />

ist“, sagt Dr. Thomas C. Lieb, Vorstandsvorsitzender<br />

der Schenker <strong>AG</strong>.<br />

Nun fliegt jeden Samstag und Mittwoch<br />

je eine Maschine von Dubai über Frankfurt/Hahn<br />

nach Toledo und zurück.<br />

Seit Juni vergangenen Jahres verbindet<br />

DB Schenker mit diesem regelmäßigen<br />

Rundflug die Märkte in Asien, Europa<br />

und USA aus einer Hand. Über den Zwischenstopp<br />

in Frankfurt/Hahn können<br />

Waren direkt in das europäische<br />

Verkehrsnetz von DB Schenker einge-<br />

bunden werden. Umgekehrt gelangen<br />

Güter aus dem europäischen Netz rasch<br />

in die USA. Toledo ist einer der zentralen<br />

DB Schenker-Knotenpunkte für<br />

das US-Verkehrsnetz. <strong>Der</strong> Luftfrachtservice<br />

ist eng mit einem intermodalen<br />

Logistikangebot auf den Hauptstrecken<br />

von Asien nach Europa verbunden:<br />

DB SCHENKER skybridge kombiniert<br />

günstige Seefrachtkosten und niedrige<br />

CO₂-Emissionswerte mit dem Tempo<br />

der Luftfracht.<br />

Fotos: W.Burgess/AP, Pixar, DB <strong>AG</strong> (3)<br />

Shanghai: Blick auf Chinas Boomtown. Hier präsentiert sich auf der Expo 2010 die Welt<br />

Sydney: <strong>Der</strong> Papst im Papamobil. DB<br />

Schenker hat den Transport organisiert<br />

Come together<br />

„down under“<br />

■ <strong>Der</strong> Papst lud ein – und die Jugend<br />

der Welt traf sich in Australien. Seit<br />

1984 von der katholischen Kirche<br />

organisiert, ist der World Youth Day<br />

das weltweit größte Jugendevent. In<br />

Sydney versammelten sich im Juli<br />

rund 230 000 Menschen, um Papst<br />

Benedikt XVI. live zu erleben. Eine<br />

Herausforderung für DB Schenker, offizieller<br />

Logistiker des Events. Neben<br />

275 000 Rucksäcken und Millionen<br />

von Lunchpaketen gehörte auch das<br />

Papamobil zu den Transportgütern<br />

von Schenker Australia Pty Ltd.<br />

Planung für<br />

Expo 2010<br />

■ Schenker China Ltd. ist für die Weltausstellung<br />

Expo 2010 in Shanghai<br />

als Logistikdienstleistungspartner<br />

ausgewählt worden. „Die Zusammenarbeit<br />

von den Organisatoren<br />

der Expo 2010 und Schenker China<br />

Ltd. ist großartig“, sagt Karl-Heinz<br />

Emberger, Geschäftsführer von DB<br />

Schenker in Zentral- und Nordchina:<br />

„Wir werden mit unseren Dienstleistungen<br />

für eine erfolgreiche<br />

Weltausstellung in China sorgen.“<br />

Motto der Expo von Mai bis Oktober<br />

2010 ist „Better City, Better Life“.<br />

www.expo2010china.com<br />

„<strong>Der</strong> Letzte räumt die Erde auf“<br />

■ WALLΑE steht für Waste Allocation<br />

Load Lifter Earth Class und ist für<br />

Logistiker ein elektronischer Kollege<br />

aus der Entsorgungsbranche.<br />

Gleichzeitig ist wallΑe ein Ani-<br />

Kollege WALLΑE entwickelt in<br />

der Entsorgungsbranche Gefühle<br />

Shootingstar: WALLΑE<br />

und das DB Schenker<br />

Management in Mexiko<br />

mationsfilm aus dem Hause Pixar,<br />

in dem der kleine Roboter die unbewohnbare<br />

Erde aufräumt, Gefühle<br />

entwickelt und sich in ein fremdes<br />

Wesen verliebt. Mit mehr als 62,5<br />

Millionen US-Dollar Einnahmen am<br />

Eröffnungswochenende wurde der<br />

Film Spitzenreiter der US-Kinocharts.<br />

Für die Walt Disney Imagineering<br />

brachte DB Schenker den OriginalwallΑe<br />

per Luftfracht von Kalifornien<br />

zur Promotiontour nach Mexiko<br />

und anschließend wieder zurück.<br />

Logistics | 7


Staatsakt: <strong>Der</strong> deutsche Bundespräsident Horst Köhler (m.) mit Peter Tamm (l.) und<br />

Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole von Beust bei der Eröffnung des Museums<br />

Maritimes Hamburg<br />

■ <strong>Der</strong> Umzug der weltweit größten<br />

privaten Sammlung zur Schifffahrtsgeschichte<br />

in das neue Museumsgebäude<br />

ist vollbracht. Über zehn<br />

Monate zogen sich die Transporte<br />

hin, nun stehen die mehr als eine<br />

Million Sammlerstücke – darunter<br />

1 000 Schiffsmodelle, 5 000 Gemälde<br />

und Grafiken sowie 120 000 Bücher –<br />

im Hamburger Kaispeicher B. „<strong>Der</strong><br />

Museumsumzug war der Höhepunkt<br />

unserer langjährigen Arbeit für die<br />

Sammlung von Herrn Tamm“, so<br />

Schwertransporte: Brücken und<br />

Straßen mussten speziell für den<br />

Transport neu gebaut werden<br />

8 | Logistics<br />

Dr. Nor<strong>bert</strong> Bensel, Chef von DB<br />

Schenker. Mehr als vier Jahre haben<br />

die Fachleute denUmzug vorbereitet<br />

(siehe auch Logistics 4-2007). Erstmals<br />

setzte DB Schenker bei einem<br />

Projekt dieser Art Funk-Chips (RFID)<br />

ein, um die Objekte lückenlos überwachen<br />

zu können. Stiftungsgründer<br />

Peter Tamm: „Unsere langjährigen<br />

Erfahrungen mit DB Schenker haben<br />

sich hier aufs Beste bewährt.“<br />

www.internationalesmaritimes-<br />

museum.de<br />

Perus größtes Gas-Projekt<br />

■ <strong>Der</strong> Rohstoffboom ist für manche<br />

Staaten ein großer Segen. <strong>Der</strong>zeit baut<br />

der US-Anlagenbauer CB&I für das<br />

Konsortium Peru LNG die landesweit<br />

größte Gasverflüssigungsanlage in<br />

Pampa Melchorita, etwa 170 km südlich<br />

von Lima. DB Schenker Global<br />

Projects ist für die Transporte der vielen<br />

Industriegüter verantwortlich,<br />

die für den Bau dieser komplexen<br />

Anlage erforderlich sind. Das Projekt<br />

umfasst den Transport von 230 000<br />

Frachttonnen überdimensional großer<br />

Schwerlastgüter wie z. B. Wärmeaustauscher,<br />

Druckluftbehälter,<br />

aber auch Rohre und Ventile. Eine<br />

ganz besondere Herausforderung für<br />

den Schwerlastverkehr ist bei dem<br />

Spektakel<br />

der Macht<br />

■ Krönungen und Kniefälle, Küsse<br />

und Handschläge: Rituale und symbolische<br />

Handlungen prägen unsere<br />

Gesellschaft und sind über die Medien<br />

täglich präsent. Welchen enormen<br />

Stellenwert öffentliche Machtgesten<br />

schon in der Vergangenheit hatten,<br />

zeigt bis Anfang Januar 2009 das<br />

Kulturhistorische Museum in Magdeburg.<br />

Für die Ausstellung transportierten<br />

die Museumslogistiker<br />

von DB Schenker kostbare Exponate<br />

aus zahlreichen europäischen Sammlungen<br />

nach Ostdeutschland.<br />

www.spektakeldermacht.de<br />

Bamberg: Papst Benedikt VIII. krönt Heinrich II.<br />

zum Kaiser. Gemälde aus dem 15. Jh.<br />

Projekt der Bau von Umgehungsstraßen<br />

über Flüsse, deren Brücken<br />

dem Gewicht der Ladung nicht<br />

standhalten, sowie die Einholung<br />

der Erlaubnis zur vorübergehenden<br />

Sperrung wichtiger Landesstraßen<br />

wie beispielsweise der Transamericana.<br />

Bei DB Schenker garantieren<br />

die verantwortlichen Teams in Lima,<br />

Houston und London die optimale<br />

Logistik rund um das Großprojekt.<br />

www.perulng.com<br />

Fotos: Marcus Brandt/dpa, Kulturhistorisches Museum Magdeburg, DB <strong>AG</strong> (2)<br />

Strom von der Sonne: Die Mechatroniker aus Europa nach vollbrachter Arbeit. Nun können die<br />

Lehrer auch abends korrigieren und lesen<br />

Solarenergie hilft Burkina Faso<br />

■ Hier ist jede Hilfe willkommen: Das<br />

westafrikanische Burkina Faso gehört<br />

zu den ärmsten Ländern der Welt.<br />

Dort hat DB Schenker-Mitarbeiter<br />

und BA-Student Julian Wallach mit<br />

zwölf weiteren angehenden Mechatronikern<br />

der Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

im Februar diesen Jahres<br />

dafür gesorgt, dass in zwei Orten nun<br />

auch abends das Licht angeht. Die<br />

Schulen von Minissia und La-Toden<br />

erhalten nun endlich Strom – über<br />

Solaralagen. „Vorher mussten die<br />

Lehrer abends mit Kerzen arbeiten“,<br />

sagt Wallach. Solarenergie dient in<br />

Afrika häufig zur Stromversorgung<br />

von Krankenhäusern oder Schulen.<br />

„Zwei Monate haben wir das Projekt<br />

vorbereitet“, sagt Wallach. Initiiert<br />

und logistisch unterstützt wurde das<br />

Projekt von der französischen Hilfsorganisation<br />

„Alsace Burkina Faso“<br />

(AlFa). Allein zwei Wochen dauerte<br />

die Anreise aus dem Elsass über Spanien,<br />

Marokko, Mauretanien, Mali<br />

nach Burkina Faso. 6 800 Kilometer<br />

legte die Gruppe mit drei Autos und<br />

zwei Kleinlastern zurück. „So konnten<br />

wir viel mehr Material mitnehmen“,<br />

erklärt Wallach. Innerhalb von vier<br />

Tagen waren die Anlagen montiert.<br />

„Wir haben außerdem in den Lehrerzimmern<br />

Computer eingerichtet“, so<br />

Wallach. „Während der Einführung<br />

hingen Schüler und Lehrer an den Lippen<br />

unseres IT-Spezialisten.“ Retour<br />

ging es mit dem Flugzeug nach Basel.<br />

www.burkina08.eu<br />

Nachgehakt<br />

Truckerpleiten<br />

in<br />

den USA<br />

Die hohen Dieselpreise<br />

bereinigen den Markt – mit<br />

schwerwiegenden Folgen<br />

■ Als wir im vergangenen Jahr Bill Graves,<br />

den Präsident der American Trucking<br />

Associations, interviewten, da<br />

waren seine Probleme relativ einfach:<br />

zu wenig Fahrer. Damals aber zahlten<br />

Trucker 2,75 US-Dollar pro Gallone<br />

(3,8 l) Diesel. Ein Jahr später zahlten sie<br />

schon 4,00 US-Dollar und Graves bat<br />

US-Präsident George W. Bush schriftlich,<br />

Treibstoff aus der 700 Millionen<br />

Gallonen umfassenden strategischen<br />

Reserve (SPR) auf den Markt zu bringen:<br />

„Bitte helfen Sie den Truckern und<br />

der gesamten Wirtschaft, die Blase auf<br />

dem Rohölmarkt zu überstehen.“<br />

Zwei Monate später entschied der US-<br />

Kongress, tägliche Lieferungen über<br />

70 000 Barrel (159 l) für die SPR auf<br />

den Markt zu lenken, um die Preise zu<br />

stabilisieren. Das war nicht genau das,<br />

was Graves erwartet hatte. Aber die<br />

Idee war richtig – obwohl wirkungslos.<br />

Denn im Juli sprangen die Spritpreise<br />

auf mehr als 4,85 US-Dollar und drückten<br />

damit die Gewinne der Trucker auf<br />

Null. Tausende kleiner Spediteure gingen<br />

Pleite. Fast eintausend mittelständische<br />

Firmen mussten in den ersten<br />

vier Monaten des Jahres 2008 schließen.<br />

Und noch immer will die Regierung<br />

keinen Treibstoff aus der SPR auf<br />

den Markt bringen.<br />

Experten sagen daher voraus, dass drei<br />

Prozent der amerikanischen Lkw-Flotte,<br />

also rund 45 000 Fahrzeuge, in einem<br />

Jahr verschwunden sein werden.<br />

Viele dieser gebrauchten Trucks werden<br />

an die jungen Volkswirtschaften<br />

in Osteuropa und Russland verkauft.<br />

Das bedeutet aber auch, dass weniger<br />

Trucks zur Verfügung stehen, wenn<br />

die US-Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt.<br />

Für Graves zeichnet sich daher<br />

das nächste Problem ab: „Wir stecken<br />

wirklich in einem Teufelskreis.“<br />

Logistics | 9


Wie funktioniert ...<br />

... der Aufzug ins All?<br />

Die Idee ist so einfach wie faszinierend: Ein Fahrstuhl<br />

bringt für einen Bruchteil der derzeitigen Kosten und<br />

Risiken Güter ins Weltall. Physiker, Ingenieure und<br />

Visionäre in der ganzen Welt arbeiten derzeit an<br />

dem spektakulären Vorhaben, einen Fahrstuhl<br />

ins All zu entwickeln, der die Logistik von<br />

Weltraumflügen revolutionieren könnte. Was ist<br />

dran am Konzept dieses kosmischen Lifts?<br />

1. Basisstation<br />

Die meisten Planungen gehen von einer Basisstation aus, die für<br />

die Verladung von Gütern in den Lift und als Ankerplatz dient. Die<br />

Station kann fest verankert auf einem Berg stehen oder sich mobil<br />

wie ein großes Seeschiff bewegen. Aus Sicherheitsgründen wird die<br />

Basisstation vermutlich an einem eher isolierten Ort stehen: zum<br />

Beispiel auf einem Berg oder einer Insel.<br />

2. Kraft- und Leitstrahl<br />

Riesige Laserstrahler an der Basisstation sind<br />

auf die Photozellen an der Aufzugplattform<br />

gerichtet. Die Photozellen liefern den Elektromotoren<br />

des Aufzugs genügend Energie,<br />

um am Leitkabel emporzuklettern. <strong>Der</strong>zeit<br />

forschen Wissenschaftler noch an anderen<br />

Energiequellen: Solarenergie und Kernkraft.<br />

Solarpaneele<br />

Höhe<br />

100.000 km<br />

36.000 km<br />

500 km<br />

30 km<br />

3 km<br />

Seildehnung<br />

Laufkralle<br />

4. Aufzug<br />

2010<br />

Ladungen bis zu 13 Tonnen Gewicht<br />

können über den automatischen Aufzug<br />

ins All gebracht werden. <strong>Der</strong> Aufzug wird<br />

von einem Leitkabel geführt, an dem er<br />

mit Tempo 320 km/h emporsaust.<br />

2015 2020 2025 2030<br />

Jahr<br />

2035<br />

3. Nano-Kohlenstoff-Röhren<br />

5. Gegengewicht<br />

Mit der Entwicklung von nanoskaligen Kohlenstoff­<br />

Röhren in den 1990er­Jahren rückte das Konzept erstmals<br />

in den Bereich des Möglichen. Die mikroskopisch<br />

feinen Röhren aus Kohlenstoff sind aufgrund ihrer<br />

Struktur 100­mal zugfester als Stahl und gleichzeitig so<br />

flexibel wie Kunststoff.<br />

In 100 000 Kilometer Höhe sorgt ein Gegengewicht (z.B. eine andere<br />

träge Masse) dafür, dass das Kabel straff gespannt ist. Hat der Aufzug<br />

einmal den Gravitationsumkehrpunkt in 36 000 Kilometer Höhe<br />

überschritten, wird er durch die Fliehkraft der Erde am Kabel entlang<br />

angetrieben. Die Grundlagen des Aufzugs sind bekannt und getes tet.<br />

Manche Fachleute sehen ihn daher schon in 22 Jahren in Betrieb.<br />

Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

Gegengewicht<br />

rund 100000 km<br />

Kabel<br />

Erde<br />

Bodenstation<br />

Stationärer Lift ins All<br />

Lifter<br />

36000 km<br />

Logistics | 11


Power<br />

Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

ModAl Split<br />

Wettlauf um Effizienz<br />

■ Auf der Suche nach nachhaltiger Logistik spielen<br />

die Verkehrsträger eine wichtige Rolle. Sie sind<br />

mitverantwortlich für den Ausstoß von klimaschädlichen<br />

Gasen. <strong>Der</strong> geschickte Mix von Transportmitteln<br />

könnte die CO₂-Emissionen verringern.<br />

■ Bei internationalen Transporten zwischen Kontinenten<br />

ist das Schiff dem Flugzeug bei Weitem überlegen,<br />

wenn es um den Ausstoß von klimaschädlichen<br />

Gasen geht.<br />

■ im landverkehr liegt die Eisenbahn vor Lastwagen<br />

und weit vor dem Flugzeug. Viele Güter müssen<br />

mit dem Lastwagen zum Endkunden gebracht werden.<br />

Doch auf langen Strecken könnte die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Bahn</strong> ihre ökologischen Vorteile voll ausspielen.<br />

12 | Logistics<br />

Wie Wird die<br />

logistik grün?<br />

Das Schlagwort von der nachhaltigen logistik treibt<br />

die Branche weltweit um. Ein „Weiter so“ ist wirtschaftlich<br />

und ökologisch nicht mehr zu halten<br />

[ Text ] Axel Novak<br />

Power<br />

Schadstoffausstoß: Im<br />

Rennen um den niedrigsten<br />

CO₂-Emissionswert liegt das<br />

Seeschiff vorn, gefolgt von<br />

der <strong>Bahn</strong> und dem Lkw. Die<br />

Zukunft liegt in der intelligenten<br />

Vernetzung aller<br />

Verkehrsträger


Power<br />

der Handel ist nah am Endkunden und will mit<br />

nachhaltiger logistik die Umsätze retten<br />

VortEil ScHiENE<br />

<strong>Bahn</strong> führt im Vergleich zu<br />

anderen Verkehrsmitteln<br />

■ die dB hat schon vor Jahrzehnten begonnen, den Ausstoß<br />

von klimaschädlichen Gasen zu verringern. Zwischen 1990<br />

und 2002 hat sie den spezifischen CO₂-Ausstoß im Schienenverkehr<br />

um mehr als ein Viertel gesenkt. Das aktuelle Klimaschutzprogramm<br />

strebt eine weitere Minderung bis zum Jahr<br />

2020 an und umfasst den gesamten Konzern.<br />

■ dieses Ziel will die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> mit verschiedenen<br />

Maßnahmen erreichen. Zum Beispiel durch den Ausbau des<br />

Schienennetzes und der Angebote. Dazu gehören auch Investitionen<br />

in neue Loks und Waggons. Zentraler Erfolgsfaktor ist<br />

die flächendeckende Vernetzung der Verkehrsmittel.<br />

■ Schon heute kann jeder Interessierte über das Internet-Tool<br />

EcoTransIT Entscheidungshilfe bei der Wahl der Transportmittel<br />

erfahren, indem er seinen CO₂-Footprint ermittelt. Eco-<br />

TransIT ist ein unabhängiges Tool und wird gemeinschaftlich<br />

von fünf europäischen <strong>Bahn</strong>en entwickelt. Für Fernreisende<br />

bietet der Umweltmobilcheck die gleichen Möglichkeiten.<br />

Eine Faustregel ist – ob im Güter- oder im Personenverkehr:<br />

Jede auf die Schiene verlegte Reise oder Lieferung spart bis zu<br />

75 Prozent CO₂ gegenüber Straße oder Luft.<br />

www.ecotransit.org<br />

www.bahn.de/umweltmobilcheck<br />

Energie: Bei jeder auf die Schiene verlegten Reise oder Lieferung<br />

wird weniger CO₂ ausgestoßen<br />

14 | Logistics<br />

In aufgeräumten Supermärkten, blitzblanken Lagerhallen<br />

und schmucklosen Büros weltweit herrscht<br />

Goldgräberstimmung. Die Manager schmieden an<br />

der Logistik von morgen. Sie suchen nach Transportlösungen,<br />

die Spritkosten senken, umweltfreundlich<br />

sind und trotzdem dem Zeitdiktat der<br />

globalisierten Weltwirtschaft gehorchen. „Im Augenblick<br />

herrscht bei den ,Green Labels‘ Wild-West. Nichts<br />

steht wirklich fest“, sagt Edgar E. Blanco von der US-Denkschmiede<br />

Massachusetts Institute of Technology (MIT).<br />

„Die Messmethoden sind verschieden, unterschiedliche<br />

Faktoren und Einsatzgebiete werden berücksichtigt, Standards<br />

fehlen.“ Blanco und sein Team am MIT entwickeln<br />

daher seit geraumer Zeit Standards für ein „Green Label“,<br />

ein Zertifikat für nachhaltige Logistik. Wie viele andere Institute,<br />

Wissenschaftler, Firmen, Logistikdienstleister und<br />

Manager auf der ganzen Welt. Es geht darum, zuerst auf<br />

dem Markt für ökologisch unbedenkliche Produkte zu sein.<br />

Denn seitdem die Welt sich bewusst geworden ist, dass<br />

Ressourcen nicht mehr unbegrenzt verfügbar sind, dass der<br />

Klimawandel nicht nur Szenario ist, sondern tatsächlich<br />

stattfindet, und seitdem Energiepreise in ungeahnte Höhen<br />

schießen, entdecken Wirtschaftsführer und Unternehmer<br />

ihre grüne Ader. Vom größten Weltkonzern bis zum kleinen<br />

Mittelständler. Auch die Logistik lebt im grünen Aufbruch.<br />

Das Wort von der „grünen Supply Chain“, von nachhaltigen<br />

Lieferketten also, macht die Runde. Vor allem geringerer<br />

CO₂-Ausstoß soll den Ruf der energieintensiven Branche<br />

verbessern. Zertifikate auf Produkten sollen es dem Kunden<br />

ermöglichen, eine Ware danach auszuwählen, ob bei<br />

ihrer Herstellung und bei ihrem Transport viel oder wenig<br />

des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid in die Atmosphäre<br />

geblasen wurde. Ein solches Zertifikat nennt sich möglicherweise<br />

„Green Label“ oder „Carbon Print“ und soll dem<br />

Käufer die Lust am nachhaltigen Konsum guten Gewissens<br />

zurückgeben.<br />

dabei ist alles andere als klar, was diese Logistik ausmacht:<br />

„Grüne Logistik ist nachhaltige Logistik mit einem Schwerpunkt<br />

auf der Ökologie“, sagt zum Beispiel Frank Steinwender,<br />

Projektleiter am deutschen IMF Fraunhofer Institut<br />

in Dortmund. <strong>Der</strong> Begriff reicht von der Reduzierung von<br />

Kohlendioxidemissionen, über den Verbrauch von Flächen<br />

und Wasser und anderen Ressourcen bis zu kompletten<br />

Ökobilanzen. Er kann also sämtliche Aspekte wirtschaftlichen<br />

Handels umfassen, die mit Transport und Logistik<br />

zu tun haben. Und das macht es schwierig, Standards für<br />

Vergleichs- und Messwerte festzulegen. Andererseits macht<br />

es das so leicht, mit dem Label „grün“ zu werben. <strong>Der</strong> Einzelhandel<br />

zum Beispiel will grüner Trendsetter sein. Kunden<br />

und Kosten drängen. In Großbritannien hat daher der<br />

Foto: DB <strong>AG</strong> Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

größte britische Einzelhändler Tesco seit Mai einige Produkte<br />

mit einem „Carbon Print“ ausgezeichnet. Sie tragen<br />

nun die in England üblichen ampelfarbigen Informationen<br />

über Fett-, Zucker- und Salzgehalt. Und daneben einen stilisierten<br />

Fußabdruck mit der Angabe, wie viel CO₂-Gas bei<br />

Transport und Herstellung freigesetzt wurde. 70 Gramm<br />

sind es zum Beispiel bei einer Tüte Chips, bei einem T-Shirt<br />

sechs Kilogramm, das 20-fache seines Gewichts.<br />

„ich möchte, dass wir ein klares label einführen, damit der<br />

Kunde in naher Zukunft den CO₂-Ausstoß von Produkten<br />

so einfach vergleichen kann“, sagte Tesco-Chef Sir<br />

Terry Leahy vor anderthalb Jahren auf einer Klimaschutz-<br />

Veranstaltung in London. „Wenn Millionen Kunden diese<br />

KUNdE<br />

Wille und tat<br />

■ der Kunde ist ein widersprüchliches<br />

Wesen. Er weiß nicht genau, was er tut,<br />

aber was er will: ökologisch unbedenkliche<br />

Waren für einen günstigen Preis.<br />

■ Klare Signale für ein nachhaltig<br />

produziertes und transportiertes<br />

Produkt könnten ihn möglicherweise<br />

vom Kauf dieses Produktes<br />

überzeugen, auch<br />

wenn es teurer ist – sagen<br />

Handelsstrategen.<br />

■ Nicht berücksichtigt<br />

in den<br />

meisten Berechnungen<br />

sind indes die<br />

Emissionen, die<br />

der Kunde verursacht,<br />

um<br />

ein Produkt zu<br />

kaufen.<br />

><br />

lABEl<br />

runter mit<br />

Emissionen<br />

■ Ein Zertifikat auf dem Produkt<br />

könnte den Kunden überTransportwege<br />

informieren.<br />

■ derzeit arbeiten Experten in der<br />

ganzen Welt an diesem Label. Wer sich mit seinen<br />

Standards und Messmethoden am Markt durchsetzt,<br />

ist beim Kunden einen großen Schritt voraus.<br />

■ in deutschland sehen Experten statt eines Labels<br />

eher einen erweiterten Blauen Engel, den das Umweltbundesamt<br />

vergibt. Oder eine schlichte Ampel,<br />

wie sie in Großbritannien für Inhaltsstoffe von<br />

Lebensmitteln üblich ist.


Power<br />

der co₂-Fußabdruck kann dem Kunden helfen,<br />

sich für ein bestimmtes produkt zu entscheiden<br />

Information haben und so eine grüne Auswahl treffen, dann<br />

wird das ein sehr starkes wirtschaftliches Signal durch die<br />

Supply Chains schicken. Diese Schockwellen werden das<br />

Verhalten ändern.“<br />

Auch der US-Einzelhandelsgigant Wal-Mart will seine<br />

Marktmacht nutzen, um grüne, oder besser: nachhaltige<br />

Lieferkonzepte durchzusetzen: „Wir wollen mit unseren<br />

Lieferanten zusammenarbeiten, um die energieeffizientesten<br />

Produkte in unseren Geschäften zu haben. In den nächsten<br />

drei Jahren werden wir so unsere Energieeffizienz um<br />

25 Prozent steigern“, versprach Wal-Mart Chef Lee Scott im<br />

Januar 2008 beim jährlichen Kick-off-Meeting des Unternehmens.<br />

Wal-Mart will nicht nur die Welt verbessern, sondern<br />

hat handfeste wirtschaftliche Interessen: „So können<br />

sich die Kunden besser entscheiden. Und deshalb fühlen sie<br />

sich wohl, wenn sie bei uns einkaufen.“<br />

<strong>Der</strong> Goldrausch im angelsächsischen Raum ist in<br />

Deutschland noch nicht ausgebrochen. Die Handelskonzerne<br />

wollen erst ermitteln, was sie an klimarelevanten Gasen<br />

ausstoßen, bevor sie dem Endkunden neben dem Preis ein<br />

weiteres Kaufkriterium zumuten. Schon im Oktober 2007<br />

16 | Logistics<br />

{ Edgar E. Blanco, Mit }<br />

»Bei ›Green<br />

Labels‹ herrscht<br />

derzeit Wild<br />

West.«<br />

ließ Tengelmann, Deutschlands Nummer Acht im Handel,<br />

eine Emissionsbilanz der Zentrale und seiner vier Geschäftsfelder<br />

Plus, Kaiser’s, Obi und Kik aufstellen. Fast anderthalb<br />

Millionen Tonnen des Klimagases verursachten die Aktivitäten<br />

des Unternehmens. Rund ein Fünftel davon ging bei<br />

den Transporten von Waren in die Luft. Auch die Metro legte<br />

im Juni diesen Jahres ihre Bilanz vor: 4,15 Millionen Tonnen<br />

C0₂-Äquivalente habe die Metro Group 2006 emittiert,<br />

heißt es. Doch ob diese schier ungeheuren Mengen viel oder<br />

wenig im Vergleich zu denen sind, die andere Unternehmen<br />

ausstoßen, das bleibt dem Leser solcher Berichte überlassen.<br />

Standardisierte Rechnungen könnten ihm helfen, wie<br />

zum Beispiel: Eine Million Tonnen Kohlendioxid entspricht<br />

einer halben Milliarde Kubikmeter des Gases.<br />

Einen Schritt weiter ist man bei Tchibo. Das Unternehmen<br />

versteht sich als nachhaltiger Logistiker und lässt zum<br />

Beispiel Container auf Schiffen transportieren, die langsamer<br />

fahren und weniger Sprit verbrauchen. Gleichzeitig<br />

drängt Tchibo seine Lieferanten zu mehr Umweltbewusstsein.<br />

„Wir steuern unsere Logistik selber bis zum Verbraucher<br />

und wissen deshalb genau, welche Emissionen wir entlang<br />

der Supply Chain verursachen“, sagt Kay Middendorf,<br />

Leiter der Tchibo Logistik GmbH, die mehr als tausend<br />

Niederlassungen in Europa beliefert. Diese durchgängige<br />

Datensicherheit gelte zwar nicht für das traditionellste Handelsgut<br />

von Tchibo: „Kaffee wächst ab 1500 Höhenmeter.<br />

Wie das Produkt aber hinunter in den Hafen gelangt, das ist<br />

bisher nicht erfasst“, so Middendorf. Doch aus genau diesem<br />

Grund hat sich Tchibo mit weiteren Unternehmen und<br />

Instituten vor wenigen Monaten einem Pilotprojekt angeschlossen.<br />

Das soll für ausgewählte Produkte Treibhausgas-<br />

Emissionen ermitteln und gleichzeitig an internationalen<br />

Standards für diese Ermittlung arbeiten. Denn für Middendorf<br />

ist die ganze Datenerheberei ohne genaue Zahlen rund<br />

um ein Produkt überflüssig. „Sie müssen verbindliche Daten<br />

bekommen, sonst macht das ja keinen Sinn mehr.“<br />

Tatsächlich ist es vor allem eine Kostenfrage, die Transportdaten<br />

für die einzelnen Produkte zu ermitteln, denn<br />

die Tagessätze der entsprechenden Beratungsinstitute sind<br />

hoch. „Man muss sehr viel Geld in die Hand nehmen, um<br />

seine Produktdaten zu prüfen“, sagt Andrea Schön, die in<br />

Essen beim Umweltteam des Logistikdienstleisters DB<br />

Schenker tätig ist. Bei Handelswaren mit einfach nachvollziehbaren<br />

Lieferketten kann das bis zu 70 000 Euro kosten.<br />

Sehr komplexe Produkte, zum Beispiel ein Auto mit seinen<br />

vielen tausend Bauteilen und Komponenten, erfordern vermutlich<br />

sehr viel mehr Geld.<br />

dreh- und Angelpunkt aller Initiativen für nachhaltige Logistik<br />

ist dabei der Ausstoß von Gasen, die den Treibhauseffekt<br />

verstärken und so für den Klimawandel verantwortlich<br />

gemacht werden. Immerhin 13 Prozent der<br />

klimarelevanten Gase entstehen weltweit dadurch, dass<br />

Autos und Schiffe fahren, Züge rollen und Flugzeuge fliegen,<br />

durch Verkehrsleistungen also. Wer es daher schafft,<br />

diese Transportleistungen möglichst emissionsarm zu<br />

gestalten, ist gegenüber den Konkurrenten auf dem Weg<br />

zur Nachhaltigkeit einen messbaren Schritt vorwärts<br />

gekommen. Deshalb reichen die großen Konzerne den<br />

Druck weiter an ihre Zulieferer und Subunternehmer.<br />

Foto: MIT Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

><br />

MoBilität<br />

Beim co₂-Ausstoß steht der Verkehr an fünfter Stelle<br />

■ Klimawandel: Die Erwärmung der<br />

Erdoberfläche verändert das Klima: Die<br />

Durchschnittstemperaturen und der<br />

weltweite Meeresspiegel steigen.<br />

■ Verkehr: Menschliche Aktivitäten<br />

führen zu mehr Treibhausgasen, die die<br />

Erwärmung beschleunigen. <strong>Der</strong> Verkehr<br />

trägt mit mehr als 13 Prozent dazu bei.<br />

■ logistik: Die Branche steht unter<br />

doppeltem Druck, zum einen den Ausstoß<br />

von Klimagasen zu senken, zum<br />

anderen weiterhin globale Lieferketten<br />

zu ermöglichen.<br />

Wie schätzen Sie die Maßnahmen zur CO 2 -Reduktion<br />

im Güterverkehrsbereich ein?<br />

3<br />

Maßnahmen<br />

gehen heute<br />

schon zu weit<br />

16<br />

Maßnahmen<br />

reichen aus<br />

Quelle: BME/BA Lörrach<br />

Quelle: IMF-Fraunhofer<br />

Entkernung<br />

800 g<br />

81<br />

Zusätzliche<br />

Maßnahmen<br />

sind notwendig<br />

Woher kommen die meisten Treibhausgase?<br />

Angaben nach Branchen<br />

2,8<br />

Entsorgung<br />

7,9<br />

Immobilien<br />

13,1<br />

Transport<br />

17,4<br />

Landwirtschaft<br />

17,4<br />

Forstwirtschaft<br />

WAS TUT DIE INDUSTRIE FÜR MEHR NACHHALTIGKEIT?<br />

Wir würden für umweltfreundlichere<br />

Transporte mehr zahlen.<br />

% %<br />

TRANSPORTE SORGEN FÜR EIN VIERTEL DER EMISSIONEN<br />

Bei der Herstellung eines T-Shirts fallen rund sechs Kilogramm Kohlendioxid an<br />

Anbau<br />

195 g<br />

Spinnerei<br />

613 g<br />

WELTWEITE BELASTUNG GERINGER AUSSTOSS<br />

%<br />

Quelle: IPCC<br />

34 23<br />

vielleicht ja<br />

Weberei<br />

91 g<br />

Färberei<br />

2.570 g<br />

25,9<br />

Energiegewinnung<br />

19,4<br />

Industrie<br />

43<br />

nein<br />

Quelle: TU Berlin<br />

Co 2 -Emissionen beim Transport von 1000 Tonnen<br />

zwischen Bremerhaven und München, in Tonnen<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Massengut Volumengut<br />

Zug<br />

HOHE ANSPRÜCHE<br />

Lkw 40 t Zug<br />

Erwartung der Industrie, Angaben in Prozent<br />

Heute 2015<br />

Umwelt-Audits der Zulieferer<br />

Umweltfreundliche Verpackung<br />

61<br />

mehr intermodale Transporte<br />

63<br />

Analyse der logistischen Prozesse<br />

35 33<br />

Transport<br />

1.450 g<br />

49<br />

63 g<br />

Lkw 40 t<br />

Quelle: Ecotransit<br />

29<br />

19<br />

30<br />

Quelle: TU Berlin<br />

Konfektion<br />

Power


Power<br />

Die sollen ihre Logistikketten nachhaltig umstrukturieren<br />

oder darüber zumindest genau berichten können. Diese<br />

Botschaft ist bei den Logistikern angekommen. So rechnen<br />

zum Beispiel viele deutsche Unternehmen aus der Branche<br />

damit, dass sie in den kommenden Jahren handfeste wirtschaftliche<br />

Nachteile haben, wenn sie ihre Supply Chains<br />

nicht nachhaltiger ausrichten. Sie haben daher teils recht<br />

umfangreiche Programme aufgelegt, um interessierten<br />

Branchen Lieferketten anbieten zu können, die in die Nach-<br />

haltigkeitsstrategie der Unternehmen passen. Neue überarbeitete<br />

Routenpläne, die Verwendung von Biosprit oder<br />

Photovoltaikanlagen auf den Logistikimmobilien: All das<br />

sind Standards für die Unternehmen geworden, die grün<br />

agieren – und nebenbei Kosten senken wollen.<br />

Auch bei den Transportmitteln tut sich etwas: Die Airlines<br />

– Luftfracht verursacht fast zehnmal so viel Klimagase<br />

wie der Lastwagen – lassen ihre Maschinen schon auf den<br />

Rollfeldern Sprit sparen, senken die Motorleistung beim<br />

Landeanflug oder suchen nach alternativen Treibstoffen.<br />

Bei der Seefracht bieten DB Schenker und die Reederei<br />

18 | Logistics<br />

SloW doWN<br />

optimierte luftfracht<br />

■ Flugzeuge verursachen die meisten Emissionen. Deshalb planen<br />

Airlines effizientere Einsätze ihrer Maschinen sowie die Produktion neuer<br />

Modelle.<br />

■ die Maschinen fliegen langsamer zur Landung ein, auf dem Flugfeld<br />

laufen nicht mehr alle Motoren, Flugrouten können zudem nach dem<br />

Wetter günstiger gestaltet werden: Das spart bis zu 20 Prozent Treibstoff.<br />

{ lee Scott, cEo Wal-Mart }<br />

»Wir steigern<br />

die Energie-<br />

effizienz um<br />

25 Prozent.«<br />

Hapag-Lloyd mit dem „Speed Reduction Program“ Unternehmen<br />

die Möglichkeit, Containerschiffe mit gedrosseltem<br />

Tempo auf dem Europa-Asien-Loop zu buchen. Sieben<br />

Tage länger dauert die gesamte Schleife von Europa nach<br />

Asien und wieder zurück. Es spart aber bis zu dreißig Prozent<br />

Treibstoff, wenn die Schiffe statt mit 23 Knoten nur<br />

mit 20 Knoten – immerhin 37 Stundenkilometern – über die<br />

Ozeane rauschen. Auch SkySails, große Drachensegel, die<br />

Wind in Zugkraft für Frachtschiffe umwandeln (siehe Logistics<br />

2-2008), stoßen bei Reedereien auf Interesse.<br />

Im Landverkehr sorgt ein intensives Fahrertraining<br />

dafür, dass Lastwagen nicht mehr Diesel verschlingend mit<br />

Höchsttempo über die Autobahnen fahren. Erfahrungen<br />

von der niederländischen DB Schenker-Landesgesellschaft<br />

haben gezeigt, dass bei der richtigen Aus- und Weiterbildung<br />

die Fahrer bis zu 22 Prozent weniger Diesel/Sprit<br />

verbrauchen.<br />

Viele Logistikkonzerne legen Umweltprogramme auf,<br />

messen CO₂-Emissionen oder setzen Carbon-Accounting-<br />

Systeme auf. Doch weil sie an der Emission der Fahrzeuge,<br />

die in ihrem Auftrag fahren, kaum etwas ändern können,<br />

bieten sie Kompensationen an, zum Beispiel Engagement<br />

für den Regenwald als Ausgleich für Transportleistungen.<br />

dB Schenker hat demgegenüber einen gewaltigen Vorteil:<br />

<strong>Der</strong> Logistiker kann sein gesamtes, weltweites Netzwerk<br />

voll ausspielen. Denn als Marktführer bei der Verknüpfung<br />

von Transportketten kann DB Schenker auf systematische<br />

Vorteile verweisen. Während andere Unternehmen planerisch<br />

an den Rädern drehen, bietet die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> mit<br />

ihrem europaweiten Schienennetzwerk und der internati-<br />

onalen Erfahrung die Möglichkeit,<br />

den CO₂-Aspekt der<br />

Transport kette nachhaltig zu<br />

senken. Im Verkehrsmix hat die Eisenbahn große<br />

Vorteile. Gemessen am Schadstoffausstoß des Lasters<br />

hinterlässt sie nur ein Drittel des Treibhausgases. Noch<br />

günstiger ist der Vergleich mit dem Flugzeug. Teure und<br />

schnelle Luftfrachttransporte lassen den CO₂-Ausstoß von<br />

Produkten in die Höhe schnellen. <strong>Der</strong> langsamere Schienentransport<br />

kann also auch auf längeren Entfernungen die<br />

Supply Chain eines Unternehmens allein durch Transportverlagerung<br />

in den nachhaltigen Bereich drücken.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> ist aufgrund ihrer Größe schon<br />

längst zum ökologischen Marktführer in Europa geworden.<br />

Für sie ist das Thema nicht nur eine Gelegenheit, durch<br />

einen vielfältigen Mix von Maßnahmen die Nachhaltigkeit<br />

ihrer Transportmittel unter Beweis zu stellen.<br />

Das fängt schon beim Strom an. <strong>Der</strong>zeit stammen über 13<br />

Prozent des deutschen <strong>Bahn</strong>stroms, der sogenannten Trak-<br />

Power<br />

tionsenergie, aus erneuerbaren Quellen. <strong>Der</strong> Anteil soll in<br />

den kommenden Jahren größer werden. Auch Strom aus<br />

Erdwärme könnte eine Option sein: Kilometertiefe Schächte<br />

könnten Energie aus dem heißen Erdinnern an die Oberfläche<br />

bringen und ins <strong>Bahn</strong>netz einspeisen. Schon jetzt<br />

nutzt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> die umweltfreundliche Geothermie,<br />

um im Winter <strong>Bahn</strong>steige und Weichen zu heizen.<br />

im Schienengüterverkehr hat es die DB schon in den vergangenen<br />

18 Jahren geschafft, ihren spezifischen Ausstoß von<br />

Kohlendioxid um 44 Prozent zu senken, bei wachsender<br />

Verkehrsleistung. In den kommenden zwölf Jahren soll es<br />

noch weniger werden – im gesamten Konzern, also inklusive<br />

der Logistiksparte. „Um 20 Prozent weniger CO₂ je<br />

Verkehrsleistung bis 2020 zu erreichen, treiben wir sowohl<br />

die Effizienz aller Verkehrsmittel als auch ihre Vernetzung<br />

voran“, sagt Joachim Kettner, Leiter des DB<br />

Umweltzentrums. Und in der Logistiksparte hat<br />

DB Schenker weltweit seine eigenen Prozesse<br />

analysiert und daraus konkrete Prozesse<br />

entwickelt. „Man holt mit vielen<br />

kleineren Maßnahmen teils mehr<br />

raus als mit einer technischen<br />

Weiterentwicklung“, sagt<br />

Ulrich Pütz, Leiter des<br />

die Verknüpfung von transportketten senkt<br />

den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen ><br />

Foto: Wal-Mart Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

trAiNiNG<br />

Geschickte planung<br />

■ transporte kosten Geld, aber durch die geschickte Planung von Routen<br />

können viele Fahrten mit anderen Lieferungen gekoppelt, verringert oder gar<br />

gespart werden. Auch der Wechsel von Verkehrsmitteln an Umschlagpunkten<br />

hilft, um Transportketten ökologischer zu gestalten.<br />

■ Aber schon beim Fahrer eines Fahrzeugs fängt die<br />

Kette an: Ist er gut ausgebildet, dann fährt er vorsichtiger<br />

und verbraucht weniger Treibstoff.<br />

■ deshalb schulen viele Unternehmen ihre<br />

Fahrer – die DB sogar ihre Lokführer – für<br />

den ökologischen Umgang mit ihren tonnenschweren<br />

Fahrzeugen. Das senkt Emissionen<br />

und die Unfallstatistik.<br />

Logistics | 19


Interview Power<br />

»Unsere<br />

Zahlen<br />

stimmen«<br />

Ulrich Pütz vom DB Schenker<br />

Logistics-Umweltteam nimmt zu<br />

nachhaltiger Logistik Stellung<br />

[ Interview ] Axel Novak [ Foto ] Andreas Buck<br />

Herr pütz, Sie sind bei dB Schenker logistics für das<br />

thema Umwelt und Nachhaltigkeit zuständig. Vor<br />

Kurzem hat das Unternehmen seinen weltweiten<br />

Kohlendioxidausstoß ermittelt. laufen Sie damit<br />

einem grünen trend hinterher?<br />

Nein, denn es ist ja nicht so, dass wir das Thema Umwelt<br />

erst im vergangenen Jahr entdeckt haben. Schon vorher gab<br />

es eine anerkannte Abteilung bei DB Schenker Logistics in<br />

Göteborg in Schweden. Dort sind bislang alle Kundenanfragen<br />

zu nachhaltigen Logistikketten eingelaufen. Wir haben<br />

diese Abteilung dann im vergangenen Jahr nach Essen ins<br />

Head Office in Deutschland verlegt, um von hier aus sowohl<br />

Kundenanfragen als auch unsere Umweltaktivitäten zentral<br />

zu koordinieren.<br />

Nun greifen dB Schenker-Konkurrenten das thema schon seit<br />

geraumer Zeit medienwirksam auf ...<br />

Die Konkurrenz ist da manchmal vielleicht aktiver, aber<br />

Medienwirksamkeit ist nicht immer ein Indikator für<br />

Qualität. Speziell den diesjährigen Schwerpunkt CO₂-<br />

Ermittlung – und hier die präzise Ermittlung unserer<br />

Emissionen nach Verkehrsträger – halte ich für ein besonderes<br />

Qualitätsmerkmal. Solch einen umfassenden Bericht,<br />

wie wir ihn vor wenigen Wochen vorgelegt haben, hat kaum<br />

ein anderer Logistikdienstleister. Das ist wirklich ein Quantensprung.<br />

Stellen Sie denn im operativen Geschäft fest, dass nachhaltige<br />

logistik zu einem wichtigen Element in den liefer- und transportketten<br />

geworden ist?<br />

Das Thema ist wirklich seit geraumer Zeit in aller Munde.<br />

Seit Beginn des Jahres fragen die Kunden immer stärker<br />

an: Was für einen Schadstoffausstoß haben wir, wenn wir<br />

mit DB Schenker transportieren? Wir können darauf eine<br />

klare Antwort geben und unseren Kunden weltweit nach<br />

gewähltem Verkehrsträger die entsprechende Ökobilanz<br />

aufzeigen.<br />

Wer trägt die Kosten für solche neuen, nachhaltigen Ketten?<br />

Ökologie und Ökonomie widersprechen sich nicht unbedingt.<br />

Schauen Sie sich zum Beispiel unser Hubsystem im<br />

Landverkehr und den schon weit verbreiteten Einsatz von<br />

Großraum-Equipment an: Damit fahren wir seit Jahren effizient<br />

und günstig – und schonen durch gut organisierte und<br />

hoch ausgelastete Verkehre Umwelt und Budget.<br />

Was neue Strukturen betrifft: Meiner Erfahrung nach sind<br />

die Kunden noch nicht bereit, für nachhaltige Logistikketten<br />

mehr zu bezahlen. Bei der Entscheidung gilt immer<br />

noch, dass Preis, Leistung und Qualität stimmen müssen.<br />

Danach kommt aber die Umweltfreundlichkeit der angebotenen<br />

Transportlösung.<br />

ist die Verlagerung von transporten auf die Schiene ein richtiger<br />

Schritt in richtung Nachhaltigkeit?<br />

Das ist sicherlich eine Möglichkeit. Interessant ist, dass<br />

die Hälfte der CO₂-Emissionen im Landverkehr auf den<br />

Nahverkehr – die Zustellung und Abholung von Gütern –<br />

entfallen. Dort ist eine Verlagerung kaum möglich. Den größeren<br />

Hebel haben wir im Fernverkehr mit rund 57 Prozent<br />

der CO₂-Emissionen. Da ist die Verlagerung sicherlich ein<br />

Thema. Aktuell sind wir in der Phase der Analyse möglicher<br />

CO₂-Reduktionspotenziale, und dazu gehören natürlich<br />

auch alle Möglichkeiten modaler Kombinationen.<br />

Was macht dB Schenker logistics konkret?<br />

In Europa sind 30 von 35 Landesgesellschaften nach ISO<br />

14001 zertifiziert. Das ist schon herausragend. Wir haben<br />

aber bisher keine weltweiten Programme aufgelegt, die in<br />

allen Ländern gleich umgesetzt werden. Unser Vorteil ist<br />

die dezentrale Organisation – auch beim Thema Nachhaltigkeit.<br />

Das heißt, wir werden unterstützt durch viele qua-<br />

lifizierte Mitarbeiter in den Regionen und Ländern, wo sich<br />

zusätzlich zu zentral initiierten Projekten viele regionale<br />

Umweltmaßnahmen in der Umsetzung befinden.<br />

Es gibt eine Fülle von Projekten, die bereits erfolgreich<br />

umgesetzt wurden oder sich in der Vorbereitung befinden,<br />

wie zum Beispiel das Speed Reduction Program mit der<br />

Reederei Hapag Lloyd zwischen Asien und Europa, bei<br />

dem die Schiffe langsamer fahren und dafür weniger Treibstoff<br />

verbrauchen und natürlich entsprechend weniger an<br />

Klimagasen ausstoßen. Dazu gehören natürlich der neu<br />

aufgelegte Danube-Nordic-Shuttle mit einer regelmäßigen<br />

Verbindung auf der Schiene zwischen Wels/Österreich<br />

und Rostock/Deutschland und weiter in alle skandinavischen<br />

Länder.<br />

Die geplante Eisenbahnverbindung zwischen Asien und<br />

Europa zum Beispiel ist gegenüber dem Flugzeug eindeutig<br />

umweltfreundlicher und schneller als das Seeschiff. Auf<br />

einer anderen Idee basiert zum Beispiel unser Skybridge-<br />

Konzept: Schnelle Transporte zwischen Europa, Asien und<br />

Nordamerika werden als kombinierte See- und Luftfracht<br />

abgewickelt: Das heißt eine ökologisch sinnvolle Kombination<br />

aus attraktiven Laufzeiten und günstigen Frachtraten.<br />

Welche Auswirkung hat die debatte denn insgesamt auf den<br />

Markt?<br />

<strong>Der</strong>zeit ist der Markt im Umbruch. Durch die Diskussion<br />

um die Nachhaltigkeit und natürlich aufgrund der hohen<br />

Energiekosten wächst der Druck auf dem Markt. Hinzu<br />

kommen Engpässe in der Infrastruktur, vor allem angesichts<br />

des prognostizierten Wachstums auf der Straße. Da<br />

fragen sich unsere Kunden: Wie kann ich meine Strukturen<br />

umstellen? Unser Vorteil ist, dass wir unseren Kunden<br />

nicht nur alle Verkehrsträger aus einer Hand anbieten,<br />

sondern noch dazu ihn beraten können, wie er seine Lieferketten<br />

besser und ökologischer gestaltet.<br />

Dazu kommt ein weiterer Trend: Wir gehen eventuell auf<br />

eine stärkere Regionalisierung zu, die Produkte könnten<br />

wieder näher am Markt gefertigt werden. Auch das hätte<br />

für uns als Logistikdienstleister konzeptionelle Auswirkungen.<br />

Am Geschäft selber ändert sich für uns aber vermutlich<br />

kaum etwas: Güter müssen schließlich immer transportiert<br />

werden.<br />

environmental@dbschenker.com<br />

VitA<br />

Starkes Umweltteam<br />

■ Ulrich pütz steht seit vergangenem Jahr an der Spitze des<br />

DB Schenker Logistics-Umweltteams. <strong>Der</strong> 52-Jährige ist als<br />

Senior Vice President bei der Schenker <strong>AG</strong> in Essen für den<br />

Bereich Landverkehr/Network Operations zuständig. Pütz,<br />

ausgebildeter Speditionskaufmann, ist seit 1995 bei Schenker.<br />

■ das Umweltteam in Essen baut auf den Erfahrungen der<br />

schwedischen DB Schenker-Kollegen auf, die sich zuvor um<br />

das Thema kümmerten. Heute bilden neben Ulrich Pütz Dr.<br />

Nor<strong>bert</strong> Müller, Ernst-Otto Rau und Andrea Schön das Team.<br />

Essener Umweltteams bei DB Schenker. Das führt vom Hybrid-Truck<br />

in Schweden über Papierrecycling-Programme<br />

in Indonesien bis zur Teilnahme am ehrgeizigen SmartWay-<br />

Programm der US-Umweltschutzbehörde EPA.<br />

planung und Umsetzung nachhaltiger Logistikketten<br />

können langfristig Ausgaben senken, kosten aber anfangs<br />

Geld. <strong>Der</strong> Industrie und ihren Subunternehmen,<br />

die derzeit an solchen Transportlösungen basteln, stellt<br />

sich daher die entscheidende Frage: Wer zahlt für den<br />

Aufwand?<br />

Im Einzelhandel hat der Kunde am Ladentisch und im<br />

Supermarkt längst an Macht gewonnen. Er will sein gutes<br />

Gewissen zurück, sonst droht er mit Kaufzurückhaltung. Er<br />

will dazu beitragen, dass die Welt besser wird, sonst wandert<br />

er zur Konkurrenz. Er möchte seiner Kauflust frönen, ohne<br />

ständig mit Wirbelstürmen, Dürren und Überschwemmungen<br />

als Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert zu<br />

werden. Das zumindest suggerieren einige Umfragen. Andererseits<br />

gibt es viele Trends, die der Handel vorweggenommen<br />

hat und die der Kunde dann nicht akzeptiert hat:<br />

Das bekannteste Beispiel in Deutschland ist in diesem Zusammenhang<br />

wohl das Dreiliter-Auto, dessen Produktion<br />

eingestellt wurde, weil es niemand kaufen wollte, obwohl es<br />

doch so umweltfreundlich war.<br />

Doch noch spekulieren die Unternehmen, ob Kunden<br />

Zertifikate oder Label tatsächlich wollen und bereit sind,<br />

dafür höhere Preise zu akzeptieren. „Es ist unklar, ob der<br />

Endkunde bereit ist mehr zu bezahlen“, sagt MIT-Forscher<br />

Blanco. „Eine Handvoll Unternehmen wetten darauf, aber<br />

im Augenblick versuchen sie herauszukriegen, wie viel und<br />

{ Joachim Kettner, deutsche <strong>Bahn</strong> }<br />

»Wir treiben<br />

die Effizienz<br />

der Verkehrsmittel<br />

voran.«<br />

wie lange.“ Sie hoffen, es reiche aus, Informationen über die<br />

Lieferbedingungen von Waren für viel Geld zu ermitteln,<br />

diese Informationen dann auf die Waren zu kleben und zu<br />

hoffen, dass der Kunde mit gutem Gefühl das möglicherweise<br />

teurere, aber grüne Produkt kauft.<br />

Ein Carbon-Label, in Deutschland ein erweiterter, neu<br />

zertifzierter Blauer Engel oder eine Ampel – wie in Großbritannien<br />

für Lebensmittelinhalte üblich – könnten eine<br />

Entscheidungshilfe für ein teureres, aber nachhaltiges Produkt<br />

sein. „<strong>Der</strong> Footprint ist ein Instrument, um aus dem<br />

Zustand der gesellschaftlichen Schizophrenie zu einem<br />

Zustand des verantwortungsvollen Handelns zu kommen“,<br />

so Tchibo-Logistiker Kay Middendorf. Für ihn wäre ein wie<br />

auch immer geartetes Label die Möglichkeit, den Wunsch<br />

nach Nachhaltigkeit zu kombinieren mit der Möglichkeit,<br />

sich auch entscheiden zu können.<br />

Einige Untersuchungen sprechen zwar von zehn Prozent<br />

Preisaufschlag, den der Verbraucher als Mehrpreis für ein<br />

20 | Logistics Logistics | 21<br />

Foto: DB <strong>AG</strong><br />

>


Power<br />

Noch ist unklar, ob Kunden bereit sind, mehr<br />

für die nachhaltigen produkte zu bezahlen<br />

Produkt mit besserer Umweltbilanz akzeptieren würde.<br />

Andere Forscher wiederum stellen nüchtern fest, dass die<br />

Verbraucher zwar solche Produkte wünschen, aber eigentlich<br />

nichts dafür bezahlen wollen.<br />

da hat es die deutsche <strong>Bahn</strong> gerade im Personenverkehr<br />

leichter: Viele Kunden wissen gar nicht, wie nachhaltig<br />

das Transportmittel ist, das sie nutzen. Sie wählen die Eisenbahn<br />

nicht deswegen, weil sie nachhaltig ist, sondern<br />

aus vielen anderen Gründen. Die Studie „European Travel<br />

Insight 2008“ belegt, dass die Umweltfreundlichkeit eines<br />

Verkehrsmittels bei Reisenden als Auswahlkriterium erst an<br />

19. Stelle erschien, weit abgeschlagen hinter Tempo, Preis,<br />

direkter Verbindung.<br />

Daher will die DB ihre Kunden darüber informieren,<br />

dass sie tatsächlich umweltfreundlich fahren: Mit einem<br />

Aufdruck, einer Art „Öko-Siegel“ zum Beispiel, das<br />

bereits auf dem Fahrschein signalisiert,<br />

wie viel Kohlendioxid durch<br />

die <strong>Bahn</strong>fahrt im Vergleich zum<br />

Auto und zum Flugzeug eingespart<br />

wurde. Das könnte dem Reisenden<br />

Mehrwert bringen, ohne dass<br />

er dafür mehr bezahlen müsste.<br />

Von solch einer Chance können<br />

andere Industriekonzerne nur träumen.<br />

Daher zeigen sie sich spendabler als die<br />

Endkunden im Supermarkt. Immerhin<br />

23 Prozent der Unternehmen wären<br />

heute bereit, ihrem Lieferanten zukünftig<br />

mehr zu zahlen, wenn er auf<br />

nachhaltige Lieferketten umstellt,<br />

22 | Logistics<br />

ergab eine Studie, die das Innovationszentrum Logistik und<br />

Verkehr an der TU Berlin und die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> kürzlich<br />

vorstellten. Für sie gilt, was Wal-Mart-Chef Lee Scott seinen<br />

Mitarbeitern mitgab: „Manchmal müssen wir mehr zahlen.<br />

Wenn wir aber kurzfristig mehr zahlen, um bessere Qualität<br />

zu erhalten, dann zahlt sich das langfristig für unser Unternehmen<br />

aus.“ Fast die Hälfte der Unternehmen schaut<br />

bei der Auswahl eines Dienstleisters auch auf die Umweltverträglichkeit<br />

seiner Services. Schwieriger allerdings<br />

wird es, von den Zulieferern die Einhaltung bestimmter<br />

Grenzwerte tatsächlich zu verlangen, denn noch ist Nachhaltigkeit<br />

nur ein Zusatzkriterium, das allein bei gleichem<br />

Preis und gleicher Qualität des Services ausschlaggebend<br />

sein kann.<br />

GloBAl/rEGioNAl<br />

Virtuelles reisefieber<br />

■ Videokonferenzen können einen Teil der weltweiten<br />

Geschäftsreisen ersetzen – und damit entsprechende<br />

CO₂-Emissionen verhindern. Anders sieht es beim<br />

Gütertransport aus. Noch lässt sich kein Joghurt in<br />

den Supermarkt beamen.<br />

■ doch gilt die Regionalisierung vielen als Mittel,<br />

um Transporte einzuschränken. So sehen Experten<br />

den Trend, dass zum Beispiel regionale oder kontinentale<br />

Verteilerzentren den Transport regionalisieren<br />

und so weltweite Just-in-Time-Verkehre ersetzen.<br />

Gerade in der Lebensmittelindustrie bevorzugen die<br />

Verbraucher regionale Produkte.<br />

Fotos: Tchibo, DB <strong>AG</strong> Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

Doch möglichweise ändert sich das: Wal-Mart will von seinen<br />

Lieferanten präzise CO₂-Daten. Tchibo will mit einem<br />

Programm namens Lotos allein in diesem Jahr die Emissionen<br />

mit den Zulieferern um sieben Prozent senken.<br />

Diese Entwicklung könnte schon rasch auf andere Branchen<br />

überspringen. „<strong>Der</strong> Einzelhandel ist sehr nahe am Verbraucher<br />

und recht aggressiv, wenn es darum geht, einen<br />

Trend aufzugreifen“, sagt Blanco. „Weil die Handelskonzer-<br />

ne in ihren Supply Chains strukturkonservativ sind, wird<br />

deren Initiative rasch kaskadenartig auf andere Branchen<br />

übergreifen.“<br />

Noch allerdings wirkt nachhaltige Logistik eher als Schlagwort,<br />

um Logistikketten zu analysieren und auf ihre Energieeffizienz<br />

hin zu prüfen. Dabei ist die Umstellung auf<br />

nachhaltiges Verhalten heute schon rasch machbar: zum<br />

Beispiel bei Dienstreisen. Auch sie gehören in die Klimabilanz<br />

der Unternehmen – und beinhalten viel Einspar-<br />

potenzial. Allein in Deutschland sind die Menschen<br />

jedes Jahr 150 Millionen Kilometer mit dem Auto, der<br />

<strong>Bahn</strong> oder dem Flieger geschäftlich unterwegs, hat die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> festgestellt.<br />

Wer viel unterwegs ist, mag über den Sinn oder Unsinn<br />

von Dienstreisen streiten, doch die Klimadebatte hat einen<br />

neuen Aspekt hinzugefügt: Mittlerweile steuern viele<br />

Firmen aus Umweltschutzgründen um. Die <strong>Bahn</strong> ersetzt<br />

den Flieger oder die teure Fahrzeugflotte; Videokonferenzen<br />

könnten das Reisen sogar noch weiter einschränken.<br />

Konferenzsystem-Anbieter Cisco zum Beispiel hat dank<br />

seines eigenen Systems im vergangenen Jahr die Zahl der<br />

Dienstreisen um rund 20 Prozent drücken können.<br />

Den wirklichen Trend in Sachen Dienstreisen hat aber der<br />

britische Thronfolger Prinz Charles erkannt. Anfang 2008<br />

wurde er heftig kritisiert, weil er samt mehrköpfiger Entourage<br />

nach New York flog, um dort eine Ehrung von Ex-US-<br />

Vize-Präsident Al Gore entgegenzunehmen. Nun zeigte er<br />

angesichts seiner vielen Flugmeilen Reue. Bei der nächsten<br />

Konferenz, zu der er geladen wurde, trat er nicht mehr<br />

physisch in Erscheinung, sondern ließ sich per Hologramm<br />

nach Dubai bea men. 20 Tonnen Kohlendioxid blieben der<br />

Atmosphäre erspart. Dem Eindruck auf die Delegierten habe<br />

die virtuelle Präsenz des Prinzen, so hieß es, keinen Abbruch<br />

getan. ■<br />

www.db.de/umwelt<br />

{ Kay Middendorf, tchibo }<br />

»Unverbindliche<br />

Daten<br />

machen<br />

keinen Sinn.«<br />

ZErtiFiZiErUNG<br />

Weltweites Netzwerk<br />

gegen den Klimawandel<br />

Power<br />

■ dB Schenker ist seit Kurzem weltweit nach der Norm ISO<br />

14064-1 zertifiziert. Diese Norm regelt, wie Unternehmen<br />

Treibhausgasemissionen messen und berichten können.<br />

Bei DB Schenker ist das Zertifikat von der Deloitte Cert<br />

Umweltgutachter GmbH in Düsseldorf ausgestellt worden.<br />

Doch neben der Zertifizierung haben die DB Schenker-Landesgesellschaften<br />

eine Reihe von Initiativen in den jeweiligen<br />

Ländern gestartet.<br />

■ So bildet dB Schenker in den Niederlanden seit geraumer<br />

Zeit mit einem Key Driving Diagnosis System Fahrer weiter.<br />

Schon ein eintägiges Fahrertraining führt zu spektakulären<br />

Ergebnissen: Die Fahrer bremsen halb so viel wie früher, senken<br />

die benötigte Fahrtzeit um sieben Prozent, verbrauchen<br />

13 Prozent weniger Treibstoff, die Fahrzeuge emittieren 12,8<br />

Prozent weniger Kohlendioxid.<br />

■ in Belgien ist DB Schenker mit dem Warehouse Willebroeck<br />

für Kunden aus der Konsumgüterbranche aktiv.<br />

Ein Teil der Anlage ist für temperaturgeführte Güter vorgesehen,<br />

wobei die Temperaturen je nach Raum bei 18 °C und<br />

bei konstant 15 °C gehalten werden müssen. Um diese Temperaturen<br />

auch im Hochsommer energieeffizient erreichen<br />

zu können, hat DB Schenker eine besondere Belüftung ins<br />

Dach eingebaut. So können niedrige Außentemperaturen in<br />

der Nacht dazu genutzt werden, die gesamte Anlage auch<br />

tagsüber kühl zu halten.<br />

■ das thema Nachhaltigkeit ist nicht nur in den USA und<br />

in Europa virulent. Auch in Indonesien zum Beispiel hat DB<br />

Schenker erst vor Kurzem ein Programm gestartet, um Ressourcen<br />

zu schonen und Energie besser einzusetzen.<br />

Skandinavien: DB Schenker in Schweden gilt anderen<br />

Landesgesellschaften häufig als Vorbild<br />

Logistics | 23


Interview<br />

»Sie müssen an Ihre<br />

Marke glauben«<br />

Bert <strong>Moore</strong> ist globaler Chefstratege der New Yorker Werbeagentur<br />

Lowe Worldwide. Er erklärt, warum nur authentische Kampagnen bei<br />

internationalen Kunden ankommen<br />

Mister <strong>Moore</strong>, gibt es eigentlich einen Unterschied<br />

zwischen der Art und Weise, die Marke von Konsumgütern<br />

– zum Beispiel eines Shampoos – zu<br />

entwickeln und die Marke von zum Beispiel logistischen<br />

Services?<br />

Nein. Es ist immer dasselbe Verfahren. Man identifiziert<br />

die zentralen Werte der Marke, versucht, ihren Charakter<br />

und ihre Stärke herauszuarbeiten und die Eigenheiten des<br />

Markts einzubeziehen. Und schließlich vermitteln Sie das<br />

Ergebnis, um zu einem bestimmten Ziel zu gelangen. Die<br />

Markenbildung bleibt dieselbe. Nur die Parameter der Marke<br />

sind jeweils anders.<br />

Zum Beispiel die Zielgruppe ...<br />

Bei einer Verbraucherkampagne geht es darum, auf den<br />

Verbraucher zuzugehen. Bei einer Business-to-Business-<br />

Kampagne (B2B) hingegen kommuniziert man mit mehreren<br />

Zielgruppen, sie alle müssen angesprochen werden –<br />

vom Mitarbeiter der Belegschaft bis<br />

zum kommunalen oder nationalen<br />

Entscheidungsträger in seiner Nische.<br />

Kampagnen für B2B-Unternehmen<br />

wenden sich an ein äußerst vielschichtiges<br />

Publikum. Das kann bedeuten,<br />

dass eine Idee in verschiedenen Ausführungen<br />

vorliegen muss.<br />

Warum ist Werbung für Logistiker wichtig?<br />

Reicht die Qualität der Dienstleistung<br />

nicht aus?<br />

In einer Welt, in der es zunehmend<br />

schwieriger wird, Wirkungen auszuüben<br />

und zu steuern, muss Werbung<br />

Botschaften klar vermitteln. Eine<br />

glaubwürdige Marke besitzt großen<br />

Wert: Vertrauen, Komfort, höchste<br />

[ Interview ] Kevin Cote<br />

VitA<br />

Bert <strong>Moore</strong><br />

■ Erfahrung: Karrierestart in der<br />

Unternehmensberatung, tätig für den<br />

globalen Werbe- und Medienkonzern<br />

WPP. Später übernahm er die Markenwerbung<br />

bei dem PR-Unternehmen<br />

Burson-Marsteller.<br />

■ tätigkeit: <strong>Moore</strong> hat für eine Vielzahl<br />

internationaler Marken gearbeitet,<br />

vor allem im Getränkesektor. Heute ist<br />

er Chefstratege von Lowe Worldwide.<br />

Sicherheit oder pünktliche Lieferung. Wenn Sie an die Botschaft<br />

der Marke glauben und sie authentisch kommunizieren,<br />

kommt Ihre Botschaft an.<br />

Kunden begreifen, dass sie für die Markenentwicklung zahlen,<br />

und wenden sich daher eventuell günstigeren markenlosen Artikeln<br />

zu. Gilt das auch für B2B­Dienstleister?<br />

Zwei McKinsey-Autoren haben bereits vor Jahren ein interessantes<br />

Phänomen beobachtet, das Trading Up: Den Kunden<br />

ist bewusst, dass drei T-Shirts für 10 Dollar von Wal-Mart<br />

ein Schnäppchen sind. Sie stufen funktionale Produkte –<br />

Socken, weiße T-Shirts – in ihrer Bedeutung für ihr Leben<br />

herunter, um das Geld für einmalige Ausgaben anzusparen,<br />

zum Beispiel für die Gucci-Lederjacke. Ganz gleich, ob Sie<br />

Zahnpasta oder einen Fünf-Jahres-Vertrag von einem Logistik-Unternehmen<br />

kaufen, in Ihrer Entscheidung stecken immer<br />

rationale und emotionale Elemente. Das Trading Up bei<br />

den Waren, zu denen man eine starke emotionale Bindung<br />

hat, entspricht dem Trading Down<br />

bei funktionalen Produkten. Marken<br />

und Kommunikation haben in den<br />

beiden Kategorien jeweils andere Aufgaben.<br />

Aber ich glaube nicht, dass das<br />

Phänomen bei B2B-Dienstleistungen<br />

genauso vorherrscht. Dort werden<br />

Entscheidungen doch sehr rational<br />

und langfristig getroffen.<br />

Wenn die Geschäftsbeziehungen aber<br />

so langfristig sind, warum sind dann<br />

Werbung und Markenbildung für Dienstleister<br />

überhaupt so wichtig?<br />

Diese Frage lässt sich mit einem Wort<br />

beantworten: Virgin. Diese Marke<br />

hat es geschafft, eine unglaublich große<br />

Schlagkraft zu erlangen. Zuerst<br />

><br />

»Nichts steht<br />

einer Marke<br />

besser als<br />

jemand, der<br />

B sagt, nachdem<br />

er A<br />

gesagt hat.«<br />

Bert <strong>Moore</strong> ist<br />

Spezialist für<br />

„ganzheitliche“<br />

Markenbildung<br />

<strong>24</strong> | Logistics Logistics | 25


Interview<br />

»Wir haben zwar<br />

einen globalen Blick<br />

auf eine High-Value-<br />

Idee, sie muss aber kulturell<br />

formbar sein.«<br />

wurde sie von ihrem Eigentümer Richard Branson verkörpert,<br />

doch mittlerweile steht sie für eine ganze Reihe von<br />

Werten, unter anderem für eine rebellische Haltung, günstige<br />

Qualität. Die Marke hat all diese Werte in den Jahren des<br />

wirtschaftlichen Erfolgs erhalten. Damit hatte Branson immer<br />

sofort einen Aktivposten, wenn er neue Märkte betrat.<br />

Aber wie lässt sich dies auf Unternehmen anwenden, die keinen<br />

Richard Branson an der Spitze haben?<br />

Nichts repräsentiert eine Marke besser als jemand, der B<br />

sagt, nachdem er A gesagt hat. Ein lebendes Denkmal seines<br />

Unternehmens – jedes Unternehmens. Aber nichts ist auch<br />

mit einem so hohen Risiko verbunden. Wenn ich gegen ein<br />

B2B-Unternehmen um einen Kunden konkurrieren und<br />

die Person, die für die Kundenbeziehung verantwortlich<br />

ist, kennen würde, dann würde ich ihr Gehalt verdoppeln,<br />

sie in meiner Firma anstellen und der Vertrag würde ihr<br />

hoffentlich folgen. Ein Unternehmen, dessen Fundament<br />

sein Ruf bei den Kunden ist, muss diesen personalen Aspekt<br />

ausgleichen, indem es ihm etwas zur Seite stellt, das es<br />

wirklich unter Kontrolle hat. Zum Risikomanagement einer<br />

Geschäftsbeziehung gehört es, dass die Marke dem Kunden<br />

von möglichst vielen verschiedenen Ansprechpartnern vorgelebt<br />

wird.<br />

Wie sieht es auf dem globalen Markt aus? Etliche Kampagnen<br />

funktionieren nicht, weil sie sich nicht von einem Markt zum anderen<br />

ü<strong>bert</strong>ragen lassen.<br />

Eine „signalhafte“ Markenbildung gehört zweifellos der<br />

Vergangenheit an. Alles rot anstreichen und aufpassen, dass<br />

alles das richtige Logo trägt, ist ein ehrenvoller erster Schritt,<br />

der für das einheitliche Erscheinungsbild eines Unternehmens<br />

sicher nötig ist. Aber das ist nur der erste Schritt. Kommunikation<br />

mit hoher Rendite erfordert andere, anspruchsvollere<br />

Ideen. Ein Wert, für den beispielsweise ein Logistiker<br />

bekannt sein möchte, ist die pünktliche Lieferung zum<br />

vorgesehenen Preis. Diesen Wert in verschiedene Kulturen<br />

zu ü<strong>bert</strong>ragen, ist die Kunst moderner Kommunikation.<br />

Zum Beispiel?<br />

Im Konsumgüterbereich haben wir eine weltweite Kampagne<br />

für OMO-Waschmittel geführt. Sie hieß „dirt is good“ –<br />

Schmutz ist gut. Die Kampagne beruhte auf der Idee, dass<br />

konzerne entstehen. Sie werden sich durch Übernahmen<br />

und aggressive <strong>Marketing</strong>strategien flexibel zwischen der<br />

Business-to-Business-Welt und der Verbraucherwelt hin<br />

und her bewegen.<br />

Was ist mit Ländern wie China und seinen wachstumsstarken<br />

Märkten. Wie funktioniert eine globale Markenkampagne dort?<br />

In China leben eine Milliarde Menschen, aber die Menschen<br />

an der Küste sind von denen im Landesinneren sehr verschieden.<br />

Wenn man einfach Waren mit Werbung aus New<br />

York an Land wirft und ohne Rücksicht auf eine 5000-jährige<br />

Kultur erwartet, dass sie gekauft wird, ist das finanzieller<br />

Selbstmord. Aber natürlich lässt sich auf diesem Markt<br />

kommunizieren.<br />

Das Hauptproblem in China ist die Lieferkette. Wo stelle<br />

ich meine Waren her und wie vertreibe ich sie? Wenn die<br />

Produkte einer milliardenstarken Zielgruppe bewegt und<br />

verkauft werden sollen, bestimmt letztlich die Kosten-Nutzen-Analyse<br />

der Lieferkette den Preis, anders ausgedrückt:<br />

die Kosten des Logistikers. Alle Werbung der Welt ist limitiert,<br />

wenn nur 40 Prozent der Bevölkerung die Produkte<br />

kaufen können.<br />

Für Logistik-Unternehmen ist deswegen die Zeit gekommen,<br />

sich auf China zu konzentrieren und das Land wirklich<br />

verstehen zu lernen. Es wird dort ungeheuer viel in die Infrastruktur<br />

investiert. Die bessere Lieferung von Markenartikeln<br />

über den Einzelhandel an den chinesischen Verbraucher<br />

ist eine komplizierte logistische Gleichung, bei deren<br />

Lösung viele Unternehmen Hilfe brauchen. Also – auf nach<br />

China!<br />

www.loweworldwide.com<br />

26 | Logistics Logistics | 27<br />

Fotos: Lowe Worldwide, Scholz & Friends<br />

Zielgruppe:<br />

Die türkische<br />

Omo-<br />

Kampagne<br />

von Lowe<br />

Worldwide<br />

wandte sich<br />

an Familien<br />

DB Schenker<br />

richtet sich<br />

dagegen<br />

an die Entscheider<br />

und<br />

Einkäufer in<br />

Industrie und<br />

Handel<br />

Kinder lernen, wenn sie sich schmutzig machen. Eine Mutter<br />

muss sich keine Sorgen um die Kleidung machen, weil<br />

sie mit OMO wieder sauber wird. Aber die Bedeutung von<br />

„dirt is good“ ist in Indien völlig anders als in Brasilien, wo<br />

Kreativität und Entdeckungslust am Strand im Mittelpunkt<br />

stehen. In Indien geht es um die Erlernung von Familienwerten.<br />

In der Türkei wiederum um die Fähigkeit, auf den<br />

eigenen zwei Beinen zu stehen. Wir betrachten eine so genannte<br />

high-value idea, eine Qualitätsidee, zwar von unserem<br />

Elfenbeinturm aus – aber trotzdem muss sie kulturell<br />

formbar sein.<br />

Welche B2B­Dienstleistungen setzen im globalen <strong>Marketing</strong><br />

Standards?<br />

Dazu fällt mir Reuters ein. Egal ob Nachrichten oder Aktienkurse,<br />

Reuters ü<strong>bert</strong>rägt Daten. Die Lieferkette, die Tom<br />

Glocer bei Reuters eingeführt hat, hat die von alten Journalisten<br />

geführte Organisation in ein überaus modernes globales<br />

Unternehmen verwandelt. Er war einer der ersten, der<br />

die Inhalte einer Nachrichtenagentur in Teamwork erzeugen<br />

ließ, und er führte echtes wirtschaftliches Denken in<br />

einem zuvor recht traditionellen Unternehmen ein.<br />

Wohin geht die Reise der B2B­Werbung in den kommenden fünf<br />

Jahren?<br />

<strong>Der</strong> Markt wird sich polarisieren. Präzise definierte Spezialmarken,<br />

E-Commerce und Langzeitdenken werden die<br />

Unternehmen dazu bringen, ein konkretes Nischenprodukt<br />

zu produzieren und auf der ganzen Welt zu verkaufen. Und<br />

Logistik-Unternehmen werden diese Spezialisierung überhaupt<br />

erst ermöglichen, indem sie die Liefermechanismen<br />

bereitstellen. Auf der anderen Seite werden globale Marken-<br />

Interview


28 | Logistics<br />

Geschäft mit<br />

Luftfracht: Das DB<br />

Schenker-Team für<br />

Alenia in Peschiera<br />

Borromeo bei Mailand<br />

besteht aus Claudio<br />

Modica, Paola Bollani,<br />

Ilaria Mapelli, Ro<strong>bert</strong>a<br />

Bertoletti, Paola<br />

Rivoltella (v.l.n.r.)<br />

Foto: Jonage<br />

People<br />

Italiens<br />

schnellste<br />

Importeure<br />

AleniA AeronAuticA ist<br />

ein anspruchsvoller Kunde.<br />

Entsprechend rasant ist<br />

das DB Schenker-Airfreight-<br />

Import-Team in Italien<br />

■ Es ist ein täglicher Kampf gegen die<br />

Stoppuhr: „Wir haben eine sehr schnelle<br />

Supply Chain zwischen den USA und<br />

Italien etabliert“, sagt Paola Bollani,<br />

die bei DB Schenker in Italien für den<br />

Kunden Finmeccanica/Alenia zuständig<br />

ist. Das Team, fünf DB Schenker-<br />

Mitarbeiter in Peschiera Borromeo, die<br />

sich mit zwei weiteren Kollegen um die<br />

Luftfracht des italienischen Flugzeugzulieferers<br />

Alenia kümmern, organisieren<br />

mit weiteren Kollegen in den USA<br />

Material in Werken der USA, prüfen<br />

die Dokumente mithilfe des firmeneigenen<br />

Bax Argus Systems und schicken<br />

die Teile per Flugzeug nach Italien.<br />

Dort fertigt Alenia, ein Luft- und<br />

Raumfahrtunternehmen des italienischenTechnikkonzerns<br />

Finmeccanica,<br />

an verschiedenen Standorten Komponenten<br />

für die Flugzeughersteller. Am<br />

Dreamliner-Projekt zum Beispiel, mit<br />

dem Boeing den Markt für mittelgroße<br />

Langstreckenflugzeuge erobern will,<br />

hat Alenia einen Produktionsanteil von<br />

14 Prozent. „Gerade weil unser Service<br />

für Alenia mit den strengen Indices<br />

bei ihrem Boeing-Geschäft übereinstimmt,<br />

ist der Kunde sehr zufrieden“,<br />

sagt Bollani. Standardsendungen sind<br />

innerhalb von acht Tagen bei Alenia.<br />

Dringende Sendungen, zum Beispiel in<br />

Trockeneis bei –18° Celsius temperaturgeführt,<br />

treffen in vier Tagen in den<br />

italienischen Werken ein.<br />

Im vergangenen Jahr hat DB Schenker<br />

für den Alenia Mutterkonzern Finmeccanica<br />

mehr als 10 000 Sendungen<br />

organisiert.<br />

www.alenia-aeronautica.it.<br />

Logistics | 29


Trine Schmidt: Die 20-Jährige ist eine der stärksten dänischen Radlerinnen<br />

Dänemark-China und Retour<br />

■ Trine Schmidt war eine der dänischen<br />

Favoriten bei den Olympischen Spielen<br />

in Peking. Gemeinsam mit ihren<br />

13 Kollegen aus dem Radfahrteam war<br />

sie die Hoffnung auf eine der sieben<br />

Medaillen, die Dänemark als Ziel in<br />

Peking hatte – bei den letzten Spielen<br />

in Athen hatte es für zwei Gold- und<br />

sechs Bronzemedaillen gereicht. Für<br />

den Transport der Ausrüstung war die<br />

dänische Schenker-Landesgesellschaft<br />

als exklusiver Logistik-Partner des Dä-<br />

30 | Logistics<br />

nischen Sportverbands DIF zuständig.<br />

„Wir haben bis auf die Pferde den ganzen<br />

Transport organisiert“, sagt Finn<br />

Petersen, Department Manager bei<br />

Schenker A/S im dänischen Aalborg.<br />

Auch für das dänische Fernsehen gingen<br />

Container aus Kopenhagen und<br />

Odense nach Peking. Nach Ablauf<br />

der Spiele im September gelangt das<br />

Material wieder zurück nach Dänemark.<br />

Per Flugzeug oder als Seefracht.<br />

www.ol.dk<br />

3 FrAgen An DETTHoLD ADEn<br />

Schaffen die<br />

Häfen mehr<br />

Volumen?<br />

Detthold Aden plädiert auf<br />

der 3. nordhafenkonferenz<br />

für mehr Leistungsfähigkeit<br />

1<br />

Herr Aden, was bringen solche Treffen<br />

wie das kürzlich in Potsdam?<br />

Solche Konferenzen bringen<br />

die Fachwelt auf den aktuellen<br />

Stand der Entwicklung und tragen<br />

dazu bei, die wichtigen Themen<br />

Logistik und Transport ins öffentliche<br />

Bewusstsein zu rücken.<br />

2<br />

Wo sind denn Deutschlands größte<br />

Baustellen für diese europäischen<br />

Hafenhinterlandverkehre?<br />

In den Häfen sind das Bremerhaven<br />

mit dem Containerterminal 4 und<br />

Wilhelmshaven mit dem Bau des<br />

Terminals JadeWeserPort. Auch<br />

Hamburg baut die Kapazitäten für<br />

den stark wachsenden Containerumschlag<br />

aus. Für Straße und Schiene<br />

wünsche ich mir große Baustellen –<br />

zum Beispiel an der A1 zwischen<br />

Bremen und Hamburg und an der<br />

A22 sowie bei der Y-Trasse der <strong>Bahn</strong><br />

für bessere Verbindungen zwischen<br />

Bremen/Bremerhaven und Hamburg.<br />

3<br />

Was wird derzeit getan?<br />

In den Häfen ist der Zeitrahmen<br />

eng, aber zu bewältigen. Aber der<br />

Ausbau von Straße, Schiene und Wasserwegen<br />

dauert in Deutschland viel<br />

zu lange. <strong>Der</strong> Güterverkehrs-Masterplan<br />

der deutschen Regierung ist ein<br />

wichtiger Schritt. Er muss aber solide<br />

finanziert und beschleunigt werden.<br />

Detthold Aden<br />

ist Präsident des<br />

Zentralverbands<br />

der deutschen<br />

Seehafenbetriebe<br />

e.V., Hamburg, und<br />

Vorsitzender des<br />

Vorstands der BLG<br />

Logistics Group in<br />

Bremen.<br />

Fotos: Das Büro, BLG, DB Schenker (2)<br />

Auf und Ab der Luftfracht<br />

■ Nur für Außenstehende gibt es große<br />

Unterschiede zwischen Estland<br />

und Finnland – Insider wiederum<br />

schätzen die Ähnlichkeiten. „Weil<br />

es nur wenig kulturelle Unterschiede<br />

zwischen beiden Ländern gibt,<br />

ist die Sprache für mich eher eine<br />

Herausforderung“, sagt Valter<br />

Veedler, Airfreight Product Manager<br />

bei DB Schenker in Finnland.<br />

Vor wenigen Monaten ist der<br />

gebürtige Este nach Helsinki gezogen,<br />

um sich dort um die regionale<br />

Luftfracht zu kümmern. „Hier in<br />

Helsinki ist das Geschäft natürlich<br />

viel größer als in Estland“, sagt<br />

Veedler. Er war zuvor sechs Jahre<br />

lang bei DB Schenker in der estnischen<br />

Hauptstadt Tallinn tätig. DB<br />

Schenker ist mit rund 2 400 Mitarbeitern<br />

Marktführer in Finnland<br />

und auch im Luftfrachtgeschäft ist<br />

DB Schenker engagiert: gerade angesichts<br />

der starken Schwankungen<br />

im regionalen Geschäft eine Herausforderung.<br />

<strong>Der</strong>zeit verbessert<br />

Veedler sein Finnisch: „Ich arbeite<br />

dran“, sagt er. Ihm kommt entgegen,<br />

dass das Luftfrachtgeschäft<br />

in großen Teilen englischsprachig<br />

ist. Nur am Wochenende kehrt er<br />

zurück ins heimische Tallinn: Bis<br />

zu seiner Freundin sind es rund<br />

80 Kilometer – über die See.<br />

Nächtliche Lieferketten<br />

■ Peking im Olympiafieber: Strenge<br />

Umweltauflagen schränkten die Wirtschaft<br />

in der Hauptstadtregion ein. Vor<br />

allem der Luftverschmutzung sollte<br />

dadurch beigekommen werden, indem<br />

Firmen ihre Werke schließen sollten.<br />

Vielen Unternehmen aus dem In- und<br />

Ausland drohten Milliardenausfälle.<br />

Angesichts der starken Umweltvorschriften<br />

musste auch DB Schenker<br />

seine eigenen Lieferketten ständig<br />

neu ausrichten. Verzweifelte<br />

Firmen wandten sich kurz vor<br />

den Spielen an DB Schenker<br />

mit der Bitte, als offizieller<br />

Logistikdienstleister für die<br />

Olympischen Spiele ihren<br />

Nachschub zu übernehmen.<br />

„Das ist für uns natürlich<br />

eine Riesenchance“, sagt<br />

Thomas Hauck, Regionalleiter<br />

Nordchina von<br />

DB Schenker. Für einen<br />

Autozulieferer zum Beispiel<br />

hat DB Schenker<br />

alle Lieferungen in einem<br />

Lager außerhalb Pekings<br />

gebündelt und zwischen<br />

Neugierig: Jeder Tag<br />

bringt neue Erfahrungen,<br />

sagt Thomas Hauck,<br />

Regionalleiter nordchina<br />

People<br />

Luftfracht ist ein<br />

schwieriges Geschäft,<br />

weiß Valter Veedler<br />

Mitternacht und fünf Uhr morgens mit<br />

speziellen Lastwagen, welche die strengen<br />

Auflagen der Behörden erfüllen,<br />

in die Stadt gebracht. Auch für andere<br />

Unternehmen konnte DB Schenker eine<br />

Lösung ausarbeiten, die flexibel auf<br />

die Vorgaben der Chinesen reagierte.<br />

Improvisation sei die wichtigste<br />

Voraussetzung, so Hauck, der vor<br />

zweieinhalb Jahren mit seiner Familie<br />

nach China gezogen ist. Er<br />

hat sogar Chinesisch gelernt: „Es<br />

reicht, um einen Tee zu bestellen.“<br />

Hauck ist immer noch fasziniert von<br />

den Erfahrungen, die er täglich<br />

macht. „China bietet immer noch unwahrscheinliche<br />

Chancen“, sagt der<br />

35-Jährige. „Es ist unglaublich, wie sich<br />

zum Beispiel Peking in den letzten<br />

anderthalb Jahren verändert hat.“ Seit<br />

seiner Ankunft vor zweieinhalb Jahren<br />

hat sich nicht nur das Umfeld in China<br />

rasant entwickelt, sondern auch DB<br />

Schenker an Stärke gewonnen. Heute<br />

sind 450 Mitarbeiter allein in der Geschäftsstelle<br />

Peking für DB Schenker<br />

tätig – als Hauck anfing, waren es noch<br />

50. Im gleichen Zeitraum hat sich der<br />

Umsatz verzehnfacht. Für Hauck ist<br />

kein Ende des Erfolgs in Sicht:„Hier in<br />

China habe ich den Eindruck, zur richtigen<br />

Zeit am richtigen Platz zu sein.“<br />

Logistics | 31


Solution<br />

Dows Diskrete<br />

Logistik<br />

Einer der größten Chemiekonzerne der Welt würde auf Transporte<br />

am liebsten verzichten. Wenn’s sein muss, darf aber die <strong>Bahn</strong> ran<br />

[ Text ] Axel Novak [ Fotos ] Max Lautenschläger<br />

32 | Logistics<br />

Kostbare Fracht:<br />

An den Ladestationen<br />

herrscht<br />

höchste Sicherheit


Komplexe Technik: Frank Pfeifer belädt in Schkopau einen Waggon. Am Ladearm sorgen Sonden für den exakten Füllstand im Kessel<br />

In fast jedem Produkt unserer Zivilisation steckt<br />

heute ein Bestandteil aus einer Fabrik von Dow<br />

Die Ära des Kunststoffs dauert schon mehr<br />

als ein Jahrhundert. Und wenn es nach<br />

den Erben von Her<strong>bert</strong> Henry Dow geht,<br />

dann ist sie noch lange nicht zu Ende.<br />

Denn sein Erbe, der US-Konzern Dow, will<br />

weiter wachsen und sieht gute Bedingungen<br />

dafür. Dow ist heute einer der größten<br />

Kunststoffhersteller der Welt. In jedem Ding, das unsere Zivilisation<br />

ausmacht, steckt ein Teil Chemie – ob im Handy<br />

oder im Turnschuh, ob im ICE oder Auto,<br />

die Produkte des Chemiekonzerns sind<br />

längst zum unsichtbaren Bestandteil der<br />

Plastik-Ära geworden.<br />

Das ist ein rasanter Aufstieg für ein<br />

Unternehmen, das 1897 als Produzent<br />

von Brom-Produkten und Bleichmitteln<br />

auf den Markt trat. Dreißig Jahre später<br />

schon war Dow einer der größten Chemikalienhersteller<br />

in den USA und startete<br />

mit der Produktion von Kunststoffen.<br />

Heute erwirtschaften 46 000 Mitarbeiter<br />

weltweit einen Umsatz von 54 Milliarden<br />

US-Dollar. Im Firmengeflecht aus Töchtern<br />

und Beteiligungen nimmt Europa<br />

eine besondere Stellung ein.In Deutsch-<br />

34 | Logistics<br />

NIEDER-<br />

LANDE<br />

Terneuzen<br />

land befinden sich mit die größten Dow-Werke des alten<br />

Kontinents, neben den Standorten in Spanien und den<br />

Niederlanden – ein leistungsfähiger europäischer Werkverbund.<br />

Fast die Hälfte der 14 000 europäischen Dow-Mitarbeiter<br />

ist in Deutschland beschäftigt.<br />

Dow bietet heute nicht nur Chemikern, Verfahrenstechnikern<br />

und Ingenieuren ein spannendes Arbeitsfeld, sondern<br />

auch Logistikern. Denn zum einen sind die Werke miteinander<br />

durch eine komplexe Infrastruktur verbunden.<br />

Zum anderen sind viele der Rohstoffe nur<br />

mit größter Sorgfalt zu behandeln.<br />

Stade<br />

Schkopau<br />

Leuna Leuna<br />

Böhlen<br />

Teutschenthal<br />

DEUTSCHLAND<br />

Rheinmünster<br />

Rostock-<br />

Hafen<br />

Daher lautet der erste und vielleicht wichtigste<br />

strategische Grundsatz von Dow: so<br />

wenig Transporte wie möglich. Trotz großer<br />

Mengen, die bewegt werden müssen,<br />

will Dow die Umwelt nicht mehr als nötig<br />

beim Transport belasten. Wenn also nicht<br />

die Pipeline, dann ist das Schiff und danach<br />

die <strong>Bahn</strong> das Transportmittel der Wahl.<br />

Lastkraftwagen sind derzeit die letzte Option,<br />

weil sie viele Schadstoffe ausstoßen.<br />

Dow, das ist vor allem eine Geschichte<br />

von Pipelines, die die Werke untereinander<br />

verbinden: 980 Kilometer in<br />

Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

{ Dr. Mathias Schönburg, Dow Stade }<br />

»Für uns zählen<br />

vor allem<br />

Sicherheitsleistungen.«<br />

Deutschland. So versorgt eine 430 Kilometer lange Röhre<br />

ab dem ostdeutschen Hafen Rostock das Werk Böhlen mit<br />

Naphta, dem wichtigsten Rohstoff der Kunststoffindustrie.<br />

Eine zweite Pipeline verbindet Dow in Stade mit dem<br />

Werk in Teutschenthal. <strong>Der</strong> Grundstoff Ethylen gelangt so<br />

nach Mitteldeutschland mit den vier Werken Schkopau,<br />

Teutschenthal, Leuna und Böhlen. Andere Pipelines bringen<br />

hoch angereicherte Salzlösung aus den Salzstöcken in<br />

die Dow-Werke. Dort entstehen aus der sogenannten Sole<br />

wichtige Ausgangsstoffe für die Produktion. „Das sind alles<br />

hochintegrierte Werke“, sagt Peter Schröder, Leiter Logistik<br />

im Werk Stade. Ein Produkt gelangt durch Stahlleitungen<br />

direkt in die nächste Fertigungsanlage, ohne je den geschlossenen<br />

Kreislauf des Werkes zu verlassen. Hunderte<br />

Kilometer von Pipelines mäandern durch die Fabriken und<br />

ihre Produktionskomplexe.<br />

Doch neben und über den Röhren aus Edelstahl rollt die <strong>Bahn</strong>.<br />

Denn der Dow-Grundsatz für Überlandverkehr lautet: so<br />

viel Schiene wie möglich. Was nicht durch die Pipeline<br />

passt, wird verpackt und verschickt, zumeist mit der <strong>Bahn</strong><br />

und, falls kein Gleisanschluss vorhanden, mit dem Lkw.<br />

Natronlauge für Papierhersteller, Granulate für die Kunststoffindustrie<br />

oder hochkomplexe Klebstoffe für Europas<br />

Autobauer: Den überwiegenden Teil bringen Züge und Laster<br />

zu den Kunden. Rund 100 Speditionen arbeiten in ganz<br />

Deutschland mit Dow zusammen. Ab einer Entfernung von<br />

400 Kilometern aber, so eine Faustregel, sind <strong>Bahn</strong>transporte<br />

günstiger als Lastwagen.<br />

Bei den Verkehren mit der Eisenbahn ist vor allem<br />

DB Schenker Rail wichtigster Partner. „Dow ist der größte<br />

Chemiekunde des Geschäftsfelds DB Schenker Rail.<br />

■ Die 1,7 Millionen Tonnen Fracht, die<br />

DB Schenker alljährlich für Dow in Europa<br />

fährt, erfordern ein hohes Maß an Sorgfalt.<br />

Daher sind die Mitarbeiter von der<br />

<strong>Bahn</strong> für den Umgang mit diesen Gütern<br />

besonders geschult, auch wenn sie nicht<br />

direkt an der Be- und Entladung von Waren<br />

beteiligt sind.<br />

■ Falls es einmal zu einem Unfall kommt,<br />

kann die DB über die DB Netz <strong>AG</strong> auf ein<br />

><br />

umfangreiches Notfallsystem zurückgreifen.<br />

DB Schenker Rail hat ein eigenes,<br />

paralleles System für Notfallmanagement<br />

aufgebaut. Rund um die Uhr sind acht<br />

Notfallmanager erreichbar, die in kürzester<br />

Zeit ein Notfallteam zusammenstellen<br />

und in maximal 30 Minuten an jedem<br />

Ort der Republik sein können. Mehrere<br />

hundert Mitarbeiter stehen nach 40<br />

verschiedenen Regionen gegliedert zur<br />

Verfügung, um rasch einzugreifen.<br />

Solution<br />

Gut gelüftet: Sicherheitsstiefel der Mitarbeiter werden nach der<br />

Schicht auf einen Lüfter gehängt. Eines der schlichten Endprodukte<br />

in Stade: millimeterlange Kunststoffpellets aus Polycarbonat<br />

SAFeTy FirST<br />

Prävention und Management von Notfällen<br />

■ Außerdem bietet DB Schenker der<br />

Industrie sogenannte Safety-Days-<br />

Schulungen an. Dabei wird in Zusammenarbeit<br />

mit der Werksfeuerwehr an einem<br />

„Ausbildungszug“ der Einsatz unter<br />

(fast) echten Bedingungen geprobt. Ziel<br />

ist es, präventive Maßnahmen zur Notfallabwehr<br />

mit den Kunden gemeinsam<br />

durchzuführen. Schließlich müssen sich<br />

im Ernstfall alle Beteiligten aufeinander<br />

verlassen können.<br />

Logistics | 35


Solution<br />

Griffbereit: Werkzeug an den<br />

Arbeitsstationen<br />

Kontrolle: In der Messwarte überwachen Dow-Mitarbeiter rund um die Uhr die komplexen Prozesse in der<br />

Produktionsanlage<br />

Jährlich fahren wir für Dow mehr als 1,7 Millionen Tonnen<br />

in ganz Europa“, sagt Jan Elfenhorst, Key Account<br />

Manager bei der DB Schenker-Tochter BTT <strong>Bahn</strong>Tank<br />

Transport GmbH. Bis zu 150 Transportaufträge laufen<br />

täglich im DB Schenker-KundenServiceZentrum in Duisburg<br />

ein, im EDI-Datenformat, das den direkten elek-<br />

tronischen Austausch zwischen den Dow-Rechnern und denen<br />

des KundenServiceZentrums ermöglicht.<br />

Gleichzeitig verbinden Ganzzüge die einzelnen Dow-<br />

Werke in Europa untereinander: Täglich zum Beispiel trifft<br />

der Anilin-Zug aus dem Werk Böhlen in Stade ein, bis zu<br />

23 Waggons bringen Rohstoff für die Polyurethan-Produktion<br />

an die Küste.<br />

Ein weiterer Ganzzug pendelt Tag für Tag als gigantisches<br />

Shuttle zwischen Dow Mitteldeutschland und den Niederlanden.<br />

„Damit verbinden wir Schkopau und Terneuzen<br />

in 20 Stunden“, sagt Peter Heinke, Mode Leader Rail Operations<br />

Europe der Dow. Bis zu 2 300 Tonnen Material tauschen<br />

die beiden Werke jeden Tag auf der Schiene aus. Geschickte<br />

Planung führt dazu, dass Loks und Personal auf der<br />

langen Strecke nur einmal gewechselt werden müssen.<br />

„Safety First“ ist wohl das wichtigste Motto von Dow und<br />

wird konsequent angemahnt. So erscheint manches auch in<br />

den deutschen Werken sehr amerikanisch: In Stade erfahren<br />

die Mitarbeiter bei jedem Gang in den Waschraum, auf<br />

welche Art und Weise sie sich die Hände waschen sollen.<br />

An jeder Treppe weisen Schilder darauf hin, den Handlauf<br />

zu benutzen. Diese Aufmerksamkeit gilt auch bei Transportkonzepten:<br />

„Wir haben bei Dow globale Sicherheitsan-<br />

{ Peter Heinke, Dow Schkopau }<br />

»Unsere<br />

Planer sitzen<br />

in ganz Europa<br />

verteilt.«<br />

forderungen, die über die gesetzlichen Anforderungen in<br />

den jeweiligen Ländern hinausgehen“, so der Stader Eisenbahnbetriebsleiter<br />

für Dow, Dr. Mathias Schönburg.<br />

Die Beladung der Waggons erfordert viel Technik und<br />

höchste Sensibilität im Umgang mit den chemischen<br />

Stoffen. „PO“ zum Beispiel bezeichnet den Stoff Propylenoxid,<br />

der in der Kunststoffindustrie Verwendung findet. Die<br />

farblose Flüssigkeit gilt als leicht entflammbar. Das Werk<br />

Stade verlässt der Rohstoff daher nur in stählernen Kesselwaggons.<br />

Sechs bis acht Waggons werden jeden Tag im zentralen<br />

Verladebereich PO – jede Produktgruppe hat ihre eigene Ladestation<br />

– mit der Flüssigkeit befüllt. Tagsüber werden die<br />

Waggons von DB Schenker an die Verladestation geschoben.<br />

Anschließend werden sie von Dow-Mitarbeitern in kleinen<br />

Unimogs auf Schienen bewegt. Während des Ladevorgangs<br />

überwacht eine zentrale Messwarte die ganze Station, sie<br />

steht mit den Anlagenfahrern in Schutzkleidung in ständigem<br />

Kontakt. Ladearme mit integrierter Absaugung und<br />

Überfüllungssonden ermöglichen anschließend eine gleichmäßige<br />

Beladung. Fast 60 Tonnen PO, rund 64 Kubikmeter<br />

Flüssigkeit, nimmt jeder Waggon auf. Für jeden einzelnen<br />

Wagen berechnen die Computer an der Station und in der<br />

Messwarte anhand der Fahrzeugnummer die Ladung auf<br />

den Zentiliter genau. Je nach Jahreszeit sinkt oder steigt der<br />

Level in den Fässern auf Rädern. Vor der Station verhindert<br />

eine sogenannte Gleiswegesicherung, dass andere Lokomotiven<br />

oder Waggons in den <strong>Bahn</strong>hof rauschen.<br />

„Beladen wird meist nachts, weil die Anlagenfahrer<br />

tagsüber vor allem Tanklastwagen an den Verladestellen<br />

abfertigen“, sagt Horst-Jürgen Tofern, Verladeleiter Schiene-<br />

Straße. „Dann haben wir Zeit für die Waggons.“<br />

Insgesamt sind knapp einhundert Mitarbeiter allein in<br />

Stade damit beschäftigt, Waggons und Lastwagen zu be-<br />

und entladen. Weitere fünfzehn Mitarbeiter organisieren<br />

Transporte, weitere 25 Dow-Mitarbeiter sind mit Logistik<br />

und Produktplanung befasst. Hinzu kommen vier Mitarbeiter<br />

von DB Schenker. Das Unternehmen hat vor Jahren<br />

den Werksrangierdienst übernommen, gerade erst ist der<br />

Vertrag verlängert worden. „Wir im Werk wollen die Geschäftsbereiche<br />

zu weniger Transporten auf der Straße<br />

Überblick: In Stade nördlich von Hamburg treffen viele günstige Standortfaktoren zusammen. Im Hintergrund das Tanklager an der Elbe<br />

Bei Dow entscheiden die Supply-Chain-Manager<br />

der Geschäftsbereiche über die Transporte<br />

treiben“, sagt Peter Schröder. „Daher screenen wir die<br />

Produkte kontinuierlich auf Verlagerung auf die Schiene.“<br />

„Wirtschaftlichkeit, Transportsicherheit und Zuverlässigkeit<br />

sind die zentralen Anliegen von Dow“, sagt Schröder.<br />

Dazu gehört allerdings auch der Blick in die Zukunft: „Im<br />

Hafenhinterlandverkehr kommt es zu gravierenden Zuwächsen<br />

auf der Schiene. Wenn das alles auf die Strecke kommt,<br />

droht der Kollaps“, sagt Schröder: „Wir sehen mit Sorge, dass<br />

die Netze nicht so ausgebaut werden, wie sie müssten.“<br />

Wie welche Produkte transportiert werden, entscheiden nicht<br />

die Werke vor Ort. Sondern bei Dow – wie bei vielen international<br />

agierenden Unternehmen – steuern die sogenannten<br />

Geschäftsbereiche, die Units nach Chemieprodukten<br />

und Verfahren, von ihren Hauptquartieren aus zentral die<br />

Logistik. Die Chefs und ihre Supply-Chain-Manager hingegen<br />

sitzen in der Dow-Zentrale in Midland in den USA. Die<br />

Planer für die europäischen Verkehre sind über ganz Europa<br />

verteilt. Bei den Schienentransporten zum Beispiel umfasst<br />

das Team Rail Operations, dem Peter Heinke in Schkopau<br />

vorsteht, elf Mitarbeiter, die an vier europäischen Standorten<br />

Verkehre durch ganz Europa planen.<br />

Um auf die Anforderungen von Dow weltweit reagieren<br />

zu können, hat DB Schenker das Unternehmen zum Innovative<br />

Partner gekürt. Dabei soll ein globales Corporate<br />

Account Management gemeinsam mit Dow weltweit multimodale<br />

Lösungen entwickeln.<br />

Doch eines der wichtigsten Entscheidungskriterien von<br />

Dow ist einfach: „Wichtig sind die Sicherheitsleistungen“,<br />

so Schönburg. Und das ist der größte Trumpf von DB Schenker.<br />

Die <strong>Bahn</strong> hat neben den klassischen Sicherheitselementen<br />

für Gefahrguttransporte eine umfassende Notfallorganisation<br />

aufgebaut. Mit rund 1000 Mitarbeitern, die eigens<br />

für das Thema Sicherheit und Notfallmanagement geschult<br />

wurden, kann DB Schenker in einer halben Stunde an jedem<br />

Ort Deutschlands präsent sein, sagt Dieter Baierle, der bei<br />

DB Schenker das Security-Management aufgebaut hat. ■<br />

www.dow.com<br />

www. railion.com<br />

36 | Logistics Logistics | 37


Big Apple: Blick auf die<br />

wohl bekannteste Skyline<br />

der Welt. New York ist Teil<br />

der DB Schenker-Kampagne<br />

{ Paul Fleig, Creative Director, Scholz & Friends }<br />

»DB Schenker hat<br />

einen Spirit von ›Wir<br />

packens‹, wir hatten<br />

den Eindruck, wenn<br />

es einer kann, dann<br />

DB Schenker.«<br />

38 | Logistics<br />

Shooting im<br />

Morgengrauen:<br />

Fotograf Kai-Uwe<br />

Gundlach auf der<br />

Hebebühne<br />

Können wir in drei<br />

Wochen ein weltweites<br />

Netzwerk shooten? YES.<br />

Eine neue Kampagne zeigt, was DB Schenker als Global Player<br />

leistet – und war selbst eine logistische Herausforderung: Zwei<br />

Kamera-Teams reisten in nur zwanzig Tagen rund um die Welt<br />

W<br />

enn es dämmert<br />

über Queens, stehen<br />

die Anwohner des<br />

Ozone-Parks auf, gehen<br />

mit ihrem Hund<br />

spazieren, trinken ihren Morgenkaffee<br />

und laufen zum Bus. Kaum jemand<br />

nimmt wahr, dass heute etwas auf dem<br />

Boulevard anders ist: ein Fototeam,<br />

das den nahen Highway fotografiert.<br />

Ein paar Passanten fragen kurz, was da<br />

passiert. <strong>Der</strong> Rest geht weiter. Schließlich<br />

ist das New York City: Irgendetwas<br />

passiert immer.<br />

[ Text ] Nicholas Levis [ Fotos ] Charly Kurz<br />

Das fünfköpfige Fototeam der<br />

Agentur Scholz & Friends ist heute<br />

morgen um halb fünf Uhr aufgebrochen,<br />

um den zweiten Tag zu shooten.<br />

Gestern noch, nach einem langen Flug<br />

aus Hongkong, stieg das Team an der<br />

Wall Street mit dem Helikopter über<br />

der Staten-Island-Bay auf, um den<br />

besten Blick auf eine Skyline zu bekommen,<br />

die fast jeder Mensch auf der<br />

Erde kennt. In den vergangenen zehn<br />

Tagen ist das Team in Hamburg, Barcelona<br />

und Bari gewesen. Dann folgen<br />

Norwegen und Dubai, bevor es nach<br />

Vision<br />

Deutschland zurück geht. In zwanzig<br />

Tagen einmal um die ganze Welt.<br />

Jetzt aber, kurz vor sechs Uhr Ortszeit,<br />

fährt das Fototeam mit einer Hebebühne<br />

den Highway entlang. Zwei<br />

Menschen klettern in den Korb der<br />

Hebebühne, eine von ihnen ist Claudia<br />

Eschborn, eine außergewöhnliche<br />

Fotoassistentin, die nun mit viel Erfahrung<br />

die Hydraulik in Bewegung<br />

setzt, bis sich der Bühnenkorb in die<br />

Höhe hebt. Vorsichtig manövriert sie<br />

das Gefährt um eine Straßenlampe<br />

herum und läßt den Teleskop-Arm<br />

><br />

Logistics | 39


Das nächste Shooting mit Lkws. Anschließend prüft<br />

das Team die Bilder, die nachts nach Deutschland zur<br />

Bearbeitung geschickt werden<br />

Kooperation ist alles: Nachts müssen riesige<br />

Datenmengen nach Deutschland geschickt werden<br />

auf volle 13 Meter Länge ausfahren.<br />

Neben ihr steht Kai-Uwe Gundlach,<br />

der Rock-Star der Auto- und Landschaftsfotografen,<br />

der erst vor Kurzem<br />

mit einer spektakulären Kampagne<br />

für den neuen 7er BMW in Erscheinung<br />

trat. Er hebt seine Kamera und<br />

fixiert das erste Licht eines wunderschönen<br />

Tages. Dann beginnt er zu<br />

fotografieren.<br />

Auf dem Bürgersteig, weit unterhalb,<br />

die übrigen Mitglieder des<br />

Teams: Paul Fleig ist seit zwei Jahren<br />

Creative Director bei Scholz &<br />

Friends und kann auf zwölf Jahre<br />

Erfahrung in der Werbung zurückblicken.<br />

Er erzählt, wie dieses jüngste<br />

Abenteuer vor wenigen Monaten<br />

begann, als die DB Schenker-Manager<br />

die Berliner Werbeagentur erstmals<br />

mit der Idee einer Kampagne<br />

in vierzig Ländern konfrontierten.<br />

DB Schenker wollte, dass die neue<br />

Kampagne ein deutliches Signal<br />

setzt: <strong>Der</strong> Global Player bietet seinen<br />

Kunden rund um die Welt viele maß-<br />

40 | Logistics<br />

geschneiderte, multi-modale End-to-<br />

End-Logistiklösungen an.<br />

„DB Schenker hat einen Spirit von<br />

‚Wir packens’“, sagt Fleig. „Die Mitarbeiter,<br />

mit denen wir gesprochen haben,<br />

haben uns alle den Eindruck vermittelt:<br />

Wenn es einer kann, dann DB<br />

Schenker.“ So suchten die Mitarbeiter<br />

von Scholz & Friends bei den ersten<br />

Brainstormings für die Kampagne<br />

noch nach Inhalten und fragten DB<br />

Schenker Sachen wie: „Kann ich Sie<br />

heute anrufen, um 20 000 Handys aus<br />

Deutschland bis morgen Abend nach<br />

Saudi-Arabien zu bekommen?“ Die<br />

Antwort war immer gleich, selbst auf<br />

die spielerischsten und exotischsten<br />

Fragen wie: „Könnten Sie auch ein Auto<br />

zusammenbauen?“ „Yes.“ Da plötzlich<br />

war die Idee geboren. Das sollte<br />

die Kampagne werden: Yes.<br />

15 Mitarbeiter von Scholz&Friends<br />

arbeiteten intensiv an der Kampagne,<br />

die in enger Zusammenarbeit<br />

zwischen den internationalen<br />

Kommunikatoren und Marketiers und<br />

dem Headquarter in Berlin entstanden<br />

ist und nun die verschiedenen Weltstädte<br />

und ihre DB Schenker-Niederlassungen<br />

mit 15 doppelseitigen Anzeigen<br />

und einer Reihe von großen und<br />

kleinen Imagebroschüren abdeckt.<br />

Drei Wochen vor Produktionsbeginn<br />

gab es grünes Licht für das Shooting.<br />

Zwölf Tage blieben, um den dreiwöchigen<br />

Trip durch die Mega-Cities zu<br />

organisieren. „Aber es geht gut“, sagt<br />

Paul Fleig schnell. „So etwas machen<br />

wir oft.“<br />

Keiner kann es sich leisten, auch<br />

nur einen Euro oder eine Minute bei<br />

diesem Projekt zu verschwenden.<br />

„Normalerweise haben wir sechs oder<br />

sieben Wochen Zeit für so ein Projekt,<br />

wenn wir mit einem großen Team zu<br />

zwei Locations gehen. Aber nach dem<br />

Go von DB Schenker mussten wir 15<br />

verschiedene Locations innerhalb von<br />

zwei Wochen planen – und das Ganze<br />

dann in drei Wochen mit einem fünfköpfigen<br />

Team umsetzen“, sagt Fleig.<br />

Hunderte von Bildern<br />

und Motiven werden immer<br />

wieder angeschaut<br />

und auf Qualität geprüft<br />

DB Schenkers ausgezeichnete Kontakte<br />

waren natürlich nützlich. „So konnten<br />

wir in den Hafen von Hongkong<br />

kommen, das ist normalerweise eine<br />

schwierige Sache.“ Ein zweites Shooting-Team<br />

um den erfahrenen Fotografen<br />

Rüdiger Nehmzow ist zeitgleich<br />

unterwegs. Das Team ist genauso beschäftigt,<br />

hat aber einen nicht ganz so<br />

spektakulären Trip vor sich, es fotografiert<br />

die DB Schenker-Locations in<br />

Mitteleuropa: in Warschau, Hamburg-<br />

Maschen, Frankfurt-Hahn, Friedewald,<br />

Köln-Eiffeltor, in den Häfen von<br />

Rostock und Emden und in der österreichischen<br />

Stadt Wels.<br />

Kai-Uwe Gundlach ist einer der<br />

begehrtesten Fotografen Europas.<br />

„Wir wollen das weltweite Netzwerk<br />

von DB Schenker so faszinierend<br />

zeigen, wie es ist“, so Fleig. „Riesige<br />

Meere, große Häfen und Flughäfen,<br />

Trucks die quer durch Europa und<br />

die USA fahren und natürlich das<br />

gigantische europäische Schienennetz,<br />

in dem DB Schenker Marktführer<br />

ist. Dafür ist Kai-Uwe Gundlach<br />

genau der Richtige.“<br />

<strong>Der</strong> Besitzer des Hauses, vor dem<br />

der Kran steht, taucht auf und fragt,<br />

ob die Hebebühne bewegt werden<br />

könnte, damit er seinen SUV heraus-<br />

Vision<br />

{ Christian Severin, Studio gundlach }<br />

»Wir sind keine Krisenmanager.<br />

Wir planen vorab, damit es<br />

keine Krise gibt.«<br />

fahren kann. Claudia Eschborn richtet<br />

das Fahrzeug vorsichtig neu aus<br />

und schafft so einen neuen Winkel<br />

für Gundlach. Christof Plümacher,<br />

Co-Producer beim Studio Gundlach,<br />

filmt derweil die Szene vom Bürgersteig<br />

aus.<br />

Das Fototeam ist mobil und kompetent,<br />

aber muss bei einem so engen<br />

Zeitplan eine Menge Probleme gemeistert<br />

haben. Wie geht das Team mit Krisen<br />

um? Christian Severin, ebenfalls<br />

Co-Producer beim Studio Gundlach,<br />

weist die Frage zurück: „Wir sind keine<br />

Krisenmanager. Wir planen vorher,<br />

damit es nicht zu Krisen kommt.“<br />

„Du brauchst die Location, Zeit, das<br />

richtige Wetter und viele Transporte<br />

für den Job“, sagt Fleig. „Wir haben<br />

keine Zeit, um Regentage einzuplanen.<br />

Aber wir haben Glück, es wird heute<br />

ein sonniger Tag. Wenn wir eine weitere<br />

Hebebühne brauchen, dann bestellen<br />

wir eine. In 40 Minuten ist sie da.“<br />

Zwanzig Minuten später senkt sich<br />

der Korb der Hebebühne zur Erde.<br />

Claudia und Kai-Uwe steigen aus. Er<br />

hat seine Bilder, aber: „Wir gehen gegen<br />

sieben noch einmal hoch, um ein<br />

anderes Licht zu testen.“ <strong>Der</strong> Fotograf<br />

erklärt: „Christian und Christof kümmern<br />

sich um Recherche, Planung und<br />

Logistik. Sie finden die Locations und<br />

planen alles vorab, sodass Claudia und<br />

ich frei sind beim Shooting.“<br />

Auch das gestrige Shooting begann um<br />

halb fünf in der Früh. Noch vor dem<br />

Heli-Rundflug fotografierte das Team<br />

Locations von Containerschiffen im<br />

Hafen. „Wir haben da 12 Gigabytes Bilddaten<br />

gemacht, die in der Nacht nach<br />

Deutschland mussten. Zum Glück<br />

konnten wir die Server unserer<br />

Post-Production-<br />

Partner in New York<br />

nutzen. So komplexe<br />

Operationen kann<br />

man nur machen,<br />

wenn man die richtigen<br />

Partner hat“,<br />

sagt Fleig. „Wir möch-<br />

ten DB Schenker genau so zeigen, wie<br />

das Unternehmen ist: Überall präsent<br />

und immer in Bewegung, um Kundenwünsche<br />

zu erfüllen.“ In einer Stunde<br />

sind sie schon unterwegs zur nächsten<br />

Location, dann folgt ein weiteres Shooting,<br />

bevor es nach Trondheim geht.<br />

„Das ist ansteckend“, so Fleig. „Wenn<br />

DB Schenker sagt, dass sie’s machen<br />

können, dann finden auch wir einen<br />

Weg, um unser Teil wie auch immer<br />

dazu beizutragen.“ ■<br />

www.dbschenker.com/yes<br />

www.s-f.com<br />

www.studiogundlach.de<br />

MitArBEitEr SAgEN „YES.“!<br />

Welcome-Kits sind<br />

‚Motivation pur‘<br />

■ Um die mehr als 88 000 Mitarbeiter<br />

in 130 Ländern dieser Erde über die<br />

DB Schenker-„Yes.“-Kampagne zu informieren<br />

und aktiv einzubinden, bedurfte<br />

es einer umfangreichen Logistik. Dazu<br />

greift DB Schenker auf das routinierte<br />

Globalsportsevents-Team zurück, das sich<br />

mit umfangreichen Logistiklösungen für<br />

Sportevents weltweit einen ausgezeichneten<br />

Namen gemacht hat.<br />

■ Zum 1.9. mussten fast 100 000 Kits auf<br />

den Weg gebracht werden: Denn jeder<br />

Mitarbeiter erhielt kurz vor Start der<br />

Kampagne ein Welcome-Kit, bestehend<br />

aus Baseball-Cap und Schlüsselband in<br />

einem praktischen Stoffbeutel. Zusätzlich<br />

dazu mussten noch rund 5 000 Informationsmappen<br />

für die Vertriebsmanager<br />

versendet werden.<br />

■ Eine besondere Herausforderung<br />

war es, die Kits zusammenzustellen<br />

und zu versenden – und<br />

das zeitgleich zu den Olympischen<br />

Spielen, die von dem<br />

GSE-Team betreut werden.<br />

Logistics | 41


Frisch wie der Morgen: Ein Brauereilaster liefert<br />

in aller Früh Bier auf die Festwiese<br />

einkaufsliste: Die Brezn­Frau<br />

instruiert den Lieferanten<br />

Zulieferer: Fahrer Mirko<br />

Filifovic am großen Biertank<br />

Schwund: 200 000 Maßkrüge werden jährlich<br />

gestohlen oder zerdeppert<br />

Nasser Nachschub: Kellnern ist die schwere<br />

Kunst, ein Maximum an Bierkrügen zu schleppen<br />

Schweinsbraten im anmarsch: Aus dem nahen<br />

Schlachthof wird Frischfleisch gebracht<br />

Hygiene: Wenn 10 000 Menschen im Festzelt<br />

Hunger haben, muss alles gut vorbereitet sein<br />

Rekorde: Das Zelt vom „Schottenhamel“ ist das<br />

größte auf dem Oktoberfest<br />

O’zapft is –<br />

Nachschub am Limit<br />

Millionen Menschen strömen alljährlich nach München zum<br />

Oktoberfest. Für die Logistiker keine ganz leichte Herausforderung<br />

[ Text ] Diemuth Schmidt [ Fotos ] Christian Hacker<br />

Fünf Uhr morgens auf der<br />

Theresienwiese im Westen<br />

Münchens: Es ist Oktoberfest<br />

und Mirko Filifovic<br />

kniet vor einem Biercontainer<br />

und schraubt den Schlauch ab,<br />

der zu seinem Laster vor dem Festzelt<br />

„Schottenhamel“ führt. Gerade hat<br />

er damit einen 7 000 Liter-Tank mit<br />

Wiesn-Bier befüllt – 100 Liter schossen<br />

pro Minute hindurch. „<strong>Der</strong> Druck<br />

muss stimmen, damit die Kohlensäure<br />

drin bleibt. Das Bier soll ja nicht schal<br />

schmecken!“ Filifovic kennt jeden<br />

Handgriff. Er arbeitet seit 20 Jahren<br />

für die Münchner Spaten Brauerei.<br />

Sein Fahrzeug verfügt über Kontrollinstrumente,<br />

mit denen er auch Behälter<br />

befüllen kann, in denen sich noch Bierreste<br />

befinden. Bei leeren Tanks kommen<br />

Filifovics Kollegen mit größeren<br />

Lkw ohne Zähler und füllen bis zum<br />

Anschlag auf. Eine Liste, wie viel wo<br />

hinein muss, erstellt jeden Abend um<br />

22 Uhr ein Braumeister von Spaten.<br />

In dem nach oben offenen Verschlag,<br />

in dem die Biercontainer im<br />

Außenbereich des „Schottenhamel“<br />

stehen, ist es eng. Über eine schmale<br />

Leiter gelangt der Brauerei-Mitarbeiter<br />

zum letzten Tank für heute. Noch die<br />

Zapfanlage anschließen, kontrollieren,<br />

dass der Hahn dicht ist und die Anzeige<br />

auf 0,8 bar steht, dann hat Filifovic<br />

seine Arbeit hier erledigt. Zumindest,<br />

wenn nicht wieder, wie am letzten<br />

Oktoberfest-Samstag, der Ansturm<br />

durstiger Besucher dafür sorgt, dass<br />

in einer Schenke des „Schottenhamel“<br />

der Gerstensaft auszugehen droht. <strong>Der</strong><br />

Wiesn-Wirt schlug rechtzeitig Alarm.<br />

Vergleichswerte aus den Vorjahren<br />

zeigten ihm, dass Nachschub geordert<br />

werden musste. Ein Einsatz für den<br />

Bereitschaftsdienst der Brauerei. Und<br />

so rückte Mirko Filifovic zum zweiten<br />

Mal am Tag an. Und das um 18 Uhr,<br />

einer Zeit, in der gut gelaunte Wiesnbesucher<br />

in Massen den Weg zum<br />

Festzelt versperren.<br />

Das Oktoberfest, seit 1810 auf der Theresienwiese<br />

beheimatet und daher<br />

im Volksmund Wiesn genannt, ist<br />

eine Traditionssache. Nicht nur sind<br />

die Bierbrauer dem Spektakel seit<br />

Jahrzehnten verbunden. Auch Aus-<br />

{ Michael Schottenhamel, Wiesn-Wirt }<br />

»Das Bier kommt<br />

immer im optimalen<br />

Zustand ins Glas.«<br />

stellerplätze und Festzelte wie das<br />

„Schottenhamel“-Zelt sind seit Langem<br />

in der Hand von Familien. Und:<br />

Die Wiesn ist nicht nur Touristenattraktion,<br />

sondern zieht Familien aus<br />

ganz Bayern an. Rekordverdächtige<br />

6,7 Millionen Maß Bier wurden 2007<br />

ausgeschenkt. Bis auf zwei Ausnahmen<br />

– Zelte mit Augustiner-Bier –<br />

stehen heute in den großen Festhallen<br />

Biercontainer, das urige Holzfass<br />

><br />

Solution<br />

SupeRlative<br />

104 Ochsen und<br />

6,7 Millionen Maß<br />

■ Die Wiesn verzeichnet durchschnittlich<br />

6,5 Millionen Besucher. Sie wird vom<br />

Veranstalter, dem städtischen Tourismusamt<br />

von München, als größtes Volksfest<br />

der Welt bezeichnet.<br />

■ <strong>Der</strong> Run auf das Fest ist nicht nur bei<br />

Touristen groß. Im vergangenen Jahr gab<br />

es 1374 Bewerber für die Verkaufsstände.<br />

Mehr als 600 wurden nach einem festgesetzten<br />

Schlüssel zugelassen, darunter<br />

315 Marktkaufleute, 229 Schausteller, 77<br />

Gastronomiebetriebe und 14 Großzelte.<br />

■ Die Wiesn erfordert einiges an Vorbereitung.<br />

Für die Festhallen beträgt die<br />

Aufbauzeit rund zehn Wochen, abgebaut<br />

wird in fünf. <strong>Der</strong> Wirtschaftswert des<br />

Oktoberfestes beläuft sich auf knapp 954<br />

Millionen Euro.<br />

■ 2007 wurden 104 Ochsen verspeist und<br />

6,7 Millionen Maß Bier eingeschenkt – beides<br />

neue Rekorde. Mit 2,7 Millionen Kilowattstunden<br />

nahm der Stromverbrauch im<br />

Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent zu.<br />

61 Prozent der Kunden haben Ökostrom<br />

geordert. Mit 105 000 Kubikmeter stieg<br />

der Wasserverbrauch im Vergleich zum<br />

Vorjahr um circa 25 Prozent.<br />

■ Bei den auf der Wiesn verkauften<br />

Souvenirs kamen die Lieferanten mit dem<br />

Nachschub nicht mehr nach. Vor allem<br />

so richtig original Bayerisches geht gut:<br />

Gläser, T­Shirts und Taschen waren gegen<br />

Ende weitgehend ausverkauft.<br />

Logistics | 43


Solution<br />

Die Abläufe im Festzelt haben sich über Jahrzehnte<br />

entwickelt – und werden ständig verbessert<br />

Mardi gras: New Orleans war für die Feiern<br />

berühmt – bis zum Wirbelsturm Katrina<br />

glOBal FuN<br />

Die größten<br />

parties der Welt<br />

■ Deutschland ist ein Land der Feste,<br />

Partys und Feiern: Allein 10 000 traditionelle<br />

Volks­ und Schützenfeste gibt es,<br />

die von mehr als 200 Millionen Besuchern<br />

pro Jahr besucht werden. Nach Besucherzahlen<br />

ist das Münchner Oktoberfest das<br />

größte Volksfest der Welt, nach Anzahl der<br />

Fahrgeschäfte ist es der Cannstatter Wasen,<br />

der alljährlich in Stuttgart stattfindet.<br />

■ Weltweit sind vor allem die christlichen<br />

Feste Anziehungspunkt für Millionen Feierlustige.<br />

Mardi Gras, der Tag vor Aschermittwoch<br />

und der 40­tägigen Fastenzeit,<br />

hat in New Orleans vor dem Wirbelsturm<br />

Katrina für eine Million Besucher gesorgt.<br />

Heute findet die Party verstärkt in anderen<br />

Städten an der Ostküste statt.<br />

■ in Brasilien feierten 2008 allein in der<br />

Provinzhauptstadt Recife mehr als 1,5<br />

Millionen Menschen. <strong>Der</strong> Umzug „Galo da<br />

Madrugada“ (Hahn der Morgenfrühe) gilt<br />

als größtes Karnevalsfest der Welt. In Rio<br />

de Janeiro nahmen in diesem Jahr 750 000<br />

Touristen teil. Bei den Karnevalsveranstaltungen<br />

zwischen Niederrhein und Main<br />

säumen jedes Jahr Millionen Besucher die<br />

Straßen.<br />

44 | Logistics<br />

dient nur noch als Attrappe in den<br />

Schenken. „Das Bier kommt so immer<br />

im optimalen Zustand ins Glas“, sagt<br />

Michael Schottenhamel. Er stammt<br />

aus der gleichnamigen alteingesessenen<br />

Münchner Gastwirtdynastie,<br />

die 1867 das Bierzelt auf der Wiesn<br />

„erfand“. Das lebendige Produkt wird<br />

täglich frisch und ohne allzu großes<br />

Schütteln in Spezialfahrzeugen direkt<br />

aus der Brauerei geliefert. Durch moderne<br />

Zapfanlagen bleibt es auch auf<br />

seinem Weg bis in den Maßkrug optimal<br />

gekühlt. Nur beim berühmten<br />

„O’zapfen“, wenn das erste Fass per<br />

Hammerschlag angestochen und das<br />

Fest so eröffnet wird, kommen noch<br />

die „Hirschen“, traditionelle 200-Liter-Holzfässer,<br />

zum Einsatz.<br />

leistungen ganz anderer art vollbringen<br />

die 351 Mitarbeiter im „Schottenhamel“<br />

hinter den Kulissen. Um<br />

6 Uhr öffnet Margot Qatuny die Hintertür<br />

zu den Lagerräumen neben<br />

der Küche. Schon kommen die ersten<br />

Lieferanten und bringen eimerweise<br />

Kraut, Kartoffelsalat und die bayerische<br />

Käsespezialität „Obazdn“. „Mal<br />

schauen, was heute vergessen wurde.“<br />

Küchenleiterin Qatuny kontrolliert<br />

{ Margot Qatuny }<br />

»Bier-Hendl-Brezn reicht<br />

heute nicht mehr. Es<br />

hat sich viel verändert.«<br />

die Lieferungen und weiß, bei wem sie<br />

genau hinschauen muss. Schon hält<br />

der nächste Wagen vor der Tür und der<br />

Bäckerei-Mitarbeiter trägt frische Semmeln<br />

und Knödelbrot herein. Es folgen<br />

Milchprodukte, Würste, Fleisch, Teigwaren,<br />

Salat und Gemüse und vieles<br />

mehr – so geht das täglich bis etwa 10<br />

Uhr. Jeder weiß, was er zu tun hat. Das<br />

einzige Problem sind am Wochenende<br />

die frühen Wiesnbesucher, die schon<br />

ab 7 Uhr auf die Öffnung des Festzelts<br />

lauern und die Lieferanten behindern.<br />

Die „Schottenhamel“-Wirte Peter und<br />

Christian verlassen sich auf Mitarbeiter<br />

wie Margot Qatuny, die seit <strong>24</strong> Jahren<br />

auch im größten Stress den Überblick<br />

bewahrt.<br />

Sie wiederum baut auf Stammpersonal<br />

in der Küche und setzt auf<br />

langfristige Zusammenarbeit mit den<br />

Lieferanten: „Ein gutes Verhältnis zu<br />

ihnen ist wichtig. Da kommt man sich<br />

bei vielem entgegen.“ Für das Fleisch<br />

sorgt seit Jahren der gleiche Metzger<br />

vom nahe gelegenen Schlachthof, der<br />

mit großem Hallo begrüßt wird. Er<br />

betritt mit einem Jungschwein auf der<br />

Schulter die Küche. Margot Qatuny<br />

tauft das Tier, von dem im „Schottenhamel“<br />

heute der Schweinsbraten<br />

vom Grill kommen wird, „Eulalia“.<br />

Die Grillhähnchen, echte Mais-Hendl,<br />

frisch geschlachtet und eben aus Österreich<br />

angeliefert, bleiben namenlos –<br />

es sind einfach zu viele.<br />

Die Abläufe im Festzelt haben sich<br />

über Jahrzehnte entwickelt und werden<br />

immer wieder verbessert. 10 000<br />

Menschen finden im „Schottenhamel“<br />

gleichzeitig Platz. Verköstigt werden<br />

sie aus einer für die Besucher offen<br />

einsehbaren, schmalen Küche, die<br />

kaum größer ist als die eines normalen<br />

Gasthauses. „Ein Grund, weshalb tra-<br />

ditionell viel Hendl geboten wird: Sie<br />

lassen sich platzsparend zubereiten“,<br />

sagt Michael Schottenhamel.<br />

Doch der Schmankerl-Dreiklang<br />

„Bier-Hendl-Brezn“ reicht heute nicht<br />

mehr. „Es hat sich viel verändert in<br />

den letzten 20 Jahren“, sagt Margot<br />

Qatuny. „Früher war das Hendl die<br />

Hauptattraktion.“ Wurden 1991 noch<br />

über 800 000 verspeist, sind es heute<br />

unter 500 000. Und so überlegt sie<br />

schon im Mai mit dem Küchenchef,<br />

was man in diesem Jahr auf der 36 Gerichte<br />

umfassenden Speisekarte bieten<br />

Fotos: Gardel Bertrand/Hemispheres/laif<br />

könnte. Die neuen Anforderungen lassen<br />

sich von den 56 Mitarbeitern in der<br />

Küche dank der täglich frisch angelieferten,<br />

zum Teil schon geputzten und<br />

geschnittenen Zutaten bewältigen.<br />

Zwei Personen kümmern sich rund um<br />

die Uhr um den Wiesn-Renner: Kässpatzn<br />

mit Röstzwiebeln. Trotz jahrelanger<br />

Erfahrung kann niemand genau<br />

sagen, ob die Gäste an einem Tag mehr<br />

„Ganze Putenkeule vom Rost mit Kartoffel-Gurken-Salat“<br />

bestellen werden<br />

oder sich für „Hirschedelgulasch mit<br />

Preiselbeerbirne“ begeistern. Qatuny:<br />

„Bei uns geht selten etwas aus. Wir<br />

planen großzügig.“ Sollte doch einmal<br />

etwas Wichtiges fehlen, dann gibt es<br />

immer noch die „Bräurosl“ nebenan.<br />

„Wir helfen uns gegenseitig – und das<br />

ohne Konkurrenzgedanken.“<br />

im Wiesn-Zelt sind die Aufgaben<br />

genau verteilt. Neben<br />

den fünf Familienmitgliedern<br />

gibt es in jedem Bereich weisungsbefugte<br />

Mitarbeiter wie<br />

die 1er-Bedienung oder den<br />

Küchenchef. Das Putzteam<br />

säu<strong>bert</strong> die Festhalle direkt<br />

nach der Zeltschließung gegen<br />

Mitternacht. In den frühen<br />

Morgenstunden kontrolliert<br />

ein Schreiner, ob<br />

die Tische und Bänke noch<br />

fest stehen. Was sich durch<br />

wildes Feiern gelockert hat,<br />

wird festgenagelt. Und ab<br />

8 Uhr wischen die Bedienungen<br />

noch einmal drüber,<br />

damit auch kein Gast<br />

an den Resten des Vortags<br />

kleben bleibt. Kurz vor Zeltöffnung<br />

kommen die Brezn-Verkäuferinnen<br />

mit ihren großen Umhängekörben. Sie<br />

gehören zu einer Münchner Großbäckerei,<br />

die hier ihre Waren verkaufen<br />

darf. Aus einer Backstation auf der<br />

Wiesn erhalten sie während des Tages<br />

ihren Nachschub.<br />

Große Bedeutung kommt den 80 Sicherheitsmitarbeitern<br />

zu. Sie kontrollieren<br />

nicht nur den Einlass, sondern<br />

versuchen, den Besuchern ihre „Souvenirs“,<br />

die Maßkrüge, abzunehmen.<br />

200 000 konnten im letzten Jahr an den<br />

Türen einkassiert werden. Abgesehen<br />

von den Kosten muss man sich um den<br />

Nachschub keine Gedanken machen.<br />

Die Gläser werden palettenweise in den<br />

frühen Morgenstunden zur Münchner<br />

Theresienwiese angeliefert. ■<br />

tempo ii: Gäste unter Druck.<br />

Um elf ist das Fest vorbei<br />

aufgespießt: Grill­Hähnchen, hier Hendl<br />

genannt, sind ein Renner<br />

Nach der party: In wenigen Stunden räumen<br />

Reinigungsbetriebe die Wiesn auf<br />

tempo i: Wenn die Stimmung steigt, kommen<br />

Kellner und Zapfer ins Schwitzen<br />

Reverse logistic: Geduldig sammeln die Kellner<br />

leere Maßkrüge zusammen


Update<br />

Trauerfeier: Chinesische Schulkinder mit Kerzen trauern um die mehr als 60 000 Menschen, die beim Erdbeben im Frühjahr starben<br />

Grenzenlos: DB Schenker<br />

aktiv rund um den Erdball<br />

46 | Logistics<br />

INTERNATIoNAL<br />

Spende für China<br />

n <strong>Der</strong> Vorstandsvorsitzende der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Bahn</strong> <strong>AG</strong>, Hartmut Mehdorn,<br />

hat Ende Juni dem Botschafter der<br />

Volksrepublik China in Berlin eine<br />

Spende über 90 000 Euro für Hilfe<br />

in der Provinz Sichuan übergeben.<br />

Die Region ist im Frühjahr von einem<br />

verheerenden Erdbeben erschüttert<br />

worden. Rund 60 000 Menschen starben.<br />

„Unsere Mitarbeiter empfinden<br />

tiefes Mitgefühl für die Opfer dieser<br />

Naturkatastrophe“, sagte Mehdorn.<br />

Unmittelbar nach dem Erdbeben<br />

hatten Mitarbeiter von DB Schenker<br />

in China gesammelt und gemeinsam<br />

mit lokalen Tochtergesellschaften<br />

ebenfalls Spenden in Höhe von<br />

rund 90 000 Euro aufgebracht.<br />

Schnellere Verkehre<br />

n Ende April ist in Moskau die Aktiengesellschaft<br />

Eurasia Rail Logistics<br />

(ZAO ERL) gegründet worden.<br />

ERL ist ein Joint Venture der Güterbahn<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bahn</strong> (Railion<br />

Deutschland <strong>AG</strong>) mit den Eisenbahngesellschaften<br />

RZD (Russland),<br />

PKP Cargo S.A. (Polen) sowie den<br />

Eisenbahnen Weißrusslands. Das Unternehmen<br />

soll Angebote und Preise<br />

bei Transporten zwischen Deutschland<br />

und Russland verbessern.<br />

Auszeichnung in Malaysia<br />

n DB Schenker ist von der Infi -<br />

neon Technologies (Malaysia)<br />

als Bester Dienstleister ausgezeichnet<br />

worden. DB Schenker<br />

liefert über die Einrichtung in<br />

Malacca maßgeschneiderte Logistiklösungen<br />

für Infineon.<br />

Ausbau Hightech-Geschäft<br />

n Die Schenker <strong>AG</strong> wird vollständiger<br />

Eigentümer der Schenker Industrial<br />

Logistics GmbH. Rückwirkend zum<br />

1. Januar 2007 erwirbt DB Schenker<br />

von der Siemens <strong>AG</strong> noch ausstehende<br />

49 Prozent am gemeinsamen<br />

Unternehmen, das 2003 als Joint Venture<br />

gegründet wurde. Die Schenker<br />

Industrial Logistics GmbH hat sich<br />

auf kontraktlogistische Lösungen für<br />

Industriekunden im Hightech- und<br />

Technologiesektor spezialisiert.<br />

EURopA<br />

Durchfahrt ohne Lokwechsel<br />

n Neue Ära im Schienengüterverkehr<br />

zwischen Deutschland und Polen:<br />

DB Schenker und die polnische PKP<br />

Cargo fahren 44 Züge wöchentlich<br />

ohne Lokwechsel zwischen Poznan<br />

und der Zugbildungsanlage Seddin<br />

in Brandenburg. <strong>Der</strong> bisherige Lok-<br />

Foto: xinhua/action press<br />

wechsel in Frankfurt/Oder entfällt.<br />

„Wir erwarten eine deutliche Verbesserung<br />

in der Qualität und Pünktlichkeit“,<br />

so Eckart Fricke, Vorstand<br />

Produktion Einzelwagenverkehr<br />

der Railion Deutschland <strong>AG</strong>. Zukünftig<br />

sollen auch Lokführer grenzüberschreitend<br />

eingesetzt werden.<br />

Start für Viking Rail<br />

n In diesem Herbst will DB Schenker<br />

wöchentlich fünf Züge mit Autoteilen<br />

von Kornwestheim und Hannover<br />

zum Volvo-Werk im schwedischen<br />

Göteborg schicken. Fünf weitere<br />

Züge verkehren in Gegenrichtung.<br />

Später soll das Zugsystem mit dem<br />

Namen „Viking Rail“ auch Wuppertal,<br />

Frankfurt/Main und Ingolstadt<br />

anbinden. „Wir freuen uns, dass wir<br />

unseren Kunden diese intermodale<br />

Lösung anbieten können“, sagte Åke<br />

Niklasson, Vorstandsvorsitzender<br />

von Volvo Logistics Corporation.<br />

Danube-Zug nach Wels<br />

n Mitte Juni ist der erste DB Schenker-<br />

Kombizug in Zusammenarbeit mit<br />

DB Intermodal vom Überseehafen<br />

Rostock nach Wels in Oberösterreich<br />

abgefahren. <strong>Der</strong> Zug, der unter dem<br />

Namen „Danube Nordic Shuttle“<br />

zwischen Nordkap und Südosteuropa<br />

vermarktet wird, verkehrt zweimal<br />

wöchentlich. Pro Fahrt befördert<br />

der Zug 32 voll beladene Trailer.<br />

Auszeichnung für ATG<br />

n Die DB-Tochter ATG Autotransportlogistic<br />

GmbH ist für ihre gute<br />

Performance bei schienengebundenen<br />

Fahrzeugtransporten mit dem Toyota<br />

Vehicle Logistics Award 2008<br />

ausgezeichnet worden. Nach Ansicht<br />

der Jury hat sich die ATG die Auszeichnung<br />

durch gute Leistungen<br />

insbesondere auf Verkehren zwischen<br />

Kolin und Zeebrügge verdient.<br />

Kooperativer Alpentransit<br />

n DB Schenker und die BLS Cargo <strong>AG</strong><br />

setzen die 2002 begonnene Zusammenarbeit<br />

im Alpentransit wie bisher<br />

fort. Das vereinbarten die beiden<br />

Unternehmen Ende Juni. Gleichzeitig<br />

erhöht die Schienengütersparte<br />

von DB Schenker ihren Anteil an der<br />

BLS Cargo von 20 auf 45 Prozent.<br />

Die BLS Cargo <strong>AG</strong> erbringt rund 96<br />

Prozent ihrer Leistungen im Transitverkehr<br />

durch die Schweiz. Ihr<br />

Marktanteil beträgt 40 Prozent.<br />

DEUTSCHLAND<br />

Hansjörg Rodi führt<br />

Schenker Deutschland <strong>AG</strong><br />

n Dr. Hansjörg Rodi hat am 1. September<br />

den Vorstandsvorsitz der Schenker<br />

Deutschland <strong>AG</strong> übernommen. Er<br />

folgt auf Hans-Jörg Hager, der das Unternehmen<br />

auf eigenen Wunsch Ende<br />

Juni verlassen hat. Rodi übernimmt<br />

auch die Leitung der Region Europe<br />

Central bei der Schenker Deutschland<br />

<strong>AG</strong>. Zuvor war er Chief Financial<br />

Officer bei der Schenker S.A., Paris.<br />

Werner folgt auf Dr. Jürgens<br />

n Hans-Georg Werner wird zum<br />

1. Oktober Leiter des Geschäftsfeldes<br />

DB Intermodal und Mitglied des<br />

Vorstands der Railion Deutschland<br />

<strong>AG</strong>. Werner war vorher Marktbereichsleiter<br />

bei dem Geschäftsfeld<br />

DB Schenker Rail sowie Sprecher der<br />

Geschäftsführung der DB Schenker-<br />

Tochter BTT <strong>Bahn</strong>Tank Transport<br />

GmbH. Dr. Sebastian Jürgens, der das<br />

Geschäftsfeld seit 2005 leitete, wechselt<br />

in den Vorstand der Hamburger<br />

Hafen und Logistik <strong>AG</strong> (HHLA).<br />

Gebündelter Vertrieb<br />

n Seit 15. Juli ist Karsten Sachsenröder<br />

neuer Vorstand Vertrieb bei<br />

der Railion Deutschland <strong>AG</strong>. Seine<br />

Aufgaben als Leiter des Marktbereichs<br />

Baustoffe, Industrie und<br />

Konsumgüter behält er bei.<br />

DB Intermodal Services<br />

n Die DB Intermodal Tochter BTS Kombiwaggon<br />

Service GmbH, ein Dienstleister<br />

im Kombinierten Verkehr, ist<br />

zum 1. Mai 2008 in DB Intermodal Services<br />

GmbH umbenannt worden. „So<br />

kommt besser zum Ausdruck, dass<br />

wir Teil der DB-Familie sind und sich<br />

unsere Dienstleistungspalette bestens<br />

mit der von DB Intermodal ergänzt“,<br />

sagte Michael Heinemann, Geschäftsführer<br />

der DB Intermodal Services.<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

DB Schenker<br />

Dr. Antje Lüssenhop (V.i.S.d.P.)<br />

DB Mobility Logistics <strong>AG</strong><br />

Leipziger Platz 9<br />

10117 Berlin<br />

Projektleitung<br />

Michael Schmidt<br />

Redaktion, Gestaltung und Produktion<br />

Kircher Burkhardt Editorial & Corporate<br />

Communication GmbH<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Christian Becker, Nick Levis, Dr. Peter Sauer,<br />

Diemuth Schmidt<br />

Infografik<br />

Kircher Burkhardt Infografik<br />

Druckvorstufe<br />

Kircher Burkhardt GmbH<br />

Abonnement<br />

Möchten Sie logistics regelmäßig und kosten los<br />

erhalten? Schicken Sie uns Ihre Anschrift. Die<br />

aktuelle Ausgabe finden Sie im Internet unter:<br />

www.dbschenker.com<br />

Anschrift der Redaktion<br />

Kircher Burkhardt Editorial & Corporate<br />

Communication GmbH<br />

Oranienburger Str. 66<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 030/44032-0<br />

Fax: 030/44032-20<br />

redaktion.logistics@kircher-burkhardt.com<br />

logistics erscheint bei der Kircher Burkhardt<br />

Editorial & Corporate Communication GmbH,<br />

Oranienburger Str. 66, 10117 Berlin,<br />

Geschäftsführung: Rainer Burkhardt,<br />

Lukas Kircher<br />

logistics erscheint viermal jährlich in einer<br />

Gesamtauflage von 30 000 Exemplaren in<br />

deutscher und englischer Sprache. Für<br />

unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos übernimmt Kircher Burkhardt Editorial<br />

& Corporate Communication GmbH keine<br />

Haftung. Alle Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Nachdruck, Aufnahme in Online-<br />

Dienste und Internet und Vervielfältigung auf<br />

Datenträgern wie CD-ROM, DVD-ROM etc. nur<br />

nach vorheriger schriftlicher Zustimmung.<br />

Logistics | 47


Standort: Rumänien<br />

Nachholbedarf: Das Land modernisiert<br />

seine komplette Infrastruktur<br />

48 | Logistics<br />

Constanta: <strong>Der</strong> rumänische Hafen ist der<br />

größte am Schwarzen Meer<br />

Wachsende Konkurrenz<br />

Immer mehr ausländische Firmen investieren in Rumänien und der<br />

Logistiksektor profitiert vom wachsenden Transportvolumen<br />

Region im Wandel: Wohl<br />

kaum ein Wirtschaftsraum<br />

in Europa macht derzeit<br />

einen so deutlichen Wandel<br />

durch wie Südosteuropa.<br />

Mit teils zweistelligen Wachstumsraten<br />

erleben die südosteuropäischen<br />

Staaten zwischen Alpen und<br />

Schwarzem Meer einen rasanten Aufschwung.<br />

In Mittel- und Osteuropa –<br />

insbesondere in den gerade erst beigetretenen<br />

EU-Mitgliedsstaaten – sind<br />

neue industrielle Produktionszentren<br />

entstanden. Beispiel Autoindustrie:<br />

Bereits 27 Prozent der weltweiten Kfz-<br />

Herstellung stammen aus der Region.<br />

Staaten wie Rumänien gewinnen in<br />

den Produktionsplänen der weltweit<br />

agierenden Unternehmen immer mehr<br />

an Bedeutung. Kaum eine Schlüsselindustrie<br />

lässt das Land heute links liegen.<br />

Die industrielle Erfolgsgeschichte<br />

in Mitteleuropa scheint sich nun in<br />

Rumänien fortzusetzen, so die Wissenschaftler<br />

von der deutschen Bundesagentur<br />

für Außenwirtschaft.<br />

Auch 2008 startete Rumäniens Wirtschaft<br />

äußerst dynamisch und zog ausländische<br />

Investoren an. „Aufgrund<br />

der Attraktivität des rumänischen<br />

Marktes investierten immer mehr Firmen<br />

im Land, natürlich auch im Logistiksektor“,<br />

sagt Albin Budinsky, Chef<br />

von DB Schenker in Rumänien. Das<br />

hat für Logistiker Konsequenzen: Bei<br />

wachsender Konkurrenz sinken die<br />

Margen. Hinzu kommt, dass es immer<br />

schwieriger wird, geeignetes Personal<br />

zu finden. Gleichzeitig steigen Löhne<br />

und Gehälter sehr schnell.<br />

Problematisch ist die Infrastruktur,<br />

obwohl der rumänische Staat massiv<br />

in Autobahnen, Schienenwege und<br />

Wasserstraßen investiert.<br />

Durch den Beitritt 2007 zur EU hat<br />

sich der Markt für Logistikdienstleister<br />

geändert. <strong>Der</strong> Anteil des Zollgeschäfts,<br />

der bislang rund 20 Prozent<br />

des Umsatzes ausmacht, ist gegen<br />

Null gegangen. Diese Verluste aber<br />

würden durch ein deutlich gestiegenes<br />

Sendungsvolumen wettgemacht, so<br />

Budinsky. ■<br />

Fotos: G.Wrona/alamy, A,Bastian/caro, DB <strong>AG</strong> Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />

SLOWAKEI<br />

UNGARN<br />

SLOWAKEI<br />

UNGARN<br />

■ Aufholjagd Rumäniens<br />

Wirtschaft startet 2008<br />

dynamisch: Gut 6,5 ProzentWirtschaftswachstum<br />

sagen Experten dem<br />

Land voraus. Hauptstützen<br />

des rumänischen<br />

Wirtschaftswachstums<br />

waren 2007 die Baubranche<br />

und der Dienstleistungssektor.<br />

Auch im<br />

Außenhandel konnte das<br />

Land kräftig zulegen.<br />

■ Services DB Schenker<br />

SRL WACHSTUM bietet in Rumänien<br />

die ganze Palette der Lo­<br />

BIP in Prozent, * Prognose<br />

10<br />

8 WACHSTUM<br />

POLEN<br />

SERBIEN<br />

POLEN<br />

SERBIEN<br />

NEtzwERK<br />

Arad<br />

Arad<br />

6 BIP 7,9 in Prozent, * Prognose<br />

4 10<br />

2<br />

8<br />

6,1<br />

0<br />

6 7,9<br />

42006<br />

2007 2008* 2009*<br />

2<br />

Quelle: Comisia Nationale de Prognoza (CNP)<br />

0<br />

HAUPTLIEFERLÄNDER<br />

2006 2007 2008* 2009*<br />

Quelle: Comisia Nationale de Prognoza (CNP)<br />

Exporte 2007, in Mrd. Euro<br />

HAUPTLIEFERLÄNDER<br />

Deutschland<br />

8,8<br />

Exporte 2007, Italien in Mrd. Euro<br />

Cluj<br />

6,1<br />

Deutschland 6,5 Ungarn<br />

8,8<br />

Russland<br />

Italien<br />

3,5 3,2 VR China<br />

6,5 Ungarn<br />

1,6<br />

Russland<br />

Quelle: Bundesagentur 3,5 für Außenwirtschaft 3,2 VR China (bfai)<br />

1,6<br />

Quelle: Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai)<br />

UKRAINE<br />

RUMÄNIEN<br />

Cluj<br />

UKRAINE<br />

Bukarest<br />

RUMÄNIEN<br />

BULGARIEN Bukarest<br />

Maschinen<br />

19,4<br />

IMPORTE NACH WARENGRUPPEN<br />

Vorerzeugnisse<br />

11,8<br />

in Mio. Euro, 2007<br />

Fahrzeuge<br />

6,4<br />

chem. Erzeugnisse<br />

Maschinen<br />

5,2<br />

19,4<br />

Vorerzeugnisse<br />

Fertigerzeugnisse 4,4<br />

11,8<br />

Fahrzeuge<br />

Nahrungsmittel<br />

6,4<br />

2,7<br />

chem. Erzeugnisse<br />

5,2 Quelle: Eurostat<br />

Fertigerzeugnisse 4,4<br />

EXPORTE Nahrungsmittel NACH WARENGRUPPEN<br />

2,7<br />

in Mio. Euro, 2007<br />

EXPORTE<br />

Maschinen<br />

NACH WARENGRUPPEN<br />

10,0<br />

in Fertigerzeugnisse<br />

Mio. Euro, 2007<br />

Vorerzeugnisse<br />

Maschinen<br />

Fertigerzeugnisse<br />

Bekleidung<br />

Vorerzeugnisse<br />

Erdölerzeugnisse<br />

Bekleidung<br />

Erdölerzeugnisse<br />

MOLDAWIEN<br />

MOLDAWIEN<br />

Constanta<br />

Constanta<br />

2,0<br />

2,0<br />

50 km<br />

Schwarzes<br />

Meer<br />

Hauptstadt<br />

3,2<br />

EUROPA<br />

Schwarzes<br />

Meer<br />

N<br />

DB Schenker<br />

N<br />

Geschäftsstellen<br />

50 km<br />

3,2<br />

EUROPA<br />

BULGARIEN<br />

Hauptstadt<br />

DB Schenker profitiert vom Boom<br />

DB Schenker<br />

Geschäftsstellen<br />

gistikdienstleistungen an.<br />

Besonderer Trumpf: das<br />

umfangreiche Netzwerk<br />

aus landesweiten Regelverkehren.<br />

■ DB Schenker In Rumänien<br />

beschäftigt DB<br />

Schenker insgesamt 130 Albin Budinsky, Geschäfts­<br />

Mitarbeiter in 4 Filialen: führer in Rumänien<br />

Bukarest, Cluj, Arad,<br />

Constanta. Organisa­ SCHENKER S.R.L.<br />

torisch berichtet die Soseaua de Centura Nr. 13<br />

rumänische Landesge­ RO­Chiajna/Bucharest<br />

sellschaft an das Regional Tel. +40­21­408­7600<br />

Head Office für Südosteu­ IMPORTE NACH Fax +40­21­408­7621<br />

WARENGRUPPEN<br />

ropa in Wien.<br />

www.schenker.ro<br />

in Mio. Euro, 2007<br />

Quelle: Eurostat<br />

6,5<br />

6,4<br />

10,0<br />

6,5<br />

6,4<br />

Quelle: Eurostat<br />

Quelle: Eurostat<br />

■ DB Schenker<br />

Leipziger Platz 9, 10117 Berlin<br />

Tel +49 30 297­0<br />

info@dbschenker.com<br />

www.dbschenker.com<br />

■ DB Intermodal<br />

Das Geschäftsfeld ist auf den<br />

Kombinierten Verkehr fokussiert.<br />

Leipziger Platz 9, 10117 Berlin<br />

Tel +49 30 297­0<br />

info@db­intermodal.com<br />

www.db­intermodal.com<br />

■ Railion Deutschland <strong>AG</strong><br />

Schienengüterverkehr, Vertrieb<br />

und Produktion spezialisierter<br />

Branchenprodukte.<br />

Rheinstraße 2, 55116 Mainz<br />

Tel +49 6131 159<br />

kommunikation@railion.com<br />

www.railion.com<br />

■ KundenServicezentrum<br />

Masurenallee 13, 47055 Duisburg<br />

Tel +49 1805 331 050<br />

neukundenservice@railion.com<br />

Adressen<br />

Standort: Die DB Schenker Zentrale am<br />

Leipziger Platz in Berlin<br />

DB moBILIty LoGIStICS <strong>AG</strong><br />

Ansprechpartner<br />

■ Schenker <strong>AG</strong><br />

Spedition und Logistik mit den<br />

Geschäftsfeldern Landverkehr, Luft­<br />

und Seefracht sowie Kontraktlogistik/<br />

Supply Chain Management.<br />

Alfredstraße 81, 45130 Essen oder<br />

Postfach 10 34 44, 45034 Essen<br />

Tel +49 201 8781­0<br />

■ Alle 1 500 Schenker-Anschriften<br />

http://webathos4.schenker.com<br />

info@schenker.com<br />

www.dbschenker.com<br />

Logistics | 49


Globetrotter UnTerweGS miT Dr. norberT benSeL, CHeF Von Db SCHenker<br />

+++ Schwellenländer wollen Energieeffizienz bis 2010 um 20 Prozent steigern<br />

+++ G8 bestätigt ehrgeiziges Klimaschutzziel bis 2050 +++ DB-Konzern<br />

plant bis 2020 CO₂-Emissionen um weitere 20 Prozent zu reduzieren +++<br />

Die tun was …<br />

es ist einfach, einen Buhmann zu identifizieren, der stellvertretend<br />

für die eigene Verantwortung in die Pflicht genommen<br />

werden kann. Gern machen wir das vor der eigenen<br />

Haustür, gern aber auch auf internationalem Parkett. Und<br />

am liebsten dann, wenn es um ein Thema geht, das zwar<br />

jeden betrifft, mit dem man sich über Jahre jedoch ungern<br />

beschäftigt hat: mit unserer Umwelt.<br />

Die globalen Sünder scheinen schnell identifiziert: China<br />

und die anderen Schwellenländer. Und in der Tat: China ist<br />

zweitgrößter Emittent von Treibhausgasen, Indien folgt. Zu<br />

ihrer Verteidigung bringen die ausgemachten Täter gern vor,<br />

dass man die wirtschaftliche Weltbühne doch gerade erst betreten<br />

hätte und damit kein Verursacher des Problems sein<br />

könne. Um das Image des Buhmanns wieder loszuwerden,<br />

haben sie sich jedoch Beachtenswertes vorgenommen: Bis<br />

2010, so die Pläne, soll die Energieeffizienz um 20 Prozent<br />

gesteigert werden. Auch die etablierten Indus trienationen<br />

haben beim kürzlich stattgefundenen G8-Gipfel in Japan<br />

nachgelegt und ihr langfristiges Klimaschutzziel minus<br />

50 Prozent bis 2050 bestätigt.<br />

Wer die größten Umweltsünder sucht, übersieht, dass die weltweiten<br />

Klima-Täter nicht nur vor unserer eigenen Haustür<br />

sitzen, sondern vielmehr neben uns am Tisch: Sind es doch<br />

wir alle, die sich den beklagenswerten Zustand unserer Umwelt,<br />

unseres Klimas auf die Fahnen schreiben müssen. „Es<br />

wird“, so Prof. Dr. Joseph Alcamo, einer der maßgeblichen<br />

Koordinatoren und Autoren des Umweltberichtes der UN,<br />

„einer der größten Wettläufe mit der Zeit werden, den die<br />

Menschheit je zu bestehen hatte.“<br />

Gerade der Logistik als einer der Schlüsselbranchen für die gesamte<br />

volkswirtschaftliche Entwicklung in einer globalisierten<br />

Welt kommt in diesem Rennen eine Favoriten-Rolle zu.<br />

Dabei befinden wir uns – ebenso wie unsere Wettbewerber<br />

und andere Schlüsselindustrien übrigens – in einem Grund-<br />

Dilemma: Gilt es doch auf der einen Seite im Sinne unserer<br />

Shareholder und Kunden, vernünftig und effizient zu wachsen<br />

und in die Zukunft, sprich: neue Technologien und das<br />

Schienennetz, zu investieren. Also all das zu tun, was ein<br />

gesundes Unternehmen am Leben und wettbewerbsfähig<br />

hält. Und auf der anderen Seite: alles zu vermeiden, was unsere<br />

Umwelt in irgendeiner Weise noch weiter schädigt. Ein<br />

Weiteres kommt erschwerend hinzu: Zunehmend verlangen<br />

unsere Kunden den Nachweis darüber, dass wir es mit dem<br />

Umweltbewusstsein auch wirklich ernst meinen. So stellt<br />

eine aktuelle Studie des Logistik-Bereichs des Instituts für<br />

Technologie und Management der TU Berlin fest, dass bis<br />

2015 neben Flexibilität, Widerstandsfähigkeit und globaler<br />

Präsenz vor allem die Nachhaltigkeit in Sachen Umwelt zu<br />

einem entscheidenden Wettbewerbs- und Qualitätsfaktor<br />

für unsere Kunden werden wird. 45 Prozent der Befragten geben<br />

sogar an, dass die Umweltorientierung bei der Auswahl<br />

des Logistikers eine herausragende Rolle spielen wird. Dafür<br />

würde man zukünftig auch Mehrkosten in Kauf nehmen –<br />

sagen heute immerhin schon 25 Prozent der Befragten.<br />

Als Konzern sind wir auf dem richtigen Weg: 2007 haben wir<br />

uns das Ziel gesetzt, unsere spezifischen CO₂-Emissionen<br />

von 2006 bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent zu reduzieren.<br />

Bereits von 1990 bis 2006 wurde ein Drittel der Emissionen<br />

im Schienengüterverkehr eingespart.<br />

Ökologie und Ökonomie sind für uns kein Widerspruch:<br />

Wir wollen sowohl den wirtschaftlichen Anforderungen<br />

unserer Kunden als auch unserem eigenen Anspruch an die<br />

Umwelt gerecht werden. Aufgrund der allgegenwärtigen<br />

Verknappung von Rohstoffen und steigender Benzinpreise<br />

wird eine sinnvolle Verlagerung von Transporten auf optimale<br />

Verkehrsträger angestrebt. Ein gutes Beispiel ist die<br />

DB SCHENKER skybridge, die eine nachhaltige Verbindung<br />

von Luft- und Seefracht darstellt. Dabei halbieren sich<br />

die CO₂-Emissionen im Vergleich zur reinen Luftfracht.<br />

Auch im Landtransport verbessern wir unsere CO₂-<br />

Bilanz durch Maßnahmen wie Auslastungsoptimierung,<br />

Fahrschulungen und technische Innovationen. Traditionell<br />

ist der Schienengüterverkehr besonders umweltfreundlich:<br />

Hier sparen wir jährlich im Vergleich zu Lkw-Fahrten über<br />

vier Millionen Tonnen CO₂.<br />

Fakt ist: Wer morgen noch erfolgreich agieren will, muss, um<br />

das auch tatsächlich zu können, den Umwelt-Worten auch<br />

echte Taten folgen lassen. Frei nach dem Motto: Die tun<br />

was … und reden nicht nur.<br />

In diesem Sinne<br />

Ihr Nor<strong>bert</strong> Bensel<br />

Fotos: Siemens, De Lance/Le Figaro Magazine/laif, istockphoto, Dunkin Donuts Illustration: Nina Simon<br />

Vorschau Dezember 2008<br />

{ Medizintechnik }<br />

Technik in Krankenhäusern ist extrem empfindlich.<br />

Logistische Prozesse verlangen daher höchste Sensibilität<br />

{ Afrika }<br />

<strong>Der</strong> Kontinent rückt ins rampenlicht: er bietet Logistikern<br />

nicht nur wegen des rohstoffbooms große Chancen<br />

{ Filmstars }<br />

Hollywood, Bollywood oder babels-<br />

berg: Hinter den Filmen stehen Teams,<br />

die dafür sorgen, dass nichts schief-<br />

gehen kann: Logistiker<br />

Immer noch im Geschäft: Das weltweit erste<br />

Dunkin’-Donuts-restaurant in Quincy, USA<br />

On THe ROAD<br />

<strong>Der</strong> erste Donut<br />

<strong>Der</strong> Laden sieht aus wie irgendein Restaurant<br />

der mehr als 5 000 Dunkin’ Donuts,<br />

die kreuz und quer durch Amerika Straßen<br />

und Shoppingmalls säumen. Aber in<br />

diesem Restaurant in Quincy in Massachusetts,<br />

wenige Kilometer südlich von<br />

Boston, bezeugt nur eine schlichte Plakette,<br />

dass dieses Geschäft ganz am Anfang<br />

von Dunkin’ Donuts stand. 1950 von William<br />

Rosenberg eröffnet, der als Einwanderersohn<br />

und Unternehmer die nicht ungewöhnliche<br />

Idee hatte, den Arbeitern der<br />

nahen Werft Mittagessen zu verkaufen.<br />

Irgendwann stellte Rosenberg fest, dass er<br />

den meisten Umsatz mit Kaffee und mit<br />

handtellergroßen Krapfen, sogenannten<br />

Donuts, machte. Also beschränkte er sich<br />

in seinem Geschäft auf frischen Kaffee<br />

und frische Donuts und machte schon<br />

bald 5 000 Dollar Umsatz in der Woche.<br />

Viele weitere Läden folgten in den kommenden<br />

Jahren, 1955 schon machten die<br />

ersten Franchise-Restaurants auf. Wie<br />

andere amerikanische Restaurantketten<br />

wuchs Dunkin’ Donuts mit der Mobilität<br />

der Menschen. Heute gibt es mehr als<br />

7 000 Geschäfte unter diesem Namen in<br />

der ganzen Welt. Den Erfolg erlebte Gründer<br />

Rosenberg noch mit: Er starb 2002.<br />

Dunkin’ Donuts<br />

543 Southern Artery,<br />

Quincy, Massachusetts<br />

Tel. ++1-617-472-9505<br />

■ Was ist Ihr Lieblingsort unterwegs?<br />

Ein <strong>Bahn</strong>hofscafé oder eine schrammelige<br />

Hafenbar? Schicken Sie Vorschläge an:<br />

redaktion.logistics@kircher-burkhardt.com<br />

50 | Logistics Logistics | 51


Icons © 1976 by ERCO<br />

Effizienter im Business.<br />

Mehr vom Tag.<br />

Mit dem BlackBerry ® Pearl 8110 haben Sie Ihr Business auch<br />

unterwegs in der Hand. Ganz einfach und ohne Zeitverzögerung<br />

können Sie Ihre E-Mails managen, Anrufe tätigen, Termine<br />

organisieren und vieles mehr. So bringen Sie Arbeit und Freizeit<br />

in das richtige Gleichgewicht. www.vodafone.de/business<br />

Make the most of now.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!