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INFO 2006 2007<br />

Finanzen<br />

&<br />

> Staatshaushalt > Steuersystem > Finanzpolitik<br />

Steuern<br />

Familien stärken<br />

Zukunft gestalten<br />

Einnahmen sichern


INHALT<br />

1<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

12<br />

14<br />

16<br />

18<br />

20<br />

22<br />

24<br />

26<br />

28<br />

Zum Thema<br />

Zukunft gestalten!<br />

Einführung<br />

Steuern gehen uns alle an<br />

Steuersystem<br />

Kein Kaffee ohne Steuern<br />

Steuerpolitik<br />

Fair und gerecht<br />

Steuergerechtigkeit<br />

Ein sozialer Rechtsstaat nimmt Rücksicht<br />

Einkommensteuer<br />

Der Staat verdient mit<br />

Umsatzsteuer<br />

Der Verbraucher zahlt<br />

Unternehmenssteuern<br />

Ohne Wachstum keine neuen Jobs<br />

Bun<strong>de</strong>shaushalt<br />

Regieren nach Zahlen<br />

Öffentliche Aufgaben<br />

Wo lan<strong>de</strong>t das Geld <strong>de</strong>r Bürger?<br />

Familienpolitik<br />

Familien vor!<br />

Schwarzarbeit<br />

Fair geht vor<br />

Zukunftsprogramm<br />

Zukunft ermöglichen<br />

Internationale Zusammenarbeit<br />

Neue Aufgaben für die Wirtschaftspolitik<br />

Fachwörter<br />

Auf einen Blick<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung<br />

e. V. in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />

Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

Autoren: Michael Bornkessel (Aktualisierung),<br />

Caspar Dohmen, Achim Pollert<br />

Redaktion: Katharina Alexan<strong>de</strong>r,<br />

Michael Jäger (V.i.S.d.P.)<br />

Redaktionsschluss: August 2006<br />

Pädagogische Beratung:<br />

Dr. Eva Maria Kabisch (Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung e.V.,<br />

ehem. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend<br />

und Sport Berlin), Prof. Dr. Helmut Keim<br />

(Europäische Fachhochschule Brühl)<br />

Gestaltung:<br />

Susanne Knieriemen, Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Fotos:<br />

Oliver Rüther, Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Verlag:<br />

Universum Verlag GmbH & Co. KG,<br />

65175 Wiesba<strong>de</strong>n, www.universum.<strong>de</strong><br />

Herstellung:<br />

Manfred Morlok<br />

Druck:<br />

Druckerei H. Heenemann GmbH & Co., Berlin<br />

Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Diese Schrift wird kostenlos abgegeben und<br />

ist nicht zum Verkauf bestimmt.


ZUM THEMA<br />

Info 2006 2007<br />

Zukunft gestalten!<br />

W<br />

ir alle zahlen Steuern, selbst wenn es uns nicht immer bewusst ist.<br />

Egal ob wir arbeiten, einkaufen o<strong>de</strong>r verreisen, <strong>de</strong>r Staat verdient mit.<br />

Mit diesen Einnahmen finanzieren Bund, Län<strong>de</strong>r und Gemein<strong>de</strong>n in<br />

Deutschland einen umfassen<strong>de</strong>n Aufgabenkatalog wie zum Beispiel<br />

soziale Sicherung, Verkehr, Bildung und vieles mehr. Solche Aufgaben<br />

kann je<strong>de</strong>r von uns alleine nicht lösen, dies können nur die Bürger<br />

gemeinsam.<br />

Wer unser Steuersystem verstehen will, sollte nicht nur die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Steuern, Gebühren o<strong>de</strong>r Beiträge isoliert betrachten, son<strong>de</strong>rn<br />

seinen Blick auf die Zusammenhänge zwischen <strong>de</strong>m Steuer- und <strong>de</strong>m<br />

Wirtschaftssystem lenken. Gleichzeitig sollte je<strong>de</strong>r angesichts eines<br />

zusammenwachsen<strong>de</strong>n Europa und <strong>de</strong>r fortschreiten<strong>de</strong>n Verflechtung<br />

<strong>de</strong>r Weltwirtschaft bei <strong>de</strong>r Bewertung und Weiterentwicklung unseres<br />

Steuersystems immer auch Europa und die Weltwirtschaft im Auge<br />

behalten. Vor diesem Hintergrund kann man sich dann fragen:<br />

3 Können Wirtschaft und Wirtschaftswachstum mit Steuern beeinflusst<br />

wer<strong>de</strong>n?<br />

3 Was be<strong>de</strong>uten Steuern für die Unternehmen und die Arbeitnehmer?<br />

3 Welche Folgen hat eine zunehmen<strong>de</strong> Staatsverschuldung für die<br />

nachfolgen<strong>de</strong>n Generationen?<br />

3 Wie beeinflusst die Steuerbelastung das Spar- o<strong>de</strong>r Konsumverhalten<br />

<strong>de</strong>r Bürger?<br />

Die Gestaltung <strong>de</strong>r Steuern und Abgaben spiegelt immer auch die<br />

Zielvorstellungen <strong>de</strong>r politisch Verantwortlichen in unserem Staat<br />

wi<strong>de</strong>r. Ganz oben auf <strong>de</strong>r Agenda <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Regierung steht<br />

die Konsolidierung <strong>de</strong>s Staatshaushalts, die nachhaltige För<strong>de</strong>rung von<br />

Wachstum und Beschäftigung und die langfristige Sicherung <strong>de</strong>r<br />

sozialen Systeme.<br />

Eine positive Weiterentwicklung unseres Gemeinwesens setzt die<br />

Mitwirkung <strong>de</strong>r Bürger voraus. Mitre<strong>de</strong>n und mitgestalten kann jedoch<br />

nur, wer informiert ist. Diese Broschüre vermittelt in vereinfachter<br />

Darstellung das Grundwissen über Haushalt und Steuern. Sie widmet<br />

sich damit einem staatlichen Bereich, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>n von uns angeht, nicht<br />

zuletzt, weil die Auswirkungen direkt auf unserem Konto spürbar sind.<br />

Einen Überblick über die wichtigsten Begriffe bietet das<br />

Glossar „Auf einen Blick“ auf <strong>de</strong>n Seiten 28 und 29. Die dort<br />

erklärten Fachwörter sind im Text q gekennzeichnet.<br />

1


EINFÜHRUNG<br />

„Steuern gehen uns alle an“<br />

Wer glaubt, dass Steuern nur Arbeitnehmer, Unternehmen o<strong>de</strong>r vielleicht Autofahrer betreffen, ist auf<br />

<strong>de</strong>m Holzweg. Wir alle zahlen Steuern, selbst wenn es uns nicht immer bewusst ist. Wir nutzen Angebote<br />

und Einrichtungen <strong>de</strong>s Staates, die von Steuergel<strong>de</strong>rn finanziert wer<strong>de</strong>n. Ausbildung, Freizeit,<br />

Umwelt – kaum ein Bereich, in <strong>de</strong>m wir nicht mit <strong>de</strong>m Steuersystem in Berührung kommen. Das<br />

wissen auch die Redaktionsmitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schülerzeitung „Nachgehakt“. Sie kümmern sich um<br />

alle Aufgaben, die so eine Zeitung mit sich bringt. Dazu gehören zum Beispiel Gel<strong>de</strong>r für die Redaktionsausgaben<br />

auftreiben und verwalten, Bürobedarf einkaufen, Rechnungen schreiben und vieles<br />

mehr. Fast immer stößt dabei einer von ihnen auf finanz- und steuerpolitische Themen, wenn auch<br />

manchmal nur indirekt.<br />

2


Info 2006 2007<br />

„<br />

TOBI, 18 Jahre alt, schreibt für sein<br />

Leben gern und will später einmal<br />

Journalist wer<strong>de</strong>n. Er hat bereits<br />

einige Artikel an größere Zeitschriften<br />

und Online-Portale verkauft und<br />

damit etwas Geld verdient. Seine<br />

Spezialgebiete: Politik, Wirtschaft<br />

und Sport.<br />

„<br />

Ich will unbedingt einen<br />

Computer mit mehr<br />

Speed! Der ist zwar<br />

teuer, aber bald habe ich<br />

das Geld zusammen –<br />

hoffentlich noch vor <strong>de</strong>r<br />

Umsatzsteuererhöhung<br />

im Jahr 2007.<br />

“ “<br />

“<br />

Wenn ich schon die<br />

ganze Arbeit mit <strong>de</strong>r<br />

Zeitung habe, will<br />

ich auch ein gutes<br />

Programm haben,<br />

das nicht ständig<br />

abstürzt. Mal sehen,<br />

wie ich die Schulleitung<br />

davon<br />

überzeugen kann!<br />

MARK ist schon am längsten bei<br />

<strong>de</strong>r Schülerzeitung. Er ist 20 Jahre<br />

alt und dreht bereits die zweite<br />

Ehrenrun<strong>de</strong>. Er ist Schulsprecher<br />

und weiß immer als Erster über<br />

je<strong>de</strong> Neuigkeit Bescheid. Mit<br />

seinem Charme besticht er alle<br />

Lehrer und ist beson<strong>de</strong>rs im Verhan<strong>de</strong>ln<br />

unschlagbar.<br />

„<br />

“<br />

Bisher konnte ich zwölf<br />

Anzeigenkun<strong>de</strong>n für<br />

unsere Schülerzeitung<br />

gewinnen. Wenn ich es<br />

jetzt noch schaffe, <strong>de</strong>n<br />

großen Computerhersteller<br />

in <strong>de</strong>r Stadt zu<br />

einer Extrabeilage zu<br />

überre<strong>de</strong>n, sind die<br />

nächsten vier Ausgaben<br />

geritzt!<br />

ANNE wird von ihren Freun<strong>de</strong>n<br />

gerne als „rasen<strong>de</strong> Reporterin“<br />

bezeichnet. Die 19-Jährige geht<br />

<strong>de</strong>n Dingen auf <strong>de</strong>n Grund und ist<br />

so gut wie nie ohne ihren Fotoapparat<br />

unterwegs. Für das nächste<br />

Schwerpunktthema interviewt sie<br />

ihre Mitschüler.<br />

„<br />

“<br />

„<br />

Ohne LUCA wür<strong>de</strong> die Redaktion bald<br />

im Chaos versinken. Er ist sehr ordnungsliebend<br />

und ein echtes Organisationstalent.<br />

Der 18-Jährige kümmert<br />

sich um die Rechnungen, verwaltet<br />

das Geld, zahlt Honorare, klärt Rechte<br />

ab und kümmert sich um die Einkäufe.<br />

Nach <strong>de</strong>r Schule möchte er einen<br />

kaufmännischen Beruf erlernen.<br />

„<br />

Mit Zahlen umzugehen<br />

macht mir einfach Spaß.<br />

Für die Redaktion führe<br />

ich ein Haushaltsbuch<br />

und notiere alles, was<br />

an Geld reinkommt und<br />

rausgeht. Dadurch<br />

konnten wir die Schülerzeitung<br />

vor <strong>de</strong>m finanziellen<br />

Ruin retten!<br />

“<br />

Ich schreibe total gerne<br />

Filmkritiken. Lei<strong>de</strong>r<br />

sind die Kinoeintrittskarten<br />

ziemlich teuer,<br />

und die Redaktion hat<br />

auch nur wenig Geld<br />

dafür übrig. In Zukunft<br />

wer<strong>de</strong> ich wohl wie<strong>de</strong>r<br />

mehr Bücher- statt<br />

Filmtipps geben.<br />

SARAH ist sehr kreativ und hat schon<br />

Flyer für angesagte Partys und an<strong>de</strong>re<br />

Veranstaltungen gestaltet. Daher hat<br />

ihr vier Jahre jüngerer Bru<strong>de</strong>r Mark sie<br />

überre<strong>de</strong>t, die Schülerzeitung grafisch<br />

zu betreuen. Sarah wünscht sich ein<br />

neues Grafikprogramm, mit <strong>de</strong>m sie<br />

die Zeitung gestalten kann.<br />

Ob Politiker, Lehrer o<strong>de</strong>r<br />

Eltern, je<strong>de</strong>r glaubt zu<br />

wissen, wie die „optimale<br />

Schule“ auszusehen hat.<br />

Uns Schüler fragt dabei<br />

keiner. Wir brauchen keine<br />

Nachmittagsbetreuung,<br />

son<strong>de</strong>rn richtig gute<br />

Freizeitangebote!<br />

CONNY ist für die Veranstaltungs-,<br />

Kino- und Büchertipps in „Nachgehakt“<br />

zuständig. Um immer aktuell<br />

sein zu können, geht sie auf viele<br />

Feste und min<strong>de</strong>stens einmal im<br />

Monat ins Kino. Das geht ganz schön<br />

ins Geld, aber zum Glück bekommt<br />

die 17-Jährige öfter mal Freikarten.<br />

3


STEUERSYSTEM<br />

Mark hat für das Schulfest 180 Euro gesammelt. Luca ist begeistert: „Super! Nichts wie los zum Getränkemarkt.<br />

Du kannst in <strong>de</strong>r Zwischenzeit ja schon mal die Preislisten schreiben. Vergiss nicht, 50 Prozent auf <strong>de</strong>n Einkaufspreis<br />

draufzuschlagen. Wir müssen ja auch ein bisschen Gewinn für unsere Zeitung machen.“<br />

„Kein Kaffee ohne Steuern“<br />

Niemand zahlt gerne q Steuern, doch je<strong>de</strong>r Staat ist auf diese<br />

Einnahmequelle angewiesen. Wie sollte er die Aufgaben <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft sonst finanzieren? In Deutschland gibt es mehr als<br />

30 verschie<strong>de</strong>ne Steuerarten. Weitere Geldquellen wie q Gebühren,<br />

Beiträge und Kredite run<strong>de</strong>n die staatlichen Einnahmen ab.<br />

Der Staat will seinen Anteil<br />

Es ist egal, ob wir im Internet eine CD<br />

bestellen, im Supermarkt Lebensmittel<br />

einkaufen o<strong>de</strong>r beim Imbiss um die<br />

Ecke einen Döner essen – wenn wir<br />

bezahlen, dann bekommt <strong>de</strong>r Staat<br />

einen Teil davon ab! Steuern sind die<br />

wichtigsten Einnahmequellen <strong>de</strong>s<br />

Staates. Das Grundgesetz regelt in <strong>de</strong>n<br />

Artikeln 104a bis 115 ganz genau, welche<br />

Steuern Bund und Län<strong>de</strong>r erheben<br />

dürfen. Außer<strong>de</strong>m legt diese sogenannte<br />

Finanzverfassung fest, wie die<br />

Einnahmen auf die öffentlichen Ebenen<br />

(Bund, Län<strong>de</strong>r und Gemein<strong>de</strong>n)<br />

aufzuteilen und wie Unterschie<strong>de</strong> im<br />

Steueraufkommen zwischen „reicheren“<br />

und „ärmeren“ Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />

auszugleichen sind. So gibt es Steuern,<br />

die nur einer öffentlichen Ebene zustehen:<br />

Die Gemein<strong>de</strong>n bekommen beispielsweise<br />

die q Gewerbe- und die<br />

Grundsteuer sowie einige kleinere<br />

eigene Steuern, etwa die Hun<strong>de</strong>steuer.<br />

Die Län<strong>de</strong>r erhalten die Kraftfahrzeug-,<br />

die Erbschaft- und Grun<strong>de</strong>rwerbsteuer<br />

sowie die Biersteuer.<br />

Dem Bund stehen die Steuern auf<br />

Mineralöl, Tabak, Branntwein und<br />

Kaffee sowie die Versicherungsteuer<br />

zu. Die sogenannten q Gemeinschaftsteuern,<br />

vor allem Lohn-,<br />

Einkommen und Umsatzsteuer, wer<strong>de</strong>n<br />

dagegen nach einem festgelegten<br />

Schlüssel auf alle verteilt.<br />

4


Info 2006 2007<br />

Steuereinnahmen 2005<br />

In Deutschland wur<strong>de</strong>n im Jahr 2005 insgesamt 452 Milliar<strong>de</strong>n Euro an Steuern eingenommen. Davon in Millionen Euro:<br />

Zweitwohnungsteuer 3 Stromsteuer 1<br />

Grun<strong>de</strong>rwerbsteuer 2 4.791 6.462 6.990<br />

1, 2, 3<br />

Zinsabschlag<br />

Erbschaftsteuer 2 4.097<br />

8.673 Kfz-Steuer 2<br />

Zölle 4 3.378<br />

8.750 Versicherungsteuer 1<br />

Branntweinsteuer 1 2.142<br />

9.952<br />

1, 2, 3<br />

Kapitalertragsteuer<br />

Rennwett- u. Lotteriesteuer 2 1.813 128.684<br />

Kaffeesteuer 1 1.003<br />

Lohnsteuer/<br />

10.205 Grundsteuer 3<br />

Einkommensteuer<br />

Biersteuer 2 777<br />

1, 2, 3<br />

10.315 Solidaritätszuschlag 1<br />

Schaumweinsteuer 1 424<br />

139.712<br />

Umsatzsteuer<br />

14.273 Tabaksteuer 1<br />

75<br />

40.101 Mineralölsteuer 1<br />

Feuerschutzsteuer 2 331<br />

1, 2, 3<br />

Hun<strong>de</strong>steuer 3 234<br />

1, 2, 3<br />

16.333 Körperschaftsteuer<br />

Vergnügungssteuer 3 223<br />

32.129 Gewerbesteuer 3<br />

Vermögensteuer 2 97<br />

Zwischenerzeugnissteuer 1 27<br />

Jagd- und Fischereisteuer 3 24 1 Schankerlaubnissteuer 3<br />

10 3 1<br />

Alkopopsteuer 1<br />

Getränkesteuer 3<br />

Kinosteuer 3<br />

Quelle: BMF, Statistisches Bun<strong>de</strong>samt<br />

BAGATELLSTEUERN sind<br />

Steuern, die nur einen<br />

geringen Ertrag bringen.<br />

Dazu gehören beispielsweise<br />

Getränke- und Kinosteuern.<br />

Um das System etwas zu<br />

vereinfachen, hat man viele<br />

von ihnen inzwischen<br />

abgeschafft.<br />

Die Steuererträge fließen an: 1 Bund, 2 Län<strong>de</strong>r, 3 Gemein<strong>de</strong>n, 4 EU<br />

Fünf Hauptströme<br />

und drei Steuerarten<br />

Obwohl es recht viele verschie<strong>de</strong>ne<br />

Steuern gibt, spru<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r<br />

Staatseinnahmen aus einigen wenigen<br />

Steuerquellen. Davon sind die Umsatzsteuer<br />

(siehe auch Seite 12/13) sowie<br />

die Lohn- und qEinkommensteuer<br />

die ergiebigsten: Sie summierten sich<br />

im Jahr 2005 auf stolze 268 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro. Mit <strong>de</strong>r Mineralöl-, Gewerbe- und<br />

Körperschaftsteuer sind schon 79 Prozent<br />

aller Steuereinnahmen beisammen.<br />

Die verschie<strong>de</strong>nen Steuern wer<strong>de</strong>n in<br />

direkte o<strong>de</strong>r indirekte Steuern eingeteilt.<br />

So will <strong>de</strong>r Staat die direkten Steuern<br />

unmittelbar, also „direkt“ vom Steuerzahler,<br />

haben, wie etwa die Einkommensteuer<br />

von je<strong>de</strong>m Arbeitnehmer.<br />

Bei <strong>de</strong>n indirekten Steuern ist noch eine<br />

Stelle dazwischengeschaltet, die diese<br />

Steuern stellvertretend für jemand<br />

an<strong>de</strong>ren abführt. Wenn beispielsweise<br />

ein Autofahrer seinen Wagen auftankt,<br />

wird für das Benzin die Mineralölsteuer<br />

fällig. Doch <strong>de</strong>r Käufer führt diese nicht<br />

direkt an das Finanzamt ab, son<strong>de</strong>rn<br />

zahlt sie <strong>de</strong>m Tankstellenpächter, <strong>de</strong>r<br />

sie weiterleiten muss. Steuern wer<strong>de</strong>n<br />

aber auch danach unterschie<strong>de</strong>n, worauf<br />

<strong>de</strong>r Staat sie erhebt.<br />

Besitzsteuern<br />

Hierzu gehören Einkommen-, Kapitalertrag-,<br />

Körperschaft- und Erbschaftsteuer.<br />

Sie zählen zu <strong>de</strong>n direkten<br />

Steuern und wer<strong>de</strong>n auf Einkommen<br />

o<strong>de</strong>r Vermögen erhoben. Sie richten<br />

sich also danach, wie viel man mit seiner<br />

Arbeit o<strong>de</strong>r seinem Unternehmen<br />

verdient, wie viel Zinsen man mit seinem<br />

Vermögen erwirtschaftet o<strong>de</strong>r<br />

wie wertvoll ein Erbe ist.<br />

Verkehrsteuern<br />

Hierzu zählen die Umsatz-, Kraftfahrzeug-<br />

o<strong>de</strong>r Lotteriesteuern. Sie sind<br />

an einen rechtlichen o<strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Vorgang, etwa wenn wir etwas<br />

einkaufen, gebun<strong>de</strong>n. Sie wer<strong>de</strong>n auf<br />

Güter und Dienstleistungen erhoben<br />

und dann auf <strong>de</strong>n Preis aufgeschlagen.<br />

Auf diesem Weg zahlt je<strong>de</strong>r<br />

Verbraucher diese indirekten Steuern.<br />

Die persönliche Belastung richtet sich<br />

also nicht nach <strong>de</strong>m Einkommen,<br />

son<strong>de</strong>rn hängt davon ab, wie viel<br />

man einkauft.<br />

Verbrauchsteuern<br />

Sie gehören ebenfalls zu <strong>de</strong>n indirekten<br />

Steuern und wer<strong>de</strong>n fällig, wenn man<br />

bestimmte Waren verbraucht – daher<br />

auch <strong>de</strong>r Name. Die bekanntesten<br />

Verbrauchsteuern sind die Mineralöl-,<br />

Tabak- und Stromsteuer. Darum gilt<br />

auch hier: Wer viel konsumiert, <strong>de</strong>r<br />

zahlt auch mehr Steuern. Wer dagegen<br />

seinen Verbrauch reduziert,<br />

etwa in<strong>de</strong>m er ein Auto mit niedrigem<br />

Spritverbrauch fährt o<strong>de</strong>r weniger<br />

Zigaretten raucht, zahlt weniger<br />

Steuern.<br />

?<br />

Beeinflussen Steuern<br />

das Konsumverhalten?<br />

Mit <strong>de</strong>n sogenannten Lenkungssteuern<br />

versucht <strong>de</strong>r Staat das Verhalten<br />

<strong>de</strong>r Bürger in eine gewünschte Richtung<br />

zu „lenken“. So wur<strong>de</strong> vor zwei<br />

Jahren auf Alkopops eine Son<strong>de</strong>rsteuer<br />

erhoben, um das Produkt mit<br />

Rücksicht auf die Gesundheit <strong>de</strong>r<br />

Jungendlichen unattraktiv zu machen<br />

und <strong>de</strong>n Konsum einzuschränken.<br />

Weitere Lenkungssteuern sind zum<br />

Beispiel auch die Tabak- und die Ökosteuer.<br />

Wer sich nicht umwelt- und<br />

gesundheitsbewusst verhält, zahlt<br />

mehr Steuern. Das Steuermehraufkommen<br />

wird unter an<strong>de</strong>rem für<br />

Präventionsmaßnahmen eingesetzt.<br />

Weiter<strong>de</strong>nken<br />

Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und<br />

vertiefen mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />

<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />

gibt es von „Finanzen &<br />

Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />

zu aktuellen Themen aus<br />

<strong>de</strong>r Finanz- und Steuerpolitik<br />

zum kostenlosen Download<br />

unter www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong><br />

Internet-Tipp<br />

Das Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>r<br />

Finanzen informiert auf seiner<br />

Website über die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Steuerarten: www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong><br />

5


STEUERPOLITIK<br />

„Heute Abend läuft <strong>de</strong>r neue Animationsfilm in <strong>de</strong>n Kinos an. Kann ich mir für die Eintrittskarte acht Euro<br />

nehmen?“, fragt Conny. „Da wird Luca sicher was dagegen haben, <strong>de</strong>n Luxus können wir uns gera<strong>de</strong> nicht<br />

leisten. Aber wir sollten generell mal überlegen, <strong>de</strong>n Preis für „Nachgehakt“ anzuheben, damit wir mehr<br />

Geld einnehmen. Sonst können wir unsere laufen<strong>de</strong>n Kosten bald nicht mehr bezahlen“, sagt Tobi.<br />

„Fair und gerecht“<br />

Steuerpolitik ist keine einfache Sache: Eine Regierung muss einerseits<br />

dafür sorgen, dass <strong>de</strong>r Staat genug Geld zur Verfügung hat,<br />

um alle öffentlichen Aufgaben zu erfüllen. An<strong>de</strong>rerseits darf sie<br />

die Steuerschraube aber auch nicht allzu fest anziehen, damit <strong>de</strong>n<br />

Bürgern genug finanzielle Mittel für Konsum und Vermögensbildung<br />

(beispielsweise für die Altersvorsorge) bleiben.<br />

Steuern damals und heute<br />

Früher war die q Steuer eine außeror<strong>de</strong>ntliche<br />

Einnahme, die <strong>de</strong>r Staat in<br />

Ausnahmezeiten erhoben hat. Sie<br />

trug nur einen kleinen Teil zur Finanzierung<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Aufgaben<br />

bei. Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit hat sie sich allerdings<br />

zur wichtigsten Einnahmequelle<br />

<strong>de</strong>s Staates entwickelt. Steuern wer<strong>de</strong>n<br />

eingeführt, oft erhöht, seltener<br />

gesenkt, kaum abgeschafft, auch wenn<br />

sie ursprünglich nur vorübergehend<br />

erhoben wer<strong>de</strong>n sollten. Das hat dazu<br />

geführt, dass das Steuersystem immer<br />

komplexer wur<strong>de</strong>. Es gibt einen Reformbedarf,<br />

das Steuersystem zu vereinfachen.<br />

Eine mo<strong>de</strong>rne Steuerpolitik<br />

sollte alle Bevölkerungsgruppen entsprechend<br />

ihrer Leistungsfähigkeit belasten<br />

und das Augenmerk auf die<br />

Höhe <strong>de</strong>r Steuern legen. Dazu gehört,<br />

dass <strong>de</strong>r Staat alle Einkunftsarten, unabhängig<br />

davon, ob sie aus Arbeit, Sparguthaben<br />

o<strong>de</strong>r Gewinnen stammen,<br />

gleichmäßig besteuern sollte. Sinnvoll<br />

wäre zu<strong>de</strong>m, Lücken in <strong>de</strong>r Besteuerung<br />

zu schließen. Der Steuerehrliche<br />

soll schließlich nicht <strong>de</strong>r Dumme sein.<br />

Steuerpolitik als<br />

Gesellschaftspolitik<br />

Der Staat setzt Steuern dazu ein, um<br />

gesellschaftspolitische Aufgaben zu<br />

lösen, beispielsweise die Wirtschaft zu<br />

för<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Umweltschutz zu<br />

verbessern. Das Grundprinzip ist einfach:<br />

Entwe<strong>de</strong>r belohnt er gewünschtes<br />

o<strong>de</strong>r belastet unerwünschtes<br />

Verhalten. Steuern wer<strong>de</strong>n hier als<br />

gesellschaftspolitisches Instrument eingesetzt.<br />

Die Kraftfahrzeugsteuer ist ein<br />

6


Info 2006 2007<br />

Beispiel: Beson<strong>de</strong>rs schadstoffarme<br />

Autos wer<strong>de</strong>n, im Gegensatz zu Kraftfahrzeugen<br />

mit hohem Schadstoffausstoß,<br />

sehr viel niedriger besteuert.<br />

Dem Bürger wird damit ein finanzieller<br />

Anreiz geboten, sich beim Autokauf<br />

für ein umweltfreundliches Mo<strong>de</strong>ll<br />

zu entschei<strong>de</strong>n. Der Staat unterstützt<br />

so <strong>de</strong>n Klimaschutz und för<strong>de</strong>rt<br />

<strong>de</strong>n Einsatz von umweltschonen<strong>de</strong>n<br />

Technologien.<br />

Steuern zur Erzielung<br />

von Einnahmen<br />

Keine Regierung erlässt o<strong>de</strong>r erhöht<br />

Steuern, ohne einen wichtigen Grund<br />

dafür zu haben. Mit Steuern wird <strong>de</strong>r<br />

Finanzbedarf <strong>de</strong>r öffentlichen Haushalte<br />

ge<strong>de</strong>ckt. Man nennt das <strong>de</strong>n fiskalischen<br />

Zweck. Der Staat hat in <strong>de</strong>n<br />

vergangenen Jahrzehnten immer<br />

mehr Aufgaben übernommen, das<br />

hat seinen Preis. Denn je mehr Aufgaben<br />

<strong>de</strong>r Staat erfüllen muss, umso<br />

mehr Geld muss er auch ausgeben.<br />

Allerdings kann er diese Ausgaben<br />

nicht grenzenlos über steigen<strong>de</strong> Steuern<br />

o<strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong> Sozialversicherungsbeiträge<br />

ab<strong>de</strong>cken.<br />

Der Staat darf sich jedoch nicht<br />

immer weiter verschul<strong>de</strong>n: Die öffentlichen<br />

Haushalte (Bund, Län<strong>de</strong>r und<br />

Gemein<strong>de</strong>n) stehen mittlerweile mit<br />

über 1,5 Billionen Euro in <strong>de</strong>r Krei<strong>de</strong>,<br />

und <strong>de</strong>r Bund muss heute je<strong>de</strong>n<br />

sechsten Euro seiner Ausgaben für<br />

Zinsen aufwen<strong>de</strong>n. Wenn sich diese<br />

Entwicklung fortsetzt, bleibt für<br />

dringend benötigte Zukunftsinvestitionen<br />

in Bildung und Infrastruktur<br />

schlicht kein Geld übrig, weil neun<br />

von zehn Euro in soziale Sicherung,<br />

Schul<strong>de</strong>ndienst o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re zwingen<strong>de</strong><br />

Ausgaben fließen.<br />

Steuersubventionsabbau<br />

<strong>de</strong>n finanziellen Handlungsspielraum.<br />

Dafür muss er die Staatsverschuldung<br />

begrenzen und die Einnahmen und<br />

Ausgaben beständig machen.<br />

Zuletzt hat die Bun<strong>de</strong>sregierung zum<br />

1. Januar 2006 die Eigenheimzulage<br />

sowie eine Reihe an<strong>de</strong>rer Steuervergünstigungen<br />

abgeschafft. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong>n seit 1998 rund siebzig Steuerschlupflöcher<br />

gestopft und zahlreiche<br />

Ausnahmeregelungen eingeschränkt.<br />

Alleine die Streichung <strong>de</strong>r Eigenheimzulage<br />

soll <strong>de</strong>m Fiskus Einsparungen<br />

von jährlich rund sechs Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

bringen. Das Geld kann für wichtige<br />

staatliche Aufgaben, zum Beispiel im<br />

Bildungsbereich, verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

?<br />

Wozu<br />

Subventionen?<br />

Der Begriff q Subvention kommt<br />

aus <strong>de</strong>m Lateinischen: „subvenire“<br />

be<strong>de</strong>utet „unterstützen, tragen“. Subventionen<br />

sind <strong>de</strong>mzufolge finanzielle<br />

Hilfen ohne eine unmittelbare Gegenleistung,<br />

die <strong>de</strong>r Staat seinen Bürgern<br />

o<strong>de</strong>r Unternehmen gewährt. Beispielsweise<br />

unterstützt <strong>de</strong>r Staat Problembranchen<br />

und versucht, soziale Härten,<br />

wie etwa im Bergbau, durch Finanzhilfen<br />

und Steuervergünstigungen auszugleichen.<br />

Auch gibt es Subventionen<br />

aus umweltpolitischen Grün<strong>de</strong>n,<br />

beispielsweise um <strong>de</strong>n Schadstoffausstoß<br />

und die Treibhausgasemission<br />

PRO<br />

Sie konservieren alte Strukturen. Damit<br />

wer<strong>de</strong>n Steuergel<strong>de</strong>r verschwen<strong>de</strong>t.<br />

Hohe Subventionsausgaben kosten<br />

viel Geld. Dieses fehlt <strong>de</strong>m Staat für<br />

seine Kernaufgaben wie beispielsweise<br />

Bildung und Sicherheit.<br />

Finanzhilfen und Steuervergünstigungen<br />

wer<strong>de</strong>n länger gezahlt als<br />

ursprünglich vorgesehen. Damit<br />

wird <strong>de</strong>r notwendige Strukturwan<strong>de</strong>l<br />

gehemmt.<br />

Abgabenquoten<br />

im internationalen<br />

Vergleich 2004<br />

In Deutschland erreichen Steuereinnahmen<br />

eine Höhe von 20,4 Prozent<br />

<strong>de</strong>r erarbeiteten Wirtschaftsleistung<br />

(<strong>de</strong>s Bruttoinlandsprodukts). Rechnet<br />

man die Sozialabgaben hinzu, ergibt<br />

sich eine gesamte Abgabenquote<br />

von insgesamt 34,6 Prozent. Damit<br />

liegen die Deutschen im internationalen<br />

Mittelfeld.<br />

Angaben in Prozent <strong>de</strong>s<br />

Bruttoinlandsprodukts<br />

%<br />

Abgaben-<br />

quote<br />

Steuer<br />

quote<br />

Es wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Steuervergünstigungen<br />

eingeführt, um bestimmte<br />

gesellschaftliche Gruppen<br />

und Unternehmen zu entlasten o<strong>de</strong>r<br />

um bestimmte Wirtschaftszweige zu<br />

unterstützen. Doch dafür ist mittlerweile<br />

kein Geld mehr da. Denn um<br />

Politik aktiv gestalten zu können,<br />

benötigt <strong>de</strong>r Staat einen ausreichen-<br />

Schwe<strong>de</strong>n 36,2 50,7<br />

Dänemark 44,8 49,6<br />

Frankreich 27,5 43,7<br />

Österreich 28,3 42,9<br />

Italien 29,5 42,2<br />

Großbritannien 29,4 36,1<br />

Deutschland 20,4 34,6<br />

Kanada 28,0 33,0<br />

Slowakei 18,4 30,8<br />

Irland 25,7 30,2<br />

Schweiz 22,2 29,4<br />

USA 18,7 25,4<br />

Quelle: OECD, 2005<br />

zu reduzieren. Im Jahr 2003 betrugen<br />

die Subventionen von Bund, Län<strong>de</strong>rn,<br />

Kommunen sowie <strong>de</strong>r EU in Deutschland<br />

insgesamt 58,7 Milliar<strong>de</strong>n Euro.<br />

Sollen Subventionen abgebaut wer<strong>de</strong>n?<br />

KONTRA<br />

Sie stützen Einkommen und die<br />

Produktion. So wur<strong>de</strong> durch die<br />

Eigenheimzulage für die „Häuslebauer“<br />

die Bauindustrie geför<strong>de</strong>rt.<br />

Durch Subventionen lässt sich ein<br />

politisch erwünschter Zweck för<strong>de</strong>rn,<br />

beispielsweise Zuschüsse für Betreiber<br />

von Kraft-Wärme Kopplungsanlagen.<br />

Sie sind als zeitlich begrenzte Hilfen für<br />

Problembranchen gedacht. Der Strukturwan<strong>de</strong>l,<br />

wie beispielsweise im Bergbau,<br />

soll sozialverträglich abgefe<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

KURIOSE STEUERN<br />

Im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt gab<br />

es in Württemberg die<br />

Spatzensteuer. Um das<br />

Saatgut auf seinen Fel<strong>de</strong>rn<br />

zu schützen, mussten die<br />

Untertanen von Herzog Karl<br />

Eugen von Württemberg<br />

(1728–1793) jährlich zwölf<br />

leben<strong>de</strong> Spatzen abliefern.<br />

Immerhin bezahlte <strong>de</strong>r<br />

Herzog dafür sechs Kreuzer.<br />

Doch wer ihm keine Spatzen<br />

bringen konnte, <strong>de</strong>m drohte<br />

eine Geldbuße von zwölf<br />

Kreuzern.<br />

Zum Nachlesen<br />

Im Subventionsbericht <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung kann man<br />

die Entwicklung <strong>de</strong>r Finanzhilfen<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r<br />

Steuervergünstigungen nachlesen.<br />

Er kann auf <strong>de</strong>r Internetseite<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfinanzministeriums<br />

unter www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong> kostenlos bestellt o<strong>de</strong>r<br />

heruntergela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Broschüre „Die wichtigsten<br />

Steuern im internationalen<br />

Vergleich 2005“ kann<br />

ebenfalls beim Bun<strong>de</strong>sfinanzministerium<br />

kostenlos angefor<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

7


STEUERGERECHTIGKEIT<br />

Bei <strong>de</strong>r Arbeitsaufteilung für die nächste Ausgabe stellt Mark fest, dass Anne nur einen Artikel übernimmt: „Kannst<br />

du nicht wie wir alle noch ein paar Beiträge mehr schreiben?“ „Meine Mutter ist krank, und ich muss die nächsten<br />

Tage <strong>de</strong>n Haushalt schmeißen. Aber zur Not lege ich eben Nachtschichten ein“, antwortet Anne pflichtbewusst.<br />

„Quatsch, unter <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n musst du natürlich nicht so viel machen wie die an<strong>de</strong>ren“, fin<strong>de</strong>t Mark.<br />

„Ein sozialer Rechtsstaat<br />

nimmt Rücksicht“<br />

Eine gerechte Besteuerung orientiert sich nach <strong>de</strong>m Verständnis<br />

unseres q Sozialstaats in erster Linie an <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />

je<strong>de</strong>s Einzelnen. Wie dies konkret geschehen muss, darüber diskutieren<br />

die unterschiedlichen politischen Richtungen immer aufs<br />

Neue. Derzeit gibt es verschie<strong>de</strong>ne Bausteine, mit <strong>de</strong>nen die<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung für Steuergerechtigkeit sorgen will. So hat <strong>de</strong>r<br />

Gesetzgeber ein q Existenzminimum in Form eines Grundfreibetrages<br />

eingeräumt, für <strong>de</strong>n gar keine Einkommensteuer anfällt.<br />

Der progressive Steuertarif<br />

Ein weiterer Baustein im Gesamtsystem<br />

ist <strong>de</strong>r sogenannte q progressive<br />

Einkommensteuertarif. Das be<strong>de</strong>utet:<br />

Je höher das Einkommen ist, <strong>de</strong>sto<br />

mehr steigt die prozentuale Steuerbelastung.<br />

Der Eingangssteuersatz beträgt<br />

15 Prozent, er wird ab 7.665<br />

Euro fällig. Von nun an steigt <strong>de</strong>r<br />

Steuersatz schrittweise: bis zu einem<br />

Einkommen von rund 12.700 Euro im<br />

Jahr zunächst auf 24 Prozent, dann in<br />

einer gleichmäßigen Gera<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n<br />

Spitzensteuersatz von 42 Prozent (ab<br />

52.152 Euro im Jahr).<br />

Allerdings ist <strong>de</strong>r prozentuale Anteil<br />

<strong>de</strong>r Einkommensteuer am zu versteuern<strong>de</strong>n<br />

Einkommen, <strong>de</strong>r sogenannte<br />

Durchschnittssteuersatz, wesentlich<br />

niedriger. Denn man muss für die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Einkommensstufen jeweils<br />

unterschiedliche Sätze abführen. Das<br />

heißt, <strong>de</strong>r jeweils höhere Steuersatz ist<br />

nie für das gesamte zu versteuern<strong>de</strong><br />

Einkommen fällig, son<strong>de</strong>rn immer nur<br />

8


Info 2006 2007<br />

für die Beträge, die die nächste<br />

Steuerstufe übersteigen. So wird<br />

beispielsweise <strong>de</strong>r Steuersatz von<br />

42 Prozent nur auf <strong>de</strong>n Einkommensbereich<br />

angewen<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r 52.152 Euro<br />

übersteigt.<br />

Soziale Umstän<strong>de</strong><br />

wer<strong>de</strong>n berücksichtigt<br />

Doch die Höhe <strong>de</strong>s Einkommens ist<br />

nicht das Einzige, was im Steuerrecht<br />

Steuerklassen<br />

Je<strong>de</strong>r Arbeitnehmer erhält von seiner<br />

Gemein<strong>de</strong>- o<strong>de</strong>r Stadtverwaltung seine<br />

Lohnsteuerkarte, in <strong>de</strong>r seine Steuerklasse<br />

eingetragen ist. Die Steuerkarte gibt er<br />

seinem Arbeitgeber.<br />

Steuerklasse I:<br />

Ledige und geschie<strong>de</strong>ne Arbeitnehmer<br />

Steuerklasse II:<br />

Alleinerziehen<strong>de</strong>, zu <strong>de</strong>m Haushalt<br />

gehört min<strong>de</strong>stens ein Kind<br />

Steuerklasse III:<br />

Verheiratete<br />

Steuerklasse IV:<br />

Verheiratete, wenn bei<strong>de</strong> Ehegatten etwa<br />

gleichen Lohn beziehen<br />

Steuerklasse V:<br />

Mitverdienen<strong>de</strong> Ehegatten mit <strong>de</strong>utlich<br />

geringerem Einkommen als <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Ehegatte, <strong>de</strong>r nach Steuerklasse III<br />

besteuert wird<br />

Steuerklasse VI:<br />

Arbeitnehmer mit zweiten und<br />

weiteren Beschäftigungsverhältnissen<br />

zählt: Der Staat berücksichtigt auch<br />

die persönlichen Lebensverhältnisse.<br />

Wer für seinen Ehepartner o<strong>de</strong>r seine<br />

Kin<strong>de</strong>r sorgt, <strong>de</strong>r muss in <strong>de</strong>r Regel<br />

weniger Steuern an das Finanzamt<br />

abführen als ein Alleinstehen<strong>de</strong>r.<br />

Eltern können entwe<strong>de</strong>r qKin<strong>de</strong>rgeld<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n qKin<strong>de</strong>rfreibetrag in Anspruch<br />

nehmen. Das Finanzamt prüft<br />

nach, was sich für <strong>de</strong>n Steuerzahler<br />

günstiger auswirkt. Alleinerziehen<strong>de</strong><br />

erhalten einen zusätzlichen Freibetrag<br />

in Höhe von 1.308 Euro (siehe auch<br />

Seite 20/21). Auch Pflegekosten für<br />

die Betreuung von Familienangehörigen<br />

wer<strong>de</strong>n bis zu einer gewissen<br />

Grenze steuerlich anerkannt (siehe<br />

auch Seite 22/23).<br />

? Weshalb eine „Reichensteuer“?<br />

Um das verfassungsrechtlich verankerte<br />

Prinzip zu betonen, dass sich<br />

die Besteuerung nach <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />

richten soll, führt die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

zum 1. Januar 2007 einen<br />

zweiten Spitzensteuersatz ein. Ab<br />

einem Einkommen von über 250.000<br />

Euro für Ledige beziehungsweise<br />

500.000 Euro für Verheiratete gilt<br />

dann ein Steuersatz von 45 Prozent.<br />

Spitzenverdiener sollen einen höheren<br />

Beitrag zu <strong>de</strong>n Staatsfinanzen leisten.<br />

Allerdings gilt das nur für Arbeitnehmer,<br />

<strong>de</strong>nn unternehmerische<br />

Lasten gleichmäßig<br />

verteilen<br />

Einkommensteuertarif 2006/2007<br />

Ein Sozialstaat wie Deutschland versucht,<br />

die Lasten gerecht auf die Schultern<br />

seiner Bürger zu verteilen. Neben<br />

<strong>de</strong>n Ausgaben für soziale Sicherung,<br />

die aus <strong>de</strong>n Sozialversicherungsbeiträgen<br />

finanziert wer<strong>de</strong>n, gibt <strong>de</strong>r Staat<br />

auch einen Teil <strong>de</strong>r Steuereinnahmen<br />

für das qArbeitslosengeld II o<strong>de</strong>r<br />

die Rentenkasse aus.<br />

Mit <strong>de</strong>r Zeit ist ein umfangreiches<br />

Umverteilungssystem entstan<strong>de</strong>n.<br />

Immer wie<strong>de</strong>r überprüfen die Politiker,<br />

ob die Belastungen und Vergünstigungen<br />

sozial ausgewogen verteilt<br />

sind.<br />

Gewinne sind davon zunächst ausgenommen.<br />

Insgesamt soll die<br />

„Reichensteuer“ Bund, Län<strong>de</strong>rn und<br />

Gemein<strong>de</strong>n im Jahr 2007 Mehreinnahmen<br />

in Höhe von 250 Millionen<br />

Euro bescheren. Es gibt aber auch<br />

viele Kritiker, die gegen die Reichensteuer<br />

sind. Sie befürchten, dass <strong>de</strong>r<br />

Verwaltungsaufwand unverhältnismäßig<br />

hoch sein wird.<br />

Außer<strong>de</strong>m, so die Kritik, wird damit<br />

gerechnet, dass einige Besserverdiener<br />

das Land verlassen wer<strong>de</strong>n,<br />

um ihrer Steuerlast zu entgehen.<br />

Zum Nachlesen<br />

Das Schülermagazin „Sozialpolitik“<br />

gibt einen guten<br />

Überblick über Strukturen,<br />

Prinzipien und Leistungen<br />

<strong>de</strong>s Systems <strong>de</strong>r sozialen<br />

Sicherung in Deutschland<br />

und über die Probleme und<br />

Reformperspektiven <strong>de</strong>r<br />

Sozialpolitik. Das Magazin<br />

kann bestellt wer<strong>de</strong>n unter<br />

www.sozialpolitik.com<br />

Internet-Tipp<br />

Die Bun<strong>de</strong>szentrale für<br />

politische Bildung bietet<br />

Informationsmaterial auch<br />

speziell zu Steuern und<br />

Finanzen an unter<br />

www.bpb.<strong>de</strong><br />

Steuerfreies<br />

Steuerfreies<br />

q Existenzminimum/<br />

Existenzminimum/<br />

Grundfreibetrag<br />

Grundfreibetrag<br />

Eingangssteuersatz/<br />

Eingangssteuersatz/<br />

Progressionszone<br />

q Progressionszone<br />

Spitzensteuersatz<br />

Spitzensteuersatz<br />

Spitzensteuersatz II/<br />

Reichensteuer<br />

Spitzensteuersatz II/<br />

(ab 1. Januar 2007)<br />

Reichensteuer<br />

(ab 1. Januar 2007)<br />

Keine Keine Einkommensteuer zahlt, zahlt, wer wer als als Single Single weniger als<br />

7.664 als 7.664 Euro o<strong>de</strong>r Euro als o<strong>de</strong>r verheiratetes als verheiratetes Paar weniger Paar weniger als 15.329 als<br />

Euro 15.329 im Jahr Euro verdient. im Jahr verdient.<br />

Wer das steuerfreie Existenzminimum überschreitet,<br />

Wer zahlt das Steuern. steuerfreie Seine Existenzminimum Belastung nimmt überschreitet, im Verhältniszahlt<br />

Steuern. zum steigen<strong>de</strong>n Seine Belastung Einkommen nimmt zu. im Der Verhältnis niedrigste zum steigen<strong>de</strong>n<br />

Steuersatz Einkommen (Eingangssteuersatz) zu. Der niedrigste beträgt Steuersatz 15 Prozent, (Eingangssteuersatz)<br />

<strong>de</strong>r höchste beträgt 42 Prozent. 15 Prozent, <strong>de</strong>r höchste 42 Prozent.<br />

Der Teil <strong>de</strong>s Einkommens, <strong>de</strong>r 52.152 Euro (Verheiratete:<br />

Teil <strong>de</strong>s 104.304 Einkommens, Euro) im <strong>de</strong>r Jahr 52.152 übersteigt, Euro (Verheiratete:<br />

ist <strong>de</strong>rzeit<br />

Der<br />

104.304 mit <strong>de</strong>m Euro) Höchststeuersatz im Jahr übersteigt, von 42 ist <strong>de</strong>rzeit Prozent mit belastet. <strong>de</strong>m<br />

Höchststeuersatz von 42 Prozent belastet.<br />

Ab einem zu versteuern<strong>de</strong>n Privateinkommen über<br />

Ab<br />

250.000<br />

einem zu<br />

Euro<br />

versteuern<strong>de</strong>n<br />

für Ledige und<br />

Privateinkommen<br />

500.000 Euro<br />

über<br />

für Verheiratete<br />

wird <strong>de</strong>r Steuersatz von 42 Prozent auf 45<br />

250.000 Euro für Ledige und 500.000 Euro für Verheiratete<br />

Prozent erhöht. (Ausschließlich unternehmerische<br />

Gewinneinkünfte<br />

wird <strong>de</strong>r Steuersatz<br />

sind davon<br />

von<br />

ausgenommen)<br />

42 Prozent auf 45<br />

Prozent erhöht (unternehmerische Gewinneinkünfte sind<br />

davon ausgenommen).<br />

Weiter<strong>de</strong>nken<br />

Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und vertiefen<br />

mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />

<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />

gibt es von „Finanzen &<br />

Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />

zu aktuellen Themen<br />

aus <strong>de</strong>r Finanz- und Steuerpolitik<br />

zum kostenlosen<br />

Download unter www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong><br />

9


EINKOMMENSTEUER<br />

„Hi Luca, was machst du <strong>de</strong>nn da?“, grüßt Conny. „Die Steuererklärung meines Vaters. Ich bekomme<br />

100 Euro, wenn ich es schaffe“, erklärt Luca und blättert in seinen Unterlagen. „Du machst Witze!“ „Nein,<br />

im Ernst. Der wird ganz schön Augen machen – ich bin nämlich schon fast fertig!“ Conny zuckt mit <strong>de</strong>n<br />

Achseln: „Du bist echt nicht von dieser Welt!“<br />

„Der Staat verdient mit“<br />

Eine <strong>de</strong>r wichtigsten staatlichen Einnahmequellen ist die<br />

q Einkommensteuer, zu <strong>de</strong>r auch die Lohnsteuer <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />

gehört. Wie viel man hier zahlen muss, hängt von <strong>de</strong>r Höhe<br />

<strong>de</strong>r individuellen Einnahmen ab, die beispielsweise aus Arbeit,<br />

Vermietung o<strong>de</strong>r Zinsen stammen können.<br />

vom Einkommen abgezogen wer<strong>de</strong>n<br />

können, wenn sie zur Erwerbung,<br />

Sicherung und Erhaltung <strong>de</strong>r Einnahmen<br />

dienen. Ist das zu versteuern<strong>de</strong><br />

Einkommen ermittelt, zeigt ein Blick in<br />

<strong>de</strong>n Einkommensteuertarif, wie viel an<br />

das Finanzamt abzuführen ist.<br />

Einkommen versteuern<br />

Wenn wir arbeiten, egal ob als Angestellter,<br />

Arbeiter o<strong>de</strong>r Selbstständiger,<br />

müssen wir auf alle unsere Einkünfte<br />

Einkommensteuer zahlen. Um sie zu<br />

berechnen, addiert das Finanzamt<br />

zunächst alle Einkünfte. Dazu zählen<br />

neben Löhnen, Gehältern und Einkommen<br />

aus selbstständiger Arbeit<br />

auch die Einkünfte aus Kapitalvermö-<br />

gen, etwa Zinsen, o<strong>de</strong>r aus Vermietung<br />

und Verpachtung. Entschei<strong>de</strong>nd<br />

ist also die Höhe <strong>de</strong>s zu versteuern<strong>de</strong>n<br />

Einkommens. Sie ist die Berechnungsgrundlage<br />

für das Finanzamt.<br />

Allerdings <strong>de</strong>ckt sie sich nicht unbedingt<br />

mit <strong>de</strong>n tatsächlichen Einnahmen.<br />

Zum Beispiel kann man von <strong>de</strong>n<br />

Einnahmen bestimmte Ausgaben abziehen,<br />

Arbeitnehmer etwa Werbungskosten.<br />

Das sind Aufwendungen, die<br />

Ob jemand zu viel o<strong>de</strong>r zu wenig<br />

Einkommensteuer gezahlt hat, prüfen<br />

die Finanzbeamten anhand einer<br />

qSteuererklärung. Zu viel gezahlte<br />

Steuern bekommen die Bürger natürlich<br />

erstattet. Eine Nachzahlung for<strong>de</strong>rt<br />

das Finanzamt, wenn man neben seinem<br />

Arbeitslohn noch an<strong>de</strong>re steuerpflichtige<br />

Einkünfte hatte, zum Beispiel<br />

Mieteinnahmen, die bislang noch nicht<br />

im zu versteuern<strong>de</strong>n Einkommen berücksichtigt<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

10


Info 2006 2007<br />

So holt sich <strong>de</strong>r<br />

Staat das Geld<br />

Einkommensteuerpflichtig sind natürliche<br />

Personen, wie Arbeitnehmer und<br />

Gewerbetreiben<strong>de</strong>. Kapitalgesellschaften<br />

unterliegen dagegen <strong>de</strong>r Körperschaftsteuer.<br />

Bei Personengesellschaften<br />

besteuert <strong>de</strong>r Staat je<strong>de</strong>n<br />

Gesellschafter als natürliche Person.<br />

Die gesetzliche Grundlage bil<strong>de</strong>t hier<br />

das Einkommensteuergesetz (EstG).<br />

Der Staat kommt auf drei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Wegen zu seinen Einkommensteuer-Einnahmen:<br />

3 Bei Einkünften aus nichtselbstständiger<br />

Arbeit (Löhne, Gehälter) zieht<br />

das Finanzamt die Einkommensteuer<br />

vom Arbeitslohn ein, daher heißt sie<br />

auch qLohnsteuer: Der Arbeitgeber<br />

führt sie gleich an das Finanzamt<br />

ab (Steuerabzugsverfahren).<br />

3 Nach Ablauf <strong>de</strong>s jeweiligen Jahres<br />

muss ein Einkommensteuerpflichtiger<br />

bei seinem Finanzamt eine<br />

Einkommensteuererklärung einreichen.<br />

Das Finanzamt rechnet dann<br />

aus, ob man Steuern nachzahlen<br />

muss o<strong>de</strong>r etwas zurückbekommt.<br />

3 Bei Einnahmen aus Kapitalanlagen<br />

(zum Beispiel Zinsen) wird Kapitalertragsteuer<br />

erhoben.<br />

Zur Einkommensteuer kommen die Belastungen<br />

durch <strong>de</strong>n qSolidaritätszuschlag<br />

und gegebenenfalls die qKirchensteuer.<br />

Bei<strong>de</strong> Steuern wer<strong>de</strong>n in<br />

einem festen prozentualen Verhältnis<br />

zur Einkommensteuer berechnet.<br />

Einkommenspyrami<strong>de</strong> in Deutschland<br />

Die Höchstverdiener in Deutschland mit einem Jahreseinkommen ab 245.423 Euro<br />

aufwärts machen 0,3 Prozent aller Einkommensteuerpflichtigen aus. Sie zahlen<br />

jedoch gut zwölf Prozent <strong>de</strong>s gesamten Einkommensteueraufkommens – genauso<br />

viel, wie 44 Prozent aller Steuerpflichtigen mit einem Jahreseinkommen zwischen<br />

6.902 und 20.459 Euro.<br />

Ledige (Grundtabelle)<br />

Steuerpflichtige (Ledige)<br />

(Anteil in Prozent)<br />

28,2<br />

25,3<br />

18,5<br />

13,8<br />

Steuerpflichtige<br />

(Ledige) insgesamt:<br />

10.008.419<br />

Zu versteuern<strong>de</strong>s Jahreseinkommen<br />

in Euro<br />

245.423 o<strong>de</strong>r mehr<br />

3<br />

0,3<br />

0,5<br />

5,6<br />

1,6 8,4<br />

3,0<br />

5,4<br />

3,3<br />

3<br />

122.724 bis unter 245.423<br />

71.592 bis unter 122.724<br />

52.293 bis unter 71.592<br />

9,6<br />

40.918 bis unter 71.592<br />

29.984 bis unter 40.918<br />

20.459 bis unter 29.984<br />

12.756 bis unter 20.459<br />

12,3<br />

11,2<br />

9,9<br />

6.902 bis unter 12.756<br />

2,1<br />

1 bis unter 6.902<br />

0,1<br />

Einkommensteuer<br />

(Anteil in Prozent)<br />

18,6<br />

22,3<br />

Einkommensteuereinnahmen<br />

insgesamt:<br />

60.792 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

Quelle: F.A.Z.-Grafik Brocker, Mai 2006, nach Daten <strong>de</strong>s BMF<br />

3<br />

ELSTER<br />

Mit <strong>de</strong>r Elektronischen Steuererklärung<br />

(kurz: ELSTER), die<br />

via Internet übermittelt wird,<br />

verfolgen Bund und Län<strong>de</strong>r<br />

das Ziel, die Abgabe und<br />

Bearbeitung von Steuererklärungen<br />

bürgerfreundlicher<br />

und weniger verwaltungsaufwendig<br />

zu gestalten. Infos<br />

dazu im Internet unter:<br />

www.finanzamt.<strong>de</strong><br />

?<br />

Ungleiche Besteuerung<br />

von Arbeit und Kapital?<br />

Grundsätzlich sollen Einkünfte aus<br />

Arbeit und Kapital gleich besteuert<br />

wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Praxis hat <strong>de</strong>r Staat<br />

jedoch mit einigen Schwierigkeiten zu<br />

kämpfen: Beim Arbeitnehmer zieht <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgeber die Steuern automatisch<br />

ein und führt sie an das Finanzamt ab.<br />

Bei Kapitaleinkünften, wie etwa Zinserträgen,<br />

ist <strong>de</strong>r Staat dagegen auf die<br />

Steuerehrlichkeit seiner Bürger angewiesen.<br />

So konnten Steuerpflichtige<br />

bisher Steuern hinterziehen, in<strong>de</strong>m sie<br />

ihre Kapitaleinkünfte einfach verschwiegen<br />

haben. Mit <strong>de</strong>m Gesetz zur<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Steuerehrlichkeit hat<br />

das Finanzamt jetzt aber die Möglichkeit,<br />

bei konkretem Verdacht die<br />

Kontoinformationen einer Person<br />

abzurufen.<br />

Die Lohnsteuer umfasst heute mehr<br />

als ein Viertel <strong>de</strong>s gesamten Steueraufkommens.<br />

1960 waren es gera<strong>de</strong><br />

einmal rund zwölf Prozent. Die Gewinnsteuern<br />

(Körperschaft-, Gewerbeund<br />

Einkommensteuer) machen dagegen<br />

13 Prozent <strong>de</strong>s gesamten<br />

Steueraufkommens aus. Sie lagen<br />

1970 noch bei 25 Prozent und 1960<br />

bei mehr als einem Drittel. Diese Entwicklung<br />

erklärt sich unter an<strong>de</strong>rem<br />

dadurch, dass sich die Arbeitnehmer<br />

<strong>de</strong>r Lohnsteuer kaum entziehen<br />

können. Die Unternehmen dagegen<br />

haben im Rahmen ihrer Gewinnermittlung<br />

wesentlich größere Gestaltungmöglichkeiten,<br />

zum Beispiel<br />

in<strong>de</strong>m sie ihren Sitz ins Ausland verlagern<br />

o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>re Abschreibungsmöglichkeiten<br />

nutzen. Allerdings ist<br />

<strong>de</strong>r Gesetzgeber bemüht, diesem<br />

Trend entgegenzuwirken. Daher hat<br />

er seit 1998 die Steuern für Personenund<br />

Kapitalgesellschaften gesenkt<br />

und bereits eine Vielzahl von „Steuerschlupflöchern“<br />

geschlossen. Außer<strong>de</strong>m<br />

wer<strong>de</strong>n auch weiterhin Steuersubventionen<br />

abgebaut.<br />

Internet-Tipp<br />

Einen Überblick über Einkommensarten<br />

und die<br />

Ermittlung <strong>de</strong>s zu versteuern<strong>de</strong>n<br />

Einkommens gibt die<br />

Broschüre „Einkommen- und<br />

Lohnsteuer“ vom Bun<strong>de</strong>sministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen.<br />

Zu bestellen unter: www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong><br />

11


UMSATZSTEUER<br />

„Sie sind fertig!“, ruft Sarah und holt die letzte DVD aus <strong>de</strong>m Brenner. Tobi schaut skeptisch: „Ich glaube nicht,<br />

dass sich die Schulaufführung <strong>de</strong>r Theater-AG gut verkauft. Hoffentlich kriegen wir die Ausgaben für die Rohlinge<br />

wie<strong>de</strong>r rein!“ „Klar, <strong>de</strong>nk nur an die vielen stolzen Eltern. Die wer<strong>de</strong>n uns die Dinger aus <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n reißen, und<br />

wir können vom Gewinn das neue Grafikprogramm kaufen, bevor es nächstes Jahr noch teurer wird!“<br />

„Der Verbraucher zahlt“<br />

Wenn wir einkaufen o<strong>de</strong>r eine Dienstleistung in Anspruch nehmen,<br />

wird fast immer die qUmsatzsteuer fällig. Diese Steuer auf <strong>de</strong>n<br />

Konsum wird auf <strong>de</strong>n Warenwert „aufgeschlagen“ und gehört mit<br />

zu <strong>de</strong>n wichtigsten Einnahmequellen <strong>de</strong>s Staates. Sie ist für alle<br />

gleich hoch, egal ob man viel, wenig o<strong>de</strong>r gar nichts verdient.<br />

Umsatzsteuersatz<br />

16 %<br />

19 %<br />

7%<br />

0%<br />

Normaler Umsatzsteuersatz<br />

von 16 bzw. 19 Prozent<br />

(ab 1. Januar 2007)<br />

Ermäßigter<br />

Umsatzsteuersatz<br />

von sieben Prozent<br />

Von <strong>de</strong>r Umsatzsteuer<br />

befreit<br />

Gilt für die meisten Waren,<br />

Güter und Dienstleistungen<br />

Gilt für wichtige Güter <strong>de</strong>s täglichen Bedarfs<br />

wie Lebensmittel, Bücher, Zeitungen, Fahrkarten<br />

für <strong>de</strong>n öffentlichen Nahverkehr<br />

Mieten, Arzthonorare, Eintrittspreise<br />

für Konzerte, Museen und Theater<br />

Alltägliche Steuerzahlung<br />

Wenn wir eine Zeitung kaufen, die<br />

Wohnung renovieren lassen o<strong>de</strong>r eine<br />

Fahrkarte für <strong>de</strong>n öffentlichen Nahverkehr<br />

am Automaten ziehen, je<strong>de</strong>s<br />

Mal zahlen wir Umsatzsteuer (umgangssprachlich<br />

auch Mehrwertsteuer<br />

genannt). Diese Steuer erhebt <strong>de</strong>r<br />

Staat auf fast alle Waren, Güter und<br />

Dienstleistungen. Je<strong>de</strong>r Verbraucher<br />

zahlt <strong>de</strong>n gleichen Umsatzsteuersatz<br />

von 16 Prozent, ab <strong>de</strong>m 1. Januar<br />

2007 sind es 19 Prozent. Es gibt allerdings<br />

einige wichtige Güter <strong>de</strong>s täglichen<br />

Lebens, für die ein ermäßigter<br />

Steuersatz von sieben Prozent gilt. Daran<br />

wird sich auch nach <strong>de</strong>m 1. Januar<br />

12


Info 2006 2007<br />

2007 nichts än<strong>de</strong>rn. Außer<strong>de</strong>m gibt es<br />

einige Leistungen, für die keine Umsatzsteuer<br />

fällig wird (siehe Tabelle<br />

„Umsatzsteuersatz“). Für einige Waren,<br />

etwa Mineralöl, Tabak, Strom, Kinobesuch<br />

o<strong>de</strong>r Branntwein, müssen wir<br />

neben <strong>de</strong>r Umsatzsteuer auch noch<br />

spezielle Verbrauchsteuern zahlen. Die<br />

Umsatzsteuer muss <strong>de</strong>r Endverbraucher<br />

bezahlen.<br />

Berechnung <strong>de</strong>r Vorsteuer<br />

(Es gilt <strong>de</strong>r Umsatzsteuersatz von 19 Prozent ab <strong>de</strong>m 1.1.2007)<br />

PRO<br />

Mit <strong>de</strong>n Einnahmen können die Sozialabgaben<br />

für Beschäftigte gesenkt wer<strong>de</strong>n.<br />

Damit wird Arbeit billiger, und mehr Arbeitsplätze<br />

können geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Besteuert wird nur <strong>de</strong>r Konsum: Wer<br />

viel konsumiert, zahlt mehr Steuern,<br />

wer wenig konsumiert, zahlt weniger<br />

Steuern.<br />

Die Einnahmen können zum<br />

Schul<strong>de</strong>nabbau eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Allerdings muss <strong>de</strong>r Produzent für<br />

je<strong>de</strong>s seiner Produkte die Umsatzsteuer<br />

abführen. Eine Belastung wird<br />

für ihn durch <strong>de</strong>n sogenannten<br />

Vorsteuerabzug ausgeschlossen.<br />

Dadurch kann <strong>de</strong>r Unternehmer die<br />

Umsatzsteuerbeträge als qVorsteuer<br />

wie<strong>de</strong>r absetzen, die er an an<strong>de</strong>re<br />

Unternehmen in seinen Lieferantenrechnungen<br />

gezahlt hat.<br />

Sarah kauft 100 DVD-Rohlinge vom Hersteller im Wert von 50 Euro plus 19 Prozent<br />

Umsatzsteuer, also für insgesamt 59,50 Euro. Die mit ihrem Film bespielten DVDs verkauft<br />

sie für je 3 Euro plus 19 Prozent Umsatzsteuer und nimmt so insgesamt 357 Euro<br />

ein (3,57 Euro pro DVD). Wie viel muss Sarah an das Finanzamt abführen?<br />

Sarah kauft<br />

DVD-Rohlinge ab Fabrikverkauf für<br />

50,00 Euro<br />

+ 19 % Umsatzsteuer + 9,50 Euro<br />

(die <strong>de</strong>r Hersteller an das Finanzamt abführt)<br />

Sarah verkauft<br />

die bespielten DVDs für<br />

300,00 Euro<br />

+ 19 % Umsatzsteuer + 57,00 Euro<br />

Sarah führt an das Finanzamt ab<br />

Eingenommene Umsatzsteuer<br />

abzüglich <strong>de</strong>r gezahlten Vorsteuer<br />

(erhält das Finanzamt vom Hersteller)<br />

Das Finanzamt erhält<br />

Pro und kontra Umsatzsteuererhöhung<br />

KONTRA<br />

57,00 Euro<br />

– 9,50 Euro<br />

= 47,50 Euro<br />

Menschen mit geringerem Einkommen<br />

wer<strong>de</strong>n verhältnismäßig<br />

stärker belastet, weil sie ihr Einkommen<br />

fast komplett für <strong>de</strong>n Konsum<br />

ausgeben.<br />

Die höheren Steuern können dazu<br />

führen, dass die Bürger weniger kaufen.<br />

Das schwächt die Wirtschaft.<br />

Muss <strong>de</strong>r Bürger höhere Umsatzsteuersätze<br />

zahlen, ergibt sich ein<br />

stärkerer Anreiz zur Schwarzarbeit.<br />

Umsatzsteuer<br />

in Europa<br />

Normalsätze in Prozent<br />

EU-Staaten (Auswahl)<br />

Schwe<strong>de</strong>n<br />

Polen<br />

Belgien<br />

Österreich<br />

Frankreich<br />

Deutschland<br />

Griechenland<br />

Großbritannien 17,5 %<br />

Spanien<br />

Luxemburg<br />

?<br />

16 %<br />

15 %<br />

22 %<br />

21 %<br />

20 %<br />

19,6 %<br />

19 %<br />

18 %<br />

25 %<br />

(ab 1. 1. 2007)<br />

Quelle: EU-Kommission 2006<br />

Warum wird die Umsatzsteuer<br />

angehoben?<br />

Die Umsatzsteuer in Deutschland<br />

gehörte bislang zu <strong>de</strong>n niedrigsten in<br />

Europa. Durch die Erhöhung kann <strong>de</strong>r<br />

Staat relativ schnell seine Einnahmen<br />

steigern, die er zur Finanzierung seiner<br />

Aufgaben braucht. Denn in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahrzehnten hat sich <strong>de</strong>r Staat<br />

stark verschul<strong>de</strong>n müssen. Nach Angaben<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung sind rund<br />

20 Prozent <strong>de</strong>r Ausgaben <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>shaushalts<br />

(etwa 50 Milliar<strong>de</strong>n Euro)<br />

nicht durch nachhaltige Einnahmen<br />

ge<strong>de</strong>ckt. Das be<strong>de</strong>utet: Diese Summe<br />

kann <strong>de</strong>r Staat nur aufbringen,<br />

wenn er einerseits seine Ausgaben<br />

entsprechend kürzt o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rerseits<br />

seine Einnahmen dauerhaft<br />

steigert.<br />

Um dieses strukturelle Problem zu<br />

lösen, hat sich die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

dazu entschlossen, die Umsatzsteuer<br />

auf 19 Prozent anzuheben. Von <strong>de</strong>n<br />

zu erwarten<strong>de</strong>n Mehreinnahmen in<br />

Milliar<strong>de</strong>nhöhe will <strong>de</strong>r Finanzminister<br />

ein Drittel dafür verwen<strong>de</strong>n, die Beiträge<br />

zur Arbeitslosenversicherung<br />

von 6,5 Prozent auf 4,5 Prozent zu<br />

senken. Dadurch steigt das Einkommen<br />

<strong>de</strong>r Arbeitnehmer, und für die<br />

Unternehmen wer<strong>de</strong>n die Arbeitsplätze<br />

kostengünstiger, weil die<br />

Lohnnebenkosten sinken.<br />

Rückblick<br />

1968 wur<strong>de</strong> die Umsatzsteuer,<br />

damals in Höhe<br />

von zehn Prozent, eingeführt.<br />

Seit<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> sie<br />

siebenmal angehoben:<br />

Jan. 1968: 10%<br />

Jul. 1968: 11%<br />

Jan. 1978: 12%<br />

Jul. 1979: 13%<br />

Jul. 1983: 14%<br />

Jan. 1993: 15%<br />

Apr. 1998: 16%<br />

Jan. 2007: 19%<br />

Weiter<strong>de</strong>nken<br />

Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und vertiefen<br />

mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />

<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />

gibt es von „Finanzen &<br />

Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />

zu aktuellen Themen<br />

aus <strong>de</strong>r Finanz- und<br />

Steuerpolitik zum kostenlosen<br />

Download unter www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong><br />

Internet-Tipp<br />

Interessante Zahlen rund<br />

um die Umsatzsteuer fin<strong>de</strong>n<br />

sich auf <strong>de</strong>r Webseite <strong>de</strong>s<br />

Statistischen Bun<strong>de</strong>samtes:<br />

www.statistik-bund.<strong>de</strong><br />

13


UNTERNEHMENSSTEUERN<br />

Mark hat sich bis zur Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit einer Computerfirma durchtelefoniert: „Mit einer Anzeige<br />

können Sie bei unseren Schülern punkten. Die sind schließlich Ihre Kun<strong>de</strong>n von morgen!“, wirbt Mark. „Unser<br />

Unternehmen hat lei<strong>de</strong>r mit Umsatzeinbußen zu kämpfen, daher mussten wir das Budget für Werbemaßnahmen<br />

kürzen. Aber ich wer<strong>de</strong> Ihre Anfrage prüfen und mich wie<strong>de</strong>r mel<strong>de</strong>n“, erhält Mark zur Antwort.<br />

„Ohne Wachstum keine<br />

neuen Jobs“<br />

Gesamtsteuerbelastung<br />

von Unternehmen<br />

Wenn Unternehmen Gewinne erwirtschaften, müssen sie, genauso<br />

wie Arbeitnehmer, auch Steuern zahlen. Allerdings spielen neben<br />

<strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Unternehmenssteuern auch die Belastungen durch<br />

Arbeitskosten und Bürokratie eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen<br />

Wettbewerb. Dies muss <strong>de</strong>r Gesetzgeber bei <strong>de</strong>r Festlegung<br />

<strong>de</strong>r Steuersätze beachten, damit keine Unternehmen ins Ausland<br />

abwan<strong>de</strong>rn. Unternehmen profitieren von vielen Leistungen <strong>de</strong>s<br />

Staates wie <strong>de</strong>r Bildung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Verkehrsinfrastruktur.<br />

Welche Steuern zahlen Unternehmen?<br />

Einkommensteuer<br />

q Körperschaftsteuer<br />

Neun von zehn Unternehmen sind Personengesellschaften.<br />

Deren Inhaber zahlen auf ihre Gewinne Einkommensteuer, manche<br />

davon am unteren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einkommensteuertabelle.<br />

Juristische Personen wie Aktiengesellschaften (AG) o<strong>de</strong>r<br />

Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) zahlen<br />

q Körperschaftsteuer.<br />

Unternehmen müssen einen Teil ihrer<br />

Gewinne als Steuern an <strong>de</strong>n Staat, also<br />

Bund und Län<strong>de</strong>r, abgeben. Bei <strong>de</strong>r<br />

qKörperschaftsteuer gibt es einen<br />

einheitlichen Steuersatz, das heißt,<br />

Aktiengesellschaften o<strong>de</strong>r so genannte<br />

Gesellschaften mit beschränkter Haftung<br />

(GmbH) zahlen für je<strong>de</strong>n Euro<br />

Gewinn <strong>de</strong>n gleichen Anteil Steuern.<br />

Einzelunternehmen und Personengesellschaften,<br />

etwa die „offene Han<strong>de</strong>lsgesellschaft“<br />

(OHG) o<strong>de</strong>r die „Kommanditgesellschaft“,<br />

zahlen dagegen<br />

Einkommensteuer: Je höher <strong>de</strong>r Gewinn<br />

ist, <strong>de</strong>sto größer ist <strong>de</strong>r fällige Steuersatz<br />

– genau wie bei Arbeitnehmern<br />

mit einem höherem Lohn.<br />

Der Mittelstand<br />

Gewerbesteuer<br />

Diese Steuer zahlen nur Gewerbebetriebe. Dazu gehören Industrie-,<br />

Handwerks- und Han<strong>de</strong>lsbetriebe. Freiberufler wie Ärzte o<strong>de</strong>r<br />

Anwälte sind ebenso wenig wie Landwirte gewerbesteuerpflichtig.<br />

qKleine und mittlere Unternehmen<br />

sind das Rückgrat <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirt-<br />

14


Info 2006 2007<br />

Steuerbelastung von Unternehmen<br />

Zu <strong>de</strong>n Unternehmenssteuern zählen alle vom Unternehmen zu tragen<strong>de</strong>n Steuern, beispielsweise Körperschaftsteuer bzw.<br />

Einkommensteuer und die Gewerbesteuer. Wenn man alle Steuern zusammenrechnet, die ein Unternehmen zahlen muss, dann<br />

ergibt sich in Deutschland eine durchschnittliche Steuerbelastung von 38,7 Prozent.<br />

50<br />

40<br />

Unternehmenssteuersätze 2005 im internationalen Vergleich (Auswahl)<br />

37,3 %<br />

38,7 %<br />

35 %<br />

39,9 %<br />

40,9 %<br />

30<br />

24,1 % 25 % 26 %<br />

28 %<br />

20<br />

15 %<br />

17,5 %<br />

19 %<br />

10<br />

0<br />

0 %<br />

schaft. Sie schaffen rund 70 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsplätze, stellen gut 80 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Ausbildungsplätze und erwirtschaften<br />

mehr als 40 Prozent <strong>de</strong>s<br />

qBruttoinlandsprodukts. Traditionell<br />

sind Mittelständler in Deutschland<br />

als Personengesellschaften organisiert.<br />

Damit die mittelständischen Unternehmen<br />

genug Eigenkapital und finanzielle<br />

Rücklagen bil<strong>de</strong>n können, will die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

die Unternehmensbesteuerung<br />

reformieren. In einem ersten<br />

Schritt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einkommensteuertarif<br />

seit 1998 <strong>de</strong>utlich gesenkt. Ziel ist<br />

es, <strong>de</strong>n Unternehmen dadurch eine<br />

möglichst gute Ausgangsbedingung für<br />

<strong>de</strong>n internationalen Wettbewerb zu<br />

verschaffen. Zu<strong>de</strong>m können sie staatlich<br />

geför<strong>de</strong>rte Kredite erhalten. Dies<br />

ist für viele Unternehmen die einzige<br />

Möglichkeit, überhaupt einen Kredit<br />

zu bekommen.<br />

Reform geplant<br />

Estland Lettland Ungarn Polen Schweiz Österreich<br />

Derzeit wer<strong>de</strong>n Unternehmen je nach<br />

ihrer Rechtsform unterschiedlich belastet.<br />

Künftig will die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

alle Unternehmen rechtsformneutral<br />

gleich besteuern, also unabhängig<br />

davon, ob es sich um eine Personeno<strong>de</strong>r<br />

eine Kapitalgesellschaft han<strong>de</strong>lt.<br />

Das ist <strong>de</strong>swegen notwendig, weil <strong>de</strong>r<br />

zunehmen<strong>de</strong> internationale Wettbewerb<br />

um Investitionen und Arbeitsplätze<br />

dazu geführt hat, dass an<strong>de</strong>re<br />

europäische Staaten ihre Unternehmenssteuersätze<br />

zum Teil drastisch<br />

gesenkt haben. Bislang gibt es keine<br />

Finnland Schwe<strong>de</strong>n Spanien Italien Deutschland<br />

einheitliche Metho<strong>de</strong> in Europa, um die<br />

Unternehmensgewinne zu ermitteln.<br />

Dennoch darf man in diesem Wettbewerb<br />

die richtigen steuerlichen Rahmenbedingungen<br />

nicht vernachlässigen,<br />

wenn sich Unternehmen für<br />

Standorte entschei<strong>de</strong>n.<br />

Die Höhe <strong>de</strong>r Steuern spielt eine wichtige<br />

Rolle, ob Unternehmen Arbeitsplätze<br />

erhalten o<strong>de</strong>r neue schaffen.<br />

Allerdings sollten Unternehmen, die mit<br />

einer Abwan<strong>de</strong>rung ins Ausland liebäugeln,<br />

die Standortfaktoren in <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn nicht ausblen<strong>de</strong>n, zum<br />

Beispiel Infrastruktur, Rechtssicherheit<br />

o<strong>de</strong>r die Qualifikation <strong>de</strong>r Arbeitnehmer.<br />

Im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn liegen<br />

die Steuersätze für Unternehmen<br />

in Deutschland relativ hoch (siehe auch<br />

Grafik „Steuerbelastung von Unternehmen“).<br />

Deshalb sind viele Wirtschaftsforschungsinstitute<br />

<strong>de</strong>r Meinung, dass<br />

man die Unternehmen steuerlich weiter<br />

entlasten muss. Die Wettbewerbs-<br />

USA<br />

Japan<br />

Quelle: „Die wichtigsten Steuern im internationalen Vergleich 2005“, BMF<br />

fähigkeit soll so gestärkt und einem<br />

Abwan<strong>de</strong>rn ins Ausland entgegengewirkt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die schwierige Haushaltslage<br />

erschwert es <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung,<br />

dies durchzusetzen. Zwar ist<br />

eine Senkung <strong>de</strong>r Steuersätze geplant,<br />

wesentlich geringere Einnahmen kann<br />

<strong>de</strong>r Staat allerdings kaum verkraften.<br />

Lohnnebenkosten<br />

? Beeinflussen Steuern Investitionen?<br />

Zu hohe Steuern schmälern die Investitionsbereitschaft<br />

von Unternehmen.<br />

Das gefähr<strong>de</strong>t Arbeitsplätze und verteuert<br />

die Schaffung neuer Jobs. Weltweit<br />

agieren<strong>de</strong> Großkonzerne stehen<br />

im globalen Wettbewerb: Sind die<br />

Steuersätze in einem an<strong>de</strong>ren Land<br />

sehr viel niedriger als in Deutschland,<br />

so besteht für sie ein Anreiz, Teile ihrer<br />

Die Senkung <strong>de</strong>r sogenannten<br />

Lohnnebenkosten ist eine weitere<br />

Möglichkeit, wie man Unternehmen<br />

dazu animieren kann, neue Arbeitsplätze<br />

zu schaffen. Unter Lohnnebenkosten<br />

versteht man vor allem die<br />

Beiträge zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Sozialversicherungen. In Deutschland<br />

bezahlt <strong>de</strong>r Arbeitgeber für je<strong>de</strong>n<br />

Arbeitnehmer jeweils die Hälfte <strong>de</strong>r<br />

Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung,<br />

bei <strong>de</strong>r Krankenund<br />

Pflegeversicherung trägt <strong>de</strong>r<br />

Arbeitnehmer einen etwas höheren<br />

Anteil.<br />

Geschäfte, insbeson<strong>de</strong>re im Finanzbereich,<br />

zu verlagern. Um im internationalen<br />

Wettbewerb mithalten zu<br />

können, verlagern einige Unternehmen<br />

ihre Produktionsstätten und Arbeitsplätze<br />

ins Ausland. Eine verantwortungsvolle<br />

nationale Steuerpolitik muss<br />

<strong>de</strong>shalb die Steuerbelastung von Unternehmen<br />

im Ausland im Auge haben.<br />

Mittelständische<br />

Unternehmen in<br />

Deutschland ...<br />

... stellen 99,7 Prozent<br />

aller Unternehmen dar.<br />

... beschäftigen 70,5<br />

Prozent aller Arbeitnehmer.<br />

... bil<strong>de</strong>n 82,4 Prozent<br />

aller Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n aus.<br />

... tätigen 40,8 Prozent<br />

aller umsatzsteuerpflichtigen<br />

Umsätze.<br />

(Quelle: Ifm, Bonn)<br />

Info aktuell<br />

Aktuelle Zahlen,<br />

Entwicklungen und<br />

Gesetzesvorhaben behan<strong>de</strong>lt<br />

das Arbeitsblatt <strong>de</strong>s Monats,<br />

das auf www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong>/schule zum kostenlosen<br />

Download bereitsteht.<br />

Internet-Tipp<br />

Hinweise zur Mittelstandsför<strong>de</strong>rung<br />

fin<strong>de</strong>n sich beim<br />

Bun<strong>de</strong>sministerium für<br />

Wirtschaft und Arbeit unter<br />

www.promittelstand.org<br />

Die Kreditanstalt für<br />

Wie<strong>de</strong>raufbau bietet<br />

För<strong>de</strong>rprogramme für mittelständische<br />

Unternehmen.<br />

Infos dazu gibt es unter:<br />

www.<br />

kfw-mittelstandsbank.<strong>de</strong><br />

15


BUNDESHAUSHALT<br />

Luca ist zufrie<strong>de</strong>n: „Unsere Einnahmen und Ausgaben halten sich die Waage. Wenn wir weiter so haushalten, sind<br />

wir bald im Plus.“ „Ich glaube, daraus wird nichts“, wirft Anne zerknirscht ein, „Mein Fotoapparat ist futsch. Wir<br />

brauchen dringend einen Neuen.“ „Mist! Jetzt müssen wir doch wie<strong>de</strong>r die Schulleitung anpumpen“, seufzt Luca.<br />

„Regieren nach Zahlen“<br />

Je<strong>de</strong>s Jahr muss die Bun<strong>de</strong>sregierung die voraussichtlichen Einnahmen<br />

und Ausgaben für das nächste Jahr zusammenstellen – dies geschieht<br />

im sogenannten qHaushaltsplan. Darin spiegelt sich die Aufgabenvielfalt<br />

<strong>de</strong>r Regierung wi<strong>de</strong>r. Je<strong>de</strong>r Bürger kann anhand <strong>de</strong>s Haushaltes<br />

sehen, wie viel Geld <strong>de</strong>r Staat für welche Bereiche ausgeben will.<br />

Der Haushaltsentwurf<br />

Das Finanzministerium erarbeitet nach<br />

<strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

einen Haushaltsentwurf. Dabei<br />

müssen strenge gesetzliche Vorschriften<br />

eingehalten wer<strong>de</strong>n, die für die<br />

Aufstellung, Ausführung und Kontrolle<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>shaushaltes gelten:<br />

3 Bund und Län<strong>de</strong>r müssen bei ihrer<br />

Haushaltswirtschaft auf das gesamt-<br />

wirtschaftliche Gleichgewicht Rücksicht<br />

nehmen (Art. 109 Abs. 2 GG).<br />

3 Die Kreditaufnahme darf im<br />

Normalfall die Investitionsausgaben<br />

nicht überschreiten.<br />

3 Die jährliche Neuverschuldung darf<br />

eine Obergrenze nicht überschreiten,<br />

die sich die Teilnehmerstaaten<br />

<strong>de</strong>r Europäischen Währungsunion<br />

im qMaastrichter Vertrag gesetzt<br />

haben.<br />

Parlament stimmt zu<br />

Das Recht, über <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Regierung<br />

aufgestellten Haushalt abzustimmen,<br />

ist eines <strong>de</strong>r ältesten parlamentarischen<br />

Rechte. Daher beschließt<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>stag unter Beteiligung <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>srats <strong>de</strong>n Haushalt. Hat <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>stag <strong>de</strong>m Haushaltsentwurf<br />

zugestimmt, wird er vom Finanzminister,<br />

<strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>skanzler und<br />

<strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten unterschrieben<br />

und im Bun<strong>de</strong>sgesetzblatt veröffentlicht.<br />

Erst dann tritt er in Kraft.<br />

Dies geschieht in <strong>de</strong>r Regel zum<br />

Jahresanfang. Die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

führt <strong>de</strong>n Haushalt aus und darf nur<br />

die Mittel ausgeben, die das Parlament<br />

bewilligt hat.<br />

16


Info 2006 2007<br />

Bun<strong>de</strong>shaushalt 2006<br />

Im Bun<strong>de</strong>shaushalt 2006 sind Einnahmen und Ausgaben von jeweils 261,6 Milliar<strong>de</strong>n Euro eingeplant. Davon entfallen auf:<br />

(ausgewählte Posten, Angaben in Milliar<strong>de</strong>n Euro, gerun<strong>de</strong>t)<br />

Einnahmen<br />

Ausgaben<br />

Umsatzsteuer<br />

71,8<br />

77,4<br />

Rentenversicherungsleistungen<br />

Lohn- und<br />

Einkommensteuer<br />

56,8<br />

38,5<br />

Arbeitsmarkt<br />

Mineralölsteuer<br />

Ertrag, Zinsabschlag und<br />

Körperschaftssteuer<br />

Tabaksteuer<br />

Stromsteuer<br />

Branntweinsteuer<br />

Gewerbesteuerumlage<br />

Nettokreditaufnahme<br />

Nachtragshaushalt<br />

Än<strong>de</strong>rt sich die Ausgabenlage so dramatisch,<br />

dass <strong>de</strong>r Haushalt nicht mehr<br />

ausreicht, können Regierung und<br />

Parlament <strong>de</strong>n beschlossenen Etat<br />

durch einen Nachtragshaushalt ergänzen.<br />

Dieser durchläuft das gleiche<br />

Verfahren wie <strong>de</strong>r normale Haushalt.<br />

Nach Ablauf <strong>de</strong>s Haushaltsjahres muss<br />

das Bun<strong>de</strong>sfinanzministerium <strong>de</strong>m<br />

Bun<strong>de</strong>stag und Bun<strong>de</strong>srat über alle<br />

Einnahmen und Ausgaben Rechenschaft<br />

abgeben. Alle Angaben überprüft<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srechnungshof, <strong>de</strong>ssen<br />

Mitglie<strong>de</strong>r unabhängig sind. Die Ergebnisse<br />

wer<strong>de</strong>n jährlich in einem Bericht<br />

veröffentlicht.<br />

Die EU re<strong>de</strong>t mit!<br />

Sonstiges<br />

Die Regierung muss sich nicht nur an<br />

die Vorgaben unseres Grundgesetzes<br />

halten, auch die Europäische Union<br />

(EU) hat ein Wörtchen mitzure<strong>de</strong>n.<br />

Denn die EU-Mitgliedslän<strong>de</strong>r, die <strong>de</strong>n<br />

Euro als Währung eingeführt haben,<br />

haben sich in <strong>de</strong>m sogenannten<br />

„Stabilitäts- und Wachstumspakt“<br />

darauf verständigt, ihre Wirtschafts-,<br />

Finanz- und Währungspolitik aufeinan<strong>de</strong>r<br />

abzustimmen. Dieser Pakt<br />

besagt, dass keine Regierung unbegrenzt<br />

Schul<strong>de</strong>n machen darf. So<br />

ist nur eine Neuverschuldung von<br />

maximal drei Prozent <strong>de</strong>s qBruttoinlandsprodukts<br />

(BIP) erlaubt.<br />

Außer<strong>de</strong>m darf die Höhe aller Staatsschul<strong>de</strong>n<br />

maximal 60 Prozent <strong>de</strong>s<br />

BIP betragen. Wenn ein Euro-Land<br />

Schwierigkeiten hat, diese Grenzen<br />

einzuhalten, setzt die Kommission ein<br />

mehrstufiges Verfahren in Gang. In<br />

Deutschland lag im Jahr 2005 die<br />

Neuverschuldung zum vierten Mal in<br />

Folge <strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>r Drei-Prozent-<br />

Grenze. Die EU-Finanzminister haben<br />

die Bun<strong>de</strong>sregierung verpflichtet,<br />

En<strong>de</strong> 2007 die Defizitgrenze wie<strong>de</strong>r<br />

einzuhalten, ansonsten droht eine<br />

Strafzahlung in Milliar<strong>de</strong>nhöhe.<br />

?<br />

32,1<br />

17,7<br />

14,7<br />

6,6<br />

2,2<br />

1,4<br />

38,2<br />

20,1<br />

Warum macht <strong>de</strong>r<br />

Staat Schul<strong>de</strong>n?<br />

37,6<br />

24,0<br />

19,9<br />

12,4<br />

6,1<br />

4,0<br />

Wenn <strong>de</strong>r Staat nicht genug Einnahmen<br />

hat, um alle seine Verpflichtungen<br />

zu erfüllen, muss er Schul<strong>de</strong>n machen.<br />

Eine Schul<strong>de</strong>naufnahme kann dann<br />

sinnvoll sein, wenn <strong>de</strong>r Staat das Geld<br />

in neue Infrastruktur o<strong>de</strong>r Bildungsvorhaben<br />

steckt. Von diesen Investitionen<br />

können auch kommen<strong>de</strong> Generationen<br />

profitieren. Dieser Grundsatz ist im<br />

Grundgesetz (Art. 115) fest verankert.<br />

Es besagt, dass die Kredite die Summe<br />

Zinsen<br />

Verteidigung<br />

Verkehr<br />

Forschung, Bildung und Wissenschaft,<br />

kulturelle Angelegenheiten<br />

Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung<br />

Wirtschaftliche Entwicklung<br />

und Zusammenarbeit<br />

3,5 Familienpolitische Leistungen<br />

3,5 Inneres<br />

1,6 Bauwesen<br />

1,1 Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz<br />

32<br />

Sonstiges<br />

Quelle: Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

<strong>de</strong>r im Haushaltsplan veranschlagten<br />

Ausgaben für Investitionen nicht überschreiten<br />

dürfen.<br />

Mittlerweile ist Deutschlands Schul<strong>de</strong>nberg<br />

allerdings auf mehr als 1,5<br />

Billionen Euro angewachsen. Die<br />

Schul<strong>de</strong>nlast schränkt die Handlungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s ein, da nicht<br />

mehr genug Geld für die Erfüllung<br />

wichtiger gesellschaftspolitischer<br />

Aufgaben zur Verfügung steht. Dies<br />

führt zu Belastungen <strong>de</strong>r heutigen<br />

und künftigen Steuerzahler.<br />

Der Haushaltsentwurf für das Jahr<br />

2006 weist eine Nettokreditaufnahme<br />

von 38,2 Milliar<strong>de</strong>n Euro aus, für Investitionen<br />

sind allerdings nur 23,2<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro eingeplant. Die Höhe<br />

<strong>de</strong>r neuen Schul<strong>de</strong>n überschreitet<br />

damit die Regelgrenze <strong>de</strong>s Grundgesetzes.<br />

Zwar ist dies durch die Verfassung<br />

erlaubt, wenn konjunkturelle<br />

Grün<strong>de</strong> vorliegen. Doch <strong>de</strong>r Staat darf<br />

auf Dauer nicht immer neue Schul<strong>de</strong>n<br />

machen. Zum einen setzt die Verfassung<br />

Grenzen, und zum an<strong>de</strong>ren<br />

wür<strong>de</strong> die Zinslast eines Tages so groß<br />

sein, dass kein finanzieller Spielraum<br />

mehr für dringend nötige Investitionen<br />

und die Erfüllung <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Aufgaben bleibt.<br />

Weiter<strong>de</strong>nken<br />

Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und vertiefen<br />

mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />

<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />

gibt es von „Finanzen &<br />

Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />

zu aktuellen Themen<br />

aus <strong>de</strong>r Finanz- und Steuerpolitik<br />

zum kostenlosen<br />

Download unter www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong><br />

Internet-Tipp<br />

Die Broschüre „Der<br />

Bun<strong>de</strong>shaushalt – Politik<br />

nach Zahlen“ kann beim<br />

Bun<strong>de</strong>sfinanzministerium<br />

unter www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong> bestellt o<strong>de</strong>r als PDF-<br />

Datei heruntergela<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Infos zu <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>r<br />

Staatsverschuldung von<br />

Mitgliedslän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Union fin<strong>de</strong>n sich<br />

bei <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Zentralbank unter<br />

www.ecb.int<br />

17


ÖFFENTLICHE AUFGABEN<br />

„Was sollte Deiner Meinung nach in <strong>de</strong>r Schule verbessert wer<strong>de</strong>n?“, fragt Anne ihre Mitschülerin.<br />

„Es müsste alles etwas mo<strong>de</strong>rner wer<strong>de</strong>n. Vielleicht mehr Unterricht mit <strong>de</strong>m Internet. Ein kostenloses<br />

Internet-Café wäre super!“ „Und wer soll das bezahlen?“, fragt Anne. „Die Schule natürlich!“<br />

„Wo lan<strong>de</strong>t das Geld <strong>de</strong>r Bürger?“<br />

Bund, Län<strong>de</strong>r und Gemein<strong>de</strong>n finanzieren ihre umfangreichen Aufgaben<br />

zum allergrößten Teil durch unsere Steuergel<strong>de</strong>r: so fließt allein<br />

je<strong>de</strong>r zweite Euro in die Bereiche Arbeit und Soziales. Immer wichtiger<br />

wer<strong>de</strong>n im Wettstreit <strong>de</strong>r Industrielän<strong>de</strong>r allerdings Investitionen in<br />

die Zukunft, beispielsweise in Bildung und Wissenschaft.<br />

Der Staat hat viele verschie<strong>de</strong>ne Aufgaben zu erfüllen<br />

Mit <strong>de</strong>n Steuereinnahmen, die sich<br />

Bund, Län<strong>de</strong>r und Gemein<strong>de</strong>n teilen,<br />

finanzieren sie die verschie<strong>de</strong>nen<br />

öffentlichen Aufgaben. Dabei ist genau<br />

festgelegt, welche Ebene welche Aufgaben<br />

übernehmen muss. Beispielsweise<br />

sind die Kommunen für die<br />

Müllabfuhr o<strong>de</strong>r die Versorgung mit<br />

Strom, Gas und Wasser zuständig, die<br />

Län<strong>de</strong>r geben viel Geld für Schulen,<br />

Universitäten, Polizei und das Gesundheitswesen<br />

aus, <strong>de</strong>r Bund finanziert<br />

unter an<strong>de</strong>rem die Bereiche „soziale Sicherung“,<br />

„Verkehr“ und „Verteidigung“.<br />

3 Im Bereich <strong>de</strong>r Sozialausgaben muss<br />

<strong>de</strong>r Bund 2006 alleine 77,4 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro für die Rentenversicherung ausgeben.<br />

Für das Arbeitslosengeld II sind<br />

im Haushaltsentwurf 2006 rund<br />

24,4 Milliar<strong>de</strong>n Euro vorgesehen.<br />

3 Etwa je<strong>de</strong>n neunten Euro (2006: rund<br />

24 Milliar<strong>de</strong>n Euro) gibt <strong>de</strong>r Bund für<br />

die Verteidigung aus. Damit finanziert<br />

er neben <strong>de</strong>n Soldaten auch<br />

die Zivildienstleisten<strong>de</strong>n. Ein weiterer<br />

Teil fließt in die zivile Verteidigung,<br />

beispielsweise zur Vorbereitung von<br />

Katastropheneinsätzen.<br />

3 Die Ausgaben <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s für Bildung<br />

und Forschung sind in <strong>de</strong>n<br />

vergangenen sechs Jahren stetig<br />

gestiegen. Alleine vier Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro stellt <strong>de</strong>r Bund <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn bis<br />

zum Jahr 2009 für <strong>de</strong>n Auf- und<br />

Ausbau von Ganztagsschulen zur<br />

Verfügung. Allerdings ist das eine<br />

Ausnahme: Grundsätzlich sind nämlich<br />

die Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r selbst für<br />

Schulen und Hochschulen zuständig.<br />

3 Eine grundlegen<strong>de</strong> Voraussetzung<br />

für einen konkurrenzfähigen Wirtschaftsstandort<br />

ist auch ein mo<strong>de</strong>rnes<br />

Verkehrssystem. Ein guter Teil<br />

18


Info 2006 2007<br />

unserer Steuergel<strong>de</strong>r (2006: rund 9,1<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro) wird daher für <strong>de</strong>n<br />

Ausbau und die Instandhaltung von<br />

Autobahnen, Bun<strong>de</strong>sstraßen, Schienen<br />

und Wasserstraßen verwen<strong>de</strong>t.<br />

3 Für die innere Sicherheit sind im<br />

Bun<strong>de</strong>shaushalt 2006 rund 2,9 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro vorgesehen. Auf <strong>de</strong>n<br />

ersten Blick erscheint das recht wenig.<br />

Doch man darf nicht vergessen,<br />

dass die Län<strong>de</strong>r in diesem<br />

Bereich hauptsächlich verantwortlich<br />

sind. Der Bund finanziert dagegen<br />

die Bun<strong>de</strong>spolizei, die vor<br />

allem an <strong>de</strong>n Grenzen, Bahnhöfen<br />

und Flughäfen eingesetzt wird.<br />

Außer<strong>de</strong>m unterstehen ihm einige<br />

Bun<strong>de</strong>sämter, <strong>de</strong>r Zoll und das<br />

Bun<strong>de</strong>skriminalamt.<br />

3 Auf Bun<strong>de</strong>sebene wer<strong>de</strong>n auch die<br />

Infrastruktur in benachteiligten Regionen<br />

und Wirtschaftszweigen<br />

geför<strong>de</strong>rt und die Aktivitäten von<br />

kleinen und mittelgroßen Unternehmen<br />

unterstützt. Einen wichtigen<br />

Schwerpunkt bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r<br />

„Aufbau Ost“.<br />

Hohe Sozialausgaben<br />

Die Ausgaben für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r<br />

sozialen Sicherung bil<strong>de</strong>n im Haushaltsplan<br />

<strong>de</strong>n mit Abstand größten<br />

Block: Er umfasst rund 134 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro, das sind 51 Prozent aller Ausgaben<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s. Das war nicht<br />

immer so. Noch im Jahr 1990 wur<strong>de</strong><br />

für Rente, Arbeitsmarkt und sonstige<br />

soziale Aufgaben zusammengenommen<br />

nur rund ein Drittel <strong>de</strong>s gesamten<br />

Haushaltes aufgewen<strong>de</strong>t.<br />

Doch die Welt hat sich rasant verän<strong>de</strong>rt.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re Deutschland hatte<br />

große Aufgaben zu erfüllen, so musste<br />

zum Beispiel die Teilung von Ostund<br />

West-Deutschland überwun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Seit <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung<br />

fließen Bun<strong>de</strong>smittel in Milliar<strong>de</strong>nhöhe<br />

in <strong>de</strong>n „Aufbau Ost“. Zu<strong>de</strong>m<br />

schnellten die Sozialausgaben in die<br />

Höhe, was unter an<strong>de</strong>rem auf die<br />

Angleichung <strong>de</strong>r Renten zurückzuführen<br />

ist. Aber auch <strong>de</strong>r nach 1990<br />

immer rasanter fortschreiten<strong>de</strong> Prozess<br />

<strong>de</strong>r Globalisierung wirkte sich auf<br />

die Sozialsysteme aus: Viele Unternehmen<br />

verlagerten ihre Produktion<br />

ins Ausland, wo sie oft nur einen<br />

Bruchteil <strong>de</strong>r in Deutschland üblichen<br />

Löhne bezahlen müssen. Vor allem<br />

Arbeitsplätze für gering qualifizierte<br />

Arbeitnehmer gingen auf diese<br />

Weise verloren, und die Zahl <strong>de</strong>r<br />

Arbeitslosen stieg an.<br />

Infolge dieser Verän<strong>de</strong>rungen gab es<br />

immer weniger sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigte, dafür aber eine<br />

wachsen<strong>de</strong> Zahl an Leistungsempfängern.<br />

Eine große Finanzierungslücke<br />

entstand, die <strong>de</strong>r Staat mit Steuergel<strong>de</strong>rn<br />

und Schul<strong>de</strong>n ausgleichen muss.<br />

Das gleiche Problem hat auch die<br />

gesetzliche Rentenversicherung.<br />

Konsumtive Ausgaben<br />

Zählt man die Sozialausgaben, Zinsen,<br />

Personalausgaben und Gel<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n<br />

Arbeitsmarkt zusammen, so finanziert<br />

<strong>de</strong>r Bund heute etwa zu drei Vierteln<br />

so genannte konsumtive Ausgaben.<br />

Darunter versteht man Mittel, die<br />

nicht in Investitionen fließen. Alle Parteien<br />

sind sich darin einig, dass sich<br />

Deutschland diese Entwicklung in Zukunft<br />

nicht mehr leisten kann. Doch<br />

wie man <strong>de</strong>m konkret entgegenwirken<br />

will, darüber streiten sich die verschie<strong>de</strong>nen<br />

politischen Richtungen.<br />

Sollten Bürger mehr Eigenverantwortung tragen?<br />

PRO<br />

Die öffentlichen Kassen sind leer,<br />

daher sollte sich <strong>de</strong>r Staat auf seine<br />

Kernaufgaben konzentrieren.<br />

Der Staat sollte nicht alles vorschreiben.<br />

Der „mündige Bürger“ sollte frei wählen<br />

dürfen, wie er sich beispielsweise gegen<br />

Krankheit, Arbeitslosigkeit o<strong>de</strong>r<br />

Pflegebedürftigkeit absichert.<br />

Geringere Sozialabgaben entlasten die<br />

Unternehmen, da die Lohnnebenkosten<br />

sinken und neue Arbeitsplätze entstehen<br />

können.<br />

?<br />

Mehr Eigenverantwortung<br />

für die Bürger?<br />

Es wird diskutiert, in welchem<br />

Umfang <strong>de</strong>r Staat die individuellen<br />

Lebensrisiken <strong>de</strong>r Bürger absichern<br />

soll und welchen Anteil die Menschen<br />

selbst tragen müssen. Mit <strong>de</strong>m Ziel,<br />

die Kosten <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Sozialversicherungen<br />

in <strong>de</strong>n Griff zu<br />

bekommen und <strong>de</strong>n Menschen mehr<br />

Eigenverantwortung zu übertragen,<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n letzten Jahren schon<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Einschnitte vorgenommen,<br />

wie zum Beispiel die<br />

Reformen in <strong>de</strong>r Renten-, Krankenund<br />

Pflegeversicherung.<br />

So sollten durch die Einführung <strong>de</strong>r<br />

Praxisgebühr im Jahr 2004 nicht nur<br />

die Kassen <strong>de</strong>r Krankenversicherungen<br />

entlastet, son<strong>de</strong>rn auch die<br />

Bürger dazu bewegt wer<strong>de</strong>n, nur im<br />

Ernstfall zum Arzt zu gehen.<br />

Nach Artikel 20 Absatz 1 <strong>de</strong>s Grundgesetzes<br />

ist die Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

Deutschland „ein <strong>de</strong>mokratischer<br />

und sozialer Bun<strong>de</strong>sstaat“ – aber in<br />

welchem Umfang sind die sozialen<br />

Aufgaben <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik im<br />

globalen Wettbewerb noch finanzierbar?<br />

Und wo liegen die Grenzen<br />

sozialstaatlicher Leistungen und Maßnahmen?<br />

KONTRA<br />

Arbeitnehmer mit geringem Einkommen,<br />

Arbeitslose, Rentner o<strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong><br />

haben nur einen geringen finanziellen<br />

Spielraum: Sie könnten die zusätzlichen<br />

Belastungen nicht aufbringen.<br />

Viele Menschen wissen zu wenig über<br />

die Möglichkeiten, die sie haben, und<br />

können gar nicht überblicken, welche<br />

Risiken sie überhaupt absichern sollten.<br />

Bevor die Normalverdiener zur Kasse<br />

gebeten wer<strong>de</strong>n, sollte <strong>de</strong>r Staat<br />

zunächst die Besser- und Großverdiener<br />

in die Pflicht nehmen.<br />

Internet-Tipp<br />

Das Schülermagazin „Sozialpolitik“<br />

gibt einen anschaulichen<br />

Überblick über die<br />

Strukturen, Prinzipien und<br />

Leistungen <strong>de</strong>s Systems <strong>de</strong>r<br />

Sozialen Sicherung in<br />

Deutschland und über<br />

die Probleme und Reformperspektiven<br />

<strong>de</strong>r Sozialpolitik.<br />

Das Magazin kann kostenlos<br />

bestellt wer<strong>de</strong>n unter<br />

www.sozialpolitik.com<br />

Zum Nachlesen<br />

Die Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit<br />

informiert über Soforthilfeprogramme<br />

für arbeitslose<br />

Jugendliche in ihrer Broschüre<br />

„Fit for Job“, die im Internet<br />

kostenlos heruntergela<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

www.sofortprogramm.<strong>de</strong><br />

Im „Bericht zur Tragfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Finanzen“<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums <strong>de</strong>r<br />

Finanzen wer<strong>de</strong>n Wege zur<br />

Sicherung <strong>de</strong>r dauerhaften<br />

Handlungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

Finanzpolitik und zur Erhaltung<br />

langfristiger Grundlagen<br />

für wirtschaftliches Wachstum<br />

aufgezeigt. Kostenloser<br />

Download unter www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong><br />

19


FAMILIENPOLITIK<br />

„Oh Mann, ich soll heute Abend schon wie<strong>de</strong>r auf das Kind meiner älteren Schwester aufpassen!“, stöhnt Sarah.<br />

„Und was ist mit <strong>de</strong>m Vater?“, will Luca wissen. „Der ist geschäftlich unterwegs. Einer muss ja das Geld verdienen,<br />

meint er.“ „Deine Schwester hat doch vorher viel besser verdient. Warum ist <strong>de</strong>nn nicht er zu Hause<br />

geblieben?“ „Er hatte wohl Angst, dass dann seine Karriere vorbei ist.“<br />

„Familien vor!“<br />

Schon <strong>de</strong>r römische Philosoph Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.)<br />

bezeichnete die Familie als „Keimzelle <strong>de</strong>s Staates“. Und in unserem<br />

Grundgesetz heißt es: „Ehe und Familie stehen unter <strong>de</strong>m beson<strong>de</strong>ren<br />

Schutze <strong>de</strong>r staatlichen Ordnung“ (Art. 6, Abs. 1). Nicht nur <strong>de</strong>swegen<br />

kommt <strong>de</strong>r Familienpolitik eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu:<br />

Seit Jahren stagniert die Geburtenrate in Deutschland auf einem<br />

sehr niedrigen Niveau. Da die Menschen zugleich immer länger<br />

leben, wird unsere Gesellschaft immer älter.<br />

Län<strong>de</strong>r Europas, dass Zukunftsängste<br />

<strong>de</strong>r Hauptgrund dafür sind, dass sie<br />

sich gegen Kin<strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n. In<br />

Deutschland sind mehr als ein Viertel<br />

<strong>de</strong>r Befragten <strong>de</strong>r Meinung, dass man<br />

nur dann genug Geld verdienen kann,<br />

wenn man kin<strong>de</strong>rlos bleibt. Rund 15<br />

Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Frauen und<br />

mehr als 22 Prozent <strong>de</strong>r Männer<br />

wollen daher gar keine Kin<strong>de</strong>r mehr<br />

haben.<br />

Familienpolitik<br />

ist Zukunftspolitik<br />

Für die <strong>de</strong>mografische Entwicklung in<br />

<strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten gibt es viele<br />

Grün<strong>de</strong>. Immer mehr Menschen, nicht<br />

nur in Deutschland, verzichten bei-<br />

spielsweise auf Kin<strong>de</strong>r, da sie Familie<br />

und Beruf nicht miteinan<strong>de</strong>r vereinbaren<br />

können o<strong>de</strong>r ihnen die Zukunft<br />

generell als zu unsicher erscheint. So<br />

sagen in einer Umfrage im Auftrag<br />

<strong>de</strong>r EU-Kommission die Menschen aus<br />

sechs <strong>de</strong>r insgesamt 14 befragten<br />

Doch die Geburtenrückgänge wirken<br />

sich auf die gesamte Gesellschaft aus.<br />

Schließlich basiert unser Rentensystem<br />

darauf, dass die Jüngeren, also die<br />

Arbeitnehmer von heute, durch ihre<br />

Beiträge die Rente <strong>de</strong>r Älteren finanzieren.<br />

Unser Rentenversicherungs-<br />

20


Info 2006 2007<br />

system ist in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten<br />

stark ins Wanken geraten (siehe auch<br />

Seite 24/25). Demnach muss es im<br />

Interesse aller sein, dass <strong>de</strong>r Staat<br />

Familien finanziell entlastet und ihnen<br />

bei <strong>de</strong>r Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r unter<br />

die Arme greift. Hier kommen verschie<strong>de</strong>ne<br />

Möglichkeiten in Frage, etwa<br />

in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Staat Steuererleichterungen<br />

gewährt, Kin<strong>de</strong>rgeld auszahlt o<strong>de</strong>r<br />

dafür sorgt, dass genug Betreuungsmöglichkeiten<br />

vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />

Eltern- statt Erziehungsgeld<br />

Ein wichtiger neuer Baustein <strong>de</strong>r Familienför<strong>de</strong>rung<br />

ist das sogenannte<br />

Elterngeld, das zum 1. Januar 2007<br />

das bisherige Erziehungsgeld ersetzen<br />

wird. Es soll <strong>de</strong>n Einkommensverlust<br />

nach <strong>de</strong>r Geburt eines Kin<strong>de</strong>s zumin<strong>de</strong>st<br />

teilweise reduzieren und die Väter<br />

darüber hinaus ermutigen, sich<br />

mehr um die Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r<br />

zu kümmern. Bisher war es so, dass<br />

die Familie zwar Zuwachs bekommt,<br />

das Familieneinkommen aber<br />

schrumpft o<strong>de</strong>r sogar ganz wegfällt,<br />

wenn ein Elternteil aufhört zu arbeiten,<br />

um sich <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rerziehung zu widmen.<br />

Das Elterngeld will dies auffangen,<br />

es ist im Gegensatz zu Sozialhilfe<br />

o<strong>de</strong>r qArbeitslosengeld II allerdings<br />

keine staatliche Sozialleistung.<br />

Es steht vielmehr für einen Perspektivwechsel<br />

in <strong>de</strong>r Familienpolitik. Das<br />

Elterngeld erhalten nämlich nicht nur<br />

sozial Schwache bis zu einer gewissen<br />

Einkommensgrenze. Es kommt<br />

allen Eltern zugute, unabhängig von<br />

<strong>de</strong>ren Einkommen, und ist eine familienpolitische<br />

Leistung, mit <strong>de</strong>r die<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung in <strong>de</strong>r kritischen<br />

Zeit nach <strong>de</strong>r Geburt eines Kin<strong>de</strong>s<br />

einen Schonraum vor allem für junge<br />

Eltern schaffen will. Sie will ihnen so<br />

ermöglichen, sich an ihre neue Rolle<br />

zu gewöhnen, ohne sich dabei im<br />

ersten Lebensjahr <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s um das<br />

finanzielle Auskommen sorgen zu<br />

müssen. Kern <strong>de</strong>s Elterngelds ist, dass<br />

<strong>de</strong>r Staat nach <strong>de</strong>r Geburt <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

das bisherige Einkommen <strong>de</strong>s erziehen<strong>de</strong>n<br />

Elternteiles zu 67 Prozent,<br />

maximal aber 1.800 Euro netto, ein<br />

Jahr lang auszahlt. Alle Familien erhalten<br />

einen Min<strong>de</strong>stbetrag von 300<br />

Euro, unabhängig davon ob man vorher<br />

gearbeitet hat o<strong>de</strong>r nicht. Die<br />

einzige Bedingung ist, dass man nicht<br />

mehr als 30 Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Woche<br />

arbeiten darf. Wenn sich <strong>de</strong>r Partner,<br />

in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r Ehemann, in <strong>de</strong>n<br />

ersten Lebensmonaten <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

auch an <strong>de</strong>r Erziehung beteiligt und<br />

entsprechend weniger arbeitet, bekommt<br />

die Familie das Elterngeld zwei<br />

weitere, insgesamt also 14, Monate.<br />

Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten<br />

steuerlich absetzbar<br />

Eltern können die Kosten für ihre<br />

Kin<strong>de</strong>rbetreuung unter bestimmten<br />

Bedingungen und bis zu gewissen<br />

Grenzen von <strong>de</strong>r Steuer absetzen. Das<br />

hängt davon ab, wie alt das Kind ist<br />

und ob bei<strong>de</strong> Eltern arbeiten o<strong>de</strong>r nur<br />

ein Elternteil. Damit will <strong>de</strong>r Staat vor<br />

allem Eltern kleinerer Kin<strong>de</strong>r finanziell<br />

entlasten, die in <strong>de</strong>r Regel beson<strong>de</strong>rs<br />

hohe Betreuungskosten haben. Alleinerzieher<br />

erhalten zu<strong>de</strong>m einen zusätzlichen<br />

Freibetrag (1.308 Euro pro Jahr).<br />

?<br />

Familien finanziell för<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r<br />

mehr Betreuungsangebote für Kin<strong>de</strong>r?<br />

Das Elterngeld wird kontrovers diskutiert:<br />

Hätte <strong>de</strong>r Bund die dafür eingeplanten<br />

Summen und die steuerliche<br />

Absetzung von Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten<br />

nicht besser dafür nutzen sollen,<br />

die Betreuungsangebote auszubauen<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Nutzung kostenlos<br />

für alle zu machen? Denn bislang müssen<br />

Eltern Geld dafür bezahlen, damit<br />

ihr Kind <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarten o<strong>de</strong>r Hort<br />

Mit <strong>de</strong>m Geld sollen Familien<br />

direkt unterstützt wer<strong>de</strong>n, weil ...<br />

... viele Frauen sich nach <strong>de</strong>r Geburt voll<br />

und ganz ihrem Kind widmen und gar<br />

nicht in <strong>de</strong>n Beruf zurückkehren wollen.<br />

... <strong>de</strong>r Staat das Eltern- und Kin<strong>de</strong>rgeld<br />

unabhängig von Einkommensgrenzen<br />

zahlt.<br />

... die Eltern die Hauptverantwortung für<br />

die Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r tragen und<br />

längst nicht alle die angebotenen<br />

Betreuungsmöglichkeiten nutzen wollen.<br />

Die steuerlichen Vorteile sollen außer<strong>de</strong>m<br />

einen Anreiz dafür schaffen, dass<br />

mehr Arbeitsplätze in <strong>de</strong>n privaten<br />

Haushalten entstehen (siehe auch Seite<br />

22/23).<br />

Eine weitere staatliche Vergünstigung<br />

ist das qKin<strong>de</strong>rgeld beziehungsweise<br />

<strong>de</strong>r qKin<strong>de</strong>rfreibetrag in<br />

Verbindung mit <strong>de</strong>m Betreuungsfreibetrag.<br />

Der Staat gewährt entwe<strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>rgeld o<strong>de</strong>r die Freibeträge. Das<br />

Finanzamt überprüft bei <strong>de</strong>r Steuererklärung<br />

automatisch, welche Wahl die<br />

günstigste für die Eltern ist.<br />

Als Kin<strong>de</strong>rgeld bekommen Eltern<br />

heute für das erste, zweite und dritte<br />

Kind monatlich jeweils 154 Euro, ab<br />

<strong>de</strong>m vierten Kind sind es 179 Euro.<br />

Allerdings gilt ab <strong>de</strong>m 1. Januar 2007,<br />

dass das Kin<strong>de</strong>rgeld maximal nur noch<br />

bis zum 25. Lebensjahr ausbezahlt<br />

wird. Bislang bekam man es, sofern<br />

das Kind sich in <strong>de</strong>r Schul-, Berufsausbildung<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Studium befand, bis<br />

zum Alter von 27 Jahren.<br />

besuchen kann. Diese Kosten können<br />

sie vom zu versteuern<strong>de</strong>n Einkommen<br />

abziehen, das heißt, sie zahlen weniger<br />

Steuern. Wie hoch <strong>de</strong>r individuelle Beitrag<br />

ist, hängt unter an<strong>de</strong>rem vom<br />

Wohnort, <strong>de</strong>m Träger <strong>de</strong>r Einrichtung<br />

und <strong>de</strong>n Einkommensverhältnissen <strong>de</strong>r<br />

Eltern ab. Eltern mit einem geringen<br />

Einkommen zahlen <strong>de</strong>mnach weniger<br />

als Eltern, die viel Geld verdienen.<br />

Mit <strong>de</strong>m Geld sollen Betreuungsmöglichkeiten<br />

unterstützt wer<strong>de</strong>n, weil ...<br />

... Frauen überhaupt nur dann in das Berufsleben<br />

zurückkehren können, wenn genug<br />

Betreuungsmöglichkeiten vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />

... Steuerfreibeträge vor allem die<br />

Besserverdiener entlasten, von <strong>de</strong>r<br />

Infrastruktur profitieren alle gleich.<br />

... in Kin<strong>de</strong>rgärten, Horten und<br />

Ganztagesschulen alle Kin<strong>de</strong>r betreut und<br />

geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Das Elterngeld<br />

3 Das Elterngeld ersetzt 67<br />

Prozent <strong>de</strong>s bisherigen Einkommens<br />

<strong>de</strong>s erziehen<strong>de</strong>n<br />

Elternteiles bis zu einem Höchstsatz<br />

von 1.800 Euro netto.<br />

3 Es gibt einen vom<br />

Einkommen unabhängigen<br />

Sockelbetrag von 300 Euro.<br />

3 Dieser Sockelbetrag wird<br />

nicht mit an<strong>de</strong>ren sozialstaatlichen<br />

Transferleistungen,<br />

etwa mit <strong>de</strong>m Arbeitslosengeld<br />

II, verrechnet.<br />

3 Wer mehr als 30 Stun<strong>de</strong>n pro<br />

Woche arbeitet, hat keinen<br />

Anspruch auf Elterngeld.<br />

Weiter<strong>de</strong>nken<br />

Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und vertiefen<br />

mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />

<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />

gibt es von „Finanzen &<br />

Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />

zu aktuellen Themen<br />

aus <strong>de</strong>r Finanz- und Steuerpolitik<br />

zum kostenlosen<br />

Download unter www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong><br />

Internet-Tipp<br />

Grundsätzliche und aktuelle<br />

Informationen zur Familienpolitik<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

bietet die Webseite <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />

Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend: www.bmfsfj.<strong>de</strong><br />

Spezielle Informationen und<br />

Hintergrün<strong>de</strong> zum Ganztagsschulprogramm<br />

fin<strong>de</strong>n sich<br />

auf <strong>de</strong>r Webseite www.<br />

ganztagsschulen.org<br />

einem Angebot <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />

Bildung und Forschung.<br />

21


SCHWARZARBEIT<br />

„Was ist mit dir, Mark, bist du morgen Abend beim Redaktionsessen dabei?“, will Sarah wissen. „Nö, ich helfe im<br />

Club meines Kumpels aus. Gibt eine gute Bezahlung, und das Trinkgeld stimmt auch!“ „Kriegst du das bar auf<br />

die Kralle?“ „Ja, dieses Mal schon. Aber bald wer<strong>de</strong> ich da öfter arbeiten, und dann gibt’s auch einen Vertrag.“<br />

„Fair geht vor“<br />

qSchwarzarbeit scha<strong>de</strong>t uns allen – sowohl <strong>de</strong>m Staat als auch<br />

<strong>de</strong>n ehrlichen Unternehmern und Beschäftigten. Daher ist <strong>de</strong>r<br />

Staat sehr daran interessiert, illegale Arbeit einzudämmen. Denn<br />

dadurch kann die Steuer- und Abgabenlast auf mehr Schultern<br />

verteilt und damit für alle gesenkt wer<strong>de</strong>n.<br />

wusst gemacht wer<strong>de</strong>n. Dabei ist<br />

Schwarzarbeit alles an<strong>de</strong>re als ein<br />

Kavaliers<strong>de</strong>likt! Denn unser Sozialsystem,<br />

das fast je<strong>de</strong>r in Anspruch nimmt,<br />

kann nur dann funktionieren, wenn<br />

je<strong>de</strong>r seinen Beitrag dazu leistet.<br />

Kein Kavaliers<strong>de</strong>likt<br />

Schwarzarbeit ist in vielen Bereichen<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft anzutreffen: von<br />

Handwerkern, die ohne Rechnung<br />

Wohnungen renovieren, bis zu ausländischen<br />

Facharbeitern, die ungemel<strong>de</strong>t<br />

auf Baustellen jobben, o<strong>de</strong>r<br />

Kellnern, die sich abends etwas dazuverdienen.<br />

War die Schwarzarbeit<br />

früher meist eine Sache von einigen<br />

hun<strong>de</strong>rttausend Feierabend-Malochern,<br />

ist sie inzwischen in einigen<br />

Wirtschaftszweigen gängige Praxis.<br />

Beim Vorgehen gegen illegale Bechäftigung<br />

wird auf die gewerbsmäßige<br />

Schwarzarbeit ein beson<strong>de</strong>res<br />

Augenmerk gerichtet. So ist in Gaststätten<br />

und Hotels fast je<strong>de</strong>r vierte<br />

Beschäftigte nicht korrekt angemel<strong>de</strong>t,<br />

bilanziert die „Finanzkontrolle<br />

Schwarzarbeit“. Viele Menschen in<br />

Deutschland <strong>de</strong>nken, ein paar Euro<br />

„nebenbei“ zu verdienen sei nicht<br />

weiter schlimm. Dass sie damit gegen<br />

Gesetze verstoßen, sollte ihnen be-<br />

Warum scha<strong>de</strong>t<br />

Schwarzarbeit allen?<br />

Wer schwarzarbeitet, <strong>de</strong>r bekommt<br />

sein Geld bar auf die Hand – Steuern<br />

o<strong>de</strong>r Sozialversicherungsbeiträge zahlt<br />

er keine. Doch daraus ergeben sich<br />

viele Probleme:<br />

3 Dem Staat fehlen Steuereinnahmen,<br />

um seine Aufgaben zu erfüllen.<br />

3 Den Sozialversicherungen fehlen<br />

wichtige Beiträge, um ihre Leistungen<br />

zu finanzieren. Die Folge ist,<br />

dass die Sozialversicherungsabgaben<br />

22


Info 2006 2007<br />

Ein erfolgreicher Einsatz<br />

Der Zoll bekämpft die Schwarzarbeit und die illegale Beschäftigung<br />

immer erfolgreicher: Die mehr als 420.000 Überprüfungen an <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsstelle und von Arbeitgebern erbrachten im Jahr 2005:<br />

3 Fast 82.000 Ermittlungsverfahren wegen Straftaten.<br />

3 Fast 54.000 Ermittlungsverfahren wegen Ordnungswidrigkeiten<br />

mit etwa 67 Millionen Euro Bußgel<strong>de</strong>rn.<br />

3 Insgesamt 995 Jahre Freiheitsstrafen.<br />

für die ehrlichen Bürger steigen.<br />

3 Legal beschäftigte Arbeitnehmer<br />

verlieren ihren Job, weil Schwarzarbeiter<br />

ihnen die Arbeit wegnehmen.<br />

3 Schwarzarbeiter sind nicht gegen<br />

Krankheit o<strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit abgesichert.<br />

3 Viele Schwarzarbeiter beziehen<br />

Sozialleistungen und betrügen <strong>de</strong>n<br />

Staat sowie die Solidargemeinschaft<br />

daher doppelt. Doch wenn sie erwischt<br />

wer<strong>de</strong>n, müssen sie die zu<br />

Unrecht erhaltenen Leistungen<br />

zurückzahlen.<br />

3 Unternehmen, die ihre Arbeitnehmer<br />

legal beschäftigen, haben gravieren<strong>de</strong><br />

Wettbewerbsnachteile.<br />

Wer sich also einerseits darüber beschwert,<br />

dass die Steuern und Abgaben<br />

zu hoch seien, an<strong>de</strong>rerseits aber<br />

nach Feierabend noch „nebenher“ illegal<br />

Geld verdient, <strong>de</strong>r darf sich eigentlich<br />

nicht darüber wun<strong>de</strong>rn: Denn er ist<br />

mit Schuld daran, dass <strong>de</strong>m Staat jährlich<br />

ein nicht unerheblicher Millionenbeitrag<br />

durch die Lappen geht und am<br />

En<strong>de</strong> alle dafür bezahlen müssen. Alleine<br />

im Jahr 2005 entstand durch nicht<br />

gezahlte Steuern, Sozialversicherungsabgaben<br />

o<strong>de</strong>r erschlichene Sozialleistungen<br />

ein Scha<strong>de</strong>n in Höhe von 563<br />

Millionen Euro!<br />

Der Zoll kontrolliert<br />

Infolge <strong>de</strong>s Wegfalls <strong>de</strong>r meisten<br />

Zollgrenzen in Deutschland hat <strong>de</strong>r<br />

Zoll die Aufgabe übernommen, gegen<br />

Schwarzarbeit vorzugehen. Die dort<br />

zuständige „Finanzkontrolle<br />

Schwarzarbeit“ (FKS) setzt rund 7.000<br />

Fahn<strong>de</strong>r ein, die vor allem gegen gewerbliche<br />

Schwarzarbeit, etwa am<br />

Bau o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Gastronomie, vor-<br />

gehen. Der Umfang <strong>de</strong>r so genannten<br />

qSchattenwirtschaft wird in<br />

Deutschland für das Jahr 2006 auf ca.<br />

345,5 Milliar<strong>de</strong>n Euro geschätzt. Dies<br />

entspricht etwa 14,9 Prozent <strong>de</strong>r gesamten<br />

Wirtschaftsleistung (BIP). Der<br />

Staat schätzt, dass alleine im Jahr 2004<br />

rund 2,6 Milliar<strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong>n schwarzgearbeitet<br />

wur<strong>de</strong>, das entspricht ungefähr<br />

420.000 regulären Arbeitsplätzen.<br />

Daher verfolgt <strong>de</strong>r Gesetzgeber gewerbliche<br />

Schwarzarbeit als Straftatbestand.<br />

Verstöße von Privatleuten, die<br />

ihre Beschäftigten nicht anmel<strong>de</strong>n,<br />

dagegen als Ordnungswidrigkeiten.<br />

Steuervergünstigungen<br />

gegen Schwarzarbeit<br />

Im gewerblichen Bereich kontrolliert<br />

<strong>de</strong>r Zoll immer schärfer. Etwas an<strong>de</strong>rs<br />

sieht es im privaten Bereich aus, <strong>de</strong>nn<br />

was sich hinter <strong>de</strong>n verschlossenen<br />

Wohnungstüren abspielt, davon erfährt<br />

<strong>de</strong>r Zoll nur im Ausnahmefall. Um die<br />

Schwarzarbeit auch in diesem Bereich<br />

Schwarzarbeit: Prognose 2006<br />

Insgesamt: 345,5 Milliar<strong>de</strong>n Euro (100%)<br />

In diesen Bereichen wird häufig schwarzgearbeitet:<br />

38 %<br />

15 %<br />

17 %<br />

13 %<br />

17 %<br />

besser zu bekämpfen, hat sich die<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung daher etwas an<strong>de</strong>res<br />

einfallen lassen. Bereits seit einiger Zeit<br />

kann man nämlich die Kosten für so<br />

genannte haushaltsnahe Dienstleistungen,<br />

beispielsweise die Wohnungsreinigung<br />

o<strong>de</strong>r die Betreuung von<br />

Familienangehörigen, steuermin<strong>de</strong>rnd<br />

geltend machen. Das heißt, man kann<br />

20 Prozent <strong>de</strong>r Kosten (bis zu 3.000<br />

Euro im Jahr) von <strong>de</strong>r Steuer absetzen,<br />

maximal also 600 Euro.<br />

Darüber hinaus können Haushalte mit<br />

min<strong>de</strong>stens einer pflegebedürftigen<br />

Person einen Teil ihrer Ausgaben steuermin<strong>de</strong>rnd<br />

geltend machen. Wer Handwerkerleistungen<br />

für Renovierungs-,<br />

Erhaltungs- und Mo<strong>de</strong>rnisierungsmaßnahmen<br />

in Anspruch nimmt, kann<br />

ebenfalls 20 Prozent dieser Aufwendungen<br />

(bis zu 3.000 Euro im Jahr)<br />

von seiner Steuerschuld abziehen. Die<br />

steuerliche För<strong>de</strong>rung umfasst aber<br />

nur die Arbeitskosten, Materialkosten<br />

wer<strong>de</strong>n dabei nicht berücksichtigt.<br />

Das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung<br />

(IAW) schätzt in seiner Prognose<br />

zur Entwicklung <strong>de</strong>r Schattenwirtschaft<br />

in Deutschland, dass die<br />

steuerliche Absetzbarkeit von Reparaturaufwendungen<br />

im Haushalt sowie<br />

von Aufwendungen für Kin<strong>de</strong>rbetreuung<br />

(siehe auch Seite 20/21) und<br />

Pflege das Niveau <strong>de</strong>r Schattenwirtschaft<br />

im Jahr 2006 um rund eine<br />

Milliar<strong>de</strong> Euro absenken könnte.<br />

Baugewerbe<br />

und Handwerk<br />

Kfz, Maschinenbau<br />

Hotel- und Gaststättengewerbe<br />

Unterhaltungs- und<br />

Vergnügungsbranche<br />

Haushaltsnahe Dienstleistungen<br />

(Nachhilfe, Friseur,<br />

Babysitten etc.), Sonstiges<br />

131,4<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

58,7<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

58,7<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

51,8<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

44,9<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

Quelle: Schätzung <strong>de</strong>s Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), Januar 2006<br />

Weiter<strong>de</strong>nken<br />

Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und vertiefen<br />

mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />

<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />

gibt es von „Finanzen &<br />

Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />

zu aktuellen Themen<br />

aus <strong>de</strong>r Finanz- und Steuerpolitik<br />

zum kostenlosen<br />

Download unter www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong><br />

Internet-Tipp<br />

Über die Wege <strong>de</strong>r<br />

Bekämpfung von<br />

Schwarzarbeit informiert<br />

<strong>de</strong>r Deutsche Zoll auf einer<br />

speziellen Webseite:<br />

www.zoll-stopptschwarzarbeit.<strong>de</strong><br />

23


ZUKUNFTSPROGRAMM<br />

Das Redaktionsteam überlegt, was es <strong>de</strong>m Schuldirektor zum Abschied in <strong>de</strong>n Ruhestand schenken kann. „Mit<br />

diesem T-Shirt liegen wir in je<strong>de</strong>m Fall richtig, so fit wie <strong>de</strong>r noch ist!“, lacht Luca. „Ich verstehe sowieso nicht,<br />

warum er schon aufhört, er könnte doch gut und gerne noch zehn weitere Jahre arbeiten“, fin<strong>de</strong>t Conny.<br />

„Zukunft ermöglichen“<br />

Das Fundament <strong>de</strong>s heutigen Rentensystems bröckelt: Die<br />

Menschen wer<strong>de</strong>n immer älter und bekommen zugleich immer<br />

weniger Kin<strong>de</strong>r. Was für <strong>de</strong>n Einzelnen angenehm sein kann, ist<br />

für die Gemeinschaft eine große Herausfor<strong>de</strong>rung. Damit auch<br />

die zukünftigen Rentner ausreichend versorgt wer<strong>de</strong>n können,<br />

sind Reformen in allen sozialen Bereichen nötig.<br />

Jahr 2030 vergleichbaren 100 Arbeitnehmern<br />

bereits 71 Rentner gegenüberstehen.<br />

Hauptgrün<strong>de</strong> sind die<br />

sinken<strong>de</strong> Geburtenrate und die steigen<strong>de</strong><br />

Lebenserwartung. Zu<strong>de</strong>m spielen<br />

die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit<br />

und <strong>de</strong>r Abbau <strong>de</strong>r sozialversicherungspflichtigen<br />

Arbeitsplätze in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahren eine wichtige Rolle.<br />

Der Generationenvertrag<br />

Die I<strong>de</strong>e hinter <strong>de</strong>m Generationenvertrag<br />

ist überzeugend: Die sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten zahlen<br />

in die Rentenkasse ein, und die Alten<br />

erhalten daraus ihre Rente. So stützt<br />

die junge, arbeiten<strong>de</strong> Generation die<br />

ältere Generation, die im Ruhestand<br />

ist. Das funktioniert allerdings nur,<br />

wenn mehr Beitragszahler für weniger<br />

Leistungsempfänger aufkommen.<br />

Dieses Verhältnis verän<strong>de</strong>rt sich allerdings:<br />

Im Jahr 2001 stan<strong>de</strong>n bei einem<br />

durchschnittlichen Rentenzugangsalter<br />

von 60 Jahren 100 erwerbsfähigen<br />

Menschen (zwischen 20 und 59 Jahren)<br />

rund 44 Personen im Rentenalter<br />

(ab 60 Jahren) gegenüber. Wenn die<br />

Menschen weiter mit durchschnittlich<br />

60 Jahren in Rente gehen, rechnet das<br />

Statistische Bun<strong>de</strong>samt damit, dass im<br />

Aber auch die Tatsache, dass die Rentenversicherungsbeiträge<br />

für an<strong>de</strong>re<br />

Leistungen verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, wie<br />

beispielsweise für <strong>de</strong>n Aufbau Ost, ist<br />

ein weiterer Grund für die leeren<br />

Rentenkassen. Wenn die Politik an<br />

<strong>de</strong>n Rahmenbedingungen <strong>de</strong>r<br />

Sozialversicherungen nichts än<strong>de</strong>rt,<br />

geraten die staatlichen Schutzsysteme<br />

gegen Krankheit, Pflegebedürftigkeit,<br />

Arbeitslosigkeit und<br />

24


Info 2006 2007<br />

Rente immer tiefer in die „<strong>de</strong>mografische<br />

Falle“: Es gibt immer mehr alte<br />

Menschen, für die immer weniger<br />

junge Menschen Abgaben als Arbeitnehmer<br />

leisten müssen.<br />

Die drei Säulen <strong>de</strong>r<br />

Rentenversicherung<br />

Wer im Alter ausreichend versorgt sein<br />

will, <strong>de</strong>r muss sich zusätzlich absichern.<br />

In Deutschland stützt sich die Altersvorsorge<br />

traditionell auf drei Säulen:<br />

3 die gesetzliche Rentenversicherung,<br />

die bis heute wichtigste Säule,<br />

3 die betriebliche Altersversorgung,<br />

3 die private Altersvorsorge.<br />

Reform <strong>de</strong>r Sozialsysteme<br />

In die gesetzliche Rentenversicherung<br />

muss einzahlen, wer Lohn o<strong>de</strong>r Gehalt<br />

bekommt (ausgenommen sind Beamte,<br />

Richter, Soldaten, Minister und<br />

Parlamentarier). Arbeitgeber und<br />

Arbeitnehmer teilen sich <strong>de</strong>n Beitrag.<br />

Von diesem Geld wer<strong>de</strong>n die Renten<br />

für die heutigen Ruheständler bezahlt.<br />

Doch die Beiträge <strong>de</strong>r arbeiten<strong>de</strong>n<br />

Generation reichen schon seit einiger<br />

Zeit nicht mehr aus, um die Ausgaben<br />

<strong>de</strong>r Rentenversicherung komplett zu<br />

finanzieren: Ohne Bun<strong>de</strong>szuschuss<br />

müssten die Beitragssätze stark angehoben<br />

o<strong>de</strong>r die Renten um ein Viertel<br />

gekürzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Klar ist: Nur mit Reformen kann <strong>de</strong>r<br />

Sozialstaat weiterhin funktionieren.<br />

Höhere Beiträge <strong>de</strong>r Versicherten<br />

o<strong>de</strong>r Einschnitte in die Leistungen<br />

<strong>de</strong>r Kranken-, Renten-, Pflege- und<br />

Arbeitslosenversicherung sind die<br />

Folge. Jüngere müssen in Zukunft<br />

länger arbeiten, erhalten aber gleichzeitig<br />

weniger Rente vom Staat.<br />

Um die sozialen Sicherungssysteme<br />

zu erhalten, ist nicht nur mehr<br />

Eigenverantwortung und Eigenleistung<br />

von je<strong>de</strong>m Einzelnen durch<br />

private Vorsorge gefor<strong>de</strong>rt. Auch <strong>de</strong>r<br />

Staat muss seinen Beitrag dazu leisten,<br />

etwa in<strong>de</strong>m er die Staatsverschuldung<br />

abbaut und für so gute<br />

Rahmenbedingungen sorgt, dass die<br />

Wirtschaft wachsen kann und neue<br />

Arbeitsplätze entstehen.<br />

Solidarität plus Eigenverantwortung<br />

Umlageverfahren<br />

Die laufen<strong>de</strong>n Einnahmen <strong>de</strong>r Rentenkassen,<br />

also die Beiträge sowie <strong>de</strong>r<br />

Zuschuss aus <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>shaushalt,<br />

wer<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t, um die monatlichen<br />

Rentenzahlungen zu finanzieren. Die<br />

Versicherten erhalten dafür einen gesetzlich<br />

garantierten Rentenanspruch.<br />

Die Höhe <strong>de</strong>r Rente legt <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />

(Bun<strong>de</strong>stag, Bun<strong>de</strong>srat) fest.<br />

?<br />

Wie hilft <strong>de</strong>r Staat?<br />

Die private Altersvorsorge spielt eine<br />

beson<strong>de</strong>rs wichtige Rolle, <strong>de</strong>nn damit<br />

sollen wir die sinken<strong>de</strong> gesetzliche<br />

Rente ausgleichen. Um <strong>de</strong>n Anreiz zu<br />

erhöhen, för<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Staat die private<br />

Eigeninitiative: Wer Geld für seine Rente<br />

anlegt, bekommt eine Zulage vom Staat<br />

oben drauf, die sogenannte „Riester-<br />

Rente“. Der Sparbetrag setzt sich zusammen<br />

aus <strong>de</strong>m Eigenanteil und <strong>de</strong>n<br />

staatlichen Zulagen. Der Eigenanteil<br />

kann von <strong>de</strong>r Steuer abgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Staat för<strong>de</strong>rt alle Sparformen, die<br />

von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

überprüft und zugelassen<br />

wur<strong>de</strong>n. Es gelten eine Reihe von<br />

Bedingungen, so dürfen die Leistungen<br />

nicht vor Vollendung <strong>de</strong>s 60. Lebensjahres<br />

ausgezahlt wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />

muss die Auszahlung in Form einer<br />

Rentenzahlung o<strong>de</strong>r als Auszahlungsplan<br />

erfolgen.<br />

Kapital<strong>de</strong>ckungsverfahren<br />

Bei <strong>de</strong>r privaten Vorsorge muss je<strong>de</strong>r für<br />

sich selbst vorsorgen, beispielsweise in<br />

Form von Sparplänen, Fondsanlagen o<strong>de</strong>r<br />

einer Kapitallebensversicherung. Wie<br />

hoch die Rendite <strong>de</strong>s angelegten Kapitals<br />

und damit die gesamte Rente sein wird,<br />

hängt stark von <strong>de</strong>r Entwicklung am<br />

Kapitalmarkt ab. Der Staat unterstützt<br />

die private Vorsorge durch Zuschüsse.<br />

Die betriebliche Altersversorgung ist<br />

eine weitere Möglichkeit, um die<br />

eigene Rente aufzustocken. Alle<br />

Beschäftigten haben das Recht,<br />

einen Teil ihres Lohns o<strong>de</strong>r Gehalts in<br />

eine betriebliche Altersversorgung<br />

einzuzahlen, um später eine Betriebsrente<br />

zu erhalten. Der Staat<br />

unterstützt die betriebliche Altersversorgung<br />

auf zwei Wegen:<br />

3 Entwe<strong>de</strong>r stellt <strong>de</strong>r Staat die<br />

Beiträge zur betrieblichen<br />

Altersversorgung bis zu einer<br />

gewissen Grenze steuer- und<br />

sozialabgabenfrei, o<strong>de</strong>r<br />

3 er gewährt die Riester-För<strong>de</strong>rung<br />

(Bedingungen wie bei <strong>de</strong>r privaten<br />

Altersvorsorge).<br />

Je<strong>de</strong> Möglichkeit bietet an<strong>de</strong>re Vorteile,<br />

und daher sollten die Arbeitnehmer<br />

genau prüfen, welche För<strong>de</strong>rung<br />

für sie am günstigsten ist.<br />

Finanzierung <strong>de</strong>r gesetzlichen Rentenversicherung<br />

Jahr<br />

1995<br />

1997<br />

1999<br />

2001<br />

2004<br />

2005<br />

Beitragssatz<br />

(in Prozent)<br />

18,6<br />

20,3<br />

19,5<br />

19,1<br />

19,5<br />

19,5<br />

Beitragseinnahmen<br />

(in Milliar<strong>de</strong>n Euro)<br />

138,1<br />

152,1<br />

159,2<br />

163,6<br />

168,4<br />

168,0<br />

1<br />

einschließlich Bun<strong>de</strong>szuschuss aus Mehrwertsteuer<br />

2<br />

einschließlich Bun<strong>de</strong>szuschuss aus Mehrwert-/Ökosteuer<br />

Bun<strong>de</strong>szuschuss<br />

(in Milliar<strong>de</strong>n Euro)<br />

30,4<br />

35,2<br />

42,5 1<br />

46,0 2<br />

54,4<br />

Rentenausgaben<br />

(in Milliar<strong>de</strong>n Euro)<br />

151,0<br />

162,4<br />

171,8<br />

183,3<br />

197,5<br />

54,8<br />

198,8<br />

(Quelle: VDR, für 2005 vorläufige Zahlen)<br />

Internet-Tipp<br />

Informationsangebot <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />

Arbeit und Soziales, unter<br />

an<strong>de</strong>rem über die gesetzliche<br />

Rentenversicherung<br />

und die Möglichkeiten<br />

zusätzlicher Altersvorsorge:<br />

www.bmas.bund.<strong>de</strong>/BMAS/<br />

Navigation/rente.html<br />

Texte, Schaubil<strong>de</strong>r und<br />

interaktive Informationen<br />

rund um Rente und soziale<br />

Sicherung gibt es bei<br />

www.safety1st.<strong>de</strong>,<br />

einem Angebot von<br />

ZUKUNFT klipp + klar, <strong>de</strong>m<br />

Informationszentrum <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Versicherer.<br />

Zum Nachlesen<br />

Die Broschüre „Vorsorgen und<br />

Steuern sparen“ gibt einen<br />

umfassen<strong>de</strong>n Überblick über<br />

die Möglichkeiten <strong>de</strong>r privaten<br />

Vorsorge und die verschie<strong>de</strong>nen<br />

För<strong>de</strong>rwege. Kostenloser<br />

Download unter www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong><br />

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Finanz- und Steuerpolitik<br />

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<strong>de</strong><br />

25


INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT<br />

„Wahnsinn! Fast je<strong>de</strong>r vierte <strong>de</strong>utsche Arbeitsplatz hängt vom qExport ab, und je<strong>de</strong>n dritten Euro verdienen<br />

die Unternehmen mit Erlösen aus <strong>de</strong>m Export. „Ma<strong>de</strong> in Germany“ scheint gefragt zu sein. Trotz<strong>de</strong>m wan<strong>de</strong>rn<br />

viele Unternehmen ins Ausland ab“, stellt Tobi fest und recherchiert weiter für seinen Artikel.<br />

„Neue Aufgaben für<br />

die Wirtschaftspolitik“<br />

Die Wirtschaft wächst weltweit immer mehr zusammen. Das eröffnet<br />

viele Chancen, bringt aber auch neue Herausfor<strong>de</strong>rungen für die<br />

internationale Politik mit sich. Denn durch die stärkere Vernetzung<br />

können auch Krisen schneller auf an<strong>de</strong>re Kontinente und Län<strong>de</strong>r<br />

übergreifen. Dies stellt sowohl nationale Regierungen als auch internationale<br />

Organisationen vor neue Aufgaben. Die Mitgliedslän<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Europäischen Union arbeiten daher in vielen Bereichen eng<br />

zusammen, um sich gemeinsam <strong>de</strong>n Problemen zu stellen.<br />

Weltweite Marktwirtschaft<br />

Mo<strong>de</strong>rne Kommunikationsmöglichkeiten,<br />

niedrige Kosten für <strong>de</strong>n Transport<br />

und grenzenloser Han<strong>de</strong>l von<br />

Gütern lassen die ganze Welt zu<br />

einem riesigen Markt verschmelzen.<br />

Das schafft allerdings harte Konkurrenz:<br />

Großkonzerne aller Branchen<br />

streben danach, ein „Global Player“ zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Das be<strong>de</strong>utet, sich von <strong>de</strong>n<br />

nationalen Standorten zu lösen und<br />

überall auf <strong>de</strong>r Welt produzieren und<br />

verkaufen zu können. Dies geschieht<br />

vor allem dadurch, dass sich Konzerne<br />

zusammenschließen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Unternehmen übernehmen. Außer<strong>de</strong>m<br />

haben „Global Player“ die Möglichkeit,<br />

im Ausland neue Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />

zu grün<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ihre Produktionsstätten<br />

dahin zu verlagern, wo<br />

die Arbeitskosten für sie am günstigsten<br />

sind. Auch in Deutschland ansässige<br />

Unternehmen haben dies in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren gemacht. Dadurch sind<br />

<strong>de</strong>m Staat allerdings wichtige Steuereinnahmen<br />

und Sozialabgaben entgangen.<br />

Wettbewerb um <strong>de</strong>n<br />

größten Standortvorteil<br />

Doch nicht nur die Unternehmen konkurrieren<br />

weltweit, auch die Staaten<br />

stehen untereinan<strong>de</strong>r im Wettbewerb<br />

und wollen sich eigene Standortvorteile<br />

verschaffen. Denn die weltweit agieren<strong>de</strong>n<br />

großen Unternehmen können<br />

frei entschei<strong>de</strong>n und sich das Land aussuchen,<br />

in <strong>de</strong>m sie investieren o<strong>de</strong>r<br />

eine neue Fabrik eröffnen wollen. Ein<br />

wichtiger Aspekt ist hierbei, inwieweit<br />

die Wirtschaft durch Steuern und<br />

Abgaben belastet wird. Daher hat sich<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Steuerwettbewerb<br />

zwischen <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn verschärft, und<br />

26


Info 2006 2007<br />

es sind zahlreiche sogenannte Finanzoasen<br />

entstan<strong>de</strong>n: Inzwischen gibt es<br />

weltweit mehr als 250 Son<strong>de</strong>rwirtschaftszonen<br />

in 70 Län<strong>de</strong>rn, wo Unternehmen<br />

keine Steuern zahlen müssen.<br />

Neuer Ordnungsrahmen<br />

Es sollte im Interesse aller sein, schädliche<br />

und unfaire Formen <strong>de</strong>s Steuerwettbewerbs<br />

auf Kosten von Nachbarstaaten<br />

einzudämmen. Denn eine<br />

Marktwirtschaft kann nur dann reibungslos<br />

funktionieren, wenn die Regierung<br />

für alle verbindliche Spielregeln<br />

aufstellen kann. Nur so lassen sich beispielsweise<br />

die Umwelt o<strong>de</strong>r die Rechte<br />

<strong>de</strong>r Verbraucher effektiv schützen.<br />

Allerdings wird es für die Nationalstaaten<br />

in vielen Bereichen immer schwieriger,<br />

alleine die Regeln festzusetzen,<br />

<strong>de</strong>nn durch die Globalisierung können<br />

die Staaten wirksame Rahmenbedingungen<br />

nur gemeinsam schaffen. Im<br />

sogenannten EU-Binnenmarkt, das<br />

heißt <strong>de</strong>m gemeinsamen Markt aller<br />

25 EU-Mitgliedstaaten, gelten in vielen<br />

Bereichen die gleichen Regeln, beispielsweise<br />

im Umwelt- und Verbraucherschutz.<br />

Bis sich jedoch die einzelnen<br />

EU-Mitglie<strong>de</strong>r auf die gleichen<br />

Standards geeinigt hatten, gab es meist<br />

zähe und schwierige Verhandlungen.<br />

Debatte um die Steuer-<br />

Harmonisierung in <strong>de</strong>r EU<br />

setzen. Allerdings gibt es in <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Union keine Regierung, die<br />

diese Regeln alleine aufstellen könnte.<br />

Hier müssen sich die einzelnen nationalen<br />

Regierungen beraten und am En<strong>de</strong><br />

einen Kompromiss fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m alle<br />

zustimmen können. Stellt sich auch nur<br />

ein Land quer, liegt das Vorhaben erst<br />

mal wie<strong>de</strong>r auf Eis.<br />

Die einzelnen EU-Mitglie<strong>de</strong>r streiten<br />

sich schon seit Jahren darum, wie weit<br />

sie die nationalen Steuersätze und -regelungen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re für Unternehmen,<br />

harmonisieren und miteinan<strong>de</strong>r<br />

abstimmen sollten. Denn die Steuerpolitik<br />

ist neben <strong>de</strong>r Verteidigungs- und<br />

Außenpolitik ein Kernstück <strong>de</strong>r nationalen<br />

Souveränität, und viele Staaten tun<br />

sich schwer, einen Teil ihrer Macht<br />

abzugeben. Außer<strong>de</strong>m suchen einige<br />

Regierungen, insbeson<strong>de</strong>re in Osteuropa,<br />

hier ganz gezielt ihren Vorteil und<br />

wollen durch niedrige Steuersätze die<br />

Vergleich von Weltbevölkerung,<br />

Weltwirtschaftsleistung und Weltexport<br />

Angaben in Prozent<br />

Weltbevölkerung<br />

15,4 %<br />

84,6 %<br />

Weltwirtschaftsleistung<br />

55,5 %<br />

44,5 %<br />

Weltexport*<br />

74,6 %<br />

24,4 %<br />

* Waren und Dienstleistungen<br />

Steuerlicher Wettbewerb in <strong>de</strong>r EU?<br />

PRO<br />

Der Steuerwettbewerb zwingt die Regierungen,<br />

gute Bedingungen für Investoren<br />

zu schaffen. Dadurch entstehen Vorteile<br />

für die Unternehmen.<br />

Län<strong>de</strong>r, die <strong>de</strong>n Unternehmen Steuer- und<br />

Standortvorteile verschaffen, sichern<br />

Arbeitsplätze und för<strong>de</strong>rn das Wirtschaftswachstum.<br />

Der Steuerwettbewerb <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r erhöht<br />

die Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

in Form geringer Produktionskosten.<br />

Auch in <strong>de</strong>r Steuerpolitik gibt es Ansätze,<br />

die Regeln in Europa aufeinan<strong>de</strong>r<br />

abzustimmen, beispielsweise die Umsatzsteuersätze<br />

und die Zinsbesteuerung<br />

zu harmonisieren o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

gewisse Min<strong>de</strong>ststandards festzu-<br />

Industrielän<strong>de</strong>r<br />

Entwicklungs-<br />

und<br />

Reformlän<strong>de</strong>r<br />

Quelle: IMF<br />

KONTRA<br />

Der Steuerwettbewerb führt zu einer<br />

Spirale sinken<strong>de</strong>r Einnahmen, die <strong>de</strong>m<br />

Staat auf lange Sicht die Handlungsmöglichkeiten<br />

nimmt.<br />

Unterschiedliche Berechnungsmetho<strong>de</strong>n<br />

und Gesetze behin<strong>de</strong>rn grenzüberschreitend<br />

agieren<strong>de</strong> Unternehmen<br />

und verursachen hohe Kosten.<br />

Die Höhe <strong>de</strong>r Steuern spielt keine<br />

wesentliche Rolle für die Auslagerung<br />

von Produktionen in ein an<strong>de</strong>res Land.<br />

Wirtschaft dazu ermutigen, sich in ihren<br />

Län<strong>de</strong>rn anzusie<strong>de</strong>ln.<br />

Internationale Akteure<br />

3 Der qInternationale Währungsfonds<br />

(IWF) soll das internationale<br />

Währungs- und Finanzsystem überwachen<br />

und Mitgliedslän<strong>de</strong>rn in<br />

Finanzschwierigkeiten mit kurzfristigen<br />

Krediten helfen. Diese wer<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r Regel an Auflagen geknüpft.<br />

Kredite finanziert <strong>de</strong>r IWF aus <strong>de</strong>n<br />

Kapitaleinlagen <strong>de</strong>r 184 Mitgliedslän<strong>de</strong>r.<br />

Deutschland ist im Lenkungsgremium<br />

vertreten.<br />

3 Die Weltbank ist die größte multinationale<br />

Einrichtung für Finanzhilfen<br />

an Entwicklungslän<strong>de</strong>r. Sie vergibt<br />

langfristige Kredite für Entwicklungshilfeprojekte.<br />

Das Weltbankkapital<br />

stellen die rund 184 Mitgliedslän<strong>de</strong>r.<br />

Das Stimmrecht entspricht <strong>de</strong>m<br />

gezeichneten Kapital, das heißt, wer<br />

mehr Geld einbringt, <strong>de</strong>r hat auch<br />

mehr Stimmen.<br />

3 In <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Acht (G8) treffen<br />

sich die größten Industriestaaten, um<br />

über Fragen <strong>de</strong>r Weltwirtschaft zu<br />

diskutieren und ihre Positionen<br />

abzustimmen. Mehrmals im Jahr<br />

kommen Regierungsvertreter aus<br />

Deutschland, <strong>de</strong>n USA, Japan,<br />

Frankreich, Großbritannien, Italien,<br />

Kanada und Russland zusammen.<br />

Auch das wirtschaftlich aufstreben<strong>de</strong><br />

China ist regelmäßig mit dabei.<br />

ZITAT<br />

„Die Harmonisierung <strong>de</strong>r<br />

Steuerbemessungsgrundlage<br />

Internet-Tipp<br />

für die Unternehmen gehört zu<br />

<strong>de</strong>n vordringlichen steuerpolitischen<br />

Aufgaben Links zum <strong>de</strong>r Europä-<br />

Thema<br />

Wertvolle<br />

Globalisierung ischen Union, um fin<strong>de</strong>n Investitionshemmnisse<br />

<strong>de</strong>r WTO im unter Binnenmarkt<br />

sich<br />

bei<br />

www.wto.org, weiter abzubauen <strong>de</strong>n und die<br />

Vereinten Steuerbelastung Nationen in <strong>de</strong>n unter verschie<strong>de</strong>nen<br />

EU-Mitgliedstaaten<br />

beim<br />

www.un.org,<br />

Informationszentrum<br />

transparent zu machen.“<br />

„fit Jürgen for R. europe“ Thumann, unter Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />

www.info-europe.<strong>de</strong><br />

Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Industrie e.V.<br />

und beim IWF unter<br />

www.imf.org mit <strong>de</strong>m<br />

Thema: Globalisierung:<br />

Bedrohung o<strong>de</strong>r Chance?<br />

Internet-Tipp<br />

Wertvolle Links zum Thema<br />

Globalisierung fin<strong>de</strong>n sich<br />

bei <strong>de</strong>r WTO unter<br />

www.wto.org, bei <strong>de</strong>n<br />

Vereinten Nationen unter<br />

www.un.org und beim IWF<br />

unter www.imf.org<br />

Der Binnenmarkt ist das<br />

Sinnbild <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Integration <strong>de</strong>r EU-Mitgliedstaaten<br />

und soll wesentlich<br />

zum Wohlstand Europas<br />

beitragen. Doch wie funktioniert<br />

er eigentlich? Mehr<br />

dazu unter www.europadigital.<strong>de</strong>/dschungelbuch/<br />

polfeld/binnenmarkt<br />

Zum Nachlesen<br />

Interessante Infos über die<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s IWF, <strong>de</strong>r<br />

Weltbank und <strong>de</strong>r Bretton-<br />

Woods-Institutionen gibt die<br />

Broschüre „60 Jahre Bretton-<br />

Woods-Institutionen: Standortbestimmung<br />

und Ausrichtung“.<br />

Zu bestellen o<strong>de</strong>r<br />

als Download unter: www.<br />

bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />

<strong>de</strong><br />

27


FACHWÖRTER<br />

„Auf einen Blick“<br />

q Arbeitslosengeld II<br />

Sozialleistung in Deutschland, die als<br />

Grundsicherung für Arbeitsuchen<strong>de</strong><br />

zum 1. Januar 2005 die Arbeitslosenhilfe<br />

und die Sozialhilfe bei erwerbsfähigen<br />

Beziehern abgelöst hat.<br />

q Bruttoinlandsprodukt<br />

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die<br />

wichtigste Messgröße für die Leistung<br />

einer Volkswirtschaft. Es ist die Summe<br />

aller bewerteten Güter und Dienstleistungen,<br />

die in einer Volkswirtschaft<br />

in einem Jahr erarbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Absolut erreichte das <strong>de</strong>utsche BIP<br />

im Jahr 2005 einen Wert von rund<br />

2.247 Milliar<strong>de</strong>n Euro.<br />

q Einkommensteuer<br />

Der Einkommensteuer unterliegen<br />

das Gehalt, <strong>de</strong>r Lohn, Zinsen, Mieten<br />

und Gewinne aus selbstständiger<br />

Tätigkeit. Sie knüpft an die Einkommensentstehung<br />

an und bemisst<br />

sich nach <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s Gesamteinkommens<br />

<strong>de</strong>s Steuerpflichtigen.<br />

Dabei berücksichtigt sie <strong>de</strong>ssen<br />

steuerliche Leistungsfähigkeit.<br />

q Einkommensteuerfreies<br />

Existenzminimum<br />

Im Jahr 2006 beträgt <strong>de</strong>r steuerfreie<br />

Grundfreibetrag 7.664 Euro (Ledige)<br />

bzw. 15.328 Euro (Ehepaare). Ist<br />

dieser Betrag überschritten, wird<br />

<strong>de</strong>r Eingangssteuersatz in Höhe von<br />

15 Prozent fällig.<br />

q Europäische Zentralbank<br />

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist<br />

die Zentralbank <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Währungsunion teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

Staaten. Ihre wichtigste Aufgabe ist<br />

die Sicherung <strong>de</strong>s Euro. Zusammen<br />

mit <strong>de</strong>n nationalen Zentralbanken<br />

(in Deutschland die Bun<strong>de</strong>sbank)<br />

bil<strong>de</strong>t sie das Europäische System <strong>de</strong>r<br />

Zentralbanken (ESZB).<br />

q Export/Import<br />

(Ausfuhr/Einfuhr)<br />

Beim Export wer<strong>de</strong>n Waren, Dienstleistungen<br />

und Kapital aus <strong>de</strong>m Inland ins<br />

Ausland geliefert, beim Import bezieht<br />

das Inland diese aus <strong>de</strong>m Ausland.<br />

q Gebühren<br />

Gebühren sind Entgelte, die <strong>de</strong>r Staat<br />

für bestimmte Dienstleistungen erhebt,<br />

beispielsweise für das Ausstellen<br />

eines Personalausweises. Steuern müssen<br />

die Bürger dagegen ohne einen<br />

Anspruch auf eine bestimmte Gegenleistung<br />

zahlen.<br />

q Gemeinschaftsteuern<br />

Gemeinschaftsteuern stehen Bund,<br />

Län<strong>de</strong>rn und Gemein<strong>de</strong>n gemäß Artikel<br />

106 Abs. 3 <strong>de</strong>s Grundgesetzes gemeinsam<br />

zu. Dazu zählen Lohnsteuer, veranlagte<br />

Einkommensteuer, nicht veranlagte<br />

Steuer vom Ertrag, Zinsabschlag und<br />

Körperschaftsteuer (Einkommensteuer)<br />

sowie Umsatzsteuer.<br />

q Gewerbe<br />

Als Gewerbe wird je<strong>de</strong> selbstständige<br />

Tätigkeit bezeichnet, die auf Dauer<br />

ausgeübt wird in <strong>de</strong>r Absicht, Gewinn<br />

zu erzielen. Gewerbebetriebe sind zum<br />

Beispiel Unternehmen <strong>de</strong>r Industrie, <strong>de</strong>s<br />

Han<strong>de</strong>ls o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Handwerks. Zu <strong>de</strong>n<br />

Ausnahmen gehören freie Berufe (wie<br />

Ärzte, Rechtsanwälte) und Betriebe aus<br />

<strong>de</strong>r Land- und Forstwirtschaft.<br />

q Globalisierung<br />

Globalisierung bezeichnet die weltweite<br />

Durchdringung und Verflechtung von<br />

zuvor räumlich getrennten Wirtschaften,<br />

Märkten, Gesellschaften und politischen<br />

Systemen. Globalisierung umfasst neben<br />

ökonomischen auch soziale, ethische<br />

und kulturelle Aspekte. Der Ausdruck<br />

wird seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er-Jahre allgemein<br />

verwen<strong>de</strong>t und ist Ausdruck <strong>de</strong>s technischen<br />

Fortschritts, <strong>de</strong>r internationale<br />

Geschäftsabschlüsse leichter und<br />

schneller macht – sowohl im Han<strong>de</strong>l als<br />

auch bei <strong>de</strong>n Finanzströmen.<br />

q Haushaltsplan /<br />

Haushaltsgesetz<br />

Auch Etat o<strong>de</strong>r Budget genannt. Aufstellung<br />

<strong>de</strong>r für einen Zeitraum (Haushaltsjahr)<br />

geplanten Einnahmen und<br />

Ausgaben <strong>de</strong>s Staates (Bund, Län<strong>de</strong>r).<br />

q Internationaler<br />

Währungsfonds (IWF)<br />

Wur<strong>de</strong> 1944 als eine Son<strong>de</strong>rorganisation<br />

<strong>de</strong>r UNO zusammen mit <strong>de</strong>r<br />

Weltbank gegrün<strong>de</strong>t. Der IWF för<strong>de</strong>rt<br />

die internationale Zusammenarbeit auf<br />

<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Währungspolitik und<br />

gewährt Kredite an Mitgliedslän<strong>de</strong>r<br />

(2006:184). Die Kredite finanziert <strong>de</strong>r<br />

IWF aus <strong>de</strong>n Kapitaleinlagen <strong>de</strong>r finanziell<br />

stärkeren Mitgliedslän<strong>de</strong>r.<br />

q Investitionen<br />

In <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft die Verwendung<br />

finanzieller Mittel für <strong>de</strong>n Einsatz<br />

von materiellen Gütern wie Maschinen<br />

und Fahrzeugen. Bei Beteiligungen an<br />

Unternehmen wird von Finanzinvestitionen<br />

gesprochen. Staatlicherseits<br />

sind Investitionen Geldausgaben für<br />

Soziales, Bildung und Verkehr.<br />

q Kapital<strong>de</strong>ckungsverfahren<br />

Beim Kapital<strong>de</strong>ckungsverfahren wird<br />

ein Vermögen bei privaten Versicherungen<br />

angespart. Aus <strong>de</strong>m verzinsten<br />

Vermögen erhalten die Einzahler<br />

später Auszahlungen, beispielsweise<br />

private Rentenzahlungen.<br />

q Kin<strong>de</strong>rfreibetrag / Kin<strong>de</strong>rgeld<br />

Eltern erhalten einen steuerlichen<br />

(Kin<strong>de</strong>r-)Freibetrag. Ist die Steuerersparnis<br />

höher als das monatlich ausgezahlte<br />

Kin<strong>de</strong>rgeld (1–3 Kin<strong>de</strong>r<br />

jeweils 154 Euro, ab <strong>de</strong>m 4. Kind<br />

179 Euro), erfolgt in <strong>de</strong>r Einkommensteuererklärung<br />

eine Rückerstattung<br />

durch das Finanzamt.<br />

28


Info 2006 2007<br />

q Kirchensteuer<br />

Den Kirchen zustehen<strong>de</strong> Steuer, die mit<br />

<strong>de</strong>r Lohnsteuer abgezogen und <strong>de</strong>n Kirchen<br />

zur Erfüllung ihrer Aufgaben dient.<br />

Sie beträgt je nach Bun<strong>de</strong>sland acht<br />

o<strong>de</strong>r neun Prozent von <strong>de</strong>r Lohnsteuer.<br />

q Kleine und mittlere<br />

Unternehmen<br />

Kleine Unternehmen haben bis zu<br />

zehn Beschäftigte und einen jährlichen<br />

Umsatz bis zu einer Million Euro. Zu<br />

<strong>de</strong>n mittleren Unternehmen gehören<br />

Firmen mit zehn bis unter 500 Beschäftigten,<br />

die einen Umsatz zwischen<br />

einer und 50 Millionen Euro<br />

erwirtschaften*. Bei<strong>de</strong> zusammen<br />

machen 99,7 Prozent aller Unternehmen<br />

in Deutschland aus.<br />

q Körperschaftsteuer<br />

Die Körperschaftsteuer ist eine Einkommensteuer<br />

für juristische Personen wie<br />

Aktiengesellschaften o<strong>de</strong>r Gesellschaften<br />

mit beschränkter Haftung (GmbH).<br />

Sie wird vom Gewinn erhoben und<br />

beträgt zurzeit 25 Prozent.<br />

q Lohnsteuer<br />

Die Lohnsteuer ist eine bei Arbeitnehmern<br />

durch Abzug vom Lohn beziehungsweise<br />

Gehalt erhobene Steuer. Sie<br />

ist eine Erhebungsform <strong>de</strong>r Einkommensteuer,<br />

also keine Steuer eigener Art.<br />

q Maastrichter Vertrag<br />

Vertrag über die Bildung <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Union, <strong>de</strong>r am 7. Februar 1992<br />

in Maastricht (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) unterzeichnet<br />

wur<strong>de</strong>. Darin wer<strong>de</strong>n die Ziele <strong>de</strong>r<br />

EU formuliert, wie <strong>de</strong>r Aufbau eines<br />

Europäischen Wirtschaftsraumes ohne<br />

Binnengrenzen o<strong>de</strong>r die Errichtung<br />

<strong>de</strong>r Europäischen Wirtschafts- und<br />

Währungsunion o<strong>de</strong>r die Schaffung<br />

einer gemeinsamen Außen- und<br />

Sicherheitspolitik.<br />

q Progression / Progressionszone<br />

Damit ist im Einkommensteuertarif<br />

die Regelung gemeint, wonach die<br />

tariflichen Steuersätze mit <strong>de</strong>r Höhe<br />

<strong>de</strong>s steuerpflichtigen Einkommens<br />

steigen. Die Progressionszone ist <strong>de</strong>r<br />

Einkommensteuerbereich, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Steuersatz auf Mehrverdienst mit<br />

wachsen<strong>de</strong>m Einkommen zunimmt<br />

(2006: 15–42 Prozent – ab 2007:<br />

15–45 Prozent).<br />

q Schattenwirtschaft<br />

Schattenwirtschaft ist eine Bezeichnung<br />

für alle wirtschaftlichen Leistungen,<br />

die nicht in die Berechnung <strong>de</strong>s<br />

Sozialprodukts eingehen. Dazu gehören<br />

beispielsweise illegale wirtschaftliche<br />

Tätigkeiten, die mit<br />

Steuerhinterziehung verbun<strong>de</strong>n sind<br />

(zum Beispiel Schwarzarbeit).<br />

q Schwarzarbeit<br />

Bezeichnung für alle Arbeitsleistungen,<br />

die erbracht wer<strong>de</strong>n, ohne dass <strong>de</strong>r<br />

gesetzlichen Anmel<strong>de</strong>- und Steuerpflicht<br />

nachgekommen wird. Organisierte<br />

Schwarzarbeit, wie etwa auf<br />

<strong>de</strong>m Bau o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Gastronomie,<br />

wird als Straftatbestand geahn<strong>de</strong>t,<br />

Schwarzarbeit im privaten, haushaltsnahen<br />

Bereich als Ordnungswidrigkeit.<br />

q Solidaritätszuschlag<br />

Ein Zuschlag zur Lohn-, Einkommenund<br />

Körperschaftsteuer, <strong>de</strong>rzeit<br />

5,5 Prozent, <strong>de</strong>r für die Finanzierung<br />

<strong>de</strong>s Aufbaus in <strong>de</strong>n neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />

gedacht ist. Ziel: die ungleichen<br />

Lebensverhältnisse in <strong>de</strong>n<br />

alten und neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />

angleichen.<br />

q Sozialstaat (auch:<br />

sozialer Rechtsstaat)<br />

Nach <strong>de</strong>m Grundgesetz ist Deutschland<br />

ein <strong>de</strong>mokratischer und sozialer<br />

Rechtsstaat. Damit wird gesetzlich<br />

bestimmt, dass je<strong>de</strong>r Bürger Anspruch<br />

auf einen angemessenen Lebensstandard<br />

und ein menschenwürdiges<br />

Leben hat. Soziale Unterschie<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n<br />

bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen,<br />

damit alle Bürger an gesellschaftlichen<br />

und politischen Entwicklungen<br />

teilnehmen können. Die Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Staates ist zu<strong>de</strong>m an Gesetz<br />

und Recht gebun<strong>de</strong>n.<br />

q Steuern<br />

Alle Abgaben, die <strong>de</strong>r Staat von Bürgern<br />

o<strong>de</strong>r Unternehmen zwangsweise, sprich<br />

ohne Anspruch auf Gegenleistung,<br />

erhebt.<br />

q Steuererklärung<br />

Alle Steuerzahler können, manche müssen<br />

sogar, jährlich eine Steuererklärung<br />

beim Finanzamt einreichen. Damit ermittelt<br />

das Finanzamt die exakte Steuerschuld.<br />

Dementsprechend erhält <strong>de</strong>r<br />

Steuerpflichtige im Rahmen <strong>de</strong>s Lohnsteuerjahresausgleiches<br />

(Einkommensteuererklärung)<br />

entwe<strong>de</strong>r Steuern erstattet<br />

o<strong>de</strong>r er muss Steuern nachzahlen.<br />

q Subventionen<br />

Finanzhilfen und Steuervergünstigungen<br />

<strong>de</strong>s Staates. Zu <strong>de</strong>n direkten<br />

Subventionen gehören beispielsweise<br />

vergünstigte Darlehen, indirekte Subventionen<br />

wer<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem in<br />

Form von Steuervergünstigungen<br />

gewährt. Subventionen dienen als<br />

Instrument <strong>de</strong>r Wirtschaftspolitik, vor<br />

allem zur För<strong>de</strong>rung von Investitionen<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Abbau von Arbeitslosigkeit.<br />

q Umsatzsteuer / Vorsteuer<br />

Zusammen mit <strong>de</strong>r Einkommensteuer<br />

die wichtigste Einnahmequelle <strong>de</strong>s<br />

Staates, die als Gemeinschaftsteuer auf<br />

Bund, Län<strong>de</strong>r und Gemein<strong>de</strong>n aufgeteilt<br />

wird. Sie beträgt <strong>de</strong>rzeit 16 Prozent<br />

(ermäßigt sieben Prozent) bezogen auf<br />

alle Leistungen/Lieferungen im Inland.<br />

Zum 1. Januar 2007 wird sie auf 19<br />

Prozent angehoben, <strong>de</strong>r ermäßigte Satz<br />

von sieben Prozent bleibt bestehen.<br />

* Nach <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>s Instituts für Mittelstandsforschung (IfM)<br />

29


PraxisReihe Politik<br />

Das Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

Das BMF zählt wegen seiner wichtigen Aufgaben zu <strong>de</strong>n<br />

Schlüsselressorts. Der bekannteste Arbeitsbereich <strong>de</strong>s<br />

Finanzministeriums ist die Aufstellung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>shaushalts.<br />

Wichtige Aufgaben <strong>de</strong>s Finanzministeriums sind:<br />

3Steuerpolitik<br />

3 Haushaltspolitik<br />

3 Europapolitik<br />

3 Finanzmarktpolitik<br />

3 Zoll<br />

3 Münzwesen und Herausgabe von Briefmarken<br />

Steuersystem<br />

Steuerpolitik<br />

Steuergerechtigkeit<br />

Einkommensteuer<br />

Umsatzsteuer<br />

Unternehmenssteuern<br />

Bun<strong>de</strong>shaushalt<br />

Öffentliche Aufgaben<br />

Familienpolitik<br />

Schwarzarbeit<br />

Zukunftsprogramm<br />

Internationale Zusammenarbeit<br />

Nutzen Sie <strong>de</strong>n Schulservice<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums <strong>de</strong>r Finanzen<br />

Monatlich erscheinen<strong>de</strong> Arbeitsblätter für <strong>de</strong>n Schulunterricht<br />

zu aktuellen Themen aus <strong>de</strong>r Finanz- und Steuerpolitik können<br />

kostenlos auf <strong>de</strong>n Internetseiten <strong>de</strong>s Ministeriums heruntergela<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n unter:<br />

www.bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<strong>de</strong>

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