rudern-aviron-canottaggio 6/2012 (Dez. 12) - Schweizerischer ...
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egattawesen<br />
40. Tour du Léman à l’Aviron<br />
Ein etwas anderer Regattabericht eines unmittelbar Beteiligten<br />
Bild: Pierre Lehmann<br />
Lange Zeit standen die Wetterampeln bei der<br />
diesjährigen Tour du Léman à l´Aviron auf<br />
Grün. Zwar waren sich die verschiedenen<br />
Wetterdienste nicht einig bzw. deren Modelle<br />
unterschiedlich, welche Bedingungen denn<br />
nun herrschen sollten. Bis zwei Tage vor der<br />
Regatta bestand grosse Einigkeit in einem<br />
Punkt: es würde nur marginalen Wind geben.<br />
Es sollte jedoch ganz anders kommen...<br />
23 Teams aus 6 Ländern – Deutschland, England,<br />
Frankreich, Schweiz, Niederlande und<br />
erstmals auch Russland (St. Petersburg) – hatten<br />
sich am letzten Septemberwochenende bei<br />
der veranstaltenden Societé Nautique de<br />
Genève (SNG) eingefunden, um sich der ultimativen<br />
Herausforderung für Langstreckenruderer<br />
zu stellen: der 40. Genfersee-Regatta, die<br />
ein kleines Jubiläum feierte. Bei den langwierigen,<br />
von den Protagonisten geradezu zelebrierten<br />
Bootspräpara tions arbeiten am Freitag<br />
machte dann schnell die schlechte Nachricht<br />
die Runde, dass die Seeumrundung aufgrund<br />
der meteorologischen Verhältnisse am Folgetag<br />
stark gefährdet war. Beim abendlichen<br />
Empfang wurden diese Befürchtungen von<br />
«Monsieur Meteo» Phillippe Jeanneret bestätigt:<br />
für den späteren Samstagnachmittag war<br />
stark aufkommender Wind aus nördlicher<br />
Richtung zu erwarten, der sich am Abend noch<br />
steigern sollte. An ein Rudern entlang der zentralen<br />
Südküste war bei solchen Bedingungen<br />
kaum zu denken. Dieser Vorhersage Rechnung<br />
tragend, wurde eine Startverschiebung um<br />
Der Ludwigshafener RV unterwegs zum Sieg.<br />
eine Stunde auf 8 Uhr bekanntgegeben. Dies<br />
sollte die Ruderzeit bei guten Bedingungen<br />
verlängern und dem Veranstalter mehr Zeit<br />
geben, die endgültig zu fahrende Strecke unter<br />
Berücksichtigung der aktuellen Wetterbedingungen<br />
– unter Wahrung der Sicherheit von<br />
Mensch und Material – zu optimieren. Trotz<br />
leichter Niedergeschlagenheit ob dieser<br />
unschönen Nachrichten liessen sich die Ruderer<br />
den Appetit nicht verderben. Das Personal<br />
mit den Häppchen-Tabletts hatte einen arbeitsamen<br />
Abend.<br />
An dieser Vorabend-Veranstaltung wurden<br />
die Neuteilnehmercrews kurz vorgestellt und<br />
andere Teams für ihre Leistungen/Rekorde<br />
bei der Vorjahresregatta geehrt. Christian<br />
Klandt (Bonner Ruderverein) wurde als vierter<br />
Ruderer, der die 25. Tour-Teilnahme feiern<br />
durfte, mit einer Flasche Champagner<br />
geehrt. Weil besondere Anlässe besonders<br />
gefeiert werden wollen, hatte er sich für eine<br />
Regattateilnahme im C-Einer entschieden.<br />
Alter schützt vor Torheit nicht, und gemachte<br />
Erfahrungen ganz offenbar ebenfalls nicht: er<br />
hatte vor elf Jahren solch eine Ochsentour<br />
schon einmal hinter sich gebracht...<br />
Am Rennmorgen wurden die Vorhersagen leider<br />
bestätigt: es war keine reguläre Tour du Lac<br />
Léman von 160 km möglich, sondern lediglich<br />
eine verkürzte Ausgabe entlang der Nordküste<br />
bis Lausanne und auf demselben Wege zurück<br />
über insgesamt «nur» etwa 110 km. Pünktlich<br />
eine Viertelstunde vor Rennbeginn wurde<br />
angesichts dieser Tourbeschneidung dann<br />
offensichtlich auch Petrus sehr traurig und<br />
begann zu weinen – lange und ausgiebig...<br />
Das Rennen nahm zunächst seinen erwarteten<br />
Verlauf: Das nur auf einer Position veränderte<br />
Rekordteam des letzten Jahrs mit Henning<br />
und Björn Osthoff, Christian Maus (alle<br />
RC Hamm), Markus Neumann (Mainzer<br />
RV) und Matthias Auer (RC Nürtingen) zog<br />
(scheinbar!) unaufhaltsam davon und brachte<br />
stetig Wasser zwischen sich und die Verfolger.<br />
Dieses wurde wiederum klar vom Ludwigshafener<br />
Tourlegenden-Boot mit den<br />
Decker-Brüdern Matthias und Michael, den<br />
Hock-Brüdern Gerhard und Jürgen sowie<br />
Andreas Orth angeführt. Dahinter waren die<br />
Positionskämpfe deutlich dynamischer, auch<br />
weil die darin involvierten Mixed-Boote<br />
naturgemäss stärkere Geschwindigkeitsvariationen<br />
in Abhängigkeit von den Konstellationen<br />
auf den Ruder-/Steuerplätzen aufweisen.<br />
Spannender als das Rennen an der Spitze<br />
entwickelte sich für die Führenden die Frage<br />
der effektiv zu <strong>rudern</strong>den Strecke. Denn entgegen<br />
der Erwartung des mittlerweile 14<br />
Minuten vorn liegenden Favoritenteams<br />
kam nach 4h 08min Ruderzeit in Lausanne<br />
nicht der Umkehrbefehl, sondern man wurde<br />
durchgewunken. Petrus weinte weiterhin<br />
(die Phrase «some light showers» hatte sich<br />
mittlerweile zum Running Gag entwickelt).<br />
Bei den Ruderteams kam angesichts dieser<br />
Situation leichte Besorgnis auf – eigentlich<br />
hatte man sich seelisch-moralisch und versorgungstechnisch<br />
auf 110 km eingestellt. Es<br />
war zu diesem Zeitpunkt so nicht klar, wohin<br />
bzw. wie lange die Reise bei den garstigen<br />
Bedingungen gehen würde.<br />
Kurz vor dem nächsten Kontrollpunkt in<br />
Rivaz bei Kilometer 70 wurde die herrschende<br />
Ungewissheit vom bereits um 6 Uhr<br />
gestarteten, im Gegenverkehr befindlichen<br />
Christian Klandt gelöst, der mit grossem<br />
Hallo begrüsst wurde. Das Führungsteam<br />
erreichte den Wendepunkt nach 5h 15min<br />
mit einem Vorsprung von etwa 20 Minuten<br />
vor Ludwigshafen.<br />
Bis Rolle, nach 107 Kilometern, lief es wie<br />
gehabt weiter: Hamm/Mainz/Nürtingen weit<br />
16 RudernAvironCanottaggio 06/<strong>12</strong>