08.09.2014 Aufrufe

POTSDAMER Trinkwassergeschichte - Stadtwerke Potsdam

POTSDAMER Trinkwassergeschichte - Stadtwerke Potsdam

POTSDAMER Trinkwassergeschichte - Stadtwerke Potsdam

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>POTSDAMER</strong><br />

<strong>Trinkwassergeschichte</strong>


Inhalt<br />

Vorwort 5<br />

Die „Consumenten“ hielten sich zurück 6<br />

Warum <strong>Potsdam</strong>s erstes Wasserwerk von 1876 kein schneller Erfolg wurde<br />

Wasserwerk I 8<br />

Am 1. Juli 1876 hieß es endlich: „Wasser marsch!“<br />

Wasserwerk II 9<br />

1900: Die Bertinistraße bekommt Verstärkung<br />

Wasserwerk III 10<br />

Und die Bäume im Wildpark stehen heute noch<br />

Wasserwerk IV 11<br />

Löschwasser inbegriffen<br />

1945. Der schwere Anfang 12<br />

Die Bilanz war deprimierend<br />

Die Jahre danach 14<br />

Es geht voran<br />

Mit der Wende wurde vieles anders 16<br />

Auch das Neue wird gemeistert


Vorwort<br />

Die <strong>Potsdam</strong>er Bürger haben es gut – jederzeit<br />

steht ihnen erfrischendes und sauberes<br />

Trinkwasser zur Verfügung. Für Milliarden von<br />

Menschen auf der Erde ist dies auch heute<br />

immer noch ein Traum. Aber auch in unserer<br />

Stadt war es ja nicht immer so. Vor mehr als<br />

125 Jahren begann die Geschichte der zentralen<br />

<strong>Potsdam</strong>er Trinkwasserversorgung, die<br />

sauberes Wasser aus dem Hahn zur Selbstverständlichkeit<br />

werden ließ.<br />

Die Anfänge waren mühsam und der Wasserbedarf<br />

stieg stetig mit dem Wachstum der<br />

Stadt, ebenso wie die Netzlängen. In der Vergangenheit<br />

wie heute wurden und werden<br />

beeindruckende Leistungen von den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern des Wasserbetriebs<br />

– seien es Arbeiter oder Ingenieure – erbracht.<br />

Auch wenn <strong>Potsdam</strong> in einer wasserreichen<br />

Gegend liegt, sind die Trinkwasserressourcen<br />

langfristig zu schützen und es ist behutsam<br />

mit dem kostbaren Nass umzugehen.<br />

Vom Start in der Bertinistraße im Jahr 1876<br />

bis zu den heutigen ferngesteuerten Anlagen<br />

mit zentraler Leitwarte war es ein langer Weg.<br />

Dem Leser soll mit der vorliegenden Broschüre<br />

ein Einblick in die interessante Geschichte dieses<br />

Bereiches der Wasserwirtschaft gegeben<br />

werden.<br />

Peter Paffhausen<br />

Geschäftsführer der<br />

Energie und Wasser <strong>Potsdam</strong> GmbH


Die „Consumenten“<br />

hielten sich zurück<br />

Warum <strong>Potsdam</strong>s erstes Wasserwerk<br />

von 1876 kein schneller Erfolg wurde<br />

Es ist kaum zu glauben, was ehrwürdige, mit<br />

dekorativ-schwungvoller Kanzleischrift geführte<br />

Unterlagen des Magistrates der Stadt <strong>Potsdam</strong><br />

unwiderleglich bezeugen: Das Angebot<br />

einer öffentlichen Trinkwasser-Versorgung zu<br />

erschwinglichem Preis weckte vor 120 Jahren<br />

in der Stadt nur mäßige Begeisterung. Bevor<br />

aber am 1. Juli 1876 das erste Wasserwerk in<br />

der Bertinistraße am Jungfernsee in Betrieb<br />

ging, hatten die <strong>Potsdam</strong>er Stadtväter bereits<br />

englische Ingenieurkunst, die in Europa führend<br />

Alte hölzerne Wasserleitung<br />

war, und englisches Kapital bemüht, um der<br />

herkömmlichen Art der Wasserversorgung ihrer<br />

Bürger mittels „Plumpen“, wie sie im Volksmund<br />

genannt wurden, ein Ende zu bereiten.<br />

Peu á peu sollten die Straßen- und Privatbrunnen<br />

aus dem Stadtbild verschwinden und der<br />

neuzeitlichen „Wasser-aus-Wand-Technik“<br />

Platz machen.<br />

Zwischen der Stadtgemeinde <strong>Potsdam</strong> und<br />

einem Herrn Frank Karuth zu Isleworth in England<br />

wurde schon am 18. September 1874 ein<br />

diesbezüglicher Vertrag geschlossen, in dem<br />

es um die Errichtung und den Betrieb eines<br />

Wasserleitungswerkes für <strong>Potsdam</strong> ging. Hier<br />

ein paar Leseproben aus diesem bedeutsamen<br />

Schriftstück:<br />

§ 1. Concession<br />

a. Die Dauer dieses Vertrages und der in demselben<br />

Seitens des Magistrats dem Unternehmer, Herrn<br />

Frank Karuth, ertheilten Concession wird auf die<br />

Zeit vom 1. October 1874 bis 1. October 1901, also<br />

auf 27 Jahre festgesetzt.<br />

b. Der Magistrat ertheilt auf die Dauer dieses Vertrages<br />

dem Unternehmer das Recht, Behufs der zur<br />

Ausführung und zum Betrieb des Wasserwerkes<br />

erforderlichen Legung, Verlegung und Reparatur der<br />

Leitungsröhren und Zubehör innerhalb des Stadtgebietes,<br />

soweit dem Magistrat die Verfügung hierüber<br />

zusteht, das Pfla-ster, die Chaussirung, die Trottoirs<br />

und andere Oberflächen zu jeder Zeit aufzubrechen,<br />

die Straßen, Plätze und Bürgersteige mit Gräben zu<br />

durchziehen und Röhren an, in oder unter den Brücken<br />

und Canälen zu legen, in solcher Weise, daß die<br />

Sicherheit derselben nicht gefährdet oder deren Construction<br />

nicht beschädigt wird.<br />

§ 2. Gegenleistung des Unternehmers<br />

a. Dagegen verpflichtet sich der Unternehmer, auf<br />

seine Kosten eine Wasserleitung für den Bereich der<br />

Stadt <strong>Potsdam</strong> und deren Vorstädte anzulegen und<br />

die darin belegenen Grundstücke, beziehungsweise<br />

Gebäude, Straßen und Plätze, sowohl private wie<br />

öffentliche, für die Dauer dieses Vertrages gegen<br />

Entgeld mit jedem geforderten Quantum Wasser zu<br />

versorgen.<br />

b. Das Wasser muß den Abnehmern durch natürliche<br />

oder künstliche Filtration vollständig gereinigt geliefert<br />

werden.<br />

c. Die beständige Höhe, bis zu welcher das Wasser in<br />

die Gebäude der Abnehmer zu leiten, ist auf 30 (dreißig)<br />

Meter über dem Nullpunkt des Havel=Pegels an<br />

der Langen Brücke zu <strong>Potsdam</strong> als Minimum festgestellt.<br />

Die zukünftigen „Wasser-Consumenten“<br />

mussten natürlich schwarz auf weiß wissen,<br />

was mit der Frei-Haus-Lieferung alles auf sie<br />

zukommt.<br />

So wurden eilends ein paar Hundert Exemplare<br />

der „Bedingungen für die Lieferung von<br />

Wasser“ gedruckt, um die Bürger ausführlich<br />

über ihre Rechte und Pflichten in Kenntnis zu<br />

setzen.<br />

Diese Bedingungen enthielten u.a. detaillierte<br />

Festlegungen über Rohrquerschnitte, Verbrauchsmessungen<br />

und Gebühren - von den<br />

Vorschriften für die Beschaffenheit sämtlicher<br />

„Hauptabsperrhähne“, „Abzapfhähne“ und<br />

„Closets“ gar nicht zu reden. Kostprobe:<br />

§ 1. Concession<br />

„Nur solche Closets werden als vorschriftsmäßig<br />

angesehen, deren Spülung durch einen mittelst der<br />

Hand hochzuhebenden und sich von selbst beim Loslassen<br />

durch ein Gewicht wieder senkenden Hebel<br />

bewirkt wird. Alle anderen Arten von Closets, also<br />

auch diejenigen, deren Spülung durch einen Thür-<br />

, Sitz-, Tritt- oder sonstigen Mechanismus bewegt<br />

wird, sind unzulässig.“<br />

Noch Fragen? Hierzu sicherlich nicht, dafür<br />

zur auffälligen Zurückhaltung der, wie es hieß,<br />

„Consumenten“. Ihre Vorbehalte gegenüber<br />

der neuen Errungenschaft einer damals besonders<br />

stürmisch vorandrängenden technischen<br />

Entwicklung waren sozusagen ästhetischer<br />

Natur: Schnell hatte sich herumgesprochen,<br />

dass aus den ersten Hähnen eine Flüssigkeit<br />

kam, bräunlich verfärbt durch den Gehalt an<br />

Eisen und Mangan.<br />

Das schadete zwar nachweislich niemandem,<br />

konnte aber auch nicht recht überzeugen.<br />

Man wollte indes auf Nummer Sicher<br />

gehen und ließ durch den vereidigten Berliner<br />

Gerichts- und Handelschemiker Dr. Ziurek ein<br />

Gutachten anfertigen, „ob das Wasser ein reines,<br />

gutes, als Trink-, Speise- und Wirtschaftswasser<br />

geeignetes Wasser ist.“ Und der Herr<br />

Doktor bescheinigte dem <strong>Potsdam</strong>er Wasser<br />

absolute Trink- und Verwendungsfähigkeit.<br />

Damit waren formell alle Bedenken aus dem<br />

Wege geräumt.<br />

Zur Grundsteinlegung für den 4.000 Kubikmeter<br />

fassenden Wasserbehälter auf dem<br />

Pfingstberg hatte sich der britische Gesandte<br />

höchstselbst nach <strong>Potsdam</strong> bemüht. Da waren<br />

dem Unternehmer Karuth vom weitsichtigen,<br />

mit geringen Abgaben zufriedenen Magistrat,<br />

vorteilhafte Bedingungen eingeräumt worden.<br />

Und dennoch „klemmte“ es aus dem beschriebenen<br />

Grund im neuen Rohrsystem,<br />

wollte die Sache nicht wie erhofft florieren.<br />

Die Leute verließen sich zunächst weiterhin<br />

überwiegend auf jene 300 Straßen- und etliche,<br />

heute nicht mehr bezifferbare Privatbrunnen<br />

innerhalb von Grundstücken, an die sie<br />

gewohnt waren. Wer sich per Straßenpumpe<br />

versorgen musste, kam bei großer Wäsche mit<br />

einem Bedarf von durchschnittlich 20 heranzuschleppenden<br />

Eimern nicht ohne Muskelkater<br />

weg.<br />

Bemittelte <strong>Potsdam</strong>er bestellten den „Wassermann“<br />

samt Hundegespann. Er füllte die<br />

Tonne auf seinem Wägelchen aus dem Stadtkanal,<br />

eine hygienisch zweifelhafte Lösung. Für<br />

25 Eimer bekam der Mann fünf Groschen.<br />

So konnte es natürlich nicht ewig gehen. Da<br />

seit 1876 eine zentrale Wasserversorgung<br />

nun einmal existierte, musste an deren Vervollkommnung<br />

gearbeitet werden. Was dann<br />

auch 1890 geschah, und zwar nach Übernahme<br />

der englischen Anlage für eine reichliche<br />

Million Mark durch die Stadt <strong>Potsdam</strong>.<br />

Und noch vor der Jahrhundertwende eliminierte<br />

eine Kombination aus Wasserbelüftung<br />

und Langsamfiltern hauptsächlich das Eisen<br />

und Mangan. Fortan floss zu den angenehm<br />

überraschten und an Zahl schlagartig zunehmenden<br />

„Consumenten“ klares und appetitliches,<br />

ab nun allgemein begehrtes Wasser.<br />

<strong>Potsdam</strong>er Wasserpumpe<br />

um 1876<br />

Wasserpumpe gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />

in <strong>Potsdam</strong> (am rechten Bildrand)<br />

Standort: heutige Gutenbergstraße<br />

Ausschnitt aus dem 1878 geschlossenen Vertrag zwischen der Privat Wasser-Leitungs<br />

Gesellschaft Pfingstberg und der Direction der <strong>Potsdam</strong>er Wasserwerke<br />

Actien Gesellschaft zur Lieferung von Wasser an 40 Besitzer von Grundstücken<br />

Ausschnitt aus dem Vertrag von 1876 zwischen der Königlichen Gartenintendentur<br />

und der Direction der <strong>Potsdam</strong>er Wasserwerke Actien Gesellschaft zur Abgabe<br />

von Wasser aus der Hauptröhrenleitung


Wasserwerk I<br />

Am 1. Juli 1876<br />

hieß es endlich: „Wasser marsch!“<br />

Schwerfällig setzten sich an diesem historischen<br />

Tag im I. <strong>Potsdam</strong>er Wasserwerk in der<br />

Bertinistraße die schnaufenden Dampfmaschinen<br />

in Bewegung und trieben die beiden<br />

Pumpen an, die aus einer Tiefe von 20-40<br />

Metern das kostbare Nass ans Tageslicht förderten.<br />

Beachtliche 5.000 Kubikmeter Wasser<br />

aus 15 Bohrfilterbrunnen waren es täglich.<br />

Das sind 5 Millionen Liter oder 250.000 Eimer,<br />

wenn man ihren Inhalt mit 20 Litern bemisst.<br />

Diese Menge reichte beispielsweise aus, um<br />

12.500 mal die große Wäsche machen zu<br />

können. Der technische Fortschritt hatte nun<br />

auch in <strong>Potsdam</strong> seinen Einzug gehalten.<br />

Vom Wasserwerk wurde das Wasser in den<br />

4.000 Kubikmeter fassenden Hochbehälter<br />

auf dem Pfingstberg gepumpt. Von dort aus<br />

gelangte es durch ein 47,3 Kilometer langes<br />

Rohrnetz zu den 1.152 Anschlussstellen der<br />

Stadt. 1898 ging man daran, das Wasser einer<br />

gründlichen Schönheitskorrektur zu unterziehen.<br />

Mittels einer neuzeitlichen Enteisenungsanlage,<br />

die aus einer offenen Koksrieslerbelüftung<br />

und fünf Langsamfiltern bestand,<br />

wurden dem Wasser Eisen und Mangan entzogen.<br />

Und von nun an hatten die <strong>Potsdam</strong>er ein<br />

sauberes und wohlschmeckendes Trinkwasser.<br />

Über ein halbes Jahrhundert war mit dem<br />

Wasser aus der Bertinistraße alles klar. Nach<br />

der Errichtung der Wasserwerke Wildpark und<br />

Nedlitz sowie Erweiterungen im Wasserwerk<br />

Leipziger Straße wurde das veraltete Werk in<br />

der Bertinistraße 1952 stillgelegt.<br />

Schieber<br />

Wasserwerk I Bertinistraße 1876<br />

Wasserwerk II<br />

1900: Die Bertinistraße<br />

bekommt Verstärkung<br />

Um die Jahrhundertwende wollte eine Firma<br />

ihre Badeöfen und -wannen auch in der Residenzstadt<br />

<strong>Potsdam</strong> verkaufen und inserierte<br />

deshalb in der Tageszeitung mit folgendem<br />

Wortlaut:<br />

„Das Wasser im Hause giebt Veranlassung zur<br />

Schaffung von Bade-Einrichtungen“<br />

bei nur 6 Bohrfilterbrunnen 5.000 Kubikmeter<br />

Wasser, wovon ein Fünftel der Menge in den<br />

Hochbehälter auf den Brauhausberg gepumpt<br />

wurde. 1912 stieg man vom Dampfmaschinenbetrieb<br />

auf den elektrischen Betrieb um.<br />

Von dieser Zeit an wurden auch Wilhelmshorst,<br />

Rehbrücke, Bergholz, Langerwisch,<br />

Michendorf und Caputh mitversorgt.<br />

Auch in der Leipziger Straße gab es im Laufe<br />

der Jahre Schwierigkeiten mit der Wasserqualität.<br />

Also knobelte man unermüdlich daran,<br />

der prekären Lage Herr zu werden. Und die<br />

Mühe lohnte sich. Das Grundwasser wurde<br />

durch Zerstäubung belüftet, das heißt, mit<br />

Sauerstoff angereichert und anschließend in<br />

6 offene Schnellfilter geleitet. Das gewonnene<br />

Filtrat entsprach allen Erwartungen. Später<br />

konstruierte der zur <strong>Potsdam</strong>er Wasserwirtschaft<br />

gehörende Oberingenieur Rudolf Marschner<br />

geschlossene Druckfilter, die im Vergleich<br />

zu den genannten offenen Filtern eine<br />

Steigerung der Fördermenge um das Vierfache<br />

möglich machten. Die Zeit bleibt eben nicht<br />

stehen.<br />

Filterhalle des Wasserwerkes II Leipziger Straße<br />

Rohrgitterkaskaden des Wasserwerkes II<br />

Vielleicht war das zunehmend gewachsene<br />

Reinlichkeitsbedürfnis der <strong>Potsdam</strong>er - neben<br />

dem Umstand, dass auch die Teltower Vorstadt<br />

ans Netz gehen sollte - ein Grund dafür,<br />

warum das Wasser nicht mehr ausreichte.<br />

Das Wasserwerk in der Bertinistraße schaffte es<br />

nicht mehr, den immensen Bedarf zu decken.<br />

Also musste ein neues Wasserwerk, die Nummer<br />

II, gebaut werden.<br />

Neue Grundwasservorkommen wurden<br />

gesucht und in der Teltower Vorstadt, in<br />

unmittelbarer Nähe der Havel, auch gefunden.<br />

1900 ging das zweite Wasserwerk <strong>Potsdam</strong>s<br />

in der Leipziger Straße mit zwei Dampfkolbenpumpen<br />

in Betrieb. Die Tageskapazität betrug<br />

Die Geschichte des Werkes II ab der Bombenbeschädigung<br />

1945 ist sorgenvoll. Denn was<br />

nützen verbesserte Filter, neue Aufbereitungsanlagen,<br />

moderne Pumpen und erweiterte<br />

Hochbehälter, wenn durch die überdurchschnittliche<br />

Wasserförderung das Grundwasser<br />

knapp wird und sich die Grundwasserbeschaffenheit<br />

verschlechtert? Versuche, dem<br />

durch Versickerung von Havelwasser am Uferweg<br />

und im Dauerwald entgegenzuwirken,<br />

schlugen fehl. Was blieb, war das allerdings<br />

erfolgreiche Bohren neuer Tiefbrunnen und<br />

eine Beschränkung der Fördermengen.<br />

Hochleistungstechnologien haben die Nummer<br />

II zum modernsten Wasserwerk der Landeshauptstadt<br />

gemacht. An qualitativ hochwertigem<br />

Wasser von hier wird es also auch<br />

künftig nicht mangeln.<br />

Pumpenhalle Filterhalle 2003<br />

Alter Maschinensaal Projekt einer offenen Enteisenungsanlage von 1913


Wasserwerk III<br />

Und die Bäume im Wildpark stehen<br />

heute noch<br />

Bereits 1927 schwante <strong>Potsdam</strong>s Stadt-vätern,<br />

was mit dem erkennbar raschen Entwicklungstempo<br />

ihrer Kommune auf sie zukommen<br />

würde: vermehrter Wasserbedarf. Zu den<br />

vorhandenen zwei Wasserwerken müsse, so<br />

befanden sie, ein drittes hinzukommen, übrigens<br />

mit Wohnhaus für das Bedienungspersonal<br />

und mit der Aufgabe, auch Geltow, Golm<br />

und Eiche mitzuversorgen. Über 100 Versuchsbohrungen<br />

und Grundwasserbeobachtungsbrunnen<br />

wurden niedergebracht, um in<br />

Eiche am Werderschen Damm ergiebige und<br />

geeignete Grundwasservorkommen nachzuweisen.<br />

Nach nur 3 Jahren Bauzeit stand 1932<br />

die Nummer III der <strong>Potsdam</strong>er Wasserversorgung<br />

inmitten einer reizvollen Landschaft und<br />

beteiligte sich mit daran, den schier unstillbaren<br />

Durst der <strong>Potsdam</strong>er zu stillen.<br />

20.000 Kubikmeter Wasser pro Tag waren<br />

geplant, aber die Aufsichtsbehörde genehmigte<br />

nur 5.000, da sie die Austrocknung des<br />

Wildparkes und der Gartenanlagen von Sanssouci<br />

durch Grundwasserabsenkung befürchtete.<br />

4 Elektrokreiselpumpen, 8 Steinzeugheberbrunnen,<br />

1 Sammelbrunnen und 3 offene<br />

Doppelfilter.<br />

Doch schon 1936 stellte sich heraus, dass das<br />

Werk zu klein ist. Was Wunder, wenn behördliche<br />

Engstirnigkeit korrekte Ingenieurplanung<br />

außer Kraft setzt.<br />

Bis 1938 wurde das Wasserwerk III mit<br />

geschlossenen Schnellfiltern und 12 zusätzlichen<br />

Hebebrunnen auf eine Tagesleistung von<br />

15.000 Kubikmeter Wasser erweitert.<br />

Auch technologische Verbesserungen vermochten<br />

die Wasserabgabe noch einmal<br />

deutlich aufzustocken. Denn vor allem an<br />

den fördertechnischen Anlagen auftretenden<br />

Verschleißerscheinungen musste ideenreich<br />

begegnet werden. Wiederum wurde ein<br />

Erweiterungsbau nötig und 1986 in Angriff<br />

genommen. Die unermüdliche Rekonstruktion<br />

älterer Werkteile bei laufendem Betrieb ist bis<br />

heute im Gang.<br />

Brunnenbohrung 1930<br />

Pumpenhalle<br />

Wasserwerk IV<br />

Löschwasser inbegriffen<br />

Am 1. September 1943, Beginn des vierten<br />

Kriegsjahres, kam etwas Neues in die Geschichte<br />

der <strong>Potsdam</strong>er Wasserversorgung.<br />

Diesmal wurde nicht gebaut, sondern gekauft,<br />

und es ging nicht nur um Trink-, sondern<br />

– geschuldet den zunehmenden Luftangriffen<br />

der Alliierten – hauptsächlich um<br />

Löschwasser.<br />

<strong>Potsdam</strong> investierte 430.000 Reichsmark in<br />

den Erwerb der Kreiswasserwerke Nedlitz<br />

und Gallin. Dies schloss die bereits 1936 eingemeindeten<br />

Stadtteile Bornstedt, Bornim,<br />

Nedlitz, Fahrland und Marquardt an die städtische<br />

Trinkwasserversorgung an. Auch im<br />

Wasserwerk Nedlitz, das eine Tageskapazität<br />

von 3.000 Kubikmetern hatte, setzte man<br />

alles daran, die Bevölkerung <strong>Potsdam</strong>s mit einwandfreiem<br />

Trinkwasser zu versorgen.<br />

Indessen ließen der trockene Sommer 1944,<br />

Wasserwerk III Wildpark 1939 Wasserwerk III Wildpark 2003 Wasserwerk IV Nedlitz 1940<br />

Industrieverlagerungen im kleiner werdenden<br />

Deutschland und der beginnende Flüchtlingsstrom<br />

(behördenamtlich als „Personenzuzug“<br />

getarnt) den Wasserbedarf bis an die Schmerzgrenze<br />

steigen. Wasser um jeden Preis, das<br />

war die Devise. Nach Kriegsende wurden die<br />

Versorgungsschwierigkeiten keinesfalls kleiner.<br />

Die Stadt war vollgestopft mit Flüchtlingen,<br />

in die Kasernen von <strong>Potsdam</strong>, Krampnitz,<br />

Fahrland und Nedlitz zogen die sowjetischen<br />

Besatzer ein, und die Maschinen in dem kleinen<br />

Wasserwerk waren durch die jahrelange<br />

Überlastung völlig am Ende.<br />

Ein Neubau war deshalb unumgänglich. Nach<br />

intensiven hydrologischen Vorarbeiten wurde<br />

mit dem Bau begonnen, und im Frühjahr 1952<br />

ging das neue Wasserwerk IV in Betrieb. Für<br />

das alte schlug die Abschiedsstunde.<br />

Da das Wasserwerk in unmittelbarer Nähe<br />

ehemaliger Kasernen liegt, wurden 1990 Belastungen<br />

im Grundwasser mit dem Schadstoff<br />

Trichlorethen festgestellt.<br />

Mit großem finanziellen Aufwand wird diese<br />

Substanz dem Grundwasser entzogen und die<br />

Verbraucher können ohne Sorge ihren Wasserhahn<br />

aufdrehen.<br />

Wasserwerk IV Nedlitz 2003<br />

Filterkessel<br />

Reinwasserpumpe<br />

Allerdings ohne triftigen Grund, wie man<br />

heute weiß. Das letzte diesbezügliche Gutachten<br />

von 1991 hat wiederum alle Bedenken<br />

zerstreut.<br />

Auch beim Wildpark-Projekt mischten die<br />

Engländer kräftig mit. Sie lieferten das Material<br />

für die Ausrüstung des Werkes und Teile<br />

für das Rohrnetz. Die Förder- und Aufbereitungstechnik<br />

konnte sich sehen lassen:<br />

10<br />

11


1945.<br />

Der schwere Anfang<br />

Die Bilanz war deprimierend<br />

Es war wie fast überall: Erst kam das Chaos<br />

der letzten Kriegsphase, und als sich der Rauch<br />

verzogen hatte und die Schüsse verhallt waren,<br />

folgte im Mai 1945 auch bei der <strong>Potsdam</strong>er<br />

Wasserversorgung eine Bestandsaufnahme.<br />

Zerstörte Nikolaikirche<br />

Ermutigend fiel sie nicht aus. Im gesamten<br />

Stadtgebiet Rohrbrüche und andere Zerstörungen<br />

des Netzes, wichtige Anlagen zerbombt<br />

oder sonstwie beschädigt.<br />

Eine ziemlich ratlose Feststellung im Bericht<br />

von 1945 spricht von „Einwirkungen auf die<br />

sonst jahrzehntelang in ruhigen Bahnen sich<br />

bewegende Entwicklung der Wasserwerke,<br />

die noch nicht abgeschlossen sind und deren<br />

weiterer Verlauf noch nicht mit Sicherheit<br />

bestimmt werden kann.“ Die Rede ist außerdem<br />

von „einschneidenden Vorkommnissen<br />

und Belastungen wie bisher noch in keinem<br />

Jahr seit Bestehen der Werke.“<br />

Recht hatte jener Kanzlist, der den Akten in<br />

bravem Amtsdeutsch solche vorsichtigen Formulierungen<br />

anvertraute. Mit ihrer Wohltemperiertheit<br />

lassen sie jeden Begriff davon vermissen,<br />

was da über <strong>Potsdam</strong> und Deutschland<br />

hereingebrochen war.<br />

Es muss weitergehen<br />

Zerstörte Garnisionskirche<br />

„Alle damals beschäftigten Kollegen“, so eine<br />

betriebliche Chronik, „arbeiteten mit Energie<br />

an der möglichst schnellen Aufnahme der<br />

Trinkwasserversorgung.“ Ein summarischer,<br />

notwendigerweise nüchterner Satz, wie er<br />

eben formuliert wird, wenn es um die Darstellung<br />

des großen Ganzen geht.<br />

Dürftig ernährt, bekleidet und ausgerüstet standen<br />

sie dafür gerade, dass die gewaltige<br />

Menge von annähernd 8,5 Millionen Kubikmeter<br />

Wasser gefördert, aufbereitet und geliefert<br />

wurde. Denn von nun an war die kopfstarke<br />

sowjetische Besatzungsmacht mitzuversorgen.<br />

Was bedeutete „mit Energie“ zu arbeiten?<br />

War da in den bekanntermaßen schwierigen<br />

und gefährlichen ersten Nachkriegswochen<br />

nicht mehr gefordert als Fachkenntnis und<br />

Einsatzbereitschaft? Ging es nicht manchmal<br />

sogar ums nackte Überleben?<br />

Wir wüssten es nicht ohne die Aufzeichnungen<br />

eines Mannes, der darüber gewissenhaft Buch<br />

geführt hat.<br />

Die Niederschriften des Oberingenieurs Rudolf<br />

Marschner gehören zum kostbarsten Archivgut<br />

der Energie und Wasser <strong>Potsdam</strong> GmbH.<br />

Gerade indem sie detailliert und eindrucksstark<br />

von einem vergleichsweise begrenzten<br />

Lebensbereich berichten, werden sie zum<br />

Geschichtsdokument: So ist es in unserer Stadt<br />

gewesen, als alles Leben erstorben schien und<br />

sich doch wieder regte. Rudolf Marschner war<br />

dabei und notierte Einzelheiten - auf der Stelle,<br />

direkt, ohne den Abstand späteren Erinnerns.<br />

Mit nicht zu übertreffender Authentizität. Hier<br />

einige Auszüge:<br />

Sonnabend, 14. 4. 1945<br />

23-23.45 Uhr Luftangriff auf <strong>Potsdam</strong>. Zerstörung<br />

der Innenstadt -Stadtschloß, Garnisonkirche,<br />

Palast Barberini, Rathaus und anderes.<br />

Verwaltungsgebäude der <strong>Stadtwerke</strong> Holzmarktstraße<br />

6 brennt völlig aus, wobei sämtliche<br />

Akten und Arbeitsvorgänge vernichtet<br />

werden bis auf die in zwei Blechkästen im<br />

Schutzkeller des Nachbargrundstücks untergebrachten<br />

wichtigsten Betriebsunterlagen<br />

und die im Werk III sichergestellten Originalzeichnungen<br />

der Werke I-IV.<br />

Wasserwerk II wurde durch drei Sprengbomben<br />

schwer getroffen und außer Betrieb gesetzt.<br />

Filterhaus der offenen Anlage restlos zerstört.<br />

Donnerstag, 26. 4. 1945<br />

<strong>Potsdam</strong> brennt! Werk I früh von den aus dem<br />

Königswald übersetzenden Truppen besetzt.<br />

Maschinist Gräbnitz verbleibt im Werk bis<br />

20.30 Uhr, bis Werk I stromlos ist.<br />

Montag, 30. 4. 1945<br />

Schwerer Beschuss auf Wildpark. Werk III erhält<br />

nachmittags einen Treffer in das Maschinenhaus,<br />

wobei der Dieselmotor beschädigt wird.<br />

Gegen 19 Uhr werden Direktor Sprung und<br />

Betriebsleiter Engelbrecht verhaftet.<br />

Donnerstag, 3. 5. 1945<br />

Meinen Dienst wieder aufgenommen. Direktor<br />

Sprung noch verhaftet. Werk III aufgesucht, ist<br />

betriebsfertig bis auf den zerschossenen Dieselmotor,<br />

Druckpumpe 1 und Motor der Druckpumpe<br />

2. Austausch beider Druckpumpen-<br />

Motoren durch Eltwerk-Hilfskräfte.<br />

Freitag, 4. 5. 1945<br />

Werk III in der Nacht geplündert, deshalb russische<br />

Bewachung beantragt. Werk III fördert<br />

ab 15 Uhr mit 250 cbm/h. Personalausweise<br />

mit russischem Text für Werkgefolgschaft<br />

beschafft.<br />

Sonnabend, 5. 5. 1945<br />

Ingenieur Engelbrecht berichtet über seine und<br />

Direktor Sprungs Verhaftung. Werk I aufgesucht<br />

und völlig unverschlossen, herrenlos und<br />

verwahrlost vorgefunden. Betriebsanlagen<br />

nahezu unbeschädigt.<br />

Ab 9.45 Uhr Strom! Werk I ab 16 Uhr in Betrieb<br />

mit 180 cbm/h. Werk III fördert mit 400 cbm/h.<br />

Auf Werk II erster Einsatz des von uns aufgerufenen<br />

und organisierten freiwilligen Arbeitsdienstes.<br />

Montag, 7. 5. 1945<br />

Werk I und III im Dauerbetrieb! Auf Werk II<br />

flaut die Arbeitslust des öffentlichen Hilfsdienstes<br />

sichtbar ab. Brotsperre angedroht und<br />

Erleichterung in der Brotbeschaffung für die<br />

Arbeitenden eingeführt. RAW <strong>Potsdam</strong> bietet<br />

um 14 Uhr Nachbarschaftshilfe an, die dankbar<br />

angenommen wird.<br />

Mittwoch, 9. 5. 1945<br />

Bekanntgabe des Waffenstillstandes! Die von<br />

mir vorgesehene Beschlagnahme der zerstörten<br />

Bootswerft Beelitz zur Bauholzgewinnung<br />

für Werk II aufgegeben und dafür die<br />

zerstörten Ruderklubgebäude zwecks Abriss<br />

beschlagnahmt.<br />

Donnerstag, 10. 5. 1945<br />

Der „freiwillige“ Hilfsdienst läßt im Arbeits-eifer<br />

stark nach; als letzte Abhilfe für die gefährdete<br />

Weiterführung der Arbeiten in Werk II besondere<br />

Mittagessenlieferung für etwa 40 Mann<br />

auf 14 Tage vereinbart.<br />

Sonnabend, 12. 5. 1945<br />

Auf Werk II wird der durch Luftdruck ausgehobene<br />

5.000-kg-Kran wieder eingesetzt; RAW<br />

stellt auch Schweißer mit Geräten zur Verfügung.<br />

Montag, 14. 5. 1945<br />

Auf Werk II beschlagnahmt russisches Militär<br />

dauernd das zurechtgeschnittene Bauholz.<br />

Erste Füllung des Hochbehälters Pfingstberg,<br />

um 7 Uhr, 3,30 m!<br />

Dienstag, 15. 5. 1945<br />

In dem zum Rathaus bestimmten Dienstgebäude<br />

der Allianz-Versicherung, Spandauer<br />

Str. 1, stellt sich um 9 Uhr die neue Stadtverwaltung<br />

vor. Der Dezernent für Betriebe, Ing.<br />

Seiffert, besichtigt um 14 Uhr Werk II und<br />

überträgt mir die Werkleitung.<br />

Mittwoch, 16. 5. 1945<br />

Auf Werk III wird mit der Demontage des<br />

beschädigten Dieselmotors begonnen.<br />

Dienstag, 22. 5. 1945<br />

Auf persönliche Vorstellung beim russischen<br />

Bezirkskommandanten über die dauernden<br />

Materialbeschlagnahmungen von diesem<br />

handschriftlichen Verbotsausweis für Wasserwerk<br />

II-Grundstück erhalten, der sich als sehr<br />

wirksam erweist.<br />

Mittwoch, 23. 5. 1945<br />

Auf Werk II hat die Maschinenbau AG die vereinbarten<br />

Arbeiten bisher nicht ausgeführt, weil<br />

vom eigenen russischen Werkkommandanten<br />

verboten. Durch persönliche Vorstellung beim<br />

Bezirkskommandanten russische Erklärung<br />

erhalten, auf Grund dessen der Werkkommandant<br />

die Arbeiten ausführen läßt.<br />

Donnerstag, 24. 5. 1945<br />

Fortgang der Maurer- und Zimmerarbeiten auf<br />

Werk II. Erster Einsatz des weiblichen Hilfsdienstes<br />

zum Steineputzen.<br />

Dienstag, 29. 5. 1945<br />

Über die sanitären Zustände auf Werk I geht eine<br />

russische Beschwerde ein, die widerlegt werden<br />

kann. Direktor Sprung ist freigelassen worden<br />

und besucht auf dem Rückweg von Dallgow<br />

über Rathenow, Brandenburg das Werk III.<br />

Montag, 4. 6. 1945<br />

Werk II konnte um 16,45 Uhr mit 400 cbm/h in<br />

Betrieb genommen werden. Um 18 Uhr Wasser<br />

in der Drevesstraße 28 im 1. Stock. Nachts<br />

24 Uhr musste Werk II wieder außer Betrieb<br />

gehen, da der 300 Ø Verschlussschieber der<br />

Falleitung vor der Eisenbahnbrücke herausgedrückt<br />

wurde und Überschwemmung an der<br />

Bahnanlage entstand.<br />

Dienstag, 5. 6. 45<br />

Nach Beseitigung des Schadens konnte Werk II<br />

wieder in Betrieb genommen werden. Die nur<br />

geringe Abnahme von 3.000 - 4.000 cbm/Tag<br />

bestätigt die schwere Zerstörung der Teltower<br />

Vorstadt; auch sind die Leitungen nach<br />

den Vororten wegen der Rohrbrüche noch<br />

gesperrt.<br />

Montag, 11. 6. 1945<br />

Werk I meldet, dass ab 9. 6. russische Besatzung<br />

auf dem Werk. Werk III ab 11. 6. ebenfalls<br />

besetzt.<br />

Mittwoch, 13. 6. 1945<br />

Werk I meldet Betriebsschwierigkeiten durch<br />

engherziges Verhalten der russischen Wache.<br />

Mein Versuch, durch Vermittlung des Dolmetschers<br />

Brotsch zu Kapitän Krassnow zu<br />

gelangen, scheitert. 21 Uhr Meldung des<br />

Maschinisten Breithoff über völlige Einsperrung<br />

des Betriebspersonals im Maschinenhaus.<br />

Freitag, 22. 6. 1945<br />

Auf Werk II Rohwasser einwandfrei; im Reinwasser<br />

Bakt. coli festgestellt. Ing. Heffer nach<br />

Berlin-Dahlem zwecks Ermittlung über zukünftige<br />

Zusammenarbeit mit der Reichsanstalt.<br />

Mit den Informationen, dass alle Wasserwerke<br />

Fernsprechanschluss erhalten haben und die<br />

funktionierenden insgesamt 21300 Kubikmeter<br />

Wasser am Tag abgeben, enden die Aufzeichnungen<br />

von Herrn Marschner am 30.<br />

Juni 1945.<br />

Rudolf Marschner<br />

Rudolf Marschner wurde 1885 in Dresden<br />

geboren.<br />

Er arbeitete als Technischer Zeichner in einem<br />

renommierten Wasserbüro, besuchte in seiner<br />

Heimatstadt verschiedene technische Lehranstalten<br />

und wurde 1909 bei den Städtischen<br />

Wasserwerken <strong>Potsdam</strong> als Betriebsingenieur<br />

eingestellt. Seit dieser Zeit arbeitete er in dieser<br />

verantwortungsvollen Funktion. Auch als<br />

Konstrukteur machte er sich einen Namen. Er<br />

entwickelte u.a. geschlossene Filter zur Aufbereitung<br />

von huminstoffhaltigem Grundwasser.<br />

Dieses Patent wurde in den <strong>Potsdam</strong>er Wasserwerken<br />

erfolgreich in die Praxis umgesetzt und<br />

fand auch in Fachkreisen großes Interesse. Zwischenzeitlich<br />

zum Oberingenieur ernannt, war<br />

er jahrelang Leiter der <strong>Potsdam</strong>er Trinkwasserversorgung.<br />

1954, als die neuen Anlagen in<br />

Betrieb waren, trat er in den wohlverdienten<br />

Ruhestand.<br />

Am 8. Dezember 1969 starb er in <strong>Potsdam</strong>.<br />

Auch wenn der Begriff „Aktivist der ersten<br />

Stunde“ nach dem Aufhören des real existierenden<br />

Sozialismus an Wert verloren hat, in<br />

seiner ursprünglichen Bedeutung trifft er hier<br />

jedoch den Kern der Sache. Ja, sie waren Aktivisten,<br />

<strong>Potsdam</strong>s Wasserwirtschaftler. Deshalb<br />

erinnern wir uns dankbar an sie.<br />

12 13


Die Jahre danach<br />

Es geht voran<br />

Wenn auch die Betriebsbezeichnungen im<br />

Verlauf der 120jährigen Geschichte der <strong>Potsdam</strong>er<br />

Wasserwirtschaft mehrmals geändert<br />

wurden, ihre Aufgabe blieb immer die gleiche:<br />

Stabile Versorgung der Bevölkerung mit<br />

einwandfreiem Trinkwasser. Die 1945 gegründeten<br />

<strong>Stadtwerke</strong> <strong>Potsdam</strong> wurden vier Jahre<br />

später in den Verband des Kommunalen Wirtschaftsunternehmens<br />

(KWU) eingegliedert.<br />

1951 wurde daraus der VEB (K) Wasserwerke<br />

<strong>Potsdam</strong> und schon zwei Jahre später danach<br />

hieß es VEB (K) Wasserwirtschaft <strong>Potsdam</strong>.<br />

Von 1964 bis 1990 nannte sich der Betrieb<br />

dann VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung<br />

<strong>Potsdam</strong>.<br />

In dieser Zeit kamen zum <strong>Potsdam</strong>er Versorgungsbereich<br />

noch die Wasserwerke Teltow,<br />

Eichwalde, Mittenwalde, Luckenwalde, Ludwigsfelde,<br />

Werder, Elisabethhöhe, Bochow,<br />

Alt Töplitz, Beelitz, Wildenbruch, Bergheide,<br />

Six, Borkheide und Fichtenwalde dazu. Ab<br />

1972 forcierte sich der staatliche Wohnungsbau,<br />

und auch die Wasserwirtschaft musste<br />

sich dieser neuen Situation anpassen.<br />

Und sie schaffte es, auch diese zusätzlichen,<br />

dringend benötigten zigtausend Kubikmeter<br />

Wasser bereitzustellen. Großen Anteil daran<br />

hatten das Wasserwerk Rehbrücke und die<br />

beiden Fercher Wasserwerke (Ferch I und II).<br />

Wasserwerk V<br />

Auch die Industrie braucht Wasser<br />

Der Wohnungsbau hatte damals Priorität. Im<br />

Industriegelände Rehbrücke wurden dafür die<br />

Betonwände für die „Platte“ hergestellt. Ganz<br />

in der Nähe siedelte sich dann auch noch das<br />

Getränkekombinat an, denn schließlich wollten<br />

die <strong>Potsdam</strong>er nicht nur Wasser trinken.<br />

Und diese beiden Giganten hatten einen<br />

immensen Wasserbedarf, der mit den vorhandenen<br />

Wasserwerken kaum noch zu decken<br />

war. Dazu kamen dann noch die neuen<br />

Wohngebiete Am Stern und Waldstadt, die<br />

auch kontinuierlich mit dem kostbaren Nass<br />

versorgt werden wollten. So wurde 1972 ein<br />

Teilabschnitt der Stolper Leitung von Falkensee<br />

bis <strong>Potsdam</strong> in Betrieb genommen und das<br />

alte, 1960 gebaute Wasserwerk Rehbrücke<br />

am Kaninchenberg erweitert.<br />

Aber das reichte immer noch nicht aus, um<br />

den großen Durst zu stillen.<br />

„Das Wasserwerk Rehbrücke muss noch mehr<br />

bringen“, sagten die Stadtväter. So fassten sie<br />

den Beschluss, das alte und neue Werk „zu<br />

intensivieren“. In drei Ausbaustufen wurde<br />

es dann von 1969 bis 1989 zu dem gemacht,<br />

was es heute ist. Ein modernes und leistungsstarkes<br />

Wasserwerk mit offenen Schnellfiltern.<br />

Täglich speist es ca. 6.000 Kubikmeter Trinkwasser<br />

in das öffentliche Versorgungsnetz ein,<br />

im Sommer ca. 8.000 Kubikmeter.<br />

Wasserwerk VI<br />

Auch die Kleinen sind gefragt<br />

Das Wasserwerk in Ferch versorgte nicht nur<br />

seine Einheimischen, sondern ab 1980 auch<br />

den großen Fruchtsaftbetrieb in Werder mit<br />

Trinkwasser. Ob die Fercher davon vielleicht<br />

ein paar tausend Kubikmeter abzweigen<br />

könnten, fragten die <strong>Potsdam</strong>er erwartungsvoll.<br />

Doch Überplanbestände gab es auch hier<br />

nicht, und so wurde das Wasserwerk 1989<br />

kapazitätsmäßig erweitert und konnte auch<br />

den <strong>Potsdam</strong>ern etwas abgeben.<br />

Die durchschnittliche Fördermenge liegt täglich<br />

bei ca. 1.500 Kubikmetern und im Sommer<br />

steigt sie auf das Doppelte.<br />

Wasserwerk V Rehbrücke 2003<br />

Wasserwerk VI Ferch 2003<br />

Pumpenhalle<br />

Offene Schnellfilter<br />

Filtersteuerung Wasserwerk VI Ferch<br />

14 15


Mit der Wende wurde<br />

vieles anders<br />

Auch das Neue wird gemeistert<br />

Die Ereignisse im Herbst 1989 gingen auch an<br />

der Wasserwirtschaft nicht spurlos vorüber. Im<br />

Frühjahr 1990 wurde aus dem VEB WAB <strong>Potsdam</strong><br />

- wie er als Kürzel immer genannt wurde<br />

- eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung.<br />

Das Unternehmen wurde korrekt in das Handelsregister<br />

eingetragen und nannte sich von<br />

nun an PWA, <strong>Potsdam</strong>er Wasserversorgung<br />

und Abwasserbehandlung GmbH. Ihr Dasein<br />

währte nicht lange, denn schon am 1.7. 1993<br />

ging sie in Liquidation. Ziel dieser Abwicklung<br />

war die Kommunalisierung des Eigentums der<br />

Anlagen der Wasserversorgung und Abwasserbehandlung.<br />

Am 1.7.1994 schlug die Geburtsstunde der<br />

Wasserbetrieb <strong>Potsdam</strong> GmbH. Ihr wurde das<br />

Anlagevermögen der Wasserversorgung der<br />

Stadt <strong>Potsdam</strong> übertragen. Jährlich wurden<br />

etwa 8 Millionen DM in die Anlagen der Wasserversorgung<br />

investiert. Besonderes Augenmerk<br />

wird dabei auf die Rekonstruktion und<br />

Sanierung der beiden Wasserwerke in der Leipziger<br />

Straße und im Wildpark gelegt.1998 liierte<br />

sich der Wasserbetrieb <strong>Potsdam</strong> mit dem französischen<br />

Unternehmen EURAWASSSER. Diese<br />

Liason war aber nur von kurzer Dauer. 2002<br />

wurde die Wasserbetrieb <strong>Potsdam</strong> GmbH in die<br />

STADTWERKE POTSDAM GMBH eingegliedert<br />

und führt seit dem die Bezeichnung Energie<br />

und Wasser <strong>Potsdam</strong> GmbH. Erneut setzte ab<br />

1990 auch in <strong>Potsdam</strong> wieder eine rege Bautätigkeit<br />

ein.<br />

Neue Wohngebiete, wie beispielsweise Am<br />

Kirchsteigfeld und das Alte Rad in Eiche, entstanden,<br />

die Medienstadt in Babelsberg etablierte<br />

sich und große Gewerbeparks und Einkaufscenter<br />

öffneten ihre Pforten.<br />

Und überall wird Wasser gebraucht. Bangemachen<br />

gilt nicht, die <strong>Potsdam</strong>er Wasserwirtschaft<br />

bekommt auch das in den Griff, denn<br />

schließlich macht sie das schon fast 130 Jahre.<br />

Unermüdlich wird das Rohrnetz erweitert und<br />

saniert, neue Trinkwasserleitungen werden verlegt,<br />

und in der Stadt sieht man Bauschilder mit<br />

dem neuen Logo der Energie und Wasser <strong>Potsdam</strong><br />

GmbH. Ein Unternehmen, das mit der Zeit<br />

geht. Seit 1990 hat sich viel in <strong>Potsdam</strong> verändert.<br />

Wirtschaftsstrukturen zerbrachen, ehemalige<br />

große Industriebetriebe wurden „abgewickelt“,<br />

die Landwirtschaft schrumpfte zusammen, die<br />

Nationale Volksarmee gab es nicht mehr, und<br />

die Russen zogen für immer ab.<br />

Für die Wasserwirtschaft war das - wirtschaftlich<br />

gesehen - ein Schlag ins Kontor. Plötzlich sank<br />

der Wasserverbrauch gegenüber den DDR-Jahren<br />

um 50 Prozent. Auch die Bevölkerung ging<br />

jetzt sparsamer mit Trinkwasser um, denn nun<br />

musste man weitaus mehr für einen Kubikmeter<br />

berappen als früher. Der Rückgang des Wasserverbrauches<br />

führte dazu, dass die Wasserwerke<br />

in Waldstadt und Wilhelmshorst 1992 stillgelegt<br />

werden konnten. 2000 folgte die Wasserversorgungsanlage<br />

in Caputh.<br />

In punkto Wasserqualität sind die EG-Normen<br />

besonders streng. Und das ist gut so. Auch<br />

die Wasserbetrieb <strong>Potsdam</strong> GmbH muss diese<br />

vorgegebenen Parameter genau einhalten. In<br />

akkreditierten Prüflaboratorien wird das <strong>Potsdam</strong>er<br />

Trinkwasser deshalb ständig auf seine Güte<br />

untersucht.<br />

Und die Analysen beweisen es immer wieder:<br />

unbedenklich und von höchster Reinheit.<br />

Das ist ein großes Lob für die <strong>Potsdam</strong>er Wasserwirtschaftler.<br />

Schieber- und Hydrantenschilder<br />

Auswechseln einer Rohrleitung<br />

Die EWP beim <strong>Stadtwerke</strong>fest 2002<br />

Einbindung einer Rohrleitung Zentrale Leitwarte beim Bereitschaftsdienst Fernüberwachung Wasserwerk Leipziger Straße Qualitätskontrolle des Trinkwassers im Labor<br />

Havariebeseitigung<br />

Verlegung eines Hausanschlusses<br />

16 17


Informationen zur <strong>Potsdam</strong>er Trinkwasserversorgung<br />

Wasserversorgungsleitung<br />

davon Haupt- und Versorgungsleitungen<br />

davon Anschlussleitungen<br />

davon Fernleitungen<br />

Druckerhöhungsanlage<br />

Haus- und Grundstücksanschlüsse<br />

Hochbehälter<br />

447,65 km<br />

437,00 km<br />

103,00 km<br />

25,00 km<br />

4 Stück<br />

16.000 Stück<br />

3 Stück<br />

18 19


IMPRESSUM<br />

3. Auflage<br />

Herausgeber: STADTWERKE POTSDAM GMBH<br />

Steinstraße 101<br />

14480 <strong>Potsdam</strong><br />

Telefon: (03 31) 6 61 90 00<br />

Internet:<br />

www.stadtwerke-potsdam.de<br />

E-mail:<br />

info@swp-potsdam.de<br />

Layout:<br />

Inhalt:<br />

STADTWERKE POTSDAM GMBH<br />

Klaus Wecke Werbeagentur<br />

20

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!