POTSDAMER Trinkwassergeschichte - Stadtwerke Potsdam
POTSDAMER Trinkwassergeschichte - Stadtwerke Potsdam
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Wasserwerk III<br />
Und die Bäume im Wildpark stehen<br />
heute noch<br />
Bereits 1927 schwante <strong>Potsdam</strong>s Stadt-vätern,<br />
was mit dem erkennbar raschen Entwicklungstempo<br />
ihrer Kommune auf sie zukommen<br />
würde: vermehrter Wasserbedarf. Zu den<br />
vorhandenen zwei Wasserwerken müsse, so<br />
befanden sie, ein drittes hinzukommen, übrigens<br />
mit Wohnhaus für das Bedienungspersonal<br />
und mit der Aufgabe, auch Geltow, Golm<br />
und Eiche mitzuversorgen. Über 100 Versuchsbohrungen<br />
und Grundwasserbeobachtungsbrunnen<br />
wurden niedergebracht, um in<br />
Eiche am Werderschen Damm ergiebige und<br />
geeignete Grundwasservorkommen nachzuweisen.<br />
Nach nur 3 Jahren Bauzeit stand 1932<br />
die Nummer III der <strong>Potsdam</strong>er Wasserversorgung<br />
inmitten einer reizvollen Landschaft und<br />
beteiligte sich mit daran, den schier unstillbaren<br />
Durst der <strong>Potsdam</strong>er zu stillen.<br />
20.000 Kubikmeter Wasser pro Tag waren<br />
geplant, aber die Aufsichtsbehörde genehmigte<br />
nur 5.000, da sie die Austrocknung des<br />
Wildparkes und der Gartenanlagen von Sanssouci<br />
durch Grundwasserabsenkung befürchtete.<br />
4 Elektrokreiselpumpen, 8 Steinzeugheberbrunnen,<br />
1 Sammelbrunnen und 3 offene<br />
Doppelfilter.<br />
Doch schon 1936 stellte sich heraus, dass das<br />
Werk zu klein ist. Was Wunder, wenn behördliche<br />
Engstirnigkeit korrekte Ingenieurplanung<br />
außer Kraft setzt.<br />
Bis 1938 wurde das Wasserwerk III mit<br />
geschlossenen Schnellfiltern und 12 zusätzlichen<br />
Hebebrunnen auf eine Tagesleistung von<br />
15.000 Kubikmeter Wasser erweitert.<br />
Auch technologische Verbesserungen vermochten<br />
die Wasserabgabe noch einmal<br />
deutlich aufzustocken. Denn vor allem an<br />
den fördertechnischen Anlagen auftretenden<br />
Verschleißerscheinungen musste ideenreich<br />
begegnet werden. Wiederum wurde ein<br />
Erweiterungsbau nötig und 1986 in Angriff<br />
genommen. Die unermüdliche Rekonstruktion<br />
älterer Werkteile bei laufendem Betrieb ist bis<br />
heute im Gang.<br />
Brunnenbohrung 1930<br />
Pumpenhalle<br />
Wasserwerk IV<br />
Löschwasser inbegriffen<br />
Am 1. September 1943, Beginn des vierten<br />
Kriegsjahres, kam etwas Neues in die Geschichte<br />
der <strong>Potsdam</strong>er Wasserversorgung.<br />
Diesmal wurde nicht gebaut, sondern gekauft,<br />
und es ging nicht nur um Trink-, sondern<br />
– geschuldet den zunehmenden Luftangriffen<br />
der Alliierten – hauptsächlich um<br />
Löschwasser.<br />
<strong>Potsdam</strong> investierte 430.000 Reichsmark in<br />
den Erwerb der Kreiswasserwerke Nedlitz<br />
und Gallin. Dies schloss die bereits 1936 eingemeindeten<br />
Stadtteile Bornstedt, Bornim,<br />
Nedlitz, Fahrland und Marquardt an die städtische<br />
Trinkwasserversorgung an. Auch im<br />
Wasserwerk Nedlitz, das eine Tageskapazität<br />
von 3.000 Kubikmetern hatte, setzte man<br />
alles daran, die Bevölkerung <strong>Potsdam</strong>s mit einwandfreiem<br />
Trinkwasser zu versorgen.<br />
Indessen ließen der trockene Sommer 1944,<br />
Wasserwerk III Wildpark 1939 Wasserwerk III Wildpark 2003 Wasserwerk IV Nedlitz 1940<br />
Industrieverlagerungen im kleiner werdenden<br />
Deutschland und der beginnende Flüchtlingsstrom<br />
(behördenamtlich als „Personenzuzug“<br />
getarnt) den Wasserbedarf bis an die Schmerzgrenze<br />
steigen. Wasser um jeden Preis, das<br />
war die Devise. Nach Kriegsende wurden die<br />
Versorgungsschwierigkeiten keinesfalls kleiner.<br />
Die Stadt war vollgestopft mit Flüchtlingen,<br />
in die Kasernen von <strong>Potsdam</strong>, Krampnitz,<br />
Fahrland und Nedlitz zogen die sowjetischen<br />
Besatzer ein, und die Maschinen in dem kleinen<br />
Wasserwerk waren durch die jahrelange<br />
Überlastung völlig am Ende.<br />
Ein Neubau war deshalb unumgänglich. Nach<br />
intensiven hydrologischen Vorarbeiten wurde<br />
mit dem Bau begonnen, und im Frühjahr 1952<br />
ging das neue Wasserwerk IV in Betrieb. Für<br />
das alte schlug die Abschiedsstunde.<br />
Da das Wasserwerk in unmittelbarer Nähe<br />
ehemaliger Kasernen liegt, wurden 1990 Belastungen<br />
im Grundwasser mit dem Schadstoff<br />
Trichlorethen festgestellt.<br />
Mit großem finanziellen Aufwand wird diese<br />
Substanz dem Grundwasser entzogen und die<br />
Verbraucher können ohne Sorge ihren Wasserhahn<br />
aufdrehen.<br />
Wasserwerk IV Nedlitz 2003<br />
Filterkessel<br />
Reinwasserpumpe<br />
Allerdings ohne triftigen Grund, wie man<br />
heute weiß. Das letzte diesbezügliche Gutachten<br />
von 1991 hat wiederum alle Bedenken<br />
zerstreut.<br />
Auch beim Wildpark-Projekt mischten die<br />
Engländer kräftig mit. Sie lieferten das Material<br />
für die Ausrüstung des Werkes und Teile<br />
für das Rohrnetz. Die Förder- und Aufbereitungstechnik<br />
konnte sich sehen lassen:<br />
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