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POTSDAMER Trinkwassergeschichte - Stadtwerke Potsdam

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Wasserwerk I<br />

Am 1. Juli 1876<br />

hieß es endlich: „Wasser marsch!“<br />

Schwerfällig setzten sich an diesem historischen<br />

Tag im I. <strong>Potsdam</strong>er Wasserwerk in der<br />

Bertinistraße die schnaufenden Dampfmaschinen<br />

in Bewegung und trieben die beiden<br />

Pumpen an, die aus einer Tiefe von 20-40<br />

Metern das kostbare Nass ans Tageslicht förderten.<br />

Beachtliche 5.000 Kubikmeter Wasser<br />

aus 15 Bohrfilterbrunnen waren es täglich.<br />

Das sind 5 Millionen Liter oder 250.000 Eimer,<br />

wenn man ihren Inhalt mit 20 Litern bemisst.<br />

Diese Menge reichte beispielsweise aus, um<br />

12.500 mal die große Wäsche machen zu<br />

können. Der technische Fortschritt hatte nun<br />

auch in <strong>Potsdam</strong> seinen Einzug gehalten.<br />

Vom Wasserwerk wurde das Wasser in den<br />

4.000 Kubikmeter fassenden Hochbehälter<br />

auf dem Pfingstberg gepumpt. Von dort aus<br />

gelangte es durch ein 47,3 Kilometer langes<br />

Rohrnetz zu den 1.152 Anschlussstellen der<br />

Stadt. 1898 ging man daran, das Wasser einer<br />

gründlichen Schönheitskorrektur zu unterziehen.<br />

Mittels einer neuzeitlichen Enteisenungsanlage,<br />

die aus einer offenen Koksrieslerbelüftung<br />

und fünf Langsamfiltern bestand,<br />

wurden dem Wasser Eisen und Mangan entzogen.<br />

Und von nun an hatten die <strong>Potsdam</strong>er ein<br />

sauberes und wohlschmeckendes Trinkwasser.<br />

Über ein halbes Jahrhundert war mit dem<br />

Wasser aus der Bertinistraße alles klar. Nach<br />

der Errichtung der Wasserwerke Wildpark und<br />

Nedlitz sowie Erweiterungen im Wasserwerk<br />

Leipziger Straße wurde das veraltete Werk in<br />

der Bertinistraße 1952 stillgelegt.<br />

Schieber<br />

Wasserwerk I Bertinistraße 1876<br />

Wasserwerk II<br />

1900: Die Bertinistraße<br />

bekommt Verstärkung<br />

Um die Jahrhundertwende wollte eine Firma<br />

ihre Badeöfen und -wannen auch in der Residenzstadt<br />

<strong>Potsdam</strong> verkaufen und inserierte<br />

deshalb in der Tageszeitung mit folgendem<br />

Wortlaut:<br />

„Das Wasser im Hause giebt Veranlassung zur<br />

Schaffung von Bade-Einrichtungen“<br />

bei nur 6 Bohrfilterbrunnen 5.000 Kubikmeter<br />

Wasser, wovon ein Fünftel der Menge in den<br />

Hochbehälter auf den Brauhausberg gepumpt<br />

wurde. 1912 stieg man vom Dampfmaschinenbetrieb<br />

auf den elektrischen Betrieb um.<br />

Von dieser Zeit an wurden auch Wilhelmshorst,<br />

Rehbrücke, Bergholz, Langerwisch,<br />

Michendorf und Caputh mitversorgt.<br />

Auch in der Leipziger Straße gab es im Laufe<br />

der Jahre Schwierigkeiten mit der Wasserqualität.<br />

Also knobelte man unermüdlich daran,<br />

der prekären Lage Herr zu werden. Und die<br />

Mühe lohnte sich. Das Grundwasser wurde<br />

durch Zerstäubung belüftet, das heißt, mit<br />

Sauerstoff angereichert und anschließend in<br />

6 offene Schnellfilter geleitet. Das gewonnene<br />

Filtrat entsprach allen Erwartungen. Später<br />

konstruierte der zur <strong>Potsdam</strong>er Wasserwirtschaft<br />

gehörende Oberingenieur Rudolf Marschner<br />

geschlossene Druckfilter, die im Vergleich<br />

zu den genannten offenen Filtern eine<br />

Steigerung der Fördermenge um das Vierfache<br />

möglich machten. Die Zeit bleibt eben nicht<br />

stehen.<br />

Filterhalle des Wasserwerkes II Leipziger Straße<br />

Rohrgitterkaskaden des Wasserwerkes II<br />

Vielleicht war das zunehmend gewachsene<br />

Reinlichkeitsbedürfnis der <strong>Potsdam</strong>er - neben<br />

dem Umstand, dass auch die Teltower Vorstadt<br />

ans Netz gehen sollte - ein Grund dafür,<br />

warum das Wasser nicht mehr ausreichte.<br />

Das Wasserwerk in der Bertinistraße schaffte es<br />

nicht mehr, den immensen Bedarf zu decken.<br />

Also musste ein neues Wasserwerk, die Nummer<br />

II, gebaut werden.<br />

Neue Grundwasservorkommen wurden<br />

gesucht und in der Teltower Vorstadt, in<br />

unmittelbarer Nähe der Havel, auch gefunden.<br />

1900 ging das zweite Wasserwerk <strong>Potsdam</strong>s<br />

in der Leipziger Straße mit zwei Dampfkolbenpumpen<br />

in Betrieb. Die Tageskapazität betrug<br />

Die Geschichte des Werkes II ab der Bombenbeschädigung<br />

1945 ist sorgenvoll. Denn was<br />

nützen verbesserte Filter, neue Aufbereitungsanlagen,<br />

moderne Pumpen und erweiterte<br />

Hochbehälter, wenn durch die überdurchschnittliche<br />

Wasserförderung das Grundwasser<br />

knapp wird und sich die Grundwasserbeschaffenheit<br />

verschlechtert? Versuche, dem<br />

durch Versickerung von Havelwasser am Uferweg<br />

und im Dauerwald entgegenzuwirken,<br />

schlugen fehl. Was blieb, war das allerdings<br />

erfolgreiche Bohren neuer Tiefbrunnen und<br />

eine Beschränkung der Fördermengen.<br />

Hochleistungstechnologien haben die Nummer<br />

II zum modernsten Wasserwerk der Landeshauptstadt<br />

gemacht. An qualitativ hochwertigem<br />

Wasser von hier wird es also auch<br />

künftig nicht mangeln.<br />

Pumpenhalle Filterhalle 2003<br />

Alter Maschinensaal Projekt einer offenen Enteisenungsanlage von 1913

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