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Jüdisches | Nr. 34 - Chabad Lubawitsch - Berlin

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Die religiöse Ordnung ist in dieser<br />

Sache das bestimmende Eine, die<br />

nichtkoschere Konkurrenz etwas anderes,<br />

die noch immer bescheidene<br />

Nachfrage nach koscheren Restaurants<br />

muss einem weitgefächerten<br />

Angebot jedoch enge wirtschaftliche<br />

Grenzen setzen.<br />

In der deutschen Alltagssprache<br />

meint das Wort koscher unverbindlich<br />

alles irgendwie Einwandfreie.<br />

Was die nichtjüdische Neugier auf<br />

das koschere Essen weckt, sei hier<br />

dahingestellt, aber das jüdische Interesse<br />

sollte definitiv anders begründet<br />

sein. Zum einen gibt es das<br />

Koscher-Gebot, untrennbar mit der<br />

gesetzestreuen Lebensweise verbunden,<br />

und andererseits globalisieren<br />

die überlieferten familiären Kochgeschichten<br />

auch den jüdischen Alltag.<br />

Zu diesem historischen Panorama<br />

gehört auch Ostberlins staatlich subventionierte<br />

koschere Fleischerei der<br />

Jüdischen Gemeinde <strong>Berlin</strong> (DDR).<br />

Regelmäßig reiste dort der ungarische<br />

Schächter an. Bis 1990 wurde<br />

in der Eberswalder Straße an Mittwochvormittagen<br />

an die Gemeindemitglieder<br />

koscheres Fleisch und<br />

Wurst verkauft, nachmittags an muslimische<br />

Diplomaten. Zu Pessach war<br />

das Angebot um ungarische Mazzen<br />

und koscheren Wein erweitert.<br />

Nach der Vereinigung der <strong>Berlin</strong>er<br />

Einheitsgemeinden schloss man den<br />

Laden, der Versorgung mit koscheren<br />

Produkten kam damals keine gesteigerte<br />

Aufmerksamkeit zu. Wer Koscheres<br />

suchte, fand es wie bisher im<br />

Westberliner Zentrum, wo Geschäfte<br />

wie „Schalom“ dank der Nachfrage<br />

durch Neuberliner und Reisende<br />

wuchsen. In Ostberlin eröffnete 1991<br />

die Gemeinde Adass Jisroel in der<br />

Auguststraße das nicht mehr vorhandene<br />

Kolbo, inzwischen gibt es das<br />

KosherLife in der Fehrbelliner Straße<br />

40. Im Umfeld der Lauder-Jeschiwa<br />

decken sich hier vor allem junge Juden<br />

mit koscheren Produkten ein.<br />

Die Zunahme an koscheren Angeboten<br />

spiegelt auch demographische<br />

Veränderungen wider. In <strong>Berlin</strong> sollen<br />

heute bereits über 50 000 Jüdinnen<br />

und Juden leben, aber es ist<br />

nicht mehr die postsowjetische Einwanderung,<br />

die hier den Ton angibt.<br />

Mehr und mehr haben sich jüdische<br />

Studenten, Akademiker und Kreative<br />

größere Ecken der Stadt erobert.<br />

Sie kommen meist aus Israel, den<br />

USA und Europa, sie wollen hier auf<br />

Zeit oder Dauer ihren Lebensmittelpunkt<br />

finden. Sie wissen, wie koscher<br />

schmeckt, für sie transportieren die<br />

koscheren Produkte auch manche<br />

Heimatgefühle, nicht nur, aber besonders<br />

an den jüdischen Feiertagen.<br />

Koscher ist in, heißt es daher, und<br />

das Vergnügen scheint anzustecken.<br />

Der Erfolg des Koscheren liegt wie der<br />

Frühling in der Luft. Im März werden<br />

jung und alt auf <strong>Chabad</strong>s großem Koscher<br />

Festival genussvoll und lehrreich<br />

erleben, wie sich das neue koschere<br />

<strong>Berlin</strong> einrichtet und schmeckt.<br />

Die Palette des Koscheren verändert<br />

sich im Verhältnis von Angebot<br />

und Nachfrage und wird zunehmend<br />

auch den jüdischen Lebensstil in<br />

<strong>Berlin</strong> prägen. Häagen Dasz Eis und<br />

Coca Cola sind als koscher bekannt,<br />

wer aber weiß, dass das bayrische<br />

Backhaus Hofpfisterei ein strenges<br />

Koscherzertifikat für Brot und Brötchen<br />

führt? Wer genaueres wissen<br />

will, sollte www.chabad<strong>Berlin</strong>.de<br />

aufrufen.<br />

Während es hoch oben in der Luft<br />

auf Vorbestellung längst koscheres<br />

Essen gibt, sollte es auch am neuen<br />

<strong>Berlin</strong>er Flughafen heißen: Koscher<br />

and good. Das Interesse einiger <strong>Berlin</strong>er<br />

Hotels an der Einführung koscherer<br />

Standards ist bereits heute<br />

gegeben. Sicher ist auf jeden Fall,<br />

dass das kleine k für koscher und das<br />

umrandete u für under rabbinical supervision<br />

sich auf den Weg nach <strong>Berlin</strong><br />

gemacht haben. Koscher heißt übrigens<br />

nicht nur schmecken, sondern<br />

ist gesund und ökologisch sinnvoll,<br />

was dieses Markenzeichen global immer<br />

populärer macht.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>34</strong> | <strong>Jüdisches</strong> | 7

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