«Welch ein Gespenst kommt hier ins Haus!» FAUST_requiem in der <strong>St</strong>.Laurenzenkirche FAUST_requiem Eine Sprechoper nach Johann Wolfgang Goethe für Darsteller, Chor, Orgel und Elektronik von Wolfgang Mitterer, <strong>St</strong>ephan Müller und Hajo Kurzenberger Einführungsmatinee Sonntag, 26. <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>, 11.00 Uhr Lokremise, Eintritt frei Premiere Samstag, 1. Juni <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr Kirche <strong>St</strong>.Laurenzen Leitung Komposition — Wolfgang Mitterer Inszenierung — <strong>St</strong>ephan Müller Video — Michel Weber Dramaturgie — Hajo Kurzenberger/ Karoline Exner Kostüme — Marion <strong>St</strong>einer Mitarbeit Bühne — Simone Baumberger Choreinstudierung — Ambros Ott Choreografie — Sebastian Gibas Besetzung Faust — Matthias Albold Mephisto — Michael Wenninger Gretchen I — Hanna Binder Gretchen II — Meda Gheorghiu-Banciu Raphael/Der Herr — Hansruedi Felix Junger Mann/Wanderer/Lynkeus — Sven Gey Erdgeist/Baucis/Sorge — Silvia Rhode Philemon/Kanzler — Kaspar Geiger Gretchen-Sopran — Ariane Wüst Gretchen-Chor/Faust-Chor/Himmlische Heerscharen — Tablater Konzertchor Vorstellungen Freitag, 7. Juni <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr Sonntag, 9. Juni <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr (zum letzten Mal in dieser Saison) «Der du die weite Welt umschweifst, geschäftiger Geist, wie nah fühl’ ich mich dir!» Faust Der Komponist und Organist Wolfgang Mitterer und das künstlerische Team um den Regisseur <strong>St</strong>ephan Müller kreieren ein FAUST_requiem nach Goethes Faust Teil I und Teil II für die Kirche <strong>St</strong>.Laurenzen. Die Geschichte folgt der Spur von Faust über den Pakt mit dem Teufel, der Verjüngung, der amour fou zwischen Heinrich Faust und Gretchen und deren tragischem Ende im Glauben an das Böse. Doch der <strong>St</strong>off endet nicht hier. In Faust II greifen Faust und Mephisto in die Schöpfung ein. Gemeinsam erfinden sie das Papiergeld, damit den Kapitalismus als Imaginationsproduktion. In einer gewalttätigen Besitznahme von Ländern und Meeren erweist sich Faust als unbändiger Imperialist. Der Tablater Konzertchor hatte bereits vor einiger Zeit mit der Einstudierung der musikalischen Passagen begonnen, inzwischen laufen die Proben in der <strong>St</strong>.Laurenzenkirche gemeinsam mit den Schauspielern auf Hochtouren. Schauspielszenen und Chorpassagen wechseln sich gegenseitig ab. Ein Männer- und ein Frauenchor begleiten Faust, Mephisto und Gretchen musikalisch durch ihre schicksalhafte Begegnungen. Chor, Orgel und Sounds spielen in dieser Bearbeitung des Faust-<strong>St</strong>offes eine zentrale Rolle. Der Komponist Wolfgang Mitterer wird bei jeder der Aufführungen live am Instrument zu hören sein. «Begonnen in den Siebzigerjahren des 18. Jahrhunderts und vollendet 1831, hat Goethes Faust jenen revolutionären Bruch der Gesellschafts- und Ideengeschichte zum realhistorischen Hintergrund, der die Überlieferung zerreisst und die Welt des alten Europa trennt vom modernen Industriezeitalter. Dasselbe Drama, das der junge Goethe noch während der Ära des Rokoko und der Adelsherrschaft konzipiert, vollendet der alte Goethe unter dem Eindruck der Pariser Julirevolution von 1830. Den ökonomischen und sozialen Ideen der neuen Epoche entsprechend, agiert Faust in den letzten irdischen Bildern als Wasserbauingenieur, als energisch-rastloser Unternehmer einer weltweit operierenden Handelsgesellschaft – gleichsam als früher «global player» – und zuletzt als Raum- und <strong>St</strong>aatsplaner eines megalomanen Projektes der Naturkolonisation und der Gesellschaftsneukonstruktion. Zwischen Fausts erstem Auftritt im gotischen Zimmer und seinem Ende auf der riesigen Kanal- und Dammbaustelle liegen die Versuchs- und Schlachtfelder der grossen sozialen und politischen Auseinandersetzungen des europäischen Revolutionszeitalters von 1789 bis 1830. 1790 Faust. Ein Fragment, 1808 Faust. Der Tragödie erster Teil, 1832 Faust. Der Tragödie zweiter Teil bzw. Gesamt- Faust, posthum – auf jeder dieser Publikationsetappen der lebenslangen Arbeit am Faust stattete Goethe seinen Helden mit aktuelleren Gesichtszügen aus, steigerte den Anteil der zeitspezifischen Verse, ehe zuletzt der Prototyp der Moderne auf der Bühne stand. Man wird insbesondere Faust II als eine Phänomeonologie der anbrechenden Moderne lesen könne, die uns die Geburtswehen des Industriezeitalters zeigt.» Aus: Michael Jaeger, Global Player Faust oder Das Verschwinden der Gegenwart — «Wo fehlt’s nicht irgendwo auf dieser Welt? Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld! Es liegt schon da, doch um es zu erlangen, das ist die Kunst, wer weiss es anzufangen? Und fragt ihr mich, wer es zu Tage schafft: Begabten Manns Natur- und Geisteskraft.» Mephisto — 4 <strong>Theater</strong> Francisco Goya: Hexer in der Luft. Bild: zvg