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Bericht der TLUG - Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie

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Talsperre Hohenwarte mit aktiver Hochwasserentlastung


Redaktion:<br />

Brüning, J.<br />

Drägerdt, S.,<br />

Grebhan, K.,<br />

Haupt, R.<br />

Hintermeier, K.-H.,<br />

Kelm, R.,<br />

Krause, P.,<br />

Menkens, T.,<br />

Riese, S.,<br />

Schirmer, F.<br />

<strong>und</strong><br />

Möller, M. (TFW)<br />

Alle Luftbil<strong>der</strong>: LaNaServ im Auftrag <strong>der</strong> <strong>TLUG</strong><br />

Bearbeitungsstand: Dezember 2013


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung ....................................................................................................................... 1<br />

2 Meteorologische Situation .............................................................................................. 1<br />

3 Hydrologische Entwicklung ............................................................................................. 5<br />

3.1 Vorbemerkung ......................................................................................................... 5<br />

3.2 Hochwasserverlauf im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Ilm .......................................................... 5<br />

3.3 Hochwasserverlauf im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Unstrut ................................................... 9<br />

3.4 Hochwasserverlauf im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Werra ....................................................13<br />

3.5 Hochwasserverlauf im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Saale .....................................................19<br />

3.6 Hochwasserverlauf in den Einzugsgebieten <strong>der</strong> Weißen Elster <strong>und</strong> Pleiße ............24<br />

4 Statistische Einordnung .................................................................................................28<br />

5 Hochwassernachrichtendienst, Ausrufung von Alarmstufen ..........................................28<br />

6 Talsperrenmanagement ................................................................................................31<br />

6.1 Allgemeines............................................................................................................31<br />

6.2 Hochwassersteuerung am Beispiel des Hochwasserrückhaltebeckens Straußfurt .32<br />

6.3 Stauanlagen in Südthüringen .................................................................................33<br />

6.4 Talsperren in Ostthüringen .....................................................................................35<br />

6.5 Saalekaskade .........................................................................................................36<br />

6.6 Trinkwassertalsperren ............................................................................................38<br />

7 Maßnahmen an weiteren Einrichtungen des Landes .....................................................38<br />

8 Darstellung <strong>der</strong> Schäden an Gewässern <strong>und</strong> Einrichtungen des Landes .......................40<br />

8.1 Allgemeines............................................................................................................40<br />

8.2 Schadensermittlung ................................................................................................40<br />

8.3 Erosionsschäden ....................................................................................................41<br />

8.4 Auflandungen <strong>und</strong> Verklausungen ..........................................................................42<br />

8.5 Schäden an Wasserbaulichen Anlagen ..................................................................44<br />

8.6 Sonstige Schäden <strong>und</strong> Schäden Dritter ..................................................................47<br />

8.7 Schadensbeseitigung <strong>und</strong> Nachfolge .....................................................................48<br />

9 Zusammenfassung ........................................................................................................48<br />

10 Anlagenverzeichnis ....................................................................................................49


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Bodenfeuchte Obere Werra, Wassergehalt in mm ............................................ 2<br />

Abbildung 2: 60-stündliche Nie<strong>der</strong>schlagssummen [mm] (RR60) bis 27.05. 19:00 Uhr MEZ<br />

aus Radolan .......................................................................................................................... 3<br />

Abbildung 3: 60-stündliche Nie<strong>der</strong>schlagssummen [mm] (RR60) bis 01.06. 16:00 Uhr MEZ<br />

aus Radolan .......................................................................................................................... 3<br />

Abbildung 4: 60-stündliche Nie<strong>der</strong>schlagssummen [mm] (RR60) bis 04.06. 07:00 Uhr MEZ<br />

aus Radolan .......................................................................................................................... 4<br />

Abbildung 5: 10-tägige Nie<strong>der</strong>schlagssummen [mm] (RR240) bis 04.06. 07:00 Uhr MEZ aus<br />

Radolan ................................................................................................................................. 4<br />

Abbildung 6: Aufeinan<strong>der</strong>folge <strong>der</strong> täglichen Nie<strong>der</strong>schlagshöhen an ausgewählten Stationen<br />

.............................................................................................................................................. 4<br />

Abbildung 7: Hochwassermeldepegel in den Einzugsgebieten von Ilm <strong>und</strong> Unstrut .............. 6<br />

Abbildung 8: Verlauf des Hochwasserereignisses am Beispiel des Pegels Nie<strong>der</strong>trebra / Ilm 7<br />

Abbildung 9: Die 10 höchsten Abflüsse am Pegel Nie<strong>der</strong>trebra seit Aufzeichnungsbeginn .... 8<br />

Abbildung 10: Die Ilm bei Mellingen am 02.06. ...................................................................... 8<br />

Abbildung 11: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Erfurt-Möbisburg / Gera ........10<br />

Abbildung 12: Die 10 höchsten Abflüsse am Pegel Erfurt-Möbisburg seit<br />

Aufzeichnungsbeginn ...........................................................................................................10<br />

Abbildung 13: Erfurt-Möbisburg am 31.05. ...........................................................................11<br />

Abbildung 14: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Oldisleben .............................12<br />

Abbildung 15: Das Hochwasserrückhaltebecken Straussfurt am 05.06. ...............................12<br />

Abbildung 16: Die 10 höchsten Abflüsse am Pegel Oldisleben seit Aufzeichnungsbeginn ....13<br />

Abbildung 17: Hochwassermeldepegel im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Werra ....................................14<br />

Abbildung 18: Die Ulster am 27.05. ......................................................................................15<br />

Abbildung 19: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Unterbreizbach / Ulster .........16<br />

Abbildung 20: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Vacha / Werra .......................17<br />

Abbildung 21: Die 10 höchsten Abflüsse am Pegel Frankenroda seit Aufzeichnungsbeginn 18<br />

Abbildung 22: Hochwasserverlauf an <strong>der</strong> Werra ...................................................................18<br />

Abbildung 23: Hochwassermeldepegel im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Saale .....................................19<br />

Abbildung 24: DWD-Warnlage am 30. Mai, 17 Uhr ...............................................................20<br />

Abbildung 25: Die Saale in Jena Göschwitz am 02.06. .........................................................21<br />

Abbildung 26: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Kaulsdorf-Eichicht / Loquitz ...22<br />

Abbildung 27: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Rudolstadt / Saale .................22<br />

Abbildung 28: Die 10 höchsten Abflüsse am Pegel Camburg-Stöben seit<br />

Aufzeichnungsbeginn ...........................................................................................................23<br />

Abbildung 29: Hochwassermeldepegel in den Einzugsgebieten <strong>der</strong> Weißen Elster <strong>und</strong> Pleiße<br />

.............................................................................................................................................24<br />

Abbildung 30: Die Weiße Elster bei Berga/Elster am 04.06. .................................................25<br />

Abbildung 31: Die 10 höchsten Abflüsse am Pegel Gera-Langenberg seit<br />

Aufzeichnungsbeginn ...........................................................................................................26


Abbildung 32: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Gera-Langenberg / Weiße<br />

Elster ....................................................................................................................................26<br />

Abbildung 33: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Eisenhammer (AP) / Auma ...27<br />

Abbildung 34: Die Weiße Elster in Gera am 03.06. ...............................................................27<br />

Abbildung 35: Während des Hochwasserereignisses geleistete Einsatzst<strong>und</strong>en <strong>der</strong><br />

Hochwassernachrichtenzentrale ...........................................................................................29<br />

Abbildung 36: Durch die HNZ abgesetzte HWM bei erreichten bzw. überschrittenen<br />

Richtwasserständen <strong>für</strong> Alarmstufen (18.05.-10.06.) ............................................................30<br />

Abbildung 37: Durch die HNZ abgesetzte HWN mit Aufschlüsselung pro Nachrichtentyp<br />

(25.05.-11.06.) ......................................................................................................................30<br />

Abbildung 38: Gültigkeitszeiträume <strong>der</strong> versendeten HWN <strong>und</strong> Zuordnung zu den<br />

betreffenden Flussgebieten ..................................................................................................31<br />

Abbildung 39: Ganglinien des Gesamtzuflusses, <strong>der</strong> Gesamtabgabe <strong>und</strong> des Stauinhaltes<br />

des Hochwasserrückhaltebeckens Straußfurt <strong>für</strong> den Zeitraum 18.05. bis 11.06. .................33<br />

Abbildung 40: Übersichtsdarstellung <strong>der</strong> Saalekaskade (Quelle:<br />

http://www.vattenfall.de/de/saalekaskade/saalekaskade-region.htm) ...................................36<br />

Abbildung 41: Talsperreninhalte innerhalb <strong>der</strong> Saale-Kaskade vor, nach <strong>und</strong> während des<br />

Hochwasserereignisses ........................................................................................................37<br />

Abbildung 42: Konstruierter Gesamtzufluss zur Saalekaskade <strong>und</strong> Abgabe am Pegel<br />

Kaulsdorf ..............................................................................................................................38<br />

Abbildung 43: Anlagen- <strong>und</strong> Aufgabenschwerpunkte bei Hochwasser .................................39<br />

Abbildung 44: Talsperren gemäß § 67 Abs. 5 ThürWG (Betriebsverantwortung <strong>TLUG</strong>) .......40<br />

Abbildung 45: Erodierte Sohle <strong>der</strong> Apfelstädt unterhalb des Pegels in Georgenthal .............41<br />

Abbildung 46: Erodiertes Ufer an <strong>der</strong> Weißen Elster bei Crossen unterhalb Wehr Flößhaus 42<br />

Abbildung 47: Auflandung an <strong>der</strong> Ilm bei Gräfinau-Angstedt unterhalb Wehr Sportplatz .......43<br />

Abbildung 48: Zerstörung <strong>der</strong> Fußgängerbrücke über die Pleiße in Gößnitz infolge<br />

Verklausung .........................................................................................................................43<br />

Abbildung 49: Die Hochwasserschutzmauer an <strong>der</strong> Weißen Elster in Gera ..........................44<br />

Abbildung 50: Wasseraustritte mit Quellkaden an luftseitiger Deichböschung an <strong>der</strong> Gera bei<br />

Walschleben .........................................................................................................................45<br />

Abbildung 51: Zerstörter Deich an <strong>der</strong> Weißen Elster in Wünschendorf mit Notsicherung ....46<br />

Abbildung 52: Durch Erosion beschädigter, wasserseitiger Deichfuß an <strong>der</strong> Weißen Elster<br />

unterhalb von Gera – Langenberg ........................................................................................46<br />

Abbildung 53: Durch Ufererosion zerstörter Radweg an <strong>der</strong> Weißen Elster unterhalb Bad<br />

Köstritz .................................................................................................................................47<br />

Abbildung 54: Erosion <strong>und</strong> Baumschäden an <strong>der</strong> Weißen Elster am Hochufer im Greizer<br />

Schlosspark ..........................................................................................................................48


Abkürzungsverzeichnis<br />

A1-3 Hochwasser-Alarmstufen 1-3<br />

BHQ 1 -BHQ 3 Bemessunghochwasserzufluss<br />

gtD gehobener technischer Dienst<br />

HHW/HHQ höchster bekannter Wasserstands- bzw. Durchflusswert<br />

HNZ Hochwassernachrichtenzentrale<br />

HQ(T) Hochwasserscheitelabfluss [m³/s] mit Wahrscheinlichkeitsaussage<br />

(TMJährlichkeit, Wie<strong>der</strong>kehrintervall in Jahren)<br />

HRB Hochwasserrückhaltebecken<br />

htD höherer technischer Dienst<br />

HWM Hochwassermeldung<br />

HWMP Hochwassermeldepegel<br />

HWN Hochwassernachrichten<br />

IDM induktiver Durchflussmesser<br />

LRA Landratsamt<br />

MB Meldebeginn<br />

MG Hochwassermeldegrenzen<br />

MEZ Mitteleuropäische Zeit<br />

mtD mittlerer technischer Dienst<br />

PNP Pegelnullpunkt [m ü. HN, NN o<strong>der</strong> NHN]<br />

Q<br />

Abfluss, Durchfluss [m³/s]<br />

StVw Stadtverwaltung<br />

TFW <strong>Thüringer</strong> Fernwasserversorgung<br />

<strong>TLUG</strong> <strong>Thüringer</strong> <strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geologie</strong><br />

TMLFUN <strong>Thüringer</strong> Ministerium <strong>für</strong> Landwirtschaft, Forsten, <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Naturschutz<br />

W<br />

Wasserstand [cm ü. PNP]


1 Einleitung<br />

Das Hochwasser vom Mai <strong>und</strong> Juni 2013 war durch außerordentliche Abflüsse geprägt <strong>und</strong><br />

wird inzwischen als Jahrhun<strong>der</strong>thochwasser o<strong>der</strong> hun<strong>der</strong>tjährliches Hochwasser bezeichnet.<br />

Auslöser waren ungewöhnlich hohe Nie<strong>der</strong>schlagsmengen Ende Mai <strong>und</strong> Anfang Juni. Hierdurch<br />

entstanden in weiten Teilen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland teilweise katastrophale<br />

Hochwassersituationen. Beson<strong>der</strong>s betroffen waren Bayern, Sachsen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt.<br />

Aber auch in Thüringen wurden an einzelnen Pegel Wasserführungen erreicht, die bisher in<br />

dieser Höhe nicht aufgezeichnet wurden. Die Rückhalteräume <strong>der</strong> Talsperren <strong>und</strong> Hochwasserrückhaltebecken<br />

wurden weitestgehend komplett genutzt, waren aber gerade noch ausreichend.<br />

Größere Schäden entstanden vorwiegend in den östlichen Einzugsgebieten von<br />

Saale, Weißer Elster <strong>und</strong> Pleiße. Aber auch im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Ilm <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gera traten<br />

teilweise erhebliche Schäden auf. Die vorläufig ermittelte Schadenssumme an Einrichtungen<br />

des Landes beträgt insgesamt etwa 15.000.000 Euro.<br />

In diesem <strong>Bericht</strong> wird die hydro-meteorologische Ausgangslage <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ablauf des Hochwassers<br />

aus wasserwirtschaftlicher Sicht geschil<strong>der</strong>t. Bewusst wird <strong>der</strong> Fokus auf einen objektiven<br />

Sachstandsbericht gesetzt. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehen die Aufgabenfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Thüringer</strong><br />

<strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geologie</strong>. Weitere, durchaus beträchtliche Auswirkungen des<br />

Hochwassers mit teilweise hohen Schäden am Eigentum Dritter <strong>und</strong> einer starken Betroffenheit<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung in den Hochwassergebieten finden in diesem <strong>Bericht</strong> daher keine Betrachtung.<br />

2 Meteorologische Situation<br />

Nach einem langen Winter mit beachtlicher Schneerücklage setzte im Bergland erst im April<br />

die Schneeschmelze ein. Am 11./12.04. trat ergiebiger Regen, zum Teil auch Starkregen mit<br />

etwa 10 mm pro St<strong>und</strong>e auf. Die Schneeschmelze verstärkte sich, so dass die Abflüsse in<br />

den Fließgewässern rasch über das langjährige Mittelwasser anstiegen. Anschließend blieb<br />

es sehr mild. Das Tauwetter setzte sich fort <strong>und</strong> war bis zum Monatsende abgeschlossen.<br />

Anfang Mai sank die Wasserführung kurzzeitig unter Mittelwasser. Ab <strong>der</strong> zweiten Maiwoche<br />

regnete es häufiger <strong>und</strong> zum Teil auch ergiebig. Abflussspitzen bewirkten wie<strong>der</strong> einen allmählichen<br />

Anstieg <strong>der</strong> Wasserführung über Mittelwasser. Die Bodenfeuchte lag im Zeitraum<br />

Januar bis Mai meist deutlich über dem Durchschnitt, oft im Bereich <strong>der</strong> Sättigung. In Abbildung<br />

1 ist exemplarisch die Entwicklung <strong>der</strong> Bodenfeuchte von Januar bis Juli 2013 im Vergleich<br />

zum gleitenden langjährigen Mittel <strong>für</strong> Meiningen dargestellt.<br />

1


Abbildung 1: Bodenfeuchte Obere Werra, Wassergehalt in mm<br />

Ab Mitte Mai dominierte ununterbrochen Tiefdruckeinfluss (Wetterlagen: Tief Mitteleuropa,<br />

Südlage-zyklonal, Trog Mitteleuropa). Auf <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> Tiefs wurde aus Südosteuropa in<br />

<strong>der</strong> Höhe sehr feuchte Warmluft herangeführt. Bodennah herrschte eine nördliche Strömung.<br />

Über Mitteleuropa bildeten sich ausgedehnte Nie<strong>der</strong>schlagsgebiete zum Teil mit Starkregen,<br />

die häufig Thüringen erfassten. Tabelle 1 zeigt die überdurchschnittlich hohe Anzahl an Nie<strong>der</strong>schlagstagen<br />

in Thüringen im Mai 2013. Während im Zeitraum von 1981 bis 2010 im Tiefland<br />

an 13 bis 15 Tagen <strong>und</strong> in Mittelgebirgslagen an 16 bis 17 Tagen Nie<strong>der</strong>schlag fiel, so<br />

waren es im Mai 2013 etwa sieben Nie<strong>der</strong>schlagstage mehr.<br />

Tabelle 1: Nie<strong>der</strong>schlagskenntage im Mai <strong>für</strong> vier Wetterstationen, welche die vier Klimabereiche<br />

Thüringens repräsentieren (Datenquelle: DWD)<br />

Kenntage mit Mai 2013<br />

Nie<strong>der</strong>schlag Artern Leinefelde Schmücke Meiningen<br />

0 mm 11 10 6 9<br />

> 0 mm 20 21 25 22<br />

10 mm 3 6 7 6<br />

20 mm 0 1 4 1<br />

30 mm 0 0 4 0<br />

40 mm 0 0 3 0<br />

Mai - Mittel 1981 - 2010<br />

0 mm 17,5 16,4 14,6 16,6<br />

> 0 mm 13,5 14,6 16,3 14,4<br />

10 mm 1,9 2,1 3,4 1,9<br />

20 mm 0,4 0,8 1,0 0,2<br />

30 mm 0,2 0,2 0,3 0,0<br />

40 mm 0,0 0,1 0,1 0,0<br />

Die Wasserführung in den Fließgewässern stieg deutlich über Mittelwasser an, vereinzelt<br />

auch bis in den Hochwasserbereich. Insbeson<strong>der</strong>e im <strong>Thüringer</strong> Wald <strong>und</strong> <strong>der</strong> Rhön sowie in<br />

<strong>der</strong>en Nordanstau gab es vom 25. bis zum 27.05. langanhaltenden <strong>und</strong> ergiebigen Dauerregen<br />

bis zu 85 mm (Wasserkuppe/Rhön). Hochwasserauslösend waren flächendeckende<br />

2


Nie<strong>der</strong>schlagssummen von über 50 mm in den Einzugsgebieten <strong>der</strong> Hörsel, Nesse, Gera,<br />

Schleuse, Werra, Felda, Ulster, Hasel, Schmalkalde, Oberen Ilm, Orla, Loquitz (Abbildung<br />

2).<br />

Zwischen den Abendst<strong>und</strong>en des 27.05. bis in die Frühst<strong>und</strong>en des 30.5. ließ die Nie<strong>der</strong>schlagstätigkeit<br />

vorübergehend nach. Lediglich im Tagesverlauf des 29.05. fiel Nie<strong>der</strong>schlag<br />

bis zu 15 mm (Station Schmalkalden).<br />

Vom 30.05. bis zum 01.06. trat erneut ergiebiger Dauerregen mit Regenmengen von bis zu<br />

90 mm in 36 h (Station Schmücke), teilweise auch als Starkregen mit Intensitäten bis zu 15<br />

mm/h, auf. Wie<strong>der</strong>um waren <strong>der</strong> <strong>Thüringer</strong> Wald, die Rhön <strong>und</strong> die im Nordstau <strong>der</strong> Gebirge<br />

liegenden Gebiete, aber auch Osthüringen, betroffen. Hochwasserverschärfend wirkten flächendeckende<br />

Summen über 50 mm in den Einzugsgebieten <strong>der</strong> Hörsel, Nesse, Werra, Gera,<br />

Schleuse, Hasel, Schmalkalde, Felda, Ulster, Ilm <strong>und</strong> in den gesamten Einzugsgebieten<br />

<strong>der</strong> Saale, Weißen Elster <strong>und</strong> Pleiße (Abbildung 2 <strong>und</strong> 3).<br />

Während westlich <strong>der</strong> Saale am 01.06. <strong>der</strong> Dauerregen nachließ <strong>und</strong> später aufhörte, regnete<br />

es östlich <strong>der</strong> Saale, insbeson<strong>der</strong>e im Vogtland, bis zum 03.06. ergiebig weiter. Teilweise<br />

trat Starkregen bis zu 35 mm/h auf. Im Vogtland fielen bis zu 97 mm (Station Treuen). Die<br />

Summen von r<strong>und</strong> 50 mm im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Saaletalsperren verschärften die Hochwassersituation<br />

an <strong>der</strong> Saale. Zu einem extremen Hochwasser führten die flächendeckenden<br />

Nie<strong>der</strong>schlagssummen von über 75 mm in den Einzugsgebieten <strong>der</strong> Weißen Elster <strong>und</strong> Pleiße<br />

(Abbildung 4).<br />

Im zehntägigen Zeitraum vom 25.05. bis 03.06. wurden an vielen Messstellen im <strong>Thüringer</strong><br />

Wald, <strong>der</strong> Rhön, im Werratal, aber vor allem in Ostthüringen <strong>und</strong> im Vogtland Nie<strong>der</strong>schlagshöhen<br />

von deutlich mehr als 100 mm gemessen. Flächendeckende Nie<strong>der</strong>schlagssummen<br />

von 150 mm <strong>und</strong> mehr fielen in den Einzugsgebieten <strong>der</strong> Hasel, Schmalkalde,<br />

Felda, <strong>der</strong> Werra zwischen Breitungen <strong>und</strong> Vacha, <strong>der</strong> Oberen Ilm, Gera <strong>und</strong> in den Einzugsgebieten<br />

<strong>der</strong> Saale, Weißen Elster <strong>und</strong> Pleiße (Abbildung 5).<br />

Die folgenden Abbildungen 2 bis 5 zeigen die Entwicklung des Nie<strong>der</strong>schlagsgeschehens in<br />

Thüringen auf Basis <strong>der</strong> aufsummierten Nie<strong>der</strong>schlagshöhen aus RADOLAN.<br />

Abbildung 2: 60-stündliche Nie<strong>der</strong>schlagssummen<br />

[mm] (RR60) bis 27.05. 19:00 Uhr<br />

MEZ aus Radolan<br />

Abbildung 3: 60-stündliche Nie<strong>der</strong>schlagssummen<br />

[mm] (RR60) bis 01.06. 16:00 Uhr<br />

MEZ aus Radolan<br />

3


Abbildung 4: 60-stündliche Nie<strong>der</strong>schlagssummen<br />

[mm] (RR60) bis 04.06. 07:00 Uhr<br />

MEZ aus Radolan<br />

Abbildung 5: 10-tägige Nie<strong>der</strong>schlagssummen<br />

[mm] (RR240) bis 04.06. 07:00 Uhr MEZ<br />

aus Radolan<br />

Am 03.06. stellte sich die Wetterlage in Thüringen allmählich um. Von Nordwesten setzte<br />

sich Hochdruckeinfluss durch. Die Nie<strong>der</strong>schlagsgebiete zogen unter Abschwächung nach<br />

Sachsen <strong>und</strong> Bayern ab. Ab 04.06. blieb es in Thüringen, abgesehen von wenigen lokalen<br />

Schauern, mehrere Tage nie<strong>der</strong>schlagsfrei.<br />

Abbildung 6 zeigt die täglichen Nie<strong>der</strong>schlagshöhen <strong>für</strong> den Zeitraum vom 15.05. bis 15.06.<br />

am Beispiel <strong>der</strong> Stationen Erfurt-Weimar, Gera-Leumnitz <strong>und</strong> Schmücke.<br />

60<br />

50<br />

Schmuecke<br />

Erfurt-Weimar<br />

Gera-Leumnitz<br />

Nie<strong>der</strong>schlagstagessummen in mm<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

15.05. 18.05. 21.05. 24.05. 27.05. 30.05. 02.06. 05.06. 08.06. 11.06. 14.06.<br />

Abbildung 6: Aufeinan<strong>der</strong>folge <strong>der</strong> täglichen Nie<strong>der</strong>schlagshöhen an ausgewählten Stationen<br />

4


3 Hydrologische Entwicklung<br />

3.1 Vorbemerkung<br />

Auf den folgenden Seiten wird <strong>der</strong> Verlauf des Hochwassergeschehens <strong>für</strong> die Flusseinzugsgebiete<br />

<strong>der</strong> Ilm, Unstrut, Werra, Saale, Weißen Elster <strong>und</strong> Pleiße dargestellt. Die Ausführungen<br />

basieren auf den <strong>der</strong>zeitigen Auswertungen, die aber zum Teil noch nicht vollkommen<br />

abgeschlossen sind. Das Hochwasser verursachte in vielen Flüssen eine Än<strong>der</strong>ung<br />

des Flussbettes, so dass die bestehenden Wasserstands-Abfluss-Beziehungen noch weiter<br />

geprüft werden müssen. Erst nach abschließen<strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Beobachteraufzeichnugen,<br />

einem Datenabgleich sowie <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Durchflussmessungen können endgültige<br />

Aussagen getroffen werden.<br />

In den Diagrammen auf den folgenden Seiten wird lediglich <strong>der</strong> Wasserstand dargestellt.<br />

Anlage 4 enthält ergänzend <strong>für</strong> ausgewählte Pegel grafische Darstellungen des Durchflusses<br />

während des Hochwasserereignisses. Dort sind ausschließlich Pegel dargestellt, bei denen<br />

<strong>der</strong> Hochwasserverlauf durch Messungen o<strong>der</strong> Beobachtungen abgesichert ist.<br />

3.2 Hochwasserverlauf im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Ilm<br />

Die Nie<strong>der</strong>schläge um Pfingsten (17.-19.05.) führten an <strong>der</strong> Ilm, ausgehend von eher niedriger<br />

Wasserführung, zu sehr raschen Anstiegen <strong>der</strong> Abflüsse an den Pegeln Gräfinau-<br />

Angstedt, Mellingen <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>trebra (siehe Abbildung 7 <strong>und</strong> Abbildung 8). Am Nachmittag<br />

des 18.05. erreichte <strong>der</strong> Pegel Nie<strong>der</strong>trebra den Richtwasserstand <strong>für</strong> den Meldebeginn (MB)<br />

<strong>und</strong> überschritt diesen in <strong>der</strong> Folge um 10 cm. Die Pegel Mellingen <strong>und</strong> Gräfinau-Angstedt<br />

blieben unterhalb des Richtwertes <strong>für</strong> den MB. Im Verlauf des 19.05. fielen die Pegelstände<br />

rasch <strong>und</strong> stiegen mit erneut aufkommenden Nie<strong>der</strong>schlägen in <strong>der</strong> Nacht zum 20.05. wie<strong>der</strong><br />

an. Bereits am Vormittag des 20.05.wurde am Pegel Mellingen <strong>der</strong> Richtwasserstand <strong>für</strong> die<br />

Alarmstufe 1 (A1) registriert. Während am Pegel Nie<strong>der</strong>trebra wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Richtwert <strong>für</strong> den<br />

MB erreicht wurde, blieb <strong>der</strong> Pegel Gräfinau-Angstedt unterhalb dieses Wertes. In <strong>der</strong> folgenden<br />

nie<strong>der</strong>schlagsärmeren Phase fielen die Pegelstände wie<strong>der</strong> kontinuierlich bis zum<br />

26.05. ab, blieben aber auf höherem Niveau als im Zeitraum vor Pfingsten.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsprognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurde am<br />

Samstag, den 25.05. eine Hochwasserwarnung <strong>für</strong> das Einzugsgebiet <strong>der</strong> Ilm ausgegeben.<br />

In <strong>der</strong> Nacht vom 25.05. zum 26.05. setzten ergiebige Nie<strong>der</strong>schläge ein, die auch am 27.05.<br />

noch anhielten. Im Zeitraum von 48 St<strong>und</strong>en wurden hierbei Summen zwischen 20 <strong>und</strong> 50<br />

mm erreicht, die zu einer zweiten Abflusswelle führten. Am Pegel Gräfinau-Angstedt verlief<br />

<strong>der</strong> Anstieg mo<strong>der</strong>at, wobei <strong>der</strong> Wasserstand weiterhin den Richtwert <strong>für</strong> den MB nicht überschritt.<br />

Wesentlich deutlicher war <strong>der</strong> Anstieg bei den Pegeln Mellingen <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>trebra<br />

ausgeprägt. Am Pegel Mellingen wurde am 26.05. abends <strong>der</strong> Richtwasserstand <strong>für</strong> den MB<br />

überschritten <strong>und</strong> in <strong>der</strong> darauffolgenden Nacht die A1 erreicht. Bereits am Morgen des<br />

27.05. lagen die Wasserstände über dem Richtwert <strong>für</strong> die Alarmstufe 2 (A2). Am Pegel Nie<strong>der</strong>trebra<br />

setzte <strong>der</strong> Anstieg nur wenig später als am Pegel Mellingen ein, verlief aber länger<br />

andauernd. Am 27.05. wurde nachts <strong>der</strong> Richtwasserstand <strong>für</strong> den MB überschritten <strong>und</strong> am<br />

28.05. vormittags die A1 erreicht. Es folgte eine Wetterberuhigung mit nur wenigen Nie<strong>der</strong>schlägen,<br />

die bis zum 30.05. andauerte. In diesem Zeitraum fielen die Pegelstände wie<strong>der</strong><br />

deutlich ab, blieben aber erneut auf höherem Niveau als zuvor. Für die kreisfreie Stadt Weimar<br />

<strong>und</strong> den Landkreis Weimarer Land wurde am 27.05. um 15:22 Uhr die Alarmstufe 1<br />

ausgerufen, welche am 28.05. um 15:05 Uhr wie<strong>der</strong> aufgehoben werden konnte.<br />

5


Abbildung 7: Hochwassermeldepegel in den Einzugsgebieten von Ilm <strong>und</strong> Unstrut<br />

Wegen <strong>der</strong> angekündigten Dauernie<strong>der</strong>schläge wurde am 30.05. von <strong>der</strong> <strong>TLUG</strong> eine Hochwasserwarnung<br />

<strong>für</strong> das Einzugsgebiet <strong>der</strong> Ilm ausgegeben. In <strong>der</strong> Nacht vom Donnerstag<br />

6


auf Freitag, den 30.05. setzte dann <strong>der</strong> angekündigte Dauerregen mit hoher Ergiebigkeit ein.<br />

Im Zeitraum vom 30.05. bis zum 01.06 wurden Nie<strong>der</strong>schlagssummen zwischen 45 <strong>und</strong> annähernd<br />

87 mm erreicht. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> hohen Vorfeuchte stiegen die Wasserstände sehr<br />

rasch <strong>und</strong> deutlich an. Am Pegel Gräfinau-Angstedt wurde am 31.05. morgens <strong>der</strong> Richtwasserstand<br />

<strong>für</strong> den MB erreicht <strong>und</strong> abends die A1 überschritten. Der Scheiteldurchgang<br />

erfolgte am 01.06. um 8:00 Uhr bei einem Durchfluss von 40,4 m³/s (149 cm W). Am Pegel<br />

Mellingen wurde am 31.05. nachts <strong>der</strong> Richtwert des MB überschritten <strong>und</strong> innerhalb von nur<br />

4 St<strong>und</strong>en stieg <strong>der</strong> Wasserstand um einen Meter <strong>und</strong> erreichte die Alarmstufe 3 (A3). Der<br />

Höchstwert des Abflusses von 98,4 m³/s (354 cm W) wurde am 01.06. um 10:15 Uhr registriert.<br />

Ein etwas weniger schneller Anstieg konnte am Pegel Nie<strong>der</strong>trebra beobachtet werden.<br />

Dort wurde <strong>der</strong> Richtwasserstand <strong>für</strong> den MB in den Morgenst<strong>und</strong>en des 31.05. erreicht<br />

<strong>und</strong> am 01.06. nachmittags die A3. Der Abflussscheitel von 112 m³/s (279 cm W) trat am<br />

01.06. um 15:45 Uhr ein <strong>und</strong> wurde bis 17:30 Uhr nicht wie<strong>der</strong> unterschritten. Damit wurde<br />

am Pegel Nie<strong>der</strong>trebra <strong>der</strong> höchste Abfluss seit dem Aufzeichnungsbeginn 1923 beobachtet<br />

(Abbildung 9).<br />

350<br />

300<br />

Nie<strong>der</strong>trebra / Ilm<br />

Alarmstufe 3 [250 cm]<br />

Alarmstufe 2 [225 cm]<br />

Alarmstufe 1 [200 cm]<br />

Meldebeginn [150 cm]<br />

Mittelwasser [85 cm]<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

16.05.<br />

18.05.<br />

20.05.<br />

22.05.<br />

24.05.<br />

26.05.<br />

28.05.<br />

30.05.<br />

01.06.<br />

03.06.<br />

05.06.<br />

07.06.<br />

09.06.<br />

11.06.<br />

13.06.<br />

15.06.<br />

Wasserstand [cm]<br />

Abbildung 8: Verlauf des Hochwasserereignisses am Beispiel des Pegels Nie<strong>der</strong>trebra / Ilm<br />

In <strong>der</strong> sich anschließenden Schönwetterperiode fielen die Pegelstände an <strong>der</strong> Ilm wie<strong>der</strong><br />

kontinuierlich ab, allerdings deutlich zeitlich verzögert. Ursachen hier<strong>für</strong> war die hohe Gebietsfeuchte,<br />

die weiter zu einer hohen Abflussbildung beitrug sowie etwas verzögerter Abfluss<br />

<strong>der</strong> Ilm, verursacht durch die hohe Wasserführung <strong>der</strong> Saale.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> rasanten Entwicklung wurde am 31.05. direkt die Alarmstufe 3 <strong>für</strong> die kreisfreie<br />

Stadt Weimar <strong>und</strong> die Alarmstufe 2 <strong>für</strong> den Landkreis Weimarer Land ausgerufen. Diese<br />

wurde dann am 01.06. auf Alarmstufe 3 erhöht. Die Alarmstufe 3 konnte am 04.06. wie<strong>der</strong><br />

7


aufgehoben werden <strong>und</strong> am 05.06. dann auch die Alarmstufen 1 <strong>und</strong> 2. Die Hochwasserschlussmeldung<br />

erfolgte am 05.06. um 12:00 Uhr.<br />

Die Ilm bei Mellingen am 02.06. ist in Abbildung 10 dargestellt.<br />

120<br />

100<br />

96.6<br />

101<br />

105<br />

112<br />

Durchfluss [m³/s]<br />

80<br />

60<br />

40<br />

82 82.7 83 84.1 84.6 84.6<br />

20<br />

0<br />

1942 1953 2007 1940 1946 1926 1981 2011 1994 2013<br />

Abbildung 9: Die 10 höchsten Abflüsse am Pegel Nie<strong>der</strong>trebra seit Aufzeichnungsbeginn<br />

Abbildung 10: Die Ilm bei Mellingen am 02.06.<br />

8


3.3 Hochwasserverlauf im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Unstrut<br />

Im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Unstrut (Abbildung 7) war das Hochwasserentstehungsgebiet vorwiegend<br />

südlich von Erfurt im Unterlauf <strong>der</strong> oberen Gera <strong>und</strong> weiter südlich lokalisiert. Die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

um Pfingsten (17. - 19.05.) führten an <strong>der</strong> Gera, ausgehend von eher niedriger<br />

Wasserführung, zu einem raschen Anstieg <strong>der</strong> Pegelstände <strong>der</strong> Gera (Erfurt-Möbisburg <strong>und</strong><br />

Arnstadt), <strong>der</strong> Apfelstädt (Georgenthal 1) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wipfra (Eischleben). Am 17.05. wurden<br />

gegen Mitternacht an den Pegeln Arnstadt <strong>und</strong> Eischleben die Richtwasserstände <strong>für</strong> den<br />

MB überschritten. An den Pegeln Erfurt-Möbisburg <strong>und</strong> Georgenthal 1 wurde <strong>der</strong> MB nicht<br />

erreicht. Nachdem die Abflüsse am 19.05. wie<strong>der</strong> zurückgegangen waren, fielen in <strong>der</strong> Nacht<br />

zum 20.05. erneut Nie<strong>der</strong>schläge. Alle Pegel mit Ausnahme von Georgenthal 1 erreichten<br />

daraufhin in den frühen Morgenst<strong>und</strong>en des 20.05. den Richtwasserstand <strong>für</strong> den MB. Am<br />

Pegel Erfurt-Möbisburg wurde um 3:00 Uhr auch die A1 überschritten. Es folgte eine nie<strong>der</strong>schlagsärmere<br />

Phase, die mit einem Abflussrückgang verb<strong>und</strong>en war.<br />

Am Samstag, den 25.05. wurde eine Hochwasserwarnung <strong>für</strong> das Einzugsgebiet <strong>der</strong> Unstrut<br />

ausgegeben. In <strong>der</strong> Nacht zum 26.05. setzten ergiebige Nie<strong>der</strong>schläge ein (48-stündige Nie<strong>der</strong>schlagssummen<br />

zwischen 25 <strong>und</strong> 60 mm), durch welche die Abflüsse wie<strong>der</strong> anstiegen.<br />

Im Verlauf des 26.05. überschritten die Pegel Eischleben, Erfurt-Möbisburg <strong>und</strong> Arnstadt die<br />

Richtwasserstände des MB. Die Höchststände dieser Welle wurden am 27.05. registriert,<br />

wobei die Wasserführung am Pegel Eischleben oberhalb <strong>der</strong> A2 <strong>und</strong> am Pegel Erfurt-<br />

Möbisburg oberhalb <strong>der</strong> A3 lag. An den Pegeln Arnstadt <strong>und</strong> Georgenthal 1 wurden Scheitelwerte<br />

im Bereich des MB beobachtet. Eine anschließende Wetterberuhigung sorgte <strong>für</strong> ein<br />

Abfallen <strong>der</strong> Pegelstände, bei dem jedoch an den Pegeln Erfurt-Möbisburg <strong>und</strong> Eischleben<br />

die Richtwasserstände <strong>für</strong> den MB nicht unterschritten wurden. Für die kreisfreie Stadt Erfurt<br />

wurde am 27.05. die Alarmstufe 2 ausgerufen, die dann am 28.05. wie<strong>der</strong> aufgehoben werden<br />

konnte.<br />

Kräftige Nie<strong>der</strong>schläge in <strong>der</strong> Zeit vom 30.05. bis 01.06. ließen in Verbindung mit hoher Vorfeuchte<br />

erneut die Wasserstände <strong>der</strong> Unstrut <strong>und</strong> ihrer Nebenflüsse rasch ansteigen. Der<br />

Pegel Arnstadt erreichte am 30.05. morgens den Richtwasserstand <strong>für</strong> den Meldebeginn <strong>und</strong><br />

am 01.06. um 10:30 Uhr den Scheitelwert von 33,1 m³/s (122 cm W). Am Pegel Georgenthal<br />

1 stieg <strong>der</strong> Wasserstand am Morgen des 31.05. in die A1 <strong>und</strong> erreichte am 01.06. 05:30 Uhr<br />

bei 31,1 m³/s (247 cm W) den Höchststand. Am Pegel Eischleben wurde durch eine Durchflussmessung<br />

in etwa zum Zeitpunkt des Scheiteleintritts (31.05., 12-12:45 Uhr) ein Durchfluss<br />

von 39,3 m³/s ermittelt. Am Pegel Erfurt-Möbisburg verursachte <strong>der</strong> Dauerregen ein<br />

Hochwasser mit sehr hohen Durchflüssen <strong>und</strong> zwei Scheiteln. Am 31.05. stieg an diesem<br />

Pegel <strong>der</strong> Wasserstand rasch an <strong>und</strong> überschritt am Morgen die A3. Der erste Hochwasserscheitel<br />

wurde um 13:15 Uhr bei einem Abfluss von 197 m³/s (389 cm W) registriert. Danach<br />

fiel <strong>der</strong> Pegelstand wie<strong>der</strong> schnell auf 299 cm ab, um anschließend nochmals sehr stark anzusteigen.<br />

Der zweite Hochwasserscheitel, welcher am 01.06. um 11:00 Uhr erreicht wurde,<br />

fiel mit einem Abfluss von 199 m³/s (390 cm W) noch etwas höher aus als <strong>der</strong> erste<br />

(Abbildung 11, Anhang 4). Der zweite Scheitel ordnet sich als zweithöchster Wert seit Beginn<br />

<strong>der</strong> Aufzeichnungen in die Pegelstatistik ein (Abbildung 12). In <strong>der</strong> sich anschließenden<br />

Schönwetterperiode gingen die Pegelwasserstände an <strong>der</strong> oberen Gera wie<strong>der</strong> kontinuierlich<br />

zurück.<br />

9


450<br />

400<br />

Erfurt-Möbisburg / Gera<br />

Alarmstufe 3 [280 cm]<br />

Alarmstufe 2 [240 cm]<br />

Alarmstufe 1 [200 cm]<br />

Meldebeginn [160 cm]<br />

Mittelwasser [71 cm]<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

16.05.<br />

18.05.<br />

20.05.<br />

22.05.<br />

24.05.<br />

26.05.<br />

28.05.<br />

30.05.<br />

01.06.<br />

03.06.<br />

05.06.<br />

07.06.<br />

09.06.<br />

11.06.<br />

Wasserstand [cm]<br />

13.06.<br />

15.06.<br />

Abbildung 11: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Erfurt-Möbisburg / Gera<br />

220<br />

220<br />

199<br />

200<br />

180<br />

176<br />

166<br />

160<br />

Durchfluss [m³/s]<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

99.9<br />

114<br />

121 123<br />

133 133<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1981 1940 1961 2011 1942 1947 1946 1981 2013 1994<br />

Abbildung 12: Die 10 höchsten Abflüsse am Pegel Erfurt-Möbisburg seit Aufzeichnungsbeginn<br />

Am 31.05. wurde <strong>für</strong> die kreisfreie Stadt Erfurt die Alarmstufe 3 ausgerufen, welche am<br />

02.06. auf die Alarmstufe 2 <strong>und</strong> am 04.06. auf die Alarmstufe 1 abgemin<strong>der</strong>t werden konnte.<br />

Am 06.06. erfolgte dann die Aufhebung von Alarmstufe 1. Die Situation in Erfurt-Möbisburg<br />

am 31.05. ist in Abbildung 13 dargestellt.<br />

10


Abbildung 13: Erfurt-Möbisburg am 31.05.<br />

Die Wasserführung <strong>der</strong> Unstrut wurde zu einem erheblichen Teil von den Abflüssen <strong>der</strong> Gera<br />

geprägt. Durch die Retentionswirkung des Hochwasserrückhaltebeckens Straußfurt konnte<br />

die Abflusssituation unterhalb entscheidend entschärft <strong>und</strong> gedämpft werden. Die Bewirtschaftung<br />

des HRB Straußfurt <strong>und</strong> die Wasserstände <strong>und</strong> Abgaben sind ausführlich in Abschnitt<br />

6.2 erläutert. Nördlich von Erfurt entstanden bei Walschleben größere Probleme an<br />

den Deichen <strong>der</strong> Gera. Diese konnten jedoch durch technische Maßnahmen beherrscht werden.<br />

Am Pegel Oldisleben, dem letzten HWMP <strong>der</strong> Unstrut vor <strong>der</strong> Landesgrenze, zeigten sich die<br />

ersten Wasserstandsanstiege vom 18. bis zum 22.05. Der Wasserstand des Pegels überschritt<br />

erstmals am 27.05. den Richtwert <strong>für</strong> den MB. Von diesem Zeitpunkt stieg <strong>der</strong> Wasserstand<br />

weiter kontinuierlich mit nur kurzen Unterbrechungen an. Der Pegel überschritt am<br />

29.05. die A1, am 01.06. die A2 <strong>und</strong> erreichte dann am selben Tag den Scheitelwert von 179<br />

m³/s (448 cm W) knapp oberhalb <strong>der</strong> A3. Danach erfolgte ein kontinuierlicher Abfall <strong>der</strong><br />

Wasserführung, so dass am 09.06. erstmals <strong>der</strong> Richtwert des Meldebeginns wie<strong>der</strong> unterschritten<br />

wurde (Abbildung 14). Bereits am 07.06. konnte die Hochwasserschlussmeldung<br />

erstellt <strong>und</strong> versendet werden. In Abbildung 15 ist das Hochwasserrückhaltebecken Straußfurt<br />

am 05.06. dargestellt.<br />

Wie Abbildung 16 zeigt, ordnet sich <strong>der</strong> Durchfluss in Oldisleben als viertgrößtes Ereignis<br />

seit Aufzeichnungsbeginn in die Pegelstatistik ein.<br />

11


550<br />

500<br />

Oldisleben / Unstrut<br />

Alarmstufe 3 [440 cm]<br />

Alarmstufe 2 [400 cm]<br />

Alarmstufe 1 [360 cm]<br />

Meldebeginn [320 cm]<br />

Mittelwasser [142 cm]<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

16.05.<br />

18.05.<br />

20.05.<br />

22.05.<br />

24.05.<br />

26.05.<br />

28.05.<br />

30.05.<br />

01.06.<br />

03.06.<br />

05.06.<br />

07.06.<br />

09.06.<br />

11.06.<br />

13.06.<br />

Wasserstand [cm]<br />

15.06.<br />

Abbildung 14: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Oldisleben<br />

Abbildung 15: Das Hochwasserrückhaltebecken Straussfurt am 05.06.<br />

Für den Landkreis Sömmerda wurde am 31.05. die Alarmstufe 1 ausgerufen, die am 01.06.<br />

dann direkt auf Alarmstufe 3 erhöht wurde. Alarmstufe 3 blieb bis zum 03.06. bestehen, danach<br />

galt weiter die Alarmstufe 2 bis zum 06.06. <strong>und</strong> Alarmstufe 1 bis zum 07.06.. Für den<br />

12


Kyffhäuserkreis wurde am 01.06. die Alarmstufe 1 ausgerufen, die im Zeitraum vom 02. bis<br />

zum 05.06. auf Alarmstufe 2 erhöht wurde. Danach galt bis zum 07.06. die Alarmstufe 1.<br />

Durchfluss [m³/s]<br />

240<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

138<br />

144 146<br />

155 157 157<br />

179<br />

198 201<br />

220<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1956 1982 1961 2002 1994 1987 2013 1987 2003 1947<br />

Abbildung 16: Die 10 höchsten Abflüsse am Pegel Oldisleben seit Aufzeichnungsbeginn<br />

3.4 Hochwasserverlauf im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Werra<br />

Anfang Mai lagen die Abflüsse an den Hochwassermeldepegeln im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Werra<br />

mit 65 % bis 170 % verbreitet über den langjährigen Normalwerten. In den ersten Tagen des<br />

Mai gab es kaum abflusswirksamen Nie<strong>der</strong>schlag, so dass die Wasserführung leicht zurückging.<br />

Ab dem 07.05. regnete es häufiger, zum Teil auch ergiebig. Abflussspitzen in <strong>der</strong> Oberen<br />

Werra bewirkten einen allmählichen Anstieg <strong>der</strong> Wasserführung über Mittelwasser. Die<br />

ergiebigen Nie<strong>der</strong>schläge ab Mitte Mai führten zu einem weiteren Anstieg <strong>der</strong> Wasserführung<br />

zwischen Mittelwasser <strong>und</strong> dem Hochwassermeldebeginn. Am 19. <strong>und</strong> 20.05. wurden<br />

an den Pegeln Hinternah/Nahe <strong>und</strong> Unterbreizbach/Ulster kurzzeitig die Richtwasserstände<br />

des MB überschritten. Abbildung 17 zeigt das Einzugsgebiet <strong>der</strong> Werra <strong>und</strong> die Hochwassermeldepegel<br />

dort.<br />

Am 25.5. gab die HNZ gegen Mittag eine Hochwasserwarnung heraus. Die ergiebigen Nie<strong>der</strong>schläge<br />

im Zeitraum vom 25. bis 27.05. führten zwischen den Mittagsst<strong>und</strong>en des 26.05.<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Nacht zum 27.05. zum Überschreiten <strong>der</strong> Richtwerte <strong>für</strong> den MB an den Pegeln Hinternah/Nahe,<br />

Unterbreizbach/Ulster, Ebenhards/Werra, Teutleben/Hörsel, Ellingshausen/Hasel,<br />

Mittelschmalkalden/Schmalkalde, Eisenach-Petersberg/Hörsel, Suhl/Lauter <strong>und</strong><br />

den Werrapegeln Meiningen, Breitungen, Gerstungen <strong>und</strong> Frankenroda. Bereits in den Morgenst<strong>und</strong>en<br />

des 27.05. stiegen die Wasserstände an den Hochwassermeldepegeln Mittelschmalkalden,<br />

Eisenach-Nessemühle, Teutleben <strong>und</strong> Ellingshausen <strong>und</strong> nachfolgend an den<br />

Werrapegeln Meiningen, Breitungen, Gerstungen <strong>und</strong> Frankenroda in den Bereich <strong>der</strong> A1.<br />

Der Wasserstand am Hochwassermeldepegel Unterbreizbach erreichte gegen 8:00 Uhr den<br />

Höchstwert im Bereich <strong>der</strong> A2, <strong>der</strong> in den folgenden Tagen nicht mehr überschritten wurde<br />

(Abbildung 19). Die Situation an <strong>der</strong> Ulster am 27.05. ist in Abbildung 18 dargestellt.<br />

13


Abbildung 17: Hochwassermeldepegel im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Werra<br />

Am Pegel Dorndorf/Felda wurde zur gleichen Zeit ebenfalls <strong>der</strong> Hochwasserscheitel beobachtet.<br />

Im Tagesverlauf stiegen die Wasserstände an den Werrapegeln sowie an einigen<br />

Werrazuflüssen weiter an. Sie erreichten an den Pegeln Teutleben <strong>und</strong> Eisenach-<br />

14


Nessemühle den Bereich <strong>der</strong> A2 <strong>und</strong> an den Pegeln Hinternah <strong>und</strong> Eisenach-Petersberg die<br />

A1. An den Pegeln Gerstungen <strong>und</strong> Frankenroda überschritten die Wasserstände in den<br />

Abendst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Nacht zum 28.05. die Richtwerte <strong>der</strong> A2. Am Pegel Vacha wurde<br />

am Morgen des 28.05. <strong>der</strong> Hochwassermeldebeginn erreicht, gegen Mittag die A1 <strong>und</strong> am<br />

Nachmittag die A2. Während <strong>der</strong> Dauerregen nachließ <strong>und</strong> zeitweise aufhörte, ging die<br />

Wasserführung im Oberlauf <strong>der</strong> Werra <strong>und</strong> ihren Zuläufen bis zum 30.05. in den Bereich des<br />

MB bzw. leicht darunter zurück. An <strong>der</strong> Werra unterhalb von Breitungen entspannte sich die<br />

Hochwasserlage nur geringfügig, da die Hochwasserwelle aus <strong>der</strong> Oberen Werra am 29. <strong>und</strong><br />

30.05. den Werraabschnitt Gerstungen-Frankenroda passierte. Die Wasserstände lagen hier<br />

weiterhin im Bereich <strong>der</strong> A1 <strong>und</strong> A2.<br />

Abbildung 18: Die Ulster am 27.05.<br />

Mit Wie<strong>der</strong>einsetzen <strong>der</strong> ergiebigen Dauernie<strong>der</strong>schläge am 30.05. stieg auch die Wasserführung<br />

<strong>der</strong> Werra <strong>und</strong> ihrer Nebenflüsse rasch an. In den Morgenst<strong>und</strong>en des 31.05. erreichten<br />

die Wasserstände an den Pegeln Meiningen, Teutleben, Ellingshausen <strong>und</strong> Mittelschmalkalden<br />

die A1. Im Tagesverlauf folgten die Pegel Breitungen, Hinternah, Unterbreizbach<br />

<strong>und</strong> Eisenach-Nessemühle. Der Pegel Teutleben überstieg gegen 10 Uhr kurzzeitig<br />

den Richtwert <strong>der</strong> A3 <strong>und</strong> erreichte einen Abflussscheitel von 35,9 m³/s (221 cm W). Zur<br />

gleichen Zeit wurde am Pegel Mittelschmalkalden <strong>der</strong> höchste Durchfluss mit 44,9 m³/s (202<br />

cm W) registriert <strong>und</strong> um 15:00 Uhr folgte <strong>der</strong> Pegel Eisenach-Petersberg mit 47,8 m³/s (204<br />

cm W).<br />

Nach kurzer Nie<strong>der</strong>schlagspause setzte in den Abendst<strong>und</strong>en des 31.05. wie<strong>der</strong> Dauerregen<br />

mit lokalem Starkregen ein, wodurch es zu einer erneuten Verschärfung <strong>der</strong> Abflussverhältnisse<br />

kam. Am Abend des 31.05. überstieg <strong>der</strong> Wasserstand am Pegel Eisfeld/Werra den<br />

MB <strong>und</strong> erreichte gegen 20 Uhr mit dem Höchstwert (131 cm W) kurzzeitig den Richtwert <strong>der</strong><br />

A1. Am Pegel Suhl/Lauter wurde am 01.06. ebenfalls <strong>der</strong> Richtwert <strong>der</strong> A1 überschritten <strong>und</strong><br />

um 2:45 Uhr <strong>der</strong> Abflussscheitel von 11,9 m³/s (111 cm W) beobachtet. Die Wasserstände<br />

<strong>der</strong> Pegel Meiningen, Breitungen, Hinternah <strong>und</strong> Eisenach-Nessemühle erreichten am 01.06.<br />

den Richtwert <strong>der</strong> A2. Am Pegel Eisenach-Nessemühle wurde <strong>der</strong> Scheiteldurchgang mit<br />

15


45,3 m³/s (230 cm W, entspricht Richtwert <strong>der</strong> A3) gegen 6 Uhr beobachtet. Am Pegel<br />

Ellingshausen lag um 8:45 Uhr <strong>der</strong> Höchststand (275 cm W) leicht über dem Richtwert <strong>der</strong><br />

A3 bei einem Abfluss von 78,1 m³/s. Höchste Wasserstände wurden an den Pegeln<br />

Schwarza/Schwarza (233 cm W - entspricht dem höchsten bekannten Wasserstandswert<br />

(HHW)), Obermaßfeld/Parthe (127 cm W) <strong>und</strong> Fernbreitenbach/Suhl (148 cm W – neuer<br />

HHW) gemessen. Mit Nachlassen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge sanken die Wasserstände <strong>der</strong> Werrazuläufe<br />

ab den Mittagsst<strong>und</strong>en des 01.06. kontinuierlich.<br />

350<br />

300<br />

Unterbreizbach / Ulster<br />

Alarmstufe 3 [260 cm]<br />

Alarmstufe 2 [220 cm]<br />

Alarmstufe 1 [180 cm]<br />

Meldebeginn [140 cm]<br />

Mittelwasser [58 cm]<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

16.05.<br />

18.05.<br />

20.05.<br />

22.05.<br />

24.05.<br />

26.05.<br />

28.05.<br />

30.05.<br />

01.06.<br />

03.06.<br />

05.06.<br />

07.06.<br />

09.06.<br />

11.06.<br />

13.06.<br />

15.06.<br />

Wasserstand [cm]<br />

Abbildung 19: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Unterbreizbach / Ulster<br />

Durch das Hochwasser <strong>der</strong> Hasel stieg auch <strong>der</strong> Wasserstand am Pegel Meiningen an. Der<br />

Höchstwert des Abflusses von 160 m³/s (362 cm W) wurde hier am 01.06. um 15.45 Uhr beobachtet.<br />

Am 02.06. um 12:45 Uhr erreichte <strong>der</strong> Hochwasserscheitel den Pegel Breitungen<br />

mit einem Durchfluss von 194 m³/s (445 cm W, A2). Beim Hochwasser vom Januar 2011<br />

wurden bis zum Pegel Breitungen etwas höhere Scheitelwerte gemessen. Der diesmal weiter<br />

westlich gelegene Schwerpunkt des Nie<strong>der</strong>schlagsdargebotes verursachte hohe Zwischengebietszuflüsse.<br />

Die Hochwasserwelle <strong>der</strong> Werra traf auf gefüllte natürliche Überschwemmungsflächen.<br />

Rasch <strong>und</strong> durch Retention kaum gemin<strong>der</strong>t, erreichte <strong>der</strong> Hochwasserscheitel<br />

bereits in <strong>der</strong> Nacht zum 03.06. den Abschnitt Bad Salzungen-Vacha. Der gemessene<br />

Höchststand am Pegel Vacha (401 cm W, A3) lag leicht über dem Hochwasserstand<br />

vom Januar 2011 (399 cm W). Abbildung 20 zeigt exemplarisch den Hochwasserverlauf<br />

<strong>der</strong> Werra am Pegel Vacha.<br />

16


500<br />

450<br />

Vacha / Werra<br />

Alarmstufe 3 [390 cm]<br />

Alarmstufe 2 [350 cm]<br />

Alarmstufe 1 [310 cm]<br />

Meldebeginn [270 cm]<br />

Mittelwasser [80 cm]<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

16.05.<br />

18.05.<br />

20.05.<br />

22.05.<br />

24.05.<br />

26.05.<br />

28.05.<br />

30.05.<br />

01.06.<br />

03.06.<br />

05.06.<br />

07.06.<br />

09.06.<br />

11.06.<br />

13.06.<br />

Wasserstand [cm]<br />

15.06.<br />

Abbildung 20: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Vacha / Werra<br />

Im weiteren Verlauf wurde das Hochwasser durch Wellenablauf <strong>und</strong> zurückgehende Zwischengebietszuflüsse<br />

geprägt. Der Höchststand wurde in Gerstungen am 02.06. um 13:30<br />

Uhr (475 cm W, A2) bei einem Abfluss von 348 m³/s beobachtet. Im Januar 2011 lag <strong>der</strong><br />

Hochwasserstand bei 473 cm. Am Pegel Frankenroda wurde in den Morgenst<strong>und</strong>en des<br />

03.06. <strong>der</strong> Scheitelwert von 363 m³/s (438 cm W) registriert. Er lag damit 4 cm über dem im<br />

Januar 2011 erreichten Scheitelwert (Abbildung 21).<br />

Am 03.06. unterschritt <strong>der</strong> Pegel Ellingshausen als letzter Werrazufluss den Richtwert <strong>der</strong><br />

A1. An den Werrapegeln sanken die Wasserstände in den folgenden Tagen kontinuierlich.<br />

Am 06.06. unterschritt <strong>der</strong> Wasserstand am Pegel Frankenroda als letzter Pegel an <strong>der</strong> Werra<br />

die A1.<br />

Am 06.06. wurde die Hochwasserschlussmeldung <strong>für</strong> die Werra herausgegeben. Während<br />

des Hochwassers wurde täglich mindestens eine Hochwasserinformation <strong>für</strong> das Werragebiet<br />

erstellt. Insgesamt wurden 14 Hochwasserinformationen herausgegeben.<br />

Am 27.05. wurde die AS 1 <strong>für</strong> die Landkreise Schmalkalden-Meiningen <strong>und</strong> Gotha, den<br />

Wartburgkreis <strong>und</strong> die Stadt Eisenach ausgerufen. Für die Ulster im Wartburgkreis bestand<br />

zwischen 27.05. 10:00 <strong>und</strong> 16:00 die AS 2. Am 28.05. wurde die AS 2 <strong>für</strong> den Wartburgkreis<br />

<strong>und</strong> dem Werraabschnitt in <strong>der</strong> Stadt Eisenach ausgerufen. Am 31.05. wurde <strong>für</strong> den Landkreis<br />

Schmalkalden-Meiningen die AS 2 ausgerufen. Zwischen 01.06. 2:30 bis 04.06. 10:00<br />

galt <strong>für</strong> die Werra im Wartburgkreis die Alarmstufe 3. Am 03.06. wurden die AS 2 im Landkreis<br />

Schmalkalden- Meiningen aufgehoben sowie die AS 1 <strong>für</strong> den Kreis Gotha <strong>und</strong> die<br />

Stadt Eisenach. Am 04.06. wurden die AS 2 im Wartburgkreis <strong>und</strong> die AS 1 im Landkreis<br />

Schmalkalden-Meiningen aufgehoben. Am 05.06. wurde die AS 2 <strong>für</strong> die Werra im Wart-<br />

17


<strong>und</strong> im Gebiet <strong>der</strong> Stadt Eisenach aufgehoben. Einen Tag später wurde auch die AS 1 <strong>für</strong><br />

diesen Werraabschnitt aufgehoben.<br />

450<br />

432<br />

450<br />

400<br />

350<br />

353 355 357 358 363 363 370 372<br />

Durchfluss [m³/s]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1939 1981 1981 2011 1942 2013 1956 1994 1947 1946<br />

Abbildung 21: Die 10 höchsten Abflüsse am Pegel Frankenroda seit Aufzeichnungsbeginn<br />

Abbildung 22 veranschaulicht den Ablauf des Hochwassers im Werraverlauf.<br />

Abbildung 22: Hochwasserverlauf an <strong>der</strong> Werra<br />

18


3.5 Hochwasserverlauf im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Saale<br />

Abbildung 23: Hochwassermeldepegel im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Saale<br />

Die ersten Wellen um Pfingsten führten nur zu einem mo<strong>der</strong>aten Anstieg <strong>der</strong> Wasserstände<br />

im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Saale (Abbildung 23), ließen allerdings die Vorfeuchte <strong>und</strong> Abflussbereitschaft<br />

erheblich ansteigen. Richtwasserstände <strong>für</strong> die Hochwassermeldegrenzen (MG)<br />

wurden an den Hochwassermeldepegeln (HWMP) <strong>der</strong> Saale <strong>und</strong> ihren Nebenflüssen bis<br />

einschließlich 26.05. aber nicht erreicht.<br />

Bei den folgenden Nie<strong>der</strong>schlägen vom 26. <strong>und</strong> 27.05. wurden flächendeckende Summen<br />

zwischen 30 <strong>und</strong> 50 mm registriert. Die Zuflüsse aus den Nebenläufen ließen die Wasserführung<br />

im Laufe des 27.05. an den einzelnen HWMP des Gebietes über den Richtwasserstand<br />

<strong>für</strong> den MB steigen (Saalepegel Rudolstadt, Rothenstein <strong>und</strong> Camburg-Stöben, Kaulsdorf-<br />

Eichicht/Loquitz). Die Zuflüsse in das System <strong>der</strong> Saaletalsperren am 27. <strong>und</strong> 28.05. mit<br />

zeitweise mehr als 100 m³/s wurden reduziert an den Unterlauf abgegeben (Abgabe 25. bis<br />

29.05.: 55 m³/s).<br />

Im Zusammenhang mit dieser ersten Abflusswelle wurden durch die Hochwassernachrichtenzentrale<br />

(HNZ) Jena entsprechend <strong>der</strong> Wettervorhersagen <strong>und</strong> hydrologischen<br />

Entwicklung <strong>für</strong> das Flussgebiet <strong>der</strong> Saale <strong>und</strong> ihrer Nebenläufe eine Hochwasserwarnung<br />

(25.05.), vier Hochwasserinformationen (26. <strong>und</strong> 27.05.) sowie die Schlussmeldung am<br />

28.05. herausgegeben. Abgesehen von den relativ gleichbleibend erhöhten Abflüssen an<br />

den Saalepegeln Saalfeld-Remschütz <strong>und</strong> Rudolstadt, ging die Wasserführung an den an<strong>der</strong>en<br />

Pegeln bis einschließlich 30.05. wie<strong>der</strong> zurück. Die Abgabe <strong>der</strong> Saaletalsperren wurde<br />

allerdings im Zusammenhang mit Unwetterprognosen des DWD (Abbildung 24) im Zuge einer<br />

Hochwasserfreimachung in den Abendst<strong>und</strong>en des 30.05. kurzzeitig auf bis zu 115 m³/s<br />

erhöht. Dadurch kam es am HWMP Kaulsdorf zu einer kurzen Überschreitung des Richtwas-<br />

19


serstandes <strong>für</strong> die A2. Nachdem sich die Prognosen abgeschwächt hatten, wurde die Abgabe<br />

wie<strong>der</strong> auf 85 m³/s zurückgenommen.<br />

Abbildung 24: DWD-Warnlage am 30. Mai, 17 Uhr<br />

Flächendecken<strong>der</strong> Starknie<strong>der</strong>schlag mit erneut mehr als 50 mm pro Tag setzte in <strong>der</strong> Nacht<br />

vom 30. zum 31.05. ein. Im gesamten Flussgebiet verschärfte sich die Abflusssituation sehr<br />

schnell. Die Abgabe aus den Saaletalsperren musste auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sehr hohen Zuläufe<br />

(St<strong>und</strong>enwerte > 250 m³/s am 01.06.) bis 02.06. schrittweise auf 120 m³/s erhöht werden. An<br />

allen zehn HWMP des Flussgebietes wurden bis einschließlich 01.06. die Richtwasserstände<br />

<strong>für</strong> die Alarmstufen überschritten. So erreichten die Schwarzapegel Katzhütte <strong>und</strong> Schwarzburg<br />

sowie <strong>der</strong> Pegel Blankenstein-Rosenthal/Saale die A1. Der Richtwert <strong>der</strong> A2 wurde neben<br />

dem Pegel Kaulsdorf/Saale auch an den Pegeln Saalfeld-Remschütz/Saale <strong>und</strong> Möschlitz/Wisenta<br />

überschritten. An den Saalepegeln Rudolstadt, Rothenstein <strong>und</strong> Camburg-<br />

Stöben sowie Kaulsdorf-Eichicht/Loquitz (Abbildung 26) lagen die Wasserstände im Bereich<br />

<strong>der</strong> A3.<br />

20


Abbildung 25: Die Saale in Jena Göschwitz am 02.06.<br />

An den Saalezuläufen - außer <strong>der</strong> Wisenta - sowie am Saalepegel Rudolstadt wurden in dieser<br />

Phase des Hochwassers die Scheitelwerte des Gesamtereignisses registriert (Abbildung<br />

27).<br />

Nach vorübergehen<strong>der</strong> Abschwächung des Nie<strong>der</strong>schlagsgeschehens fielen im Einzugsbereich<br />

<strong>der</strong> Saale am 02.06. erneut bis zu 40 mm Nie<strong>der</strong>schlag. Dies führte in notwendiger<br />

Verbindung mit <strong>der</strong> weiter erhöhten Abgabe aus den Saale-TS (auf bis zu 150 m³/s vom 04.<br />

bis 07.06. - bei einem Spitzenzufluss (St<strong>und</strong>enwert) von 323 m³/s am 03.06. vormittags) dazu,<br />

dass nun auch die Saalepegel Kaulsdorf <strong>und</strong> Saalfeld-Remschütz sowie Möschlitz/Wisenta<br />

den Richtwasserstand <strong>für</strong> die A3 überschritten. Am Pegel Blankenstein/Saale<br />

stieg die Wasserführung bis über die A2. Der Scheitelwert des Gesamtereignisses wurde in<br />

Möschlitz, Blankenstein <strong>und</strong> Saalfeld am 03.06. erreicht, an den Saalepegeln Rothenstein<br />

<strong>und</strong> Camburg-Stöben bereits am 02.06.<br />

21


300<br />

Kaulsdorf-Eichicht / Loquitz<br />

Alarmstufe 3 [230 cm]<br />

Alarmstufe 2 [210 cm]<br />

Alarmstufe 1 [170 cm]<br />

Meldebeginn [130 cm]<br />

Mittelwasser [46 cm]<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Wasserstand [cm]<br />

0<br />

16.05.<br />

18.05.<br />

20.05.<br />

22.05.<br />

24.05.<br />

26.05.<br />

28.05.<br />

30.05.<br />

01.06.<br />

03.06.<br />

05.06.<br />

07.06.<br />

09.06.<br />

11.06.<br />

13.06.<br />

15.06.<br />

Abbildung 26: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Kaulsdorf-Eichicht / Loquitz<br />

350<br />

300<br />

Rudolstadt / Saale<br />

Alarmstufe 3 [240 cm]<br />

Alarmstufe 2 [210 cm]<br />

Alarmstufe 1 [180 cm]<br />

Meldebeginn [150 cm]<br />

Mittelwasser [73 cm]<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

16.05.<br />

18.05.<br />

20.05.<br />

22.05.<br />

24.05.<br />

26.05.<br />

28.05.<br />

30.05.<br />

01.06.<br />

03.06.<br />

05.06.<br />

07.06.<br />

09.06.<br />

11.06.<br />

Wasserstand [cm]<br />

13.06.<br />

15.06.<br />

Abbildung 27: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Rudolstadt / Saale<br />

22


Aus Abbildung 28 geht hervor, dass es sich bei dem Hochwasserabfluss im Mai/Juni 2013<br />

am Pegel Camburg-Stöben um den höchsten gemessenen Wert seit Beginn <strong>der</strong> regelmäßigen<br />

Beobachtungen 1932 handelt.<br />

Durch die HNZ wurde flächendeckend am 30.05. eine Hochwasserwarnung ausgelöst.<br />

Hochwasserinformationen (insgesamt 14 Stück) wurden durchgehend bis 10.06. herausgegeben.<br />

Die Schlussmeldung erfolgte am 11.06. Korrespondierend zum Abflussgeschehen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Katastrophenlage wurde bis auf das Flussgebiet <strong>der</strong> Schwarza Hochwasseralarm <strong>für</strong><br />

die Landkreise <strong>und</strong> kreisfreien Städte bis zur Stufe 3 ausgerufen (siehe Anlage 3).<br />

350<br />

300<br />

250<br />

227<br />

235 236<br />

248<br />

258<br />

273 274<br />

282<br />

299<br />

310<br />

Durchfluss [m³/s]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

2003 1941 1958 1939 1940 1946 1941 1994 1939 2013<br />

Abbildung 28: Die 10 höchsten Abflüsse am Pegel Camburg-Stöben seit Aufzeichnungsbeginn<br />

23


3.6 Hochwasserverlauf in den Einzugsgebieten <strong>der</strong> Weißen Elster <strong>und</strong> Pleiße<br />

Abbildung 29: Hochwassermeldepegel in den Einzugsgebieten <strong>der</strong> Weißen Elster <strong>und</strong> Pleiße<br />

Auch in den Flussgebieten <strong>der</strong> Weißen Elster <strong>und</strong> Pleiße (Abbildung 29) wurden an den<br />

HWMP die Richtwasserstände <strong>für</strong> den MB bis einschließlich 26.05. nicht erreicht.<br />

Infolge <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge vom 26. <strong>und</strong> 27.05. kam es zu einem Anstieg <strong>der</strong> Wasserführung,<br />

<strong>der</strong> sich aber noch im mo<strong>der</strong>aten Bereich hielt. Am Nachmittag des 27.05. wurde am Pegel<br />

Eisenhammer/Auma <strong>der</strong> Richtwert <strong>für</strong> die A1 überschritten. Mit Nachlassen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge<br />

gingen bis einschließlich 30.05. die Abflüsse wie<strong>der</strong> zurück.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Wettervorhersagen <strong>und</strong> <strong>der</strong> hydrologischen Entwicklung <strong>für</strong> die Einzugsgebiete<br />

<strong>der</strong> Weißen Elster <strong>und</strong> Pleiße gab die HNZ eine Hochwasserwarnung (25.05.), vier Hochwasserinformationen<br />

(26. <strong>und</strong> 27.05.) sowie die Schlussmeldung am 28.05. heraus.<br />

Mit Einsetzen <strong>der</strong> ergiebigen Nie<strong>der</strong>schläge am 30.05. (Tagesnie<strong>der</strong>schlag zwischen 50 <strong>und</strong><br />

70 mm) verschärfte sich die Abflusssituation in beiden Flussgebieten sehr schnell. Bis zum<br />

01.06. hatte <strong>der</strong> Pegel Weida/Weida den Richtwasserstand <strong>für</strong> den MB erreicht. Im gleichen<br />

Zeitraum stieg die Wasserführung an den Pegeln Gößnitz/Pleiße, Eisenhammer/Auma <strong>und</strong><br />

Greiz/Weiße Elster bis über die A2. An den Pegeln Gera-Langenberg/Weiße Elster <strong>und</strong><br />

Großstöbnitz/Sprotte überschritten die Wasserstände die Richtwerte <strong>der</strong> A3.<br />

Am 01. <strong>und</strong> 02.06. fielen im Einzugsbereich von Weißer Elster <strong>und</strong> Pleiße erneut 80 bis 100<br />

mm Nie<strong>der</strong>schlag. Verb<strong>und</strong>en mit <strong>der</strong> zwangsläufig erhöhten Abgabe aus den sächsischen<br />

Talsperren im oberen Einzugsgebiet <strong>der</strong> Weißen Elster führte dies trotz Rückhaltungen im<br />

Talsperrensystem Weida-Zeulenroda zu flächendeckend katastrophenartigen Abflusssituationen.<br />

Der Wasserstand am Pegel Gera-Langenberg lag ohnehin noch über dem Richtwert<br />

<strong>der</strong> A3 <strong>und</strong> stieg jetzt noch um mehr als einem Meter darüber hinaus. Am Pegel Großstöb-<br />

24


nitz/Sprotte wurde erneut <strong>der</strong> Richtwert <strong>für</strong> die A3 überschritten, ebenso jetzt auch an den<br />

HWMP Gößnitz/Pleiße <strong>und</strong> Greiz/Weiße Elster. Die Wasserstände am Pegel Weida/Weida<br />

lagen über dem Grenzwert <strong>für</strong> die A2.<br />

Abbildung 30: Die Weiße Elster bei Berga/Elster am 04.06.<br />

Die Scheitelwerte wurden zumeist in <strong>der</strong> Nacht vom 02. zum 03.06. registriert bzw. konnten<br />

teilweise wegen Überschreitung des Messbereichs an einzelnen Pegeln nicht aufgezeichnet<br />

werden (Greiz/Weiße Elster, Gößnitz/Pleiße <strong>und</strong> Großstöbnitz/Sprotte). Gleichzeitig stellen<br />

die auf an<strong>der</strong>e Weise markierten Scheitelwasserstände neue Höchstwerte <strong>der</strong> gesamten<br />

Messreihe dar, so dass daraus versucht werden konnte, Abflussangaben zu generieren.<br />

Am Pegel Gera-Langenberg/Weiße Elster wurde beispielsweise <strong>der</strong> Scheitelwert mit 569<br />

m³/s als zweithöchstem Wert <strong>der</strong> Gesamtreihe (seit 1951) im Bereich eines HQ(100)<br />

(Abbildung 31, Kapitel 4) eingeordnet.<br />

Verursacht durch Ausläufer eines Höhentiefs, das weiter östlich (Sachsen) erneut extrem<br />

hohe Abflussverhältnisse erzeugte, wurden am 09. <strong>und</strong> 10.06. die Richtwasserstände <strong>für</strong> den<br />

MB an den Pegeln Greiz/Weiße Elster, Gera-Langenberg/Weiße Elster <strong>und</strong> Eisenhammer/Auma<br />

nochmals, aber nur kurzzeitig überschritten. Dieser Kurzanstieg ordnet sich in<br />

den fallenden Ast des Hauptereignisses ein (Abbildung 32 <strong>und</strong> Abbildung 33).<br />

25


Durchfluss [m³/s]<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

667<br />

569<br />

516<br />

290<br />

270<br />

219<br />

231 232 237 246<br />

1975 1970 1980 1958 1955 2011 1965 1981 2013 1954<br />

Abbildung 31: Die 10 höchsten Abflüsse am Pegel Gera-Langenberg seit Aufzeichnungsbeginn<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

Gera-Langenberg / Weiße Elster<br />

Alarmstufe 3 [280 cm]<br />

Alarmstufe 2 [240 cm]<br />

Alarmstufe 1 [200 cm]<br />

Meldebeginn [160 cm]<br />

Mittelwasser [47 cm]<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

16.05.<br />

18.05.<br />

20.05.<br />

22.05.<br />

24.05.<br />

26.05.<br />

28.05.<br />

30.05.<br />

01.06.<br />

03.06.<br />

05.06.<br />

07.06.<br />

09.06.<br />

11.06.<br />

Wasserstand [cm]<br />

13.06.<br />

15.06.<br />

Abbildung 32: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Gera-Langenberg / Weiße Elster<br />

26


350<br />

300<br />

Eisenhammer (AP) / Auma<br />

Alarmstufe 3 [260 cm]<br />

Alarmstufe 2 [220 cm]<br />

Alarmstufe 1 [180 cm]<br />

Meldebeginn [160 cm]<br />

Mittelwasser [90 cm]<br />

250<br />

Wasserstand [cm]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

16.05.<br />

18.05.<br />

20.05.<br />

22.05.<br />

24.05.<br />

26.05.<br />

28.05.<br />

30.05.<br />

01.06.<br />

03.06.<br />

05.06.<br />

07.06.<br />

09.06.<br />

11.06.<br />

13.06.<br />

15.06.<br />

Abbildung 33: Verlauf des Hochwasserereignisses am Pegel Eisenhammer (AP) / Auma<br />

Abbildung 34: Die Weiße Elster in Gera am 03.06.<br />

27


4 Statistische Einordnung<br />

Die Anlage 1 „HQ(T)-Bewertung“ zeigt die 53 Pegel, welche <strong>für</strong> eine hochwasserstatistische<br />

Bewertung ausgewählt worden sind. Mit Stand vom 09.01.2014 konnte den aufbereiteten<br />

Scheitelwerten (mit Angabe des Auftretenszeitpunktes) durch Vergleich mit verbindlich eingeführten<br />

HQ(T)-Längsschnitten eine Jährlichkeit T zugeordnet werden. Es handelt sich um<br />

die statistische Aussage, welcher mittleren Wie<strong>der</strong>holungszeitspanne in Jahren <strong>der</strong> Abflussscheitel<br />

des abgelaufenen Hochwassers an dem betreffenden Pegel entspricht.<br />

In <strong>der</strong> zugehörigen Kulissenkarte „Hydrologie“ (Anlage 2) wurden dementsprechend Flussabschnitte<br />

nach folgenden Kategorien markiert:<br />

• Abschnitte ohne Farbe (kein o<strong>der</strong> kleines Hochwasser): HQ-Scheitel kleiner als<br />

HQ(5) bzw. keine Information vorliegend.<br />

• blau markierte Abschnitte (mittleres Hochwasser): HQ-Scheitel zwischen HQ(5) <strong>und</strong><br />

HQ(20)<br />

• gelb markierte Abschnitte (starkes Hochwasser): HQ-Scheitel zwischen HQ(20) <strong>und</strong><br />

HQ(100)<br />

• rot markierte Abschnitte (extremes Hochwasser): HQ-Scheitel größer als HQ(100).<br />

Zusätzlich ist pro einbezogenem Pegel ein Datumsblock dargestellt, in welchem das Datum<br />

mit dem höchsten Scheitel vom Ereignis Mai/Juni 2013 gekennzeichnet wurde.<br />

Die größten Jährlichkeiten (T > 100a) lassen sich demnach zusammenfassend Flussabschnitten<br />

<strong>der</strong> Pleiße, Sprotte, Saale <strong>und</strong> unteren Ilm zuordnen.<br />

Der Scheitelwert <strong>der</strong> Sprotte am Pegel Großstöbnitz wurde mit einem Wasserstand von 379<br />

cm eingemessen. Als beson<strong>der</strong>s markant werden die Scheitelwerte an den Pegeln Rothenstein/Saale<br />

<strong>und</strong> Gößnitz/Pleiße bzw. den betreffenden Flussabschnitten mit Jährlichkeiten ><br />

200a eingeschätzt. Dichtauf folgen Flussabschnitte <strong>der</strong> Weißen Elster, <strong>der</strong> Saale bei Saalfeld,<br />

<strong>der</strong> Roda, <strong>der</strong> Gera bei Erfurt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hasel mit Schwarza als Nebenfluss <strong>der</strong> Werra.<br />

Hier wurde das Kriterium <strong>der</strong> höchsten Kategorie T > 100a nur knapp unterschritten.<br />

Weitere Flussabschnitte mit Jährlichkeiten <strong>der</strong> zweithöchsten Kategorie („starkes Hochwasser“)<br />

wurden an <strong>der</strong> Werra selbst <strong>und</strong> dem Zufluss Schmalkalde sowie an Apfelstädt,<br />

Wipfra, Gera, Unstrut zwischen Helbe <strong>und</strong> Abzweig Flutkanal, Flutkanal selbst, Teilbereichen<br />

<strong>der</strong> Ilm, Saale bei Rudolstadt <strong>und</strong> Wisenta festgestellt.<br />

Im übrigen Land wurden verbreitet „mittlere“ <strong>und</strong> „kleine“ Hochwasserscheitel registriert. Die<br />

Flussgebiete <strong>der</strong> Leine <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mainzuflüsse waren vom Hochwasser nicht betroffen.<br />

5 Hochwassernachrichtendienst, Ausrufung von Alarmstufen<br />

Die <strong>Thüringer</strong> Hochwassernachrichtenzentrale (HNZ) in <strong>der</strong> <strong>Thüringer</strong> <strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geologie</strong> Jena verfolgt <strong>und</strong> bewertet kontinuierlich die aktuelle <strong>und</strong> vorhergesagte<br />

meteorologisch-hydrologische Situation an den Gewässern des Freistaates. Gr<strong>und</strong>lage<br />

dieser Arbeit bilden die Pegelmesswerte in Verbindung mit allen vorhandenen Informationen<br />

<strong>der</strong> Talsperrenbetreiber, <strong>der</strong> Wetterdienste <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hochwasserdienste angrenzen<strong>der</strong> B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>.<br />

Waren zuvor Bereitschaften <strong>und</strong> einzelne Staffeldienste ausreichend, wurde die HNZ durchgängig<br />

vom Freitag, dem 30.05. 6 Uhr bis Dienstag, dem 04.06. besetzt, um <strong>der</strong> verschärften<br />

28


Hochwassersituation zum Monatswechsel zu begegnen. Im Zeitraum vom 14.05. bis 18.06.<br />

waren insgesamt 14 Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen im HNZ-Einsatz (inklusive Rufbereitschaftsdienste,<br />

aber ohne Flussbau/Wasserbau/Son<strong>der</strong>stäbe). In diesem Rahmen wurden ca. 880<br />

Passivst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ca. 427 Aktivst<strong>und</strong>en geleistet. Abbildung 35 zeigt die Aktiv- <strong>und</strong> Passiv-<br />

St<strong>und</strong>en <strong>der</strong> 14 Mitarbeiter <strong>der</strong> HNZ während des gesamten Hochwasserzeitraums.<br />

250<br />

200<br />

Passiv-St<strong>und</strong>en<br />

Aktiv-St<strong>und</strong>en<br />

St<strong>und</strong>enzahl<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

3 11 12 18 20 21 22 25 39 40 42 41 45 1<br />

Mitarbeiter-Schlüssel<br />

Abbildung 35: Während des Hochwasserereignisses geleistete Einsatzst<strong>und</strong>en <strong>der</strong> Hochwassernachrichtenzentrale<br />

Neben <strong>der</strong> ständigen individuellen Information von Entscheidungsträgern <strong>der</strong> Wasserwirtschaft,<br />

öffentlichen Verwaltung <strong>und</strong> des Katastrophenschutzes sowie betroffenen Privatpersonen<br />

<strong>und</strong> Medien sicherte die HNZ den gesetzlich festgelegten Meldedienst <strong>und</strong> die Ausrufung<br />

von Hochwasseralarmstufen ab. Zum Meldedienst gehören vor allem in <strong>der</strong> anlaufenden<br />

Phase des Hochwassers das Erstellen von Hochwasserwarnungen <strong>und</strong> das Absetzen<br />

<strong>der</strong> Hochwassermeldungen <strong>für</strong> die 52 <strong>Thüringer</strong> Hochwassermeldepegel (HWMP). Während<br />

des Hochwassers müssen kontinuierlich Hochwasserinformationen erstellt <strong>und</strong> verteilt werden.<br />

Wenn sich das Abflussverhalten in den betreffenden Flussgebieten wie<strong>der</strong> normalisiert<br />

hat, erfolgt eine abschließende „Schlussmeldung“.<br />

Die Ausrufung von Alarmstufen erfolgt in Abhängigkeit von <strong>der</strong> im Gewässer erreichten<br />

Wasserführung im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Hochwasserlage im Gesamtgebiet. Alarmstufen<br />

können <strong>für</strong> einzelne Flussgebiete o<strong>der</strong> ganze Landkreise (Landratsamt LRA) bzw. kreisfreie<br />

Städte (Stadtverwaltung StVw) ausgerufen werden. Die Ausrufung bzw. Aufhebung <strong>der</strong><br />

höchsten Alarmstufe (A3) erfolgt durch das <strong>Thüringer</strong> Ministerium <strong>für</strong> Landwirtschaft, Forsten,<br />

<strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Naturschutz (TMLFUN) auf Vorschlag <strong>der</strong> HNZ. Die niedrigeren Alarmstufen<br />

werden durch die HNZ selbst ausgerufen bzw. aufgehoben. Anlage 3 zeigt, in welchem<br />

Maße während des Hochwassers Alarmstufen <strong>für</strong> die 23 <strong>Thüringer</strong> Verwaltungseinheiten<br />

<strong>und</strong> jeweiligen Flussgebiete bestanden.<br />

Bis auf die Landkreise Nordhausen, Eichsfeld, Sonneberg, Hildburghausen <strong>und</strong> die Stadt<br />

Suhl waren alle Verwaltungseinheiten betroffen. Bei Betrachtung <strong>der</strong> Flussgebiete gab es <strong>für</strong><br />

29


die obere Unstrut, Helbe, Wipper, Helme, Leine, Steinach, die Werra im Landkreis Hildburghausen<br />

sowie die Lauter keine Alarmstufenausrufungen.<br />

In welchem Umfang beim Überschreiten des Richtwasserstandes <strong>für</strong> den Meldebeginn (MB)<br />

Hochwassermeldungen (HWM) an jeweils vorgegebene Verteilerkreise abgesetzt wurden,<br />

zeigt Abbildung 36. Vom 18. bis 31.05. erfolgten insgesamt 146 <strong>und</strong> vom 01. bis 10.06. 44<br />

Hochwassermeldungen.<br />

160<br />

7<br />

25<br />

Anzahl Hochwassermeldungen<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

44<br />

70<br />

14<br />

10<br />

7<br />

13<br />

MB<br />

A1<br />

A2<br />

A3<br />

Mai<br />

Juni<br />

Abbildung 36: Durch die HNZ abgesetzte HWM bei erreichten bzw. überschrittenen Richtwasserständen<br />

<strong>für</strong> Alarmstufen (18.05.-10.06.)<br />

40<br />

Warnung Information Schlussmeldung<br />

5<br />

Anzahl Hochwassermeldungen<br />

30<br />

20<br />

10<br />

24<br />

6<br />

26<br />

6<br />

0<br />

Mai<br />

Juni<br />

Abbildung 37: Durch die HNZ abgesetzte HWN mit Aufschlüsselung pro Nachrichtentyp (25.05.-<br />

11.06.)<br />

30


Die zeitliche Entwicklung <strong>und</strong> Aufschlüsselung nach Flussgebieten ist ausführlich in Abschnitt<br />

3 dargestellt.<br />

Die Hochwassernachrichten (HWN) umfassen Warnungen, Informationen <strong>und</strong> Schlussmeldungen.<br />

Aus Abbildung 37 geht hervor, dass 35 HWN im Mai <strong>und</strong> 32 HWN im Juni erstellt<br />

<strong>und</strong> versendet wurden.<br />

Die zeitlichen Entwicklung <strong>und</strong> Aufschlüsselung auf Flussgebiete lässt sich Abbildung 38<br />

entnehmen. Weitere Details finden sich in Kapitel 3.<br />

Saale<br />

Pleiße<br />

Weiße Elster<br />

Mai 13 Jun 13<br />

25 26 27 28 29 30 31 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11<br />

Unstrut<br />

Ilm<br />

Leine<br />

Werra<br />

Mainzuflüsse<br />

Warnung<br />

Information<br />

Schlussmeldung<br />

Abbildung 38: Gültigkeitszeiträume <strong>der</strong> versendeten HWN <strong>und</strong> Zuordnung zu den betreffenden<br />

Flussgebieten<br />

6 Talsperrenmanagement<br />

6.1 Allgemeines<br />

Thüringen besitzt zahlreiche Talsperren <strong>und</strong> Hochwasserrückhaltebecken, die eine beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung bei <strong>der</strong> Abmin<strong>der</strong>ung von Hochwasserfolgen haben. Die meisten dieser Anlagen<br />

werden durch die <strong>Thüringer</strong> Fernwasserversorgung (TFW) bewirtschaftet. Die Saalekaskade,<br />

einen Verb<strong>und</strong> von Talsperren im oberen Saaleeinzugsgebiet, bewirtschaftet die<br />

Vattenfall Europe Generation AG.<br />

Das Hochwasserereignis führte an zahlreichen Stauanlagen, insbeson<strong>der</strong>e in den östlichen<br />

Landesteilen, zu vorher noch nicht beobachteten Maximalbelastungen, sowohl hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Zuflussscheitel als auch <strong>der</strong> Stauhöhe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einstaugeschwindigkeiten. Für die Steuerung<br />

<strong>der</strong> Anlagen <strong>der</strong> <strong>Thüringer</strong> Fernwasserversorgung (TFW) lagen die Schwerpunkte im<br />

Einzugsgebiet <strong>der</strong> Weida, am Hochwasserrückhaltebecken Straußfurt, das <strong>für</strong> den Schutz<br />

<strong>der</strong> Siedlungen an Unstrut <strong>und</strong> Saale von überregionaler Bedeutung ist, <strong>und</strong> in den Einzugsgebieten<br />

des nördlichen <strong>Thüringer</strong> Waldes <strong>und</strong> Schiefergebirges.<br />

Zu Beginn des an einigen Standorten mehrgipfligen Ereignisses stand an allen Stauanlagen<br />

<strong>der</strong> <strong>Thüringer</strong> Fernwasserversorgung mit Hochwasserschutzfunktion (mit Ausnahme <strong>der</strong> Talsperre<br />

Heyda) sowie an <strong>der</strong> Saalekaskade <strong>der</strong> gewöhnliche Hochwasserrückhalteraum I GHR<br />

zur Verfügung.<br />

31


Die Stauanlagen <strong>der</strong> TFW <strong>und</strong> die Saalekaskade wurden gemäß Betriebsvorschriften <strong>und</strong><br />

ggf. ergänzenden Steueranweisungen <strong>der</strong> <strong>TLUG</strong> gesteuert. Die Zusammenarbeit zwischen<br />

<strong>der</strong> <strong>TLUG</strong> sowie TFW <strong>und</strong> Vattenfall Europe Generation AG war während des gesamten<br />

Hochwasserereignisses sachgerecht <strong>und</strong> konstruktiv.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> beobachteten Abflussfülle gingen bis zum 04.06. an insgesamt zwölf Stauanlagen<br />

<strong>der</strong> TFW die jeweiligen Hochwasserentlastungsanlagen in Betrieb (Hochwasserrückhaltebecken<br />

Straußfurt, Talsperre Auma, Talsperre Lössau, Talsperre Hohenleuben,<br />

Talsperre Großbrembach, Talsperre Tüngeda/Wangenheim, Talsperre Schwerstedt, Talsperre<br />

Heyda, Talsperre Hopfgarten, Talsperre Tambach-Dietharz, Talsperre Neustadt, Talsperre<br />

Engerda). Im Zeitraum vom 10. bis 11.06. war die Hochwasserentlastung <strong>der</strong> Trinkwassertalsperre<br />

Schönbrunn kurzzeitig mit ca. 0,8 m 3 /s benetzt. Auch an <strong>der</strong> Saalekaskade gingen<br />

die Hochwasserentlastungen an Hohenwarte <strong>und</strong> Bleiloch in Betrieb.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e während des Zeitraumes im Vollstau galt die beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit des<br />

Stauanlagenpersonals dem ständigen Freihalten <strong>der</strong> Entnahme- <strong>und</strong> Entlastungsanlagen<br />

von Versatz <strong>und</strong> Verklausung.<br />

Die durch die TFW in Betrieb <strong>und</strong> Unterhaltung stehenden Stauanlagen gemäß § 67 Absatz<br />

5 ThürWG (Kleinspeicher) <strong>der</strong> <strong>Thüringer</strong> <strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geologie</strong> wurden<br />

entsprechend <strong>der</strong> Hochwassersituation zusätzlich kontrolliert. Über die ohnehin bereits bekannten<br />

Probleme hinaus waren keine wesentlichen negativen Verän<strong>der</strong>ungen festzustellen.<br />

6.2 Hochwassersteuerung am Beispiel des Hochwasserrückhaltebeckens Straußfurt<br />

Das Hochwasserrückhaltebecken Straußfurt schützt im Hochwasserfall die Siedlungen im<br />

Mittellauf <strong>der</strong> Unstrut, zusammen mit dem Hochwasserrückhaltebecken Kelbra die Siedlungen<br />

im Unterlauf <strong>der</strong> Unstrut bis nach Sachsen-Anhalt vor Überflutungen. Das Becken in<br />

Straußfurt reguliert mit 18,64 Mio. m 3 Stauraum ein Einzugsgebiet von 2.049 km 2 im Vergleich<br />

zu 34 Mio. m 3 Stauraum <strong>und</strong> 670 km 2 Einzugsgebiet des Beckens in Kelbra. Das ungünstige<br />

Verhältnis von Stauraum <strong>und</strong> Einzugsgebiet erfor<strong>der</strong>t in Straußfurt eine sehr zeitnahe<br />

<strong>und</strong> ereignisabhängige Steuerung im Hochwasserfall.<br />

Das Hochwasserrückhaltebecken Straußfurt befand sich zu Beginn des Ereignisses im üblichen<br />

Teildauerstau <strong>für</strong> das Sommerhalbjahr, so dass ein Hochwasserrückhalteraum von 14<br />

Mio. m 3 zur Verfügung stand. Die Regelabgabe im Hochwasserfall beträgt 40 m 3 /s. Nach<br />

dem kleinen Einstau am Pfingstwochenende erfolgte im Rahmen des Betriebsplans eine<br />

Absenkung auf 3,5 Mio. m 3 , womit <strong>der</strong> Freiraum bis zum Vollstau nochmals um 1,1 Mio. m 3<br />

auf 15,1 Mio. m 3 erhöht werden konnte. Der erste Zuflussscheitel (26./27.05) wurde von circa<br />

160 m 3 /s im Zufluss auf 40 m 3 /s in <strong>der</strong> Abgabe reduziert. Infolgedessen wurde am 29.05. ein<br />

erstes Maximum des Stauinhaltes von 13,2 Mio. m 3 erreicht. Die Abgabe an den Unterlauf<br />

wurde zwischen dem 28. <strong>und</strong> 31.05. durch behördliche Steueranweisungen <strong>der</strong> <strong>TLUG</strong> in<br />

mehreren Schritten von 40 auf 100 m 3 /s erhöht. Durch die daraus resultierende Zwischenentlastung<br />

konnte vor Auflaufen <strong>der</strong> zweiten Hochwasserwelle eine Absenkung auf 9,9 Mio. m 3<br />

am Morgen des 31.05. erreicht werden. Die Hauptwelle mit Doppelscheitel am 31.05/1.06.<br />

brachte berechnete 1 Spitzenzuflüsse von circa 250 – 260 m 3 /s mit dem daraus resultierenden<br />

raschen Wie<strong>der</strong>anstieg des Stauspiegels. Der Vollstau wurde am 02.06. um 03:00 Uhr<br />

erreicht, also etwa 12 St<strong>und</strong>en nach Scheiteldurchgang. Die Hochwasserentlastungsanlage<br />

1 Summe des Abflusses an den Pegeln Erfurt-Möbisburg <strong>und</strong> Nägelstedt zuzüglich 10% zur Berücksichtigung<br />

des Zwischengebietes.<br />

32


ging planmäßig in Betrieb <strong>und</strong> funktionierte durchgängig ordnungsgemäß. Durch Gegensteuerung<br />

<strong>der</strong> Schütztafeln am Abschlussbauwerk konnten mit Bezug auf den Hilfspegel<br />

Wun<strong>der</strong>sleben die vorgegebenen 100 m 3 /s Gesamtabgabe eingehalten werden. Im Maximalzustand<br />

wurde die Hochwasserentlastung mit 18 cm (entspricht 5,18 m Beckenpegel) überströmt,<br />

<strong>der</strong> Stauinhalt betrug 20,071 Mio. m 3 , das heißt <strong>der</strong> außergewöhnliche Hochwasserrückhalteraum<br />

wurde mit 1,428 Mio. m 3 in Anspruch genommen.<br />

Der Abstau des Hochwasserrückhaltebeckens Straußfurt begann bereits am 03.06. zunächst<br />

mit 100 m 3 /s <strong>und</strong> wurde am 26.06. mit Abschaltung des Schöpfwerkes Henschleben II <strong>und</strong><br />

Wie<strong>der</strong>einstellung des Sommerstauziels abgeschlossen.<br />

Obwohl <strong>der</strong> Zuflussscheitel zum Hochwasserrückhaltebecken Straußfurt am 01.06. mehr als<br />

250 m 3 / s erreichte, konnte die maximale Abgabe auf 100 m 3 /s begrenzt werden. Die Scheitelkappung<br />

betrug demnach etwa 150 m 3 /s, entsprechend 60% des Gesamtzuflusses.<br />

Dadurch konnten erhebliche Schäden unterhalb des Rückhaltebeckens verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

Abbildung 39 zeigt den berechneten Gesamtzufluss, die Gesamtabgabe sowie den Stauinhalt<br />

des Hochwasserrückhaltebeckens Straußfurt <strong>für</strong> den Zeitraum vom 18.05. bis zum<br />

11.06.<br />

300<br />

Gesamtzufluss - Qzu<br />

Abgabepegel Straußfurt - Qab<br />

Stauinhalt -I<br />

25<br />

250<br />

Vollstau: 18,64 Mio.<br />

m 3<br />

20<br />

200<br />

Durchfluss - Q [m 3 s -1 ]<br />

150<br />

100<br />

15<br />

10<br />

50<br />

0<br />

18.05.2013<br />

20.05.2013<br />

22.05.2013<br />

24.05.2013<br />

26.05.2013<br />

28.05.2013<br />

30.05.2013<br />

01.06.2013<br />

03.06.2013<br />

05.06.2013<br />

07.06.2013<br />

09.06.2013<br />

11.06.2013<br />

Stauinhalt [Mio. m³]<br />

5<br />

0<br />

Abbildung 39: Ganglinien des Gesamtzuflusses, <strong>der</strong> Gesamtabgabe <strong>und</strong> des Stauinhaltes des<br />

Hochwasserrückhaltebeckens Straußfurt <strong>für</strong> den Zeitraum 18.05. bis 11.06.<br />

6.3 Stauanlagen in Südthüringen<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Zugrichtung <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagszonen von Nordost nach Südwest <strong>und</strong> dem Abregnen<br />

auf <strong>der</strong> Nordseite des <strong>Thüringer</strong> Waldes wurden die TFW-Anlagen mit Hochwasserschutzfunktion<br />

in Südthüringen (Hochwasserrückhaltebecken Grimmelshausen, Hochwasserrückhaltebecken<br />

Ratscher, Talsperre Schönbrunn) durch das Ereignis nicht so stark beansprucht<br />

wie bei den in <strong>der</strong> Region eher maßgebenden Schneeschmelzereignissen. So<br />

33


etrug <strong>der</strong> Scheitelwert an <strong>der</strong> Talsperre Schönbrunn ca. 11 m 3 /s, was einem HQ(5) entspricht.<br />

Die Nie<strong>der</strong>schläge in <strong>der</strong> ersten Maidekade wurden an <strong>der</strong> Talsperre Schönbrunn genutzt,<br />

um den Anstau auf das Sommerstauziel abzuschließen. Dieses Ziel war am 11.05. erreicht.<br />

Zur Regulierung <strong>der</strong> Barschpopulation wurde am 21.05. begonnen, den Beckenwasserstand<br />

um 1 m abzusenken. Bis zum Beginn des Hochwassers wurde so zusätzlich zu den vorgeschriebenen<br />

1 Mio. m³ Freiraum weitere 0,5 Mio. m³ Freiraum geschaffen. Bei einer Hochwasserabgabe<br />

von 3 m³/s wurde am 01.06. <strong>der</strong> Zuflussscheitel von r<strong>und</strong> 11 m³/s deutlich<br />

gemin<strong>der</strong>t. Ab 03.06. wurde die Hochwasserabgabe stufenweise auf die Mindestabgabe reduziert.<br />

Am 10.6. war <strong>der</strong> Vollstau erreicht. Am 11.6. wurde mit 61,33 m <strong>der</strong> Höchststand am<br />

Beckenpegel registriert. Über die Hochwasserentlastung wurden am 10. <strong>und</strong> 11.06. r<strong>und</strong> 0,8<br />

m³/s abgegeben. Der erste Vollstau seit 2006 wurde zur Überprüfung <strong>der</strong> Hochwasserentlastungsanlage,<br />

Dichtigkeitsprüfungen <strong>und</strong> zur Verbesserung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> obersten Wasserschicht<br />

<strong>der</strong> Trinkwassertalsperre genutzt. Anschließend wurde über den Gr<strong>und</strong>ablass die<br />

Abgabe stufenweise auf 3 m³/s erhöht <strong>und</strong> bis zum 17.6. beibehalten. Danach stand <strong>der</strong> vorgeschriebene<br />

Hochwasserrückhalteraum wie<strong>der</strong> zur Verfügung.<br />

Bis zum Beginn des Hochwassers schwankte <strong>der</strong> Beckeninhalt am Hochwasserrückhaltebecken<br />

Ratscher wenig. Der Hochwasserfreiraum von 1 Mio. m³ stand zu Beginn des Hochwassers<br />

zur Verfügung. Zwischen dem 26. <strong>und</strong> 28.05. wurde dieser Freiraum bei <strong>der</strong> Hochwasserregelabgabe<br />

von 10 m³/s zu 50% in Anspruch genommen. Der höchste Wasserstand<br />

am Beckenpegel wurde am Vormittag des 28.05. mit 12,89 m gemessen. Der Zeitraum <strong>der</strong><br />

Wetterberuhigung wurde genutzt, durch erhöhte schadlose Abgabe von knapp 20 m³/s den<br />

Hochwasserfreiraum wie<strong>der</strong> herzustellen <strong>und</strong> bis zum Nachmittag des 30.05. um 1 Mio. m³<br />

zu erweitern. Dadurch betrug zu Beginn <strong>der</strong> zweiten Hochwasserwelle am 31.05. <strong>der</strong> Beckeninhalt<br />

nur 66 %. Bei <strong>der</strong> Hochwasser-Regelabgabe von 10 m³/s wurde das Becken bis<br />

zum 03.06. angestaut. Der Zuflussscheitel von r<strong>und</strong> 20 m³/s konnte deutlich gekappt werden.<br />

Eine Überlagerung <strong>der</strong> Hochwasserscheitel von Schleuse <strong>und</strong> Nahe sowie Überschwemmungen<br />

in <strong>der</strong> Ortslage Rappelsdorf wurden dadurch verhin<strong>der</strong>t. Die Hochwasserabgabe<br />

von 10 m³/s wurde bis zum 05.06. beibehalten. Danach stand <strong>der</strong> vorgeschrieben Hochwasserrückhalteraum<br />

wie<strong>der</strong> zur Verfügung.<br />

Das Hochwasserrückhaltebecken Grimmelshausen wurde während des Hochwassers über<br />

die natürliche Seeretention nur geringfügig eingestaut. Hier lag <strong>der</strong> maximale Zufluss zwischen<br />

25 m³/s <strong>und</strong> 30 m³/s <strong>und</strong> damit deutlich unter <strong>der</strong> vorgeschriebenen Hochwasserregelabgabe<br />

von 45 m³/s. Der höchste Beckenwasserstand wurde mit 462 m in <strong>der</strong> zweiten<br />

Tageshälfte des 01.06. beobachtet.<br />

Durch die Verb<strong>und</strong>steuerung <strong>der</strong> Talsperren <strong>und</strong> Rückhaltebecken wurde <strong>der</strong> Hochwasserscheitel<br />

<strong>der</strong> Werra in Meiningen um immerhin r<strong>und</strong> 10 cm <strong>und</strong> in Breitungen noch um ca. 5<br />

cm gemin<strong>der</strong>t.<br />

Der Hochwasserfreiraum <strong>der</strong> Talsperre Scheibe-Alsbach wurde zu zwei Dritteln eingestaut.<br />

Der höchste Zufluss wurde am 01.06. von 0,765 m³/s durch die Hochwasserregelabgabe auf<br />

0,5 m³/s unterhalb <strong>der</strong> Talsperre gemin<strong>der</strong>t. Der höchste Beckenwasserstand wurde am<br />

02./03.06. mit 17,18 m registriert. Die Hochwasserregelabgabe wurde bis zum 05.06. beibehalten,<br />

um den Hochwasserschutzraum wie<strong>der</strong> freizumachen.<br />

34


6.4 Talsperren in Ostthüringen<br />

An <strong>der</strong> Talsperre Leibis/Lichte wurde auf Anordnung <strong>der</strong> <strong>TLUG</strong> die ökologische Abgaberegelung<br />

vom 30.05. bis zum 17.06. außer Kraft gesetzt. Im Scheiteldurchgang am 01.06. wurde<br />

ein Gesamtzufluss von 28 m 3 /s registriert, dies entspricht einem HQ(5) bis HQ(10). Die Abgabe<br />

war ab 30.05. auf 2,0 m 3 /s begrenzt. So wurden insgesamt 5,2 Mio. m 3 eingestaut, davon<br />

3,5 Mio. m 3 in den Betriebsraum <strong>und</strong> 1,7 Mio. m 3 in den gewöhnlichen Hochwasserrückhalteraum<br />

I GHR .<br />

An <strong>der</strong> Talsperre Zeulenroda wurde am 03.06. eine Scheitelreduzierung von 50 m 3 /s im Gesamtzufluss,<br />

entspricht HQ(20) bis HQ(25), auf 4 m 3 /s in <strong>der</strong> Abgabe bewirkt. Dadurch wurden<br />

insgesamt 8,3 Mio. m 3 eingestaut. An <strong>der</strong> Talsperre Weida wurde durchgehend die<br />

schadlose Abgabe im Hochwasserfall von 8,0 m 3 /s eingehalten. Hier war die Stauzielbegrenzung<br />

zur Sicherung <strong>der</strong> Tragsicherheit <strong>der</strong> Stauanlage unbedingt einzuhalten. Unter Nutzung<br />

des gewöhnlichen Hochwasserrückhalteraumes <strong>der</strong> Talsperre Zeulenroda wurde dies erreicht.<br />

Durch die Steuerung <strong>der</strong> Talsperren Weida <strong>und</strong> Zeulenroda wurden Hochwasserschäden<br />

entlang <strong>der</strong> Weida vermieden. Jedoch ist die Schutzwirkung bezogen auf die Weiße<br />

Elster eher von geringer Auswirkung (Scheitelreduzierung < 10 %).<br />

Am Speicher Greiz-Dölau waren Gefahrenabwehrmaßnahmen zum Schutz des unterhalb<br />

liegenden Chemiewerkes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stadt Greiz notwendig. Durch Versatz des Noßwitzwehres<br />

oberhalb des Speichers staute sich die Weiße Elster so auf, dass über den Mühlgraben zusätzliches<br />

Wasser in die Stauanlage strömte. Der Beckenpegel war aber mit einer Stauzielbegrenzung<br />

so einzuhalten, dass die im Entnahmebauwerk befindliche Hochwasserentlastung<br />

nicht benetzt wird. Mit Hilfe des Technischen Hilfswerkes <strong>und</strong> eigener Pumptechnik<br />

konnte <strong>der</strong> Beckenpegel (Stauhöhe) auf dem vorgegebenen Niveau gehalten werden. Der<br />

Versatz des Wehres wurde mittels Einsatz schwerer Technik beseitigt, so dass über den<br />

Mühlgraben kein zusätzliches Wasser mehr in den Speicher einströmen konnte.<br />

Die ohne ausgewiesenen Hochwasserrückhalteraum betriebenen Talsperren Auma, Hohenleuben<br />

<strong>und</strong> Lössau funktionierten im Vollstau ordnungsgemäß. Die Messwerte <strong>der</strong> stark<br />

ausgeuferten Zufluss- beziehungsweise Abgabepegel waren <strong>für</strong> die Scheitelbestimmung<br />

unbrauchbar. Aus diesem Gr<strong>und</strong> erfolgte eine indirekte Bestimmung <strong>der</strong> HQ über die durch<br />

hydraulische Berechnungen <strong>und</strong> Modellversuche belegten Charakteristika <strong>der</strong> Hochwasserentlastungsanlagen<br />

sowie mit IDM gemessenen Gr<strong>und</strong>ablassabgaben wie folgt:<br />

TS Auma: Z max = 272,84 mNN, Abfluss über HWE <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>ablass: 39,6 m 3 /s, entspricht<br />

ca. HQ(5) bis HQ(10) (Gewässerlängsschnitt Auma)<br />

TS Hohenleuben: Z max = 305,62 mNN, Abfluss über HWE <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>ablass: 19,0<br />

m 3 /s, entspricht ca. HQ(20)<br />

TS Lössau: Z max = 454,28 mNN, Abfluss über HWE <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>ablass: 31,8 m 3 /s, entspricht<br />

ca. HQ(50)<br />

Auffällig ist <strong>der</strong> Nord-Süd-Gradient <strong>der</strong> Jährlichkeit des Ereignisses in Ostthüringen, wobei<br />

sich die Talsperre Zeulenroda mittig einordnet (Jährlichkeit siehe oben).<br />

35


6.5 Saalekaskade<br />

Abbildung 40: Übersichtsdarstellung <strong>der</strong> Saalekaskade<br />

(Quelle: http://www.vattenfall.de/de/saalekaskade/saalekaskade-region.htm)<br />

Der Talsperrenverb<strong>und</strong> <strong>der</strong> Saalekaskade besteht aus insgesamt sieben Speicherbecken,<br />

die gesamtheitlich bewirtschaftet werden. Für die Bewertung des Hochwasserrückhaltes<br />

werden die Inhalte <strong>der</strong> beiden großen Stauseen Bleiloch <strong>und</strong> Hohenwarte gemeinsam<br />

betrachtet. Bei den übrigen fünf Speichern handelt es sich weitestgehend um kleinere<br />

Ausgleichsbecken, die kein nennenswertes Rückhaltevolumen besitzen. Für die<br />

Hochwassersituation an <strong>der</strong> Saale unterhalb <strong>der</strong> Talsperrenkaskade ist die Abgabe aus dem<br />

Stausee Hohenwarte, die noch durch das Ausgleichsbecken Eichicht durchgeleitet wird,<br />

relevant. Diese Abgabe wird am Pegel Kaulsdorf abflusswirksam. Abbildung 40 zeigt eine<br />

Übersichtsdarstellung <strong>der</strong> Saalekaskade.<br />

Die Saalekaskade wird von <strong>der</strong> Vattenfall Europe Generation AG zur Stromerzeugung genutzt.<br />

Die Bewirtschaftung <strong>und</strong> die Steuerung erfolgen dabei aber je<strong>der</strong>zeit auf Anordnung<br />

<strong>der</strong> <strong>TLUG</strong>. Im Normalfall erfolgt dies durch Steueranweisungen, die die Abgabe am Pegel<br />

Kaulsdorf vorgeben. Innerhalb des Verb<strong>und</strong>es kann Vattenfall dann nach eigenem Ermessen,<br />

unter Einhaltung <strong>der</strong> Betriebspläne, die Wasserverteilung regeln. Im Hochwasserfall<br />

greift die <strong>TLUG</strong> auch in die interne Steuerung durch entsprechende Steueranweisungen ein.<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> Hochwassersituation im Mai/Juni lag <strong>der</strong> Gesamtinhalt von Hohenwarte <strong>und</strong><br />

Bleiloch etwas unterhalb des zulässigen Stauziels <strong>für</strong> das Sommerhalbjahr. Die Verteilung<br />

war allerdings etwas unausgeglichen, da bei <strong>der</strong> Talsperre Hohenwarte aufgr<strong>und</strong> von Gr<strong>und</strong>stückseinmessungen<br />

am Ufer ein etwas höherer Wasserstand eingestellt war. Dieser wurde<br />

aber durch die deutlich geringere Speicherung in <strong>der</strong> Talsperre Bleiloch ausgeglichen.<br />

36


250<br />

250<br />

Volumen in Mio. m³<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Talsperre<br />

Hohenwarte<br />

Volumen in Mio. m³<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Talsperre<br />

Bleiloch<br />

0<br />

0<br />

400<br />

16.04 06.05 26.05 15.06<br />

16.04 06.05 26.05 15.06<br />

Volumen in Mio. m³<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Gesamtinhalt<br />

Stauziel Winter / Sommer<br />

Vollstau<br />

0<br />

Abbildung 41: Talsperreninhalte innerhalb <strong>der</strong> Saale-Kaskade vor, nach <strong>und</strong> während des<br />

Hochwasserereignisses<br />

Abbildung 41 zeigt die gespeicherten Wasservolumina in den beiden Talsperren Bleiloch <strong>und</strong><br />

Hohenwarte sowie die gemeinsame Speicherung jeweils mit den Sollgrenzen <strong>für</strong> den Hochwasserrückhalteraum<br />

(blaue Linie) <strong>und</strong> dem Vollstau (rote Linie). Aus <strong>der</strong> Abbildung geht<br />

hervor, dass <strong>der</strong> Hochwasserrückhalteraum bis Ende Mai freigehalten werden konnte <strong>und</strong><br />

erst im Juni eingestaut werden musste. Durch die hohen Nie<strong>der</strong>schläge Anfang Juni erhöhte<br />

sich <strong>der</strong> Gesamtzufluss von 100 auf mehr als 250 m³/s <strong>und</strong> erreichte Spitzenwerte von mehr<br />

als 300 m³/s (Abbildung 42). Mit Beginn dieser hohen Zuflüsse wurde die Abgabe aus dem<br />

Talsperrenverb<strong>und</strong> schrittweise von 50 auf 150 m³/s erhöht, wodurch die Scheitelwerte <strong>der</strong><br />

Saale deutlich gekappt werden konnten. Eine höhere Abgabe als 150 m³/s war aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

bereits sehr hohen Wasserführung <strong>der</strong> Saale nicht möglich. Da <strong>der</strong> Zufluss weiterhin sehr<br />

hoch war, war am 04.06. <strong>der</strong> Hochwasserrückhalteraum <strong>der</strong> Saalekaskade erschöpft, <strong>und</strong> es<br />

erfolgte die Abgabe über die Hochwasserentlastung, die wegen <strong>der</strong> Nutzung des außergewöhnlichen<br />

Hochwasserrückhalteraumes zu keinem nennenswert höheren Gesamtabfluss<br />

führte, da gleichzeitig <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>ablass zurückgenommen wurde. Mit Abnahme <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge<br />

<strong>und</strong> des damit verb<strong>und</strong>enen Rückgangs des Zuflusses konnte die Abgabe dann<br />

wie<strong>der</strong> schrittweise abgesenkt werden. Am 14.06. war das Sommerstauziel wie<strong>der</strong> erreicht.<br />

37


400<br />

Gesamtzufluss (berechnet)<br />

Abfluss am Pegel Kaulsdorf<br />

300<br />

Abfluss im m³/s<br />

200<br />

100<br />

0<br />

21.05. 24.05. 27.05. 30.05. 02.06. 05.06. 08.06. 11.06.<br />

Abbildung 42: Konstruierter Gesamtzufluss zur Saalekaskade <strong>und</strong> Abgabe am Pegel Kaulsdorf<br />

6.6 Trinkwassertalsperren<br />

In keiner <strong>der</strong> betroffenen Trinkwassertalsperren traten Beeinträchtigungen <strong>der</strong> Rohwasserqualität<br />

auf. Mikrobiologische Einflüsse des Ereignisses waren jedoch teilweise messbar.<br />

Vorsorglich wurde die Untersuchungsfrequenz des Rohwassers sowie wesentlicher Verfahrensschritte<br />

in <strong>der</strong> Wasseraufbereitung verdichtet. We<strong>der</strong> in den Filterabläufen noch im<br />

Reinwasser gab es mikrobiologische Bef<strong>und</strong>e. Die Wirkung <strong>der</strong> Vorsperren während des<br />

Ereignisses ist durch Luftbildaufnahmen gut dokumentiert. In den Hauptsperren schichteten<br />

sich die Zuflüsse epilimnisch ein, während das Rohwasser aus den unteren Horizonten <strong>der</strong><br />

Wasserkörper entnommen wurde. Im Ergebnis erwies sich die Fernwasserversorgung aus<br />

den Talsperren Ohra, Leibis/Lichte <strong>und</strong> Schönbrunn im Vergleich zu den in den Überflutungsflächen<br />

<strong>der</strong> Flussauen angeordneten Eigenvorkommen <strong>der</strong> örtlichen Zweckverbände<br />

als sehr stabil.<br />

An <strong>der</strong> Talsperre Ohra wurden als Folge <strong>der</strong> Hochwassersteuerung im Zeitraum von 20.05.<br />

bis einschließlich 03.07. (Wie<strong>der</strong>erreichen des Stauziels) insgesamt 4,0 Mio. m 3 hypolimnisches<br />

Tiefenwasser abgeschlagen.<br />

7 Maßnahmen an weiteren Einrichtungen des Landes<br />

Die <strong>TLUG</strong> ist im Hochwasserfall <strong>für</strong> die Überwachung <strong>und</strong> Steuerung landeseigener Anlagen<br />

<strong>für</strong> den Hochwasserschutz verantwortlich. Ziel dabei ist es, durch rechtzeitiges <strong>und</strong> konsequentes<br />

Handeln schädigende Auswirkungen des Hochwassers weitgehend auszuschließen<br />

bzw. zu vermin<strong>der</strong>n. Für die Hochwassersteuerung mittels landeseigener Hochwasserschutzanlagen<br />

stehen zunächst Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>TLUG</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Flussmeistereien zur Verfügung,<br />

die zusätzlich durch Personal an<strong>der</strong>er Dienststellen des Landes ergänzt werden können.<br />

Die Einsatzleitung erfolgt durch die <strong>TLUG</strong>.<br />

38


Abbildung 43 gibt eine Übersicht über die landeseigenen Hochwasserschutzeinrichtungen.<br />

Hier finden sich Schöpfwerke mit denen Wasser aus tieferliegenden Gebieten in den Vorfluter<br />

gepumpt wird, Öffnungen an Deichen (Deichscharten, Deichschleusen <strong>und</strong> Siele) sowie<br />

Dammbalken <strong>und</strong> Wehre mit denen <strong>der</strong> Wasserfluss reguliert werden kann. Zusätzlich ist die<br />

<strong>TLUG</strong> <strong>für</strong> die Unterhaltung <strong>und</strong> Bewirtschaftung einer beträchtliche Zahl von kleinen Talsperren<br />

(Abbildung 44) zuständig. Hier fallen im Hochwasserfall Kontroll- <strong>und</strong> Bewirtschaftungsaufgaben<br />

an.<br />

Abbildung 43: Anlagen- <strong>und</strong> Aufgabenschwerpunkte bei Hochwasser<br />

39


Abbildung 44: Talsperren gemäß § 67 Abs. 5 ThürWG (Betriebsverantwortung <strong>TLUG</strong>)<br />

8 Darstellung <strong>der</strong> Schäden an Gewässern <strong>und</strong> Einrichtungen des Landes<br />

8.1 Allgemeines<br />

Die diesem Kapitel vorausgehenden Kapitel veranschaulichen, welche hydraulische Extremsituation<br />

die meteorologischen Ereignisse ausgelöst haben. Vor allem die Gebiete in Mittel<strong>und</strong><br />

Ostthüringen waren von dem Hochwasserereignis stark betroffen, wodurch erhebliche<br />

Schäden an den Gewässern <strong>und</strong> den landeseigenen wasserwirtschaftlichen Anlagen, an<br />

Anlagen Dritter sowie an <strong>der</strong> allgemeinen weiträumigen Infrastruktur aufgetreten sind. Punktuell<br />

führten die Abflüsse darüber hinaus zu hydraulischen Überlastungen <strong>und</strong> teilweise zum<br />

Versagen einzelner Bauwerke. Der Fokus liegt im Folgenden auf den landeseigenen Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> den Gewässern des Landes. Die zahlreichen <strong>und</strong> teilweise sehr großen Schäden<br />

in den vom Hochwasser betroffenen Gemeinden <strong>und</strong> an Privateigentum werden hier nicht<br />

dargestellt, da sie den Rahmen dieses <strong>Bericht</strong>es sprengen würde.<br />

8.2 Schadensermittlung<br />

Mit abnehmenden Wasserständen wurde unverzüglich mit <strong>der</strong> Schadenserfassung begonnen.<br />

Die festgestellten Schäden in o<strong>der</strong> an den Gewässern 1. Ordnung sowie die Schäden<br />

an den landeseigenen Anlagen wurden zu drei generellen Typen, die sich aber oft überschneiden,<br />

zusammengefasst. Diese sind:<br />

Schäden an Bauwerken,<br />

Verklausungen <strong>und</strong><br />

kleinere Erosionsstrecken.<br />

Zusätzlich wurden Defizite an Bauwerken, die während des Hochwasserereignisses offensichtlich<br />

wurden, mit aufgenommen (z. B. Leckstellen an Hochwasserschutzmauern). Des<br />

40


Weiteren wurden Schäden an Anlagen von Dritten mit aufgenommen <strong>und</strong> an die Betroffenen<br />

zur Kenntnis <strong>und</strong> weiteren Veranlassung weitergeleitet.<br />

Die einzelnen Schäden wurden <strong>für</strong> einzelne Gewässerabschnitte zusammengefasst. Bei allen<br />

ermittelten Schäden wurde Bezug auf die Gewässerkilometrierung genommen, um die<br />

Schäden klar voneinan<strong>der</strong> abzugrenzen <strong>und</strong> Mehrfachmeldungen auszuschließen. Alle<br />

punktuellen o<strong>der</strong> Streckenmeldungen wurden in einer Datenbank zusammengefasst <strong>und</strong><br />

lassen so detaillierte Aussagen, Abfragen sowie eine aussagekräftige Darstellung durch eine<br />

Verknüpfung mit weiteren Informationen zu. Eine Übersicht ist in <strong>der</strong> Schadenskarte (Anlage<br />

5) gegeben.<br />

8.3 Erosionsschäden<br />

Durch die hydraulische Extremsituation <strong>und</strong> auf Gr<strong>und</strong> von Defiziten verschiedenster Ursachen<br />

entstanden in <strong>und</strong> an den Gewässern sowie an den wasserbaulichen Anlagen Erosionsschäden.<br />

Gemeldete Schäden an <strong>der</strong> Gewässersohle <strong>und</strong> im Uferbereich wurden vor Ort<br />

aufgenommen <strong>und</strong> bewertet. Sofern die Standsicherheit von Gebäuden o<strong>der</strong> baulichen Anlagen<br />

gefährdet war, erfolgte eine protokollarische Schadensaufnahme. Nachfolgend sind<br />

zwei exemplarische Beispiele <strong>der</strong> erfassten Hochwasserschäden durch Erosion dargestellt.<br />

In Abbildung 45 ist die Sohlerosion <strong>der</strong> Apfelstädt in <strong>der</strong> Ortslage Georgenthal dokumentiert.<br />

Bedingt durch die genannte Eintiefung <strong>der</strong> Gewässersohle erhöhte sich die Gewässerquerschnittshöhe<br />

im betreffendem Abschnitt am Pegel in Georgenthal von 4,5 m auf etwa 6 m.<br />

Hierdurch sind die Messwerte des Wasserstands am Pegel fehlerbehaftet <strong>und</strong> erst nach entsprechen<strong>der</strong><br />

Korrektur <strong>für</strong> die Ableitung von Abflusswerten einsetzbar.<br />

Abbildung 45: Erodierte Sohle <strong>der</strong> Apfelstädt unterhalb des Pegels in Georgenthal<br />

Zahlreiche Gewässer uferten während des Hochwassers aus. Abbildung 46 zeigt beispielhaft<br />

den überströmten Uferbereich im Anschluss an das Floßgrabenwehr an <strong>der</strong> Weißen Elster<br />

stromunterhalb von Crossen. Hierdurch kam es zu umfangreichen Kies- <strong>und</strong> Schwemmgutablagerungen<br />

auf den sich anschließenden landwirtschaftlichen Flächen.<br />

41


Die zur naturnahen Entwicklung <strong>der</strong> Gewässer durchaus erwünschte Erosion wurde im selben<br />

Zuge mit dokumentiert, soll aber an dieser Stelle nicht weiter betrachtet werden.<br />

Abbildung 46: Erodiertes Ufer an <strong>der</strong> Weißen Elster bei Crossen unterhalb Wehr Flößhaus<br />

8.4 Auflandungen <strong>und</strong> Verklausungen<br />

Mitgeführte Sedimente, Treib- <strong>und</strong> Totholz sowie übriges Schwemmgut, welches sich in Ortschaften,<br />

vor Bauwerken o<strong>der</strong> Einläufen in den Gewässern aufgr<strong>und</strong> des Hochwassers angesammelt<br />

o<strong>der</strong> abgelagert hat, stellt ein Abflusshin<strong>der</strong>nis dar. Hierdurch kann die Standsicherheit<br />

<strong>der</strong> betreffenden Bauwerke bzw. Anlagen gefährdet werden. Zusätzlich kann sich<br />

die hydraulische Situation bei erneuten Hochwassersituationen durch Rückstaueffekte verschärfen.<br />

Das Auftreten von Auflandungen, Geschwemmseln, Treib- <strong>und</strong> Totholz sowie Verklausungen<br />

stellt die größte Anzahl <strong>der</strong> Schadensmeldungen dar. Die finanziellen Mittel, die zur Behebung<br />

<strong>der</strong> Schäden benötigt werden, übersteigen erheblich die sonst <strong>für</strong> die Gewässerunterhaltung<br />

üblichen Summen.<br />

Die durch das aktuelle Hochwasser verfrachteten Sand- o<strong>der</strong> Kiesbänke führten nur in nachgeordneten<br />

Bereichen zu Ausuferungen o<strong>der</strong> Überflutungen. Die vorgef<strong>und</strong>enen Anlandungen<br />

wurden zunächst bewertet <strong>und</strong> dokumentiert <strong>und</strong> werden in <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> Dringlichkeit<br />

entsprechend geräumt.<br />

Beispielhaft seien hierzu die zwei im Folgenden erläuterten Schadensfälle in Gräfinau-<br />

Angstedt <strong>und</strong> Greiz benannt.<br />

Abbildung 47 zeigt eine Auflandung an <strong>der</strong> Ilm bei Gräfinau-Angstedt unterhalb des Wehrs<br />

am Sportplatz, die den Zulauf des Würmbaches zugesetzt hat <strong>und</strong> die Hauptströmung <strong>der</strong><br />

Ilm auf das rechte Ufer lenkt, wodurch dort mittelfristig Erosionsschäden zu erwarten sind.<br />

42


Abbildung 47: Auflandung an <strong>der</strong> Ilm bei Gräfinau-Angstedt unterhalb Wehr Sportplatz<br />

Abbildung 48: Zerstörung <strong>der</strong> Fußgängerbrücke über die Pleiße in Gößnitz infolge Verklausung<br />

Abbildung 48 zeigt die Zerstörung <strong>der</strong> Fußgängerbrücke über die Pleiße in Gößnitz, infolge<br />

Verklausung <strong>und</strong> Erosion. Das Beispiel zeigt das Resultat einer Summe von Ereignissen, die<br />

zur Zerstörung des Bauwerkes führten. Das Brückengelän<strong>der</strong> fungierte gewissermaßen als<br />

Rechen, da sich hier aufgr<strong>und</strong> seiner Geometrie Treibgut ansammelte, was nachfolgend zu<br />

einer Art Hebelwirkung führte. Das linke Ufer erodierte <strong>und</strong> die F<strong>und</strong>amente des linksseitigen<br />

Brückenwi<strong>der</strong>lagers sowie Brückenpfeilers wurden freigelegt. Die Verklausung am Mittelpfeiler<br />

führte zur Erosion <strong>der</strong> Gewässersohle <strong>und</strong> es bildete sich ein Kolk, <strong>der</strong> die unter <strong>der</strong> Brü-<br />

43


cke durchlaufende Gasleitung freilegte. Durch die Bewegung <strong>der</strong> aufschwimmenden Gasleitung<br />

wan<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Kolk in Richtung Mittelpfeiler, was zum Versagen <strong>der</strong> Standsicherheit <strong>und</strong><br />

folglich zur Zerstörung des gesamten Bauwerkes führte. Das zerstörte Bauwerk wurde inzwischen<br />

abgerissen.<br />

8.5 Schäden an Wasserbaulichen Anlagen<br />

Die Schäden an wasserbaulichen Anlagen nehmen in Summe den größten Teil <strong>der</strong> benötigten<br />

finanziellen Mittel ein, um betreffende Anlagen <strong>für</strong> einen schadlosen Abfluss wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />

Bestehende Anlagen müssen instandgesetzt, die berechneten Bemessungsgrößen<br />

zum Teil überprüft, am Hochwasser kalibriert <strong>und</strong> an die neuen Gegebenheiten angepasst<br />

werden. An<strong>der</strong>e betroffene Anlagen müssen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> hydraulischen Überlastung<br />

erneuert werden bzw. müssen im Falle wie<strong>der</strong>holt eingetretener Beschädigungen Konzepte<br />

erarbeitet werden, die im Ergebnis eine allgemein hydraulisch verbesserte Situation herstellen.<br />

Abbildung 49 zeigt die beschädigte Hochwasserschutzmauer an <strong>der</strong> Weißen Elster in Gera<br />

am linksseitigen Ufer, welche sich direkt stromunterhalb an die Untermhäuser Brücke anschließt.<br />

Die genannte ca. 250 m lange Ufermauer wies während des Hochwassers mehrere<br />

Leckstellen auf, aus welchen fingerdick das Wasser durchdrang. Die Mauer hielt <strong>der</strong> Beanspruchung<br />

dennoch stand, muss jedoch bezüglich <strong>der</strong> weiteren Vorgehensweise im Hinblick<br />

auf die Hochwassernachsorge begutachtet werden. Ein umfangreicher Sanierungsbedarf ist<br />

zu erwarten.<br />

Abbildung 49: Die Hochwasserschutzmauer an <strong>der</strong> Weißen Elster in Gera<br />

Die Abbildung 50 <strong>und</strong> Abbildung 51 zeigen zwei Deiche, welche aufgr<strong>und</strong> mehrfacher punktueller<br />

<strong>und</strong> flächenhafter Versagensstellen <strong>der</strong> Erneuerung bedürfen.<br />

Bei dem auf Abbildung 50 dargestellten Deichabschnitt zwischen Walschleben <strong>und</strong> Elxleben<br />

zeigten sich während des Hochwasserereignisses eine Vielzahl von Quellwasseraustritten,<br />

44


welche offensichtlich durch Wurzelgänge von Gehölzen entstanden sind. Zudem weisen Risse<br />

im betreffenden Deich auf einen Gr<strong>und</strong>bruch hin. Die Wasseraustritte wurden mit Quellkaden<br />

gesichert, um die Fließgeschwindigkeit des austretenden Wassers zu verringern <strong>und</strong><br />

so den Sedimentaustrag zu minimieren.<br />

Abbildung 50: Wasseraustritte mit Quellkaden an luftseitiger Deichböschung an <strong>der</strong> Gera bei<br />

Walschleben<br />

Abbildung 51 zeigt den gebrochenen Deichabschnitt in Wünschendorf an <strong>der</strong> Weißen Elster.<br />

Durch das abfließende Wasser entstand ein Kolk von etwa 30 m x 30 m, <strong>der</strong> im Zuge <strong>der</strong><br />

Verteidigung noch während des Hochwassers durch die Feuerwehr <strong>und</strong> Helfer mittels Big<br />

Bags <strong>und</strong> Sandsäcken wie<strong>der</strong> verschlossen wurde. Die unmittelbar nach dem Hochwasserereignis<br />

durchgeführte Notsicherung wird im Zuge des bereits noch in diesem Jahr geplanten<br />

Neubaus des gesamten Deiches ersetzt. Zudem wird die Bemessung <strong>der</strong> sich oberhalb <strong>und</strong><br />

unterhalb anschließenden Hochwasserschutzanlagen im Abgleich mit den Daten aus dem<br />

Hochwasserereignis überprüft <strong>und</strong> angepasst.<br />

Abbildung 52 zeigt einen kleinen Ausschnitt einer Vielzahl von Deichfußauskolkungen in Gera-Langenberg<br />

an <strong>der</strong> Weißen Elster auf Höhe <strong>der</strong> Einmündung des Erlbaches. Hier werden<br />

bestehende Konzepte zur Schaffung von Retentionsflächen überprüft <strong>und</strong> die in diesem Zusammenhang<br />

erfor<strong>der</strong>liche Rückverlegung von Deichen geplant. Zudem wird die folglich<br />

sinnvolle Umplanung des Wegenetzes des Elsterradweges in geplante Konzepte integriert<br />

<strong>und</strong> berücksichtigt.<br />

45


Abbildung 51: Zerstörter Deich an <strong>der</strong> Weißen Elster in Wünschendorf mit Notsicherung<br />

Abbildung 52: Durch Erosion beschädigter, wasserseitiger Deichfuß an <strong>der</strong> Weißen Elster unterhalb<br />

von Gera – Langenberg<br />

An insgesamt 20 Pegeln <strong>der</strong> <strong>TLUG</strong> entstanden mehr o<strong>der</strong> weniger große Schäden. Diese<br />

umfassen Verkiesungen <strong>und</strong> Verschlämmungen, Schäden an Ufermauern <strong>und</strong> Gewässersohlen,<br />

Anschwemmungen von Treibgut sowie Wasserschäden in <strong>und</strong> an Pegelhäusern.<br />

46


8.6 Sonstige Schäden <strong>und</strong> Schäden Dritter<br />

Abbildung 53 zeigt einen erodierten Uferbereich unterhalb von Bad Köstritz, an welchem<br />

durch die Ausuferung des Gewässers Sediment ausgetragen <strong>und</strong> auf landwirtschaftlich genutzten<br />

Flächen abgelagert wurde. Zudem wurde infolge genannter Erosion <strong>der</strong> angrenzende<br />

Elster-Radweg auf einer Länge von etwa 50 m zerstört.<br />

Abbildung 53: Durch Ufererosion zerstörter Radweg an <strong>der</strong> Weißen Elster unterhalb Bad Köstritz<br />

Große Schäden entstanden auch an den Hochufern <strong>und</strong> Verwallungen des Greizer Schlossparks,<br />

<strong>der</strong> Eigentum <strong>der</strong> Stiftung <strong>Thüringer</strong> Schlösser <strong>und</strong> Gärten ist. Am rechtsseitigen Ufer<br />

<strong>der</strong> Weißen Elster entstand auf einer Länge von über 200 m starken Schaden. Die schützende<br />

Grasnarbe wurde großflächig abgetragen, Sedimente <strong>und</strong> Treibgut abgelagert <strong>und</strong> die<br />

Uferbepflanzung stark geschädigt (Abbildung 54).<br />

47


Abbildung 54: Erosion <strong>und</strong> Baumschäden an <strong>der</strong> Weißen Elster am Hochufer im Greizer<br />

Schlosspark<br />

8.7 Schadensbeseitigung <strong>und</strong> Nachfolge<br />

Die während des Hochwassers im Zuge <strong>der</strong> Verteidigung <strong>und</strong> unmittelbar nach dem Hochwasser<br />

in Form von Notsicherungen behelfsmäßig gesicherten Schäden sollen bis zum Winter<br />

soweit wie<strong>der</strong>hergestellt sein, dass mögliche Winterhochwasser schadlos abfließen können.<br />

Die darüber hinaus notwendigen z. T. sehr umfangreichen Instandsetzungen, Um- o<strong>der</strong><br />

Neubauten werden nach <strong>der</strong>zeitiger Einschätzung je nach Mittel- <strong>und</strong> Personalverfügbarkeit<br />

ab dem Frühjahr 2014 bis ca. Ende 2018 realisiert werden.<br />

Mit den betroffenen Städten <strong>und</strong> Landkreisen <strong>der</strong> einzelnen Flussgebiete wurden in den Monaten<br />

September <strong>und</strong> Oktober 2013 Hochwasserfolgekonferenzen durchgeführt, um einen<br />

möglichst lückenlosen Informationsaustausch zu gewährleisten, gewonnene Erkenntnisse<br />

auszutauschen <strong>und</strong> erfor<strong>der</strong>liche Maßnahmen zu ergänzen, zu optimieren <strong>und</strong> zu priorisieren.<br />

9 Zusammenfassung<br />

Das Hochwasser im Mai / Juni 2013 kann auch in Thüringen entlang <strong>der</strong> Pleiße, <strong>der</strong> Weißen<br />

Elster <strong>und</strong> an Abschnitten <strong>der</strong> Saale als Jahrhun<strong>der</strong>thochwasser bezeichnet werden. An einigen<br />

Pegeln wurden Wasserführungen deutlich über dem HQ(100) beobachtet, an einzelnen<br />

Pegeln wurde <strong>der</strong> jemals höchste gemessene Wert überschritten. Die höchsten Jährlichkeiten<br />

wurden in den Einzugsgebieten von Saale, Weißer Elster <strong>und</strong> Pleiße beobachtet.<br />

Hier wurde die Alarmstufe 3 an zahlreichen Pegeln erreicht <strong>und</strong> oft deutlich überschritten Die<br />

Einzugsgebiete <strong>der</strong> Werra, <strong>der</strong> Ilm sowie <strong>der</strong> Unstrut unterhalb <strong>der</strong> Geramündung waren<br />

ebenfalls deutlich betroffen. Lediglich das Einzugsgebiet <strong>der</strong> Leine, die Unstrut oberhalb <strong>der</strong><br />

Geramündung <strong>und</strong> die Mainzuflüsse blieben vom Hochwasser weitgehend verschont.<br />

Der verfügbare Stauraum wurde an sehr vielen Stauanlagen, die dem Hochwasserschutz<br />

dienen (Talsperren, Hochwasserrückhaltebecken) vollständig eingestaut. Teilweise kam es<br />

48


zum Anspringen <strong>der</strong> Hochwasserentlastung wobei die Abflusssituation an diesen Bauwerken<br />

je<strong>der</strong>zeit unter Kontrolle blieb. An vielen Anlagen konnte durch die nachträgliche Auswertung<br />

die hohe Wirksamkeit <strong>für</strong> den Hochwasserschutz gezeigt werden. In diesem Zusammenhang<br />

ist die gute Zusammenarbeit zwischen <strong>der</strong> <strong>TLUG</strong> als Landesbehörde <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Thüringer</strong><br />

Fernwasserversorgung sowie <strong>der</strong> Vattenfall Europe Generation AG als Talsperrenbetreiber<br />

hervorzuheben.<br />

Die Hochwassernachrichtenzentrale (HNZ) an <strong>der</strong> <strong>TLUG</strong> in Jena befand sich mehrtägig im<br />

24-St<strong>und</strong>en-Einsatz <strong>und</strong> versorgte die Einsatzkräfte im Land, die Leitstellen sowie die Landkreise<br />

<strong>und</strong> kreisfreien Städte kontinuierlich mit Informationen <strong>und</strong> Einschätzungen über das<br />

Geschehen. Die Öffentlichkeit wurde über das Internet <strong>und</strong> Videotext über den aktuellen<br />

Stand unterrichtet.<br />

Während des Hochwassers waren alle verfügbaren Ingenieure <strong>und</strong> Flussarbeiter r<strong>und</strong> um<br />

die Uhr im Einsatz, um die landeseigenen Hochwasserschutzeinrichtungen <strong>und</strong> Anlagen zu<br />

überwachen <strong>und</strong> zu steuern. Zusätzlich standen die Ingenieure an zahlreichen Brennpunkten<br />

beratend zur Seite. Das Hochwasserereignis zeigte, dass <strong>der</strong> Personalbestand im Bereich<br />

<strong>der</strong> Flussmeistereien, zur technischen Betreuung <strong>der</strong> Talsperren gemäß § 67 Abs. 5<br />

ThürWG <strong>und</strong> zur Bewirtschaftung <strong>der</strong> Hochwasserschutzanlagen den dringendsten Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

nicht mehr entspricht <strong>und</strong> damit Gefahr <strong>für</strong> Leib <strong>und</strong> Leben einerseits <strong>und</strong> <strong>für</strong> eine<br />

weitere Optimierung <strong>der</strong> Talsperrensteuerung <strong>und</strong> damit einhergehende Schadensmimimierung<br />

an<strong>der</strong>erseits dringend geboten ist.<br />

Im gesamten Land verursachte das Hochwasser teilweise beträchtliche Schäden. Beson<strong>der</strong>s<br />

betroffen waren zahlreiche Gemeinden entlang <strong>der</strong> Saale, Weißen Elster <strong>und</strong> <strong>der</strong> Pleiße. Die<br />

Schadensaufnahme an landeseigenen Einrichtungen ergab als vorläufige Schätzung eine<br />

Schadenssumme von mehr als 15 Millionen Euro.<br />

Abschließend ist festzuhalten, dass das Hochwasser 2013 eine Vielzahl von Schäden verursachte,<br />

aber durch die gute <strong>und</strong> engagierte Arbeit <strong>der</strong> Landesbehörden, <strong>der</strong> Talsperren-<br />

Betreiber, <strong>der</strong> Leitstellen sowie <strong>der</strong> Verantwortlichen in Landkreisen, kreisfreien Städten <strong>und</strong><br />

Gemeinden <strong>und</strong> nicht zuletzt <strong>der</strong> Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger <strong>der</strong> Gesamtschaden begrenzt<br />

werden konnte. Bei einer durchaus möglichen weiteren Verschärfung <strong>der</strong> Situation in allen<br />

Flussgebieten wäre die Situation mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr in diesem Umfang<br />

beherrschbar gewesen. Somit legte das Hochwasser auch Probleme im Hochwassermanagement<br />

offen, auf die insbeson<strong>der</strong>e durch Personalverstärkung in den genannten Bereichen,<br />

reagiert werden muss.<br />

10 Anlagenverzeichnis<br />

Anlage 1:<br />

Anlage 2:<br />

Anlage 3:<br />

Anlage 4:<br />

Anlage 5:<br />

HQ(T)-Bewertung<br />

Hydrologische Kulisse Hochwasser Mai/Juni 2013, vorläufige Bewertung<br />

Übersicht Hochwasser-Alarmstufen<br />

Abflussganglinien ausgewählter Pegel<br />

Schadenskarte<br />

49


In <strong>der</strong> Tabelle wird unter Berücksichtigung digital erfasster Wasserstandsdaten, teilweise mit Red<strong>und</strong>anz, teilweise vorliegen<strong>der</strong> Auswertungen<br />

<strong>der</strong> Schreibpegel <strong>und</strong> Lattenpegelablesungen eine Einschätzung <strong>der</strong> Scheitelwasserstände zum Hochwasser Mai/Juni 2013 gegeben. Einzelne<br />

Werte wurden eingemessen. Bei <strong>der</strong> HQ-Ermittlung wurden <strong>der</strong> aktuelle Korrekturwert <strong>und</strong> die während des Hochwassers durchgeführte Abflussmessungen<br />

berücksichtigt.<br />

Es wurde tw. noch kein Abgleich <strong>der</strong> Wasserstandswerte, keine Festlegung des Korrekturwertes zur gültigen WQ-Beziehung, keine Erstellung<br />

neuer WQ-Beziehungen, kein Abgleich im Längsschnitt (Bilanz) durchgeführt.<br />

Es ist bei Verwendung davon auszugehen, dass sich einzelne Bewertungen noch än<strong>der</strong>n können!<br />

[Stand: 09.01.2014 (<strong>TLUG</strong>-51/rha-ke-ota-drä)]<br />

Pegel-Nr Pegel Datum HQ HQ [m³/s] HQ(T)-Bewertung<br />

25240.1 Steinach/Steinach 01.06.2013 07:00 (9,60) < 2<br />

42000.1 Eisfeld,Bahnbrücke/Werra 31.05.2013 20:30 12,6 > 2<br />

42002.0 Meiningen/Werra 01.06.2013 15:45 160 5 M 10<br />

42007.0 Breitungen/Werra 02.06.2013 12:45 194 ~ 5<br />

42012.0 Vacha/Werra 02.06.2013 23:00 (287) < 50<br />

42017.0 Gerstungen/Werra 02.06.2013 13:30 348 20 M 25<br />

42019.0 Frankenroda/Werra 03.06.2013 05:00 363 10 M 20<br />

42151.0 Rappelsdorf/Schleuse 01.06.2013 08:30 31,5 < 2<br />

42160.0 Hinternah/Nahe 01.06.2013 07:00 (12,6) ~ 5<br />

42162.0 Schleusingen/Nahe 01.06.2013 07:30 21,7 2 M 5<br />

42200.0 Ellingshausen/Hasel 01.06.2013 08:45 78,0 (50 M 100) Bewertung unsicher<br />

42220.1 Suhl/Lauter 01.06.2013 02:45 11,9 ~ 10<br />

42324.0 Walldorf/Herpf 01.06.2013 14:45 9,60 < 2<br />

42400.0 Mittelschmalkalden/Schmalkalde 31.05.2013 09:45 44,9 25 M 50<br />

42600.0 Dorndorf 2/Felda 27.05.2013 08:00 47,4 10 M 20<br />

42701.0 Unterbreizbach-Räsa/Ulster 27.05.2013 08:00 105 < 5<br />

42901.0 Eisenach-Petersberg/Hörsel 31.05.2013 15:00 47,8 < 5<br />

42905.0 Teutleben/Hörsel 31.05.2013 10:15 35,9 ~ 5<br />

42960.0 Eisenach-Nessemühle/Nesse 01.06.2013 06:15 45,3 ~ 5<br />

44705.0 Heiligenstadt/Leine 27.05.2013 08:00 8,83 < 2<br />

<strong>Bericht</strong> Hochwasser Mai/Juni 2013 - Anlage 1 „HQ(T)-Bewertung“ - Seite 1 von 3


In <strong>der</strong> Tabelle wird unter Berücksichtigung digital erfasster Wasserstandsdaten, teilweise mit Red<strong>und</strong>anz, teilweise vorliegen<strong>der</strong> Auswertungen<br />

<strong>der</strong> Schreibpegel <strong>und</strong> Lattenpegelablesungen eine Einschätzung <strong>der</strong> Scheitelwasserstände zum Hochwasser Mai/Juni 2013 gegeben. Einzelne<br />

Werte wurden eingemessen. Bei <strong>der</strong> HQ-Ermittlung wurden <strong>der</strong> aktuelle Korrekturwert <strong>und</strong> die während des Hochwassers durchgeführte Abflussmessungen<br />

berücksichtigt.<br />

Es wurde tw. noch kein Abgleich <strong>der</strong> Wasserstandswerte, keine Festlegung des Korrekturwertes zur gültigen WQ-Beziehung, keine Erstellung<br />

neuer WQ-Beziehungen, kein Abgleich im Längsschnitt (Bilanz) durchgeführt.<br />

Es ist bei Verwendung davon auszugehen, dass sich einzelne Bewertungen noch än<strong>der</strong>n können!<br />

[Stand: 09.01.2014 (<strong>TLUG</strong>-51/rha-ke-ota-drä)]<br />

Pegel-Nr Pegel Datum HQ HQ [m³/s] HQ(T)-Bewertung<br />

57021.0 Blankenstein-Rosent./Saale 03.06.2013 04:15 140 2 M 5<br />

57026.0 Saalfeld-Remschütz/Saale 03.06.2013 18:15 204 < 100<br />

57027.0 Rudolstadt/Saale 01.06.2013 12:45 269 > 25<br />

57028.0 Rothenstein/Saale 02.06.2013 07:45 291 > 200<br />

57033.0 Camburg-Stöben/Saale 02.06.2013 23:00 310 > 100<br />

57170.0 Möschlitz/Wisenta 03.06.2013 07:30 50,5 ~ 50<br />

57201.0 Kaulsdorf-Eichicht/Loquitz 01.06.2013 12:30 86,9 25 M 50<br />

57211.0 Katzhütte/Schwarza 01.06.2013 08:00 33,7 < 5<br />

57211.5 Schwarzburg/Schwarza 01.06.2013 10:30 73,8 < 5<br />

57289.0 Gräfinau-Angstedt/Ilm 01.06.2013 08:00 40,4 10 M 20<br />

57292.0 Nie<strong>der</strong>trebra/Ilm 01.06.2013 15:45 112 > 100<br />

57300.0 Ammern/Unstrut 01.06.2013 01:45 13,8 < 2<br />

57301.0 Nägelstedt/Unstrut 01.06.2013 08:00 34,4 < 2<br />

57311.0 Oldisleben/Unstrut 01.06.2013 15:00 179 < 50<br />

57420.0 Arnstadt/Gera 01.06.2013 09:30 33,1 < 20<br />

57421.0 Erfurt-Möbisburg/Gera 01.06.2013 11:00 199 50 M 100<br />

57427.0 Ringleben 1/Gera 01.06.2013 13:45 158 > 25<br />

57430.0 Gehlberg/Wilde Gera 01.06.2013 06:00 9,46 10 M 20<br />

57442.0 Gräfenroda/Wilde Gera 01.06.2013 12:00 13,0 < 5<br />

57450.0 Eischleben/Wipfra 31.05.2013 11:30 39,3 lt. Messung 12:00 – 12:45 < 25<br />

<strong>Bericht</strong> Hochwasser Mai/Juni 2013 - Anlage 1 „HQ(T)-Bewertung“ - Seite 2 von 3


In <strong>der</strong> Tabelle wird unter Berücksichtigung digital erfasster Wasserstandsdaten, teilweise mit Red<strong>und</strong>anz, teilweise vorliegen<strong>der</strong> Auswertungen<br />

<strong>der</strong> Schreibpegel <strong>und</strong> Lattenpegelablesungen eine Einschätzung <strong>der</strong> Scheitelwasserstände zum Hochwasser Mai/Juni 2013 gegeben. Einzelne<br />

Werte wurden eingemessen. Bei <strong>der</strong> HQ-Ermittlung wurden <strong>der</strong> aktuelle Korrekturwert <strong>und</strong> die während des Hochwassers durchgeführte Abflussmessungen<br />

berücksichtigt.<br />

Es wurde tw. noch kein Abgleich <strong>der</strong> Wasserstandswerte, keine Festlegung des Korrekturwertes zur gültigen WQ-Beziehung, keine Erstellung<br />

neuer WQ-Beziehungen, kein Abgleich im Längsschnitt (Bilanz) durchgeführt.<br />

Es ist bei Verwendung davon auszugehen, dass sich einzelne Bewertungen noch än<strong>der</strong>n können!<br />

[Stand: 09.01.2014 (<strong>TLUG</strong>-51/rha-ke-ota-drä)]<br />

Pegel-Nr Pegel Datum HQ HQ [m³/s] HQ(T)-Bewertung<br />

57462.0 Georgenthal 1/Apfelstädt 01.06.2013 05:30 31,1 25<br />

57463.0 Ingersleben/Apfelstädt 01.06.2013 11:15 (67,1) (lag im Rückstau <strong>der</strong> Gera) ~ 20<br />

57521.0 Wipperdorf/Wipper 01.06.2013 05:45 20,4 < 2<br />

57524.0 Hachelbich/Wipper 01.06.2013 09:15 28,6 > 2<br />

57525.0 Bleicherode/Bode 01.06.2013 01:00 10,9 ~ 2<br />

57540.0 S<strong>und</strong>hausen/Helme 01.06.2013 04:15 (24,2) (Q-Tafel neu) > 2<br />

57550.0 Nordhausen/Zorge 01.06.2013 01:45 25,5 < 2<br />

57562.0 Ellrich/Zorge 31.05.2013 22:45 2,97 >200)<br />

<strong>Bericht</strong> Hochwasser Mai/Juni 2013 - Anlage 1 „HQ(T)-Bewertung“ - Seite 3 von 3


120<br />

100<br />

Ilm<br />

Gräfinau-Angstedt<br />

Nie<strong>der</strong>trebra<br />

80<br />

Durchfluss [m³/s]<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

15.05. 18.05. 21.05. 24.05. 27.05. 30.05. 02.06. 05.06. 08.06. 11.06. 14.06.<br />

Anlage 4 “Durchflussganglinien” – Seite 1


200<br />

180<br />

160<br />

Gera<br />

Erfurt-Möbisburg<br />

Ingersleben<br />

Arnstadt<br />

140<br />

Durchfluss [m³/s]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

15.05. 18.05. 21.05. 24.05. 27.05. 30.05. 02.06. 05.06. 08.06. 11.06. 14.06.<br />

Anlage 4 “Durchflussganglinien” – Seite 2


200<br />

180<br />

Unstrut<br />

Oldisleben<br />

160<br />

140<br />

Durchfluss [m³/s]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

15.05. 18.05. 21.05. 24.05. 27.05. 30.05. 02.06. 05.06. 08.06. 11.06. 14.06.<br />

Anlage 4 “Durchflussganglinien” – Seite 3


320<br />

300<br />

280<br />

Saale<br />

Camburg-Stöben<br />

260<br />

240<br />

220<br />

200<br />

Durchfluss [m³/s]<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

15.05. 18.05. 21.05. 24.05. 27.05. 30.05. 02.06. 05.06. 08.06. 11.06. 14.06.<br />

Anlage 4 “Durchflussganglinien” – Seite 4


200<br />

180<br />

Pleiße<br />

Gößnitz<br />

160<br />

140<br />

Durchfluss [m³/s]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

15.05. 18.05. 21.05. 24.05. 27.05. 30.05. 02.06. 05.06. 08.06. 11.06. 14.06.<br />

Anlage 4 “Durchflussganglinien” – Seite 5


600<br />

500<br />

Weiße Elster<br />

Gera-Langenberg<br />

Greiz<br />

400<br />

Durchfluss [m³/s]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

15.05. 18.05. 21.05. 24.05. 27.05. 30.05. 02.06. 05.06. 08.06. 11.06. 14.06.<br />

Anlage 4 “Durchflussganglinien” – Seite 6

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