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Berechnung und Bewertung des induzierten Verkehrs im Rahmen der ...

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<strong>Berechnung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong><br />

<strong>Verkehrs</strong> <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung<br />

F.C. Englmann 1 , G. Haag 2 and Th. Pischner 3<br />

1<br />

Universität Stuttgart<br />

Keplerstrasse 17, D-70178 Stuttgart, Deutschland<br />

e-mail: englmann@sofo.uni-stuttgart.de<br />

URL: www.sofo.uni-stuttgart.de<br />

2<br />

3<br />

Steinbeis-Transferzentrum Angewandte Systemanalyse (STASA)<br />

Rotwiesenstr. 22, D-70599 Stuttgart, Deutschland<br />

e-mail: haag@stasa.de<br />

URL: www.stasa.de<br />

SSP-Consult (SSP)<br />

Heßbrühlstraße 21c, D-70565 Stuttgart, Deutschland<br />

e-mail: pischner@ssp-consult.de<br />

URL: www.ssp-consult.de<br />

Kurzfassung:<br />

Der Vortrag referiert die Ergebnisse mehrerer Forschungsprojekte zur <strong>Berechnung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bewertung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung. Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Zeitskalen, auf denen die Wirkungen einer Straßenbaumaßnahme<br />

entstehen, ist es sinnvoll zwischen pr<strong>im</strong>är induziertem Verkehr – infolge unmittelbarer Wirkungen<br />

<strong>der</strong> Maßnahme auf die Zielwahl - <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>är induziertem Verkehr – bedingt<br />

hauptsächlich durch langfristige siedlungsstrukturelle Verän<strong>der</strong>ungen - zu unterscheiden.<br />

Induzierter Verkehr wird sowohl als Verän<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Fahrtenaufkommens als auch <strong>der</strong><br />

Fahrleistung gemessen. Die bisherigen Untersuchungen zeigen, dass die pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong><br />

<strong>Verkehrs</strong>anteile den wesentlichen Anteil bei den Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Nutzen <strong>und</strong> Kosten haben.<br />

Um den pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> Verkehr <strong>und</strong> seine Wirkungen für eine Vielzahl von zu evaluierenden<br />

Maßnahmen abschätzen zu können, wurden spezifische Zuschlagfaktoren für den<br />

pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> Verkehr abgeleitet. Wird <strong>der</strong> jeweilige Nutzen ohne <strong>induzierten</strong> Verkehr für<br />

die ausgewählten Maßnahmen gleich 100% gesetzt, so ergibt sich bei Verwendung <strong>der</strong> Zuschlagfaktoren<br />

eine durchschnittliche Nutzenmin<strong>der</strong>ung um etwa 10,4 %, d.h. die privaten<br />

(Netto-) Nutzen <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> (Konsumentenrente) sind geringer als <strong>des</strong>sen externe<br />

Kosten.<br />

Schlagworte: Induzierter Verkehr; B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung


1 Einleitung<br />

Der Satz „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten“ beschreibt plastisch, worum es be<strong>im</strong> <strong>induzierten</strong><br />

Verkehr geht: Da die <strong>Verkehrs</strong>nachfrage in aller Regel nicht völlig preis- bzw. kostenunelastisch<br />

ist, führt die mit einer Straßenbaumaßnahme verb<strong>und</strong>ene Verlagerung <strong>der</strong><br />

Durchschnittskosten- bzw. <strong>Verkehrs</strong>angebotskurve nach unten zu einer erhöhten <strong>Verkehrs</strong>leistung<br />

<strong>im</strong> neuen Gleichgewicht [4,5]. Diesem Umstand wurde bisher in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung<br />

nicht ausreichend Rechnung getragen. Denn <strong>im</strong> Planfall wurde von einer<br />

gegenüber dem Ohne-Fall unverän<strong>der</strong>ten Quelle-Ziel-Matrix ausgegangen. Verän<strong>der</strong>te Fahrleistungen<br />

konnten sich demnach nur durch eine verän<strong>der</strong>te Routenwahl <strong>und</strong> einen verän<strong>der</strong>ten<br />

Modal-Split ergeben. Auswirkungen einer Baumaßnahme auf <strong>Verkehrs</strong>erzeugung <strong>und</strong><br />

Zielwahl wurden nicht berücksichtigt.<br />

Im Folgenden wird nun ein Verfahren vorgestellt, das diesen Mangel zu beheben versucht. Im<br />

<strong>Rahmen</strong> <strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung genügt es nun allerdings nicht,<br />

den induzieten Verkehr zu ermitteln. Vielmehr gilt es ihn auch zu bewerten. Hierbei ist insbeson<strong>der</strong>e<br />

zu berücksichtigen, dass die mit dem <strong>induzierten</strong> Verkehr verb<strong>und</strong>enen erhöhten privaten<br />

Kosten nur getragen werden, wenn diesen private Nutzensteigerungen in min<strong>des</strong>tens<br />

gleichem Umfang gegenüberstehen.<br />

Da zugleich <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung viele verschiedene Projekte zu bewerten<br />

sind, galt es ein möglichst kostengünstiges <strong>Bewertung</strong>sverfahren zu entwickeln, das<br />

den <strong>induzierten</strong> Verkehr mit Hilfe von Zuschlagfaktoren berücksichtigt, so dass auf den Ergebnissen<br />

<strong>des</strong> herkömmlichen Verfahrens aufgebaut werden kann. Nachdem <strong>der</strong> induzierte<br />

Verkehr für vierzig verschiedene Maßnahmen detailliert ermittelt <strong>und</strong> bewertet worden war,<br />

wurden aus diesen Ergebnissen die Zuschlagfaktoren über Regressionsanalysen ermittelt.<br />

Die vorliegende Arbeit ist wie folgt geglie<strong>der</strong>t: Im zweiten Abschnitt wird <strong>der</strong> induzierte Verkehr<br />

definiert, <strong>im</strong> dritten Abschnitt wird ein Verfahren zur Quantifizierung <strong>und</strong> Evaluierung<br />

<strong>der</strong> verkehrlichen Wirkungen <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> vorgestellt. Diesem schließt sich in<br />

Abschnitt 4 die Darstellung <strong>des</strong> Verfahrens zur ökonomischen <strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong><br />

<strong>Verkehrs</strong> an. In Abschnitt 5 werden die oben erwähnten Zuschlagfaktoren vorgestellt. Abschnitt<br />

6 beschreibt die Wirkungen <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> mittels<br />

Zuschlagfaktoren auf den Nutzen <strong>der</strong> analysierten Maßnahmen. Zugleich werden Grenzen <strong>des</strong><br />

vorgestellten Verfahrens aufgezeigt. Im siebten Abschnitt werden schließlich die wichtigsten<br />

Ergebnisse zusammengefaßt <strong>und</strong> es werden offene Forschungsfragen benannt.<br />

2 Definition <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong><br />

Eine verkehrliche Infrastrukturmaßnahme kann sowohl zu einer verbesserten Erreichbarkeit<br />

(z.B. durch geschwindigkeitserhöhende Maßnahmen) als auch zu einer verschlechterten Er-<br />

2


eichbarkeit (z.B. durch geschwindigkeitsmin<strong>der</strong>nde Maßnahmen) führen. Dies wie<strong>der</strong>um<br />

kann zu einer Erhöhung <strong>des</strong> <strong>Verkehrs</strong>aufkommens bzw. <strong>der</strong> <strong>Verkehrs</strong>leistung führen, aber<br />

auch zu einer Verringerung <strong>der</strong>selben. Deshalb ist es sinnvoll, in “positiv” bzw. “negativ”<br />

<strong>induzierten</strong> Verkehr zu unterscheiden. Die Begriffe “positiv” bzw. “negativ” sind dabei nicht<br />

als Wertung <strong>im</strong> Sinne von “sinnvoll” bzw. “nicht sinnvoll” o<strong>der</strong> “angestrebt” bzw. “nicht angestrebt”<br />

zu verstehen, son<strong>der</strong>n nur mit <strong>der</strong> “Steigerung” bzw. <strong>der</strong> “Reduzierung” <strong>des</strong> <strong>Verkehrs</strong>aufkommens<br />

in Beziehung zu setzen. Dabei betrachten wir die verkehrlichen Auswirkungen<br />

dieser Maßnahme <strong>im</strong> gesamten <strong>Verkehrs</strong>netz (Untersuchungsraum). Eine Maßnahme<br />

kann daher innerhalb eines spezifischen <strong>Verkehrs</strong>netzes gleichzeitig positiv <strong>und</strong> negativ induzierte<br />

<strong>Verkehrs</strong>anteile besitzen. Ferner wird die Definition nicht auf einen speziellen <strong>Verkehrs</strong>träger<br />

bezogen, son<strong>der</strong>n soll für sämtliche <strong>Verkehrs</strong>arten Gültigkeit besitzen. Zur Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Übersichtlichkeit erfolgt nun eine Zusammenstellung <strong>der</strong> verwendeten gr<strong>und</strong>legenden<br />

Definitionen:<br />

Definitionen <strong>des</strong> umgelenkten <strong>und</strong> verlagerten <strong>Verkehrs</strong>:<br />

Umgelenkter Verkehr infolge verkehrlicher Infrastrukturmaßnahmen ergibt sich durch verän<strong>der</strong>te<br />

Routenwahl. Verlagerter Verkehr beruht auf einer Verän<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Modal-Splits.<br />

Definition <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong>:<br />

Unter induziertem Verkehr wird <strong>im</strong> Folgenden eine Än<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> <strong>Verkehrs</strong> verstanden, die<br />

auf eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Quelle-Ziel-Matrix infolge einer Infrastrukturmaßnahme <strong>im</strong> <strong>Verkehrs</strong>netz<br />

zurückzuführen ist <strong>und</strong> ohne diese Maßnahme nicht entstanden wäre.<br />

Induzierter Verkehr wird sowohl als Verän<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Fahrtenaufkommens als auch <strong>der</strong> Fahrleistung<br />

gemessen, wobei für die <strong>Bewertung</strong> <strong>der</strong> Folgewirkungen in erster Linie die Fahrleistungsverän<strong>der</strong>ungen<br />

von Bedeutung sind. Dabei ist zu unterscheiden, ob <strong>der</strong> jeweils<br />

betrachtete induzierte Verkehr nur auf eine einzelne Maßnahme o<strong>der</strong> auf Än<strong>der</strong>ungen <strong>im</strong> Gesamtnetz<br />

zurückzuführen ist.<br />

Definitionsgemäß entsteht positiv induzierter Verkehr durch:<br />

• zusätzliche Fahrten zu neuen Zielen,<br />

• häufigere Fahrten zu alten Zielen,<br />

• Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zielwahl,<br />

• Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Standortwahl.<br />

Vorwiegend zeigt sich positiv induzierter Verkehr daher in Fahrten zu entlegeneren Zielen<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> entfernteren Standorten.<br />

3


Definitionsgemäß entsteht negativ induzierter Verkehr durch:<br />

• weniger Fahrten zu alten Zielen,<br />

• Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zielwahl,<br />

• Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Standortwahl.<br />

Hier spielen Fahrten zu näheren Zielen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Standorten eine Rolle. Unter induziertem<br />

Verkehr werden demnach nicht diejenigen Anteile an Verkehraufkommens- o<strong>der</strong> <strong>Verkehrs</strong>leistungsän<strong>der</strong>ungen<br />

verstanden, die ausschließlich auf demographische Effekte, Einkommenseffekte<br />

o<strong>der</strong> Verhaltenseffekte zurückzuführen sind. Auch umgelenkter <strong>und</strong> verlagerter<br />

Verkehr wird nicht zu induziertem Verkehr gerechnet.<br />

<strong>Verkehrs</strong>technische Verän<strong>der</strong>ungen führen neben unmittelbaren Wirkungen durch netzinduzierte<br />

Verän<strong>der</strong>ungen regionaler Standortfaktoren zu Umorientierungen auf <strong>der</strong> Nachfrageseite<br />

<strong>des</strong> <strong>Verkehrs</strong> <strong>und</strong> damit zu regionalen Umstrukturierungen auf dem Arbeits- <strong>und</strong> Wohnungsmarkt<br />

sowie dem industriellen Sektor. Diese eher auf einer mittel- bis langfristigen<br />

Zeitskala anzusetzenden Prozesse wirken ihrerseits über die Abhängigkeiten <strong>des</strong> <strong>Verkehrs</strong>aufkommens<br />

von den diversen Standortfaktoren auf das <strong>Verkehrs</strong>netz zurück <strong>und</strong> können<br />

somit weiteren Verkehr induzieren.<br />

Es ist daher sinnvoll, <strong>induzierten</strong> Verkehr in einen pr<strong>im</strong>ären Anteil - infolge unmittelbarer<br />

Wirkungen - <strong>und</strong> einen sek<strong>und</strong>ären Anteil - infolge langfristiger Wirkungen durch siedlungsstrukturelle<br />

Verän<strong>der</strong>ungen - zu unterscheiden. Da die sek<strong>und</strong>är <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong>anteile<br />

in ihrer Wirkung stark von <strong>der</strong> zugr<strong>und</strong>e liegenden Netzstruktur abhängen, erfor<strong>der</strong>t <strong>der</strong>en<br />

Quantifizierung <strong>und</strong> Evaluierung eine ausführliche modellgestützte Betrachtung.<br />

Zuschlagfaktoren werden daher <strong>im</strong> Folgenden nur für die pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong>anteile<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Wirkungen ermittelt.<br />

3 Quantifizierung <strong>und</strong> Evaluierung <strong>der</strong> verkehrlichen Wirkungen<br />

<strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong><br />

3.1 Abschätzung <strong>der</strong> Größenordnung <strong>des</strong> <strong>Verkehrs</strong>anteils mit freier Zielwahl<br />

Die <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong>anteile werden aus dem Gesamtverkehr (also nicht differenziert nach<br />

Aktivitätenübergängen <strong>und</strong> zugehörigen Personengruppen) mit Hilfe <strong>des</strong> STASA-<strong>Verkehrs</strong>modells<br />

[5,6,8] abgeleitet. Im Personenverkehr werden u.a. folgende Aktivitäten unterschieden:<br />

Wohnen (W), Arbeit (A), Einkauf (E), Bildung (B) <strong>und</strong> Freizeit (F). Die <strong>Verkehrs</strong>anteile<br />

mit freier Zielwahl sind bei den verschiedenen Aktivitätenübergängen unterschiedlich. Hierfür<br />

gibt es eine Reihe von Gründen:<br />

Bei den Aktivitätenübergängen W-A, W-B, A-W, B-W ist in <strong>der</strong> Regel eine freie Zielwahl<br />

nicht gegeben. Deshalb wird davon ausgegangen, dass bezüglich <strong>der</strong> Fahrtzwecke Beruf <strong>und</strong><br />

Ausbildung keine Induktionseffekte (pr<strong>im</strong>är induzierter Verkehr) auftreten. In <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esre-<br />

4


publik Deutschland betrug 1996 <strong>der</strong> Anteil <strong>des</strong> Fahrtzwecks Beruf 23,9 % <strong>und</strong> <strong>des</strong> Fahrtzwecks<br />

Ausbildung 2,6 % am Fahrtenaufkommen <strong>des</strong> motorisierten Individualverkehrs [1].<br />

Be<strong>im</strong> Geschäfts- <strong>und</strong> Dienstreiseverkehr, <strong>der</strong> anteilsmäßig 14,6 % am <strong>Verkehrs</strong>aufkommen<br />

beträgt, sind die Ziele ebenfalls weitgehend als vorgegeben zu betrachten. Somit kann lediglich<br />

ein Anteil von 58,9 % <strong>des</strong> Pkw-Gesamtfahrtenaufkommens zur Ermittlung <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong><br />

<strong>Verkehrs</strong> herangezogen werden. Damit wird <strong>der</strong> errechnete induzierte Verkehr vorwiegend<br />

in den verbleibenden Aktivitätenübergängen (z.B. W-E, E-W, W-F, F-W) realisiert. Die<br />

Zunahme <strong>der</strong> spezifischen Ortsverän<strong>der</strong>ungsanzahl bei Aktivitätenübergängen ist aber nicht<br />

nur von den Reisezeiteinsparungen abhängig, son<strong>der</strong>n auch von den vorhandenen Bedürfnisstrukturen.<br />

Zusätzlich beschränkend auf die Entstehung von induziertem Verkehr wirken<br />

Budgetrestriktionen.<br />

Aus <strong>der</strong> repräsentativen <strong>Verkehrs</strong>erhebung KONTIV 89 [2] kann die Zahl <strong>der</strong> Freizeitwege<br />

insgesamt hochgerechnet werden (deutsche Wohnbevölkerung ab 6 Jahren). Als Ergebnis erhält<br />

man die Spalten 1 <strong>und</strong> 2 in Tabelle 1.<br />

Tabelle 1: Basisdaten zum Freizeitverkehr [3]<br />

Art <strong>der</strong> Aktivität Freizeitaktivität in % Mit freier Zielwahl in %<br />

Private Kontakte<br />

Erholungswege<br />

Lokalbesuch<br />

Vereins-, Sportaktivität<br />

Kirche, Friedhof<br />

Hobby<br />

Kultur<br />

Sonstiges (darunter Urlaub 0,4 %)<br />

35<br />

14<br />

12<br />

11<br />

6<br />

6<br />

3<br />

13<br />

5<br />

3<br />

2<br />

-<br />

-<br />

2<br />

-<br />

3<br />

Demnach erfolgt <strong>im</strong> Mittel ca. 1 Freizeitweg pro Person <strong>und</strong> Tag. Dies entspricht einem Anteil<br />

am <strong>Verkehrs</strong>aufkommen von 37,7 %. Als Anlässe für die Aktivitätenanteile (ungewichtet)<br />

erhält man die in Tabelle 1 aufgeführte Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong> Freizeitaktivitätsarten. Diese<br />

Häufigkeitsverteilung spiegelt das Alltagsverhalten <strong>der</strong> Bevölkerung wi<strong>der</strong> <strong>und</strong> beschreibt<br />

die Zeitverwendung in den Abschnitten <strong>des</strong> Tages, in denen das Individuum zeitlich nicht<br />

geb<strong>und</strong>en ist. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> in Tabelle 1 ausgewiesenen Erfahrungswerte bezüglich <strong>der</strong> freien<br />

Zielwahl von Freizeitfahrten erscheint es angemessen, lediglich bei 15 % <strong>der</strong> Freizeitaktivitäten<br />

eine freie Zielwahl zu berücksichtigen. Dem entspricht ein Anteil von 5,6 % am <strong>Verkehrs</strong>aufkommen.<br />

Der Anteil <strong>des</strong> Fahrtzwecks “Einkauf” beträgt ca. 21 % <strong>des</strong> <strong>Verkehrs</strong>aufkommens. Hier kann<br />

nur in ca. 10 % <strong>der</strong> Fälle mit einer freien Zielwahl gerechnet werden. Gemessen am <strong>Verkehrs</strong>aufkommen<br />

sind dies anteilsmäßig ca. 2,1 %. Damit ergibt sich eine erste Abschätzung <strong>der</strong><br />

<strong>Verkehrs</strong>anteile mit freier Zielwahl in Höhe von ca. 7,7 %. Die zugr<strong>und</strong>e liegenden, oben<br />

aufgeführten Annahmen gestatten allerdings lediglich eine sehr grobe Abschätzung. Direkte,<br />

5


auf Befragungen beruhende empirische Daten konnten bislang, trotz intensiver Recherche, in<br />

<strong>der</strong> nationalen <strong>und</strong> internationalen Literatur nicht aufgef<strong>und</strong>en werden.<br />

Geht man von einem Anteil von 7,7 % am <strong>Verkehrs</strong>aufkommen mit freier Zielwahl aus, so<br />

liegen die berechneten pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong>anteile <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Literatur<br />

beobachteten bzw. abgeschätzten Anteile [5].<br />

3.2 Methodisches Vorgehen<br />

Ausgangsbasis für die Modells<strong>im</strong>ulation <strong>des</strong> <strong>Verkehrs</strong>geschehens sind die Daten zum Personen<strong>und</strong><br />

Güterverkehr für das Prognosejahr, die Daten für den Untersuchungsraum für den jeweiligen<br />

Bezugsfall ohne Maßnahme sowie für den jeweiligen Vergleichsfall <strong>der</strong> BVWP mit Maßnahme.<br />

Die Quantifizierung <strong>der</strong> verkehrlichen Wirkungen <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> glie<strong>der</strong>t sich in drei<br />

Schritte:<br />

V-I<br />

V-II<br />

V-III<br />

Erreichbarkeitsanalyse zur Abgrenzung <strong>des</strong> Untersuchungsraums<br />

Erzeugung <strong>des</strong> Gesamtverkehrs<br />

Modells<strong>im</strong>ulation.<br />

(Die Bezeichnung <strong>der</strong> Schritte mit "V" ordnet die jeweiligen Schritte <strong>der</strong> <strong>Verkehrs</strong>s<strong>im</strong>ulation<br />

zu, während die Teilschritte <strong>des</strong> ökonomischen Verfahrens mit "ÖB" bezeichnet werden.)<br />

Schritt V-I: Erreichbarkeitsanalyse<br />

Die Erreichbarkeitsanalyse besteht in einer Abgrenzung <strong>des</strong> Untersuchungsraums über eine Analyse<br />

<strong>der</strong> Reisezeitverän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> über eine Analyse <strong>der</strong> <strong>Verkehrs</strong>verlagerungen <strong>im</strong> Fall mit Maßnahme<br />

gegenüber dem Ohnefall. Hierzu werden die Fernverkehrsmatrizen (Tagesmatrizen <strong>des</strong><br />

Lkw- <strong>und</strong> Pkw-<strong>Verkehrs</strong>aufkommens) auf das Prognosenetz mit Maßnahme ("Mitfall") aufgebracht<br />

<strong>und</strong> die Reisezeiten <strong>im</strong> unbelasteten Netz ermittelt. Die beiden Untersuchungsräume <strong>und</strong> die einzelnen<br />

Maßnahmen innerhalb <strong>der</strong> Region Stuttgart <strong>und</strong> <strong>des</strong> Freistaats Bayern wurden <strong>der</strong>art aufeinan<strong>der</strong><br />

abgest<strong>im</strong>mt, dass sich die <strong>im</strong> unbelasteten Straßennetz in weniger als 45-Minuten erreichbaren<br />

<strong>Verkehrs</strong>zellen innerhalb <strong>der</strong> jeweiligen Untersuchungsräume befinden.<br />

Schritt V-II: Erzeugung <strong>des</strong> Gesamtverkehrs<br />

Da die aus dem Bedarfsplan übernommenen <strong>Verkehrs</strong>strommatrizen nur den Pkw- <strong>und</strong> Lkw-<br />

Fernverkehr beinhalten, muss zur Abbildung <strong>des</strong> Gesamtverkehrs <strong>der</strong> Nahverkehr <strong>im</strong> jeweiligen<br />

Untersuchungsraum modellmäßig erzeugt werden. Der Gesamtverkehr ergibt sich als Superposition<br />

<strong>der</strong> Einzelverkehre.<br />

Schritt V-III: Quantifizierung <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong><br />

Der dritte Untersuchungsabschnitt hat die Ermittlung <strong>der</strong> durch die jeweiligen Maßnahmen pr<strong>im</strong>är<br />

<strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong>anteile <strong>im</strong> Prognosejahr zum Ziel. Dieser Untersuchungsabschnitt unterteilt<br />

sich nochmals in vier Teilschritte V1 – V4. Entsprechend Unterabschnitt 3.1 wird davon ausgegan-<br />

6


gen, dass nur 7,7 % <strong>des</strong> Pkw-Gesamtfahrtenaufkommens zur Ermittlung <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong><br />

herangezogen werden darf.<br />

Schritt V1: Umlegung:<br />

Schritt V1a:<br />

Zunächst werden die <strong>Verkehrs</strong>ströme F ij (Gesamtverkehr) für das Prognosejahr für den Pkw<strong>und</strong><br />

Güterverkehr (Fern- <strong>und</strong> Nahverkehr) <strong>im</strong> Untersuchungsraum auf das Netz ohne Maßnahme<br />

umgelegt. Hieraus werden die Reisezeiten t ij (ohne Maßnahme), Erreichbarkeitsmaße<br />

ohne Maßnahme sowie die <strong>Verkehrs</strong>leistung X 0 <strong>und</strong> weitere erfor<strong>der</strong>liche <strong>Bewertung</strong>sgrößen<br />

(Emissionen, Lärm, Zeitkosten etc.) für den Ohnefall best<strong>im</strong>mt. Die Reisezeiten <strong>und</strong> Erreichbarkeitsmaße<br />

dienen zur Kalibrierung <strong>des</strong> STASA-<strong>Verkehrs</strong>modells [5,6,8] (V2). Die <strong>Bewertung</strong>sgrößen<br />

gehen in das ökonomische <strong>Bewertung</strong>sverfahren ein.<br />

Schritt V1b:<br />

Ebenso werden die <strong>Verkehrs</strong>ströme F ij (Gesamtverkehr) für den Pkw- <strong>und</strong> Güterverkehr (Fern<strong>und</strong><br />

Nahverkehr) <strong>im</strong> Untersuchungsraum auf das Netz mit Maßnahme umgelegt. Hieraus ergeben<br />

sich die Reisezeiten t ij (mit Maßnahme, Iteration 1), Erreichbarkeitsmaße (mit Maßnahme,<br />

Iteration 1), die <strong>Verkehrs</strong>leistung X’ <strong>und</strong> weitere erfor<strong>der</strong>liche <strong>Bewertung</strong>sgrößen für den Mitfall,<br />

ohne Berücksichtigung von induziertem Verkehr (Mit-Ohnefall). Die Reisezeiten <strong>und</strong><br />

Erreichbarkeitsmaße dienen als Ausgangswerte für das iterative S<strong>im</strong>ulationsverfahren (V4,<br />

V5). Die <strong>Bewertung</strong>sgrößen gehen in das ökonomische <strong>Bewertung</strong>sverfahren ein.<br />

Schritt V2: Schätzung <strong>der</strong> Modellparameter:<br />

Für den Untersuchungsraum werden aus den <strong>Verkehrs</strong>strommatrizen F ij (ohne Maßnahme) für<br />

den Pkw-Verkehr (Nah- <strong>und</strong> Fernverkehr) <strong>und</strong> aus den Reisezeiten t ij (ohne Maßnahme) über ein<br />

nichtlineares Schätzverfahren die Modellparameter <strong>des</strong> erweiterten STASA-<strong>Verkehrs</strong>modells<br />

best<strong>im</strong>mt. Dabei handelt es sich um:<br />

• “Quellattraktivitäten” u i <strong>und</strong> “Zielattaktivitäten” v i (ohne Maßnahme) <strong>der</strong> <strong>Verkehrs</strong>zellen<br />

i,<br />

• Skalierungsparameter (Mobilitätsparameter) ε sowie<br />

• die Parameter <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standsfunktion b <strong>und</strong> c.<br />

Modellgemäß werden dementsprechend die <strong>Verkehrs</strong>ströme F ij<br />

(t)<br />

von i nach j durch<br />

F<br />

ij<br />

r<br />

b<br />

r r r<br />

( t)<br />

= E ( t)<br />

ε ( t)<br />

t exp( −ct<br />

)exp( v ( E,<br />

x)<br />

− u ( E,<br />

x))<br />

(1)<br />

i<br />

ij<br />

ij<br />

j<br />

abgebildet, wobei E i die Einwohnerzahl <strong>der</strong> <strong>Verkehrs</strong>zelle i <strong>und</strong> t ij die Reisezeiten zwischen<br />

den <strong>Verkehrs</strong>zellen bezeichnen. Die Reisezeiten ij<br />

t <strong>und</strong> dementsprechend auch <strong>der</strong> Zeitindex<br />

t beziehen sich hier auf die jeweils zu untersuchende St<strong>und</strong>engruppe. Gleichzeitig werden zur<br />

<strong>Bewertung</strong> <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Parameterschätzung statistische Kenngrößen wie Korrelationskoeffizienten<br />

R 2 , R 2 adj <strong>und</strong> Fisher’s F-Wert berechnet.<br />

i<br />

7


Schritt V3: Iterationsverfahren, pr<strong>im</strong>är induzierter Verkehr<br />

Im dritten Schritt setzt ein Iterationsverfahren ein:<br />

Beginn <strong>des</strong> Iterationsverfahrens<br />

Schritt V3a: Prognose <strong>der</strong> pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong>ströme<br />

Zunächst werden - bei konstanten Quell- <strong>und</strong> Zielattraktivitäten u i, <strong>und</strong> v<br />

j<br />

<strong>der</strong> <strong>Verkehrs</strong>zellen<br />

<strong>und</strong> für die Reisezeiten t ij (mit Maßnahme 1) - die <strong>Verkehrs</strong>ströme F ij (mit Maßnahme, pr<strong>im</strong>är 1)<br />

für den Untersuchungsraum ermittelt, die pr<strong>im</strong>är induzierte <strong>Verkehrs</strong>anteile enthalten. Dabei<br />

wird konstantes Mobilitätsverhalten unterstellt, d. h. es wird angenommen, dass <strong>der</strong> Mobilitätsparameter<br />

<strong>und</strong> die Wi<strong>der</strong>standsparameter sich nicht verän<strong>der</strong>n. (Verän<strong>der</strong>ungen <strong>im</strong> <strong>Verkehrs</strong>aufkommen<br />

infolge verän<strong>der</strong>ter Mobilitätsparameter o<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standsparameter werden<br />

nicht als induzierter Verkehr gewertet.) Entsprechend Abschnitt 3.1 werden nur 7,7 % <strong>des</strong> Pkw-<br />

Gesamtfahrtenaufkommens zur Ermittlung <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> herangezogen.<br />

Schritt V3b: Umlegung <strong>der</strong> <strong>Verkehrs</strong>ströme<br />

Die so erzeugten <strong>Verkehrs</strong>strommatrizen für den Pkw-Verkehr <strong>des</strong> Untersuchungsraums werden<br />

den <strong>Verkehrs</strong>strommatrizen <strong>des</strong> Güterverkehrs überlagert <strong>und</strong> <strong>der</strong> daraus resultierende<br />

Gesamtverkehr auf das Netz mit Maßnahme umgelegt. Die so ermittelten, verän<strong>der</strong>ten Reisezeiten<br />

t ij (mit Maßnahme pr<strong>im</strong>är 2) werden mit den Reisezeiten t ij (mit Maßnahme pr<strong>im</strong>är 1) gemittelt.<br />

Zur Beschleunigung <strong>der</strong> Konvergenz <strong>des</strong> Iterationsprozesses wurde ein exponentieller Glättungsalgorithmus<br />

gewählt, so dass die Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Reisezeiten <strong>der</strong> einzelnen Iterationsschritte<br />

gemittelt <strong>und</strong> gewichtet in die <strong>Berechnung</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrs</strong>strommatrizen <strong>des</strong> nächsten<br />

Iterationsschritts eingehen. Die Verwendung dieses Glättungsalgorithmus für die Reisezeitschätzung<br />

führt zu einem stabilen <strong>und</strong> schnellen Konvergenzverhalten <strong>des</strong> <strong>Berechnung</strong>sansatzes<br />

zur Ermittlung <strong>der</strong> pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong>wirkungen <strong>und</strong> verhin<strong>der</strong>t gleichzeitig<br />

eine Divergenz <strong>des</strong> Verfahrens. Die gemittelten Reisezeiten <strong>und</strong> zugehörigen Erreichbarkeitsmaße<br />

gehen nun wie<strong>der</strong> in Schritt V3a ein.<br />

Dieses iterative Verfahren wird solange fortgesetzt, bis die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Reisezeiten von<br />

Schritt zu Schritt unterhalb eines Grenzwertes liegen, d. h. bis das Verfahren stabile Reisezeiten<br />

<strong>und</strong> damit auch stabile <strong>Verkehrs</strong>ströme für alle <strong>Verkehrs</strong>beziehungen liefert (Än<strong>der</strong>ungen<br />

in den Fahrtenzahlen zwischen aufeinan<strong>der</strong>folgenden Iterationsschritten geringer als eine<br />

Fahrt). Als Resultat dieses dritten Schrittes ergeben sich die Fahrtenmatrizen <strong>und</strong> Reisezeiten<br />

sowie die <strong>Verkehrs</strong>leistung X 1 mit Maßnahme für das Prognosejahr einschließlich <strong>des</strong> pr<strong>im</strong>är<br />

<strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong>.<br />

Ende <strong>des</strong> Iterationsverfahrens<br />

Schritt V4<br />

Aus den Umlegungen <strong>der</strong> einzelnen Matrizen werden die <strong>Verkehrs</strong>leistungen sowie die relevanten<br />

Emissionswerte, Zeitkosten, Unfallkosten etc. ermittelt <strong>und</strong> in Beziehung zu <strong>der</strong> jewei-<br />

8


ligen Maßnahme gesetzt. Insgesamt ergeben sich pro Maßnahme die folgenden drei Fälle für<br />

das Prognosejahr:<br />

• Vergleichsfall ohne Maßnahme (Schritt V1a) mit <strong>Verkehrs</strong>leistung X 0<br />

• Planfall ohne pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> Verkehr (Schritt V1b) mit <strong>Verkehrs</strong>leistung X’<br />

• Planfall mit pr<strong>im</strong>är induziertem Verkehr (Schritt V3) mit <strong>Verkehrs</strong>leistung X 1<br />

4 <strong>Bewertung</strong> <strong>der</strong> ökonomischen Wirkungen pr<strong>im</strong>är induzierter<br />

<strong>Verkehrs</strong>anteile<br />

Ausgangspunkt für die ökonomische <strong>Bewertung</strong> (vgl. für eine ausführliche Darstellung [7]), die in 6<br />

Schritte ÖB1 – ÖB6 geglie<strong>der</strong>t ist, sind die in den obigen Schritten V-I bis V-III ermittelten <strong>Verkehrs</strong>leistungen<br />

<strong>im</strong> Vergleichsfall ohne Maßnahme (X 0 ), <strong>im</strong> Planfall ohne <strong>induzierten</strong> Verkehr (X’)<br />

<strong>und</strong> <strong>im</strong> Planfall mit pr<strong>im</strong>är induziertem Verkehr (X 1 ). Da induzierter Verkehr nur <strong>im</strong> Bereich <strong>des</strong><br />

Personenverkehrs berücksichtigt wird, beziehen sich die Schritte ÖB1 – ÖB6 nur auf den Personenverkehr.<br />

Schritt ÖB1: Best<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> privaten <strong>und</strong> volkswirtschaftlichen Durchschnittskosten<br />

<strong>des</strong> Personenverkehrs<br />

Im ersten Schritt <strong>der</strong> ökonomischen <strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> sind den<br />

<strong>Verkehrs</strong>leistungen X 0 , X’ <strong>und</strong> X 1 die jeweiligen privaten Durchschnittskosten P 0 , P’ <strong>und</strong> P 1<br />

zuzuordnen, zudem den <strong>Verkehrs</strong>leistungen X’ <strong>und</strong> X 1 die volkswirtschaftlichen Durchschnittskosten<br />

P’ G <strong>und</strong> P G 1 . Die privaten Durchschnittskosten werden als Summe aus den<br />

bewerteten Gesamtreisezeiten <strong>und</strong> Betriebskosten je Kilometer berechnet. Damit werden die<br />

Punkte A, B’ <strong>und</strong> B in Abbildung 1 best<strong>im</strong>mt. Die externen Kosten werden errechnet als die<br />

zugehörigen Lärm-, Schadstoff- <strong>und</strong> Unfallkosten. Durch Addition <strong>der</strong> privaten <strong>und</strong> externen<br />

Durchschnittskosten ergeben sich die volkswirtschaftlichen Durchschnittskosten für die <strong>Verkehrs</strong>leistungen<br />

X 0 , X’ <strong>und</strong> X 1 . Damit werden die Punkte D, E‘ <strong>und</strong> E in Abbildung 1 festgelegt.<br />

Schritt ÖB2: Best<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftskurve bei unverän<strong>der</strong>ten Strukturdaten<br />

Voraussetzung für die Best<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Wirkungen <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> auf die Konsumentenrente<br />

<strong>der</strong> <strong>Verkehrs</strong>teilnehmer ist die Ableitung von <strong>der</strong>en <strong>im</strong>pliziter Zahlungsbereitschaftskurve<br />

für den Fall, dass die Strukturdaten für das Planungsjahr nicht durch die zu bewertende<br />

Maßnahme beeinflusst werden, dass also <strong>der</strong> sek<strong>und</strong>är induzierte Verkehr vernachlässigt<br />

wird. Da die realisierte <strong>Verkehrs</strong>leistung über die Schnittpunkte von privaten Durchschnittskostenkurven<br />

<strong>und</strong> Zahlungsbereitschaftskurve best<strong>im</strong>mt wird, liegen die Punkte A <strong>und</strong><br />

B auf <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftskurve. Unter <strong>der</strong> Annahme eines linearen Verlaufs wird in<br />

Abbildung 1 die Zahlungsbereitschaftskurve über die Punkte A <strong>und</strong> B eindeutig best<strong>im</strong>mt <strong>und</strong><br />

mit ihr <strong>der</strong> zugehörige Prohibitivpreis P 0 P .<br />

9


DM<br />

P 0<br />

P<br />

P 0<br />

G<br />

D<br />

P 0<br />

P’ G<br />

A<br />

E’<br />

P G<br />

1<br />

Fläche 2<br />

E<br />

P’<br />

P 1<br />

Fläche 1<br />

B’<br />

Fläche 4<br />

B<br />

X X’ X 1<br />

0<br />

<strong>Verkehrs</strong>leistung<br />

Abbildung 1: Zahlungsbereitschaftskurve, Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> privaten Kosten <strong>des</strong> <strong>Verkehrs</strong> <strong>im</strong><br />

Planfall ohne <strong>induzierten</strong> Verkehr (Fläche 1), Externe Kosten <strong>des</strong> <strong>Verkehrs</strong> <strong>im</strong><br />

Planfall ohne <strong>induzierten</strong> Verkehr (Fläche 2), Verän<strong>der</strong>te Konsumentenrente<br />

(Fläche 4)<br />

Schritt ÖB3: <strong>Berechnung</strong> <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten privaten Kosten infolge pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong><br />

Personenverkehrs bei <strong>der</strong> <strong>im</strong> bisherigen BVWP-Verfahren ermittelten<br />

<strong>Verkehrs</strong>leistung <strong>im</strong> Planfall<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> verän<strong>der</strong>n sich die Geschwindigkeiten <strong>im</strong> Netz <strong>und</strong> damit<br />

die Zeit- <strong>und</strong> Betriebskosten bei den <strong>Verkehrs</strong>teilnehmern, welche die <strong>Verkehrs</strong>leistung <strong>im</strong><br />

Planfall ohne Berücksichtigung <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> (X’) erbracht haben. Diese aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> verän<strong>der</strong>ten privaten Kosten werden berechnet als das Produkt <strong>der</strong><br />

Differenz (P 1 - P’) <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Verkehrs</strong>leistung X’. Sie sind als Fläche 1 in Abbildung 1 dargestellt.<br />

Sofern die Differenz (P 1 - P’) negativ ist (wie in Abbildung 1 in Anbetracht <strong>der</strong> <strong>Bewertung</strong>sergebnisse<br />

unterstellt), so bezeichnet die Fläche 1 Kostensenkungen be<strong>im</strong> Verkehr <strong>im</strong><br />

Planfall ohne <strong>induzierten</strong> Verkehr <strong>und</strong> geht <strong>des</strong>halb mit negativem Vorzeichen in die Saldierung<br />

<strong>der</strong> Kosten- <strong>und</strong> Nutzenän<strong>der</strong>ungen infolge <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> (Schritt ÖB6) ein.<br />

10


DM<br />

P 0<br />

P<br />

P 0<br />

G<br />

D<br />

P 0<br />

P’ G<br />

A<br />

E’<br />

P G<br />

1<br />

E<br />

P’<br />

P 1<br />

Fläche 3<br />

B’<br />

B<br />

X X’ X 1<br />

0<br />

<strong>Verkehrs</strong>leistung<br />

Abbildung 2: Externe Kosten <strong>im</strong> Planfall mit induziertem Verkehr (Fläche 3)<br />

Schritt ÖB4: <strong>Berechnung</strong> <strong>der</strong> zusätzlichen externen Kosten <strong>des</strong> Personenverkehrs<br />

infolge pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> Personenverkehrs<br />

Bei <strong>der</strong> ökonomischen <strong>Bewertung</strong> sind nicht nur die privaten, son<strong>der</strong>n auch die externen Kosten<br />

zu berücksichtigen, wie dies auch bisher in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung erfolgt. Diese<br />

sind als Absolutgrößen je Kilometer <strong>Verkehrs</strong>leistung für die Planfälle ohne <strong>induzierten</strong><br />

Verkehr (P’ G - P’) <strong>und</strong> mit induziertem Verkehr (P 1 G - P 1 ) zu ermitteln. Die externen Kosten<br />

<strong>im</strong> Planfall ohne <strong>induzierten</strong> Verkehr werden sodann berechnet als das Produkt aus (P’ G - P’)<br />

<strong>und</strong> X’ (Fläche 2 in Abbildung 1), die externen Kosten <strong>im</strong> Planfall mit induziertem Verkehr<br />

als das Produkt aus (P 1 G - P 1 ) <strong>und</strong> X 1 (Fläche 3 in Abbildung 2). Die verän<strong>der</strong>ten externen<br />

Kosten infolge <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> ergeben sich schließlich als die Differenz aus Fläche<br />

3 <strong>und</strong> Fläche 2.<br />

Schritt ÖB5: <strong>Berechnung</strong> <strong>der</strong> infolge pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> Personenverkehrs verän<strong>der</strong>ten<br />

Konsumentenrente<br />

Die mit dem <strong>induzierten</strong> Verkehr einhergehende Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Konsumentenrente wird<br />

über die Fläche 4 in Abbildung 1 berechnet.<br />

11


Schritt ÖB6: Saldierung <strong>der</strong> Kosten- <strong>und</strong> Nutzenän<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> Personenverkehrs<br />

infolge pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> Personenverkehrs<br />

Im letzten Schritt <strong>des</strong> ökonomischen <strong>Bewertung</strong>sverfahrens sind die Ergebnisse aus den<br />

Schritten ÖB3 – ÖB5 zusammenzuführen, um die Gesamtwirkung <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong><br />

auf die Differenz zwischen den mit einer Wegebaumaßnahme verb<strong>und</strong>enen Nutzen <strong>und</strong> Kosten<br />

abzuschätzen. Diese Differenz wird wie folgt best<strong>im</strong>mt:<br />

Infolge pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong><br />

<strong>Verkehrs</strong> verän<strong>der</strong>ter Nutzen<br />

<strong>des</strong> Pkw-<strong>Verkehrs</strong><br />

= Verän<strong>der</strong>te Konsumentenrente<br />

<strong>des</strong> Pkw-<strong>Verkehrs</strong> (Fläche 4)<br />

– Verän<strong>der</strong>te Zeit- <strong>und</strong> Betriebskosten<br />

<strong>des</strong> vorhandenen Pkw-<br />

<strong>Verkehrs</strong> (Fläche 1)<br />

– Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> externen Kosten<br />

<strong>des</strong> Pkw-<strong>Verkehrs</strong> (Fläche 3 -<br />

Fläche 2)<br />

(2)<br />

Auch wenn bisher <strong>der</strong> induzierte Güterverkehr nicht berücksichtigt wird, so wird <strong>der</strong> Güterverkehr<br />

dennoch vom <strong>induzierten</strong> Personenverkehr beeeinflußt. Die hierdurch verän<strong>der</strong>ten<br />

Zeit-, Betriebs-, Emissions- <strong>und</strong> Kl<strong>im</strong>akosten <strong>des</strong> Güterverkehrs sind aus <strong>der</strong> Sicht <strong>des</strong> Personenverkehrs<br />

extern <strong>und</strong> werden <strong>des</strong>halb analog zu den an<strong>der</strong>en externen Kosten <strong>des</strong> Personenverkehrs<br />

behandelt. Gleiches gilt auch für die nicht für Personen- <strong>und</strong> Güterverkehr getrennt<br />

berechneten verän<strong>der</strong>ten Vorhalte-, Unfall- <strong>und</strong> Lärmkosten sowie für die verän<strong>der</strong>ten innerörtlichen<br />

Immissionskosten <strong>und</strong> karzinogenen Schadstoffe. (Siehe zur Best<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> genannten<br />

Kostenkomponenten <strong>im</strong> Einzelnen [8].)<br />

5 Ableitung von Zuschlagfaktoren<br />

Da <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung viele verschiedene Projekte zu bewerten<br />

sind, galt es ein möglichst kostengünstiges <strong>Bewertung</strong>sverfahren zu entwickeln, das den <strong>induzierten</strong><br />

Verkehr mit Hilfe von Zuschlagfaktoren berücksichtigt, so dass auf den Ergebnissen<br />

<strong>des</strong> herkömmlichen Verfahrens aufgebaut werden kann. Nachdem <strong>der</strong> induzierte Verkehr für<br />

vierzig verschiedene Maßnahmen detailliert ermittelt <strong>und</strong> bewertet worden war, wurden aus<br />

diesen Ergebnissen die Zuschlagfaktoren über Regressionsanalysen ermittelt [8]. Diese Zuschlagfaktoren<br />

sollen dennoch hinreichend differenziert sein, so dass eine Klassifizierung <strong>der</strong><br />

<strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong>anteile <strong>und</strong> <strong>der</strong> einzelnen betroffenen Kosten- <strong>und</strong> Nutzenkomponenten<br />

in <strong>der</strong> verkehrlichen <strong>Bewertung</strong> in Bezug auf Netzfunktionalität (Neubau, Ausbau) <strong>und</strong> Siedlungsstruktur<br />

(Hochverdichtet, Verdichtet/Ländlich) möglich wird. Als Untersuchungsräume<br />

wurden <strong>der</strong> Großraum Stuttgart <strong>und</strong> <strong>der</strong> Freistaat Bayern ausgewählt. Je Untersuchungsraum<br />

12


wurden 20 Planfälle erstellt. Die Maßnahmen spiegeln in etwa das Spektrum <strong>der</strong> Straßenbaumaßnahmen<br />

<strong>der</strong> BVWP wi<strong>der</strong>.<br />

Mittels statistischer Verfahren wurden für die 40 Maßnahmen, unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Siedlungsstruktur <strong>und</strong> <strong>der</strong> Netzfunktionalität <strong>der</strong> einzelnen Maßnahmen Zuschlagfaktoren<br />

abgeleitet. Diese Zuschlagfaktoren wurden hinsichtlich ihrer Signifikanz bewertet [8]. Ebenso<br />

wurden Zuschlagfaktoren für die DTV-Werte auf <strong>der</strong> jeweiligen Maßnahme ermittelt [8]. Es<br />

hat sich gezeigt, dass ein annähernd linearer Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

<strong>Verkehrs</strong>leistung infolge induziertem Verkehr <strong>und</strong> <strong>der</strong> Reisezeiteinsparung durch die Maßnahme<br />

(ohne <strong>induzierten</strong> Verkehr) besteht .<br />

X<br />

'<br />

− X ′ = B ∗(<br />

T − )<br />

(3)<br />

1 0<br />

T<br />

Der Zuschlagfaktor B hängt dabei von <strong>der</strong> Siedlungsstruktur <strong>und</strong> <strong>der</strong> Netzfunktionalität <strong>der</strong><br />

Maßnahme ab.<br />

Die durch pr<strong>im</strong>är induzierte <strong>Verkehrs</strong>anteile bewirkten Verän<strong>der</strong>ungen in den einzelnen Nutzen-<br />

bzw. Kostenkomponenten werden über spezifische Zuschlagfaktoren B , in Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Reisezeiteinsparung ( T 0<br />

− T ′)<br />

[Mio. P-h/a] <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong>anteils<br />

( X<br />

1<br />

− X ′)<br />

[Fzg-km/P-h] berechnet, jeweils differenziert nach Siedlungsstruktur (Hochverdichtet,<br />

Verdichtet/Ländlich) <strong>und</strong> Netzfunktionalität (Neubau, Ausbau).<br />

Der Gesamtnutzen einer Maßnahme unter Berücksichtigung <strong>des</strong> pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong><br />

<strong>im</strong> gesamtwirtschaftlichen <strong>Bewertung</strong>sverfahren <strong>der</strong> BVWP ergibt sich nach diesem Verfahren<br />

gemäß<br />

GN<br />

BVWP ( miV ) BVWP ( oiV ) N<br />

( 0<br />

T ′<br />

= GN + B ∗ T − ) [Mio. DM/a] (4),<br />

wobei GN<br />

BVWP (miV )<br />

für die <strong>Bewertung</strong> „mit induziertem Verkehr” <strong>und</strong> GN<br />

BVWP (oiV )<br />

für die<br />

<strong>Bewertung</strong> <strong>der</strong> Maßnahme nach BVWP „ohne <strong>induzierten</strong> Verkehr” steht. Die Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>des</strong> Gesamtnutzens infolge pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> wird daher zusammenfassend durch<br />

den Zuschlagfaktor B N<br />

erfasst. Dieser Zuschlagfaktor variiert geringfügig in Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Siedlungsstruktur (Hochverdichtet, Verdichtet/Ländlich) <strong>und</strong> Netzfunktionalität<br />

(Neubau, Ausbau).<br />

Ebenso können für die betrachteten Maßnahmen in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Siedlungsstruktur<br />

<strong>und</strong> Netzfunktionalität Zuschlagfaktoren B<br />

DTV (w)<br />

für die DTV-Werte <strong>der</strong> Maßnahme <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

wesentlichen Zubringerstrecken ausgewiesen werden. Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> durchschnittlichen<br />

werktäglichen <strong>Verkehrs</strong> auf <strong>der</strong> Maßnahme infolge pr<strong>im</strong>är induziertem Verkehr ergibt<br />

sich als<br />

∆ DTV = B ∗ t − )<br />

(5)<br />

w DTV ( w )<br />

( 0<br />

t′<br />

13


Tabelle 2: Zuschlagfaktoren zur <strong>Berechnung</strong> <strong>der</strong> Wirkungen <strong>des</strong> pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> Personenverkehrs<br />

Hochverdichtete<br />

Räume<br />

(≥ 300 E/km²)<br />

Verdichtete/Ländliche<br />

Räume<br />

(< 300 E/km²)<br />

Abhängige Variable Neubau Ausbau Neubau Ausbau<br />

Induzierter Verkehr auf <strong>der</strong> Maßnahme<br />

( DTV w ) (unabhängige Variable:<br />

t<br />

Pkw / Pkw − h )<br />

t − , Einheit [ ]<br />

0 ( Pkw ) '(<br />

Pkw )<br />

Mittlerer DTV w(Pkw)<br />

<strong>des</strong> <strong>induzierten</strong><br />

<strong>Verkehrs</strong> auf <strong>der</strong> Maßnahme (→B DTV(w) )<br />

Ohne<br />

Differenzi<br />

erung<br />

0,391 0,360 0,294 0,263 3,347<br />

Nutzen <strong>und</strong> Kosten <strong>der</strong> Maßnahme<br />

(unabhängige Variable: T0 ( P ) − T '(<br />

P ) ,<br />

Einheit [ DM / P − h]<br />

)<br />

(1) Verän<strong>der</strong>te Zeit- <strong>und</strong> Betriebskosten -0,654 -0,621 -0,708 -0,675 -0,621<br />

<strong>des</strong> vorhandenen Pkw-<strong>Verkehrs</strong><br />

(2) Verän<strong>der</strong>te Emissions- <strong>und</strong> Kl<strong>im</strong>akosten<br />

1,332 0,965 1,323 0,956 1,306<br />

<strong>des</strong> Pkw-<strong>Verkehrs</strong><br />

(3) Verän<strong>der</strong>te Konsumentenrente <strong>des</strong> 0,008 0,008 0,007 0,007 0,007<br />

Pkw-<strong>Verkehrs</strong><br />

(4) Verän<strong>der</strong>te Nutzen <strong>des</strong> Pkw-<strong>Verkehrs</strong> -0,670 -0,336 -0,609 -0,275 -0,678<br />

[(3)-(1)-(2)]<br />

(5) Verän<strong>der</strong>te Zeit- <strong>und</strong> Betriebskosten 0,323 0,318 0,235 0,230 0,291<br />

<strong>des</strong> Güterverkehrs<br />

(6) Verän<strong>der</strong>te Emissions- <strong>und</strong> Kl<strong>im</strong>akosten<br />

0,088 0,085 0,074 0,071 0,071<br />

<strong>des</strong> Güterverkehrs<br />

(7) Verän<strong>der</strong>te Nutzen <strong>des</strong> Güterverkehrs<br />

-0,411 0,402 -0,309 -0,301 -0,362<br />

[-(5)-(6)]<br />

(8) Verän<strong>der</strong>te Vorhaltekosten 1,571 1,602 1,938 1,938 1,682<br />

(9) Verän<strong>der</strong>te Unfallkosten 0,853 0,779 0,961 0,888 0,880<br />

(10) Verän<strong>der</strong>te Lärmkosten -0,126 -0,124 -0,103 -0,101 -0,101<br />

(11) Verän<strong>der</strong>te innerörtliche Immissionskosten<br />

<strong>und</strong> karzinogene Schadstoffe 0,016 0,017 0,017 0,018 0,016<br />

(12) Verän<strong>der</strong>te Nutzen<br />

-2,314 -2,274 -2,812 -2,772 -2,477<br />

[Summe (8) bis (11)]<br />

(13) Verän<strong>der</strong>te Nutzen infolge <strong>des</strong> pr<strong>im</strong>är<br />

<strong>induzierten</strong> Personenverkehrs<br />

[(4)+(7)+(12)] (→B N )<br />

-3,394 -3,012 -3,730 -3,347 -3,517<br />

wobei ( t 0<br />

− t′<br />

) die Differenz <strong>der</strong> Pkw-Reisezeit [Pkw-h/d] angibt.<br />

14


Die entsprechenden Zuschlagfaktoren zur Ermittlung <strong>und</strong> <strong>Bewertung</strong> <strong>der</strong> Wirkungen <strong>des</strong> pr<strong>im</strong>är<br />

<strong>induzierten</strong> Personenverkehrs sind in Tabelle 2 zusammengestellt [8].<br />

6 Auswirkungen <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong><br />

mittels Zuschlagfaktoren auf die Nutzen von Maßnahmen <strong>und</strong><br />

die Grenzen <strong>des</strong> Verfahrens<br />

Wird <strong>der</strong> jeweilige Nutzen ohne <strong>induzierten</strong> Verkehr für die ausgewählten Maßnahmen gleich<br />

100% gesetzt, so ergibt sich bei Verwendung <strong>der</strong> Zuschlagfaktoren eine durchschnittliche<br />

Nutzenmin<strong>der</strong>ung um etwa 10,4 % auf einen Durchschnittswert von 89,6 % <strong>im</strong> Vergleich<br />

zum Fall ohne <strong>induzierten</strong> Verkehr. Dabei wurde <strong>der</strong> Durchschnitt über alle vierzig Planungsfälle<br />

betrachtet. Die Schwankungsbreite <strong>der</strong> Nutzenmin<strong>der</strong>ung beträgt ca. ± 6% . Es zeigt<br />

sich, dass bei rd. 72 % <strong>der</strong> Maßnahmen die Nutzenmin<strong>der</strong>ung zwischen 0 <strong>und</strong> 12 % beträgt<br />

<strong>und</strong> bei etwa 22 % <strong>der</strong> Maßnahmen mit einer Nutzenmin<strong>der</strong>ung zwischen 12 % <strong>und</strong> 20 %<br />

gerechnet werden muss. Nur r<strong>und</strong> 6 % <strong>der</strong> Maßnahmen (2 Maßnahmen) weisen größere Nutzenmin<strong>der</strong>ungen<br />

auf.<br />

Zusammenfassend bedeutet dies, dass infolge <strong>des</strong> pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> Maßnahmen<br />

<strong>im</strong> Straßenverkehr gegenüber dem <strong>Verkehrs</strong>träger Schiene <strong>im</strong> Durchschnitt eine Nutzenmin<strong>der</strong>ung<br />

um ca. 10 % erfahren. Im Vergleich einzelner Maßnahmen ist zu erwarten, dass sich<br />

die Rangfolge <strong>der</strong> Maßnahmen in Bezug auf <strong>der</strong>en Nutzen-Kosten-Verhältnis bei Berücksichtigung<br />

<strong>des</strong> pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> verän<strong>der</strong>n kann.<br />

Die Grenzen <strong>des</strong> <strong>Bewertung</strong>sverfahrens <strong>der</strong> Wirkungen <strong>des</strong> pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> mittels<br />

Zuschlagfaktoren lassen sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> bisherigen Betrachtung wie folgt abschätzen:<br />

• Es handelt sich um ein pauschaliertes Verfahren, ausgelegt für die Betrachtung einer<br />

Vielzahl zu bewerten<strong>der</strong> Maßnahmen <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>der</strong> BVWP. Dementsprechend treten<br />

Abweichungen gegenüber einer detaillierten Einzelfallbewertung auf (Streuungen).<br />

Die Abweichungen sind insbeson<strong>der</strong>e groß bei Maßnahmen, die bereits ohne Berücksichtigung<br />

<strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> einen relativ geringen Nutzen aufweisen.<br />

• Wenn geplante Maßnahmen die Netztopologie in beson<strong>der</strong>em Maße beeinflussen sollte<br />

mittels <strong>des</strong> ausführlicheren <strong>Bewertung</strong>sverfahrens gerechnet werden. Bei gravierenden<br />

Eingriffen in die Straßenstruktur können sich vielfältige Verlagerungen insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>im</strong> Nahbereich <strong>der</strong> Maßnahme ergeben, welche die Wirkungen <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong><br />

<strong>Verkehrs</strong> verzerren können (Beispiel: Neue Anschlußstellen an zweibahnige Strassen).<br />

• Es wird empfohlen stets den Nutzen einer Maßnahme ohne <strong>und</strong> mit Ausweisung <strong>des</strong><br />

<strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong> anzugeben. Damit wird <strong>der</strong> Einfluss <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> <strong>Verkehrs</strong><br />

auf das <strong>Bewertung</strong>sergebnis insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Bereich kritischer Nutzen/Kosten-<br />

Verhältnisse transparent.<br />

15


7 Zusammenfassung<br />

Mit dem vorgestellten Verfahren kann <strong>der</strong> durch Baumaßnahmen pr<strong>im</strong>är induzierte Pkw-<br />

Verkehr in seinen verkehrlichen <strong>und</strong> ökonomischen Wirkungen sowohl detailliert als auch<br />

pauschaliert über Zuschlagfaktoren ermittelt werden. Die Berücksichtigung <strong>des</strong> pr<strong>im</strong>är <strong>induzierten</strong><br />

Pkw-<strong>Verkehrs</strong> führt demnach i.a. zu einer Verringerung <strong>des</strong> mit einer Straßenbaumaßnahme<br />

verb<strong>und</strong>enen Nutzens. Bei einem unverän<strong>der</strong>ten <strong>Bewertung</strong>sansatz für den Bereich<br />

Schiene führt dies innerhalb <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung zu einer Stärkung <strong>des</strong> Bereichs<br />

Schiene zu Lasten <strong>des</strong> Bereichs Straße.<br />

Weitere Forschungsarbeiten sollten aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Verfasser vor allem <strong>im</strong> empirischen Bereich<br />

erfolgen, sowohl, was die siedlungsstrukturellen Wirkungen von Straßenbaumaßnahmen<br />

angeht, als auch, was <strong>der</strong>en Wirkungen auf die Zielwahl betrifft. Eine belastbarere empirische<br />

Basis tut hierbei sowohl <strong>im</strong> Personen- als auch vor allem auch <strong>im</strong> Güterverkehr Not. Erst<br />

dann wird sich zeigen, ob die Vernachlässigung <strong>des</strong> <strong>induzierten</strong> Güterverkehrs tatsächlich<br />

gerechtfertigt ist. Denn <strong>im</strong> oben vorgestellten Verfahren werden nur die Auswirkungen <strong>des</strong><br />

<strong>induzierten</strong> Personenverkehrs auf den Güterverkehr berücksichtigt, nicht jedoch <strong>der</strong> induzierte<br />

Güterverkehr selbst.<br />

Danksagungen<br />

Im Laufe verschiedener vom B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />

geför<strong>der</strong>ten Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekte zum <strong>induzierten</strong> Verkehr wurden die Autoren<br />

unterstützt von Dipl.-Phys. Jan Bin<strong>der</strong>, Dipl.-Geogr. Alexan<strong>der</strong> Gresser, Dipl.-Phys.<br />

Katrin Grützmann, Dr. Boris Krostitz, Dipl.-Ing. Saeid Mahmoudi, Dipl.-Ing. Christoph<br />

Meens, Dipl.-Phys. Matthias Mikuletz. Für ihre Mühen danken die Autoren herzlich.<br />

Literatur<br />

[1] B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen (Hrsg.), 1999, Verkehr in<br />

Zahlen 1999 (Deutscher <strong>Verkehrs</strong>-Verlag / Hamburg)<br />

[2] Emnid, 1989, Haushaltsbefragung zum Pkw-Verkehr: KONTIV 89 (Emnid / Bielefeld).<br />

[3] Hautzinger, H., 1993, Freizeitverkehr, Basisdaten <strong>und</strong> Prognosen (IVT-Heilbronn / Heilbronn).<br />

[4] SACTRA: The Standing Advisory Comitee on Trunk Road Assessment, 1994, Trunk Roads<br />

and the Generation of Traffic (The Department of Traffic / London).<br />

16


[5] Steinbeis-Transferzentrum Angewandte Systemanalyse, Steierwald Schönharting <strong>und</strong><br />

Partner GmbH & Institut für Sozialforschung <strong>der</strong> Universität Stuttgart, 1996, Qualifizierung,<br />

Quantifizierung <strong>und</strong> Evaluierung wegebauinduzierter Beför<strong>der</strong>ungsprozesse (FE-<br />

Nr. 90436/95, B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bonn).<br />

[6] Steinbeis-Transferzentrum Angewandte Systemanalyse, Steierwald Schönharting <strong>und</strong><br />

Partner GmbH & Institut für Volkswirtschaftslehre <strong>und</strong> Recht <strong>der</strong> Universität Stuttgart,<br />

1999, Justierung, Differenzierung <strong>und</strong> Operationalisierung eines Modells zur expliziten Berücksichtigung<br />

wegebauinduzierter Beför<strong>der</strong>ungsprozesse in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung<br />

(BVWP) (FE-Nr. 96482/97, B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen,<br />

Bonn).<br />

[7] Steinbeis-Transferzentrum Angewandte Systemanalyse, Technische Universität Dresden,<br />

Fakultät <strong>Verkehrs</strong>wissenschaften „Friedrich List”, Planungsbüro Stadt- <strong>und</strong> Regionalverkehr<br />

GmbH Dresden & Institut für Volkswirtschaftslehre <strong>und</strong> Recht <strong>der</strong> Universität Stuttgart,<br />

1999, Modellierung agglomerationsbedingter Einflüsse auf wegebauinduzierte Beför<strong>der</strong>ungsprozesse<br />

für die B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung (BVWP) (FE-Nr. 90546/1998, B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen, Bonn).<br />

[8] Steinbeis-Transferzentrum Angewandte Systemanalyse, SSP-Consult (SSP) & Institut für<br />

Volkswirtschaftslehre <strong>und</strong> Recht <strong>der</strong> Universität Stuttgart, 2000, Induzierter Verkehr – Verfahrensanpassung,<br />

Anwendungsfälle <strong>und</strong> Zuschlagfaktoren (FE-Nr. 96.573/1999, B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen, Berlin).<br />

17

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