Das Systemkonzept VAMOS (Verkehrsanalyse-, -management- und ...
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<strong>Das</strong> <strong>Systemkonzept</strong> <strong>VAMOS</strong><br />
(<strong>Verkehrsanalyse</strong>-, -<strong>management</strong>- <strong>und</strong><br />
-optimierungssystem) <strong>und</strong> seine schrittweise<br />
Realisierung in der Region Dresden<br />
R. Franke 1 , Th. Förster 2 <strong>und</strong> K. Pohl 3<br />
1 Technische Universität Dresden, Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“<br />
Mommsenstr. 13, 01062 Dresden, Deutschland<br />
E-mail: franke@vina.vkw.tu-dresden.de<br />
URL: http://vini25.vkw.tu-dresden.de/vina/<br />
2 Autobahnamt Sachsen, Abteilung Betrieb <strong>und</strong> Verkehr<br />
Bautzener Str. 19, 01099 Dresden, Deutschland<br />
3 Landeshauptstadt Dresden, Straßen- <strong>und</strong> Tiefbauamt<br />
PF 120020, 01001 Dresden, Deutschland<br />
Kurzfassung:<br />
Für die Region Dresden ist der schrittweise Aufbau eines verkehrsträgerübergreifenden Verkehrs<strong>management</strong>systems<br />
vorgesehen. <strong>Das</strong> entwickelte <strong>Systemkonzept</strong> des <strong>Verkehrsanalyse</strong>-,<br />
-<strong>management</strong>- <strong>und</strong> -optimierungssystems <strong>VAMOS</strong> ist Ergebnis der Zusammenarbeit von<br />
Einrichtungen der Wissenschaft, der Wirtschaft, den Verkehrsträgern <strong>und</strong> Institutionen der<br />
zuständigen Gebietskörperschaften. Gr<strong>und</strong>lagen für ein solches System wurden im Rahmen<br />
des BMBF-Leitprojektes "intermobil Region Dresden" geschaffen. <strong>Das</strong> Konzept wurde dem<br />
Verkehrsbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden vorgestellt <strong>und</strong> in seinem Auftrag wird<br />
gegenwärtig die Umsetzung dieses Konzeptes schrittweise vorangetrieben.<br />
Ziel des Systems <strong>VAMOS</strong> ist im Zusammenwirken mit anderen Maßnahmen <strong>und</strong> Vorhaben<br />
in der Region die Sicherung einer umwelt- <strong>und</strong> stadtverträglichen Mobilität im Ballungsraum<br />
Dresden/Oberes Elbtal. Dieses Ziel ist bekanntermaßen nur durch ein gut aufeinander abgestimmtes<br />
Zusammenwirken der verschiedenen Verkehrssysteme erreichbar. Dieses optimale<br />
Zusammenwirken erfordert unter anderem ein gemeinsames strategisches <strong>und</strong> operatives<br />
Verkehrs<strong>management</strong>.<br />
<strong>Das</strong> System <strong>VAMOS</strong> ist als operatives intermodales Verkehrs<strong>management</strong>system konzipiert.<br />
Es realisiert die informationelle Verknüpfung sowie das koordinierte Zusammenwirken der<br />
verkehrlich relevanten Leitstellen <strong>und</strong> Leitsysteme der Region. Es soll außerdem Gr<strong>und</strong>lagen<br />
dazu schaffen, dem Verkehrsteilnehmer qualitativ hochwertige, verlässliche <strong>und</strong> hochaktuelle<br />
Informationen für seine Mobilitäts-Entscheidungen zur Verfügung stellen zu können.<br />
Schlagworte: Mobilität; Ballungsräume; Verkehrslage; Prognose; Verkehrs<strong>management</strong>;<br />
Verkehrsleitsystem; Leitprojekt; intermobil
1 Die Zielstellung<br />
Die Sicherung <strong>und</strong> die Verbesserung der Mobilität als einem der Gr<strong>und</strong>bedürfnisse der<br />
Menschen <strong>und</strong> einer entwickelten Gesellschaft unter sich ständig veränderten Randbedingungen,<br />
Anforderungen <strong>und</strong> Zielstellungen ist eine wichtige <strong>und</strong> permanente Aufgabe dieser Gesellschaft.<br />
Neue <strong>und</strong> verbesserte Möglichkeiten der Fortbewegung <strong>und</strong> des Transports von<br />
Gütern werden genutzt <strong>und</strong> führen zu Veränderungen des Gesamtsystems „Verkehr“. Eine<br />
optimale Gestaltung der in diesem komplexen System ablaufenden Prozesse ist Aufgabe des<br />
Mobilitäts<strong>management</strong>s.<br />
Dabei sind neben den Mobilitätswünschen der verschiedenen Verkehrsteilnehmer bekanntermaßen<br />
weitere Anforderungen zu berücksichtigen:<br />
‣ Verkehrssicherheit<br />
‣ Umweltverträglichkeit<br />
‣ Wirtschaftlichkeit<br />
Dies trifft sowohl für den Fernverkehr als auch für den Verkehr in den Städten zu. Insbesondere<br />
in dicht besiedelten Ballungsräumen ist sowohl der Mobilitätsbedarf als auch die Sensibilität<br />
bezüglich der negativen Auswirkungen des Verkehrs sehr hoch. Die in einer solchen<br />
Region wirkenden Verkehrssysteme des öffentlichen <strong>und</strong> des Individualverkehrs bieten dem<br />
Verkehrsteilnehmer meist mehrere Möglichkeiten zur Umsetzung seines Mobilitätswunsches<br />
an. Die Spezifika der verschiedenen Verkehrssysteme <strong>und</strong> ihre Interaktionen im Verkehrsablauf<br />
sowie die Einbeziehung des Faktors "Mensch" machen die große Komplexität des Gesamtsystems<br />
"Verkehr" in einer Region aus. Dieser Komplexität muss ein System Rechnung<br />
tragen, das ein optimales Verkehrs<strong>management</strong> in einer solchen Region zum Ziel hat.<br />
Im Rahmen der Forschungsinitiative "Mobilität in Ballungsräumen" fördert das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung fünf Leitprojekte [1]. <strong>Das</strong> Leitprojekt "intermobil Region<br />
Dresden" entwickelt am Beispiel des Verdichtungsraumes Dresden eine komplex angelegte<br />
Gesamtstrategie zu einer nachhaltigen Mobilitätssicherung [2]. Durch eine integrierte Nachfrage-<br />
<strong>und</strong> Angebotssteuerung soll ein Beitrag zu einem umweltverträglichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
Gesamtverkehrssystem in der Region Dresden geleistet werden.<br />
Im Teilprojekt 5 der insgesamt sieben Teilprojekte von intermobil wurde als ein Zwischenergebnis<br />
das <strong>Systemkonzept</strong> für ein <strong>Verkehrsanalyse</strong>, -<strong>management</strong>- <strong>und</strong> –optimierungssystem<br />
(<strong>VAMOS</strong>) erarbeitet, das Gr<strong>und</strong>lage für den schrittweisen Aufbau eines verkehrsträgerübergreifenden<br />
Verkehrs<strong>management</strong>systems in der Region Dresden ist. In Zusammenarbeit von<br />
Partnern aus der Wissenschaft, der Wirtschaft, den Verkehrsträgern <strong>und</strong> Institutionen der zuständigen<br />
Gebietskörperschaften wird die Umsetzung dieser <strong>Systemkonzept</strong>ion schrittweise<br />
vorangetrieben. Damit ist gesichert, dass die in intermobil erarbeiteten Ergebnisse durch flächendeckende<br />
Umsetzung in ihre volle Wirksamkeit überführt werden.<br />
2
2 Die beteiligten Partner<br />
Im Auftrag der Landeshauptstadt Dresden wurde von einer Arbeitsgemeinschaft aus<br />
‣ der Technischen Universität Dresden,<br />
‣ dem Fraunhofer Institut für Verkehrs- <strong>und</strong> Infrastruktursysteme,<br />
‣ dem Ingenieurbüro Schlothauer <strong>und</strong> Partner<br />
unter Federführung<br />
‣ des Ingenieurbüros für Systemberatung <strong>und</strong> Planung (ISUP)<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage des <strong>Systemkonzept</strong>es <strong>VAMOS</strong> eine Umsetzungsstrategie für ein Verkehrs<strong>management</strong>system<br />
in der Region Dresden [3] erarbeitet. Folgende Einrichtungen <strong>und</strong><br />
Institutionen sind außerdem an der Entwicklung dieses Verkehrs<strong>management</strong>systems beteiligt:<br />
‣ das Autobahnamt Sachsen,<br />
‣ das Straßen- <strong>und</strong> Tiefbauamt der Landeshauptstadt Dresden als untere Straßenbaubehörde<br />
sowie die Abteilung Straßenverkehrsangelegenheiten als untere Straßenverkehrsbehörde,<br />
‣ die Straßenbauämter Dresden <strong>und</strong> Meißen,<br />
‣ der Verkehrsverb<strong>und</strong> Oberelbe,<br />
‣ die in der Region agierenden Verkehrssystembetreiber des ÖV (Dresdner<br />
Verkehrsbetriebe AG, Deutsche Bahn AG, Regionalverkehr Dresden GmbH u.a.),<br />
‣ Taxi- <strong>und</strong> Güterverkehrsunternehmen,<br />
‣ die Polizeidirektion Dresden (Führungs- <strong>und</strong> Lagezentrum),<br />
‣ Feuerwehr <strong>und</strong> Rettungsdienste <strong>und</strong><br />
‣ Institutionen des Freistaates Sachsen (Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Arbeit, Regierungspräsidium Dresden, Lagezentrum des Sächsischen<br />
Staatsministeriums des Innern).<br />
Des weiteren ist vorgesehen, verschiedene Anbieter von Verkehrsinformationsdiensten, u.a.<br />
lokale R<strong>und</strong>funk- <strong>und</strong> Fernsehstationen, Mobilfunkunternehmen <strong>und</strong> Betreiber von Internet-<br />
Informationsplattformen einzubeziehen.<br />
3
3 Die Verkehrsstruktur der Region <strong>und</strong> der aktuelle<br />
Ausbauzustand<br />
Die Landeshauptstadt Dresden ist Kern des ca. 1.200.000 Einwohner zählenden Ballungsraumes,<br />
dessen vorrangig achsen- <strong>und</strong> elbtalgeprägter Kernbereich sich durch eine Bevölkerungsstärke<br />
von ca. 750.000 Einwohnern definiert (Bild 1). Diese Region ist einer der wirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> sozialen Schwerpunkte des Freistaates Sachsen. Hier konzentrieren sich bedeutende<br />
Entwicklungspotentiale in Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft.<br />
Bild 1: Wirkungsbereich des Verkehrs<strong>management</strong>systems [3]<br />
In Dresden selbst leben ca. 480.000 Einwohner auf einer Fläche von etwa 300 qkm. Täglich<br />
pendeln mehr als 70.000 Bewohner der Umlandstädte <strong>und</strong> Gemeinden nach Dresden zur Arbeit.<br />
Dazu kommen Zehntausende Besucher, die als Touristen oder zum Einkauf die Elbmetropole<br />
aufsuchen. Die fünf Mittelzentren im Elbtal, Pirna, Heidenau, Radebeul, Coswig <strong>und</strong><br />
Meißen, sowie die in den Seitentälern angesiedelten Mittelzentren Freital <strong>und</strong> Radeberg bilden<br />
für den Großraum ein charakteristisches Siedlungskreuz, welches durch Straßen- <strong>und</strong><br />
Schienenwege mit axialer Struktur erschlossen wurde.<br />
4
<strong>Das</strong> Straßennetz im Dresden ist geprägt von einem inneren <strong>und</strong> einem äußeren Stadtring <strong>und</strong><br />
gegenwärtig sieben Straßenbrücken über die Elbe, von denen sich vier auf den Zentrumsbereich<br />
konzentrieren. Auf Gr<strong>und</strong> unzureichender, weiter außen liegender Tangentialstraßenverbindungen<br />
besteht noch ein sehr großer zentrumsdurchquerender Straßenverkehrsanteil.<br />
Regional weist der Raum Dresden eine historisch an die Täler angelegte Struktur der vom<br />
Stadtzentrum Dresdens aus führenden Ausfallstraßen auf. Über die nordwestlich tangierende<br />
B<strong>und</strong>esautobahn (BAB) A4 wird der in West- Ost-Richtung führende Fernverkehr an der<br />
Stadt vorbeigeleitet. Mit der im Bau befindlichen BAB A17 wird eine entlang der Elbtalhöhen<br />
verlaufende Süd-West-Tangente geschaffen, die sowohl eine bessere Anbindung der südöstlichen<br />
Stadtbereiche von Dresden <strong>und</strong> der Städte Heidenau <strong>und</strong> Pirna ermöglichen als auch<br />
eine Lücke im grenzüberschreitenden Fernstraßennetz schließen wird.<br />
Der öffentlichen Verkehrsträger des Raumes Dresden agieren im Verkehrsverb<strong>und</strong> Oberelbe<br />
(VVO) nach einem einheitlichen Tarifkonzept <strong>und</strong> abgestimmten Fahrplänen. Die Stadt- <strong>und</strong><br />
Vorortbahn stellt vor allem direkte <strong>und</strong> schnelle Verbindungen in die Hauptsiedlungsgebiete<br />
des Ballungsraumes her. Die Straßenbahn, die abschnittsweise nach den Gesichtspunkten einer<br />
Stadtbahn umgestaltet wird, stellt mit ihrem nahezu flächendeckenden Liniennetz den<br />
Schwerpunkt des innerstädtischen ÖPNV in Dresden dar. Dieses Netz wird durch 27 Stadtbuslinien<br />
ergänzt. Regionalbuslinien führen an zentrale Knoten des Stadtliniennetzes bzw. der<br />
S-Bahn heran.<br />
Für die verschiedenen in der Region agierenden Verkehrssysteme sind zurzeit separate<br />
Betriebsleit- <strong>und</strong> Verkehrsbeeinflussungsysteme auf unterschiedlichem Niveau verfügbar<br />
(u.a. Verkehrsleitrechner, Rechnergestützte Betriebsleitsysteme, Tunnelsteuerungen). Teilweise<br />
ist deren Aufbau vorgesehen bzw. ist bereits im Gange. Dies trifft u.a. für das Parkinformations-<br />
<strong>und</strong> Leitsystem Dresden, den S-Bahn-Ausbau mit entsprechender Leittechnik <strong>und</strong><br />
auf Verkehrsbeeinflussungsanlagen der Autobahnen im Raum Dresden zu. Der Aufbau verkehrsträgerspezifischer<br />
Verkehrs- <strong>und</strong> Betriebsleitsysteme hat somit in Dresden einen guten<br />
Stand erreicht bzw. wird ihn in nächster Zeit aufweisen.<br />
Ein Problem besteht gegenwärtig noch darin, dass kein System in Dresden existiert, das die<br />
aktuelle Verkehrslage des Straßenverkehrs sowie ggf. vorhandene Überlastungen <strong>und</strong> Stausituationen<br />
in der Stadt <strong>und</strong> der Region erfasst <strong>und</strong> für ein operatives Eingreifen verfügbar<br />
macht. Relativ gering ausgeprägt ist dagegen die Kommunikation zwischen den Leitstellen/Leitsystemen<br />
sowie deren Zusammenwirken.<br />
Es bestehen beispielsweise den Straßenverkehr betreffend bis heute keine technisch umgesetzten<br />
Datenübertragungskapazitäten zwischen den verkehrstechnischen Anlagen des Autobahnamtes<br />
Sachsen <strong>und</strong> den Anlagen des Straßen- <strong>und</strong> Tiefbauamtes Dresden. Obwohl auf<br />
beiden Seiten großes Interesse an der Kenntnis der aktuellen Verkehrslage <strong>und</strong> eventueller<br />
Störungen im städtischen Straßennetz bzw. im zulaufenden Fernstraßennetz besteht, sind diese<br />
Informationen bis heute nicht gegenseitig online verfügbar. Insbesondere die im Aufbau<br />
befindlichen Verkehrsbeeinflussungsanlagen <strong>und</strong> das geplante dynamische Zielführungssystem<br />
des Autobahnamtes für den Raum Dresden können nur dann optimal die Verkehrsströme<br />
5
eeinflussen, wenn aktuelle <strong>und</strong> verlässliche Verkehrslageinformationen aus dem gesamten<br />
Ballungsraum verfügbar sind. Mangelnde Informationen führen ggf. zu fehlerhaften Verkehrs<strong>management</strong>entscheidungen<br />
<strong>und</strong> damit zu zusätzlichen Problemen im Verkehrsablauf<br />
mit all den damit zusammenhängenden negativen Auswirkungen für Stadtqualität, Umwelt<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit.<br />
Ähnlich stellt sich die Lage auch an der Schnittstelle Öffentlicher Verkehr - Individualverkehr<br />
dar. Die Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB) betreiben ein modernes Rechnergestütztes<br />
Betriebsleitsystem (RBL). Eine bessere Information über die aktuelle <strong>und</strong> die zu erwartende<br />
Straßenverkehrslage im Stadtgebiet kann bei den öffentlichen Verkehrsunternehmen, die vom<br />
Straßenverkehr beeinflusst werden, zu einer besseren Betriebsleitung ihrer Fahrzeugflotte <strong>und</strong><br />
damit zu positiven wirtschaftlichen Effekten führen. Außerdem besteht damit die Möglichkeit,<br />
die Fahrgäste genauer <strong>und</strong> verlässlicher zu informieren <strong>und</strong> zu beraten. Dies steigert die<br />
Attraktivität der öffentlichen Verkehrsmittel <strong>und</strong> trägt somit wiederum zur Verbesserung der<br />
Verkehrsprobleme in der Region bei.<br />
4 <strong>Das</strong> <strong>Systemkonzept</strong> <strong>VAMOS</strong> <strong>und</strong> seine Komponenten<br />
Neben einer weiter zu verbessernden Verkehrsinfrastruktur kann eine stadtverträgliche Sicherung<br />
der Mobilität im Ballungsraum nur durch ein kooperatives Zusammenwirken der in der<br />
Region agierenden Verkehrssystemanbieter auch auf operativer Ebene gewährleistet werden.<br />
Die Bewältigung der in allen deutschen Ballungsräumen anstehenden Verkehrsprobleme hat<br />
in verschiedenen großen Städten <strong>und</strong> Regionen zu Entwicklungsvorhaben geführt, die ähnliche<br />
Zielstellungen verfolgen:<br />
‣ Vermeidung von physischem Verkehr durch attraktive Kommunikations-, Informations-<br />
<strong>und</strong> Telematikdienste<br />
‣ zeitliche, modale <strong>und</strong> lokale Verlagerung der Verkehrs (Entlastung in den Spitzenzeiten,<br />
Nutzung des ÖV, Park + Ride, Routing, Bündelung von Verkehrsströmen, Entlastung<br />
von Wohngebieten) sowie<br />
‣ optimale <strong>und</strong> stadtverträgliche Steuerung des Verkehrsablaufes<br />
Beispiele für solche Vorhaben sind neben Dresden insbesondere München, Köln, Stuttgart,<br />
Frankfurt, Berlin <strong>und</strong> Hannover.<br />
Für das Erreichen der oben genannten Zielstellungen ist die Beeinflussung sowohl der Verkehrsnachfrage<br />
als auch des Verkehrsangebotes erforderlich. Dies kann <strong>und</strong> muss sowohl mit<br />
kollektiven als auch mit individuellen Verkehrsbeeinflussungsmaßnahmen erfolgen. <strong>Das</strong><br />
Spektrum reicht dabei von direkten Steuerungsmaßnahmen, Maßnahmen mit empfehlendem<br />
Charakter bis hin zur reinen Information an den Verkehrsteilnehmer.<br />
6
TAXI<br />
Entsprechend des erarbeiteten <strong>Systemkonzept</strong>es <strong>VAMOS</strong> ist vorgesehen, ein verkehrsträgerübergreifendes<br />
Verkehrs<strong>management</strong>system für die Region zu spezifizieren <strong>und</strong> schrittweise<br />
umzusetzen. Hier sollen die in der Region ohnehin geplanten Vorhaben zum Aufbau<br />
der Verkehrsinfrastruktur <strong>und</strong> entsprechender Leitsysteme so miteinander verknüpft werden,<br />
dass ein intermodales Verkehrs<strong>management</strong> für die gesamte Region möglich wird.<br />
Die Konzipierung <strong>und</strong> schrittweise Umsetzung des Systems soll von folgenden Prinzipien<br />
getragen werden:<br />
‣ <strong>Das</strong> Vorhaben wird in Kooperation aller an einem solchen System interessierten Gebietskörperschaften,<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Einrichtungen (Partner) durchgeführt.<br />
‣ Neben der notwendigen Abstimmung zu strategischen Verkehrs<strong>management</strong>konzepten<br />
ist der schrittweise Aufbau eines verkehrsträgerübergreifenden operativen Verkehrs<strong>management</strong>systems<br />
vorgesehen.<br />
‣ Der Aufbau des offen zu gestaltenden Systems soll schrittweise erfolgen.<br />
‣ In das zu schaffende Gesamtsystem sind die bereits existierenden bzw. im Aufbau befindlichen<br />
Systeme der Partner optimal einzubeziehen.<br />
AP 500<br />
DAS INTEGRIERTE LIVE-KAMERA- &<br />
STRASSENVERKEHRSMANAGEMENTSYSTEM<br />
Polizei<br />
Leit- <strong>und</strong><br />
AP 600<br />
DORIS<br />
Managementsysteme<br />
von Speditionen<br />
Leitsystem des<br />
Taxiunternehmens<br />
P<br />
Parkleitsystem<br />
Verkehrsflusssteuerung<br />
ç<br />
Altmarkt 236<br />
Parkinformations-<br />
Betriebsleitzentrale<br />
DB/S-Bahn<br />
Dresden-Altstadt<br />
Chemnitz/ Leipzig<br />
Prag<br />
DD-<br />
NORDWESTSÜDOST<br />
P NEUSTADT GVZ<br />
PALTSTADT MESSE<br />
Sonderinformation<br />
é<br />
é<br />
é<br />
Dresden-Neustadt<br />
Chemnitz/ Leipzig<br />
Prag<br />
DD-<br />
NORDWESTSÜDOST<br />
P NEUSTADT GVZ<br />
PALTSTADT MESSE<br />
Sonderinformation<br />
ì<br />
<strong>und</strong> -leitsystem<br />
PC´s im Büro<br />
oder privat,<br />
Funktelefone,<br />
Radio, RDS/TMC,<br />
TV, PTA etc.<br />
low-cost-RBL<br />
RVD u.a.<br />
Strecken- <strong>und</strong><br />
DD-Kaditz/Mickten<br />
ale 10 Min<br />
Knotenbeeinflussungsanlagen Tunnelsteuerungen<br />
Rettungsdienst<br />
Leitsysteme der Not<strong>und</strong><br />
Rettungsdienste<br />
Rechnergesteuertes<br />
Betriebsleitsystem<br />
der DVB<br />
Bild 2: In das System <strong>VAMOS</strong> einbezogene Leitstellen <strong>und</strong> Leitsysteme<br />
7
Die Einbeziehung der Systeme betrifft u.a. (Bild 2):<br />
‣ Verkehrsleitrechner (LSA-Steuerungen), Parkinformations- <strong>und</strong> Leitsystem sowie<br />
Tunnelsteuerungen der Landeshauptstadt Dresden<br />
‣ Verkehrsrechnerzentrale, Dynamisches Zielführungssystem <strong>und</strong> Tunnelsteuerungen<br />
des Autobahnamtes Sachsen<br />
‣ RBL-System der Dresdner Verkehrsbetriebe AG<br />
‣ Leitstellen der S-Bahn <strong>und</strong> regionalen Schienenverkehrs<br />
‣ Leitstellen/-systeme regionaler Verkehrsunternehmen (Regionalbusse)<br />
‣ Leitstelle der Taxigenossenschaft<br />
‣ Leitstelle der Polizeidirektion Dresden<br />
‣ Regionales Informationssystem DORIS [4]<br />
Weitere Leitstellen <strong>und</strong> Verkehrsinformationsanbieter werden später einbezogen, u.a. Not<strong>und</strong><br />
Rettungsdienste, Flughafen, Institutionen des Wirtschaftsverkehrs, Dresden Fernsehen,<br />
Mobilitätsberatungszentren, Verkehrsfunk inklusive RDS/TMC, Mobilfunkdienste bzw. Navigationsdienste-Anbieter<br />
<strong>und</strong> Fahrgastinformationssysteme.<br />
Zur Reduzierung der investiven <strong>und</strong> vor allem der Betriebskosten des zukünftigen Systems<br />
wird ein Konzept verfolgt, dass im wesentlichen die Kompetenzen zur Verkehrs- <strong>und</strong> Betriebsleitung<br />
bei den zur Zeit verantwortlichen Einrichtungen verbleiben <strong>und</strong> eine kostengünstig<br />
zu betreibende Koordinierungsstelle (Verkehrs<strong>management</strong>zentrale) detaillierte Informationen<br />
der aktuellen <strong>und</strong> der zu erwartenden Verkehrslage generiert <strong>und</strong> zusammen mit verkehrsträgerübergreifenden<br />
Managementempfehlungen den beteiligten Partnern zur Verfügung<br />
stellt.<br />
Es ist also nicht vorgesehen, die Verkehrs- <strong>und</strong> Betriebsleitung aller in der Region agierenden<br />
Verkehrssysteme an einem Ort zu konzentrieren. Die Verkehrs<strong>management</strong>zentrale führt die<br />
Verkehrslageinformationen zusammen <strong>und</strong> nimmt lediglich koordinierende Aufgaben des<br />
Verkehrs<strong>management</strong>s wahr.<br />
Nachfolgend soll auf wesentliche Systemkomponenten kurz eingegangen werden.<br />
Datengr<strong>und</strong>lage<br />
Ausgangspunkt aller operativen Verkehrs<strong>management</strong>aktivitäten <strong>und</strong> Informationsdienste ist<br />
die Generierung der aktuellen Verkehrslage auf der Gr<strong>und</strong>lage online verfügbarer Verkehrs<strong>und</strong><br />
Umfelddaten sowie fortlaufend gepflegter Infrastrukturdaten (Bild 3).<br />
8
Wetterdaten<br />
Verkehrsdaten der<br />
Verkehrsrechnerzentrale<br />
Autobahnamt Sachsen<br />
Parkleitsystem<br />
Straßen- <strong>und</strong> Tiefbauamt<br />
Verkehrsdaten der<br />
Verkehrsrechnerzentrale<br />
Straßen- <strong>und</strong> Tiefbauamt<br />
Live-Kameras<br />
<strong>Verkehrsanalyse</strong>-, -<strong>management</strong>- <strong>und</strong><br />
-optimierungssystem<br />
Lagezentrum<br />
Freistaat Sachsen<br />
Parkraumauslastung<br />
Stauwahrscheinlichkeit<br />
Bild 3: Datengr<strong>und</strong>lagen für die Verkehrslageerfassung <strong>und</strong> -prognose<br />
Als Verkehrsdaten werden verschiedene Datenquellen genutzt. Hier sind die Verkehrsdaten<br />
der einzelnen Verkehrssysteme zusammenzuführen. Dazu zählen Rohdaten von Pegelzählstellen<br />
<strong>und</strong> anderen Verkehrsdetektoren im Stadtgebiet. Daten der Verkehrsbeeinflussungsanlagen<br />
<strong>und</strong> Tunnelsteuerungen werden einfließen. Floating-Car-Daten ergänzen die Palette der<br />
Messgrößen des Straßenverkehrs. Daten des ruhenden Verkehrs liefern das Parkleitsystem<br />
<strong>und</strong> zu entwickelnde Bildverarbeitungskomponenten des Live-Kamera-Systems, die außerdem<br />
Daten zu Verkehrsdichte <strong>und</strong> Staulängen liefern sollen (Bild 4). Aktuelle Verkehrsdaten<br />
des öffentlichen Verkehrs liegen in den RBL-Systemen der Verkehrsunternehmen vor.<br />
Daten zu Verkehrsraumeinschränkungen z.B. durch Baustellen <strong>und</strong> Unfälle sowie gepflegte<br />
Daten zu verkehrsrelevanten Veranstaltungen sowie Wetterdaten werden zur Verkehrslageerfassung<br />
<strong>und</strong> insbesondere für Verkehrslageprognosen herangezogen.<br />
Datenaufbereitung <strong>und</strong> –vervollständigung<br />
Die zur Verfügung stehenden Rohdaten stehen online nicht flächendeckend <strong>und</strong> zeitlich vollständig<br />
zur Verfügung. Außerdem fallen diese Daten bei den verschiedenen Datenquellen in<br />
heterogener Form an. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Datenvervollständigung <strong>und</strong><br />
9
Datenaufbereitung. Unter Nutzung von Referenztagesganglinien <strong>und</strong> lokalen Abhängigkeiten<br />
sowie Verfahren der Datenanalyse lassen sich bis zu einem gewissen Grad temporäre Datenausfälle<br />
<strong>und</strong> lückenhafte Detektionsnetze kompensieren.<br />
Bild 4: Entwicklung von Verfahren der Bildauswertung von Verkehrssituationen<br />
Verkehrslageerfassung <strong>und</strong> Prognose<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage vervollständigter Daten erfolgt die Verkehrslageerfassung, deren Ergebnisse<br />
in ein Dynamisches Verkehrsmodell abgelegt werden. In diesem Verkehrsmodell werden<br />
auch die Ergebnisse der Kurzzeitprognose für die nächste St<strong>und</strong>e sowie für den Folgetag<br />
abgelegt. <strong>Das</strong> Dynamische Verkehrsmodell stellt die Datenplattform dar, auf die verschiedene<br />
Komponenten, wie z.B. das Verkehrslage-Monitoring, die Simulation <strong>und</strong> das intermodale<br />
Routing aufsetzen.<br />
Dynamisches Verkehrsmodell<br />
Bei der Modellierung der aktuellen <strong>und</strong> der zu erwartenden Verkehrslage im Ballungsraum<br />
kommt ein neuartiger Modellansatz zur Anwendung. Dieser Ansatz trägt der Tatsache Rechnung,<br />
dass Verlustzeiten in urbanen Verkehrsnetzen im wesentlichen an Verkehrsknoten <strong>und</strong><br />
nicht an den Kanten eines Knoten-Kanten-Modells auftreten. Außerdem wird durch diesen<br />
Ansatz der schrittweise Aufbau eines solchen Systems sowie die Aggregation von Verkehrs-<br />
10
zustandsinformationen für ein effizientes Netz<strong>management</strong> unterstützt. <strong>Das</strong> zur Anwendung<br />
kommende Hierarchische Sternmodell kann sowohl einzelne Verkehrsknoten mit ihren Zuläufen<br />
als auch kleinere <strong>und</strong> größere Verkehrszonen mit ihren verkehrlichen <strong>und</strong> steuerungstechnischen<br />
Attributen abbilden. (Bild 5).<br />
Bild 5: Zusammenfassung zu Verkehrszonen im Hierarchischen Sternmodell<br />
Simulation<br />
Sowohl zur Verkehrslageerfassung als auch zur Verkehrslageprognose sind Verfahren der<br />
Verkehrsablaufsimulation erforderlich. Insbesondere bei unvorhersehbaren Ereignissen wie<br />
Unfällen <strong>und</strong> anderen plötzlich auftretenden Verkehrsraumeinschränkungen sowie bei der<br />
Ermittlung der Auswirkungen operativer Managementeingriffe in das Verkehrssystem wird<br />
die Simulation als entscheidungsunterstützende Komponente genutzt. Durch den Einsatz im<br />
operativen Verkehrs<strong>management</strong> muss das Simulationssystem entsprechend schnell <strong>und</strong> somit<br />
sehr leistungsfähig sein.<br />
Verkehrsbeeinflussung<br />
Eine wirksame Verkehrsbeeinflussung erfolgt sinnvollerweise durch die aufeinander abgestimmte<br />
Anwendung einzelner Beeinflussungsmaßnahmen. Die dafür erforderliche Steuerungsstrategie<br />
kann prinzipiell von einem Operator mit entsprechender Entscheidungsunterstützung<br />
oder automatisch durch eine wissensbasierte Strategiekomponente erarbeitet werden.<br />
11
In beiden Fällen ist der Einsatz wissenbasierter <strong>und</strong> adaptiver Systemkomponenten sinnvoll<br />
<strong>und</strong> vorgesehen. Der Übergang vom eher manuellen zum stärker automatisieren Strategieentwurf<br />
ist als beabsichtigter Entwicklungsprozess des Managementsystems zu verstehen. <strong>Das</strong><br />
System soll lernfähig gestaltet werden. So muss es z.B. aus nicht optimal verlaufenen Management-Eingriffen<br />
"lernen". <strong>Das</strong> setzt allerdings Detektionstechnik voraus, die diesen nicht<br />
optimalen Verlauf auch als solchen erkennt.<br />
Nach Ermittlung der geeigneten Steuerungsstrategie werden die einzelnen Maßnahmen entweder<br />
direkt oder über die angeschlossenen Leitstellen/Leitsysteme aktiviert. Stellvertretend<br />
für die verschiedenen Beeinflussungsmaßnahmen seinen nachfolgend drei Systemkomponenten<br />
kurz vorgestellt.<br />
Zeitliche <strong>und</strong> modale Entflechtung der Verkehrsströme durch verlässliche Verkehrsinformationen<br />
<strong>und</strong> Live-Kamera-Bilder<br />
Im Teilprojekt 6 des Leitprojektes intermobil wird das regionale Informationssystem DORIS<br />
[4]entwickelt. Hier wird dem Verkehrsteilnehmer über verschiedene Zugangsportale ein Verkehrslagemonitoring<br />
angeboten. <strong>Das</strong> Verkehrs<strong>management</strong>system <strong>VAMOS</strong> liefert diesem<br />
System als Content-Provider die erforderlichen Verkehrslageinformationen (Bild 6).<br />
Bild 6: Einordnung des Verkehrs<strong>management</strong>systems <strong>VAMOS</strong><br />
12
Eingeb<strong>und</strong>en in dieses System ist ein Live-Kamera-System, das minütlich aktualisiert Verkehrssituationsbilder<br />
von Verkehrsschwerpunkten der Region anbietet (Bild 7). Verfügt der<br />
Verkehrsteilnehmer über verlässliche Verkehrslageinformationen, so kann er sein Verkehrsverhalten<br />
ggf. darauf einstellen <strong>und</strong> zu einem anderen Zeitpunkt, mit einem anderen Verkehrsmittel<br />
oder über eine andere Route seine Fahrt antreten. Durch solche Entscheidungen<br />
können in bestimmtem Umfang Verkehrsströme zeitlich, modal <strong>und</strong> lokal entflochten werden.<br />
Dresden<br />
Heidenau<br />
Keine Daten<br />
freie Fahrt<br />
Stauneigung<br />
Stau<br />
keine<br />
Ausrüstung<br />
Pirna<br />
Bad Schandau<br />
Bild 7: Visualisierung der Verkehrslage im Hauptstraßennetz (Entwurf)<br />
Räumliche/regionale Entflechtung der Verkehrsströme durch Dynamische Zielführung<br />
Mit dem Neubau der B<strong>und</strong>esautobahn A17 im Raum Dresden werden erstmals leistungsfähige<br />
Alternativrouten für den Zielverkehr Innenstadt zur Verfügung stehen. Der Aufbau eines<br />
Dynamischen Zielführungssystems an der Autobahn ist vorgesehen. Aufgr<strong>und</strong> lokaler Besonderheiten<br />
(Tunnel-Brücke-Tunnel-System im Verlauf der BAB A17, Tunnelstrecke im Autobahnzubringer<br />
B173) ist eine optimale Zielführung besonders stark von aktuellen Verkehrslageinformationen<br />
abhängig. Die informationelle Verknüpfung mit den Tunnelsteuerungen ist<br />
13
unerlässlich. Dies soll sinnvollerweise über das Verkehrs<strong>management</strong>system erfolgen, da so<br />
auch die Einbeziehung der anderen Verkehrslageinformationen <strong>und</strong> die Abstimmung mit anderen<br />
Managementmaßnahmen erfolgen kann. Bei entsprechender Überlastung der BAB A17<br />
oder der parallel verlaufenden B<strong>und</strong>esstraße B172 können Alternativrouten oder der Umstieg<br />
auf öffentliche Verkehrsmittel (parallel verlaufende S-Bahn) empfohlen werden. Diese Empfehlungen<br />
werden den Verkehrsteilnehmern koordiniert sowohl an Wechselwegweisern als<br />
auch über andere Verkehrsinformationsportale angeboten.<br />
Wissensbasierte Verkehrsflusssteuerung<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage der ermittelten aktuellen <strong>und</strong> der zu erwartenden Verkehrslage sind optimale<br />
operative Managementstrategien zu generieren. Aufgr<strong>und</strong> der Komplexität einer solchen<br />
Aufgabe ist der Einsatz wissensbasierter Verfahren vorgesehen. Erste Praxisversuche zum<br />
Einsatz eines Fuzzy-Logic-basierten Verfahrens zur verkehrsabhängigen Signalprogrammauswahl<br />
haben auf einer Trasse der B<strong>und</strong>esstraße B172 mit elf Lichtsignalanlagen stattgef<strong>und</strong>en<br />
[5] (Bild 8).<br />
Bild 8: Fuzzy Logic basierte verkehrsabhängige Signalprogrammauswahl [5]<br />
14
5 Die Umsetzung in Realisierungsstufen<br />
Für den schrittweisen Aufbau des operativen Verkehrs<strong>management</strong>systems <strong>VAMOS</strong> sind vier<br />
Realisierungsstufen vorgesehen.<br />
Stufe 1: Die Informationelle Vernetzung der in der Region agierenden Leitstellen <strong>und</strong><br />
Leitsysteme mit dem Ziel des Informationsaustausches <strong>und</strong> der sich daraus ergebenden Möglichkeit<br />
der Optimierung des Managements innerhalb der einzelnen Leitstellen/Leitsystemen.<br />
Stufe 2: Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage basiert die Generierung von verkehrsrelevanten Mehrwert-<br />
Informationen aus den eingegangenen Einzelinformationen <strong>und</strong> die Bereitstellung dieser<br />
Informationen an alle beteiligten Einrichtungen (u.a. detaillierte aktuelle Verkehrslage <strong>und</strong><br />
Kurzfristprognose; zu erwartende Verkehrsnachfrage <strong>und</strong> Überlastungen von Verkehrstrassen<br />
<strong>und</strong> Parkierungseinrichtungen).<br />
Stufe 3: Aufbauend auf diesen Informationen erfolgt die vorausschauende <strong>und</strong> operative Erarbeitung<br />
von optimalen Steuerungsstrategien für das Gesamtverkehrssystem <strong>und</strong> Ableitung<br />
von einzelnen aufeinander abgestimmten Managementmaßnahmen, die zur Umsetzung<br />
den jeweiligen Leitstellen/Leitsystemen vorgeschlagen werden. Dieser Vorschlag konkreter<br />
Managementmaßnahmen kann dort entsprechend der jeweiligen konkreten Situation akzeptiert<br />
oder abgelehnt werden. Bei Ablehnung ist die Erarbeitung einer alternativen Steuerungsstrategie<br />
erforderlich. Die konkrete Umsetzung der von <strong>VAMOS</strong> vorgeschlagenen Einzelmaßnahmen<br />
liegt dabei also weiterhin im Entscheidungsbereich der betreffenden Behörde/Einrichtung.<br />
Stufe 4: Jede Institution kann darüber hinaus gehend für sich entscheiden, ob bestimmte<br />
Steuerungsmaßnahmen direkt von der <strong>VAMOS</strong>-Managementzentrale aus erfolgen können.<br />
Wenn die vom System vorgeschlagen Managementmaßnahmen später die angestrebten<br />
Qualitätsanforderungen erfüllen <strong>und</strong> über einen längeren Zeitraum zur Zufriedenheit des<br />
betreffenden Verkehrssystembetreibers operieren, sollte die Möglichkeit bestehen, die Bestätigung<br />
bewährter Maßnahmen entfallen zu lassen <strong>und</strong> somit eine direkte Umsetzung von Managementmaßnahmen<br />
durch die Verkehrs<strong>management</strong>zentrale zuzulassen. Diese die Effizienz<br />
erhöhende Vorgehensweise kann natürlich für bestimmte Maßnahmen differenziert erfolgen.<br />
Es besteht für die einzelnen Verkehrssystembetreiber bei Interesse dadurch aber die Möglichkeit,<br />
Managemententscheidungen teilweise oder auch vollständig an das intermodale Verkehrs<strong>management</strong>system<br />
<strong>VAMOS</strong> zu verlagern. Es besteht aber kein Zwang zu einem solchen<br />
Vorgehen. Die Entscheidungen können separat in den einzelnen Einrichtungen <strong>und</strong> zu<br />
einem selbst gewählten Zeitpunkt erfolgen. Die schrittweise Umsetzung der Realisierungsstufe<br />
4 hängt demzufolge stark von der Qualität der vom System getroffenen Managemententscheidungen<br />
<strong>und</strong> letztlich von der Entscheidung der beteiligten Partner ab. Für ein funktionierendes<br />
Verkehrs<strong>management</strong> ist die Realisierungsstufe 4 nicht zwingend erforderlich, bietet<br />
aber aus Betreibersicht Einsparungspotentiale.<br />
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Mit diesem Vorgehen ist gewährleistet, dass der Aufbau des Systems bereits bei den verschiedenen<br />
Umsetzungsstufen Effekte für die beteiligten Verkehrssystembetreiber <strong>und</strong> damit<br />
für ein besseres Verkehrs<strong>management</strong> in der Region ergeben. <strong>Das</strong> vorgeschlagene Konzept<br />
setzt bewusst nicht den Eingriff in existierende Entscheidungsbefugnisse <strong>und</strong> -strukturen voraus.<br />
Die Bereitschaft zur Kooperation der beteiligten Partner über ein gemeinsames Verkehrs<strong>management</strong>system<br />
ermöglicht ein koordiniertes Vorgehen bei der optimalen Steuerung<br />
des Gesamtverkehrssystems, dem rechtzeitigen Erkennen von Überlastungen sowie der vorausschauenden<br />
Umsetzung geeigneter, aufeinander abgestimmter Maßnahmen.<br />
6 Zusammenfassung<br />
Die aufgezeigte Vorgehensweise macht deutlich, dass der kooperative Gr<strong>und</strong>gedanke beim<br />
Entwurf <strong>und</strong> der Realisierung des Verkehrs<strong>management</strong>systems im Vordergr<strong>und</strong> steht. Somit<br />
ist ein schrittweiser Aufbau des Verkehrs<strong>management</strong>systems unter Berücksichtigung der<br />
Einzelinteressen der beteiligten Partner möglich. Die aufgezeigte Systemstruktur ist für ein<br />
solches Vorgehen konzipiert <strong>und</strong> somit auch weitgehend flexibel für zu erwartende Änderungen<br />
in den Randbedingungen. Durch diese Flexibilität ergibt sich eine hohe Realisierungssicherheit<br />
für das Gesamtsystem <strong>und</strong> Effekte für den einzelnen Verkehrsteilnehmer <strong>und</strong> einen<br />
stadtverträglichen Verkehr in jeder Realisierungsstufe.<br />
Die hier dargestellten Realisierungsstufen stellen keinen starren Fahrplan für die Umsetzung<br />
der Verkehrs<strong>management</strong>systems dar. <strong>Das</strong> praktische Vorgehen bei der Realisierung des<br />
Vorhabens muss sich auch an den sehr unterschiedlich vorhandenen Entwicklungsständen der<br />
einzubeziehenden Systeme orientieren. Ein Vorgehen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />
für bestimmte Komponenten ist dabei sinnvoll. So ist z.B. vorstellbar, dass einige Partner<br />
zunächst nur die Informationen des Verkehrsinformationspools nutzen <strong>und</strong> die Managemententscheidungen<br />
intern treffen, andere Partner dagegen bereits die von der Zentrale erarbeiteten<br />
Managementempfehlungen umsetzen.<br />
Durch den schrittweisen Aufbau eines intermodalen Verkehrs<strong>management</strong>systems nach der<br />
<strong>VAMOS</strong>-<strong>Systemkonzept</strong>ion sind positive Effekte<br />
‣ bei den Verkehrsteilnehmern im Personen- <strong>und</strong> Güterverkehr,<br />
‣ bei den Verkehrsunternehmen <strong>und</strong> vor allem<br />
‣ für die Landeshauptstadt Dresden <strong>und</strong> die gesamte Region<br />
zu erwarten. Damit wird ein Beitrag zur Sicherung einer wirtschaftlichen <strong>und</strong> umweltverträglichen<br />
Mobilität im Ballungsraum Dresden geleistet.<br />
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Literatur<br />
[1] BMBF: Leitprojekte „Mobilität in Ballungsräumen“: Der Wettbewerb (Druckschrift herausgegeben<br />
durch das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Technologie,<br />
Bonn im April 1998)<br />
[2] Projektbüro intermobil,2000, Zukünftige Strategien zur Mobilitätssicherung in mittleren Ballungsräumen,<br />
Projektunterlagen Leitprojekt "intermobil Region Dresden"<br />
[3] Umsetzungsstrategie für ein Verkehrs<strong>management</strong>system in der Region Dresden",Straßen<strong>und</strong><br />
Tiefbauamt Landeshauptstadt Dresden (Auftraggeber), 2001<br />
[4] http://dresden-info.fhg.de/<br />
[5] Trommer, U., 2001, Realisierung <strong>und</strong> Erprobung einer Fuzzy Logic basierten verkehrsabhängigen<br />
Signalprogrammauswahl für einen koordinierten Straßenzug der Landeshauptstadt<br />
Dresden (Diplomarbeit, Technische Universität Dresden, Lehrstuhl Verkehrsleitsysteme <strong>und</strong> -<br />
prozessautomatisierung)<br />
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