PF-2093
Johann Kuhnau: Es steh Gott auf Kantate zum Osterfest Das Kuhnau-Projekt, Herausgegeben von David Erler
Johann Kuhnau: Es steh Gott auf
Kantate zum Osterfest
Das Kuhnau-Projekt, Herausgegeben von David Erler
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KRITISCHER BERICHT<br />
Quellen<br />
Die vorliegende Urtextausgabe basiert auf der einzigen<br />
überlieferten Quelle, einem Stimmensatz aus der Musikaliensammlung<br />
der Fürstenschule Grimma, der heute unter<br />
der Signatur Mus. 2133-E-501 in der Sächsischen Landes-<br />
und Universitätsbibliothek Dresden aufbewahrt wird.<br />
Schreiber der Stimmen ist Samuel Jacobi (1652‒1721), der<br />
ab 1680 Kantor der Fürstenschule Grimma war und auf<br />
dessen Initative weite Teile der dortigen bedeutenden Musikaliensammlung<br />
zurückgehen. Außer den Initialen Jacobis<br />
finden sich auf dem Titelblatt der Kantate folgende Eintragungen:<br />
Ad festum Paschatos | Es steh GOTT auff | a 13. |<br />
2 Clarini. | Tamburi. | 2 Violini. | 3 Tromboni. |<br />
2 Canti. | Alto. |Tenore. | Basso. | 5 Voci in Ripieno. |<br />
con | Continup a doppio. | del Sig | Kuhnau.<br />
Direkt unter der Komponistenangabe findet sich in kleinerer<br />
Handschrift der Zusatz: overo | J.P.Hüttenrauch. Zudem<br />
sind am linken Rand folgende Aufführungsdaten vermerkt:<br />
03. | 05. | Feria 1. Ao 1710. | 1712. | 1716.<br />
Der Stimmensatz umfasst die einzelnen Partien in einfacher<br />
Ausfertigung, für die Vokalstimmen wurden zusätzliche<br />
Ripienostimmen angefertigt (die Stimme Basso in Ripieno<br />
ist unvollständig). Es finden sich außerdem zwei bezifferte<br />
Basso continuo-Stimmen, wobei eine als Organo, die andere<br />
als Continuo bezeichnet ist. Zudem enthält die Vokalstimme<br />
Basso die bezifferte Bassstimme der einleitenden Sonata.<br />
Anmerkungen zur Kantate<br />
Die Kantate Es steh Gott auf ist für das Osterfest bestimmt.<br />
Als unmittelbare Textvorlage Kuhnaus konnte der Herausgeber<br />
eine bislang wenig beachtete Dichtung von Christian<br />
Weise (1642‒1708) nachweisen. Weise stammte aus Zittau,<br />
studierte in Leipzig Theologie und kehrte 1678, nachdem<br />
ihn verschiedene Tätigkeiten nach Halle, Ampfurth (bei<br />
Magdeburg) und Weißenfels geführt hatten, in seine Heimatstadt<br />
zurück, wo ihm das Amt des Rektors des Gymnasiums<br />
sowie die Leitung der dortigen Ratsbibliothek übertragen<br />
wurden. Kuhnau, der 1680 selbst an das Zittauer<br />
Gymnasium kam, verbrachte somit etwa zwei Jahre in unmittelbarer<br />
Umgebung Weises und stand mit diesem nachweislich<br />
in engem Kontakt.<br />
Die Entstehungszeit der Kantate kann nicht exakt ermittelt<br />
werden. Sie lässt sich jedoch aufgrund einiger Indizien<br />
zumindest zeitlich eingrenzen. Wichtigste Indikatoren<br />
hierfür sind das Datum für die Drucklegung der Textvorlage<br />
(1682, s.u.) sowie das auf dem Titelblatt der Kantate<br />
vermerkte früheste Aufführungsdatum in Grimma (1703).<br />
Zwar ist Kuhnaus Aufenthalt in Leipzig ab 1682 und seine<br />
Tätigkeit als Thomasorganist ab 1684 belegt; ein Beweis für<br />
einen eigenen kirchenmusikalischen Beitrag aus dieser frühen<br />
Zeit findet sich indes nicht. Es steh Gott auf in seine früheste<br />
Zeit als Thomaskantor (ab 1701) zu datieren erscheint<br />
daher höchst spekulativ. Überdies würde dadurch eine zu<br />
große Zeitspanne zwischen Entstehung der Textvorlage<br />
und erfolgter Vertonung unterstellt. Zwar ebenso spekulativ,<br />
gleichwohl möglich ist eine Entstehung noch während<br />
seines Aufenthaltes in Zittau. Dies würde die Vertonung in<br />
unmittelbare zeitliche Nähe der Drucklegung der Textvorlage<br />
rücken. Selbst eine Vertonung noch vor der Drucklegung<br />
des Textes ist nicht auszuschließen: dann könnte Kuhnau<br />
den Text noch persönlich von Weise erhalten und bereits in<br />
Zittau in Musik gesetzt haben.<br />
Der Text, der Kuhnaus Komposition zugrunde liegt, lautet<br />
in Christian Weises Reiffe | Gedancken / | Das ist | Allerhand<br />
Ehren- Lust | Trauer- und Lehr-Gedichte / ... (Leipzig, 1682)<br />
wie folgt:<br />
XXIII.<br />
Auf das Oster-Fest.<br />
TEXTUS<br />
Psalm. LXVIII, 2.<br />
ES stehe GOTT auf / daß seine Feinde<br />
streuet werden / etc.<br />
1.<br />
ICh liege noch mit Christo in dem Grabe /<br />
Die Feinde sind davor /<br />
Und sperren mir das Thor /<br />
Daß ich kein Licht zu meiner Rettung habe.<br />
2.<br />
Wiewohl mein Trost / mein JEsus ist mein Leben<br />
Er ist im Grabe todt /<br />
Doch endlich muß die Noth<br />
Mir einen Weg auch durch die Feinde geben.<br />
3.<br />
Wolan / er lebt / die Feinde sind zerstreuet /<br />
Er dringet durch den Stein /<br />
Und heisst mich frölich seyn /<br />
Er triumphirt / wir Christen sind erfreuet.<br />
XI