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TÜV AUSTRIA TIMES Juni 2013

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MÖBELPRÜFUNG<br />

Prüfzeichen als Qualitätsmerkmal<br />

Preis und Design eines Möbelstückes sind<br />

für Sicherheitskriterien keine verlässlichen<br />

Indikatoren. Der harte Wettbewerb unter<br />

Herstellern und Händlern hat mitunter zu<br />

erfindungungsreichen Notlösungen geführt,<br />

die alle Normen und Sicherheitsbestimmungen<br />

ad absurdum führen. Im Bereich<br />

Wohnraummöbel für den Privatbereich<br />

werden in diesem preisumkämpften<br />

Segment durch die Hersteller zum überwiegenden<br />

Teil keine Prüfungen durchgeführt.<br />

Es gibt hier kein Möbelstück, das<br />

Prüfzeichen nach Produktnorm hat – vielmehr<br />

erscheinen Schadstoff geprüft oder<br />

FSC-Zertifizierungen aus einheimischen<br />

Rohstoffen oder die ISO 9001-Zertifizierung.<br />

Im Bereich Gartenmöbel erfüllen<br />

fast alle Tische und Stühle aus Kunststoff<br />

(MONOBLÖCKE) die Grundnorm EN 581<br />

nicht. Da kaum Reklamationen oder Unfälle<br />

bekannt sind, wird die Ware ungeprüft<br />

verkauft. Weil im unteren Preissegment<br />

schnell ein Stuhl oder Tisch nachgekauft<br />

wird, fällt der Mangel gar nicht auf. Wenn<br />

es hier eine Prüfpflicht gäbe, würden sich<br />

einige Regale in den Baumärkten lichten.<br />

Erst die Prüfzeichen von unabhängigen<br />

akkreditierten Prüflabors bieten den objektiven<br />

Beweis, dass die Möbel auch die<br />

vorgesehenen Prüfprozeduren sicher überstanden<br />

haben. Dabei werden die Stühle,<br />

Tische, Sofas, Betten, Liegen, Schränke<br />

(mit und ohne Einschübe) und Regale mit<br />

einer schon brutal wirkenden Prüftechnik<br />

behandelt, damit neben der Standardnutzung<br />

auch andere Verwendungen nicht zur<br />

vorzeitigen Zerstörung führen. Ein Küchenstuhl<br />

soll auch als Leiterersatz herhalten,<br />

ohne sich sofort zu zerlegen.<br />

Der <strong>TÜV</strong> <strong>AUSTRIA</strong> Prüfstand<br />

Ein Schrank darf selbst bei überladenen<br />

Schubladen nicht kippen. Scharniere an<br />

Schranktüren müssen bei zusätzlicher Belastung<br />

standhalten und nicht sofort ausoder<br />

abreißen. Gleiches gilt auch für die<br />

Regalfächer in Schränken. Hier wäre der<br />

Ärger groß, wenn das teure Familien-Porzellan<br />

einen zerstörerischen Abflug macht,<br />

egal wie schwer letztlich das gestapelte<br />

Porzellan war. Ein Möbel muss den üblichen,<br />

gewohnheitsmäßigen Nutzungs-Belastungen<br />

standhalten. Um genau diese<br />

Fragen zu sichern, hat der <strong>TÜV</strong> <strong>AUSTRIA</strong><br />

ein Prüfsystem für Möbel entwickelt, das in<br />

alle Richtungen arbeiten kann.<br />

Am Anfang stand die Idee, dass die Prüfeinrichtungen<br />

gleich nach mehreren Anforderungen<br />

einstellbar sind. So kann <strong>TÜV</strong><br />

<strong>AUSTRIA</strong> die Belastungszyklen, die erforderlichen<br />

Kräfte, Wege, Zeiten normkonform<br />

einstellen und die Ergebnisse komplett<br />

aufzeichnen. Der Prüfstand wurde im<br />

Grundkonzept für Möbel, Sport- und Trainingsgeräte<br />

entwickelt, um eine hohe<br />

Bandbreite für Belastungssimulationen zu<br />

erzielen. So gibt es feste und variable Prüfplätze;<br />

Möbel belegen fast alle fest installierten<br />

Plätze.<br />

Die Prüf-Anforderungen können enorm<br />

sein – je nach Anforderung: Es werden<br />

Roll-Container im voll beladenen Zustand<br />

2.000 mal über ein Hindernis geschoben,<br />

Tische werden mit 10.000 Lastwechsel auf<br />

jeder Seite getestet. Stehen die Tische in<br />

C- oder T-Aufstellung, werden zusätzliche<br />

10.000 horizontale Lastwechsel durchgeführt.<br />

Und Sessel haben es um nichts<br />

leichter: Sie durchlaufen eine zweistufige<br />

Prüfung: In der Biege-Wechsel-Prüfung<br />

werden zunächst 100.000 Lastwechsel auf<br />

den Sitzflächen bzw. auf den Rückenlehnen<br />

simuliert. Anschließend wird die Sesselvorderkante<br />

abwechselnd 50.000 Lastwechseln<br />

über Prüfschablonen ausgesetzt. Derartige<br />

Prüfungen geben Herstellern und<br />

Käufer Sicherheit, Klasse von Ramsch zu<br />

unterscheiden.<br />

Die Umsetzung der Prüfabläufe wird computergesteuert<br />

durchgeführt. An jeder Station<br />

können Prüfparameter für jede Möbelkategorie<br />

eingestellt werden. Auch die<br />

normkonformen Befestigungselemente können<br />

im verwendeten Profilschienensystem<br />

immer exakt eingestellt werden. Hier wurde<br />

auf hohe Variabilität im Befestigen und<br />

schnelle Zustellung der Prüfeinrichtung<br />

geachtet.<br />

Chemisch einwandfrei<br />

Ein wichtiges Prüfkriterium ist die Bewertung<br />

der chemischen Unbedenklichkeit<br />

der eingesetzten Materialen. Die Möbel<br />

dürfen bei Hautkontakt oder Einatmen kei-<br />

Dynamische Sitzvorderkantprüfung Tische werden mit 10.000<br />

Lastwechsel auf jeder Seite getestet<br />

10 <strong>TÜV</strong> <strong>AUSTRIA</strong> <strong>TIMES</strong> No.2 | JUNE <strong>2013</strong><br />

©Gerhard Zahalka

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