BIG News 2/2008 - WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH
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20 AKTUELL<br />
PORTRAIT<br />
21<br />
Vulkan-Gelände<br />
Klares Bekenntnis zu Standort und Wachstum<br />
Blick in die Stanzerei der Heinrich Helms Metallwarenfabrik.<br />
Der 100. Geburtstag oder eine Erfolgsgeschichte<br />
auf dem Vulkan-Gelände:<br />
Beides trifft auf die Heinrich Helms<br />
Metallwarenfabrik <strong>GmbH</strong> zu, die zu den<br />
führenden Unternehmen Deutschlands<br />
als Tiefziehspezialist in der Fertigung<br />
von Lüfterhauben und anderen Belüftungssystemen<br />
für Elektromotoren<br />
gehört. Darüber hinaus fertigt Helms<br />
Schiffsmöbel und Fensterkästen für die<br />
Werftenindustrie. Die Firma gehörte<br />
seit den 1980er Jahren zum Vulkan-<br />
Verbund und ist seit 1996 wieder im<br />
Familienbesitz.<br />
Forschung und Entwicklung<br />
TriakOR prüft getrübte Wässerchen<br />
Ein halbes Glas Schnaps in 1000 Liter<br />
Bier – den Nachweis dafür braucht man<br />
nun nicht unbedingt, aber das Beispiel<br />
verdeutlicht die Leistung von „triakOR“.<br />
Der Name steht für ein optisches Ana-<br />
Stefan Bode (Gestra) und Holger Raffel (BCM)<br />
lysegerät, das mit Hilfe von Lichtstrahlen<br />
den Verschmutzungsgrad von<br />
Flüssigkeiten messen kann. Das Forschungs-<br />
und Entwicklungsprojekt ist<br />
ein gemeinsames Forschungsvorhaben<br />
des Bremer Centrums für Mechatronik<br />
(BCM) und der Gestra AG und wird von<br />
der <strong>BIG</strong> gefördert.<br />
Das Gerät misst nicht nur den Verschmutzungsgrad,<br />
sondern kann auch<br />
zwischen Ölpartikeln und harmlosen<br />
Schmutzpartikeln wie Rost oder Quarzsand<br />
unterscheiden. Damit können<br />
umweltgefährdende Substanzen zweifelsfrei<br />
erkannt werden, zum Beispiel<br />
in der Lebensmittelindustrie, bei der<br />
Abwasseraufbereitung in der Industrie<br />
oder wenn es darum geht, die Qualität<br />
Helms war zudem eins der ersten Unternehmen,<br />
die Grundstücke auf dem 50<br />
Hektar großen Vulkan-Gelände erworben<br />
haben. Zunächst rund 7.000 qm und<br />
in diesem Jahr sind noch mal 2.600 qm<br />
dazugekommen. „Helms hat sich nicht<br />
nur zu dem Standort bekannt, sondern<br />
ist dort auch erheblich gewachsen“, sagt<br />
Volker Ballhausen, zuständig bei der<br />
<strong>BIG</strong> für Unternehmensbetreuung und<br />
-ansiedlung.<br />
Die Firma Heinrich Helms wurde<br />
1908 in Hemelingen gegründet und<br />
war zwischenzeitlich auch in Delmenhorst<br />
ansässig. Mitte der 1990er Jahre<br />
zog das Unternehmen dann auf das Vulkan-Gelände.<br />
Heute fertigen knapp 50<br />
Mitarbeiter Klein- und Großserien im<br />
Bereich der Feinblechverarbeitung bis<br />
zu 3 mm Blechstärke. Insbesondere die<br />
Entscheidung, die Produktion auf Lagerwirtschaft<br />
auszurichten und somit die<br />
Lieferzeiten um 64 Prozent zu verkürzen,<br />
hat der Firma zu ihrem heutigen<br />
Stellenwert verholfen. „Kurze Lieferzeiten<br />
bei guten Preisen und hoher<br />
Qualität gepaart mit dem gelebten<br />
hanseatischen Kaufmannsbegriff gehören<br />
genau so wie Ausbildung, soziales<br />
Engagement und Arbeitsplatzqualität<br />
zu unseren Erfolgsfaktoren“, sagt<br />
der geschäftsführende Gesellschafter<br />
Dipl.- Ök. Knut Reese.<br />
des Bilgewassers in der Schifffahrt zu<br />
bestimmen. „TriakOR ist ein innovatives<br />
und sehr komplexes Projekt, das auch<br />
sehr gute Marktaussichten hat“, sagt<br />
Dr. Norbert Möllerbernd, verantwortlicher<br />
Programm-Manager bei der <strong>BIG</strong>.<br />
Gute Gründe also für die <strong>BIG</strong>, das Forschungsprojekt<br />
mit Mitteln aus dem<br />
Landesprogramm „Forschung und Entwicklung“<br />
zu fördern.<br />
KONTAKT<br />
<strong>BIG</strong> <strong>Bremen</strong><br />
Dr. Norbert Möllerbernd<br />
Tel.(0421) 96 00-345<br />
norbert.moellerbernd@<br />
big-bremen.de<br />
Innovatives Jungunternehmen<br />
Mathematische Möglichkeiten<br />
als Effizienzbringer<br />
Das Potenzial der mathematischen Optimierung wird in Deutschland noch unterschätzt. Dr. Patrick Bangert hat sich<br />
mit seiner algorithmica technologies <strong>GmbH</strong> dennoch bewusst in diese Nische begeben, um die angewandte Wissenschaft<br />
in die Wirtschaft zu transferieren. Sieger im Bremer StartUp-Wettbewerb, unter den Erstplatzierten im Dortmunder<br />
„start2grow“ – Wettbewerb und jüngst Gesamtsieger des Industriepreises <strong>2008</strong> der Initiative Mittelstand – seine Unternehmensphilosophie<br />
„sapere aude“, „wage zu denken“, bestätigt sich für den Jungunternehmer.<br />
Gerade einmal drei Jahre ist es her, dass<br />
Patrick Bangert sich für die Selbstständigkeit<br />
entschied, den Job als Junior<br />
Professor an der neu gegründeten<br />
Jacobs University <strong>Bremen</strong> aufgab und<br />
der aktiven Forschung den Rücken<br />
kehrte. Zunächst. Denn: „Ich arbeite<br />
hart daran, mich in meinem Unternehmen<br />
überflüssig zu machen“, so der Firmengründer.<br />
Dies ehrgeizige Ziel will<br />
er bereits in zwei Jahren verwirklicht<br />
haben. Mehr Zeit für die Forschung, das<br />
ist der Wunsch des Diplom-Physikers<br />
und Doktor der Mathematik. „Ich würde<br />
gerne eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung<br />
aufbauen, ich kann<br />
nicht von jedem meiner Mitarbeiter Forschergeist<br />
erwarten“, sagt Bangert.<br />
Zwei Jahre, ein Zeitziel, das nur<br />
noch einmal die rasante Entwicklung<br />
eines jungen Unternehmens aufzeigt,<br />
hinter dem vor allem eines steht: hohe<br />
Disziplin.<br />
Preis-Auszeichnungen<br />
Dr. Patrick Bangert mit dem Industriepreis.<br />
Im Jahr der Gründung 2005 erhielt er<br />
den begehrten StartUp-Preis in seiner<br />
neuen Wahlheimat <strong>Bremen</strong> und<br />
auch beim Dortmunder Wettbewerb<br />
„start2grow“ konnte er sich mit seiner<br />
Idee eines Know-how-Transfers durchsetzen.<br />
Rückblickend sagt Bangert über<br />
die Auszeichnungen: „Ohne die hätte ich<br />
nicht überlebt.“ Offen gibt er zu, zwar<br />
stets von seiner Geschäftsidee überzeugt<br />
gewesen zu sein, es aber unterschätzt zu<br />
haben, wie essenziell Kontakte, Kunden<br />
und Geldgeber seien. Über die Preise<br />
kam die Aufmerksamkeit – und Patrick<br />
Bangert fand strategische Partner in der<br />
Finanzierung.<br />
„Ich weiß, dass die Projekte funktionieren“,<br />
sagt er. Andere, vor allem Ingenieure<br />
davon zu überzeugen, auch das<br />
habe sich schwerer als erwartet erwiesen.<br />
Die erhofften offenen Türen blieben<br />
zunächst geschlossen. Aufgeben, das<br />
kam dem gebürtigen Schwaben nie in<br />
den Sinn. Mit großem Kampfgeist setzt<br />
er sich für die Möglichkeiten der Mathematik<br />
ein. Und muss zugleich bekennen:<br />
„Ich bin kein Mathematiker mehr, sondern<br />
Verkäufer.“<br />
Mit „NeMo“, einem Neuronator<br />
Maintenance Optimiser, war Bangert<br />
der Überraschungssieger des Industriepreises.<br />
Gegen 600 Einsendungen setzte<br />
sich diese Lösung, die Ausfälle in Maschinen<br />
und Anlagen zuverlässig prognostizieren<br />
kann, durch. Mit dem renommierten<br />
Preis kommt jetzt vermehrt die<br />
erhoffte Neugier seitens der Industrie.<br />
Seit der Verleihung Ende April habe das<br />
Interesse zugenommen, sagt Bangert<br />
und bleibt dennoch bescheiden. „Man<br />
muss eben immer wieder versuchen,<br />
das Gespräch mit unternehmerisch<br />
Denkenden zu suchen.“ Nicht nachlassen<br />
und diszipliniert an sich arbeiten,<br />
eine Tugend, die er seit seiner Kindheit<br />
in Malaysia und Manila verfolgt. Seit<br />
seinem 12. Lebensjahr ist er im Ausland<br />
aufgewachsen, die asiatische Kultur<br />
sein Zuhause, wie er sagt, Deutsch<br />
eine Fremdsprache, die er erst wieder<br />
erlernen musste, als er aus London an<br />
die Jacobs University <strong>Bremen</strong> wechselte.<br />
„Eine hervorragende Universität“, wie<br />
„NeMo“-Optimiser auf dem Monitor.<br />
er lobt. Nach wie vor ist der Kontakt eng,<br />
viele der herausragenden studentischen<br />
Köpfe hat Patrick Bangert für sein Unternehmen<br />
begeistern können.<br />
HINTERGRÜNDE<br />
Dr. Patrick Bangert gründete die algorithmica<br />
technologies <strong>GmbH</strong> im August<br />
2005. Kernthematik ist die Optimierung<br />
von Abläufen und Prozessen in Unternehmen<br />
auf Basis mathematischer Gegebenheiten<br />
vom wissenschaftlichen Rechnen<br />
bis hin zum Design von Algorithmen.<br />
Wert gelegt wird auf eine enge Anknüpfung<br />
an die Praxis und die neuesten wissenschaftlichen<br />
Forschungsergebnisse<br />
sowie auf die jeweiligen individuellen<br />
Anforderungen der Kunden. Einsatzbereiche<br />
für die Lösungen von algorithmica<br />
technologies sind unter anderem die<br />
Logistik, Biotechnologie, der Verkehrssektor<br />
oder aber das produzierende<br />
Gewerbe sowie die Luft- und Raumfahrt.<br />
Gemeinsam mit Markus Ahorner formt<br />
Bangert die Unternehmensleitung. Das<br />
Unternehmen beschäftigt 20 Mitarbeiter.<br />
LINK:<br />
www.algorithmica-technologies.com<br />
bignews >>> Juli <strong>2008</strong><br />
Juli <strong>2008</strong> >>> bignews