MEIN PASSAU

SERIE
»DAS BIN ICH UND DAS IST MEIN PASSAU«
„Einen alten Baum versetzt man nicht“
Von Katharina Krückl
Kommenden
Monat
jährt sich das Jahrhundert-Hochwasser.
Ist
tatsächlich schon wieder
ein Jahr vergangen, denkt
man sich, wenn einen
die Erinnerungen an die
schrecklichen Wassermassen
und die anschließende
Verwüstung einholen. Das
tägliche Leben hat sich
bis dato wieder weitestgehend
normalisiert - zumindest
oberflächlich betrachtet.
Im Inneren der
betroffenen Häuser kämpfen
die Menschen jedoch
noch heute, ein knappes
Jahr später, mit den Folgen
des Hochwassers.
Ein Ehepaar, das mir aus diesen
schrecklichen Tagen besonders
im Gedächtnis geblieben
ist, sind Alfred (82) und
Gertrud (80) Peetz aus der
Brunngasse. Weinend und
völlig verzweifelt standen beide
damals vor den Trümmern
ihrer Existenz – und jeder, der
diese herzzerreißenden Szenen
sah, fühlte mit ihnen.
Jetzt, ein Jahr später, besuchte
ich das Rentnerpaar und
fragte nach, wie es ihnen geht
und was sie mit Passau verbindet.
Die Geschichte von Herrn
und Frau Peetz beginnt in
den deutschen Kriegsjahren.
Beide kamen zu dieser
Zeit nach Passau, lernten
sich hier kennen und lieben.
1953 zogen sie schließlich in
das kleine, grüne Häuschen
in der Brunngasse, ein Erbe
von Gertrud Peetz‘ Großvater.
Sie blieben in Passau, zum
einen aus beruflichen Gründen,
Alfred Peetz war hier
Orthopädie-Mechaniker, zum
anderen mochten beide die
schöne Landschaft rund um
die Stadt. Über 60 Jahre sind
nun vergangen und Familie
Peetz hält der Dreiflüssestadt
immer noch die Treue. Auch
wenn es früher in der Innenstadt
wesentlich ruhiger
zuging als heute, wie Alfred
Peetz bemerkt.
BEIDE HOCHWASSER
MITERLEBT
In all den Jahren ist viel passiert.
So durchlebte das Ehepaar
auch die Hochwasser-
Katastrophe von 1954. Drei
bis vier Tage war das Wasser
damals präsent, also wesentlich
kürzer als im letzten Jahr.
„Zudem war der Wasserpegel
nicht so hoch“, erinnert
sich der Rentner. Dennoch
überflutete das Wasser auch
damals das komplette Untergeschoss
ihres Hauses und
so verbrachten Alfred und
Gertrud Peetz die Nächte
zusammen mit der im Parterre
wohnenden Familie,
die sie kurzerhand in ihr
Wohnzimmer einquartierten.
Kind und Kegel inklusive.
„Wenn man so nah am Wasser
wohnt, macht man in all
den Jahren schon was mit“,
resümiert Gertrud Peetz über
ihr Leben in Passau. 2013
kam schließlich die zweite
Hochwasser-Katastrophe, die
beiden alles abverlangte. Elf
Tage verharrten sie in ihrem
Haus, ohne fließend Wasser,
Strom, Gas oder Telefon. An
Durchhaltevermögen mangelt
es dem Ehepaar somit
bestimmt nicht. Bis zu sieben
Meter hoch stand das Wasser
im Haus. Ihre Wohnung
im ersten Stock erwischte
es zum Glück nicht, doch im
kompletten Untergeschoss
herrschte Land unter. Liebevoll
verpflegt wurden die
Rentner in dieser Zeit von ihrer
Tochter, die sich rührend
um sie kümmerte. Was dann
nach dem Rückgang des Wassers
zum Vorschein kam, war
ein Anblick der Verwüstung.
Den fleißigen Helfern, die Familie
Peetz in dieser schlimmen
Zeit zur Seite standen,
unermüdlich Schlamm und
Unrat beseitigten, sind sie
deshalb zutiefst dankbar.
Bis heute ist das Hochwasser
in den Köpfen von Alfred und
Gertrud Peetz omnipräsent,
was unter anderem an dem
riesigen Entlüfter liegt, der
immer noch im Gang vor sich
hin brummt. Die Feuchtigkeit
in den Wänden ist auch nach
einem Jahr nicht verschwunden.
In den ersten Tagen
nach der Flut zog der Entlüfter
in 2,5 Tagen unglaubliche
18 Liter Wasser aus den Wänden!
Ein weiterer Wehmutstropfen
für das Renterpaar
ist ihr Keller. Für ihn kommt
jede Hilfe zu spät. Da in dem
alten Haus die Treppe zu
schmal ist, passt hier kein
Entlüfter hinunter. Der
Keller bleibt also in seinem
„after-Flut-Zustand“, damit
haben sich Herr und Frau
Peetz abgefunden. Trotz allem
Leid machen beide einen
sehr starken und aufgeräumten
Eindruck, obwohl
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Ein starkes Duo. Die Hochwasser-Katastrophe verlangte Gertrud
und Alfred Peetz alles ab. Dennoch haben beide den Mut nicht
verloren.
Foto: Krückl
gesamtes Erspartes raubte.
Der Schaden beläuft sich auf
ca. 180.000 Euro. Als Soforthilfe
bekamen sie lediglich
400 Euro, den Rest mussten
sie vorerst selbst aufbringen.
„Mittlerweile geht es mit der
Entschädigung, 80% der Kosten
wurden übernommen“,
berichtet Alfred Peetz. „Der
bürokratische Aufwand ist
dabei jedoch eine Zumutung,
man wird von einem Amt ins
andere geschickt“. Bis zum
Spätherbst werden die Reparaturarbeiten
schätzungsweise
noch andauern, danach
kann das Ehepaar wieder einigermaßen
aufatmen.
Der Schock sitzt dennoch
tief und das Erlebte kann so
schnell auch nicht verarbeitet
werden - weder psychisch,
noch körperlich. Beide haben
jedoch vor, ihren Ruhestand
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