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Nase (ja, dieser Fisch heißt<br />
wirklich so), eine Barbe, eine<br />
Brachse sowie einen Zobel.<br />
Wenn der Fang auch nicht<br />
sonderlich üppig ist, dafür<br />
aber vielfältig, denke ich<br />
mir, während Anton Hartl<br />
erklärt, dass die Nase der am<br />
häufigsten vorkommende<br />
Fisch der Donau sei.<br />
DAS KRIBBELN IST<br />
IMMER NOCH DA<br />
»Es ist immer noch spannend, auch<br />
nach so langer Zeit«<br />
Freut man sich auch noch<br />
nach 36 Jahren, wenn ein<br />
Fisch ins Netz geht? Ist das<br />
Kribbeln im Bauch immer<br />
noch präsent?, will ich vom<br />
ältesten Passauer Fischer<br />
wissen, als wir das letzte<br />
Netz ansteuern. „Ja sowieso!<br />
Das is‘ ganz klar! Man freut<br />
sich immer, man freut sich<br />
wenn man rausfährt in der<br />
Früh, wenns Wetter schön<br />
ist. Dann is‘ da eine wunderbare<br />
Stimmung, das Wasser<br />
is‘ ganz glatt und man<br />
zieht die erste Furche, das<br />
is‘ schon toll! Das fasziniert<br />
immer. Es is‘ immer spannend,<br />
a nach so langer Zeit.<br />
Man fragt sich immer: was<br />
is‘ drin? Is‘ was Besonderes<br />
dabei? Letztes Jahr war zum<br />
Beispiel eine Seeforelle im<br />
Netz, etwas ganz seltenes.<br />
Wenn man ein Auge für das<br />
Schöne hat, dann is‘ die Fischerei<br />
in dieser Umgebung<br />
einfach traumhaft“. Eine<br />
Antwort, die keine Fragen<br />
offen lässt. Diesem Mann<br />
ist die Fischerei definitiv<br />
ins Blut übergegangen. Eine<br />
Leidenschaft, die bis zum Lebensende<br />
bestehen bleiben<br />
wird, soviel ist sicher.<br />
Und begonnen hat alles mit<br />
einem Fischweiher der Eltern.<br />
Alles „Drumherum“<br />
habe ihn schon damals an<br />
den Weihern fasziniert.<br />
Angefangen von Fröschen,<br />
Krebsen, Wassermolchen bis<br />
hin zu den Fischen natürlich.<br />
Seit dieser Zeit, also bereits<br />
im Kindesalter, wollte Anton<br />
Hartl Fischer werden.<br />
Ob man letztlich auch davon<br />
leben kann, war stets zweitrangig<br />
für ihn. Nach mehreren<br />
Zwischenstationen<br />
als Landmaschinenmechaniker,<br />
Automechaniker und<br />
Schmied hat es dann endlich<br />
geklappt mit dem Traumberuf<br />
Fischer. Das war vor 36<br />
Jahren, als das damals einzige<br />
Anglergeschäft in Passaus<br />
Altstadt zu verpachten war.<br />
Da musste der 73-Jährige<br />
nicht lange überlegen. Bevor<br />
die Jahrhundertflut im letzten<br />
Jahr alles mit sich riss,<br />
bestand Hartls Hauptgeschäft<br />
im Verkauf von Angelund<br />
Fischerei-Zubehör. Das<br />
Fischen lief nebenbei mit, als<br />
Nebenerwerb. Sein Angelgeschäft<br />
macht er aufgrund der<br />
Hochwasserschäden nicht<br />
mehr auf, „das rentiert sich<br />
nicht mehr. Ich verkaufe<br />
TITELTHEMA<br />
Foto: Geisler<br />
in meinem Laden jetzt nur<br />
noch die gefangenen Fische“,<br />
erklärt Anton Hartl. Die Fischerei<br />
ist weiterhin nur ein<br />
Zubrot für ihn - und natürlich<br />
seine Leidenschaft. „Einen<br />
richtigen Berufsfischer<br />
findet man in Passau eben<br />
nicht mehr. Das sind alles<br />
Hobbyfischer.“ In Vilshofen<br />
weiß Anton Hartl noch einen<br />
verbliebenen Berufsfischer.<br />
„Dort gibt es auch mehr Fische,<br />
weil hier die Donau<br />
noch aus einer 70 Kilometer<br />
langen frei fließenden Strecke<br />
besteht“, erklärt Hartl.<br />
Auch mit dem Nachwuchs ist<br />
es eher schlecht bestellt. „Es<br />
probieren sich immer wie-<br />
6<br />
der welche an der Fischerei,<br />
geben es dann aber wieder<br />
recht schnell auf, wenn sie<br />
merken, dass man hier fast<br />
nichts verdient“, meint der<br />
Mann mit dem grünen Filzhut.<br />
Aber jetzt zurück zu positiven<br />
Dingen, zum Thema<br />
Essen. Was ist denn der<br />
Lieblingsfisch des Fischers?<br />
„Zum Essen natürlich der<br />
Zander. Das ist für mich der<br />
beste Fisch. Man fängt ihn<br />
selten, denn von guten Dingen<br />
gibt es immer wenig“,<br />
meint er lachend. „Ansonsten<br />
ist der Wels oder Waller<br />
mein Lieblingsfisch. Das ist<br />
der urigste, größte und geheimnisvollste<br />
Fisch, den<br />
wir hier haben. Wenn man<br />
ihn selbst fängt, ist es immer<br />
wieder eine Faszination. Da<br />
hat man gut was zu tun und<br />
ist dann froh, wenn man ihn<br />
endlich im Boot hat.“<br />
FISCHEN IN<br />
NORWEGEN<br />
Einen persönlichen<br />
Traumort, an dem Anton<br />
Hartl neben der Donau noch<br />
gerne fischt, hat der 73-Jährige<br />
auch gefunden. Dieser<br />
ist in Norwegen beheimatet.<br />
„Wir fahren jedes Jahr dort<br />
hin und fischen dann im<br />
Fjord. Das ist natürlich eine<br />
ganz andere Fischerei als<br />
hier bei uns, aber es macht<br />
unglaublichen Spaß. Auch<br />
die Gegend dort ist wunderschön,<br />
von der bekomme ich<br />
nur nicht so viel mit. Ich mache<br />
nämlich im Urlaub genau<br />
das Gleiche wie in Passau:<br />
ich gehe am liebsten zum<br />
Fischen. Eigentlich saubled,<br />
aber ich kann eben nicht aus<br />
meiner Haut“, meint Anton<br />
Hartl grinsend mit seinem<br />
typisch trockenem Humor.<br />
Wer nun auch in den Genuss<br />
frischer Donau-Fische aus<br />
dem Hause Hartl kommen<br />
will: jeden Freitag Vormittag<br />
wird im Geschäft in der<br />
Bräugasse 18 verkauft, was<br />
der Fluss tags zuvor hergegeben<br />
hat. Zudem ist Anton<br />
Hartl bei den Bauernmärkten<br />
in Hacklberg (freitags)<br />
und Neustift (samstags)<br />
vertreten. Wer’s jetzt ganz<br />
genau wissen will: Die Preise<br />
für frische, geputzte und<br />
küchenfertige Donau-Fische<br />
gestalten sich Folgendermaßen<br />
(pro kg): Weißfisch: 3,50<br />
Euro, Wels: 9 Euro und Zander:<br />
12 Euro.<br />
Tel.: 08505/918383-0<br />
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