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Untersuchungen zur Massivumformung gegossener<br />
Eisen-Aluminium-Legierungen<br />
Bernd-Arno Behrens, Ingo Lüken, Adis Huskic*<br />
Institut für <strong>Umformtechnik</strong> und Umformmaschinen, Leibniz Universität Hannover<br />
*Korrespondenzautor:<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Adis Huskic<br />
Abteilung Massivumformung<br />
Tel: 0511-762 2428, Fax: 0511-762 3007<br />
huskic@ifum.uni-hannover.de<br />
Die Nachfrage nach hochfesten, gewichtsarmen Sicherheitsbauteilen aus ökologisch<br />
unbedenklichen Konstruktionswerkstoffen nimmt immer mehr zu. Schmiedeteile aus<br />
Aluminiumlegierungen weisen im Gegensatz zu Kunststoffteilen eine sehr gute<br />
Recyclingfähigkeit auf. Der Einsatz von Legierungen aus Stahl und Aluminium bietet<br />
gegenüber konventionellen Stahllegierungen das Potential, eine bis zu 40 prozentige<br />
Gewichtsersparnis bei gleich bleibenden Festigkeitseigenschaften wie Schmiedestähle<br />
zu erzielen.<br />
Schlüsselwörter: Massivumformung, Eisen-Aluminium-Legierungen, mechanische<br />
Einleitung<br />
Eigenschaften<br />
Durch die gestiegene Motivation natürliche Ressourcen zu bewahren, wächst das<br />
Bestreben neue Leichtbaukonstruktionen zu entwickeln und umzusetzen. Insbesondere<br />
die Reduzierung der bewegten Massen im Hinblick auf Energieeinsparung<br />
und Emissionsminderung steht dabei im Vordergrund [1]. Steigende<br />
Anforderungen an die Bauteile sind die Folge. Zur Erfüllung der erhöhten Ansprüche<br />
werden ständig verbesserte hochlegierte Stähle sowie alternative Leichtbauwerkstoffe<br />
entwickelt und eingesetzt. Für sicherheitsrelevante Bauteile müssen dabei<br />
Poren- und Lunkerfreiheit gewährleistet sein. Zur Herstellung solcher Bauteile sind<br />
zurzeit ausschließlich Verfahren der Massivumformung geeignet. Insbesondere das<br />
Schmieden hat sich bei metallischen Werkstoffen zur Produktion hochfester und<br />
fehlerfreier Bauteile bewährt [2].<br />
www.utfscience.de III/2012 Behrens, Huskic, Lüken: Massivumformung von Fe-Al-Legierungen S.1/13<br />
Verlag Meisenbach GmbH, Franz-Ludwig-Str. 7a, 96047 Bamberg, www.umformtechnik.net
Eisen-Aluminium-Legierungen (Fe-Al-Legierungen) wurden bereits 1934 von Skyes<br />
und Bamphylde nach ihrem Verformungsverhalten in die zwei Gruppen „duktil“ und<br />
„spröde“ eingeteilt [3]. Die duktilen Legierungen weisen einen Al-Gehalt von ca. 0 bis<br />
5 Gew.-% auf, sind kalt umformbar und weisen vergleichbare mechanische<br />
Eigenschaften wie reines Eisen auf. Warm umformbar sind die spröden Legierungen,<br />
die mit einem Al-Gehalt von ca. 5 bis 16 Gew.-% klassifiziert werden.<br />
Aktuell werden Fe-Al-Legierungen hauptsächlich <strong>als</strong> Tiefziehwerkstoffe eingesetzt<br />
[1]. Aufgrund der Dichteverhältnisse bei dieser Art von Legierungen im Vergleich zu<br />
Stahl ergibt sich ein großes Potential in Bezug auf Gewichtseinsparungen, z. B. bei<br />
Karosserien im Fahrzeugbau und <strong>als</strong> innovativer Leichtbauwerkstoff [4, 5]. Die<br />
Materialkosten für Fe-Al-Legierungen sind geringer <strong>als</strong> für hochlegierte Stähle, so<br />
dass in der Großserienfertigung eine Kostenersparnis zu erwarten ist [6]. Aus<br />
ökonomischer und ökologischer Sicht ist die sehr gute Recyclingfähigkeit von<br />
Aluminium und Eisen vorteilhaft [7]. Durch die höhere spezifische Festigkeit der<br />
Fe-Al-Legierungen gegenüber üblichen Tiefziehstählen können Bauteile mit<br />
verminderten Querschnittsabmessungen bei gleicher Gestaltfestigkeit hergestellt<br />
werden. Infolgedessen wäre eine Gewichtsreduzierung einer Fahrzeugkarosserie<br />
von 25 bis 28% denkbar [8].<br />
Weiterhin eignen sich diese Legierungen aufgrund ihrer hohen spezifischen<br />
Festigkeit, der guten Korrosionsbeständigkeit und ihres hohen Schmelzpunktes<br />
sowohl <strong>als</strong> Hochtemperaturwerkstoffe <strong>als</strong> auch für die Anwendung in der Luft- und<br />
Raumfahrtindustrie [9]. Ein Einsatz <strong>als</strong> Werkstoff von thermisch, mechanisch oder<br />
chemisch stark beanspruchten Komponenten wie in Gas- bzw. Dampfkraftwerken ist<br />
wirtschaftlich realisierbar [10]. Für die petrochemische Industrie sind Fe-Al-<br />
Legierungen aufgrund ihrer guten Korrosionsbeständigkeit in sulfidreichen Umgebungen<br />
interessant [11].<br />
In der Gitterstruktur der Fe-Al-Legierungen stellen sich temperatur- und legierungsbedingt<br />
unterschiedliche Ordnungszustände ein. Abhängig vom Al-Gehalt bilden sich<br />
drei verschiedene Kristallstrukturen, deren Ordnungsphasen kubisch raumzentrierte<br />
(krz) Gitter aufweisen [9]. In Abbildung 1 ist vom Phasendiagramm nach [12] die<br />
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Seite des Systems Fe-Al mit bis zu 50 At.-%-Aluminium dargestellt. Die A2-Struktur<br />
weist ein ungeordnetes Kristallgitter auf, während die B2-Struktur und die D03-<br />
Struktur geordnete Gitter bilden.<br />
Abbildung 1: Ausschnitt aus dem Fe-Al-Phasendiagramm nach [12]<br />
Im Bereich des Systems Fe-Al mit dem größten Fe-Anteil befindet sich ein ausgedehntes<br />
α-Mischkristall-Gebiet. Hier liegt eine statistische Verteilung der Atome<br />
auf den Positionen des krz-Gitters (A2-Struktur) vor [13]. Bei dem trikritschen Punkt<br />
findet ein so genannter Phasenübergang 2. Ordnung statt. Dabei richten sich die<br />
nächsten Nachbaratome im Kristallgitter neu aus, so dass aus der ungeordneten<br />
A2-Struktur die geordnete B2-Struktur wird. Die intermetallische Phase Fe 3 Al liegt in<br />
der D03-Struktur vor. Diese Phase besitzt eine kubisch komplexe Einheitszelle mit<br />
12 Fe- und 4 Al-Atomen und weist eine geringere Duktilität <strong>als</strong> die beiden anderen<br />
Phasen auf [8]. Sie erstreckt sich von 22,5 At.-% bis 36 At.-% Al und tritt bis maximal<br />
552 °C auf.<br />
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3<br />
Dichte [g/cm ]<br />
relative Dichtereduzierung<br />
( 0 - / 0 [%]<br />
Mechanische Eigenschaften von Fe-Al-Legierungen<br />
Der größte Vorteil von Fe-Al-Legierungen gegenüber technischen Stahllegierungen<br />
ist die gute spezifische Festigkeit. Die Dichte ρ sowie die relative Dichtereduzierung<br />
von Fe-Al-Legierungen in Abhängigkeit von der Konzentration an Aluminium ist der<br />
Abbildung 2 zu entnehmen, dabei ist ρ 0 die Dichte von reinem Eisen.<br />
7,9 0<br />
7,8<br />
7,7<br />
7,6<br />
7,5<br />
7,4<br />
7,3<br />
7,2<br />
7,1<br />
7,0<br />
6,9<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
Aluminiumkonzentration C Al [Masse-%]<br />
Abbildung 2: Dichte und relative Dichtereduzierung ferritischer Fe-Al-Mischkristalle<br />
in Abhängigkeit des Al-Gehalts [1]<br />
Für die Erhöhung der Festigkeitseigenschaften und der Korrosionsbeständigkeit ist<br />
ein hoher Al-Gehalt in Fe-Al-Legierungen einzustellen [14]. Anhand von Abbildung 3<br />
wird verdeutlicht, dass mit zunehmendem Al-Anteil der absolute E-Modul in<br />
polykristallinem Fe-Al abnimmt, während der dichtebezogene Modul E/ρ in<br />
polykristallinem Fe-Al im Vergleich zu konventionellen Tiefziehstählen zunimmt [1].<br />
Durch die abnehmende Verformbarkeit von Fe-Al-Legierungen bei steigendem<br />
Al-Gehalt ergibt sich eine Einschränkung in der umformtechnischen Anwendbarkeit<br />
dieser Legierungen. Durch die dadurch auftretende zunehmende Sprödigkeit wird für<br />
Tiefziehbleche ein maximaler Al-Gehalt von 6,5 At.-% verwendet [8].<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
10<br />
12<br />
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E-Modul [GPa]<br />
R p0,2 [MPa]<br />
spezifischer E-Modul E/ρ [GPa cm³/g]<br />
220<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
E-Modul<br />
spezifischer E-Modul<br />
Tiefziehstahl Fe-5Al Fe-7Al Al<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Abbildung 3: E-Modul und spezifischer E-Modul von Fe-Al-Legierungen im<br />
Vergleich mit Tiefziehstahl und Aluminium nach [15]<br />
Die Festigkeitswerte verlaufen mit steigendem Al-Gehalt linear [13]. Die Dehngrenze<br />
R p0,2 bei Erhöhung des Al-Gehalts ist in Abbildung 4 dargestellt. Des Weiteren ist die<br />
Dehngrenze bei Fe-Al-Legierungen abhängig von der Verformungsgeschwindigkeit.<br />
Bei höherer Umformgeschwindigkeit liegt die Dehngrenze über der bei geringerer<br />
Umformgeschwindigkeit. Dies lässt bei der Erforschung der mechanischen<br />
Eigenschaften von Fe-Al-Legierungen in der Massivumformung Potential erkennen.<br />
R<br />
R<br />
p0,2<br />
p0,2<br />
-2 -1<br />
(10 s )= 90,5 MPa + 21,0*At.-% Al<br />
-4 -1<br />
(10 s )= 37,0 MPa + 23,0*At.-% Al<br />
-4 -1<br />
= 10 s<br />
-2 -1<br />
= 10 s<br />
Al-Konzentration [At.-%]<br />
Abbildung 4: R p0,2 Dehngrenze von Fe-Al-Legierungen bei Raumtemperatur [13]<br />
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In Abbildung 5 sind die Verläufe der Gleichmaßdehnung und der Bruchdehnung für<br />
Raumtemperatur dargestellt. Diese werden im Bereich von 4 bis 15 At.-% Al mit<br />
steigendem Al-Anteil geringer. Bei bis zu 17 At.-% Al werden Werte bis 20% Bruchdehnung<br />
festgestellt. Ab 17 At.-% Al tritt eine signifikante Verringerung der Bruchdehnung<br />
auf. Die Bruchdehnung der Legierung mit einem Al-Gehalt von 18 At.-%<br />
liegt bei 10%.<br />
Abbildung 5: Kennwerte von Fe-Al-Legierungen in Abhängigkeit des Al-Anteiles [13]<br />
Die Legierungen von 14 bis 18 At.-% erreichen nur noch geringe Dehnungen und<br />
brechen ohne einzuschnüren. Bruch- und Gleichmaßdehnungen fallen bei den Al-<br />
Gehalten zusammen [13]. Der Verlauf der Bruchdehnungswerte laut Abbildung 5<br />
weist mit steigender Aluminiumkonzentration auf eine grundsätzliche Veränderung<br />
des Verformungsverhaltens der Werkstoffe ab ca. 14 At.-% Aluminiumgehalt hin. Das<br />
gleiche Verhalten zeigen die Spröde-Duktil-Übergangstemperaturen (Brittle to Ductile<br />
Transition Temperature) (BDTT), die in Abbildung 6 dargestellt sind. Es wird<br />
ersichtlich, dass die Verformungsfähigkeit sinkt. Die Ordnungseinstellung in der<br />
Gitterstruktur hat dabei jedoch nach [16] keinen messbaren Einfluss auf das<br />
mechanische Verhalten von Fe-Al-Legierungen. Zudem wirkt sich der Ordnungszustand<br />
auch nicht auf die Lage der BDTT aus.<br />
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Kerbschlagzähigkeit [J/cm²]<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-100 -60 -20 0 20 60 100 140 180 220<br />
Temperatur [°C]<br />
Abbildung 6: Kerbschlagzähigkeit-Temperatur-Kurven [16]<br />
Die entstehenden Versetzungsstrukturen von langsam und schnell abgekühlten<br />
Fe-Al-Legierungen spiegeln das unterschiedliche Verhalten wieder. Beim Abschrecken<br />
entstehen Leerstellen, welche die Versetzungsbewegungen blockieren,<br />
was eine größere Sprödigkeit und eine Festigkeitssteigerung zur Folge hat [17].<br />
Durch die Rekristallisation, die durch langsames Abkühlen ermöglicht wird, kann bei<br />
ofenabgekühlten Fe-Al-Legierungen generell eine geringere Sprödbruchneigung <strong>als</strong><br />
bei abgeschreckten Legierungen nachgewiesen werden (Abbildung 7) [13].<br />
In Abbildung 8 sind die Spröde-Duktil-Übergangstemperaturen im Kerbschlagbiegeversuch<br />
für steigende Al-Konzentrationen von langsam abgekühlten und<br />
abgeschreckten Legierungen im Gusszustand gegenübergestellt. Es wird ersichtlich,<br />
dass mit zunehmendem Al-Gehalt der Bereich der BDTT bei langsam abgekühlten<br />
sowie bei abgeschreckten Legierungen von -50°C bei 4 At.-% Al bis 140°C bei<br />
18 At.-% Al zunimmt. Der Verlauf ist bis etwa 8 At.-% Al in etwa stetig linear für beide<br />
Abkühlungsarten. Ab etwa 13 At.-% Al verläuft der Anstieg deutlich steiler [13], was<br />
wiederum eine auffallende Änderung des Werkstoffverhaltens vermuten lässt.<br />
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Spröde-Duktil-Übergangstemperatur [°C]<br />
Spröde-Duktil-<br />
Übergangstemperatur [°C]<br />
BDTT min<br />
Abschrecktemperatur [°C]<br />
Abbildung 7: Spröde-Duktil-Übergangstemperatur im Kerbschlagbiegeversuch von<br />
Fe-16At.-% Al (40 ppm C) [13]<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
-40<br />
-60<br />
-80<br />
-100<br />
Al-Konzentration [At.-%]<br />
Abbildung 8: Spröde-Duktil-Übergangstemperaturen im Kerbschlagbiegeversuch<br />
[13]<br />
Für industrielle Anwendungen sind derzeit Legierungen mit einem Al-Gehalt bis zu<br />
6,5 At.-% <strong>als</strong> Blechwerkstoffe im Einsatz, da die eingeschränkte Verformbarkeit von<br />
Fe-Al-Legierungen bei höherem Al-Gehalt stark reduziert wird. Interessant für weiter-<br />
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führende Untersuchungen ist ein deutlich höherer Al-Gehalt in den Legierungen zur<br />
Steigerung der gewünschten mechanischen Eigenschaften. Weiterhin von Interesse<br />
ist der hohe spezifische E-Modul für gute Festigkeitseigenschaften, die geringe<br />
Dichte zur Gewichtseinsparung sowie die verbesserte Korrosionsbeständigkeit im<br />
Bereich der Massivumformung.<br />
Aufgrund der genannten Vorteile von Fe-Al <strong>als</strong> Leichtbauwerkstoff sowie der auftretenden<br />
Änderung des Verformungsverhaltens im System Fe-Al ab einem Al-Anteil<br />
von 13 At.-% besteht ein großes Interesse, die Legierung Fe-Al <strong>als</strong> neuartigen<br />
Schmiedewerkstoff zu qualifizieren. Primär besteht die Motivation darin, das<br />
Verformungsverhalten dieser Legierungen zu untersuchen. In diesem Rahmen ist es<br />
wichtig zu erforschen, inwieweit der günstige Faserverlauf im Gefüge die<br />
mechanischen Eigenschaften von Fe-Al-Legierungen verbessert.<br />
Erhöhung mechanischer Eigenschaften durch die Warmmassivumformung<br />
Am Institut für <strong>Umformtechnik</strong> und Umformmaschinen (IFUM) wurden Fe-Al-<br />
Legierungen mit einem Anteil von 8 At.-% Al untersucht, um erste Erkenntnisse über<br />
einen Einfluss von Umformvorgängen auf das Gefüge und die mechanischen<br />
Eigenschaften zu erzielen. In Abbildung 9 ist das Gussgefüge dieser Legierung<br />
dargestellt. Im Vergleich zu technisch relevanten Stahllegierungen ist das Gefüge<br />
sehr grobkörnig. Einzelne Körner sind in der Bruchfläche makroskopisch sichtbar.<br />
Abbildung 9: Gussgefüge einer Fe-Al-Legierung mit 8 At.-% Al<br />
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Die genannte Fe-Al-Legierung wurde geschmiedet und untersucht. Dafür wurden<br />
zylindrische Proben bei 1100°C unter einem Hammer mit mehreren Schlägen<br />
umgeformt. In Abbildung 10 sind die Zugfestigkeit R m und die 0,2 %-Dehngrenze<br />
R p0,2 einer Fe-Al-Legierung mit 8 At.-% Al vor und nach dem Schmieden dargestellt,<br />
welche durch Zugversuche ermittelt wurden. Sowohl die Zugfestigkeit <strong>als</strong> auch die<br />
Dehngrenze weisen nach dem Umformvorgang über 25% höhere Werte auf.<br />
600<br />
500<br />
400<br />
Rp0,2<br />
Rm<br />
398<br />
442<br />
497<br />
564<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Gusszustand<br />
Schmiedezustand<br />
Abbildung 10: Zugfestigkeit R m und 0,2 %-Dehngrenze R p0,2<br />
Zusätzlich wurden Fließkurven von Fe-Al-Legierungen im Vergleich zum<br />
Schmiedestahl C45 aufgenommen. Eine Gegenüberstellung erfolgt in Abbildung 11.<br />
Bei einer höheren Umformgeschwindigkeit ist das Fließverhalten von C45 und der<br />
Fe-Al-Legierung mit 8 At.-% Al höher <strong>als</strong> bei geringerer Umformgeschwindigkeit.<br />
Grundsätzlich ist am Fließverhalten der Fe-Al-Legierung mit 8 At.-% Al erkennbar,<br />
dass die Fließspannungen bei gleicher Temperatur niedriger sind <strong>als</strong> für den<br />
Schmiedestahl. Im Vergleich zu Abbildung 3 wird ersichtlich, dass der E-Modul von<br />
Fe-Al-Legierungen gegenüber Eisen um etwa 20% abnimmt und der spezifische<br />
E-Modul gleich bleibt, während die Fließspannungen von Fe-Al-Legierungen gegenüber<br />
Eisen um etwa 40% abnehmen. Bei einer entsprechend auf die jeweilige<br />
Legierung bezogenen Parameterwahl können Fe-Al-Legierungen ein besseres<br />
Umformverhalten <strong>als</strong> konventionelle Schmiedestähle aufweisen.<br />
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Fließspannung k f [N/mm 2 ]<br />
300<br />
Werkstoff: C45<br />
T=900°C<br />
Fließspannung k f [N/mm 2 ]<br />
300<br />
Werkstoff: FeAl<br />
T=900°C<br />
200<br />
200<br />
100<br />
100<br />
0<br />
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />
Umformgrad <br />
Fließspannung k f [N/mm 2 ]<br />
300<br />
Werkstoff: C45<br />
T=1000°C<br />
0<br />
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />
Umformgrad <br />
Fließspannung k f [N/mm 2 ]<br />
300<br />
Werkstoff: FeAl<br />
T=1000°C<br />
200<br />
200<br />
100<br />
100<br />
0<br />
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />
Umformgrad <br />
0<br />
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />
Umformgrad <br />
Abbildung 11: Gegenüberstellung der Fließkurven des Stahls C45 und einer<br />
Fe-Al-Legierung mit 8 At.-% Aluminiumanteil<br />
Ausblick<br />
In weiteren Untersuchungen werden die Eisen-Aluminium-Legierungen Fe9Al,<br />
Fe28Al und Fe38Al (alle in At.-%) hinsichtlich ihrer Umformbarkeit untersucht.<br />
Zunächst werden anhand von Fließkurvenaufnahmen Formgebungsgrenzen<br />
identifiziert und anschließend auf das Voll-Vorwärts-Fließpressen übertragen. Beim<br />
Voll-Vorwärts-Fließpressen werden die umformtechnischen Prozessparameter<br />
Umformgeschwindigkeit, -grad und -temperatur kombinatorisch variiert. Darüber<br />
hinaus erfolgen mechanische Untersuchungen des Gusszustandes sowie der<br />
fließgepressten Bauteile, um geeignete Kenngrößen zu identifizieren. Des Weiteren<br />
soll die Gefügeevolution der unterschiedlichen FeAl-Legierungen numerisch<br />
abgebildet werden.<br />
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Danksagung<br />
Wir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für die finanzielle<br />
Unterstützung innerhalb des folgenden Projektes: „Untersuchungen mechanischer<br />
Eigenschaften massivumgeformter Eisen-Aluminium-Legierungen“ (Be 1691/103-1).<br />
Literatur:<br />
[1] Frommeyer, G.; Brüx, U.: „Hochfeste Leichtbaustähle auf der Basis von Eisen-<br />
Aluminium“, Kolloquiumsband des Dritten Industriekolloquiums, S. 51-58,<br />
2002<br />
[2] Behrens, B.-A.: „Handbuch <strong>Umformtechnik</strong>, Grundlagen, Technologien,<br />
Maschinen“, Springer Verlag Berlin, 2006<br />
[3] Sykes, C.; Bampflyde, J. W.: „The Physical Properties of Iron-Aluminium<br />
Alloys”, The Journal of the Iron And Steel Institute, London, 1934<br />
[4] Frommeyer, G.; Brüx, U.: „Hochleistungswerkstoffe für Fahrzeugbau und<br />
Energietechnik”, Ingenieur-Werkstoffe Leichtbau, Konstruktion, Mai 2001<br />
[5] Engl, Bernhard; Kruse, Jochen: „Entwicklung neuer dichtereduzierter<br />
Leichtstähle für den Automobil-Leichtbau“, Tagung, Thyssen Krupp Stahl AG,<br />
Dortmund, 1999<br />
[6] Denkena, B.; Friemuth, T.; Ben Amor, R.; Boehnke, D.: „Eisen-Aluminium-<br />
Werkstoffe in der Zerspanung – Charakteristika beim Außenlängsdrehen einer<br />
FeAl-Legierung mit 10m%Al“, Stahl - Formen - Fügen - Fertigen, Heft 2, 2003<br />
[7] Eumann, Markus: „Phasengleichgewichte und mechanisches Verhalten im<br />
ternären Legierungssystem Fe-Al-Mo“, Dissertation, Technische Hochschule<br />
Aachen, 2002<br />
[8] Brüx, U.; Frommeyer, G.: „Tiefziehfähige Eisen-Aluminium-Leichtbaustähle”,<br />
Fachaufsatz Leichtbau-Stahl, Konstruktion, April 2002<br />
[9] Eggersmann, Martin: „Diffusion in intermetallischen Phasen des Systems Fe-<br />
Al“, Dissertation, Fachbereich Physik der Mathematisch-<br />
Naturwissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />
Münster, 1998<br />
[10] Sauthoff, Gerhard: „Entwicklung neuartiger Eisen-Chrom- und Eisen-<br />
Aluminium-Legierungen für Anwendungen bei hohen Temperaturen“,<br />
Tätigkeitsbericht, Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH, Düsseldorf,<br />
2004<br />
[11] Specht, Petra: „Verformung und Bruchverhalten stöchiometrischer FeAl- und<br />
NiAl-Einkristalle“, Dissertation, Fakultät für Bergbau, Hüttenwesen und<br />
Geowissenschaften der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule<br />
Aachen, 1996<br />
[12] Kubaschewski, Ortrud; Kubaschewski, Oswald: „Iron – binary phase diagrams,<br />
Iron-Aluminium, Fe-Al”, Springer Verlag, Berlin, 1982<br />
[13] Herrmann, Jutta: „Untersuchungen zur Struktur und zum mechanischen<br />
Verhalten von Fe-reichen Fe-Al-Legierungen“, Fortschrittberichte VDI, Reihe<br />
5, VDI Verlag Düsseldorf, 2000<br />
www.utfscience.de III/2012 Behrens, Huskic, Lüken: Massivumformung von Fe-Al-Legierungen S.12/13<br />
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[14] Skrotzki, Prof. Dr. W.: „Texturentwicklung in verformten und rekristallisierten<br />
Fe-Al Legierungen“, Schlussbericht zum Forschungsbericht, Institut für<br />
Strukturphysik der Technischen Universität Dresden, 2003<br />
[15] Schneider, André: „Strukturen und mechanische Eigenschaften von Eisen-<br />
Aluminium-Legierungen“, Tätigkeitsbericht, Max-Planck-Institut für<br />
Eisenforschung GmbH, Düsseldorf, 2003<br />
[16] Drewes, E.-J.: „Höherfester Leichtbauwerkstoff auf der Basis von Eisen-<br />
Aluminium-Legierungen“, Abschlussbericht Forschungsvorhaben, Universität<br />
Erlangen-Nürnberg, 30.06.1999<br />
[17] Köhler, Bernd: „Untersuchungen zur Wanderung und Charakterisierung<br />
thermischer Defekte in geordneten FeAl-Legierungen mit der<br />
Positronenannihilation“, Dissertation, Mathematisch-Naturwissenschaftliche<br />
Fakultät Georg-August-Universität, Cuvillier Verlag, Göttingen, 1999<br />
Autoren:<br />
Prof. Dr.-Ing. Bernd-Arno Behrens studierte Maschinenbau an der Universität<br />
Hannover und promovierte am Institut für <strong>Umformtechnik</strong> und Umformmaschinen<br />
(IFUM) in Hannover. Nach einer leitenden Tätigkeit bei der Salzgitter AG wurde er im<br />
Oktober 2003 <strong>als</strong> Leiter des IFUM an die Leibniz Universität Hannover berufen.<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Adis Huskic studierte Wirtschaftingenieurwesen mit der<br />
technischen Fachrichtung Maschinenbau an der Universität Kassel. Seit Ende 2010<br />
ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Massivumformung am IFUM.<br />
Dipl.-Ing. Ingo Lüken studierte Maschinenbau an der Leibniz Universität Hannover.<br />
Seit Anfang 2011 ist er Leiter der Abteilung Massivumformung am IFUM.<br />
www.utfscience.de III/2012 Behrens, Huskic, Lüken: Massivumformung von Fe-Al-Legierungen S.13/13<br />
Verlag Meisenbach GmbH, Franz-Ludwig-Str. 7a, 96047 Bamberg, www.umformtechnik.net