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neWSLetter - Medizinische Fakultät Mannheim

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<strong>Medizinische</strong> Fakultät <strong>Mannheim</strong> der Universität Heidelberg<br />

2<br />

Lehre und Studium<br />

Embryonen brauchen Schutz<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

...Eine Entscheidung, die Professor Bauer mehr<br />

als bedauert. Er ist überzeugt, dass das Thema<br />

„Stammzellenforschung“ insgesamt einseitig diskutiert<br />

werde. „Bei dieser Forschung wird immer<br />

mit medizinischem Fortschritt argumentiert - und<br />

damit mit möglichen Therapien für bisher unheilbare<br />

Krankheiten. Aber diese Verknüpfung ist<br />

nicht richtig. Bei der Forschung an embryonalen<br />

Stammzellen geht es einzig und allein um biologische<br />

Grundlagenforschung, nicht um medizinische<br />

Therapie.“<br />

Die erfolgreiche Heilung chronischer Krankheiten<br />

ist denn auch komplizierter als die Stammzelldebatte<br />

zunächst suggeriert. „Es funktioniert nicht,<br />

einfach erkrankte oder defekte Zellen durch „frische“<br />

embryonale Zellen zu ersetzen, die dann<br />

den Heilungsprozess übernehmen sollen“, erklärt<br />

Bauer. „Wir wissen aus der Forschung an Tiermodellen,<br />

dass aus embryonalen Zellen besonders<br />

leicht bösartige Geschwüre entstehen. Embryonale<br />

Stammzellen verhalten sich im Körper eines<br />

erwachsenen Tiers derselben Tierart wie Krebszellen.“<br />

Hinzu kommt: Mit einer Zelltherapie würden bestenfalls<br />

die Symptome einer Krankheit behandelt,<br />

nicht ihre Ursache. „Natürlich geht es in der Medizin<br />

darum, Krankheiten zu behandeln. Aber wenn<br />

man das Wesen, die Ursache einer Krankheit nicht<br />

kennt, kann man immer nur bei den Symptomen<br />

ansetzen, wenn auch vielleicht auf technisch hohem<br />

Niveau. Die Erkrankung selbst hätte man mit<br />

einer Zelltherapie aber ursächlich noch lange nicht<br />

verstanden oder erfolgreich bekämpft.“<br />

Das neue Gesetz, so fürchtet Bauer, werde über<br />

kurz oder lang auch einen Umbruch beim Embryonenschutz<br />

nach sich ziehen. „Machen wir uns doch<br />

nichts vor, bei einer einmaligen Stichtagsverschiebung<br />

wird es nicht bleiben. Der Druck zur erneuten<br />

Verschiebung wird wieder und wieder entstehen.<br />

Was zur Folge hat, dass auch das Embryonenschutzgesetz<br />

in Gefahr gerät. Mit welchem ethisch<br />

und rechtlich tragfähigen Argument sollte es dann<br />

noch untersagt sein, Embryonen auch in Deutschland<br />

zu Forschungszwecken herzustellen und zu<br />

verbrauchen?“<br />

Der Staat aber, so betont Bauer, ist verpflichtet,<br />

menschliches Leben zu schützen – auch in einem<br />

so frühen Stadium: „Der Mensch, das Individuum,<br />

das Potenzial für diese ganz besondere einzigartige<br />

Existenz – all das entsteht im Moment der<br />

Zeugung und ersten Zellteilung. Wenn wir einen<br />

Embryo töten, aus welchen Gründen auch immer,<br />

so töten wir ein menschliches Individuum. Auch<br />

wenn es gerade erst im Entstehungsprozess ist.<br />

Kein Forschungszweck rechtfertigt meiner Meinung<br />

nach dieses Mittel.“<br />

Eine Lockerung des Stammzellgesetzes hatte<br />

hingegen insbesondere die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) gefordert. Mit den älteren<br />

menschlichen embryonalen Stammzellen sei Spitzenforschung<br />

nicht mehr möglich. Auch Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel und Forschungsministerin<br />

Annette Schavan (beide CDU) hatten sich für den<br />

neuen Stichtag eingesetzt.<br />

Bei der Bundestagsentscheidung stimmten 346<br />

Abgeordnete für die Verschiebung des Stichtags,<br />

228 Parlamentarier waren dagegen, sechs enthielten<br />

sich. Abgelehnt hatten die Abgeordneten<br />

sowohl einen Antrag zur gänzlichen Abschaffung<br />

der Stichtagsregelung sowie den Vorstoß, embryonale<br />

Stammzellenforschung in Deutschland generell<br />

zu verbieten.<br />

Wer Stammzellen zu Forschungszwecken beantragen<br />

will, muss sich dies vom Robert Koch-Institut<br />

(RKI) genehmigen lassen - so verlangt es das<br />

Stammzellgesetz (StZG). Das Institut entscheidet<br />

über das Vorhaben und berücksichtigt dabei die<br />

Stellungnahme der Zentralen Ethik-Kommission<br />

für Stammzellenforschung (ZES). Zwischen Juli<br />

2002 und Januar 2008 wurden 25 Anträge für<br />

Forschungsvorhaben genehmigt.<br />

Erlebnistag Medizin<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

...Lisa aus Heidelberg hat ihr Abitur schon in der<br />

Tasche und will es jetzt ganz genau wissen: „Wie<br />

kriege ich einen Medizinstudienplatz in <strong>Mannheim</strong>?“<br />

Mit dieser Frage waren außer ihr etliche<br />

Schülerinnen und Schüler aus der Region zum<br />

Erlebnistag Medizin der <strong>Medizinische</strong>n Fakultät<br />

<strong>Mannheim</strong> gekommen - und fanden hier viele Antworten,<br />

unter anderem von einem eigens aus der<br />

Heidelberger Universitätsverwaltung angereisten<br />

Experten. „Das Bewerbungs- und Vergabeverfahren<br />

für einen Medizinstudienplatz ist sehr komplex“,<br />

so Oliver Orth vom Heidelberger Zentrum für<br />

Studienberatung und Weiterbildung. „Mit dem Hinweis,<br />

dass man sich immer zuerst über die Zentralstelle<br />

zur Vergabe von Studienplätzen bewerben<br />

muss, ist es da nicht getan. Wir freuen uns natürlich<br />

über das nach wie vor sehr hohe Interesse am<br />

Medizinstudium und erklären ausführlich, wie man<br />

sich bewerben muss und mit welchen Voraussetzungen<br />

man theoretisch welche Chancen hat.“<br />

Doch nicht nur eine Strategieberatung fand im<br />

Lehrgebäude der Alten Brauerei an diesem Erlebnistag<br />

statt. Um den interessierten Schülerinnen<br />

und Schülern einen Einblick in verschiedene Disziplinen<br />

der Medizin zu gewähren, hatten Dozentinnen<br />

und Dozenten aus ganz unterschiedlichen<br />

<strong>Medizinische</strong>n Fächern im großen Hörsaal zum<br />

Teil sehr aufwändige Stationen aufgebaut. So<br />

hatte der Pathologe Prof. Dr. Philipp Ströbel ein<br />

hochauflösendes Mikroskop mitgebracht, das im<br />

Lehrbetrieb eingesetzt wird und mehreren Studierenden<br />

gleichzeitig den Blick auf kleinste Gewebeteilchen<br />

ermöglicht. An der Station der Urologie<br />

konnten an einem Operationssimulator Harnsteine<br />

geortet und zertrümmert werden, die Anästhesisten<br />

hatten eine Reanimationspuppe dabei, an<br />

der das richtige Verhalten in einem Notfall geübt<br />

werden konnte, während nebenan Anatomieprofessor<br />

Dr. Ralf Kinscherf Präparate und Modelle<br />

von Organen zeigte.<br />

Geräte und Handgriffe ausprobieren, mal eine Endoskopiesonde<br />

führen oder die eigene Blutgruppe<br />

bestimmen - das kam bei den jungen Leuten<br />

richtig gut an: „Ich hatte mich schon auf wieder so<br />

einen Vortrag über das Studium eingestellt“, gibt<br />

ein Schüler aus Ketsch zu. „Mit so viel Spannung,<br />

wie sie hier geboten wird, habe ich überhaupt nicht<br />

gerechnet. Das ist echt toll, ich kann mir unter Pathologie<br />

jetzt auch wirklich etwas vorstellen.“<br />

Vorträge allerdings gab es natürlich auch: Parallel<br />

zu den verschiedenen medizinischen Stationen<br />

wurde in angrenzenden Seminarräumen intensiv<br />

über den <strong>Mannheim</strong>er Modellstudiengang MaRe-<br />

CuM informiert. Und wer schon über das Studium<br />

hinaus dachte, konnte einiges erfahren über die<br />

drei neigungsorientierten Qualifizierungswege, die<br />

nach abgeschlossenem Grundstudium im Modellstudiengang<br />

eingeschlagen werden können.<br />

„Manche Schüler in der Metropolregion Rhein-<br />

Neckar wissen noch gar nicht, dass sie an unserer<br />

Fakultät bereits ab dem ersten Semester Medizin<br />

studieren können“, erklärt Studiendekan Prof. Dr.<br />

Harald Klüter die Beteiligung der <strong>Mannheim</strong>er Fakultät<br />

an den Rhein-Neckar-Orientierungstagen.<br />

„Mit unserer Veranstaltung wollen wir darüber informieren<br />

und gleichzeitig auch Lust machen auf<br />

das Medizinstudium. Die Aufnahme eines Medizinstudiums<br />

erfordert aber weiterhin eine besondere<br />

Begabung und Leistungsfähigkeit. Gerade in<br />

unserem Modellstudiengang wird von den Studierenden<br />

eine hohe Arbeitsdisziplin abverlangt. Immerhin<br />

bieten wir den Teilnehmern ein bundesweit<br />

einzigartiges Programm.“<br />

Das Konzept „Erlebnistag Medizin“ scheint aufzugehen:<br />

„Nach dem, was ich hier mitgekriegt habe,<br />

würde ich umso lieber Medizin auch in <strong>Mannheim</strong><br />

studieren“, resümiert Lisa. Mit ihrem Abidurchschnitt<br />

von 1,2 hat sie beste Aussichten auf einen<br />

der begehrten Plätze.<br />

Jutta Becher<br />

Foto: FGV-Zentrum

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