neWSLetter - Medizinische Fakultät Mannheim
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<strong>Medizinische</strong> Fakultät <strong>Mannheim</strong> der Universität Heidelberg<br />
3<br />
Lehre und Studium<br />
Staatsexamen und Praktisches Jahr<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
...Mit der Studiendauer steigt die Misserfolgsquote<br />
– das ist eine der Erkenntnisse aus der Analyse. „Je<br />
länger jemand studiert, umso schlechter schneidet<br />
er im Examen ab“, beschreibt Prof. Neuser. „Mit<br />
jedem zusätzlichen Semester steigt statistisch der<br />
Misserfolg um den Faktor 1,2.“ Auch zusätzliche<br />
Lernsemester bringen offenbar keinen Vorteil.<br />
Denn in dieser Zeit geht sehr viel Wissen verloren,<br />
das für die Prüfung nötig wäre. Weitere Beobachtungen:<br />
Die Prüfungsergebnisse von Wiederholern<br />
sind im Durchschnitt schlechter als die der Erstteilnehmer,<br />
die Abiturnote korreliert mit dem Prüfungsergebnis<br />
im M-2-Examen, und Männer erreichen<br />
im Durchschnitt schlechtere Ergebnisse als<br />
Frauen. Durchschnittlich besser im M2-Examen<br />
sind solche Studenten, die ihre Hochschulberechtigung<br />
in Deutschland erworben haben.<br />
Im Fokus des Symposiums stand insbesondere<br />
die Lehre im und unmittelbar vor dem Praktischen<br />
Jahr. Längst nicht an jeder Uni sind Lernkataloge<br />
oder gar verbindlich festgelegte Lerninhalte und<br />
–ziele im PJ Standard, das wurde in verschiedenen<br />
Vorträgen deutlich. Auch eine gezielte Vorbereitung<br />
auf das Examen ist keineswegs überall<br />
Teil dieses Ausbildungsabschnittes.<br />
An manchen Fakultäten aber sind die Studierenden<br />
an feste Vorgaben gebunden. In <strong>Mannheim</strong><br />
und Münster etwa wurden für das PJ verbindliche<br />
Lernziele definiert und in Logbüchern aufgelistet.<br />
„Wir bieten“, so Studiendekan Bernhard Marschall<br />
von der Uni Münster, „unseren Studierenden damit<br />
auch die Möglichkeit, selbst zu kontrollieren, was<br />
sie schon können und wo es noch Nachholbedarf<br />
gibt.“ Auch für die Dozenten stellen diese Logbücher<br />
eine Kontrollinstanz dar – allerdings im Sinne<br />
eines Forderungskataloges. Denn das, was im<br />
Logbuch aufgeführt ist, muss auch gelehrt werden.<br />
„Das PJ ist ein für die ärztliche Tätigkeit außerordentlich<br />
wichtiger Ausbildungsabschnitt.“, betont<br />
Professor Dr. Udo Obertacke, Leiter des <strong>Mannheim</strong>er<br />
Kompetenzzentrums PJ. „Die Lehrenden sind<br />
verpflichtet, mindestens die Inhalte, die im Logbuch<br />
stehen, zu vermitteln – und zu überprüfen,<br />
ob diese Punkte auch entsprechend beherrscht<br />
werden. Die Studierenden sind durchaus gehalten,<br />
hier Lehre auch einzufordern.“<br />
Foto: FGV-Zentrum<br />
Aber schon auf das PJ selbst gilt es, sich gründlich<br />
vorzubereiten – und das durchaus bereits im Hinblick<br />
auf das neue Staatsexamen. „Die Studenten<br />
haben im PJ durch den Wegfall des 2. Staatsexamens<br />
weniger theoretisches Wissen als früher“,<br />
sagt etwa Dr. Falitsa Mandraka, Internistin und<br />
Lehrbeauftragte der Uni Regensburg. „Wir haben<br />
deshalb eine theoretische PJ-Eingangsprüfung<br />
eingeführt, in der im sechsten Klinischen Semester<br />
medizinisches Wissen aus den Fächern Innere<br />
Medizin, Chirurgie und Anästhesie abgefragt<br />
wird.“<br />
In <strong>Mannheim</strong> setzt man hingegen auf Praxis. Vor<br />
dem PJ müssen die Studierenden bei einem OSCE<br />
(Objective Structured Clinical Examination) 12 Stationen<br />
aus Chirurgie, Orthopädie, Urologie und Anästhesie<br />
erfolgreich absolvieren. „Hier geht es vor<br />
allem darum, praktische Fertigkeiten für das PJ zu<br />
trainieren und Inhalte zu reflektieren, die vielleicht<br />
schon vor etwas längerer Zeit gelernt wurden“,<br />
erläutert der Geschäftsbereichsleiter für Studium<br />
und Lehrentwicklung Dr. Harald Fritz. Anfangs, so<br />
Fritz, sei der OSCE als Eingangsprüfung für das<br />
PJ eher unbeliebt gewesen, mittlerweile aber habe<br />
sich das Konzept etabliert. Zumal eine Prüfung vor<br />
dem PJ, ähnlich wie in Regensburg, auch als Situationsvorbereitung<br />
auf das neue Staatsexamen<br />
wahrgenommen werde.<br />
Vor allem der mündliche Abschnitt des neuen<br />
Staatsexamens M2 indessen, so wurde auf dem<br />
Symposium deutlich, ist auch für Organisatoren<br />
und Prüfer eine knifflige Angelegenheit. Schließlich<br />
müssen sowohl Inhalt als auch Ablauf des<br />
Examens valide und reliabel sein, sprich, einem<br />
einheitlichen Standard folgen und juristisch unanfechtbar<br />
bleiben. Darauf und auf die fächerübergreifende<br />
Art der Fragestellung aber müssen sich<br />
viele Prüfer erst noch einstellen. In den Fakultäten<br />
des Landes Baden-Württemberg gibt es spezielle<br />
Prüfer-Informationsveranstaltungen mit einheitlichem<br />
Curriculum. „Mit dem M2 neu ist sehr viel<br />
der inhaltlichen Prüfungsverantwortung an die<br />
Universitäten übertragen worden“, so Udo Obertacke.<br />
„Lange genug haben die Universitäten solche<br />
Hoheiten gefordert – jetzt gilt es, diese auch mit<br />
Leben zu füllen!“<br />
Die Beiträge des Symposiums finden Sie<br />
unter http://www.ma.uni-heidelberg.de/studium/<br />
aktuelles/.<br />
Bilder der Veranstaltung können Sie in der<br />
Galerie unter http://www.ma.uni-heidelberg.de/<br />
studium/galerie.html ansehen.<br />
Standortwechsel im Studium<br />
<strong>Mannheim</strong>er Studierende im Regelstudiengang<br />
haben die vorklinischen Semester<br />
in Heidelberg absolviert und wechseln erst<br />
nach dem Physikum nach <strong>Mannheim</strong> Stefan<br />
Schulz gehört zu denjenigen, die als „Erstis“<br />
mit Studienerfahrung nach <strong>Mannheim</strong> kamen<br />
Nach einem Sommer, den ich größtenteils vor<br />
meinem Schreibtisch verbracht habe und gefühlten<br />
zwei Wochen Semesterferien, ging es endlich<br />
mit dem langersehnten Klinischen Studienabschnitt<br />
los. Allerdings mit der Bedingung, Heidelberg<br />
den Rücken zu kehren und sich nach <strong>Mannheim</strong><br />
aufzumachen. Von „genialer Betreuung und<br />
freundlicher Atmosphäre“ bis zum „Auslaufmodell<br />
Regelstudiengang“ hatte ich viele Meinungen zum<br />
Studium in <strong>Mannheim</strong> gehört und beschlossen,<br />
erst einmal alles auf mich zukommen zu lassen.<br />
Am ersten Tag wurden wir durch den Dekan und<br />
Studiendekan begrüßt und durften im Anschluss<br />
sogar auf uns frischgebackene Kliniker mit Gratissekt<br />
anstoßen. Doch dann folgte der erste kleine‘<br />
Dämpfer:<br />
Wir waren wieder „Erstis“, und das bedeutete nicht<br />
zuletzt, dass wir uns um Allerhand zu kümmern<br />
hatten: Neuanmeldung in der Bibliothek, Beantragen<br />
einer Casinokarte und das Kennenlernen einer<br />
unbekannten Klinik standen auf der Liste. Und<br />
wie oft hat man sich am Anfang hier verlaufen?!<br />
Während die ersten Blockkurse begannen, waren<br />
Studentengrüppchen auf der Suche nach gut versteckten<br />
Unterrichtsräumen ein häufiges Bild auf<br />
den Klinikfluren.<br />
Der Kampf durch den Klinikdschungel war jedoch<br />
nicht das einzige, worauf wir uns neu einstellen<br />
mussten. Statt einer integrierten Vorlesung pro<br />
Tag in der Vorklinik hatten wir hier bis zu vier täglich<br />
- mit der logischen Konsequenz, dass sich<br />
Inhalte zwischen den Fächern überschnitten. Da<br />
konnte so mancher Nachmittag schon sehr lang<br />
werden, wenn in der letzten Vorlesung zum x- ten<br />
Mal Themen wiederholt wurden.<br />
Eine weitere Umstellung zeigte sich bei den Klausuren.<br />
Bei sechs schriftlichen, einer mündlichen<br />
und einer praktischen Prüfung im 1. klinischen Semester<br />
wünschte ich mir zwischenzeitlich schon<br />
die eine große integrierte Klausur aus der Vorklinik<br />
zurück. Sicherlich auch nicht die optimale<br />
Lösung, aber wenigstens hatte man es mit einem<br />
Mal hinter sich.<br />
Aber Vieles ist auch ziemlich gut in <strong>Mannheim</strong>.<br />
Wenn man von den Klausuren absieht, die nun<br />
kein Student gerne schreibt, genieße ich vor allem<br />
die persönliche Betreuung der Studenten durch<br />
die Dozenten. An welcher Uni hat man schon<br />
den Luxus, dass nur sechs Studenten von einem<br />
Tutoren in den Blockkursen betreut werden! Das<br />
ist hier selbstverständlich und möglich dank der<br />
überschaubaren Anzahl von 160 Kommilitonen.<br />
In diesen „kleinen Runden“ fällt es auch leichter,<br />
bereits während der Vorlesung Zwischenfragen zu<br />
stellen. Begeistert war ich auch von der freundlichen<br />
Atmosphäre am <strong>Mannheim</strong>er Klinikum, mit<br />
der wir „Erstis“ aufgenommen wurden, und die es<br />
mir leicht gemacht hat, mich schnell in <strong>Mannheim</strong><br />
einzuleben. Ehrlich gesagt: Ich bereue den Wechsel<br />
nicht.<br />
Stefan Schulz