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[DVRW 2013] - Georg-August-Universität Göttingen

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Umgangsweisen und Bewältigungsstrategien reagiert wird. Die methodische<br />

Grundlage ist ein Set aus qualitativer Forschung und der Analyse von LGBT- und<br />

LBTQ-Literatur. Neben der Interaktion von Theorie und Empirie wird vor allem<br />

die Bedeutung der Mehrsprachigkeit im Libanon für das methodische Vorgehen<br />

reflektiert, da gerade sie bezüglich der Frage nach der Entwicklung von Terminologien<br />

und Klassifikationen, aber auch deren Anwendbarkeit auf andere kulturelle<br />

Kontexte hilfreich sein kann.<br />

Sabine Exner: Homophobie in Uganda – ein Import aus dem Westen?<br />

Im Jahr 2009 legte der ugandische Parlamentsabgeordnete David Bahati die Anti<br />

Homosexuality Bill vor, eine Gesetzesvorlage, die Homosexualität kriminalisiert<br />

und im schlimmsten Fall mit dem Tode bestraft. Sie erregte nicht nur innerhalb<br />

Ugandas eine hitzige Diskussion, sondern beschäftigte auch die internationale<br />

Politik, Menschenrechtsorganisationen, religiöse Institutionen sowie LGBT-<br />

Verbände. Die wichtigsten Vertreter dieses Gesetzes sind dabei David Bahati mit<br />

seinen Verbindungen zu der US-amerikanischen, evangelikalen Organisation The<br />

Family, Martin Ssempa, Pastor der Makerere Community Church, sowie der<br />

Medienvertreter Giles Muhame. Mittels klassischer, religiös konnotierter<br />

Argumente begründen sie ihre Ablehnung von Homosexualität mit dem Verweis<br />

auf die Bibel, ihrer Sorge um ihre Kinder und dem Anspruch, die traditionelle,<br />

heterosexuelle Familie schützen zu wollen. Homosexualität sei ein genuin westliches<br />

Phänomen und auch vor der Kolonialisierung kein Bestandteil der ugandischen<br />

Gesellschaft und Kultur gewesen. Die Gegenposition nehmen der Aktivist<br />

David Kato, Christopher Ssenyonjo, ehemaliger Bischof der Church of Uganda,<br />

und die Frauenrechtlerin und Juristin Sylvia Tamale ein. Ihre Kombination von<br />

religiösen Argumenten, mit der Betonung der allumfassenden Liebe eines christlichen<br />

Gottes, und historisch-kritischen Argumenten dient dazu, die soziale Realität<br />

von Homosexualität für die Bevölkerung aufzuzeigen sowie die koloniale<br />

Bedingtheit von legalisierter Homophobie in Uganda wissenschaftlich zu begründen.<br />

Diese Argumentationsstrukturen auf lokaler Ebene, bestehend aus Wissenschaftlichkeit,<br />

Emotionalität und religiös-theologischer Begründung, entsprechen<br />

den globalen Diskursstrukturen um Homosexualität. In Uganda, einem Land, das<br />

in hohem Maße von internationalen (und oft kirchlichen) Entwicklungsgeldern<br />

abhängig ist, tritt noch das spezifische diskursive Element hinzu, Homosexualität<br />

im Ringen um nationale Eigenständigkeit als Instrument zur Abgrenzung von<br />

neokolonialen Einflüssen zu kontextualisieren.<br />

58<br />

Panelstrang B: ZHG 102<br />

Lauren Drover (Bonn), Tony Pacyna (Zürich) und Anna Schröder<br />

(Greifswald)

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