Nr. 42 Winter 2013/14 - Uni-marburg.de
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Thomas Scheidt<br />
bildgestützten Arbeit zeichnete<br />
Hamanns eigene Forschung<br />
aus, die auf Architektur und<br />
Bauskulptur lag. Hier ging es<br />
Die Marburger <strong>Uni</strong>präsi<strong>de</strong>ntin Katharina Krause gratuliert <strong>de</strong>m Preisträger Wolfgang Kemp bei <strong>de</strong>r Verleihung<br />
<strong>de</strong>s „Richard-Hamann-Preises <strong>2013</strong>“.<br />
Mehr als einer<br />
„Ein echter Augenöffner“:<br />
So charakterisierte die<br />
Marburger <strong>Uni</strong>präsi<strong>de</strong>ntin<br />
Katharina Krause die Bücher<br />
von Wolfgang Kemp, als sie<br />
ihm am 19. Oktober <strong>de</strong>n<br />
Richard-Hamann-Preis <strong>2013</strong><br />
verlieh. Die Kunsthistorikerin<br />
sprach aus eigener<br />
Anschauung, wie sie beim<br />
Festakt in <strong>de</strong>r Aula <strong>de</strong>r Alten<br />
<strong>Uni</strong>versität <strong>de</strong>utlich machte:<br />
Kemps Bücher hätten auf<br />
sie als Doktorandin in München<br />
einen regelrechten <strong>de</strong>n<br />
„Aha-Effekt“ ausgeübt.<br />
Die Verleihung <strong>de</strong>s Kunstgeschichtspreises,<br />
gestiftet<br />
von Peter und Karin Ahrens,<br />
bil<strong>de</strong>te einen Höhepunkt<br />
bei <strong>de</strong>r Jubiläumsfeier <strong>de</strong>s<br />
Kunsthistorischen Instituts.<br />
Aha-Effekte: Wolfgang Kemp erhielt <strong>de</strong>n Richard-Hamann-Preis <strong>2013</strong>.<br />
„Von welchem Kemp soll hier<br />
eigentlich die Re<strong>de</strong> sein?“<br />
fragte <strong>de</strong>nn auch Felix Thürlemann<br />
zu Beginn seiner Laudatio<br />
– und antwortete gleich<br />
selbst: „Wolfgang Kemp ist<br />
mehr als einer.“<br />
Talent für Polemik<br />
Er sei nicht nur Kunsthistoriker:<br />
„Er ist auch Essayist und<br />
Schriftsteller, Kolumnist und<br />
begabter Polemiker, wenn es<br />
sein muss.“ Der „scharfzüngige<br />
Kolumnist“ halte <strong>de</strong>m<br />
Kunstbetrieb, aber auch seinem<br />
eigenen Fach und <strong>de</strong>m<br />
Wissenschaftsbetrieb mit eleganten,<br />
ironisch gebrochenen<br />
Texten immer wie<strong>de</strong>r einen<br />
Spiegel vor.<br />
stärker als bei Gemäl<strong>de</strong>n darum,<br />
beim Fotografieren aus <strong>de</strong>n<br />
unerschöpflichen Möglichkeiten<br />
signifikante Ansichten und Details<br />
festzulegen. Diese mussten<br />
zu<strong>de</strong>m im Archiv auf ähnliche<br />
Bil<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Objekte treffen,<br />
um Vergleiche zu gewährleisten.<br />
„Ohne Marburg hätte die<br />
Jury nicht so viel Preiswürdiges<br />
an mir gefun<strong>de</strong>n“,<br />
revanchierte sich Kemp. Das<br />
Marburger Ernst-von-Hülsen-<br />
Haus habe benachbarte Fächer<br />
in offener Raumordnung<br />
verbun<strong>de</strong>n und so eine Art<br />
Werkgemeinschaft geschaffen,<br />
wie sie ihm we<strong>de</strong>r zuvor<br />
noch danach jemals wie<strong>de</strong>r<br />
begegnet sei.<br />
In seinem Festvortrag beleuchtete<br />
<strong>de</strong>r Geehrte die<br />
Erinnerungskultur <strong>de</strong>r Weimarer<br />
Republik – und bewies<br />
jenes „essayistische Talent“,<br />
das Thürlemann in seiner<br />
Laudatio wenige Minuten zuvor<br />
noch so beredt gerühmt<br />
hatte.<br />
<br />
>> et, si<br />
Die Diskussion darüber, was<br />
eine wissenschaftliche Aufnahme<br />
ausmacht, begleitete die<br />
Fotografie von Kunstwerken.<br />
Die Theorie blieb allerdings angesichts<br />
<strong>de</strong>r enormen Masse <strong>de</strong>r<br />
Bildproduktion immer wie<strong>de</strong>r<br />
hinter <strong>de</strong>r Praxis zurück. Hamann<br />
war hier ganz Pragmatiker.<br />
Zugleich betonte er immer,<br />
wie sehr das Fotografieren das<br />
Sehen eines Objektes schule.<br />
Der Fotograf Hamann propagierte<br />
die Kamera als kunsthistorisches<br />
Untersuchungsinstrument.<br />
Keine Konjunktur hatten<br />
bei ihm und seinen Zeitgenossen<br />
Fragen nach <strong>de</strong>r Materialität von<br />
Kunst, die sich an Fotos kaum<br />
ausmachen lässt, o<strong>de</strong>r solche<br />
nach <strong>de</strong>m Foto als Foto.<br />
Heute haben sich die Paradigmen<br />
verschoben. Noch<br />
immer führt Foto Marburg eigene<br />
Fotokampagnen durch, seit<br />
<strong>de</strong>m Jahr 1961 als „Deutsches<br />
Dokumentationszentrum für<br />
Kunstgeschichte“. Das Archiv<br />
erweitert seine Aktivitäten<br />
durch Verbundprojekte und<br />
Netzwerkbildung. An<strong>de</strong>rs als<br />
noch bei Hamann, sind Fotografien<br />
nun nicht mehr nur Bildmaterial<br />
für die Kunstgeschichte,<br />
son<strong>de</strong>rn auch Objekte eigenen<br />
Rechts. Das Forschen über sie<br />
nimmt zugleich historische wie<br />
gegenwärtige Bedingungen<br />
kunsthistorischer Arbeit in <strong>de</strong>n<br />
Blick. Davon zeugen Tagungen<br />
und Forschungsprojekte <strong>de</strong>r vergangenen<br />
Jahre unter Direktor<br />
Hubert Locher, etwa zur Architekturfotografie<br />
o<strong>de</strong>r zum Bildarchiv<br />
<strong>de</strong>s Historikers Reinhart<br />
Koselleck. Diese neuere, zweite<br />
Form <strong>de</strong>r Fotogeschichte zielt<br />
auf die Reflexion <strong>de</strong>s eigenen<br />
Tuns als Bildarchiv und weit<br />
darüber hinaus auf die <strong>de</strong>r Rolle<br />
<strong>de</strong>s Mediums Fotografie für die<br />
Bildwissenschaften.<br />
>> Angela Matyssek<br />
Die Autorin forscht und lehrt<br />
als wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Kunstgeschichtlichen<br />
Institut <strong>de</strong>r Philipps-<strong>Uni</strong>versität.<br />
Im Jahr 2009 erschien ihr Buch<br />
über „Kunstgeschichte als<br />
fotografische Praxis. Richard<br />
Hamann und Foto Marburg“,<br />
ausgezeichnet mit <strong>de</strong>m „Erich-<br />
Stenger-Preis“ <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Gesellschaft für Photographie.<br />
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